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THEMA:   Interpretation "sensible Wege" von Reiner Kunze

 27 Antwort(en).

chica begann die Diskussion am 16.11.03 (10:09) mit folgendem Beitrag:

guten morgen!! habe gesehen,dass ein mädchen um hilfe bei einer interpretation gebeten hat. ich bräuchte hilfe bei der interpretation des gedichtes sensible wege von reiner kunze,a ich wahrscheinlich morgen über dieses gedicht klausur schreibe. es lautet folendermaßen:
sensibel
ist die erde über den quellen: kein baum darf
gefällt,keine wurzel
gerodet werden

die quellen könnten
versiegen

Wie viele bäume werden gefällt, wie viele wurzeln
gerodet

in uns

bin für jede hilfe dankbar!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


tiramisusi antwortete am 16.11.03 (10:53):

nach interpretationen zu kunze wurde hier schon oft gefragt - such doch mal links im archiv danach :-)
hier ein beispiel

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a482.html


chica antwortete am 16.11.03 (12:29):

danke,aber ich bin ganz neu hier und weiß nich wie das mit den kinks funktioniert.....!!


simba antwortete am 16.11.03 (12:37):

Hallo Chica,
hier möchte ich dir zur Anregung ein schönes Lied mit harten Text von Arik Brauer hier reinstellen, vielleicht kommst da ein wenig mit den sensiblen Wegen weiter :-)

Mit viere da fütterns ihn, die Mutter und die Tant
mit Gespenstern und Riesen, die Hex auf der Wiesen
die wird mit Feuer verbrannt.
Gefüttert, verpatzt, karniefelt zerbrochen - der arme Bua
Darum ist er so dumm - darum ist er so dumm...

Mit acht, ja da verpatzen sie ihm, in der Schule seine Phantasie,
da kriegt er Neurosen, er macht in die Hosen,
dann heissts, er ist kein Genie...
Gefüttert, verpatzt.......

Mit sechzehne, da karniefelns* ihn, der Meister und seine Frau
sie heisst ihn einen Fratzen, er runzelt die Glatzen,
sie machen ihn immer zur Sau.
Gefüttert verpatzt,......

Mit achtzehne, ja da zerbrechens ihn, da hat er das Gesicht voller Lehm
dressiert und geschliffen die Seele rausgepfiffen
so springt er mit`n Gewehr übern Lehm...
Gefüttert verpatzt karniefelt, zerbrochen, der arme Bua,
darum ist er so dumm, darum ist er so dumm....

* zu Karniefeln würde man heute mobben sagen..


chica antwortete am 16.11.03 (12:50):

hä? muss ich das jetzt verstehen simba???????


simba antwortete am 16.11.03 (12:51):

müssen tust gar nix chica - ist eben deftiges österreichisch :-)))


chica antwortete am 16.11.03 (12:57):

brauch unbedingt eine interpretation oder zumindest einen ansatz,bitte leute,is echt dringend :-(!!!


chica antwortete am 16.11.03 (13:10):

simba,kannste mir net lieber das gedicht von reiner kunze interpretieren ;-)?? bitte bitte,is soooooo dringend oder hast du nen tip wo wir einen ansatz herkriegen??


simba antwortete am 16.11.03 (13:23):

Ich denke man kann bei sensiblen Kindern viel kaputtmachen, wenn man ihre Phantasien und Wünsche nicht ernst nimmt liebe Chica - ich zum Beispiel wollte wahnsinnig gern ein Musikinstrument lernen, aber ich durfte nicht - weil ich angeblich unmusikalisch war. Eine meiner Cousinen war eine begnadete Zeichnerin und wollte in eine Modeschule - auch sie durfte ihre Träume nicht verwirklichen. Eine meiner Jugendfreundinnen durfte nicht ins Gymnasium gehen, trotz Traumnoten sondern wurde zu einem Friseur in die Lehre gesteckt, sie flog raus weil sie dazu nicht talentiert war. Später verdiente dann in einer Fabrik ihr Geld - aber sie hatte einen Knacks abbekommen und wurde zur einer Alkoholikerin und heute ist sie in Wien eine der vielen Obdachlosen.Ja so kann man Quellen versiegen lassen - dies ist halt meine Sicht der Dinge. In der dritten Welt wachsen sicher viele Genies heran, die keine werden dürfen, weil sie keine Chanche, haben jemals eine Schule zu besuchen zu dürfen...


tiramisusi antwortete am 16.11.03 (13:27):

klasse, wenn man sich die schularbeiten von senioren im internet machen lassen kann :-)

chica: setz an seiner biografie an, die findest du im netz ...


chica antwortete am 16.11.03 (13:28):

danke,sehr nett von dir! könntest du das vielleicht auf das gedicht in verbindung mit der ddr beziehen-würdest mir wirklich sehr helfen!!


pilli antwortete am 16.11.03 (13:29):

danke Simba für deine vorstellung des Arik Brauer Textes, ich kenne es gut und habe es gleich laut mitgesungen.

gleich morgen schau ich mal, watt so auf dem cd-markt von ihm ist.

"vanillekipferlnde" grüsse an dich

:-)


chica antwortete am 16.11.03 (13:30):

tiramisusi,wir wollen uns die hausaufgaben net machen lassen-suchen nur ansätze.....etc,durch die biographie sind wir aber leider nicht weitergekommen :-(


simba antwortete am 16.11.03 (13:37):

Da verlangst jetzt wirklich zuviel von mir liebe Cicca - ich bin als Österreicherin in Sachen DDR nicht sehr bewandert - aber ich denke, die Menschen haben überall ihre Probleme - egal wo sie wohnen... ich denke grade in der DDR habens die Leute nicht so einfach gehabt mit den ganzen Bespitzelungen und wenns den eisernen Vorhang nicht gegeben hätte, denn hättens auch viel mehr Möglichkeiten gehabt ihre Ambitionen auszuleben.. mehr weiss ich aber jetzt wirklich nimmer :-))


chica antwortete am 16.11.03 (13:41):

danke für deine hilfe!!!!


simba antwortete am 16.11.03 (13:46):

@Pilli, ich war so überzeugt eine Cd von Brauer zu haben - weiss der Himmel wo die sich rumtreibt - aber ich hätt auf meinen Compi eben den besagten Song und auch den "Spiritus" von ihm, wennst den MSM Messenger hast, wärs kein Problem dir dies zu schicken :-)


dirgni antwortete am 16.11.03 (14:03):

Hallo chica,

danke zunächst, daß Du dieses Gedicht gebracht hast. Ich kannte es noch nicht und es gefällt mir. Hat mich während der Hausarbeit gedanklich beschäftigt.

Ich schreib mal so als Stoffsammlung einige Gedanken. Vielleicht ist etwas dabei, was Dich anspricht.

Äußere Form: freie Form der modernen Dichtung als Ausdruck der Freiheit oder Abwenden von aller Tradition als Ausdruck der Entwurzelung?

Der Baum als Sinnbild für den Menschen - im normalen Sprachgebrauch (Stammbaum, stark wie ein Baum, Wurzeln einer Nation ....)

Sensibel ist die Erde über den Quellen: Naturschutzthema. Zerstören wir die Erde, wenn wir die Bäume fällen?

Entwurzeln auf den Menschen übertragen im Zeitalter der Globalisierung? Kunze als Dissident ein Entwurzelter? Asylanten als Entwurzelte?

Freiheit der Kinder, der Jugendlichen - wie weit ist das Befreiung aus der Tradition oder Entwurzelung?

Wie weit tragen Globalisierung und Kriege zur Entwurzelung bei?

Dann noch der Baum als Symbol in der Lyrik durch Jahrhunderte.

Die Zeit ist zu kurz, um das alles durchzudenken - mich wird es noch eine Weile beschäftigen. Und noch was, ich finde es schön, daß ihr solche Texte behandelt, anstatt stur auswendig lernen zu müssen.


chica antwortete am 16.11.03 (14:15):

hi,danke. kannst du uns vielleicht sagen was die textaussage des gedichtes ist? damit würden wir schon weiter kommen. wie kann man denn das gedicht auf die ddr beziehen? wäre nett,wenn du uns da noch helfen könntest.


dirgni antwortete am 16.11.03 (14:41):

tja chica,

Textaussage - ich weiß nicht, was man heute im Unterricht darunter versteht. Ich würde (vielleicht etwas altmodisch) sagen, "Mutter Erde" ist als Quelle untrennbar mit den "Früchten der Erde" (Pflanzen, Tiere, Menschen) verbunden. Wird das eine zerstört, stirb auch das andere.

Was die Beziehung zur DDR anlangt, würde es mich interessieren, was Du darüber denkst. Ich bin Österreicherin und kann das eigentlich nicht beurteilen, abgesehen davon, daß mir natürlich klar ist, daß viele Familien unter der Teilung Deutschlands getrennt wurden. Jede Trennung bedeutet im übertragenen Sinn, Entwurzelung, Entblätterung, Eingriff in die natürliche Entwicklung.

Und für die wie Kunze (soweit mir bekannt ist), die die DDR verlassen haben oder verlassen mußten, ist diese Trennung bestimmt noch radikaler gewesen. Wie - wenn Du weiterdenkst für alle Auswanderer, Ausgewiesenen und Flüchtlinge.


chica antwortete am 16.11.03 (15:00):

danke für deine hilfe,das ist echt super nett von dir. ich weiß auch noch nciht wie ich das auf die ddr beziehen soll...aber du hast mir schonmal sehr weitergeholfen


simba antwortete am 16.11.03 (15:09):

Naja, vielleicht wars der Kommunismus der die Quellen versiegen liess, die Wurzeln ausriess und Bäume rodete. Wenn nur Kunst gestattet wurde , die der Kommunismus erlaubte, der Schriftsteller entwurzelte und auswies, die nicht mit dem Staat komform gingen und und die Bäume waren vielleicht die Ideen von Freiheit die da gerodet wurden - aber jetzt fällt mir wirklich nix mehr ein - schrecklich wie man an einem Sonntagnachmittag sein Hirn strapazieren muss - und das als Österreicherin *g*


dirgni antwortete am 16.11.03 (15:22):

Chica,

da kommt mir noch ein Gedanke: für einen Dichter ist es wohl besonders schlimm, wenn er seine Gedanken in seiner Heimat (Erde, Quelle ...) nicht veröffentlichen darf. Könnten nicht auch da die Quellen versiegen? Sind manche Schriftsteller in der Emigration verstummt? Aber wenn wir da in die Geschichte der deutschen Literatur zurückwandern wird es wohl eine Doktorarbeit :-) Vielleicht drüber nachdenken, wenn Du in Pension bist.


chica antwortete am 16.11.03 (15:24):

es haben uns zwar schon so viele geschrieben wie wir das gedicht auf die ddr beziehen können,aber so ganz haben wir es immernoch nicht raus. wir haben zwar die ansätze,kommen aber nicht weiter


chica antwortete am 16.11.03 (15:30):

danke dirgni,für diesen ansatz,so haben wir das noch gar nicht betrachtet......


chica antwortete am 16.11.03 (16:18):

was ist die textaussage des gedichtes?? die quellen könnten versiegen?!


schorsch antwortete am 16.11.03 (16:22):

Braucht dieses Thema tatsächlich 3 verschiedene Ebenen?


chica antwortete am 16.11.03 (16:29):

ja,für das thema brauchen wir 3 ebenen. ist nämlich ziemlich wichtig+dringend


simba antwortete am 16.11.03 (16:33):

Ich denke wenn dieses Gedicht von einem Schriftsteller aus der DDR stammt, der dort seine liebe Not mit dem System hatte, ist das wohl Beziehung genug!!!!