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THEMA:   Ist das Kunst?

 33 Antwort(en).

Frieder begann die Diskussion am 13.07.03 (14:49) mit folgendem Beitrag:

Ist das Kunst?
Vor Tagen habe ich mir folg. Notiz gemacht:
Alls wir Montagsmaler kürzlich im Impuls vor den Bildern �nichtgegenständlicher� Kunst standen, sagte Herr Graf: "Damit kann ich nichts anfangen!"
Dies ist sicher so zu verstehen, dass diese Darstellungen in seiner Wahrnehmung nichts auslösen. Er kann in den Formen keinen realen Gegenstand erkennen. Auch die Farben und deren Kombinationen lösten nur ein Achselzucken aus.
Ich fragte ihn: "Können sie bei dem einen oder anderen so etwas wie Trauer, Leichtigkeit, Freude, Gedrückt-werden empfinden?".
Ich gestehe, mir ging es ähnlich. Doch mir fehlte nicht das erahnen eines Gegenstandes, sondern, dass nirgends auch nur einen Hauch von Harmonie zu finden war.

Meine Frage an Sie liebe Leserin, lieber Leser, wie geht es Ihnen, wenn Sie sogenannte �abstrakte� Kunst betrachten.
Erkennen Sie die Absicht des Malers? , Spielt Ihnen Ihre Phantasie etwas ein?. Denken sie dabei an etwas oder fühlen sie nur - oder ist beides vor Ort? .
Gruß Frieder


pilli antwortete am 13.07.03 (15:46):

"Wer nicht die Künste versteht, umgrabe das Land mit der Hacke; allerlei gibt es zu tun, wenn nur tätig du sein willst."
Phokylides

-----------

wo keine phantasie kein wissen und kein können sich gebildet haben; warum sollte ich beitragen zu spätberufener erkenntnis?


WANDA antwortete am 14.07.03 (08:21):

Frieder, Du vermisst einen Hauch von Harmonie. Ein Hauch von Harmonie - was ist das - wäre schon ein eigenes Thema.

Jedes Kunstwerk sehe ich mir mehrmals an und immer ohne eine Erwartung und dann trifft es mich irgendwie, d.h. man kommt sich entgegen. Sehr schwer zu beschreiben, aber irgendwas kommt immer rüber.


schorsch antwortete am 14.07.03 (08:27):

Also offen gestanden kann ich mit vielen Kunstobjekten, die von Experten hochgelobt werden, nichts anfangen. Wenn ich hingegen an einem tauigen Sommermorgen ein Spinnennetz voller Perlschnüre sehe und die Spinne sich im leisen Morgenwind wie in einer Hängematte wiegen lässt, flippe ich vor Freude aus.....


Angelika antwortete am 14.07.03 (10:24):

Nichts auf der Welt muss wahrscheinlich so viel unsinniges Geschwafel über Bedeutung und Aussagekraft über sich ergehen lassen, wie ein "Kunstwerk", das in einer Galerie steht oder hängt (frei nach dem franz. Schriftsteller Edmond de Goncourt) und diejenigen, die sich da besonders hevortun sind vor allem jene, denen es weniger um das Kunstwerk noch um die Kunst geht sondern eher um die Selbstdarstellung :-) Die Beschäftigung mit Künstlern und ihre Werke zeigt, dass die allermeisten Künstler sich eigentlich wenig um die Symbolik kümmern, mit Freude aber auch mit Verbissenheit schaffen, wobei er aus purer Lust und Freude am Leben eben so gerne "schafft" wie aus einem seelischen Tief, einem Schmerz oder einer Traurigkeit. Vor allem aber arbeitet ein Künstler, um sich und seine Kreativ, seinen Ego und sein Streben zu befriedigen. Sie dient im ideellen Sinne also vor allem den Künstlern - nicht den Betrachtern, die sind erst an zweiter Stelle.
Die allermeisten Künstler führen die sogenannten Kunstbeflissenen mit ihren eigenen Interpretationen zu einem Kunstwerk gerne aufs Glatteis und lachen sich ins Fäustchen - andere wiederum sind erstaunt, was man ihnen alles andichtet ...

Johann Nestroy schrieb: Kunst ist, wenn man's nicht kann, denn wenn man's kann, ist's keine Kunst.
Ist doch ganz einfach :-))

Mach es so wie ich mit dem Wein ( und ich habe Freunde, die mich mittlerweile als Banausin bezeichnen :-) :

Gute Kunst und guter Wein ist, was mir gefällt und schmeckt. Schlechte Kunst und schlechter Wein ist, was mir nicht gefällt und schmeckt.

Von allem anderen lass Dich nicht beirren ...


jako antwortete am 14.07.03 (12:37):

Liebe Angelika,

ich bin unter Künstlern aufgewachsen (mein Vater war selber einer) und kann nur, aus meiner Sicht heraus, alles bestätigen, was Du über dieses Thema sagst. Ich kann dem auch nichts hinzufügen.


Angelika antwortete am 14.07.03 (13:11):

;-) danke jako! ich habe einige jahre mit einem künstler gelebt oder soll ich sagen leben müssen? :-)) und im freundeskreis sind auch viele künstlerisch schaffende - wer in deren welt nie hineingeblickt hat, der kann oft kaum glauben, wie völlig normal und am boden geblieben künstler einerseits sind - wie gut sie sich aber durchaus in szene setzen und verkaufen können. und je exzentrischer und exhibitionistischer sind um so ausgeglichener und "völlig normal" sind ihre partner oder partnerinnen. deshalb gings mit meinem künstler auch nicht lange gut :-) wir hätten uns wohl irgendwann die köpfe eingeschlagen...LOL

mir fällt da als bespiel der viel zu früh verstorbene josef beuys und der inzwischen auch über 70jährige anatol aus düsseldorf ein - beide waren und sind bekannt für ihre exzentrischen auftritte und kunstwerke - ich hatte so ab 16j. die chance, beide privat kennenzulernen und gerade beuys hat mich durch seine bescheidene, ruhige, fürsorgliche und immer fröhliche art im kreise seiner familie und freunde fasziniert - hatte privat nichts mehr zu tun mit dem exzentriker und lachte oft schelmisch wie ein lausbube über hoch gestochene kritiken und symboldeutungen :-)) er war so bescheiden und bodenständig - aber wenn er dann protestaktionen wie die überquerung des rheins im einbaum in napoleonischer pose startete, hatte er wieder so etwas wie ein messias ...;-)


jako antwortete am 14.07.03 (17:30):

Liebe Angelika,

Ich hatte nur meinen Vater erwähnt, aber auch mein erster Mann war Künstler, und das ging leider auch daneben mit uns beiden, aber was seine Kunst und seine Arbeit anbetraf, verstanden wir uns prima. Und das ist als Positives zwischen uns geblieben. Und das konnten wir unseren Söhnen vermitteln, die beide eine starke künstlerische Ader haben und in Berufen arbeiten, wo sie diese Begabungen einsetzen können.

Was wäre das Leben ohne Kunst - ich könnte es mir nicht vorstellen. Ich habe 15 Jahre lang Stoffbilder von Hand genäht, betrachte mich aber deshalb keineswegs als Künstlerin. Aber die Tatsache, dass ich mich in meine Bilder voll einbringen konnte, war ein fantastisches Erlebnis. Eines Tages musste ich dann aus physischen Gründen aufhören - das war ein harter Schlag. Aber auch sowas überwindet man. Un das was ich mit und durch meine Bilder erlebt habe, kann mir keiner mehr nehmen. Und das ist auch nicht mit Worten vermittelbar, jedenfalls kann ich es nicht. Und daher kann ich sehr gut nachempfinden, was Du über Beuys schreibst. Über das was ihn antrieb, konnte oder wollte er wahrscheinlich mit niemandem sprechen. Mein Vater hat ein Leben darum gerungen, verstanden zu werden, mein Mann hat es gar nicht erst versucht, sondern alles, was ihn ausmachte, mit ins Grab genommen.


Frieder antwortete am 14.07.03 (18:34):

An Wanda. Sie fragen, was für eine Harmonie ich vermisse. Ich versuche es zu erklären.
Ab und zu nehme ich mir ein Blatt Papier und zeichne ganz spontan, nur dem augenblicklichen Gefühl folgend lockere Striche, die sich zu Formen ergänzen. Dabei empfinde ich deutlich, was zu einander paßt, harmoniert, oder einfach gefällt.
Ich möchte es angenehme Übereinstimmung nennen. Dies gelingt manchmal nicht. Dann heißt es, ab in den Papierkorb. Dies alles gilt auch für das Nebeneinander der Farben.

Diese Art �Harmonie� ist nicht zu verwechseln mit dem ach so schönen Hirsch-Bild. Nein, gemalte Bilder leben - auch - durch Spannung und Gegensätze. Aber - wie oben zu recht gesagt - es muss gefallen.
Gruß Frieder


WANDA antwortete am 14.07.03 (18:56):

ich war und bin von Künstlern umgeben, die mich auch für eine halten :-)) anders möchte ich es nicht haben.
Ein Philosoph sagte einst, das Leben wäre nicht zu ertragen ohne die schönen Künste und genau so sehe ich es auch.


Angelika antwortete am 14.07.03 (19:37):

@jako: das "mit ins grab nehmen" kenne ich von meinem gefährten - er war ein phantast und hat u.a. viele wunderbare festival - und bühnendekorationen entworfen oder auch andere, kurzlebige kunstprojekte und seine phantasie bestand aus der these, dass etwas doch erst kostbar und sehr besonders wird, weil es nur eine beschränkte zeit besteht, man seiner endlichkeit bewusst ist und mit der schöpfung schon dem verfall quasi preisgegeben ist - auch ein ewiges leben wäre dochentsetzlich langweilig und keinen würde irgend etwas interessieren, wenn es ewig wär. und wenn andere ihn kopierten oder ideen klauten, ärgerte er sich nicht wirklich und regte sich nicht auf sondern sagte einfach, dass plagiate die wahrhaftigste anerkennung und ehrlichsten komplimente sind :-). die zeit mit ihm hat mich zu einem menschen gemacht, der immer irgend etwas tun muss -vor allem kultiviere ich das im Kopf planen, bevor ich etwas ausführe, noch länger als je zuvor ...frei nach dem Motto:
80% inspiration + 20 % transpiration

;-)

@wanda: was andere von dir halten ist doch vielleicht gar nicht so wichtog - viel wichtiger ist doch, ob du dich auch für eine künstlerin hältst? ... :-) ohne dem geht gar nichts


WANDA antwortete am 15.07.03 (08:35):

Lieber Frieder, ich verstehe, was Du meinst. Man spricht ja in der Kunst auch so oft vom "goldenen Schnitt" . Nur ist dieser nicht messbar, sondern wird empfunden. Und so ist es eben ganz unterschiedlich, was jeder Mensch empfindet.
Liebe Angelika, Künstler sind von Natur aus bescheiden :-))


Angelika antwortete am 15.07.03 (08:56):

...."Bescheidenheit ist die schlimmste Art von Hochmut"..
(stammt nicht von mir sondern von Carmen Sylva (Künstlerinnenpseudo der rum. Königin Elizabeth)

:-)


jako antwortete am 15.07.03 (10:43):

Hmm, darüber muss ich mal lange nachdenken :-)

Weiter oben erwähnte ich, dass ich mich NICHT als Künstelerin betrachte (und andere sicher auch nicht), aber ich glaube nicht, dass das was mit Bescheidenheit (in meinem Falle) zu tun hat sondern eher mit einer realistischen Einschätzung.

Dass aber an dem Ausspruch von Carmen Sylva was Wahres dran ist, kann ich absolut bestätigen. Und zwar aus eigener Erfahrung. Ich war ein halbes Leben lang ein sogenannter bescheidener Mensch, bis ich herausfand, dass es sich um falsche Bescheidenheit handelte und dahinter nur Mangel an Selbstvertrauen, Durchsetzungsvermögen und Selbstbehauptung steckte. Vielleicht auch ein gewisser Hochmut oder zumindest Dünkel. Damit will ich sagen, dass Bescheidenheit oft als eine Maske getragen wird, hinter der sich allerlei Ungelöstes verstecken kann.
Gerade weil wir hier von Künstlern reden, bin ich aber doch vorsichtig mit einer Pauschalisierung, denn ich habe sehr viele kennengelernt, die nicht fähig waren, sich an die Öffentlichkeit zu drängen - dafür mussten dann Freunde oder Mäzene sorgen. Es liegt eben nicht jedem, sich zu profilieren. Denke ich mal.


Angelika antwortete am 15.07.03 (11:09):

Liebe Jako, eine gesunde Selbsteinschätzung ist auch was anderes als Bescheidenheit, denk ich mal :-) Ich selbst habe für mich irgendwann mal die Bezeichnung "kreativ-phlegmatische Handwerkerin mit Neigung zur Egozentrik und leidenschaftliche Dilettantin" gewählt, was ich aber nur Dir verrate :-)))Ich dilettiere gerne, schnupper überall rein, probier gerne aus und lerne gern dazu - 100 % professionell kann ich eigentlich gar nichts.

Ich hab aber auch ein Problem mit Leuten, die sich selbst "Künster" "Schriftsteller" oder "Dichter" nennen, bloss weil sie ihre Lebensprobleme in Reimform oer Prosa zu bewältigen versuchen und die jeden ihrer geschriebenen Sätze für Literatur halten. wenn ich mir anhöre, was bei den Ingeborg Bachmann Wettbewerben so vorgetragen wird, da krieg ich das Grausen und bedauer oft die Juroren :-)

In unserer schnellebigen Zeit, in der jeder alles ganz schnell kann, ist es da vielleicht angebracht, den Nudelherstellern einen neuen Werbegag vorzuschlagen:

"Buchstabensuppe der Serie >>Deutsche Literatur<<"
Diese Woche: Die Buddenbrooks zum Selbstlegen ...


schorsch antwortete am 15.07.03 (17:34):

Leider wurde ICH noch nie zu einer Ingeborg-Bachmann-Lesung zum Lesen eingeladen.... ):--((((


jako antwortete am 15.07.03 (18:00):

@ Angelika,

auch dem habe ich nichts hinzuzufügen *lach*


jako antwortete am 16.07.03 (08:33):

Vielleicht passt das hier zu unserem Thema?

Die Menschheit wird erst glücklich sein, wenn alle Menschen Künstlerseelen haben werden, das heißt,
wenn allen ihre Arbeit Freude macht.

Johann Wolfgang von Goethe


mulde antwortete am 16.07.03 (21:22):

Finde das Thema sehr interessant aber auch �Brisant!

In jedem Künstler der moderne stecken zwei Seelen in seiner Brust
Eine nennt sich die Abstrakte so wie der Künstler die Welt sieht oder
sehen möchte.
Die andere die reale Welt, die er zwar verachten möchte, ohne die er jedoch
nicht leben kann.
Eine kleine wahre Geschichte aus der DDR so um 1960
Die Leitung einer Großbaustelle vergab so genannte �Auftragskunst�
hierbei sollten junge Talente die Möglichkeiten erhalten, sich
zu profilieren.
Von der Sache an sich eine lobenswerte Sache- nur wurde sie von
Beiden Seiten oft verdreht dargestellt.
Der Kunstmaler XYZ sollte die �heroischen Taten der Werktätigen�
In einem Bild Zyklus darstellen- das war das Thema.
Hier nur zur Illustration erwähnt,
Nach einer Ausstellung, im Speisesaal der Baustelle sollte nun der feierliche
Ankauf öffentlich erfolgen. Alle Firmen auf der Baustelle schickten �Delegierte�
Auf der kleinen Bühne wurde dem Anlass wirklich der nötige Rahmen
Gegeben!
Zuvor zum Verständnis des Nachfolgenden der Maler hatte die also die Menschen
und die Baustelle so gemalt wie er angeblich die Welt sieht.
Grüngesichtige Monteure oder Blaue Rinder auf gelben Wiesen am rande der Baustelle.
Die Bilder wurden eigentlich mehrheitlich abgelehnt!
Der Leite befand sich wirklich in einer Zwickmühle.
Einer seiner Berater (heute ein anerkannter Restaurator historischer Gemälde)
Hatte die Idee des Tages.
Nach dem alle Reden geredet waren nun die Übergabe des Schecks.
Dieser Berater war nun aber auch bekannt für seine Eulenspiegeleien
Mit den Worten : kommen wir nun zur Scheck übergabe------- gab er dem Künstler
Eine Zeitung wo er auf dem Rand mit Filzstift einige Zahlen geschrieben hatte.
Dem Künstler entglitten nun alle Gesichtszüge!
�Das ist aber kein �.. kein � Scheck!!�
Ja, meinte der Zeitungsüberreicher
�So sehe ich die Welt�
Die Massen gröhlten
Das Ende der Geschichte, der Kunstmaler verschwand in ein Nichts
Der Eulenspiegel wurde mehr als getadelt und tauchte auch erst mal unter um dann
Restaurator wieder aufzutauchen.
Seine Meinung ist auch heute noch zur �Moderne� zwiespältig!!
So ist das nun mit der Kunst alle sollen möglichst ihrem Stil folgen
Nur die Bezahlung darf nicht abstrakt sein!
Da zählt nur echtes Geld.
Andererseits malt ein Kind in der Schule solche abstrackten Bilder
Bekommt es mit Sicherheit schlechte Noten.
Kunst ist also die Fähigkeit sich entsprechend anzupassen.


WANDA antwortete am 17.07.03 (08:29):



Kunst ist also die Fähigkeit sich entsprechend anzupassen.

o, nein, hier muss ich auch widersprechen, Kunst ist die Fähigkeit sich individuell auszudrücken.


Vroni antwortete am 17.07.03 (15:31):

Hallo Wanda, der "goldene Schnitt" ist bei einer bildlichen Darstellung genau messbar :-). Er befindet sich beim 0,6181 fachen einer Strecke. Sicher meinst Du mit dem goldenen Schnitt etwas rein Ideelles. VG Vroni


WANDA antwortete am 18.07.03 (08:28):

ja vroni, schon als ich das schrieb, schwante mir, dass es so etwas doch geben könnte, denn den goldenen Schnitt kenne ich aus der Architektur, und aus der Konstruktion von Orgeln, Sakristeischränken usw. Allerdings kann ich Deine Erklärung nicht nachvollziehen. Könntest du das vielleicht noch einmal anschaulicher beschreiben ?

Natürlich übernimmt man dann diesen Begriff und setzt ihn dann ein, wenn einem etwas besonders gelungen erscheint.


pilli antwortete am 18.07.03 (08:34):

"Der goldene Schnitt"

googeln und surfen erleichtert das internet-feeling ab und an :-)

https://cip.physik.uni-wuerzburg.de/~htkramer/schnitt/

Internet-Tipp: https://cip.physik.uni-wuerzburg.de/~htkramer/schnitt/


Angelika antwortete am 18.07.03 (08:40):

Auch die Anatomie des Menschen folgt dem harmoniegesetzt des "goldenen Schnitt":
Hier einige Beispiele, es gibt noch mehr ...
1) die Länge eines Auges von Augenwinkel zu Augenwinkel entspricht dem Abstand zwischen den beiden Augen

2)Der Abstand von Kinnspitze zum unteren Rand der Nase und der Abstand von Haaransatz zur Nasenwurzel entspricht der Nasenlänge

3)Die gesamte Körperlänge entspricht 7x der Schädellänge gemessen von Kinnspitze bis Scheitelpunkt

Eine verständliche Formelerklärung zum Goldenen Schnitt
hab ich auf der Seite einer Fotografin entdeckt:

Internet-Tipp: https://helena.ludwig.name/Fotografie/Diverse%20Seiten1/der_goldene_schnitt.htm


Angelika antwortete am 18.07.03 (08:51):

upppss... eigentlich wollte ich Dir an der stelle noch den Link zu Albreucht Dürers Selbstportrait geben, das ein grossartiges Beispiel für den "Goldenen Schnitt" ist -
Dürer hat die Gesetzmässigkeiten der Proportionen bereits 1528 formuliert - Hier also noch ein Link dazu

Internet-Tipp: https://www.mathe.tu-freiberg.de/~hebisch/cafe/duerer.html


UrsulaB antwortete am 18.07.03 (12:45):

Über die Gesetzmäßigkeiten des "Goldenen Schnittes" habe ich vor vielen Jahren einige sehr interessante Vorträge gehört. Zur Theorie habe ich mir damals folgendes notiert:

Vom Goldenen Schnitt spricht man, wenn ein beliebiges Ganzes derart geteilt wird, dass sich der kleinere Teil (Minor) zum größeren Teil (Major) verhält, wie der größere Teil zum Ganzen.
Bei einer fortgesetzten Teilung im Vehältnis des Goldenen Schnittes (auch stetige Teilung genannt) entwickeln sich die beiden Teile (Minor und Major) und das Ganze wie Glieder einer geometrischen Reihe. Der Zahlenwert des Goldenen Schnittes ist die irrationale Zahl 0,618 033 988 ... und läßt sich als Lösung der quadratischen Gleichung x� + x = 1 definieren...

Schon die alten Ägypter kannten den Goldenen Schnitt, und er findet sich beispielsweise in den Maßverhältnissen der Cheopspyramide (größte der Pyramiden bei Giseh, erbaut um 2520 v. Chr.).

Anschauliche Beispiele für den Goldenen Schnitt bieten auch die Proportionen der griechischen Tempel.

Die Ästhetik des Goldenen Schnittes entspricht dem menschlichen Schönheitsempfinden, und es finden sich daher auch unzählige Beispiele in Architektur, Bildhauerei, Malerei - und nicht zuletzt in der Natur!

Ursula


Frieder antwortete am 18.07.03 (16:45):

Wie man oben heraushören kann, beteiligten sich auch Personen die mit Künstlern zu tun haben oder hatten oder es gar sind.
Somit stelle ich nochmals die Frage - die man sicherlich nicht so ohne Nachdenken beantworten kann - : Wenn Sie auf Bildern z.B. eine Landschaft in der Toskana, oder einen alten Mann mit weißem Bart, oder sozial-kritische Anklagen wie bei Otto Dix sehen, oder sich gegenständliche Bilder Ihres Lieblingsmalers vorstellen,
was ist da anders - sei es gefühlt oder gedacht -
wie wenn Sie nur Formen und Farben und Striche und Flächen - ich denke dabei an den berühmten Wassily Kandinskky - betrachten.
Würden Sie sich mal dazu äußern?
Natürlich gibt es noch viele dazwischen liegende Darstellungsarten.
Doch das würde von meiner Frage event. weg führen.
Grüße Frieder


WANDA antwortete am 18.07.03 (18:09):

lieber Frieder, bei Otto Dix muss ich natürlich sofort schreiben - seine Katze im Kornfeld, das Mädchen mit den Blumen überhaupt alles, besonders die Bilder, die er nach dem Schlaganfall gemalt hat, die liebe ich. Die sozialkritischen musste er malen, sozusagen als Therapie, auf jeden Fall interpretiere ich das so.

Ja, kandinsky ist eben kandinsky - das ist was anderes - aber seine Bilder mag ich auch, schon wegen der Farben.
Wenn man sich z.B. picasso in der blauen Periode vorstellt und dann das, was er am Lebensende gemalt hat, dann muss ich sagen, dass mir die Werke seiner jungen Jahre besser gefallen, aber ich verschliesse mich dem anderen nicht.

Unverständlich ist mir manchmal, was für Preise Baselitz erzielt und wie es dazu kommt, dass Bilder so in die Höhe steigen - während mir das bei Emil Nolde nicht so unverständlich ist und insofern bin ich Dir vielleich doch auch etwas nahe. Aber auf jeden Fall ist alles Kunst !!:-)


sofia204 antwortete am 18.07.03 (18:10):

was Kunst ist bestimmt jeder selbst, m.M.n.
insofern, daß das Dargestellte
mich aus der Äthetik heraus reich beschenkt.

Ob auf mich die Wahrnehmung des Künstlers
oder nur seine Vorstellung wirkt,
ist für mich ausschlaggebend.

Was mir nicht gefällt, kann auch eine in
meinem Verborgenen blühende 'Ablehnung' sein.

Derzeit fasziniert mich u.a. Mark Rothko
aus dem Bilder-Google


Frieder antwortete am 18.07.03 (18:37):

Wie man oben heraushören kann, beteiligten sich auch Personen die mit Künstlern zu tun haben oder hatten oder es gar sind.
Somit stelle ich nochmals die Frage - die man sicherlich nicht so ohne Nachdenken beantworten kann - : Wenn Sie auf Bildern z.B. eine Landschaft in der Toskana, oder einen alten Mann mit weißem Bart, oder sozial-kritische Anklagen wie bei Otto Dix sehen, oder sich gegenständliche Bilder Ihres Lieblingsmalers vorstellen,
was ist da anders - sei es gefühlt oder gedacht -
wie wenn Sie nur Formen und Farben und Striche und Flächen - ich denke dabei an den berühmten Wassily Kandinsky - betrachten.
Wer würden sich dazu einmal äußern?
Grüße Frieder


hl antwortete am 18.07.03 (19:32):

Als Beispiel zwei Bilder und von meiner Warte aus gesehen:

Das eine ist ein Ölgemälde von einem unbekannten Künstler und stellt einen (für mich) typischen französischen Garten in der Provence dar, das andere ist ein Kandinskky-Druck.
https://www.hl-gedichte.de/downloads/bilder_kunst.jpg

Beide Bilder regen meine Phantasie an, ich schaue sie an und lasse meine Gedanken wandern.

Der Unterschied: Das Bild des französischen Gartens lenkt meine Gedanken, d.h. ich denke zunächst unweigerlich an die schönen Zeiten, die ich in der Provence verbracht habe wohingegen das Kandinskky-Bild keine Assoziation hervorruft. Hier wirken nur die Formen und Farben zum Ausruhen und Nachdenken über die unterschiedlichsten Dinge, abhängig nicht vom Bild sondern von meiner jeweiligen Stimmung.

Es ist für mich nicht wichtig, wer ein Bild gemalt hat. Das Bild muss mich ansprechen. Bei den gegenständlichen Bildern muss ich "hineingehen können", die abstrakten Bilder müssen "meinem" Harmonieempfinden entsprechen. Wenn diese Kriterien erfüllt sind, ist das für mich Kunst. :-)

Internet-Tipp: https://www.hl-gedichte.de/downloads/bilder_kunst.jpg


Mart antwortete am 19.07.03 (09:14):

Deine Ausführung, liebe Hl, finde ich super!

Ich möchte aber im Gegensatz zu sofia204 betonen, dass ein Kunstwerk nicht individuell von meiner Empfindung her definiert werden kann.

Ein Kunstwerk (bildnerisch oder literarisch) ist unabhängig vom Thema (es ist gleich, ob die Maria mit Jesuskind dargestellt wird, die Greuel des Krieges oder ein Seerosenteich). Es kommt auf die Verwirklichung der Idee an � und hier gibt es schon Kriterien, die zu sagen erlauben, ob die Idee genial, gut oder schlecht realisiert worden ist.


Selbstverständlich ist für mein Empfinden das dargestellte Thema wesentlich, es ist für mich wichtig, wenn ich das �Kunstwerk� anschaue oder anhöre, da ja meine Gefühlswelt und meine Erfahrungen mitschwingen. Ich würde mir kein �anerkanntes� Kunstwerk aufhängen, wenn mir das Thema, die Farben, die Dynamik etc. persönlich nicht gefallen würden.


jako antwortete am 19.07.03 (10:26):

Wie ich oben schon sagte, bin ich mit Künstlern (Malern, Bildhauern, Musikern und anderen) aufgewachsen. Mein erstes großes Kunsterlebnis, an das ich mich zurückerinnern kann, hatte ich mit sechs Jahren. Wir hatten Besuch von einer damals in Russland sehr bekannten Stoffbildkünstlerin, die uns einige ihrer Werke mitgebracht hatte, um sie uns zu zeigen. Wie gebannt sah ich mir ihre Bilder an, deren Schönheit sich tief in mein Bewusstsein (Seele?) eingeprägt hatte. Das Bild, das sie meinen Eltern schenkte, habe ich heute noch.

Mein Erlebnis fand nicht im Kopf, sondern nur über meine Empfindung statt. Und diese Art Kunst aufzunehmen, habe ich mir beibehalten. Da mache ich keinen Unterschied zwischen abstrakter oder gegenständlicher Kunst. Ich kann mich in einen Kandinsky genauso "hineinleben" wie in einen Van Gogh (oder andere).

Ausschlaggebend für meine Art, mit Kunst zu leben, war glaube ich auch, dass ich verschiedene Künstler bei ihrer Arbeit erlebt habe, z. Teil auch für sie Modell stand. Ich war sozusagen mittendrin im Geschehen. Ohne es zu wollen, nahm ich ihre Gefühle, Stimmungen, Gedanken und Leiden auf, ohne aber je darüber zu sprechen. Ich habe irgendwie immer einen "heiligen" Respekt vor der inneren Auseinandersetzung eines Künstlers gehabt und habe sie auch heute noch.


Frieder antwortete am 19.07.03 (13:09):

Die drei letzten Beiträge von hl, Mart u. jako sind direkte Antworten auf meine zuvor gestellten Fragen. Sie lassen uns in deren Erlebnis- und Gedankenwelt hineinsehen.
Sie sind ehrlich, verständlich und überlegt.
So macht diskutieren Spaß. Unter vorgehaltener Hand möchte zuflüstern,
wem diskutieren ab und zu mißlingt, sollte sich künftig daran erinnern.
Grüße Frieder