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THEMA:   Wort des Jahres 2003 in Österreich und der Schweiz

 4 Antwort(en).

DorisW begann die Diskussion am 03.02.04 (08:23) mit folgendem Beitrag:

Unlängst konnten wir zu Kenntnis nehmen, dass die GfdS (Gesellschaft für deutsche Sprache) "das alte Europa" zum Wort des Jahres 2003 gekürt hat, gefolgt von "Agenda 2010", Reformstreit, SARS und anderen. Immerhin auf Platz 9 hat es "googeln" geschafft, eine in meinen Augen äußerst kreative und nützliche Wortschöpfung :-)

Wörter des Jahres (und Unwort des Jahres, Satz des Jahres) werden aber natürlich nicht nur in Deutschland auserwählt. Ein Blick über den Tellerrand zeigt, dass das Schweizer Wort des Jahres 2003 die "Konkordanz" war, in Österreich die "Hacklerregelung" (was immer das sein mag?) und in Liechtenstein die "Souveränität".

Noch besser gefallen mir in Liechtenstein allerdings die "Lotterhütta" und die "Schwimmbadkunst" - wenn ich auch gestehen muss, dass ich mit beiden Begriffen nichts anzufangen weiß... :-)

In Deutschland, so zeigt die verlinkte Quelle, gab es sogar eine "Nachricht des Jahres", nämlich den Beginn des Irak-Krieges. Was würdet ihr in Österreich und der Schweiz als Nachricht des Jahres bezeichnen?

Quelle:
https://www.chwort.ch/Downloads/WdJ_CH_2003.pdf
(Acrobat Reader erforderlich, ansonsten siehe www.chwort.ch bzw. www.oewort.at)

Internet-Tipp: https://www.chwort.ch/Downloads/WdJ_CH_2003.pdf


schorsch antwortete am 03.02.04 (09:03):

@DorisW "...Was würdet ihr in Österreich und der Schweiz als Nachricht des Jahres bezeichnen?..."


Aus Schweizer Sicht der Umstand, dass bei den Bundesratswahlen (Bundesrat = die 7 Mitglieder der obersten Landesregierung) von den 2 Frauen noch eine durch einen ultrarechten Mann ersetzt wurde!


mart antwortete am 04.02.04 (00:20):

aus der Quelle:

https://science.orf.at/science/ays/78466



" Was mit den "Hacklern" in der Diskussion um die Pensionsreform genau gemeint ist, ist das eine. (Nämlich Männer mit mehr als 45 und Frauen mit mehr als 40 Beitragsjahren in den Pensionsversicherungen.)

Das andere ist die Frage, wie sich ein derartiger Begriff in relativ kurzer Zeit im öffentlichen Diskurs durchgesetzt hat. "Wir stehen vor dem Phänomen, dass ein Mundartwort im ganzen Land Aufnahme in die Schriftsprache gefunden hat. 'Der Hackler' scheint nun auch in Tirol oder Vorarlberg verstanden zu werden", so Geyer gegenüber science.ORF.at

Das, so die Dialekt-Expertin, könnte mit dem sehr einfachen und leicht zu schreibenden Wort zu tun haben.

Fleißig, schnell und viel arbeiten



Doch der Reihe nach. Mit "Hackler" gemeint ist jemand, der besonders fleißig, schnell und viel arbeitet: Schwerarbeiter, ursprünglich vor allem Hilfsarbeiter, heute aber all jene, die schwere körperliche Arbeiten verrichten.

Etymologie: Immer wieder hacken



Etymologisch komme der Ausdruck, so Geyer, von "immer wieder hacken", also jener Tätigkeit von Holzknechten oder Arbeitern, die früher "mit einer Hacke gehackt haben". Daraus entwickelte sich das Zeitwort "hackeln", wie unsere User "macavity84" oder "sapprogrammierer" richtig mutmaßten.

"Hackeln" sei eigentlich eine "Verkleinerunsform" von hacken, ein Zeitwort, das die Häufigkeit und Wiederholung einer Handlung ausdrückt, wie z.B. auch tropfen und tröpfeln. "


DorisW antwortete am 04.02.04 (08:04):

Ein interessantes Wort, danke Mart!

Der Sprachwandel bereichert die deutsche Sprache also nicht *nur* um Anglizismen ;-)

Gruß an alle fleißigen Hackler!


DorisW antwortete am 06.02.04 (14:48):

Hier noch ein schönes Beispiel für den Sprachwandel, der vor unseren Augen und in unser aller Munde vor sich geht - und siehe da, es ist kein Anglizismus ;-)


"Maut

Die geplante Erhebung von Gebühren auf Deutschlands Autobahnen lässt zwar noch auf sich warten, doch hat sie immerhin schon sprachliche Spuren hinterlassen. Die "Maut" ist nun auch bei uns in aller Munde. Dabei handelt es sich um ein Wort, das früher vornehmlich in Österreich und im bayerischen Raum verbreitet war. Es stammt ursprünglich aus dem Gotischen und bedeutete auch dort so viel wie "Zoll, Zollstelle".
Natürlich gibt es - besonders im Österreichischen - eine Fülle von Wortzusammensetzungen mit "Maut", von der "Anrainermaut" über die "Mauteinhebung" und das "Mautsystem" bis hin zum "Mautpickerl". Als "Pickerl" bezeichnen die Österreicher im Verkehrsbereich eine Reihe von Klebeetiketten, unter anderem zur "Einhebung" der Autobahnmaut. In Österreich kennt man sogar eine "Telefonmaut". Dabei handelt es sich um die Gebühr, die ein Mobilnetzbetreiber für die Nutzung des Festnetzes zahlen muss. In salopper Umgangssprache wird zuweilen auch das Trinkgeld als "Maut" bezeichnet. Man muss neidlos anerkennen, dass die Österreicher uns in Sachen "Maut" einiges voraushaben."

Quelle: Newsletter der Dudenredaktion

Internet-Tipp: https://www.duden.de