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THEMA:   Eulenspiegel

 3 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 09.05.04 (00:13) :

In der alten DDR... - gab es eine satirische Zeitschrift: "Eulenspiegel"...
Aber die hat noch eine längere Vorgeschichte, las ich:

�Zum Sarg der Reaktion die Nägel liefert euch der Uhlenspeegel�, rief es im Frühjahr 1928 von einer publizistischen Neuschöpfung in der an Witzblättern nicht gerade armen Weimarer Republik. Der �Eulenspiegel� war geboren, eine Monatszeitschrift für �Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung� wie sie im Untertitel offenbarte. Mit dem auf Geheiß der SED gegründeten Nachkriegs-�Eulenspiegel� hatte diese Vorläufer-Zeitschrift aber nicht nur den Namen gemein. Denn sie war nicht irgendein Blatt. Es war die neue Satirezeitschrift der KPD.
Der heutige Eulenspiegel lässt diesen Ahnen in seinen Rückblicken kaum auftauchen, will offenbar von dieser Verwandtschaft nichts wissen. Dabei müsste er sich - alles in allem - seiner nicht schämen. Die �Eule�, damals wie heute, war eben nicht das dröge Kampfblatt einer verbohrten Partei. Bis zum Auftauchen des �Eulenspiegels� war es jedoch anders, die KPD gab an der Satire-Front zunächst kurzfristig Hefte wie �Kain�, �Der Sumpf�, �Der Galgen�, �Der grüne Schrey�, �Der blutige Ernst� (1919 bis 1923) und später den �Knüppel� heraus. Zeitschriften, die ihrem Namen alle Ehre machten und über die eigene Parteiklientel hinaus Lesern wenig Anziehendes boten. Das waren in der Tat meist Radauprodukte und vor allem der �Knüppel� wurde so oft verboten, dass er als Waffe unbrauchbar geworden war und schließlich begraben werden musste.
(...)
Damit sollte der �Eulenspiegel� nun Schluss machen. In der Annonce der Arbeiter-Illustrierten-Zeitung (AIZ) , mit der die Neuerscheinung angekündigt wurde, hieß es bewusst: �Im Simplicissimusformat�. Das beliebte Satiremagazin aus der Kaiserzeit und auch der �Wahre Jakob� waren die Vorbilder für den neuen �Schalk�, vor allem ihr Auftreten zu einer Zeit, als der �Simpl�, wie Kurt Tucholsky schrieb, �die rote Bulldogge noch rechtens im Wappen trug� und die Volksmeinung in wesentlichen Teilen beherrschte. Und das schwebte auch den Eule-Machern vor, als sie dem Berliner Maler Otto Nagel die Herausgeberschaft übertrugen. Deutschland war zu dieser Zeit einigermaßen aus den Nachkriegswirren heraus.
...
Der �Eulenspiegel� scheute sich nicht, seinen eigenen Gründungstag, den 1. April nämlich, zum Nationalfeiertag des Deutschen Reiches vorzuschlagen.
Auch der greise Volkszeichner Heinrich Zille konnte für die Mitarbeit gewonnen werden. Und nachdem Zille 1929 starb, schmückte sich der �Eulenspiegel� eine Zeit lang mit dem Zusatz: �Mitbegründet von Heinrich Zille�. Neben Erich Weinert gaben sich auch Käthe Kollwitz, George Grosz, Kurt Tucholsky, Oskar Maria Graf ein Stelldichein. Sie trugen dazu bei, dass echte Klassiker der Satire in dieser Zeitschrift auftauchten. Für die Mitarbeit wurden Autoren und Zeichner gewonnen, die sich sonst bei Ullsteins �Uhu�, oder der SPD-Zeitschrift �Lachen links� ihr Geld verdienten.
(Text aus: ND vom 1. Mai 2004)

Internet-Tipp: https://www.nd-online.de/_fotos/2004_2/010504eule.jpg


hugo1 antwortete am 09.05.04 (10:39):

,,ja da kommen Erinnerungen auf,,,,
durch Beziehungen, Tricks und Pfundsideen gelang es hin und wieder eine "Illustrierte Made Bückware" zu ergattern.
Da die limitierten Auflagen nie ausreichten, die Nachfrage auch nur annähernd zu decken, gingen viele Exemplare oft von Hand zu Hand. Da z.B für Städter der Aborahmen ausgeschöpft war, musste man -wenn man Verwandte aus dem Dorf hatte- diese animieren für ein Jahr lang z.B den Eulenspiegel, Das Magazien, Den Strassenverkehr, die Wochenpost, Guter Rat, Sybille die Pramo usw bei Bedarf abonnieren und danach auf die Stadtadresse ummelden.
Auf den Dörfern gabs sogar eine Art Sammelmappen mit verschiedenen Illustrierten, die dann durch den Briefträger der Post von Haus zu Haus weitergegeben wurden.


navallo antwortete am 10.05.04 (12:46):

Übrigens hieß der "Eulenspiegel" unmittelbar nach dem Krieg zunächst einige Jahre "Frischer Wind" und wurde dann eingedenk der Vorläufer erst in "Eulenspiegel" umgetauft.


hugo1 antwortete am 10.05.04 (18:57):

,,,es konnte also vorkommen, das in einem Zeitungskiosk
der "Freie Bauer" auf der "Frau von Heute" lag und die "Junge Welt" zuguckte,,,na ist doch klar, das sowas für "Frischen Wind" und neue Ideen beim "Eulenspiegel" sorgte,,,*g*