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THEMA:   Frühling.....elt es ungeeniert..

 1 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 15.04.04 (11:03) mit folgendem Beitrag:

Albert H e f e l e :
Es geht wieder los ...
- Frühlingsgedicht -

Noch sträubt sich still
Der letzte Winterzwerg.
Und murrt in seinem Zwergenberg.
Weil er gern frieren will.
Und hustet schwer und tobt:
"Die letzten Winterschalverkäufer,
Und Türenteiser-Reste-Säufer
Die sei'n gelobt!"

Noch zählt der Igelmann
Die frostig-kühlen Stacheln.
Man putzt die neuen Badekacheln.
Und schmeißt sich ran

Und dreht und wendet sich im Grünen.
Und fleht um gutes Augenlicht,
Weil einen schön der Hafer sticht!
Und sucht nach sanften Frauendünen

Und allem was da Wimpern hat
Und Röcke kurz wie Wintertage,
Und zarte Haut in der Korsage -
Und sieht sich satt.


taz Nr. 7334 vom 15.4.2004, Seite 20, 29 Dokumentation Albert Hefele.
*
In der heutigen "taz" ist dazu eine frühling-bockspringende Kuhherde illustriert. Wo die Viecher wohl ihre Badekacheln - und gar ihre Korsagen haben? Ist also doch die gute, alte, pardon: j u n g e Bäurin gemeint? Die dem bockbeinigen Treiben der auf die Weide entlassenen Kühe (weiblich) begehrlich zu- und nachschaut - und dann abhaut, weil der Männe schon angesprungen kommt: "Kuckma, Lieschen!" -


Enigma antwortete am 19.04.04 (10:27):

Das Gedicht hat mir sehr gut gefallen. Ich habe es mir ausgedruckt.
Ich lasse auch eines da, das aber wahrscheinlich schon bekannt sein wird:

Der Lenz ist da

Das Lenzsymptom zeigt sich zuerst beim Hunde,
dann im Kalender und dann in der Luft,
und endlich hüllt auch Fräulein Adelgunde
sich in die frischgewaschene Frühlingskluft.

Ach ja, der Mensch. Was will er nur vom Lenze?
Ist er denn nicht das ganze Jahr in Brunst?
Doch seine Triebe kennen keine Grenze -
dies Uhrwerk hat der liebe Gott verhunzt.

Der Vorgang ist in jedem Jahr derselbe:
man schwelgt, wo man nur züchtig beten sollt,
und man zerdrückt dem Heiligtum das gelbe
geblümte Kleid - ja, hat das Gott gewollt?

Die ganze Fauna treibt es immer wieder.
Da ist ein Spitz und eine Pudelmaid -
die feine Dame senkt die Augenlider,
der Arbeitsmann hingegen scheint voll Neid.

Durch rauh`Gebrüll läßt sich das Paar nicht stören,
ein Fußtritt trifft den armen Romeo -
mich deucht, hier sollten zwei sich nicht gehören....
Und das geht alle, alle Jahre so.

Komm Mutter, reich mir meine Mandoline,
stell mir den Kaffee auf den Küchentritt. -
Schon dröhnt mein Baß:"Sabine, bine, bine..."
Was will man tun? Man macht es schließlich mit.

(Kurt Tucholsky)