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THEMA:   Anthologie der Parodien NF 2

 22 Antwort(en).

Antonius begann die Diskussion am 07.05.03 (00:40) mit folgendem Beitrag:

Im Zuge
(nach ........?)

Seltsam - mit 160 - im IC zu flanieren,
flirrend Dorf, Reichswald und Heim.
Keine Schiene kennt die andre,
nichts verschafft mir 'nen poetischen Reim.
Schau! Die zerschnittne Landschaft spricht:
Ich verzeih es - verzeih es euch nicht!

Eine Vielfalt von Schemen ist mir die Welt,
wo früher mir Heimat und Halt war.
Nun, da die Kontrolle währt,
wird Nachzahlen sichtbar,
Quatsch: ehrliche, teure Pflicht!

Wow, keiner hat�s eilig,
dem das Reisen wie mir gefällt.
Goethes "Schwager", Benn und Böll sind heilig
meiner fahrenden, staunenden Welt.
Was ruft ein gebildetes Kind?
Okay, hab verstanden: Dem Blag mehr Licht!

Keine schlafende Nonne ihrem Orden entfällt -
solang der Schotter, die Trasse die Schienen hält -
liebend die Wunder, das freundliche Kinder-Kosen,
trägt versteckt ihr rotbraunes Haar;
fingernd die perligen Rosen,
den schmerzreichen Kranz sie flicht.

Ich lauf durchs Bistro, blick zu den Wölkchen empor.
Schicksal, o h n e Metaphern zu wandern!
Doch - s o, j a? E i n s a m lokt vorne der "Schwager" -
Diesen geretteten Vers flüster' ich ins Ohr
der ein- oder dem andern.


DorisW antwortete am 07.05.03 (07:37):

Keiner versteht den andern,
jeder dichtet allein ;-)


WANDA antwortete am 07.05.03 (08:03):

Das ist richtig, ich versuche allerdings immer, mich in den anderen hineinzuversetzen und mir auch ein Bild von ihm zu machen. Natürlich ist das Bild, was man hat, auch immer nur das eigene.


DorisW antwortete am 07.05.03 (08:25):

Liebe Wanda,
ich wollte dich nicht aufs Glatteis führen :-)
Das war nicht so pessimistisch und nicht so wörtlich gemeint... Antonius hat ein Gedicht von Hermann Hesse ("Im Nebel") parodiert, ich habe ihm noch zwei parodistische Zeilen hinterhergeworfen.

Internet-Tipp: //http:www.yolanthe.de/hesse2.htm


RoNa antwortete am 07.05.03 (09:14):

Weiß der, der ausgerechnet Hesses "Im Nebel" parodiert, denn auch, was das Gedicht tatsächlich beinhaltet?

Wenn ja, dann ist die "Parodie" für mich lediglich eine Trauer erzeugende Nichtachtung.


schorsch antwortete am 07.05.03 (09:44):

Ehrensache, dass man bei der Reproduktion eines Gedichtes den Verfasser angibt - auch wenn man parodiert!


Antonius antwortete am 07.05.03 (11:54):

@ RoNa
Du hast immer die Vermutung, ja das Urteil, das keiner die Dichtunge so versteht - wie Du - und Du verstehst sie richtig, wie Hesse. Von ihm legitimiert?
Dass Hesse selber parodiert hat, weißt Du das?
Das ich Hesse nicht mißachte, ihn erschlage - sondern das Einsamkeits- oder Kommunikationsverlebnis neu sehe - in die IC-Zeit hinein... Nein? Kein Bedürfnis? Oder magst Du einfach weiterführende Reflexionen über Poesie (die auch hier den Hesseschen poetologischen Texten verpflichtet sind) nicht? Oder - weil i c h sie schreibe?
Deine Urteile sind nicht von Verständisse oder sprachliche eigene Imagination -sondern von Verhinderung und Herabsetzung diktiert! Best-Weisheit als Dirigat!
Teil mir doch mal Deine Tollheiten mit, äh, deine tollen Interpretationen und Fest-STellungen - sag ich mal - zu welchem Mörike, Heine, Lessing, Lichtenberg auch immer? Oder Kaschnitz? Celan? Oder einem von hundert anderen deutschen oder russischen Dichtern....!
Oder reicht es Dir, immer Etiketten-Diagnosen zu erteilen? Ist ja eine Möglichkeit für Alleswisser(innen)!
Aber dann beachte ich die End-RoNa-ergebnisse nicht mehr.
*
Zu Mörikes Krankheiten - morgen Nachmittag noch was Neues; wenn ich sehe, dass Du dich für Texte, Leben, Leiden, Poetologie, Briefzeugnisse von E.M. interessierst...!


RoNa antwortete am 07.05.03 (12:49):

@ Antonius,
es geht hier um e i n e n Dichter und um e i n spezielles Gedicht.
Es geht auch darum, daß Du nicht begreifst, was ich meine.

So vieler Worte aber braucht es gar nicht. Schreib' meinetwegen Parodien aus eigener Feder und nicht in Anlehnung bzw. Verzerrung literarischer Texte.
Dann werde ich auch darüber lachen können. Aber nicht, wenn man die physische Blindheit eines Menschen mit den gesunden Eindrücken aus einem IC analogisiert.

Warte ab, bis Du zu den Senioren gehörst. Vielleichst verstehst Du dann, was ich meine.


Antonius antwortete am 07.05.03 (15:32):

Jau, RoNa. Küß die Hand, die ...
*
Nicht i c h deformiere - sondern Du liest Sachen, über die Du Dich aufregen willst/musst?
*
Wer ist denn physisch blind in "Einsam"...?
*
Wenn Du so literarisch fit bist und mehr weißt als Hesse selber, suche mir mal den Autor, den Titel und das ganze Gedicht, das mit den folgenden zwei Eingangsverszeilen loislegt - ja, ziemlich frech und satirisch:

Der Hummer liebte die Languste,
was aber unerwidert blieb, (...)

(Sonst belästige mich bitte nicht mehr mit Vorwürfen..!)


. antwortete am 07.05.03 (16:06):




Der Hummer liebte die Languste,
was aber unerwidert blieb,
die Liebe sank ins Unbewußte
und wurde dort zum Todestrieb.
Ein Psychologe untersuchte den Fall
und fand ihn gar nicht klar,
der Hummer lief davon und fluchte,
er fand zu hoch das Honorar.
Der Psychologe nun verübelte
ihm dies Verhalten,
wenn auch stumm,
doch sein gescheites Köpfchen
grübelte noch länger an dem Fall herum.
Auch ohne Arzt genas der Hummer
und fand ein andres Liebesglück,
der Arzt führt aber seinen Kummer
auf einen Geldkomplex zurück.
(Hesse, Juni 1959)










DorisW antwortete am 07.05.03 (16:14):

Mit feurigen Beiträgen hänget
und voll mit wilden Gedanken
Das Forum im Netz,
Ihr holden Senioren,
Und trunken vom Lesen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Monitorflimmern.
Weh mir, wo nehm ich, wenn
Die Flatrate ausläuft, den Zuspruch, und wo
Die Denkanstöße
Und die Chatter am Abend?
Der Desktop steht
Sprachlos und kalt, im Winde
Flattern die Kabel.

(für Antonius)


. antwortete am 07.05.03 (16:30):

Nachtrag:
Die Überschrift heißt "Psychologie"


Siegi antwortete am 07.05.03 (16:38):

Eigentlich wollte ich reimen, aber es mag mir nicht gelingen. Nicht in diesem Fall. Wer sollte auch einen derartigen Zug der Tränen in dichterische Worte fassen können. Einer der dort lebte vielleicht. Ach einer, dort war die Wiege und dort liegen soviele alte Wurzeln begraben und niemals, ja niemals sollten wir ganz vergessen.

Die Erzählung, das Erlebte, die Gefühle während der Fahrt, ich würde sie gerne als kleine Erzählung erfahren.


WANDA antwortete am 07.05.03 (18:41):

@antonius, mein letztes "Werk" (kurzgeschichte) die ich eingeschickt habe, heisst "Jau, pflegte er zu sagen".
Dass ausgerechnet du dieses Jau hier verwendest, erstaunt mich schon sehr!!


Antonius antwortete am 07.05.03 (19:54):

Ist ja toll, fast alle Zeilen voll!
Wer schreibt denn da als "roter Punkt" - und lässt sich nicht anklicken. (Ist mir in diesem Forum noch nicht begegnet...)

Die Überschrift "Psycho..." stammt nicht von Hesse; ist aber so gedruckt erschienen. Klasse!

@DorisW! Da ist mir das eingefallen, was ich vergessen hab..., Dir zu schicken.
@ Wanda! Ja oder jau - aber nicht jein?! Jau ist im Ruhrgebiet jerade unter Jenossen oder die es zu sein vorjeben wollen, aber immer ein bisschen ironisch, beliebt.
Da muss ich natürlich Deine Geschichte suchen, um zu vergleichen. Wo, bitte?
* Vor zwei Wochen hatte ich den Dichter Josef Reding hier nach RE eingeladen! Der kann toll den Ruhri-Slang nachmachen und auch liebevoll einsetzen. Er ist ja hier in Castrop geboren, ein Ruhrpöttler!
*
Darf ich als Ausgleich denn noch ein hochdeutsches Hahn-Huhn-Gedicht loswerden, das vorletzte? Oder ist es schon langweilig?

Herr Dr. Kurt Heinrich Hahn (ganz gono-, pardon: generös...)
und Frau Dr. Hermine Huhn (etwas genant)

Ist dir nicht wohl in deiner alten Haut,
so Schritt vor Schritt,
wenn über dir der frühe Morgen blaut,
den eben jetzt ein Taubenflug durchschnitt?
Du möchtest .... mit?
Wie hoch hinauf, wie lange wird's dich tragen?
Mein Huhn, wie soll ich's dir nur sagen?
Pardon: mein "Hühnchen"?

Sieh doch den knospenden Weidenbusch am Hang,
wie er sich hebt.
Und sieh das Tal in seinem stillen Drang,
wie junges Grün den Boden überwebt,
an dem es klebt ...
Wer keine Flügel hat, soll Wurzeln schlagen!
Du, hör zu....!
Oder den Aufschwung mit mir wagen?
*
Im Gedicht, das natürlich wieder nach einer Vorlage umgeschrieben ist, antwortet das "Hühnchen" nicht. Kuckt sich wohl nach was (oder wem)anderen um...?
Hat deshalb der Hahn daraus ein Poemchen gemacht?? Um sich zu trösten...
*
Wer hat den Schwung, wer schreibt eine dritte Strophe - als Antwort der Dame...?
Schorsch, bitte sehr!


. antwortete am 08.05.03 (07:30):

Ach Hähnchen du, verzeih,
ist mir nicht einerlei,
hoch rauf mit dir zu fliegen
und Schwere zu besiegen.
Nur tu s allein, ich kann nicht mit,
sie machten mir den Flügelschnitt
und formten meinen Leib
zu ihrem Zeitvertreib.
Doch bin ich froh, du kannst es glauben,
daß sie mir nur die Eier rauben,
wogegen ich doch dir muß raten:
zu stolzer Hahn, laß dich nicht braten.


Medea. antwortete am 08.05.03 (09:08):

@ .

...das ist wirklich zu und zu schön.
Mit einem Lachen am Morgen, beginnt der Tag gleich viel besser. :-)


webmaster antwortete am 08.05.03 (09:14):

Ich möchte den Punkt trotzdem bitten, sich des richtigen Nicks zu bedienen. Ich möchte nicht, dass sich hier nur noch Sonderzeichen unterhalten ;-)


Lisa1 antwortete am 08.05.03 (10:04):



...oder auch traurig ,resigniert zu verstehen.


RoNa antwortete am 08.05.03 (10:51):

"(Sonst belästige mich bitte nicht mehr mit Vorwürfen..!)" (Antonius)

@ Antonius,
... und Du mich nicht mehr damit, daß Du alles, was ich schreibe, zu solchen machst.


Gottlieb Konrad Pfeffel antwortete am 08.05.03 (11:39):

Frage und Antwort

FRAGE Ich bin der Autor des Gedichts.
Nun sagen Sie mir frei,
Was dachten Sie dabei?
ANTWORT Ich dachte, was der Autor... Nichts!


WANDA antwortete am 08.05.03 (17:44):

@antonius, solange ein Wettbewerb läuft, darf man das "Werk" nicht lesen lassen. Wenn er dann vorbei ist, lasse ich Dir "Jau, pflegte er zu sagen" zukommen, es geht um Eifersucht.


schorsch antwortete am 08.05.03 (19:13):

Bin im Moment zu beschäftigt! (;--))))