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THEMA:   Volker Pispers: Satire...

 3 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 09.06.04 (07:52) :

Volker Pispers: DER BlSCHOFSBUMERANG

Ich habe in der Zeitung gelesen
- und das ist leider wirklich kein Aprilscherz gewesen -,
- daß der Erzbischof von Paderborn
- politisch steht er ganz rechts vorn -,
vermutlich erfüllt von heiligem Geist,
denn der macht ihn stets besonders dreist,
die Katholiken auffordert - es ist nicht zu fassen -,
sie sollen die Gewerkschaft ÖTV verlassen.
Denn die steht für Transport, öffentlichen Verkehr
und andere Schweinereien mehr.
Die Abtreibung ist des Anstoßes Stein,
wie soll es bei Bischöfen anders sein.
Ihr allerliebstes Steckenpferd
ist nun mal des ungeborenen Lebens Wert.
Dagegen trifft die Holocaust-Rüstung
vergleichsweise nur auf geringe Entrüstung.
Denn diese Supermoralisten,
die Allesbesserwisserchristen,
diese Experten für gelebte Doppelmoral,
die halten doch schon �Pro Familia" für einen Ethikskandal.
Beischlaf ist für sie Ehepflicht
zum Zwecke der Zeugung und mehr nicht.
Schon die künstliche Verhütung der Empfängnis
ist für sie ein großes Verhängnis.
Es ist ein Aufstand gegen Gottes Natur.
Genaugenommen Atheismus pur.
Die Wichser wollen uns nur nicht gönnen,
daß wir uns täglich lieben können.
Dabei wissen Insider ganz genau,
daß wenn einem Priester mit einer Frau
ein schreiendes Mißgeschick passiert,
der Bischof die Alimente spendiert,
wenn der Priester bleibt im Amt,
und die Frau zur ledigen Mutter verdammt.
Auch hört' ich keinen Bischof klagen,
wenn wieder mal in diesen Tagen
ein Asylant, einer von diesen fiesen,
zur Hinrichtung in seine Heimat ausgewiesen.
Sie predigen den Schutz ungeborenen Lebens,
den Schutz für die Lebenden sucht man vergebens.
Das ist der katholische Kreuzzugsgeist.
Wer nicht freiwillig Gottes Namen preist
und seine Stellvertreter hienieden,
dem schenken sie den ewigen Frieden.
Und dürfen Hexen nicht mehr im Feuer schwitzen,
sollen sie wenigstens im Kittchen sitzen.
So fängt der moderne Kreuzzug an
und diesmal sind die Schwangeren dran.
Denn die Wende ist für Gott wohl erst dann komplett,
wenn die Frau wieder hinterm Herd und im Wochenbett.
Darauf kann es für mich nur eine Antwort geben:
Schützt endlich das gebärende Leben.
Leben ist mehr als existieren.
Kann ein Bischof das nicht kapieren?
Ich hoffe, das Bischofswort wird über kurz oder lang
zum exakt geworfenen Bumerang.

Vielleicht ist Gott ja doch 'ne Frau,
drum raus aus der Kirche, in die ÖTV.
*
Ein �alter� Text, schon aus dem Jahr 1885; aber da des Papstes Herrschaft (�Pontifikat�, was heißt: Brückenbaukunst) noch älter ist und immerfort dieselben makabren, vor-aufklärerischen Meinungen und Dogmen vertritt über Kinder (besonders Mädchen), Frauen, Schwule, Demokratie und Sexualität wie zu Anfang des 18. Jh. vertritt und kaum einer den Betroffenen helfen will, solange der Tendenzparagraf im Grundgesetzt mehr gilt als die Grundartikel � ist eine solche Stellungnahme von Pispers ein Beitrag zur Wahrheit und Unverletzlichkeit der personalen Würde...(V.P.: Volkerkunde. 2003. S. 13f.)


pilli antwortete am 09.06.04 (08:38):

zur person Volker Pispers, den ich sehr schätze, weil er das lachen proklamiert und dennoch tränen provoziert, ein auszug aus seiner webseite, seine vita:

..........

Volker Pispers wird 1958 in Mönchengladbach-Rheydt geboren. Dort lebt er bis zu seinem Abitur. Ab 1976 Student der Anglistik, Kath. Theologie und Pädagogik. Erst in Bonn, dann in Münster.

1979/80 lebt und arbeitet er ein Jahr in England als "assistant teacher". Dort vertieft er seine Vorliebe für den schwarzen Humor und entdeckt seine Liebe für die Bühne. Wieder in Münster, wird er Mitglied verschiedener studentischer Theatergruppen.

1982 Ensemblemitglied der Kammerspiele Hamm (Kindertheater).
erster Soloauftritt als Kabarettist beim Kleinkunstfestival der MZ Halle Münsterland.

1983 erstes Soloprogramm: KABARETTE SICH, WER KANN
beendet sein Studium mit dem 1. Staatsexamen für das Lehramt Sek. II und lebt von Kindertheater, Kabarett und Englischunterricht.

1985 Engagement als Schauspieler am Wolfgang-Borchert-Theater Münster.
zweites Soloprogramm: HAMBURGER - SPEESEBURGER - BUNDESBURGER

1986 konzentriert er sich ganz aufs Kabarett und wird Freier Kabarettist !
drittes Soloprogramm: ORIGINAL & FÄLSCHUNG

1988 erhält er den Gladbecker Satirepreis 1988 für seinen Text "Demoland".
viertes Soloprogramm: MEINE SORGEN MÖCHTE ICH HABEN

1989 Förderpreis des großen Kulturpreises NRW auf Vorschlag von Kay und Lore Lorentz.

1990 Autor, Ensemblemitglied und Künstlerischer Leiter des Düsseldorfer Kom(m)ödchens.
Ensembleprogramm: WIR SIND SO FREI

1991 Abschied vom Kommödchen, dadurch wieder wirklich frei und solo unterwegs

1992 fünftes Soloprogramm: IN BESTER GESELLSCHAFT

1993 Jubiläumsprogramm: EIN WORT ERGAB DAS ANDERE ( Best of )

1994 sechstes Soloprogramm: FRISCH GESTRICHEN

1996 erhält er den DEUTSCHEN KLEINKUNSTPREIS , Sparte Kabarett und den Mindener Stichling

1998 sammelt er weitere Kleinkunstpreise:
Memminger Maul ----Kleinkunstmaske Garching --- Gaul von Niedersachsen.

1999 siebtes Soloprogramm : DAMIT MÜSSEN SIE RECHNEN

2000 erhält er von der Abendzeitung München den AZ Stern des Jahres

Seit März 2000 produziert Volker Pispers eine wöchentliche Glosse für den WDR. Den Montags-U-Punkt immer um 9.50 Uhr in der Westzeit auf WDR 2.

Seit Herbst 1998 moderiert er als Gastgeber das Satirefest des SFB. Selber zu Gast ist er im Scheibenwischer, den Mitternachtsspitzen und allen anderen Kabarettsendungen im
TV

Mitternachtsspitzen
Kurzauftritt

Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?E32D36388


Miriam antwortete am 09.06.04 (14:57):

JUSTITIA, herzlichen Dank für den (älteren) Volker Pispers. Auch Dir PILLI, Dank für die biographischen Ergänzungen. (Merkwürdig, merkwürdig, unsere Wege kreuzen sich immer ..beim Kabarett.)
Habe, wie Vorgestern versprochen, einen "Franz Hohler" mir zugelegt. Da ich mehrere zur Auswahl hatte, setzte ich mich in eine Ecke in der Buchhandlung - und lachte laut vor mich hin während des Lesens. So toll Franz Hohler auch ist : ich werde jetzt keinen Text von ihm hier einsetzen, denn es ist natürlich kein politisches Kabarett (schon ,schon, aber nur im weitesten Sinne). Und ich möchte nicht diese wunderbare Serie des politischen Kabaretts nun "umleiten". Würde mich freuen, wenn wir vorläufig dabei blieben - und werde versuchen nicht nur zu konsumieren, sondern auch etwas beizutragen- natürlich NICHTS persönliches, keine Bange!


pilli antwortete am 09.06.04 (15:23):

lach Miriam :-)

war mir schon von beginn unserer begegnung klar :-)auch wenn ich nicht gleich zu wahllosen und wilden begrüssungs-orgien neige. :-)

darf ich dir zu Franz Hohler meinen seinerzeit hier angebotenen link anbieten? ich hatte einen text...den prolog zu seiner webseite... für das forum kopiert, weil mich die sehr klare und witzige art der ablehnung von schrillen webseiten sehr amüsierte...

na und ein paar gute fotos gab es als zugabe auf eben dieser seite

:-)
p.s.
ist der Franz nicht ein wunderbarer mensch?

da justitia bereits an anderer stelle auf Hohler aufmerksam machte, wird er es uns nachsehen, daß ich seinen Hohler text zitiere:
............

"Antonius Reyntjes antwortete am 10.01.03 (20:19): "

"...Lieber bin ich dieser schlauen M a r i e (M. von Ebner-Eschenbach) verpflichtet, die folgenden Aphorismus schrieb: ???Ein guter Witz muß den Schein des Unabsichtlichen haben. Er gibt sich nicht dafür, aber siehe da, der Scharfsinn des Hörers entdeckt ihn, entdeckt den geistreichen Gedanken in der Maske eines schlichten Wortes. Ein guter Witz reist inkognito.�
*
Und, wer durchgehalten hat, für den d i e s e s "nicht-ektische" Gedicht, pardon, dieser realistisch humorvolle Text, einer der humorvollsten, den ich kenne und der nicht so an den Haaren herbeigeholt ist - und der sich herrlich breit artikulieren lässt; am besten schweizerisch, wie es der Franz Hohler so prima kann (da verzichte ich auf jeden Reim...):

Franz Hohler: E k t i s c h

Das Ektische gehört zu den toten Sprachen und scheint mir deshalb die interessanteste von allen zu sein, weil sie nur zwei Wörter hatte. Das erste hieß "M" und das zweite "Saskrüptloxptqwrstfgaksolömpääghrcks".[Laut sprechen!] "M" ist weiblich und heißt ???Was ist denn jetzt wieder los?�; und ???Saskrüptloxptqwrstfgaksolömpääghrcks� ist männlich und heißt ???Nichts�.
Das kam daher, daß die Ekter in einem erloschenen Vulkantrichter lebten, der tief im Innern immer rumorte. Jedesmal, wenn es rumpelte, schossen die Ekterinnen erschreckt auf und riefen: "M?", worauf ihre Männer mit beruhigender Stimme sagten: �Saskrüptloxptqwrst-fgaksolömpääghrcks�. Das war das einzige, worüber die Ekter sprachen, alles andere erledigten sie in so großer Eile, daß ihnen keine Zeit zum Sprechen blieb.
Ein unruhiges Land muß das gewesen sein, dieses Ektien. Einmal kam es infolge von ungewöhnlichen Häufungen des Vulkangrollens sogar zu politischen Demonstrationen, bei denen eine große Zahl von Ektern vor das Rathaus zog und in Sprechchören die "M!M!M!" ausrief, worauf der ektische Präsident in einer großen Rede versicherte: "Saskrüptloxptqwrstf-gaksolömpääghrcks!"
Dies stimmte allerdings nicht ganz, und der Präsident selbst wußte das auch, aber unglücklicherweise hatte er keine weiteren Ausdrücke zur Verfügung, und so gehört das Ektische heute zu den ausgestorbenen Sprachen.
Aus: F. H.: Der Granitblock im Kino und andere Geschichten. Frankfurt/M. 1983: Fischer-Boot 7549. S. 87f.)
.............

zu meinem text locke ich dich zu den Allgemeinen Themen :-) dort ist unter dem thema "sammelsurium lesenswerter links" der text zu finden; beginnt mit:

................

"pilli antwortete am 15.04.04 (10:21):

vorstellen möchte ich eine seite, die der Schweizer Kabarettist Franz Hohler ins netz gestellt hat; nicht nur der texte wegen...

vielmehr hat mich die reduzierte darstellung des layout begeistert...schrift und seitendarstellung lenken nicht ab von der eigentlichen aussage :-)"

:-)