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THEMA:   Der Münchner Im Himmel

 4 Antwort(en).

Chris begann die Diskussion am 13.04.03 (15:00) mit folgendem Beitrag:

Der Münchner im Himmel
Von Ludwig Thoma



Alois Hingerl, Nr. 172, Dienstmann in München, besorgte einen
Auftrag mit solcher Hast, dass er vom Schlage gerührt zu Boden
fiel und starb..

Zwei Engel zogen ihn mit viel Mühe in den Himmel, wo er von
St. Petrus aufgenommen wurde. Der Apostel gab ihm eine Harfe
und machte ihn mit der himmlischen Hausordnung bekannt. Von
acht Uhr früh bis zwölf Uhr mittags �frohlocken� und von zwölf Uhr
mittags bis acht Uhr abends �Hosianna singen�. � �Ja, wann kriagt
ma nacha was z`trink`n?� fragte Alois. � �sie werden Ihr Manna
schon bekommen!, sagte Petrus. �Auweh!� dachte der neue Engel Alois, �dös wird schö fad!� In diesem Moment sah er einen roten Radler, und der alte Zorn erwachte in ihm. �Du Lausbua, du mistiga!� schrie er, �kemmt`s ös da rauf aa?� Und er versetzte ihm einige Hiebe mit dem äraischen Himmelsinstrument.
Dann setzte er sich aber, wie es ihm befohlen war, auf eine Wolke und begann zu frohlocken:
�Ha-lä-lä-lä-lu-u-hu-hiah!�...
Ein ganz vergeistigter Heiliger schwebte an ihm vorüber.-
�Sie! Herr Nachbar! Herr Nachbar!� schrie Aloisius, �hamm Sie
vielleicht an Schmaizla bei Eahna?� Dieser lispelte nur �Hosianna!�
und flog weiter.
�Ja, was ist denn dös für a Hanswurscht?� rief Aloisius. �Nacha
hamm S`halt koan Schmaizla, sie Engel, sie boaniga! Sie
ausg`schamta!� Dann fing er wieder sehr zornig zu singen an:
�Ha-ha-lä-lä-lu-u-uh � Himmi � Herrgott � Erdäpfi � Saggera-
ment - - lu � uuu � iah!�
Er schrie so, daß der liebe Gott von seinem Mittagsschlafe erwachte und erstaunt fragte: �Was ist das denn für ein Lümmel heroben?�
Sogleich liess er Petrus kommen und stellt ihn zur Rede. �Horchen
Sie doch!� sagte er. Sie hörten wieder den Aloisius singen:
�Ha-aaaah-läh-Himmi-Himmi-Herrgot-Saggerement- uuuuuh � iah!�
Petrus führte sogleich den Alois Higgerl vor den lieben Gott,
und dieser sprach: �Aha! Ein Münchner! Nu natürlich! Ja, sagen
Sie einmal, warum plärren denn Sie so unanständig?�
Alois war aber recht ungnädig, und er war einmal im Schimpfen
drin. �Ja, was glaab`n denn Sie?� sagte er. �Weil Sie der liabe
Gott san, müaßt i singa wia �r Zeiserl, an ganz�n Tag und
z`trinka kriagat ma gar nix! A Manna hat der ander g`sagt, kriag i!
a Manna! Da balst ma net gehst mit dein Manna! Überhaupts sing i nimma!�
�Petrus� sagte der liebe Gott �mit dem können wir da heroben nichts anfangen, für den habe ich eine andere Aufgabe. Er muss
meine göttlichen Ratschlüsse der bayerischen Regierung über-bringen, da kommt er jede Woche ein paarmal nach München�
Des war der Aloisius sehr froh. Und er bekam auch gleich einen
Ratschluss für den Kultusminister zu besorgen und flog ab.
Allein nach seiner alten Gewohnheit ging er mit dem Brief zuerst
Ins Hofbräuhaus, wo er noch sitzt. Und die Bayerische Regierung
wartet heute noch vergeblich auf die göttliche Eingebung.




Ludwig Thoma, einfach immer wieder zum schmunzeln :-))


Hanne antwortete am 14.04.03 (08:13):

Ludwig Thoma - aktualisiert?


js antwortete am 14.04.03 (20:17):

Ja , Thoma's Erzeugnisse strotzen vor Lebensweisheit, Witz und Ironie; besonders gut finde ich auch "Erster Klasse", weil es drei deutsche Stämme gut zeichnet, und unterhaltsam.
Aber top ist seine "Heilige Nacht", eine unvergleichliche Dichtung, die, allerdings, nicht ganz in die Jahreszeiz passt.

Schönen Tag, frohe Ostern


Chris antwortete am 16.04.03 (18:07):

@ JS

Ludwig Thoma hat an Aktualität nichts verloren und das, was er
zur Heiligen Nacht geschrieben hat, passt wohl auch in diese
unsere Zeit.

Denn wer fragt schon nach den armen Kindern und den Kriegswaisen?

Wünsche ein Frohes Osterfest!

Chris


Siegi antwortete am 02.05.03 (00:05):

Wisst Ihr, wieso das bayrische Wappentier kein Hai wurde?
Die Wahl muss schwer gewesen sein. Neben Höhlenlöwen fanden sie auch einige Haie bei uns, solche aus der guten alten Zeit :-). Das ist ein Fakt! Waren mächtige Dinger, wie auch sonst alles in Bayern grösser, prächtiger und wohlgeformter heranwuchs, pruuuuust. *fg*. Ludwig Thoma wusste das natürlich, die Penpäle ebenso. Aber was wissen wir schon, gell? *fg*