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THEMA:   Sir Peter Ustinov tot

 10 Antwort(en).

jo begann die Diskussion am 29.03.04 (19:46) mit folgendem Beitrag:

Der britische Schauspieler und Schriftsteller, Sir Peter Ustinov, ist tot.

Diese Meldung hat mich wie schon lange keine Todesnachricht mehr erschüttert, ich kann kaum die Tränen unterdrücken - ein wunderbarer Mensch hat die Welt verlassen.

Neben vielen Erinnerungen an ihn als charmant-ironischer Europabürger ist mir seine Moderation des anzüglich-poesievollen Films "Der Reigen" unvergesslich.

UN-Generalsekretät Kofi Annan:

Ustinovs Talent hat nicht nur Millionen von Menschen Freude bereitet, sondern er hat sich auch mit Hingabe und Entschlossenheit für das UN-Kinderhilfswerk UNICEF eingesetzt und mehr als drei Jahrzehnte weltweit auf die Nöte der Kinder aufmerksam gemacht. Annan dankt für das Leben dieses unheilbaren Optimisten, bemerkenswerten Weltbürgers und standfesten Freunds der Vereinten Nationen ...


Karl antwortete am 29.03.04 (22:44):

ich möchte Dir zustimmen, Jo. Auch mich hat diese Nachricht angerührt. Ich habe Peter Ustinov sehr geschätzt. Im Spiegel ist ein sehr guter Nachruf von Andreas Borcholte abgedruckt, der den richtigen Ton trifft und Peter Ustinow treffend charakterisiert, z. B. mit "Eine Aura der Gutmütigkeit umwehte ihn, die Menschen, egal wie unterschiedlich sie sein mochten, sofort berührte und versöhnte. Der Ehrfurcht, mit der man ihm zuletzt immer wieder begegnen wollte, machte er mit einem anarchischen Scherz oder einer burlesken Anekdote schnell den Garaus. Sich selbst zu feiern, dafür hatte der Vielbeschäftigte keine Zeit."

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,293039,00.html


pilli antwortete am 29.03.04 (23:41):

Sir Peter Ustinov,

"bissig, geistreich, grosszügig, feinfühlig, fröhlich...

intelligenter und kritischer meister des scharfen witzes, brillianter verfechter der wahrheit, grosser menschenfreund und sprachgenie ohne schulabschluss."

nur eine kleine auswahl aus den ehrenden nachrufen.

die würdigung von Harald Martenstein aus dem "Tagesspielgel online" möchte ich als auszug zitieren; mehr ist zu erfahren im u.a. link.

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"Das Jenseits ist noch lustiger geworden. Sie haben jetzt sogar Peter Ustinov.

Es ist noch nicht lange her. Ustinov saß in einer Talkshow. Eigentlich hat man ihn so in Erinnerung aus den letzten Jahren: der alte Mann aus den Talkshows. Der alte Mann hat einen Stock mit Silberknauf und spricht mit englischem Akzent ein schönes, altmodisches Deutsch.

Eine Opernsängerin soll ein bestimmtes Lied singen, aber sie lehnt ab. Sie könne dieses Lied nur in ihrem Auto singen, einem alten Fiat 500. Ustinov ist in einen komplizierten Spezialstuhl gepackt, sein Kopf wird durch eine Mechanik gestützt, er wirkt körperlich schwach und ist, wie man seit gestern weiß, schon vom Tode gezeichnet. Er scheint gelangweilt zu dösen.

Plötzlich geht ein Ruck durch ihn, und er beginnt, einen Fiat 500 nachzumachen, erst das Startgeräusch, dann das fahrende Auto. Die Sängerin singt. Ustinov fährt...

...Sein Witz war nur in Ausnahmefällen scharf oder zynisch. Ustinov spottete über die Unvollkommenheit der Welt, der Ehrgeiz, sie zu verändern, plagte ihn nicht allzu sehr. �Politiker denken immer, Politik sei sehr wichtig�, sagte er. �Aber der Tourismus verändert die Welt viel mehr.�

Als Humorist gehörte er zu den versöhnlichen Charakteren, wie Loriot. Er versöhnte auch das Leichte mit dem Schweren. Mit seiner beträchtlichen Bildung, seinen zwölf Fremdsprachen und seinem weltmännischen Auftreten schien Peter Ustinov ganz und gar eine Gestalt aus der allmählich versinkenden Welt des Bürgertums zu sein, aber er war immer für jeden neumodischen oder banalen Schnickschnack zu haben. Der Name des Zirkus war ihm egal, Hauptsache, er durfte auftreten. Einer seiner Lieblingssätze lautete: �Es muss Spaß machen.� Diesen Satz wandte er in sämtlichen Lebenslagen an...

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"Wenn nebenan ein Baby schreit, hören wir seiner Stimme unmöglich an, welche Rasse oder Hautfarbe es hat. Das Rohmaterial ist immer das gleiche, bis die traditionellen Vorurteile nach und nach die ursprünglichen Gefühle unterhöhlen und eine bestimmte geschichtliche Sichtweise uralte Feindschaften wieder aufleben läßt..."

zitat von Sir Peter, entnommen von 170 weiteren:

( https://makeashorterlink.com/?R2FA420E7 )

Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?I1BA210E7


Medea. antwortete am 30.03.04 (07:37):

Mit Peter Ustinov haben wir alle viel verloren. Er war das, was man einen Weltbürger nennt. Ich mochte seine besondere Art von Humor, immer von einem Augenzwinkern begleitet. Hercules Poirot - eine Paraderolle, mir unvergessen in "Tod auf dem Nil", als Kaiser Nero in "Quo Vadis", zuletzt als Friedrich der Weise in "Luther". Er gab der Komik immer einen ernsten Hintergrund.
Ich habe ihn sehr geschätzt.


schorsch antwortete am 30.03.04 (08:41):

Ich gäbe viel darum, wenn ich nur einen kleinen Teil seines Gesamtwissenens und -könnens in mein Hirn transferieren könnte......


iustitia antwortete am 30.03.04 (19:35):

Danke für die Links...!
Ja, der Große Peter. (Der einzige, den ich unter den "Peters" gelten lasse.
Gestern Abend: ohne gedruckte Ankündigung: Bettina Böttiger im wdr 3 brachte die letzten Bilder von P. dem Großen aus einem Interview, das sie am Krankenbett in der Schweiz gemacht hatte.
Er erklärte, warum er zeitlebends ein Optimist sein wollte (es ja wirklich war): Weil Pessimisten sich jeden Morgen rumärgern (müssen). (Da dachte ich an einige STler....)
Im Fenster des Krankenzimmers des Hintergrundes: schon freisinniges Froh-Flocken des Himmels...
*
B.Bö. erwähnte ein Buch, das noch fertig gestellt wurde: "Vorsicht, Vorurteil!" Oder ähnlich...! (Hab's noch nicht getippt gesehen...)


pilli antwortete am 30.03.04 (22:53):

zum buch, das Böttinger gestern vorstellte:

Achtung! Vorurteile erhältlich bei amazon 19,90�

zu den vorteilen noch erwähnenswert sind m.e. in diesem zusammenhang auch die folgenden textstellen aus dem o.a. link :-):

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"Er reiste auch als Erwachsener immer umher und wusste nicht genau, wo er hingehörte. Er schrieb ein �Lob auf die Diaspora� und sagte: �Ich habe nie aus einer Heimat heraus etwas machen können.� Das machte ihn aber nicht schwach, sondern stark und witzig.

Viele, die zwischen den Kulturen und den Völkern stehen, haben diese Kraft. Wenn man in diesen Tagen über Peter Ustinov nachdenkt, den großen Multikultipropheten, fallen einem auch die deutschen Türken ein und die kulturelle Kraft, die im Moment von ihnen ausgeht..."

"Ustinov behauptete gelegentlich, nie im Leben auch nur ein einziges Examen bestanden zu haben. Trotzdem wurde er in späten Jahren Kanzler der Universität von Durham, wurde zum Ritter geschlagen und stiftete in Budapest einen Lehrstuhl zur Erforschung von Vorurteilen."
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:-)


webmaster antwortete am 31.03.04 (07:33):

Hier der Link zum Anklicken bei Amazon:

Internet-Tipp: https://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3455094104/


guglielmo antwortete am 31.03.04 (09:31):

Muss es Amazon sein? Das Buch beschafft jede Buchhandlung innerhalb von einem Tag, also schneller als Amazon.

Amazon liefert ab Rechnungsbeträgen von � 20,00 portofrei, das Buch kostet � 19,90 - die Versandkosten belaufen sich auf leicht zu sparende � 3,00.


pilli antwortete am 31.03.04 (09:46):

nur hast du vielleicht übersehen, guglielmo :-)

dass amazon auch die möglichkeit bietet, bücher antiquarisch zu erwerben? :-) ich finde das ist besonders erwähnenswert und immer einen ersten blick bei "amazon" wert!

:-)
p.s.

dieser tipp ist kostenlos :-)))


juergenschmidb antwortete am 03.04.04 (08:57):

Hinweis noch, heute sind zwei Todesanzeigen in der SZ,die Stiftung P.U. legt, offenbar seit gestern, ein Kondolenzbuch aus, siehe unten.
Habe zwei Bücher von U. gelesen, ihn natürlich als Ustinow gesehen, in dessen Rolle Nero geschlüpft war.
Sogar einen Bühnenabend in München konnte ich erleben.
Was für ein Multitalent, was für ein Vorbild.

Internet-Tipp: https://www.ustinov-foundation.org/de/kondolenzbuch.php?idx=1