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THEMA:   Poesie - Melancholie - Lyrik

 3 Antwort(en).

Marcel Hermann begann die Diskussion am 18.05.03 (17:20) mit folgendem Beitrag:

Ich bin tot

War ich Fleisch und Blut,
suchende Leidenschaft,
Feuer, treibende Glut,
unschuldig sündhaft?

Im Leben war ich Wind,
Stille, tiefe Wasser,
eine Maske, zartes Kind
mit heimlichen Laster.

Lies mich verderben.
Gleich, wer was gemacht.
Jeder darf mal sterben,
egal, was er vollbracht.

Ich möchte nichts hören.
Wer richtet liegt an Ihn.
Alle hinterlassen Scherben.
Keiner kann dem entfliehen.

Macht mir keinen Ärger!
Hört auf zu klatschen,
wenn vier der Träger
den Sarg nach unten lassen.

Das ewig Rauf und Runter
kostet enorm viel Kraft.
Mich machts nicht munter.
Euer Gewissen kaum satt.

Hört auf für mich zu beten.
Macht euch niemals unbeliebt.
Ihr ward doch im Treten
stets treffsicher eingeübt.

Deckt mich nur mit Erde zu.
Könnt euch die Hände reichen.
Auf mich wartet unendliche Ruh
und werde brav tot bleiben.


� by MarcelHermann
https://www.marcelhermann.de

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Lisa1 antwortete am 18.05.03 (19:32):

Spuren im Sand
Eines Nachts hatte ich einen Traum:Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten, Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem LebenUnd jedesmal sah ich zwei Fußspuren im Sand.meine eigene und die meines Herrn.Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte, dass an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens.Besorgt fragte ich den Herrn:"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte.?"Da antwortete er: "Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen."

Margaret Fishback Powers


Chris antwortete am 19.05.03 (21:17):

Hallo Lisa,

diese schlichten Worte haben mir schon in vielen
schweren Stunden geholfen, das Schicksal zu akzeptieren
und auch zu tragen, wie man so sagt.

Ich wünsche mir, dass es anderen auch etwas gibt. Und
wenn es nur die Kraft ist, in schweren Stunden nicht zu
verzagen.

Chris


Antonius antwortete am 20.05.03 (09:14):

Marcell Hermann bietet auf seiner Seite auch Eintragungen für namentliche Totenehrungen an; wer sich da informieren will... Mir behagt das nicht; ich habe mich auch nicht nach den "Bedingungen" erkundigt...

Mir ist es individuell lieber, mit ihm z.B.:
Heinrich Heine: Wo?

Wo wird einst des Wandermüden
Letzte Ruhestätte sein?
Unter Palmen in dem Süden?
Unter Linden an dem Rhein?
Werd ich wo in einer Wüste
Eingescharrt von fremder Hand?
Oder ruh ich an der Küste
Eines Meeres in dem Sand?
Immerhin! Mich wird umgeben
Gotteshimmel, dort wie hier,
Und als Totenlampen schweben
Nachts die Sterne über mir.