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THEMA:   Erinnerung oder was man noch sagen möchte........

 2 Antwort(en).

wanda begann die Diskussion am 15.02.04 (17:03) mit folgendem Beitrag:

Septembernacht

Im Garten stellt die Mutter die Laterne ab und gräbt, wie schon gestern abend, einen Topf mit Silbermünzen aus. Dabei liegt der Säugling im Arm seines siebenjährigen Bruders. Der Fleischbeschauer von nebenan und sein Komplize gehen mit dem Topf davon, um, wie sie auch heute wieder gesagt haben, mit dem Silber wichtige Leute davon abzubringen, den vor drei Tagen abgeholten Vater umzubringen.

Die Mutter stellt Laterne und Spaten in den Schuppen und nimmt die Kinder, an den Flüchtlingswagen im Hof vorbei, nicht ins Wohnhaus, sondern gleich in die Feldmark. Sind dies noch dieselben Flüchtlinge, welche nachmittags, als die Stukas kamen, mit gefalteten Händen vor der Mutter knieten?

Das heutige Nachtversteck ist nicht der Graben mit den Tollkirschen darüber, sondern der Kartoffelacker davor, weil sie hier wohl nicht suchen werden. In der vorigen Nacht war im Graben erzählt worden, dass man sich in einem anderen Dorf in einem verschilften Teich versteckt hatte, das Schilf angezündet worden war und dann das geschehen sein soll, was seit lange zu befürchten war.

Aus verschiedenen Richtungen flackern Feuer auf. Manche brennen nur kurze Zeit, das waren wohl Schober. Andere brennen länger, wohl Scheunen. Schön sieht das aus, wenn viele zugleich brennen! Es macht aber auch neue Angst.

Als die Feuer weniger werden, kommen vom Hofe her Bewaffnete und gehen direkt auf den Graben zu. Der Abstand ist groß genug, auch kann die Mutter den Säugling ruhig halten. Es könnten Soldaten sein, was eher beruhigend wäre, vielleicht schwerer einzuschätzende Polizisten � oder aber schon vor zwei Wochen ins Dorf verlegte Milizionäre, über deren Aufgabe es keine Zweifel mehr gibt.

Am Morgen zurück zum Gehöft, wo nur noch Soldaten sind. Gleich weiter, ein anderes Versteck zu suchen, jetzt schon ein Tagesversteck.

Horst Busse


Sofia204 antwortete am 15.02.04 (17:53):

danke, Wanda, für die Geschichte,

irgendwo ist immer der Punkt gesetzt
wo man sich wehrt,
(oder sich doch lieber unsichtbar verhält?)


wanda antwortete am 16.02.04 (09:27):

liebe Sofia, um keine Zweifel aufkommen zu lassen, die Geschichte ist von Horst Busse, einem Freund ohne PC und einem, der schwerstkrank ist, ich könnte es auch dramatischer ausdrücken.