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THEMA:   Morgen ist Waschtag !

 6 Antwort(en).

hei43 begann die Diskussion am 13.03.04 (16:04) mit folgendem Beitrag:

Für uns Frauen in der heutigen Zeit ist der Waschtag kein so besonderes Ereignis. Die Wäsche wird entsprechend sortiert in die Maschine gegeben, eingestellt, auf den Knopf gedrückt, und los geht's nach Programm. Die Waschminna weiß genau, was zu tun ist, ganz ohne Worte. Wenn ich von meiner Waschhilfe erzähle, werde ich ganz stolz, denn sie ist schon 25 Jahre alt. Sie kam nach dem Tod eines Onkels in unsere Familie, ein treues gutes Stück. Mal mußten Schläuche ausgetauscht werden, mal eine Gummimanschette oder eine Schelle - ansonsten immer zu Diensten.
Wenn ich so ernsthaft darüber nachdenke, kommen mir all die Frauen in den Sinn, die sich körperlich abplagen mußten mit Waschbrett und Zuber, ohne technische Hilfe. Kaum noch vorstellbar, wenn ich an meinen verschlissenen Rücken und die Schmerzen denke, die diese Frauen sicherlich auch hatten. Aber es war für alle damals so und nur in Ausnahmen, dem Stand entsprechend, unterschiedlich anders. Aber wie der Waschtag in einer Grafschafter Familie ablief, in den zwanziger Jahren, erzählt eine Grafschafterin einfach mal selbst:
"Wir waren eine große Familie und alle vier Wochen war Badetag für alle. In die Waschküche wurde die Wanne gestellt, mit kaltem und warmen Wasser gefüllt und ein Dreckspatz nach dem anderen stieg hinein. Nach jedem Badegang wurde die Wasseroberfläche abgeschäumt und dann kam der Nächste, am Schluß die Eltern.
In dieses letzte Wasser wurde dann über Nacht die Schmutzwäsche eingeweicht und Bleichsoda hinzugefügt. Mit Wasser mußte gespart werden, weil es extra vom Außenbrunnen geholt werden mußte. An allen übrigen Tagen mußten wir uns in einer Schüssel waschen mit Lappen und Seife.
Am anderen Morgen wurde Wasser in den großen Waschkessel gefüllt und angefeuert. Zuerst kam die Kochwäsche hinein, später das Bunte aller Art, mit dem Stock in Etappen heraus gewuchtet und auf dem Waschbrett im Zuber sauber gerubbelt und gebürstet. "Grüne Seife" war dabei eine Hilfe und anschließend wurde alles heiß ausgespült und über Nacht im klaren Wasser noch liegengelassen, zum Ausbleichen. "Bläue-Pulver" wurde hinzugetan, damit Vergilbtes hell wurde. Im Sommer wurden Tücher aus Leinen auf den Wiesen ausgebreitet und leicht besprengt, nötig beim Bleichvorgang, damit alles schön hell blieb. Im Winter wurde die Wäsche auch nach draußen gehängt und fror zu lustigen Gebilden, mit denen wir Kinder unseren Spaß hatten.
Zum Bügeln hatte meine Mutter ein Dreisatzeisen, das auswechselbar war. Zwei standen auf dem Ofen, damit sie heiß blieben, das dritte wurde in das Bügeleisen geschoben und auf die Wäsche gedrückt. Gebügelt wurde nur das Notwendigste, z.B. Schürzen, Rüschen und ähnliches. Es gab auch noch ein anders älteres Bügeleisen, in das glühende Kohlenstücke gelegt wurde, in einem dafür vorgesehenen Fach. Dadurch blieb das Eisen längere Zeit warm. Bettwäsche und andere große Teile zog man zu zweit an den Ecken hin und her zum Strecken und legte sie entsprechend zusammen. Manchmal mußten wir uns auch tagsüber draufsetzen."
So manche Frau wird nun froh sein, in der heutigen Zeit leben zu können. Dem Fortschritt kann man schon in dieser Hinsicht dankbar sein, eine wirkliche Erleichterung für den sogenannten "Waschtag".
von Heidrun Gemähling

Internet-Tipp: https://www.lyrik-kriegundleben.de


Medea. antwortete am 13.03.04 (18:50):

Mir ist der Waschtag noch in schlechter Erinnerung... :-))
Es gab nämlich - aus welchen Gründen auch immer - dann Graupensuppe, diese mit den "Kälberzähnen" - ich mochte sie wirklich nicht und meine Schwester genauso wenig .....

Zwischen Weihnachten und Neujahr durfte nicht gewaschen werden, das waren die "wilden Nächte", da jagte Wotan mit seiner Schar durch die Lüfte. Aber auch die alten Leute in der Nachbarschaft achteten peinlich darauf, denn einem Aberglauben zufolge stirbt ein Mensch, falls dieses ungeschriebene Gesetz gebrochen wird und naturgemäß wäre das ja erst einmal ein Alter vor einem Jungen gewesen ....


marie2 antwortete am 13.03.04 (19:36):

Ich habe den Waschtag in guter Erinnerung, denn an diesem Tag musste mein großer Bruder auf mich aufpassen. Das war dann der Tag an dem ich an all den wilden Jungenspielen und -kämpfen teilnehmen durfte.
Und Graupensuppe gab es bei uns jeden Freitag. Während meine Geschwister sie heute noch verabscheuen, liebe und koche ich sie noch so hin und wieder.
Die Zinkbadewanne - genannt die Bütt - am Samstag. Vorher wurder immer Diskussionen geführt, wer zuerst hinein durfte. Da wir 6 Kinder waren, wurde noch zwischendurch heißes Wasser nachgefüllt, meistens auch einmal gewechselt. Und das alles spielte sich in der Küche ab.
Kein Wunder, dass bei dieser Wasserschlepperei der Rücken meiner Mutter so frühzeitig verschliessen war.
Im Keller schleudert gerade meine Waschmaschine. Was für eine Hilfe!!

Marie2


pilli antwortete am 13.03.04 (21:36):

hi :-) hei43

"wasch-kulturiges"? :-))) oder erinnerungen an lang...lang...is her? hommage an waschkauen? :-))) oder nur falsche rubrik erwischt? :-)

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beim stöbern auf deiner hp habe ich ja watt unglaublich tiefgründiges entdeckt :-))) jetzt sinniere ich hin und her und grüble über die schwarzen strudel der nudel...

magst mir eine interpretation des gedichtes schreiben?
ist es vielleicht das, was ich nicht hoffe, das sei es?


:-)

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Sockelsturz

So manche große Größe
enthüllt nie seine Blöße,
erst wenn der Glanz entschwindet,
die Größe sich in der Blöße windet,
befreit vom äußeren Scheinen,
die Stimmung ist zum Weinen,
der Sockel schwankt,
die Größe gelangt
in einen schwarzen Strudel,
wie im Abflußrohr die Nudel

:-)


mart antwortete am 14.03.04 (11:15):

Die Waschmaschine ist d ie Befreierin der Frauen von Fronarbeit.

Ich kann mich an die gr. verzinkte Wanne erinnern, die wir Kinder als Wippe verwendet haben.


hei43 antwortete am 14.03.04 (13:38):

Antwort an Frau Pilli,
das Thema sollte eigentlich unter "Soziales" eingereiht werden.
Zum Gedicht "Sockelsturz" auf meiner HP möchte ich folgendes sagen:
Manche Prominenz, Stars, Hochangesehene, Herrschende usw. stellen die Größen der Zeit dar, die oft begehrt und geachtet unbehelligt und äußerlich sauber durch's Leben schreiten.Doch aus welchen Gründen auch immer dreht sich irgendwann der Spieß. Vieles von unsauberen, korrupten Machenschaften,langaufrechterhaltenen Lügengebäuden, falschen Versprechungen kommen plötzlich ans Tageslicht. Dann winden sich diejenigen, möchten gerne scheinheilig Glanz und Gloria erhalten, die "Ehre" retten. Das wahre Gesicht hinter der Maske kommt zum Vorschein, Tränen fließen in Bedrängnis und Verzweifelung.Der Sockel, auf dem sie standen, wankt und gelangt in eine unaufhaltsame Schieflage mit vernichtenden Folgen. Eines Tages verschwindet die sogenannte Größe in den schwarzen Abgrund der Schande und stürzt vom Sockel. Wie eine Nudel, die ungewollt ins Abflußrohr und weiter in die Dunkelheit der Kanalisation entschwindet.
Zum Glück gibt es aber auch sehr viele Größen, deren Ruhm und Ehre einen berechtigten Platz in der Geschichte eingenommen haben, zum Nutzen und Vorbild anderer.

Liebe Grüße

Heidrun Gemähling


pilli antwortete am 14.03.04 (15:12):

danke für deine erklärung...meine gedanken wanderten da in eine ganz andere richtung :-) nun grüble ich noch ein bisse über den schwarzen abgrund der schande...und dann hat`s ruh vor mir...

:-)))))