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THEMA:   Herders Geburtstag

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iustitia begann die Diskussion am 18.12.03 (11:27) mit folgendem Beitrag:

Im Namen des Volkes

Wer die Geschichte vergisst, verliert sein Herz: Zum 200. Todestag des deutschen Philosophen Johann Gottfried Herder

von Herbert Kremp (In: Die Welt)

Wer in Sprache und Lied Volksgeist entdeckt, in der Geschichte die Entfaltung der Völker, ihren genetischen Abdruck, ihre "biologische" Entwicklung analog zu Lebensaltern, mag dies gemeint haben, wie er will und wann er will - der Verdacht, an späterer, bösartiger Verzerrung, gar an der deutschen Katastrophe Anteil zu haben, wird ihm angeheftet. Nichts Neues ist das, sondern unrühmlich Altes.
Dem Stereotyp sei sogleich entgegengehalten, was Johann Gottfried Herder, der heute vor zweihundert Jahren in Weimar starb, mit den "Denkbildern" Volk und Nation verband. "Der Patriotismus", so schrieb er, "muss sich notwendig immer mehr von Schlacken reinigen und läutern." Der Nation müsse "die fremde wie die späte Achtung wie der Schatten dem Körper folgen".
Was hat Herder, jenseits des Gezeters, zur deutschen Geschichte wirklich beigetragen? Der Historiker Franz Schnabel nennt ihn "den Propheten des 20. Jahrhunderts".
Der nationale Gedanke, der Europa im 19. Jahrhundert von Grund auf umgestalten sollte und der noch im 20. Jahrhundert den Kampf um das Selbstbestimmungsrecht der Völker entfesselte, habe "zum einen Teile wenigstens" in Herders Lehre vom Volksgeist gewurzelt.
(...)

Internet-Tipp: https://www.welt.de/data/2003/12/18/212448.html