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THEMA:   mea culpa : über die "Sünden" unserer Generation

 2 Antwort(en).

Evelyn begann die Diskussion am 14.01.01 (16:58) mit folgendem Beitrag:

und dies trifft eben für die meisten Probleme zu,seit heutige Entscheidungen überlebenswichtige Auswirkungen haben könnten :

Die neuen Götter

Bald haben sie uns in die Knie gezwungen:
die Götter einer gottverlassnen Welt -
zu lange haben wir ihr Lied gesungen,
zum Schutz die eignen Henker eingestellt.

Kaum waren sie verirrtem Hirn entsprungen
hat sie die Lust am Untergang gepackt,
als sie mit hemmungslosen Forderungen
der Erde Reichtum für sich eingeklagt.

Denn während wir,vom Grössenwahn besessen
milliardenschweres Unheil produziern
verhungern Hunderttausende indessen
die hoffnungslos im Elend vegetiern.

So ist von Anbeginn mit Fluch beladen
die neue Gottheit - und zugleich verdammt
sind jene,die den Menschengeist verraten,
zur Agonie der Völker insgesamt.

Schon raunt es rings,wie flehentliches Beten
zu den Giganten :ja nicht loszugehn -
Wir schufen Monster für uns einzutreten,
die drohend gegen ihre Schöpfer stehn.
e.vw


Wolfgang antwortete am 20.01.01 (12:26):

Ein tolles Gedicht, liebe Evelyn, mit einem grossen und bedrückenden Thema dahinter. Denn es ist ganz offensichtlich: Auf der Hatz nach Wohlstand und ewigem Leben (möglichst noch frei von Krankheit und Alter) haben sich die modernen Menschen hoffnungslos verstrickt in ihre eigenen Apparate. Mittlerweile ist es so: Nicht die Menschen haben die Apparate, sondern die Apparate haben die Menschen in ihren (realen oder virtuellen) Zangen.

Das kommt davon, wenn Menschen gegen die Götter rebellieren oder sich sogar auf deren Thron setzen wollen. In der griechischen Mythologie gibt es den Prometheus. Der stahl dem Zeus das Feuer und brachte es den Menschen und gab ihnen so göttliche Kraft. Was machte Zeus? - Der rächte sich fürchterlich und liess die Pandora erschaffen: Eine Frau von grosser Schönheit und prunkvoll gekleidet, aber auch mit einem Herz voller Berechnung und List. Diese schöne Frau schickte Zeus den Menschen. Das erste, was sie tat: Sie öffnete das von ihr mitgebrachte Fass und ein Meer von Übeln ergoss sich über die Menschen.

Die meisten modernen Menschen mögen Mythologien nicht mehr. Von diesem Mythos wollen sie schon gar nichts wissen. Es fehlt die Zeit für Märchen und Mythen. Kunststück: Wo doch fast alle hektisch und atemlos am ewigen Leben in Saus und Braus basteln.

P.S.: Ich bin gespannt auf ein weiteres Gedicht von Dir.


Fritzi Moser (Eva) antwortete am 10.04.01 (07:46):

Dein Erbe

Ich hinterlasse dir meinen Wald,
stark, schützend und gesund.
Gestorben sagst du?
Ach hilf ihm, bald.

Ich hinterlasse dir viele Gewässer,
rein, voller Leben, ganz klar.
Tot, sagst du?
Ach mach es gesund, wie es war.

Ich hinterlasse dir mein fruchtbares Feld,
es trägt Gold, in satten �hren.
Vergiftet, sagst du?
Ach, rette den Boden, den ich schlecht bestellt.

Ich hinterlasse dir Schmetterlinge,
als bunte Elfen in deinem Leben.
Sie sterben, sagst du?
Ach, mußt ihnen wieder blühende Wiesen geben.

Ich hinterlasse dir Menschen in Massen.
Begleiter für deinen weiteren Weg.
Sie hassen, horten und eilen, sagst du?
Ach gib ihnen Hoffnung, sie sind so verlassen.

Ich hinterlasse dir müde Erde,
voll Waffen,Hunger und Gewalt.
Du liebst sie trotzdem, sagst du?
Ach hilf, dass sie wieder lebenswert werde.

Ich hinterlasse dir ein Samenkorn,
der Glaube an die Zukunft liegt darin.
Du wirst es pflanzen und hegen, sagst du?
Ach, alles ist gut, noch ist nichts verloren.