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THEMA:   eigene Lyrik

 151 Antwort(en).

Speckamp, Marianne begann die Diskussion am 24.01.01 (20:53) mit folgendem Beitrag:

In d e n S a n d g e s c h r i e b e n.

Schreib deine Liebe zu mir in den Sand.
Schneide sie nicht in die Rinde der Bäume.
Ich habe Angst,
sie könnte verwachsen und sich verzerren.
Ritze sie nicht in den harten Stein.
Ich habe Angst,
sie könnte mich festschreiben für alle Zeiten.

Schreib deine Liebe zu mir in den Sand,
wo der Wind sie verwehen,
das Wasser sie auslöschen kann.
Schreibe sie täglich neu,
du, der du heute bist,
für die, die ich heute bin.
Schreib deine Liebe zu mir in den Sand.

Marianne Speckamp


Koloman Stumpfögger antwortete am 25.01.01 (12:06):

Bajazzo

Wenn ein Auge lacht
und im andern Tränen glitzern,
hebt sich der Vorhang.

Vergiß deine Sorgen, Narr,
die Leute wollen lachen!

kNs


Koloman Stumpfögger antwortete am 25.01.01 (12:19):

Leise, ganz leise


Sag mir ein Wort,
ein kleines nur,
hauch es mir
ins Ohr!

Füll mir
den Fingerhut
mit kostbaren Tropfen
aus süßem Mandelöl!

Zupf leise
die Engelsharfe,
ganz leise,
laß die Saiten singen,

Klänge für Zeiten,
in denen
jeder Ton verstummt,
kein Laut zu mir dringt!

Wenn von Engelsfingern berührt
wieder die Harfe anhebt,
erkenne ich Silben,
verstehe den Sinn.

Dann erwidre ich
die leise Musik,
flüstre dir
ein Wort ins Ohr.

kNs


Sieghard antwortete am 25.01.01 (14:58):

Schöne Seele,
lass mich bei dir sein,
lass mich nicht allein.

Schöne Seele,
du lächelst...
wenn du siehst,
wenn du hörst,
und gibst so Sinn;
lass mich bei dir sein.

Schöne Seele,
dir sing ich ein Lob,
dir ganz allein,
kann ich so bei dir sein?

8.XII.63
.


Koloman Stumpfögger antwortete am 26.01.01 (21:27):

auf Rügen



Welchen Zweck
hätten Tafeln
landauf, landab,
hielten nicht zahllose Hände
Kreide
in den Fingern?

Schulden,
längst getilgte,
neue,
anzukreiden,
woher nähme man das Gerät?

Was wäre,
wenn man wüßte,
welche schwere Lasten
kreidebleich Erblaßte
auf ihren Schultern tragen?

Womit malten Maler
vor dem Tor der Liebsten
Herzen
auf das Pflaster?

Weiße Höhen
auf der Insel
ragen aus der See,
Geschenk der Schalentiere,

Mitbringsel aus der Urzeit:
Kreide auf Rügen.

kNs
Mai 2000


Helga antwortete am 27.01.01 (22:11):


Lieber Koloman,

auch ich danke Dir für Deine wunderschönen Gedichte.
Leider verfasse ich selbst keine Verse. Deine sprechen mich ganz besonders an.Wunderschöne Lyrik! Gute Nacht und ein wunderschönes Wochenende. Helga.
PS. Ich liebe Rügen sehr!


Sylvia antwortete am 28.01.01 (00:41):

Tief verwurzelt
im dunklen
Urgrund

Aufrecht
hoch
ins Lichtblau
greifend

Der Baum

In seinen Zweigen
spielt
der Wind
der seinen
Anfang nahm
im ewigen Atem
der Meere

svr


Koloman Stumpfögger antwortete am 28.01.01 (09:18):

Lebensbaum

Festgekrallt am Fels
graut dem Baum auf kahlem Fels
vor Leben und Tod.

Erstarrt ist längst der Fels.
Doch aus Steinzeit schält Leben,
Lebensbaumzeit.

Baumwurzeln finden
im Felsenspalt drei Tropfen:
Rot, Steingrau und Wermut.

Wermut tränkt den Baum.
Der Graue netzt den Stein
und Rot trinken wir.

Wasser an Quellen
labt die dürstende Sehnsucht
mit Wermut, Felsgrau und Weinrot.

Mohnwurzeln auf Grund.
In der Mitte der Schale
wachsen Mohnträume.

kNs


Sieghard antwortete am 28.01.01 (16:23):

Ganz allein,
ganz allein.
Allein.

Ein Ruf von außen,
lass mich herein,
lass mich zu dir!

Ach der Schlüssel,
wo ist der Schlüssel?

Es klopft,
das Herz,
es klopft:
Lass mich hinaus!
hinaus!

Der Schlüssel?
Ach,
es ruft von außen,
es klopft das Herz,
es ruft, es klopft,
ich, ach ich,
sterbe sterbend.
.
- 1963 -
.


Friedgard antwortete am 28.01.01 (18:48):

Ich stand am Abend mit dir
unterm Sternenbogen
und beide lauschten wir
auf den Gesang der Nacht
der aus den Schatten aufstieg
und des Himmels Antwort suchte.
Da fingst du leise an
mit der Ballade deines Lebens
und wie im Wechselsang
las ich aus dem Erinnern
dir die meine vor.
War's Grillenzirpen,
war's des Nachwinds Flüstern,
waren's unsre Stimmen?
Eine Melodie entstand
und unsre Hände,
tastend,
suchten Eins des Andern Schmerz
des Andern Freude
wie in Blindenschrift
zu lesen.

fs


Sylvia antwortete am 28.01.01 (22:35):

Mal mir den Mond
sein Spiegelbild
im Teich
im Fenster
und ein paar
blasse Sterne

Mal mir
den Horizont
mit weichen Linien
hie und da
von Tannen
ausgezackt

Ich möchte
hinter seinen Grenzen
träumen

svr


Gerlinde antwortete am 29.01.01 (13:27):

schön Koloman,Friedgard, Sylvia......,leider kann ich nicht dichten, lese aber gerne Eure Beiträge!
Liebe Grüße, Gerlinde


Friedgard antwortete am 29.01.01 (14:46):

Kälte

Der Winter legt mit kalten Strängen
uns seine Fesseln ums Gemüt,
bedroht mit �ngsten uns und Zwängen
und läßt erfrieren, was geblüht.

Da bricht der Zorn heraus in hellen Flammen -
zurück bleibt Asche, Rauch und Staub.
Wir können heiß und schnell verdammen,
und das Vertrauen fällt, wie welkes Laub.

Gib Ruhe, Herz, gönn dir den tiefen Schlummer,
in dem die Erde jetzt die Kräfte staut.
Begrabe tief, wie Wurzeln, deinen Kummer,
dann wird ein Baum darauf, wenn's dereinst taut.


Sieghard antwortete am 29.01.01 (15:00):

o sag gerlinde
hast du geschwinde
alle Verse gelesen
dann bin ich in den punkten
enthalten gewesen
.


Eva antwortete am 30.01.01 (08:23):

Für Koloman

Graues Gestein - unbarmherzig in seiner Härte;
Herber Wermut - Bitternis bis zur Neige;
Flammender Mohn - rote Leidenschaft, flüchtig vergehend
In Traum und Vergessen :

Sie alle bilden, formend, das menschliche Leben.

Dürstender Baum an der Felswand -
Wärst du geworden, ohne sie, das was du bist ?

Steine, Wermut und Mohn - doch es fehlt eine Farbe.
Zwischen Geröll und Gestrüpp, Disteln und Dornen
Blüht ein bescheidenes Kraut, unzerstörbar :
Die blaue Blume der Hoffnung, blau wie der Himmel,
Der das Sein überwölbt.

eKr


Beate antwortete am 03.02.01 (19:49):

Ich hoffe Herbertkarl hat das nicht selbst übersetzt und ich blamiere mich jetzt mit meinem Übersetzungs-Vesuch von "Gedankensplitter"!
(Habe jetzt 4mal versucht es mit Word optisch schöner zu gestallten und bin abgestürzt. Jetzt bleibt es so unordentlich!)

Soles Sonne
occidere niederfallen
et und
redire
possunt; hinlagern, hinstrecken, wir
nobis gib, geben
cum mit
semel einmal
occidit fallen
brevis klein, kleines
lux - Licht
nox Nacht
est ist
perpetua auf Ewig, beständig
una zusammen, zugleich oder eine
dormienda schlafen

(reditus solis Kreislauf der Gestirne)


Beate antwortete am 03.02.01 (19:52):

Jetzt bin ich doch vor lauter, lauter in der falschen Sparte gelandet!
Warum und wie das nur?
Tschuldigung!


Koloman Stumpfögger antwortete am 05.02.01 (16:28):

Elfe auf dem Seerosenblatt

Schilf am Ufersaum,
moordunkles Wasser,
Seegras im Weiher
Hinter Weiden versteckt
spielen Libellen
über dem Spiegel des Himmels.

Auf dem Rohrkolben ruht die rote,
läßt sich von der grünen haschen.
Über der Seerose steht die gelbe
es schwirrt die blaue Libelle
und schwebt.

Die güldene
auf dem Seerosenblatt
trägt Kopfschmuck,
sonnt ihre Flügel,
betrachtet ihr Bildnis
und das Spiel über dem Wasser.

Rückt das Diamantenkrönchen zurecht,
hält inne.
Wirft den Schleier jetzt um,
entzieht sich dem Blick
nahender Menschen.

Einer von ihnen,
der mit dem Herzauge,
erkennt sie,
die Elfe:
Auf dem Seerosenblatt
die Königin der Elfen!

kNs


Sylvia antwortete am 06.02.01 (23:26):

Februar
noch war kein
Winter

Der allzufrühe
Frühling
findet keinen Schnee
zu tauen
sieht
seine Blumen
schon erblüht

Die Amsel
kennt ihr Lied
auch ohne ihn

und ich
liebte dich schon
im November


Friedgard antwortete am 07.02.01 (19:48):

Winterbaum

Nah am Rande der Nacht
stehst zwischen Kälte und Licht du
lieber Freund
und träumst:
daß dir ein neuer Morgen
ein neues Leben gewähre,
daß dir die Sonne
am Ende unendlicher Reise
wieder den Saft aus den Wurzeln
mit ihrer Wärme lockt
und dich von neuem
ein grün-grünes Kleid
schmückt für das heitere Spiel
mit dem Wind
der dir flüsternd erzählt
von der Ferne
die niemals zu sehn wirst.


Eva antwortete am 08.02.01 (11:41):

Bleigrau wölbt sich der Winterhimmel über der Stadt.
Nebelverhangen die Türme der Kirchen,
Von grünpatinierten Kupferkuppeln tropft Vergänglichkeit.
Staub der Geschichte rieselt von den Fassaden,
Atlanten und Koren, verkrümmt von unerträglicher Last,
leiden stumm. Der Strom, ein gelbgraues Band,
fließt träg in seinem verkrusteten Bette.
In Stein erstarrte Allegorien blicken verdrossen
von ihren Dächern auf die Plätze und Höfe,
auf die Statuen längst schon vermoderter Kaiser,
Fürsten und Feldherren, mürrisch in ihren Posen erstarrt.

Aber plötzlich - ein Windhauch, es hebt sich der Dunst,
ein schräger Sonnenstrahl huscht über morsche Paläste :
Wien, die alte Kokotte,schürzt die verschlissenen Röcke,
wagt einen Tanzschritt, es raschelt der Taft,
und unter Schminke und Runzeln erblüht
das alte, verführende, unvergängliche Lächeln,
stets aufs Neue bezaubernd und lockend,
sprühend vor Lebenslust, und aus den Gassen
zwinkert der Liebe Augustin schelmisch wie einst.

eKr


Friedgard antwortete am 08.02.01 (17:50):

Verspätete Korrektur: in der letzten Zeile vom Winterbaum heißt es natürlich:
"die niemals du sehn wirst."

Schön - das Wienbild, Eva!
Eben war ich im Garten und hab den ersten Frühlingsduft
der Erde geschnuppert -
er kommt wieder, wie jedes Jahr.


Georg Segessenmann antwortete am 22.02.01 (15:17):

Abendrot

********

Oh Alpenfirn, der rötend
sich am Abend zeiget;
oh Morgenrot,
das folget auf die Nacht;
was nützt es euch,
wenn man vor Ehrfurcht schweiget
und still ergötzet
sich an eurer Pracht?
Ihr wart schon ewig
und auch ewig kommt ihr wieder,
wenn längst kein Mensch
mehr ist auf diesem Stern.
Dann singt noch
euer Licht die alten Lieder,
die nie verklungen sind
vor eurem Herrn.

****************

August 1995 "abendrot" Georg Segessenmann,Dichter/Erzähler,1932


Sascha antwortete am 22.02.01 (16:37):

Die Schwarze Sonne

Einst sah ich
Die Sonne
Ihr Licht
So warm
So wunderschön

Momente voll Licht
Schweigend still
In Zuversicht

Momente voll
Behaglicher Trauer
Schweigend still
In Einsamkeit

Momente voll
Glückseligkeit
Tief verborgen
In all meinen Träumen


Bewegungslos
Starr, Steril
Verfolgt
Von Illusionen
Scheine jene
Meine Schatten
Wie ein Spiegel
Meiner Selbst
Zu sein

Gedanken,
Gefühle
Tief verirrt
In mir gestrandet
Niemals
Durchbrechen Sie
Die Mauern des Ichs
Niemals
Sehen sie das Licht

Das Schicksal
Konvergierend
Einer Ironie
So erträglich -
So gewohnt
Erscheint
Der Schmerz

Ein Weg
Ohne Ziel
Ein Ziel
Ohne Weg

Eine Rose
An die Eine
So Unentbehrlich
So Existentiell
Erscheint
Der Schmerz

Momente voll Licht
Schweigend still
Die Zuversicht

Momente voll
Behaglicher Trauer
Schweigend still
Geborgen �
In Harmonie

Einst sah ich
Die Sonne
Ihr Licht
So warm
So wunderschön

Einst durchbrach ich
Meine Illusion
Das Licht ward� kalt
Die Hoffnung erfror

(Internet-Tipp: https://www.lyrik.all.at)


Sascha antwortete am 22.02.01 (16:38):

DER MENSCH

Gib dem Menschen einen Gott
und er wird glauben,

Nimm dem Menschen den Zweifel
und er wird riskieren,

Gib dem Menschen die Liebe
und er wird das Hassen lernen,

Nimm dem Menschen sein liebstes Gut
und er wird kämpfen bis ans Ende,

Gib dem Menschen Macht
und er wird sie mißbrauchen,

Nimm dem Menschen die Angst
und er wird leichtsinnig,

Gib dem Menschen eine Ideologie
und er vollbringt Wunder,

Nimm dem Menschen alle Hoffnung
und er wird sterben,

Gib dem Menschen ein Rätsel
und er wird forschen,

Nimm dem Menschen den Weg zum Ziel
und er wird einen neuen finden,

Gib dem Menschen eine Aufgabe
er wird sie bewältigen,

Nimm dem Menschen seine Kraft
und er wird unermeßlich neue schöpfen,

Gib dem Menschen ein Wunder
und er erfindet eine Wissenschaft,

Nimm dem Menschen die Seele
und er ist nichts!

(Internet-Tipp: https://www.lyrik.all.at)


Friedgard antwortete am 24.02.01 (09:08):

Als wär's ein Boot:
so zieht der Schwan im Strom
und aus dem grauen Nebel
wächst der Dom
als wär's ein Szepter
das zum Himmel zeigt.
Und Möven fliegen auf
vom Wasser - steil -
und finden sich
und bilden einen Keil
nach Norden ziehend, so
als wär's ein Ruf
der ihnen Auftrag gibt zur Reise.
Hoch über mir
zieht nun der Reiher seine Kreise
als wär' auf Suche er - wonach?
Die Weide senkt zum Wasser
ihre Zweige tief
als lausche sie dem Lied
das Wellen vom Gebirg zum Meere tragen.
Mir ist, als fühlt' ich deiner Hände Griff
und deine Stimme - mein ich -
hör ich leise sagen:
Sieh, es wird Frühling.


Georg Segessenmann antwortete am 25.02.01 (17:39):

Unser Weg, unser Ziel.

Wir begegneten einander,
doch wir kannten uns nicht.
Wir sprachen miteinander,
doch wir hörten uns nicht.
Wir waren beieinander,
doch wir sahen uns nicht.
Denn Jedes ging SEINES Weges.

Doch da kam ein Tag, der war
ganz anders, als die anderen Tage:

Wir begegneten einander
und wir kannten uns.
Wir sprachen miteinander
und wir hörten uns.
Wir waren beieinander
und wir sahen uns.
Denn wie Schuppen fiel
es uns von den Augen.

Unsere Hände fanden sich
und wir fühlten uns.
Unsere Lippen fanden sich
und wir schmeckten uns.

Da wussten wir, dass wir
UNSEREN Weg gefunden hatten.

Und wenn jemand Dir Steine
in den Weg legt,
dann werde ich sie Dir
aus dem Weg räumen.
Und wenn Dornen auf
diesem Weg wachsen, dann werde
ich Dich davor schützen.

Und dieser Weg wird EIN Ziel haben:
UNSER Ziel.


August 1992 / Zur Hochzeit unserer Tochter Brigitte / Pappi

Georg von Signau, alias G. Segessenmann


Friedgard antwortete am 25.02.01 (17:51):

Es ist Fastnacht - darum heute:

DER CLOWN

Ein Clown nur:
grell geschminkt
ist sein Gesicht,
ein einzig Lachen
scheint sein breiter Mund.
Doch durch die Maske
dringt sein eigner Blick
mir tief ins Herz,
trifft dort -
wie etwas ganz Vertrautes -
meine Trauer.
Ich heb die Hand zum Gruß
und unsre Fingerspitzen
berühren sich
wie Vogelschwingen
in der Luft.


Marianne Speckamp antwortete am 25.02.01 (20:58):

N a r r e n

Narren sind alle,
die nach Liebe hungern,
in den Augen der Menschen,
die sich und andere
so leicht abspeisen lassen.
Nehmt doch und seid zufrieden,
so sagen sie.
Denkt nicht weiter daran,
ihr macht euch ja lächerlich.

Aber die Menschen sind nicht zufrieden.
Sie sitzen hungrig vor vollen Schüsseln,
ihre Augen starren ins Leere,
nicht achtend der Blumen und der Sonne.
Angst beherrscht das Leben:
Nur nichts unternehmen, nicht auffallen,
sich nicht der Lächerlichkeit preisgeben,
das Gesicht wahren.
Von tödlicher Lähmung ist alles befallen.
Traurigkeit und Sinnlosigkeit
breiten sich aus wie ein Leichentuch.
Wer soll uns retten,wenn nicht die Clowns ?
Die, die es wagen, sich lächerlich zu machen.
Sie kämpfen voll Hoffnung gegen die Verzweiflung.
Sie halten der Welt ihr Gesicht hin,
und Sehnsucht und Enttäuschung,
Freude und Leid spiegeln sich darin.
Ihr Kurs ist nicht so vollkommen berechnet,
daß sie nicht fallen,
aber sie stehen wieder auf.
Sie leben von und mit den Widersprüchen,
denn närrisch und widersprüchlich ist die Welt,
mit der sie versöhnt und versöhnend leben.

Die Narren allein wissen um das Geheimnis des Glücks,
wissen, daß tief im Grunde des Lächelns die Träne wohnt,
der Tautropfenperle im Kelch der Blume gleich.
Die Narren allein bringen der Welt das Lächeln zurück,
verstehend, verzeihend, rettend.

Marianne Speckamp


Heidi antwortete am 26.02.01 (08:34):

verschrieben

ich lache in den Wind
und dunkle Wolken fliegen
erschreckt davon

ich schreie in den Sturm
und die gepeitschten Bäume
biegen sich vor Lachen

ich weine in der Nacht
und die Tränenperlen werden
zu Steinen

ich läch'le am Morgen
und die 'verschriebenen' Sorgen
lösen sich auf.....

hl


Georg Segessenmann antwortete am 26.02.01 (09:47):

Für Friedgard und Marianne

Herbstgedanken


Es blättert von den Bäumen
und alte Narren träumen
wie schön es einmal war.
Man(n) hatte Riesenkräfte,
wild flossen alle Säfte
und wild spross auch das Haar.


Heut` hapert`s mit den Zähnen.
statt Küssen bleibt nur Gähnen.
Das Bein schmerzt wie verrückt.
Man ist schon froh, wenn einen
die Sonne tut bescheinen
und noch das "Pipi" glückt.


Das wird sich nimmer wenden,
denn alles muss mal enden,
so will es die Natur.
Drum lass uns weiter träumen,
wenn`s blättert von den Bäumen;
sei weise und nicht stur.


Georg von Signau, alias G. Segessenmann


Georg Segessenmann antwortete am 26.02.01 (09:54):

Regentröpfchen


Aus den Wolken, Regentröpfchen
fallen auf die Kinderköpfchen;
fallen sanft und fallen leise;
sind müde von der langen Reise.
Tröpfchen sind dir nur geliehen;
müssen immer weiterziehen;
begleiten dich ein kleines Stück;
wollen dann ins Meer zurück.
Regentröpfchen, Menschenkind,
gar nicht so verschieden sind;
kurz bei uns und schon von hinnen,
denn alles muss von neu beginnen.


September 1995 Georg von Signau, alias G. Segessenmann


Koloman Stumpfögger antwortete am 26.02.01 (14:13):

Leberblümchen

Wenn dir
wenn etwas,
o, -
wenn dir etwas über die Leber läuft,
früh im Jahr über die Leber läuft,
dann, -
ja dann blüht
blüht lichtblau am Waldrand,
das Leberblümchen zartblau für dich.

kNs


Georg Segessenmann antwortete am 26.02.01 (16:32):

Für Iris.

Als Gott der Herr....
*********************

Als Gott der Herr die Welt erschaffen
mit all den Tieren bis zum Affen,
da dünkte ihn, es fehl` noch was,
na so was wie im Spiel das As.
Drum nahm er einen Klumpen Lehm,
setzte sich auf den Thron bequem,
dann knetete er mit voller Kraft
und hatte bald es schon geschafft
den Adam aus dem Lehm zu formen,
ganz ohne Plan und ohne Normen.
Dann trank er noch ein Schlücklein Wein
und blies Adam seinen Odem ein.
Obwohl das Werk den HERRN erfreute
und ihn der Lehm kein bisschen reute,
hörte er nach ein paar Tagen
sich selber bitterlich beklagen:
�Der Prototyp ist zwar gelungen;
er hat ein Herz und Leber, Lungen,
doch irgendwie scheint mir beim Bein
ein kleines Stück zuviel zu sein.
Darum erschaff`` ich jetzt im Nu
nen weiteren Mensch, ohne, dazu�.
Gesagt, getan, gewagt, wohlan;
was er erschuf, war wohlgetan.
Mal kurzes Haar, mal langes Haar;
es war ein schönes Menschenpaar,
das sich da in der Sonne sonnte
und Gott den HERRN erfreuen konnte.
�Nun zieht ins Paradies sogleich
und wachset und vermehret euch;
benehmet euch wie Frau und Mann
und macht die Erd` euch untertan�!
Die beiden taten wie befohlen,
vermehrten sich ganz unverhohlen,
und schon nach ein paar kurzen Jahren
sie eine grosse Sippe waren,
die sich, wie Gott sie einst belehrte,
sich wie Karnickel stets vermehrte.
Doch bald hat Gott es Leid getan;
sie machten nicht nur untertan,
sie rotteten auch fleissig aus;
die Erde wurde, Graus oh Graus
in eine Wüstenei verwandelt,
das Paradies wurde verschandelt.

Der HERR schaut zu; erbost? Vergrämt?
Ob er sich seiner �Tat� wohl schämt?

Dezember 2000, Georg von Signau, alias G. Segessenmann


Gudrun Leykum antwortete am 26.02.01 (18:16):

So


oder


so

das Weite


suchen


vergeblich


deine Hoffnung

es lässt

sich nicht finden.


Heidi antwortete am 26.02.01 (22:39):

blaue Blume

suchend
in der Wüste
fand ich den Kaktus

suchend
auf den Strassen
fand ich den Löwenzahn

suchend
in den Gärten
fand ich die Rose

unbeachtet
in einer dunklen Wiese
fand mich das Veilchen

hl


Friedgard antwortete am 01.03.01 (09:29):

Dann treten wir heraus
aus unsern kalten Nächten
und aus der Einsamkeit
der engen Mauern
wir wärmen uns
mit Blicken
und mit unsrer Hände Greifen.
Dann fragen wir uns
ob wir's nochmal wagen möchten
wie lange wird uns dieser Winter dauern
und nach der Starre
werden da noch Früchte reifen?
Du bringst mir Seidelbast
ich zeig dir meine kahlen
blassen Zweige
wir fügen sie zusammen zum Gebinde.
Wie Samen
streuen wir Gedanken in die Winde
erwartungsvoll
daß einer junge Triebe zeige.

FS


Gudrun Leykum antwortete am 02.03.01 (19:30):

Zerfließt
die Nacht
in Bilder,

die , dem Tag zurückgeträumt,

matte Sehnsucht fordert,
Rahmen zu bestimmen.


Gudrun Leykum antwortete am 02.03.01 (21:01):

Zerfließt die Nacht
in Bilder,

die ,
dem Tag
zurückgeträumt.

matte Sehnsucht
fordern,

Rahmen
zu bestimmen.


eva antwortete am 02.03.01 (21:37):

Offenes Haar und leichtes Kleid,
jede Stunde zur Liebe bereit -
ich fuhr mit dir durch die Toscana.

Hügel und Wiesen glitzernd betaut,
zärtliche Hände auf kühler Haut -
Morgen in der Toscana.

Flammender Mohn am Olivenbaum,
weißglühender Himmel im Mittagstraum -
so ruhten wir in der Toscana.

Trunken von Wein und der Küsse Glut,
Sternenspiegel in dunkler Flut -
Nächte in der Toscana.

Verklungen, verweht, es war, es war ...
müde die Augen und grau das Haar -
und trotzdem im Herzen ewig jung
blüht fort und fort die Erinnerung
an die Liebe in der Toscana.

eKr


Koloman Stumpfögger antwortete am 03.03.01 (11:03):

zu Mariannes vorausgegangenem Thema

***

Vogelscheuche

Rote Jacke,
vornehm einst im Salon,
ringelgemustert der Pullover.
Noch ziert an der Krempe die weiße Naht
den verbeulten Hut. Der Kopf eine Rübe.
Zwischen Kulleraugen die Kartoffelnase,
möhrengeschminkt der Mund.

Verkleideter Narr!

Zwei Stecken
steif unter den Kleidern verborgen.
An den Senkrechten
der andere quergestreckt geschnürt.
Ahnst du das Kreuz?

Zwischen Rebstöcken
mit den �rmeln vergeblich
im Weingarten fuchteln,
keinen hungrigen Vogel beirren,
den Menschen ein Gespött.
Kinder aber erschauern!
Sie verschreckt das hohle Gespenst.

kNs


Heidi antwortete am 03.03.01 (12:18):

traumland

wenn die wirklichkeit dich überfällt
geh über die regenbogenbrücke
ins land der erinnerung
ins land der träume
hol das schöne dir zurück
erfinde die welt neu
finde liebe und glück
im land der erinnerung
im land der träume
wirklichkeit wird zur erinnerung
irgendwann
und dein traum wird wahrheit
denk daran
und träume......

hl


Friedgard antwortete am 04.03.01 (15:45):

Jugend

Wie ein Frühlingsgewitter
fällst du ein in mein Leben,
reißt mich aus dem Winterschlaf,
öffnest die Fenster weit
und bläst die Spinnweben fort.
Komm, rufst du,
wir fliegen!
Die Welt ist groß
und voller Menschen -
Menschen:
überall wartet
Begegnung
überall wartet
Erkenntnis,
zwischen Himmel und Erde
spannen wir
unsere Flügel aus
so wie der Bussard
- sieh -
hoch über uns
seine Kreise dreht.

FS


Gudrun Leykum antwortete am 05.03.01 (19:57):

Wer könnte
lieben
wenn er
zu wagen
nichts hat

das Spiegelglas
für immer
schon verhängt

lieben
wenn da
zu hoffen
nichts bleibt

das schwarze tuch
als segel
aufgezogen

lieben
wenn
alles geht
und
nichts
mehr kommt


Heidi antwortete am 05.03.01 (20:21):

Tränen vielleicht?

Dunkel liegt in der Luft
schweigend
frostig
kalt

die Sonne scheint
über mein Herz hinweg
erreicht nicht meine Seele
die erstarrt ist
im Schweigen

Tränen?
vielleicht zum Wärmen?

hl


Heidi antwortete am 05.03.01 (20:41):

auch dies zu Gudruns Gedicht


Glück

ist jeder Wunsch nach Glück

mir fern

und hab ich keine Ziele mehr

mein Herz nichts hört

und meine Seele ruht

dann .... bin ich tot!

hl


:-) Heidi antwortete am 06.03.01 (22:46):

ich lebe!

mitten im grauen November
pulsiert der Frühling in mir
pelzbedeckte Magnolienknospen
vor dem Fenster
träumen den Frühling

zarte grüne Triebe
sehen tapfer dem Schnee entgegen
kämpfen sich durch Frostzeiten
unermüdlich
erblühen im Frühling

hl


Gudrun antwortete am 07.03.01 (15:37):

Ach
wär ich doch
auch schon
an so genauem ort

zu sagen
dies ist dunkel
das hell

leben
tod

da blickt es sich so licht und durch

zu allem
schon das Ziel benannt

und nur
die hellen Lebensfarben leuchten ...


Gudrun antwortete am 07.03.01 (20:07):

Wär ich doch auch
an so genauem ort

zu sagen
dies ist hell
das dunkel

da blickt es sich so licht und durch

zu allem schon das ziel benannt

und nur die leichten bilder leuchten...


Heidi antwortete am 07.03.01 (21:30):

antwort

die leichten lieder
sind die schwersten
die dunklen gehen
leicht

ein lächelndes auge
braucht kraft der seele
weinen das ist...
licht ist nicht leicht
dunkel ist nicht schwer
ziel wird selten erreicht
wollen ist mehr

hl


Friedgard antwortete am 12.03.01 (10:25):

Vorfrühlingstag

Die Birken sehen alle aus wie Bräute,
die auf die Sonne warten, ihren Freier,
der Meisen heller Ruf klingt wie Geläute,
aus Laub und Kätzchen weben sie den Schleier,
ihr Brautgewand, die blanke weiße Rinde,
sie tragen es, als wär' es ein Signal,
und tanzen wollen sie dann mit den Frühlingswinde,
wenn er durchstreift das weite, grüne Tal.
Den Boden deckt ein Meer von Anemonen,
die Veilchen sind dazwischen halb versteckt -
der Frühling will uns für das Warten lohnen,
die Luft erfüllt ein Prickeln, wie aus Sekt.
Die Amseln, scheint uns, haben nie so schön gesungen,
vielleicht auch haben wir nie so auf sie gelauscht?
Wir atmen tief und füllen unsre Lungen
und fühlen uns von Hochzeitsduft berauscht.

FS


Heidi antwortete am 14.03.01 (22:15):

weltbild
(blaue Blume II)

die welt ist ein kaktus
ihre stacheln haken sich in meine seele
und brennen

die welt ist ein löwenzahn
grüne blätter, gelbe blüte
in den wind gepustet

die welt ist eine rose
dunkelrote schönheit mit dornen
die mich stechen

in der welt blüht das veilchen
unbeachtet im dunkel
verströmt es seinen duft

hl


Friedgard antwortete am 16.03.01 (08:38):

Niemals vermag je ein Gärtner
solche Sträuße zu binden
wie du - Natur -
in der Stunde Pans
am Rain eines einsamen Weges.
Wie ein kostbares Juwel
aus Kobalt, Rubin und Perlmutt
wiegt sich ein winziger Falter
auf dem Samtkissen
einer verblühten Distel
Blutstropfen aus Mohn
Gerstenfedern
sternkugelige Pusteblume
Königskerzengold
unter dem ernsten Dach
uralter Pinien.
Tausendfältiger Reigen
aus Farben, Bewegung und Licht
und darüber die Flöte
der Nachtigall.

FS - aus "Reise zu den Göttern"


Sieghard antwortete am 16.03.01 (14:44):


Reise ins Scheichtum

welch ein Scheichtum ach zu dumm
Scheichtum Papsttum Heiligtum
welch ein Scheichtum dideldum
Scheichtum Brauchtum Dandytum
welch ein Scheichtum rundherum
Scheichtum Möchtum Luthertum
welch ein Scheichtum wiederum
Scheichtum Periodikum
welch ein Scheichtum noch posthum

.
.


Gudrun antwortete am 19.03.01 (20:31):

Die Augen
folgen so leicht

süß und sanft
den vorgeschlagenen Bildern


Heidi antwortete am 24.03.01 (03:48):

nur

träume nicht..
den regenbogen gibt es
nur zwischen sonne und regen

verblasst.. allein im regen
vertrocknet .. allein in der sonnenglut

im zwielicht des morgens wenn
sanfter regen strömt und
die hoffnung auf sonne besteht
kannst du den regenbogen erahnen
.. zwischen sonne und regen

hl


Koloman Stumpfögger antwortete am 25.03.01 (15:10):

Ruhebank

Die Sonne,
ein Weg
die Bank
der Strauch
ein Baum
der Rastplatz.

Blaue Wolle
auf der Bank
und sandweißes Tuch.
Freude gesellt sich dazu.
Und über allem
ein Himmel.

kNs


sylvia antwortete am 25.03.01 (23:19):

Nacht
verstohlene Seufzer
unter jungem Buchenlaub
und dunkles Lachen

Leise Worte
verweht der Wind

Frühnebel
hebt sich
aus zerdrücktem Kraut

Im Weissdorn hängt
taunass
ein vergessener Shawl


svr


Heidi antwortete am 26.03.01 (03:30):

In der Nacht..

wenn der Schlaf dich flieht
und das Dunkle zieht...
du wehrst dich dagegen
du suchst doch das Leben

..
wenn sich Traum verwebt
und das Herz erbebt
stellen sich Fragen
aus dunklen Tagen

..
wenn beim Lampenschein
das Leben wird klein
wird das Herz so groß
die Seele liegt bloß


Allein in der Nacht
brechen deine Gedanken
durch alle Schranken
denn keiner hält Wacht

.. in der Nacht

hl


Friedgard antwortete am 26.03.01 (09:23):

Begegnung im Dorf

Kleine Frau
mit großen dunklen Augen,
Grübchen in den Backen
und dem Schelm im Nacken:
groß schaust du mich an....
Du kennst mich nicht,
doch du kennst alle Welt
und hältst eifrig Ausschau,
wer dir gefällt.
Mein Lächeln
wird ganz leise erwidert:
wir Frauen verstehn uns....
mein Haar ist grau -


sylvia antwortete am 26.03.01 (23:34):

Klage
ist dein dunkles Gewand
Trauer
dein wehender Mantel

Tränen
sind dein Diadem
dein
Geschmeide

Wehmut
ist dein Lied
und deine Stimme
gleicht dem Wind
im Geäst

Meine Seele
bleibt stumm
wenn du
mit kalten Fingern
ihre Saiten
anschlägst

Schwarze Tochter
der Nacht

svr


hl antwortete am 26.03.01 (23:42):

wenn meine seele friert...

kälte lähmt meine gedanken
langsam und zähflüssig
pulsiert der blutstrom
bringt keine wärme
in mein herz
die eiszeit
bringt
tod
hl
*


Koloman Stumpfögger antwortete am 26.03.01 (23:48):

Mondsichel

Über den nachtblauen Himmel
zieht abnehmend ein
gekrümmter Haarpinselstrich
dem moordunklen Untergang entgegen.

Ein sanfter Ton verklingt:
Zu nachttiefem Schweigen
verstummt das große Lied.

Da geht der rote Vorhang auf
zum letzten Akt.

Zum Schluß wirft die Trauer
ein nachtschwarzes Tuch über das Spiel.

Verschwunden
ist der silbrige Sichelschwung,

in die Tiefe versenkt
der haardünne Pinselstrich
in den nachtschimmernden
Spiegel im Moor.

Am nachtdunklen Himmel
funkeln dahingesprenkelt die Sterne,
Tränen des verlorenen Mondes.

kNs


sylvia antwortete am 27.03.01 (00:06):

Könnte sein, dass ich den folgenden Beitrag schon einmal eingeschoben habe. Trotzdem:

Mond
Pfannkuchengesicht
am Nachthimmel
es ist gut
dass du grösser bist
als es scheint

Sonst hätten sie dich
längst heruntergeholt
dich wissenschaftlich
seziert
analysiert
und definiert

So aber
müssen sie sich
hinaufbemühn

Und wir
dürfen weiter
aufsehn zu dir
sehnsüchtig seufzen
und innerlich heulen
wie die Wölfe

svr


sylvia antwortete am 30.03.01 (16:44):

Ein steiler Weg
ins Tal
knackende Laute
im Unterholz
eine Hand
die sorgsam führt

Ein Platz
in einer Frühlingsnacht
von weitem
flackert ein Licht
durch die Bäume

Im Filigranmuster
aus schwarzem Geäst
hängen Sterne

Leiser Wind
kühlt
die heisse Stirn
entfacht
die Glut
im Innern

Das Herz
nicht auf der Hut
ist zu lieben
bereit

svr


Gudrun antwortete am 30.03.01 (18:03):

Schwarze Drachen

stürzen

aus dem Himmel

der Kindheit.

Mein geöffnetes Auge,

meine ausgestreckte Hand

begegnen schwarzem Regen.


sylvia antwortete am 30.03.01 (20:20):

Noch immer
baden Waiden
ihre alten Zweige
in den Fluten
lassen Möven sich
flussabwärts treiben
kehren kreischend wieder
um sich erneut
ins Nass zu hocken

Noch immer
fliegen Schwäne
stromaufwärts
mit gereckten Hälsen
lauern Reiher
reglos
an den Ufern

Die hellen
Kindersommertage
die ich hier durchsrolchte
sind Erinnerung

svr


sylvia antwortete am 30.03.01 (20:23):

Wenn Vater sang
-er sang nicht nur
zu Weihnachten-
wusste ich
als Kind
genau
warum so schön

Er ging
regelmässig
ins Schulhaus
zum Stimmen

svr


Eva antwortete am 31.03.01 (17:27):

Koloman, danke für das wunderschöne Mondgedicht !


In der Fremde daheim

Das Land nahm mich gleichgültig auf
und langsam vernarbten die Wunden.
Ich lebe hier gut. - Doch manchmal,
abends beim Wein, die Freunde erzählen,
ein südlicher Mond hängt zerbrechlich
im dunklen Geäst der entlaubten Kastanienbäume -
da weht�s mich wie Fremdheit an :
wo bin ich, wie kam ich hierher ?
Mein ist das Meer; am Horizont Wolkengebirge,
angespült zwischen faulendem Tang
der salzverkrustete Bernstein ...
Backsteingiebel, am Sonntag fromme Choräle,
Kiefernwälder und lange Mittsommernächte,
und im März der schrille Schrei wilder Gänse -
fremd bin ich hier und einst
wird fremde Erde mich decken.

Aber dann schauen vertraute Augen
mich liebevoll an - dies Land
ist auch das Heimatland meiner Kinder;
ich kehre zurück, und der Hauch von Fremdheit verweht.

eKr


Heidi antwortete am 31.03.01 (19:32):

ohne Bezug ;-)) - beim Aufräumen gefunden


Narrenmaske

Ich schau in deine Augen
sehe das Bild das du von mir hast
und bin die, die du sehen willst

Ich bin hart, mit weichem Kern
weine nie, außer ich bin allein
stark für alle Lasten dieser Welt
- jemand hat mich so gesehen

Ich bin schwach und haltlos
kann nie nein sagen
habe kein Ziel und passe mich an
- jemand hat mich so gesehen

Ich bin so zart und hilflos
zu schade für die böse Welt
man muss mich beschützen
- jemand hat mich so gesehen

Ich bin ein Mensch
mal schwach mal stark
mal traurig mal froh
einfach nur ein Mensch
- hat jemand mich schon so gesehen?

hl (Sylvester 1991/92)


Heidi antwortete am 01.04.01 (01:21):

ungereimt:

Kindheit?

das ist mein Großvater
der Geschmack von reifen Pfirsichen
der Duft von Löwenmäulchen
das ist Freiheit in den Bäumen
mit einem Buch und Marillen
in den �sten neben mir
das ist ein Schäferhund
der zuließ, dass ich
in seine Hütte krieche
das ist Gewitter mit
Blitz und Donner
die Angst eines kleinen Mädchens
das sich in einer dunklen Ecke
versteckt hat
das ist Essen, das ich nicht mag
das ist ein Brunnen in einer versteckten
Parkecke mit einer Elfenfigur und einem
Reh aus Stein
das ist ein Dachboden von dem aus
ich die Lichter der Stadt sehen kann
und alte Kinderbücher die dort liegen
mit Bildern von Kindern aus vergangener Zeit
das ist ein altes Fernrohr mit dem
ich die Menschen zu mir holen kann
ohne das ich gesehen werde
das ist der Geschmack von frisch gepflückten
Himbeeren und süßer Ziegenmilch, frisch gemolken
das ist liegen im hohen gras, versteckt vor der Welt
in den Himmel sehen und die Wolken beobachten
mit den Wolken ziehen und träumen
Kindheit - das ist ein Garten in Bamberg
mein Großvater und endlose Ferientage
die ich dort verbringen durfte...

hl


hl antwortete am 03.04.01 (22:54):

gegengefühl

müde füsse
auf dunklen strassen
müde gedanken
müdes herz

traum kämpft
gegen realität
hoffnung
gegen leere

doch
niemand hat dir
den rosengarten
versprochen

bittere wahrheit
gewinnt an substanz
herz will nicht glauben
- tanz elfe! tanz!

auf den straßen
mit müden füssen
müden gedanken
und müdem herz..

hl


hl antwortete am 04.04.01 (09:50):

Farblos

Schwarz ist die Einsamkeit,
purpurfarben die Verzweiflung,
ein weißer Blitz der Schmerz.

Grau ist ohne Hoffnung.
Grau ist ohne Trost.
Grau ist dicht und blind.
Grau ist taub und gleichgültig.

Voller Grau ist das Schweigen.
Kommt grau von Grauen?

hl


Heidi antwortete am 04.04.01 (11:01):

damit es wieder heiterer wird :-)

trotzalledem
die welt ist schön
dunkel und grau
verschwindet im blau
die zeit heilt wunden
und frohe stunden
gibt es - trotzalledem

hl


Koloman Stumpfögger antwortete am 04.04.01 (11:23):


Empfang am Festtag


Wo das Festkleid aaus Seide
angelegt wird,

das Geschmeide
für dich ausgesucht ist,

am Herd das Mahl
bereitet wird,

wo das Tafelsilber
für dich bereitgestellt ist,

wo die Tür
geöffnet wird,

zum Festmahl
für dich gedeckt ist,

dort tritt ein,
du bist willkommen!

Wenn die Kerze
angezündet ist,

das Gericht
aufgetragen wird für dich,

wenn der edle Tropfen
kredenzt ist,

verweile,
denn nirgends kann es schöner sein.

kNs


eva antwortete am 05.04.01 (09:59):

Blaue Veilchen säumen meine Wege,
Amseln scharren im verwelkten Laub,
und ein erster Falter taumelt träge
sonnentrunken in den Blütenstaub.

Meine Seele, öffne deine Schwingen
wie der Falter, denke nicht zurück,
dieser Frühling wird dir wieder bringen
Sehnsucht, Hoffnung und - vielleicht auch Glück ?

Wenn im Herbst die gelben Blätter wehen,
stirbt der Falter, Nebel fallen ein -
sei getrost, der Winter wird vergehen,
und es wird ein neuer Frühling sein.


Gudrun antwortete am 05.04.01 (21:13):

ja, liebe heidi,
natürlich ,
kindheit,
das erweitert sich
individuell
und überhaupt
so viele kelche zum überlaufen
gebracht
und weitere noch
klagt so sanft
die singende flöte im moor
trollspaziergänge
durch buntlauten schlaf
und achtung
so sehr viel achtung
vor allem
was ist.


hl antwortete am 06.04.01 (01:29):

nachtmare

kinderlied singt leise
altvertraute weise
weckt dich aus dem traum

sternlein fällt herunter
nebel steigt empor
silberwasser fließen
fließen ins dunkle moor

kinderlied singt leise
von vergang'ner zeit
und von herzens leid

zorngestalten zeigen
drohend ihre macht
alte ängste fliegen
fliegen durch die nacht

kinderlied singt leise
altvertraute weise
singt dich in den traum

himmel färbt sich rot
kündet vom morgen
kleine vögel zwitschern
zwitschern ohne sorgen

kinderlied singt leise
immer gleiche weise
kindertraum...

hl


Heidi :-) antwortete am 08.04.01 (23:13):

wiegenlied

schlafe elflein, schlafe,
da draussen
blöken nur schafe,
die welt ist dunkel,
der mond scheint hell,
schlafe, elflein,
schlaf' schnell

bist müde vom tanzen,
müde vom singen,
müde von allen
weltendingen
- lass' sie nicht rein!
schlafe elflein,
schlaf' ein

die sterne wollen singen
dein wiegenlied
der helle mond
deinen schlaf behüt'
dunkle wolken
verscheucht der wind
schlafe elflein,
schlaf' geschwind!

hl


:-) Heidi antwortete am 10.04.01 (16:20):

anlauf

ich bin aus meinem weichen reichen
wolkenkuckucksnest heraus gefallen,
ich sagte zu mir "flieg" und stieß mich
über den nestrand

jetzt sitze ich hier unten
mit zerfledderten gefieder
und übe das laufen denn
es braucht einen großen anlauf
um das fliegen wieder zu lernen

hl


Dietlinde antwortete am 10.04.01 (22:05):

Ich bin noch nicht lange im Seniorentreff zu Gast.Habe heute erst Eure wunderbare Lyrik-Seite entdeckt und bin begeistert! Das sind ja so wunderbare Gedichte von jedem Einzelnen zu verschiedenen Themen, daß ich echt staune. Ich fühle mich auch sehr wohl bei Euch und habe lauter nette Leute getroffen. Ich bin viel im Internet unterwegs und das ist nicht überall so. Wunderbar interessante Themen, vielseitig und bunt ist der Seniorentreff.
Ich freue mich weiterhin auf schöne Lyrik von Euch und grüße herzlich
Dietlinde

(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)


Koloman Stumpfögger antwortete am 11.04.01 (17:32):

Blütennacht


Weiß blüht der Kirschbaum
am Fenster im Licht
raumvoll Honigduft

Duft um das Lager
nach Harz riecht das Täferholz
nach Nelken und Mohn dein Haar

in später Stunde
strömt Urwürze durch den Raum
weil Herzkirschen blühn

kNs


sylvia antwortete am 15.04.01 (23:32):

Nur nicht erwachen
nicht jetzt
nicht bevor mir
bewusst
wovon ich geträumt

Bist du
durch meinen Schlaf
gegangen

Mir ist so wohl

svr


Hans-Jürgen Caspar antwortete am 17.04.01 (12:08):

Vielleicht zu hart

Ach wie schön sind doch Gedichte,
die kein Mensch verstehen kann!
Rein formal sind's Leichtgewichte,
nett gereimt nur dann und wann.

Meistens zahm, doch manchmal wilder,
an Gefühl und Schwachsinn reich,
voller kraus montierter Bilder,
kleingehackter Prosa gleich.

Nun, ich muß hier ja nicht bleiben,
wahre Lyrik ist nicht fern.
Diesem Dilettanten-Treiben
- o Pardon! - entflieh' ich gern.


Nichts für ungut; es sind nicht alle Verse in dieser Abteilung des Seniorentreffs gemeint.

Hans-Jürgen


Koloman Stumfögger antwortete am 17.04.01 (14:20):

Sehr geehrter Lyrik-Kritiker
Herr Hans-Jürgen Caspar.

Zu Ihren Schlußzeilen:

"Dilettanten-Treiben
- o Pardon! - entflieh' ich gern."

Ich wünsche Ihnen eine schöne Osterwoche und nach Ihrer angekündigten und gelungenen Flucht einen ihnen genehmen Ort.

Freundlich
Koloman Stumpfögger


Sieghard antwortete am 17.04.01 (14:56):


"Dilettanten-Treiben
- o Pardon! - entflieh' ich gern."

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

bleib ob bleib du holder Caspar
gelernt hat mancher schon von einem Narr
und so mancher Dilettant
wurde Dichter schon genannt
als Beispiel sieh den Kunstbetrieb
er jubelt hoch dem Geld zulieb

.
.


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 17.04.01 (15:44):

Lieber Hans-Jürgen Caspar

Nicht jeder hat das Glück, vom Schicksal mit so viel Genialität gesegnet worden zu sein wie Sie. Aber jeder Mensch hat das Recht, seine vom Schicksal ihm geschenkten Gaben anzuwenden. Wenn Sie nun also glauben, sich in unserem Gremium nicht wohl fühlen zu können, kann ich Sie nur zu Ihrem Entschluss beglückwünschen, nicht mehr daran teilzunehmen.

Da Sie uns angedroht haben, uns fern zu bleiben, sende ich Ihnen diese meine unbedarfte Mitteilung noch an die angegebene Adresse.

Mit nachsichtigen Grüssen

Schorsch

P. S. Ihr Gedicht zeugt tatsächlich von Können. Dazu aber noch einen Spruch, den ich hin und wieder meinem ältesten Enkel zu bedenken gebe, wenn er über Jungs spricht, die nicht immer - wie er - eine Maximalnote heimbringen:

"Wir zwei können nichts dafür, dass wir so schön und so gescheit sind!"


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 17.04.01 (15:52):

Und hier noch ein riesiges Kompliment an die "Macher" dieses Forums. So langsam taste ich mich durch die unendlichen Gänge, Wege und Strassen der Hompages und Foren. Was da voller Liebe und Enthusiasmus zu einem abgerundeten Ganzen gefügt wird, das sprengt den Rahmen von Pflichten und Arbeit. Sowas kann man nur machen, wenn man es als Hobby und Dienst am Mitmenschen betrachtet. Nur schade, dass mir nach Stunden des staunenden Verweilens manchmal der Kopf schwirrt - er ist halt nicht mehr der jüngste ;-))))

Herzliche Grüsse an Alle

Schorsch


:-))) Heidi antwortete am 17.04.01 (22:10):

*Lach*

"..Meistens zahm, doch manchmal wilder,
an Gefühl und Schwachsinn reich,
voller kraus montierter Bilder,
kleingehackter Prosa gleich.."

Ich werde diese Zeilen in meine Gedichte-website einsetzen als Vorwarnung.. *gg*


Hans-Jürgen antwortete am 19.04.01 (14:40):

Veränderte Sicht

Wußt' ich in der fremden Stadt
mich nicht zu benehmen,
muß ich jetzt auf neuem Blatt
mich ein wenig schämen.

Was an Schönem sie enthält,
sah ich nicht sofort;
manches, das mir wohlgefällt,
steht bald hier, bald dort.

Und so hab' ich überlegt:
Grund gibt's nicht zu eilen.
Ich beschließ', zum Teil bewegt,
doch noch zu verweilen.


Rudi antwortete am 19.04.01 (17:33):

Lieber Hans-Jürgen

Schon in der Bibel steht zu lesen:
Wer Reue zeigt, der kann genesen.
Wir tragen keinem etwas nach,
der wollte unser Ungemach.
Ein jeder hat das Recht zu irren,
wenn ihm Gedanken rasch entschwirren,
die er dann gern zurückgehalten,
um sie zur Reife zu entfalten.
Drum achte auf den Rat der Weisen:
Laß' Worte nicht zu schnell verreisen.

Rudi


Heidi antwortete am 19.04.01 (19:39):

:-)) Sehr diplomatisch, Hans-Jürgen

"..manches, das mir wohlgefällt,
steht bald hier, bald dort."

aber auch sehr nett!


Heidi antwortete am 20.04.01 (00:51):

ohnmächtig

manchmal hasse ich
- weiß nicht wen
ich bin wütend und schimpfe
- weiß nicht auf wen
ich möchte etwas ändern
- weiß nicht wie
hilflos und machtlos
bin ich,
ein einzelner Mensch

ich will nicht resignieren
ich will kämpfen
- weiß nicht wie

hl

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/threads/thread464.html)


Hans-Jürgen antwortete am 20.04.01 (08:59):

Danke, Rudi, für die hübschen Verse mit gutem Rat am Ende. Ich *liebe* Gereimtes!

Hans-Jürgen


Evelyn antwortete am 21.04.01 (16:57):

From the Persuit of Cruel Birds

I dart
from the persuit
of cruel birds
headlong
toward boughs
that straddle the moment
before reality:
there,in the whirl
of pigeons banking
I am caught
in the soft dawn
underwing.


Von grausamen Vögeln verfolgt...

Ich stürze
von grausamen Vögeln
verfolgt
kopflos
ins Holz
das nur zögernd
den Blick befreit
für die Wirklichkeit:
dort,unter schwirrenden Tauben
lingernd
bin ich geborgen
in der sanften Dämmerung
ihrer Flügel.


Rudi antwortete am 21.04.01 (18:44):

Für die Freunde des Gereimten !

Der Regenwurm

Vom Blatt fiel einst ein Regenwurm
bei einem Herbstgewittersturm.
Mit vieler Müh' hinaufgeklettert
hat er nachher gar bös' gewettert.

Da lag er nun so eine Weil
und fühlte, dass die Glieder heil,
denn Würmer haben, wie man weiß
kein Rückgrat und auch keinen Steiß.

Sonst hätt' er sich sich was brechen können
und mancher täte ihm das gönnen.
Denn nichts ist schöner auf der Welt,
wenn's Unheil andere befällt.

Drum wird er künftig unten bleiben,
dort in des Grundes buntem Treiben,
da wo ein Wurm auch hingehört,
auch wenn er da nicht ungestört.


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 21.04.01 (19:21):

Zum Regenwurm:

Wär er noch weiter raufgekrochen,
hätt er gewiss sich was gebrochen.
Drum denke jeder hier auf Erden,
der auch Grösseres möchte werden:
Der Aufstieg, auch wenn er nur kurz,
endet gar oft mit einem Sturz!

Gruss an den Verfasser vom Regenwurm

Schorsch


Rudi antwortete am 21.04.01 (20:44):

Lieber Schorsch ! Ich kenne den Regenwurm !

Er konnte höher nicht mehr klettern,
zumal bei solchen Ungewettern.
Es war ihm sicherlich auch bange,
ob er noch an sein Ziel gelange.
Er hatte wohl auch nicht bedacht,
daß ihm die Höh' zu schaffen macht.
Schon mancher prahlt' mit großer Pose,
doch fiel ihm dann was in die Hose.


Rosmarie S antwortete am 21.04.01 (22:22):

Lieber Rudi, lieber Schorsch,

Und die Moral von der Geschicht?
Beneide Kletterwürmer nicht!

Doch unter uns, das glaube mir,
beneid� ich doch das freche Tier!
Es konnt� ja nicht nur kriechen, liegen,
es konnte auch ein bisschen fliegen.
Und wenn die Fleder-Maus es schafft,
so hat ein Fleder-Wurm auch Kraft,
sich übern Alltag zu erheben
und mal was Tolles zu erleben!

Drum sei beim Fliegen gleich dein Chef,
beweg dich zum Seniorentreff!


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 22.04.01 (09:11):

Liebe Rosmarie S.

Tirrillii

Tirrillii, tirrillii,
diese Frühlingsmelodie
tönt von Dächern und Bäumen,
lässt gar Süsses mich träumen,
denn der Frühling ist da.......

Tirrillii, tirrillau,
tirrlillii nun miau;
muss das Liedlein vergessen,
denn die Katz hats gefressen;
das geht mir so nah......

April 2001, Schorsch, alias Georg von Signau


sieghard antwortete am 22.04.01 (09:27):


Die Queen.
In Wien?
In Berlin?
In London !
75 - schon?
Gratulation !

.


Hans-Jürgen antwortete am 22.04.01 (09:58):


Kommentar zu Rudis erstem Regenwurm-Gedicht:

Die Verse, hübsch und amüsierlich,
sie stimmen nachdenklich, natürlich,
und sollen wohl ein Spiegel sein.
Doch wie's bei solchen Fabeln üblich
(die heiter sind und kaum betrüblich),
verzerrt der Spiegel, ist nicht rein.

Drum die Moral von der Geschicht:
Wenn jemand hier von Würmern spricht,
so muß das nicht für Menschen gelten,
denn immer noch geschieht's nicht selten,
daß einer Rückgrat hat und zeigt,
nach einem Fall auch wieder steigt.


Fortsetzung

Der Fabelspiegel, er verkleinert,
vergröbert und verallgemeinert.
Wer ihn benutzt, hält sich für groß,
wahrscheinlich auch für ganz famos
und glaubt, was er so kritisiert,
das sei bei ihm noch nie passiert.

Doch liest man trotzdem die Geschichten,
die von den Tieren uns berichten
und märchenhaft auch Wahres sagen,
nicht ohne inneres Behagen.

Man denkt: "Naja, wie *die* das machen -
ich bin ganz anders" und muß lachen.
Die Fabel ist drum sehr beliebt,
weil sie uns Selbstbestät'gung gibt.

H.-J.


Rudi antwortete am 22.04.01 (11:07):

Verzeiht, daß ich noch verweile
bei dem kleinen Wurmgetier;
doch ich hoffe, die Ballade
brachte manchem ein Plaisier.

Ende

Nun, jetzt hat er mir's gestanden,
daß die Vorsicht kam ihm abhanden.
Würmchen war auf Freiers Füßen,
wollte Liebchen nur begrüßen.

Denn er liebte schon seit langem
einen bunten Schmetterling
und in seinem Liebesrausche
wollt' er fliegen wie das Ding.

Und so kam es wie es musste
er fiel runter auf den Bauch,
dabei ging ihm aus die Puste
und geschmerzt hat es wohl auch.

Drum sei jedem nur geraten,
eh' er schreitet zu der Tat,
die Natur hat's eingerichtet:
Fliegen kann, wer Flügel hat.

(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)


Rosmarie S antwortete am 22.04.01 (17:33):

Für Rudis Regegnwurm


Ach, du armes Wurmgetier,
nimm statt des Liebchens schnell ein Bier.
Lass deine Träume einfach fliegen!
Illusion auf Brechen, Biegen
wird leider niemals dir gelingen!
Hier ist�s wie mit den andern Dingen:
Wie schön wär�eine Kusses-Schnut!
Doch "real life" ist auch ganz gut!

(Und übrigens: Du bist ein Düssel!
Dein Mädchen hat doch nur �nen Rüssel!
Küss mal auf diese Faden-Schnut,
da tut ein Bierchen doppelt gut!)


Rosmarie S antwortete am 22.04.01 (17:47):

Hallo miteinander,

diese Regenwurmgeschichte macht mir über die Maßen Spaß! Besonders dein Ausgangsgedicht, lieber Rudi, finde ich köstlich!

Lieber Hans-Jürgen,

diese eine Strophe von dir würde ich aber nicht unterschreiben!

"Der Fabelspiegel, er verkleinert,
vergröbert und verallgemeinert.
Wer ihn benutzt, hält sich für groß,
wahrscheinlich auch für ganz famos
und glaubt, was er so kritisiert,
das sei bei ihm noch nie passiert."

Im Gegenteil, im Gegenteil! :-)))
Ansonsten finde ich deine Antwort aber sehr gelungen!

Lieber Schorsch,
bei mir machen die Einfälle gerade schlapp. Vielleicht hat mich ja auch der Frühling gepackt? :-))) Dein "Tirrillii" ist aber allerliebst!

Dir, lieber Sieghard, stimme ich zu!

Die Queen.
In Wien?
In Berlin?
In London !
75 - schon?
Gratulation !

Na, dann -
schließ ich mich an!


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 22.04.01 (18:33):

Was man aus einem Regenwurm doch alles machen kann......!

Hier noch ein Übergang vom Fabelspiegel zum Narrenspiegel:

Der Dichter

Vom Dichter, weil er sei entartet,
wird meistens Un-Sinn nur erwartet
und dass, weil er nun eben spinne,
er seinen Unfug zumeist ersinne,
um vor den sogenannt Normalen,
sehr provozierend damit zu prahlen.
Ich, liebe Leute, lass `s euch glauben;
will nicht eure Illusionen rauben.
Doch frag` ich euch, was wär das Leben,
tät`s da nicht ein paar Spinner geben,
die in der Welt, der öden, kalten,
euch mit Geschichten unterhalten?
Bedenkt auch bitte: manche Narren
führen auf ihrem Narrenkarren
nen Spiegel mit, der still und heimlich
mal in Prosa, mal auch reimlich,
gar nichts anderes führt im Schild
als euch zeigen euer Spiegelbild.
Doch lasst euch bitte nicht beirren
denn auch Narrenspiegel können irren,
und der Spiegel in des Narren Tatze
zeigt ihm vielleicht die eigene Fratze?

Mai 1996, Georg von Signau, alias G. Segessenmann

Und die Moral von der Geschicht?
Auch der Schorsch weiss Vieles nicht.


Rosmarie S antwortete am 22.04.01 (18:54):

Tirrillii
Lieber Schorsch, nur nicht verzagen!

"...denn der Frühling ist da.......

Tirrillii, tirrillau,
tirrlillii nun miau;
muss das Liedlein vergessen,
denn die Katz hats gefressen;
das geht mir so nah......"

Tirrillii, bin doch da!
Mich mag keiner mehr fressen,
denn im Innern von dessen
armem Gedärme
erweckt ich ihm Härme,
läg schwer ihm im Magen...
Drum tut�s keiner mehr wagen.
Als bleierner Brocken
tät im Magen ich hocken.
Drum schick mir die Katz,
lösch deinen Satz,
träum weiter ins Land -
Frühling lässt sein blaues Band...


Rudi antwortete am 22.04.01 (22:43):

Hei, ist das ein lustig Spielchen,
hin und her von Schirm zu Schirm
und wir schmieden kleine Verschen
das trainiert doch das Gehirn.

Mag es sein, daß wir mal schummeln,
treffen nicht das Versemaß;
doch das ist ja nicht so tragisch
wichtig ist: es macht uns Spaß.

In diesem Sinn ein Dank an alle,
die mit Versen uns erfreut,
wir seh'n uns wieder nächste Woche
Ich hoffe, keiner hat's bereut.

Mit elektronischem Gruß
Rudi

(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)


sieghard antwortete am 22.04.01 (23:18):


sehr schön der Elektro-Gruß
erfreut hat mich der Verse-Fuß
nächste Woche dichte wieder
dann blüht hoffentlich der Flieder
Rudi rheider das ist kein Schummeln
wenn wir mit den Versen fummeln.
Freude machts auf jeden Fall,
Dichtung gibts im Dichter-Saal.

.


Hans-Jürgen antwortete am 23.04.01 (09:25):

Nochmals über das Reimen

Die Reimerei ist 'was Verrücktes:
nicht immer, wie man möchte, glückt es,
das richt'ge Wort zu finden.
Und will man seinen Senf verkünden
mit Rhythmus, Versmaß, comme il faut,
dann geht es oftmals ebenso:
Man strengt sich an, quält sich herum
und gibt nicht auf - es ist zu dumm;
die ganze Richtung ändert sich...
Und trotzdem ist es 'was für mich,
trainiert, wie uns schon Rudi sagt,
die grauen Zellen im Gehirn.
Und macht man weiter, unverzagt,
dann glättet sich die Denkerstirn
zum Schluß von selbst. Man ist vergnügt,
weil's einem so gefällt, genügt.


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 23.04.01 (10:21):

Jaja ihr lieben Mannen, Frauen,
auf eure Verse kann man bauen.
Wer so gut die Reime siedet
und so tolle Verse schmiedet,
zeigt doch wirklich in der Tat,
dass er noch keinen Alzheim hat.
Nur wär es sicher angenehm,
man wäre nicht so sehr bequem,
dass man stets seine @-Adresse
wie Hans-Jürgen hier vergesse!
Schreib sie bitte hin ganz munter,
dann gibt`s einen Strich darunter
und man wird Dich noch mehr loben.
Welchen Strich? Schau doch oben.

Herzliche Grüsse

Schorsch


sieghard antwortete am 23.04.01 (14:35):


In Freiburg ist heut
endlich Sonne
oh welche Wonne,
welche Wonne
nach 44 Tagen Regen,
ein Segen,
ein Segen...

.


Rudi antwortete am 23.04.01 (16:02):

Lieber Sieghard !

Wie lange wird die Wonne dauern
nach diesen langen Regenschauern ?
Wenn Dir die Sonne scheint aufs Dach,
läßt gleich die Regenwonne nach.

Du schwitzt an jedem Körperteil,
der Eisman bietet Eis Dir feil.
Du sehnst Dich nach der kühlen Brause,
und brauchst am Tage zehnmal Pause.

Du atmest schwer, die Bronchien rasseln,
das kann Dir schon den Tag vermasseln.
Du trinkst was kühles und Dir wird heiß,
und ringsherum da rinnt der Schweiß.

Wie soll das enden, welche Pein,
muß es so heiß bei Hitze sein ?
Du hauchst, wenn einer Dir begegnet:
"Es wär' ne Wonne, wenn's mal regnet".

(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)


sieghard antwortete am 23.04.01 (17:47):


Mein Arbeitszimmer ist im Dach
es ist ein größeres Gemach
hat Platz für Bücher, Tische, den PC
so hab ich alles in der Näh.

Als wenns der Rudi hätt geahnt,
das alles geht bis 30 Grad.
Wenn es darüber geht oh Graus,
muss ich von oben ziehen aus.

Der Hitze wegen geht nichts mehr
dann muss indeed der Regen her.
Doch im Moment ists schön hier oben
das Wetter muss ich heute loben.

Und nicht nur das, sondern auch
dass Rudi macht vom dichten Brauch
dann ists hier oben doppelt schön
wenn einer aufm Display zu sehn.

Das ist nun keine Lyrik hier,
Versschmiederei, nicht mehr.
Es mögen all' verzeihen mir,
die Tieferes gewöhnt sind hier.

.


Rosmarie S antwortete am 23.04.01 (18:18):

> In Freiburg ist heut
> endlich Sonne
> oh welche Wonne,
> welche Wonne
> nach 44 Tagen Regen,
> ein Segen,
> ein Segen...

Lass uns in die Sonne legen
oder uns�re Glieder regen,
uns�re müden Herzen hegen
oder auch das Rheuma pflegen...

Lieber Sieghard,
entschuldige, wenn ich dein schönes Gedicht so verunglimpfe. Bei uns war auch Sonne, und die hat mich einfach übermütig gemacht!
Herzlich
Rosmarie


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 23.04.01 (19:18):

Hab heut` im Garten meine Palmen gesetzt;
bin von diesen zu den Bananenstauden gehetzt;
hab auch diese noch in die Löcher geschaufelt,
dann noch ein paar Tropfen drüber getraufelt;
noch ein Bier dann durch die Gurgel gejagt,
weil mich ein gar arger Durst hat geplagt;
drauf hab ich noch eine ganze Stunde relaxt;
guten abend noch - I see you again wohl next!

Aber ich liess es mir nicht nehmen, die obigen Gedichte mit Genuss zu geniessen.

Schorsch


Heidi antwortete am 23.04.01 (19:26):

Zitat leicht abgeändert

"Spassvogel-Treiben
- o Pardon! - entflieh' ich gern."

Viel Spass noch


Rudi antwortete am 23.04.01 (21:36):

Schade, schade Heidi, aber es gibt doch noch andere kurzweilige Themen.
Bei dem vorletzten tut sich seit einiger Zeit garnichts ! Gibt es da nicht irgendwo
ein paar nette Gedichtchen ?
Gruß Rudi


sylvia antwortete am 23.04.01 (22:35):

Bei euch reimt's zur Zeit so schön!


Ich habe im zarten Alter von 12 Jahren mit Dichten angefangen. Damals haben sich meine Verse - im Gegensatz zu meinen heutigen - auch gereimt. Ich hätte da ein Gedicht, das reinpasst.


Prinz Frühling

Leise schmilzt der Schnee über Nacht.
Prinz Frühling lächelnd drauf erwacht.
Er nimmt seinen goldnen Wanderstab
und ziehet froh ins Tal hinab.

Noch braun ist der Wald am Haine.
Noch singt kein Vöglein am Raine.
Doch murmelnd springt ein Quell zu Tal.
Prinz Frühling ruft der Nachtigall.

Sie singt und jubelt aus voller Kehl.
Es dringt Prinz Frühling tief in die Seel.
Er hört sie gerne, er liebt sie sehr.
Er ruft ihr zu: "Noch mehr, noch mehr!"

Prinz Frühling weckt alles, das da ruht.
Er geht an die Arbeit mit frischem Mut.
Er hüpfet fröhlich, er singt und wiegt,
und jubelt ein Vöglein, so jubelt er mit.


svr 1960

Gott, ist das schöön! Und mein Lehrerinnenauge stellt fest: Keine Rechtschreibefehler! Nur 2 Interpunktionsfehler (habe ich ausgemerzt!)


sylvia antwortete am 23.04.01 (22:46):

ich habe noch eins nach zu schieben. Es darf gelacht werden! Ich muss da geistige Anleihen bei der "Försterliesel" und dem "Wilderer" aufgenommen haben...

Schmerz und Scham

Bunte Wälder,
braune Felder
siehst du überall,
wo du schaust ins Tal.

Reh und Hase
äsen im Grase,
bis ein Jäger kommt
und sie nicht verschont.

Sie stieben fort,
doch ach, am Ort
bleibt zitternd ein junges Reh.
Das tut dem Jäger so weh.

Er wollte es töten.
Nun muss er erröten.
Er hat's nicht getroffen,
nur angeschossen.

Der Jäger schämt sich.
"Nun hab ich dich,
du liebes, kleines Reh,
verwund't und das tut weh!"

svr 1960


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 24.04.01 (09:35):

Für Sylvia

Bitte sei mir nicht böse - aber die Gedichte von damals gefallen mir viel besser. Da sprach doch noch sooo viel Romantik mit. Mach doch wieder mal so eins!

Gruss

Schorsch

Da noch ein Gedicht extra für die Schweizer/innen:

Amslenäscht

**********

Hinderem Huus im Buächlihaag
hockt en Amslemuätter
si brüätet scho der liebläng Taag;
s Männdli bringt äre s Fuätter

Das het ou s Nochbers Büsi gseh,
äs luuret scho am Bode;
Amslewiibli, oh herrjeh,
wotsch du di net verrode?

I schtöik diä Chatz, so guet i chaa,
us em Haag ond Rase.
Zom Dank loht mir der Amslemaa
es Gaggeli uf d`Nase !

******************************

April 1995, Schorsch S.

P.S. An einer Autorenlesung in einer Schulklasse fragten mich die Schüler, was denn die Wörter "verrode" und "schtöik" bedeuten. Ich war ein bisschen perplex. Dann aber dachte ich an die Veränderlichkeit der Sprache - cool, megacool, supermegacool!

Zum Verständnis für ennet der Schweizer Landesgreze Beheimatete. Schtöike heisst verscheuchen, sech verrode heisst sich bewegen.


Hans-Jürgen antwortete am 24.04.01 (10:13):


Irgendwie sind wir inzwischen auf verschiedenen Wegen bei der Natur gelandet, die zu preisen und sich an ihr zu freuen ein unerschöpfliches Thema ist. Jahreszeitlich ein paar Monate vorausgreifend, lasse ich ein kleines Gedicht folgen, das ich schon vor längerem schrieb und das mir jetzt wieder einfiel:

Urlaub auf einer dänischen Insel

Das Meer ist wie Silber, wie Seide die Luft,
wogendes Kornfeld und Strandrosenduft.
Die Ammer, der Reiher sind hier zu Haus,
und der Kormoran breitet die Fittiche aus.

Aus Linden wie Rauch steigt zum Himmel empor
ein wirbelnder, tanzender Bienenschwarmchor.
Ich fühl' mich so wohl hier, so leicht und so frei -
ach wärest du, Sommer, doch niemals vorbei!

Anmerkung: Wenn der Kormoran, bevorzugt, auf einem der Pfähle am Ufer zum Aufhängen der Fischernetze sitzt und dabei in malerischer Pose seine Flügel zum Trocknen spreizt, erinnert er stark an den Adler als Wappentier. - Schwarzer, aus einer Gruppe von Lindenbäumen hervorquellender "Rauch", der mich von Weitem erschreckte und mir Rätsel aufgab, entpuppte sich beim Näherkommen als etwas Harmloses. Trotzdem war er für mich ein überraschendes Naturereignis, das ich vorher noch nie gesehen hatte.

Und noch eine Bemerkung zu Sylvia: ich war auch Lehrer, und zwar für Mathe. - Dank auch an Schorsch für seinen Hinweis auf den "Strich"; ich beherzige ihn diesmal.

Hans-Jürgen


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 25.04.01 (09:16):

Die eingesandten Gedichte werden immer besser. Offenbar sind da Könner am Werk, die eine Zeitlang nur zugeguckt haben und nun langsam "aus dem Busch" (nicht der Wilhelm ist gemeint) kommen!
Nichtsdestotrotz hier noch eine Kostprobe später Einsicht:

Der Dichterling
***************

Mal tat ich bei Kaffee und Kuchen
heimlich das Dichten versuchen.
Trotzdem es anfangs sehr holperte,
ich über manchen Reim stolperte,
gab ich`s halt einfach nicht auf;
so nahm das Unheil seinen Lauf.
Viel Worte hab ich so verbogen,
an den Haaren herbei gezogen;
es wurde ergänzt und gestrichen,
mit Busch und Goethe verglichen;
und um`s dann noch abzurunden
manch neues Wort gar erfunden.

Nun muss ich wohl selber mir raten:
mach`s doch wie`s viele schon taten:
Kannst du`s nicht lassen das Reimen,
so tu`s halt, doch tu`s im Geheimen!

August 2000, Georg S.

P.S. Ich geb`s nicht auf!


hl antwortete am 29.04.01 (02:33):

Morgen erst

Über euch Himmelblau
Weit entfernt Wolkengrau
Sternensilber Sonnengold
Wiesengrün soviel ihr wollt
Bächlein klar und Quelle rein
Fischlein können glücklich sein
Blumengelb und Blumenrot
Morgen erst ..ist die Erde tot

hl


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 29.04.01 (09:34):

Füher kam mir an einem Sonntagmorgen so allerlei in den Sinn - heut (meist) nur noch Gedichte! Dieses also ist heute im Bett entstanden:

Jo, das isch halt so ne Sach...

Jo, das isch halt so ne Sach:
Ei Tag füel i mi alt ond schwach,
der ander chönnt i Bäum usriisse,
dicki Strick chönnti verriisse.

Chönnt das würkli alls so sii?
Esch ächt s Plagiere no derbii?
Esch ächt alles nur erfunde?
Ghört ächt das id Märlistunde?
Müesst i ächt bim Strick verriisse,
Bäum usriisse e chli bschiisse?

Sigs wies well; i wott nid chlage,
wott doch vertroue, ned verzage;
esch ou s Läbe nömm so bunt,
nimmis halt, wies öppe chunt.

Wenn denn einisch d �ngeli singe
ond mit ihrne Fäcke schwinge,
rüefi i de lut ond voll Humor:
�Nänt mi bitte uf i eure Chor.
Doch wenn mi Gsang euch tuet geniere,
de chönnti euch jo dirigiere!�

29.4.01, Schorsch


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 01.05.01 (11:02):

Für Rosmarie S.

Raucherpoesie.


Ein jeder Mensch braucht seine Laster,
hab` er nun Schulden oder Zaster.
Das Rauchen ist zwar heut` verpönt,
doch hab` ich mich halt dran gewöhnt.
Sitz` ich in einem Restaurant,
ganz bequem und unerkannt
und zünd` mir eine Zigi an,
dann tönt`s gewiss von nebenan:
"Was muss der dumme Esel hier,
vermiesen uns die Wurst, das Bier?
Soll der sich doch zum Teufel scheren!"
Dann muss ich sie halt flugs belehren:
"Ihr wisst ja nicht, wie so ein Räuchlein
ist Genuss für Kopf und Bäuchlein.
Und werd` ich drum auch meist gemieden;
Hauptsache ist: ICH bin`s zufrieden."




Januar 1993, Georg von Signau, alias

Schorsch


Rosmarie S antwortete am 01.05.01 (20:58):

Lieber Schorsch,

für deine Raucherpoesie bedanke ich mich - ein wenig hustend zwar -, aber artig und erfreut! :-)))

Rosmarie


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 02.05.01 (09:36):

Liebe Rosmarie
Das Husten hat auch seine gute Seite: In diesen paar Sekunden macht man keinen Lungenzug!

Herzlich

Schorsch

P.S. Hätte ich nicht in meiner Jugend solch drastische Erfahrungen mit dem Rauchen gemacht - wer weiss - vielleicht würde in diesem Augenblick auch auf meine Tastatur Asche fallen!?

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/fr-georg.html)


Hans-Jürgen antwortete am 02.05.01 (18:04):

"Ist das Rauchen nicht gefährlich?",
fragt ein Junge, "sag mir's ehrlich!"
"Nö", seggt Vadder, "meine Lunge
hat's bisher noch ausgehalten.
Und ich will auf meine alten
Tage damit weitermachen."

Sagt der Junge:" Ich muß lachen:
'alte Tage' - bist g'rad vierzig."
Und der schlaue Vater irrt sich,
raucht noch weiter wie ein Schlot,
ist mit 45 tot ...

Übrigens gibt es von J. S. Bach ein "erbauliches" Lied über das Rauchen ("So oft ich meine Tabakspfeife / mit gutem Knaster angefüllt...") im Notenbüchlein seiner Frau Anna Magdalena. Wer kennt es in dieser Runde und spielt es vielleicht sogar auf dem Klavier?


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 04.05.01 (10:06):

Maienrausch


Endlich ist der Mai gekommen,
hat mich bei der Hand genommen,
zieht mich durch das Feld, den Wald.
Sehnsucht, mit mir durchgebrochen,
hat mich tief ins Herz gestochen.
Halt mich fest, ich fliege bald.


Will nichts weiter, als geniessen,
staunen, wie die Knospen spriessen,
lauschen, wie der Kuckuck ruft,
die Natur, dies Wunder sehen,
spüren, wie die Lüfte wehen,
riechen ihren Blütenduft.


Wo ich geh`, nur Frohgesichter,
jeder wird zum Clown, zum Dichter,
Augen strahlen froh mich an.
Graue Wolken ziehen weiter
und am blauen Himmel, heiter
zieht die Sonne ihre Bahn.


April 1993,Georg von Signau

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/fr-georg.html)


Georg Segessenmann antwortete am 13.05.01 (08:51):

Mauseseele

Mäuschen sass in Bauers Tenne,
frass mit Gockel, Kücken, Henne
Körner, die auf Boden lagen,
ohne Bauersmann zu fragen.
Mäuschen war hier ungebeten,
Bauersmann tat tot es treten,
und ohne Predigt und Gebimmel
fuhr Mauseseele in den Himmel.

Und die Moral von dieser Gschicht?
Auch tote Maus gibt noch Gedicht!

Mai 01, Schorsch


Friedgard antwortete am 13.05.01 (17:12):

Dummes Mäuslein - so verfressen,
hat ganz die Gefahr vergessen,
dabei sagt stets seine Mutter:
paß gut auf, und such dein Futter
da wo keiner auf dich schaut,
sonst verlierst du deine Haut!
Aber ach, die Körner schmecken,
es vergißt, sich zu verstecken:
aus der Traum - der Mausebengel
ist jetzt schon ein Mauseengel.
Kleiner Trost: durch die Gedichte
steht er jetzt im Rampenlichte....


Georg Segessenmann antwortete am 13.05.01 (18:47):

Ja, frässe doch der Mäusebengel
statt der Körner Süssholzstengel
und würd nicht in die Tenn sich wagen,
würd er sein Fell noch heute tragen!

Danke, liebe Friedgard, für Deine schmunzelantwort (;--))))

Schorsch


Rosmarie S antwortete am 13.05.01 (19:04):

Lieber Mäuserich, ähm, lieber Schorsch und liebe Friedgard,

Und Schorsch und Friedgard im Gedenken
an Mäuschens Seele Blumen schwenken.
Dadurch entsteht in mir die Frag�:
Ist heute etwa _Mausetag_?
Als Mutter wurd� ich heut� geehrt.
Doch wär� die Maus es nicht auch wert?


Georg Segessenmann antwortete am 13.05.01 (19:43):

Nicht ernst gemeint ist diese Frage:
Wird mein Gedicht zur Mäuseplage?
Habt Dank, ich fühle mich geehrt,
solang sich keiner hier beschwert!

Gruss

Schorsch


Georg Segessenmann antwortete am 14.05.01 (19:30):

Und wer nun da etwas Schlechtes denken sollte, ist selber schuld.

Zweierlei Mass

Ein Mäuserich, klein, schlank und keck,
ging Nachbars Trude an den Speck.
Doch sie schrie: �Das ist zuviel!"
und griff nach einem Besenstiel
Mit diesem hat sie unverzagt
den armen Mäuserich verjagt.


Da kam der Paul, gross, schlank und keck,
auch er ging Trude an den Speck.
Und sie schrie: �Welch herrlich Spiel"
und wieder griff sie nach dem - Stiel.
Der Dichter meint: Das hat man nun,
wenn eben zwei das gleiche tun!

Schorsch


Hans-Jürgen antwortete am 16.05.01 (10:59):

Es fuhr einmal ein kleines Schiff
nicht weit entfernt vom Strand.
Weil keiner 'was vom Kurs verstand,
drum lief es auf ein Riff.

Des Schiffleins Tage sind gezählt:
zwar schlug's nicht richtig leck,
doch sitzt es fest, kommt nicht vom Fleck,
weil's ihm an Tiefgang fehlt.

Und die das Ganze kommen sah'n,
verließen längst den Unglückskahn
und gingen still von Bord.
Ein paar nur sind noch dort.


Georg Segessenmann antwortete am 16.05.01 (11:34):

Lieber Hans-Jürgen

Drum merke wer ein Schiff besteigt,
dass er ein bisschen Klugheit zeigt,
sich niemals ganz im Sichern wähn`;
verlass das Schiff VOR Kapitän!
Das weiss, so meint der Kritiker,
bei uns doch jeder Politiker!

Gruss

Schorsch


Hans-Jürgen antwortete am 17.05.01 (09:07):

Das mit dem Schiff
auf seinem Riff
hat *tiefere* Bedeutung.
Ich suchte nicht
mit dem Gedicht
nur Internet-Verbreitung.

Mit Kritikern,
Politikern
hat's wenig nur zu tun -
sie mögen weiterruh'n.

Das Schiff wird morsch,
mein lieber Schorsch,
und wer auf ihm der Käpt'n ist
(und ob Du es nicht selber bist),
ist eine off'ne Frage,
die ich zu stellen wage.

Das Ganze ist ein traurig' Lied;
es grüßt ein kleiner Verseschmied.


Georg Segessenmann antwortete am 20.05.01 (09:54):

"Das Ganze ist ein traurig' Lied;
es grüßt ein kleiner Verseschmied."

Lieber Hans Jürgen

Wer so gut dichtet, der ist wohl kein "kleiner Verseschmied" mehr. Alles ist nur eine Frage der Zeit; zum Beispiel nämlich, ob wirs noch erleben.......

Herzlich

Schorsch


Georg Segessenmann antwortete am 20.05.01 (09:59):

Sommerzeit


Lauer Abend, linde Lüfte,
Kuckucksruf und Blumendüfte.
Kurze Nacht, der Tag wird länger.
Auf dem Dach ein schwarzer Sänger.
Amselmann zeigt Vatertriebe,
singt ein Lied, dem Weib zuliebe.
Unten schleicht des Nachbars Katze;
leise Sohle, scharfe Tatze.

Grad steht das Korn, der Bauer lacht.
Er hat sein Heu schon eingebracht.
Millionenfach vertreibt die Stille
das unendlich Lied der Grille.
Mein Herz zerspringt vor Freude fast.
Das Fernweh ist mein Dauergast.
Zu jedem Spass bin ich bereit.
Hast Du`s gemerkt? s`wird Sommerzeit.


Januar 1993 Schorsch


sieghard antwortete am 20.05.01 (11:37):



Hallo Schorsch und Hans-Jürgen:

Du bist schon ein größerer Verseschmied,
das ist mein kleines Urteil, vergib!
Der Sonntag ist so strahlend heut,
geh nun raus und grüß die Leut.

.


Georg Segessenmann antwortete am 21.05.01 (08:38):

Im Forum "Gedichte" läuft gerade eine Diskussion darüber, was Gedichte beinhalten oder sein sollten. Hier meine Meinung über Gedichte und ihren Wahrheitsgehalt allgemein:

Die Wahrheit

Man braucht ja schliesslich nicht zu lügen,
nur ein Wörtchen lassen, auch mal eins fügen;
dann wenn`s gut gefügt und auch gut gelasst,
schlussendlich alles wieder bestens passt;
ein Wort wird "gefunden", ein Wort "verloren";
eine neue "Wahrheit" schon wieder geboren.
Man kann sie hören, man kann sie sichten;
mir scheint, das sei grad wie beim Dichten!
Nun ja, gar mancher Mensch wird so geleimt;
macht nichts, wenn nur das Ding sich reimt.
Und manche "Wahrheit" ist ja schliesslich,
wenn allzu einfach, auch oft verdriesslich.
Drum denken Dichter, und auch mancher Jurist,
die Wahrheit doch zumeist viel schöner ist,
wenn sie mit Fantasie ein bisschen abgerundet
und sie somit (fast) allen Menschen mundet!

Juli 1996, Schorsch


Hans-Jürgen antwortete am 21.05.01 (14:57):

Ich *liebe* Gedichte (sonst würde ich mich hier nicht herumtreiben). So freute ich mich, als ich aus dem Nachlaß einer Tante von mir ein Buch mit Liebeslyrik aus mehreren Jahrhunderten geschenkt bekam. Bei einem dieser reimlosen, unstrukturierten, inhaltlich verwirrenden *modernen* Gedichte dachte ich, es sei am unteren Seitenrand schon zuende, doch ging es nach dem Umblättern noch ein ganzes Stück weiter, ohne deshalb klarer, verständlicher oder schöner zu werden. Dies läßt sich auch auf andere lyrische Produkte der gleichen Art übertragen, und so entstanden die folgenden Verse:

Jetzt weiß ich, worin ein modernes Gedicht
sich von älteren *noch* unterscheidet:
Du streichst ein paar Wörter (oder stellst sie nur um),
und keiner findet das schrecklich und dumm
und daß das Gedicht drunter leidet.

Der Grund hierfür ist: man *merkt's* einfach nicht,
es sei denn, der *Autor* betrachtet
aufs neue sein Werk und stellt fest, was geschah.
Für ihn ist der �rger zur Strafe dann da,
weil Rhythmus und Reim er verachtet.


Koloman Stumpfögger antwortete am 21.05.01 (20:02):

Hunger

Was sucht die Maus
auf dem Mühleboden,
auf dem grünen Teppich
in der Lauterbacher Mühle?

Längst gibt es
auf dem Boden
keine Körner mehr,
keinen Überfluß an Frucht.

Wonach hungert sie?
Nach Körnern nicht!
Worte und Weisen
locken sie heute.

Gedichte schweben
zur Abendzeit unter dem Gebälk:
Da mischt sich die Maus
unter die Hörer.

Mehr als Körner begehrt sie,
mehr als
einen vollen Bauch:
Sie hungert nach täglichem Brot.

Jene auf den Stühlen
halten verschreckt den Atem an.
Da huscht hurtig die Maus
mit einem Körnchen Wahrheit davon.

kNs


Georg Segessenmann antwortete am 21.05.01 (21:37):

Ob es sich denn lohnt zu dichten?
Die Einen meinen wohl: mitnichten?
Und wohl mancher fragt mit Grinsen:
"Bringt das Dichten mir denn Zinsen?"
Schorsch sagt nur: "nen Guten Abend;
für mich ist Dichten halt erlabend!"
>
Gruss

Schorsch


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 01.06.01 (17:16):

Liebe Treffler und Trefflerinnen.

Schade: Im Gedichteladen finden sich Gedichte zuhauf, die längst verstorbene geniale Dichter geschrieben haben. Warum eigentlich so wenige eigene, Gedichte von heute? Angst, ausgelacht zu werden? Aller Anfang ist schwer, sprach jener Einbrecher, als er einen Ambos mitlaufen liess! Drum: Frisch von der Leber weg gedichtet. Wenn sich die Zeilen dann irgendwie noch reimen umsobesser! Bei jedem mal wirds besser!

Herzliche Grüsse an alle KönnerInnen und solche, die es noch werden möchten.

Schorsch


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 03.06.01 (10:50):

Rattenfänger

Hört man auf des Volkes Stimme
gibt`s wenig Gutes, und das Schlimme,
das in jedem Menschen klebt,
hat wie Unkraut überlebt.
Und es scheint, je höher einer,
wird das Böse doch, statt kleiner,
eher grösser noch und schlimmer;
doch das stört die Grossen nimmer.
Denn sitzt das Böse einmal oben,
beginnt man �unten� es zu loben,
weil aus Frosches Perspektiv
man alles sieht halt relativ,
als wäre es Gottvaters Wille;
nimmt`s an und hält sich stille.
Sei einer nun ein Wirtschaftsmann,
der das Volk verführen kann;
sei er als Fussballknaller
das edle Traumziel Aller;
mischt einer mit viel Geschick
sich in die nationale Politik;
gebärtet sich als Bänkelsänger
und moderner Rattenfänger,
frägt kein Simpel je danach,
wie oft der seine Schwüre brach;
man staunt nur noch und nöcher
in seine Nasenlöcher.
Doch manchmal kommt`s mit Knall
aus grosser Höhe auch zum Fall,
und jene, die vor Ehrfurcht staunten,
hurra riefen (und auch raunten),
finden diesen Fall nun plötzlich
sehr gerecht und auch ergötzlich,
und verkünden dem, der blutet,
man hab` schon lang es ja vermutet,
dass nur Hochstapler er gewesen.
Ja, nun wischt ein neuer Besen,
und man zieht nun vors Gericht
den Schurken und den Bösewicht;
und findet bald nen neuen Mann,
dem man Hochachtung zollen kann.
Denn der Homo braucht zum Wohl
seines sapiens ein Idol,
und, so meint der Liedersänger,
halt auch seine Rattenfänger!

Schorsch


sylvia antwortete am 05.06.01 (20:14):

Ich habe
unumstössliche Prizipien
lasse mich nie
von meiner Meinug
abbringen

Schliesslich
habe ich
Charakter

Sturer Hund

svr
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Viele sagen
sie glauben
nur an sich
und ihren
Verstand

Sie sagen
sie glauben
an nichts

Die meisten
haben recht

svr


sylvia antwortete am 05.06.01 (21:32):

Ich habe sie gesehen
auf der Strasse
Schmudelkind
mit wirrem Haar
in abgerissenen Klamotten
in ausgelatschten Schuh'n
wie eine Vogelscheuche
und dachte mir mein Teil

Jetzt pflegt sie
meine Wunden
misst mit kühlen
sanften Händen
meinen Puls
ermuntert mich
mit kleinen Scherzen
putzt meinen Hintern
leert meinen Topf
sauber und adrett
in weisser Schürze
und lächelt

Machen Kleider Leute

svr (1980)


Dora Naef/Millefoglio antwortete am 08.06.01 (01:54):

Ach, meine lieben Versemacher, wie hab ich mich amüsiert, Eure Gedichte zu lesen! Ich glaube, ich kann nicht mal schlafen vor Freude! Die Raucherpoesie von George, die Streitgedichte zwischen ihm und Hans-Jürgen, das von den Elfen, die von der Maus hihihihihahahaha! Und die vielen anderen, die mir auch so sehr gefallen haben !Ihr habt mir Mut gemacht. Darum werde ich Euch auch einige von mir auf Züritütsch schicken. Ich liebe mein Schweizerdeutsch und überhaupt alle Sprachen.Ich liebe es auch damit zu spielen und neue Wörter zu erfinden, zu kreieren, so wie Ihr es manchmal tut! Hier eines vom 1973:

S'isch e Qual!

Wänn mir die Versli nocherenne,
chan ich jo schliessli nüt defür!
Ich chas denn eifach nöd verchlemme,
es hört dänn nümmen uf bi mir!

I mues dänn immer wyterdichte
bis mir de Chopf wehtuet!
Bim Butze,bim Choche, bim Bügle, bim Näihe,
sogar uf em Hüsli, es isch fäng zum Schreie !

Und wänni dänn zobig will äntli is Bett,
purzlets deet mitenand um d' Wett
die Ryme und grad wie garschtigi Goofe
zwängelets use und lönd mi nöd schloofe !

Jetzt isch bigoscht scho halbi zwei,
jä, nu, es isch jo einerlei!
I mues morn nöd früeh usem Bett,
will euse Chli no Ferie hätt.

Es isch zwar scho echli e Qual,
so fescht hät das mich packt dasmal.
dass ich schtatt ordli d'Arbet z'mache,
nuno tuen Gedichtli mache.

Dora/Millefoglio


Dora Naef/Millefoglio antwortete am 08.06.01 (02:49):


Ich bilde mir schon gar nicht ein
auch eine Dichterin zu sein!
Möcht'nur ein wenig mit Euch spielen
und eine sein nur unter vielen

Möcht mich ein wenig amüsieren,
dergleichen tun,illusionieren.
Das Spiel mit Sprache und mit Reimen
gefiel mir schon immer im Geheimen.

Ich bitt Euch darum, liebe Leut'
öffnet das Herz mir, am liebsten gleich heut'!
Meines habt Ihr schon gewonnen
mit euren wunderschönen Kolonnen!

Dora/Mille