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THEMA:   Paulo Coelho: Dank an Mr. Bush

 3 Antwort(en).

Ernst begann die Diskussion am 30.03.03 (16:41) mit folgendem Beitrag:

Aus https://www.kassandras-world.de/

Offener Brief eines weltbekannten Autors an das Weisse Haus
von Paolo Coelho

Danke, grosser Staatsmann George W. Bush. Danke, dass Sie jedem gezeigt haben, welche Gefahr Saddam Hussein darstellt. Viele von uns haetten sonst womoeglich vergessen, dass er chemische Waffen gegen sein eigenes Volk, gegen die Kurden und die Iraner eingesetzt hat. Hussein ist ein blutruenstiger Diktator und eine der augenfaelligsten Verkoerperungen des Boesen in der heutigen Welt.

Aber nicht allein dafuer wollte ich Ihnen danken. Waehrend der ersten zwei Monate dieses Jahres 2003 haben Sie der Welt eine Reihe anderer, wichtiger Dinge gezeigt.

Ich moechte mich daher in Anlehnung an ein Gedicht, das ich als Kind gelernt habe, bei Ihnen bedanken:

Danke, dass Sie allen gezeigt haben, dass das tuerkische Volk und sein Parlament nicht kaeuflich sind, auch nicht fuer 26 Milliarden Dollar.

Danke, dass Sie der Welt gezeigt haben, welch tiefe Kluft zwischen den Entscheidungen der Machthaber und den Wuenschen des Volkes liegt.

Danke, dass Sie uns vor Augen fuehren, dass weder José Maria Aznar noch Tony Blair ihren Waehlern die geringste Achtung und Wertschaetzung zeigen. Aznar bringt es fertig, darueber hinwegzusehen, dass 90 Prozent der Spanier gegen den Krieg sind, und Blair ist die groesste Demonstration der vergangenen dreissig Jahre in England schlichtweg egal.

Danke, dass Sie Tony Blair dazu gebracht haben, mit einem Dossier, das ein Plagiat einer Arbeit war, die ein Student zehn Jahre zuvor geschrieben hatte, vor das britische Parlament zu treten und es als vom britischen Geheimdienst erbrachten schlagenden Beweis vorzustellen.

Danke, dass Sie Colin Powell gestatten, sich selbst zum Narren zu machen, indem er dem UN-Sicherheitsrat Fotos vorlegt, die eine Woche spaeter von Hans Blix, dem Chef der UN- Ruestungskontrollkommission zur Entwaffnung des Irak, oeffentlich angefochten werden.

Danke, dass Sie mit Ihrer Haltung dafuer gesorgt haben, dass bei der UN-Vollversammlung der franzoesische Aussenminister Dominique de Villepin mit seiner Anti-Kriegsrede Applaus geerntet hat, was meines Wissens vorher nur einmal in der Geschichte der UNO, im Anschluss an eine Rede Nelson Mandelas, geschehen ist.

Danke, dass Sie mit allen Ihren Bemuehungen, den Krieg voranzutreiben, dazu beigetragen haben, dass die sonst untereinander zerstrittenen arabischen Nationen sich bei ihrem Treffen in Kairo in der letzten Februarwoche erstmals einstimmig gegen jedwede Invasion ausgesprochen haben.

Danke, dass Sie mit Ihrer rhetorischen Behauptung, die UNO habe nun die Chance, ihre wahre Bedeutung zu zeigen, sogar die zoegerlichsten Laender dazu gebracht haben, sich gegen jede Art von Angriff gegen den Irak auszusprechen.

Danke, dass Sie mit Ihrer Aussenpolitik den britischen Aussenminister Jack Straw zu der Erklaerung verleitet haben, im 21. Jahrhundert koenne es Kriege geben, die sich moralisch rechtfertigen liessen, wodurch Straw seine ganze Glaubwuerdigkeit verlor.

Danke, dass Sie versucht haben, ein Europa auseinander zu dividieren, das fuer seine Vereinigung kaempft. Es wird ihm als Warnung dienen.

Danke, dass Sie geschafft haben, was nur wenigen in diesem Jahrhundert gelungen ist: Millionen Menschen auf allen Kontinenten im Kampf fuer dieselbe Idee zu vereinen, auch wenn diese Idee nicht die Ihre ist.

Danke, dass Sie uns wieder fuehlen lassen, dass unsere Worte, wenn sie vielleicht nicht gehoert, so zumindest ausgesprochen wurden. Das wird uns in Zukunft noch mehr Kraft geben.

Danke, dass Sie uns missachten, dass Sie alle marginalisieren, die sich gegen Ihre Entscheidung stellen, denn die Zukunft der Erde gehoert den Ausgeschlossenen.

Danke, denn ohne Sie haetten wir nicht erkannt, dass wir faehig sind, uns zu mobilisieren. Moeglicherweise wird es uns diesmal nichts nuetzen, aber ganz sicher spaeter einmal.

Nun, da es keinen Weg zu geben scheint, die Trommeln des Krieges zum Schweigen zu bringen, moechte ich wie ein europaeischer Koenig einst zu seinem Invasoren sagen: "Moege dein Morgen schoen sein, moege die Sonne auf den Ruestungen deiner Soldaten strahlen, denn noch am Nachmittag werde ich dich besiegen."

Danke, dass Sie uns - einer Armee anonymer Menschen, die wir die Strassen fuellen, um einen Prozess aufzuhalten, der bereits im Gange ist - erlauben zu erfahren, wie man sich fuehlt, wenn man machtlos ist, und aus diesem Gefuehl zu lernen und es zu verwandeln.

Also, geniessen Sie Ihren Morgen und welchen Ruhm er Ihnen auch immer bringen mag.

Danke, dass Sie uns nicht zugehoert und uns nicht ernst genommen haben. Doch Sie sollten wissen, dass wir Ihnen sehr wohl zugehoert haben und Ihre Worte niemals vergessen werden.

Danke, grosser Staatsmann George W. Bush.

Herzlichen Dank.

� Diogenes Verlag,
Uebersetzung von Maralde Meyer-Minnemann


Kassandra, 20.03.2003

Internet-Tipp: https://www.kassandras-world.de/


Antonius antwortete am 30.03.03 (18:18):

Gute Nachricht vom Coelho - Dank dem Überbringer; ein freundlicher Kassandra-Mensch!

Vincent van Gogh: "Meine einzige bange Sorge ist: Wie kann ich nützlich sein in der Welt? Kann ich nicht irgendeinem Zweck dienen und zu etwas gut sein?"
*
Welche Bilder würde der Vincent - heute vor 150 Jahren wurde er geboren - gegen Bush und seine GGG ("Große-Gottes-Gangster") malen...?


hl antwortete am 30.03.03 (19:23):

vielleicht solche?

https://www.hl-extra.de/frieden.html

Internet-Tipp: https://www.hl-extra.de/frieden.html


evelyn antwortete am 02.04.03 (18:29):

Lieber Ernst,ich hatte ihn mir auch sofort aus der FAZ rausgeschnitten----meine Schwiegertochter (Lehrerin )hat ihn mit in ihre Klasse genommen.Und grad im Unterricht find ich diesen Artikel diskussionswert