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THEMA:   Martin Walser...(Interview zum neuen Roman)

 1 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 18.07.04 (10:25) :

Walser auch) übers Altern...
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�Sich wehren mit jedem Satz"
Er trainiert das Nicht-Recht-Haben und schreibt um sein Leben.
Martin Walser über Philosophie, Segeln auf dem Bodensee und seinen neuen Roman ("Der Augenblick der Liebe"; das erste Kapitel ist in "Literaturen" abgedruckt)
(Interview mit Martin Walser in der WELT (18.07.04)

WELT am SONNTAG: Herr Walser, in Ihrem neuen Roman rechnen Sie mit dem Alter ab. Der Spruch vom Altern in Gelassenheit spendet Ihnen wohl keinen Trost?

Martin Walser: Trost von außen nützt nichts. Trost muss man sich erarbeiten. Es gibt nichts, worüber traditionell so viele Fehlmeldungen existieren wie über das Alter. Da wird von Würde gefaselt. Eine große Kulturlüge. Aber spätestens, wenn jeder für sich in diese Lebensphase kommt, erfährt er, wie es wirklich ist. Ich habe sehr früh damit angefangen, das Alter für eine unzumutbare Gemeinheit zu halten. Aber das sagt man so leicht.

Was ist die schlimmste Zumutung des Alters?

Walser: Das Alter ist fast nicht lebensfähig, weil es keine Zukunft hat. Und ohne Zukunft ist alles nichts wert.

Ich habe mal geschrieben, dass jeder, dem Vergangenheit und Zukunft wichtiger sind als die Gegenwart, ein Dichter ist. Ich habe immer nur von der Zukunft gelebt und war nie fähig, die Gegenwart gelten zu lassen. Ich habe gedacht, das Leben müsste irgendwann beginnen, bis ich merkte, dass es schon w a r ...
[Meine Fragen: Im Altern merkt Walser, dass die Idee vom "Beginn des Lebens" gar nicht funktioniert...? Was hat ihm da gefehlt, in seinem Leben, bei seinen Erfolgen, bei seinen "Affären", die ihm ja nicht unnütz waren; er hat sie ja ausgelöst und diskussionsmäßig begleitet und keine Aussagen zurückgenommen hat..?)
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Zur Erinnerung...:

Aus WELT: Thomas Lindemann: Der rastlose Zwischenrufer

Noch im Bundestagswahlkampf 1961 warb Martin Walser für die SPD. In den 60ern stand er den Gewerkschaften nahe, hielt Reden gegen den Vietnamkrieg und galt zeitweise als DKP-Sympathisant. Anfang der 90er schien sich alles zu ändern: Walser wurde eine nationalkonservative Wende vorgeworfen. Schon 1988 erregte er Aufsehen mit der Aussage, er könne sich mit Deutschlands Teilung nicht abfinden. Er trat für ein neues Geschichtsgefühl ein, das einen positiven Bezug zu Deutschland ermöglichen solle. 1994 verteidigte Walser die gestürzten Politiker Philipp Jenninger und Steffen Heitmann. Einen Skandal löste er 1998 aus, als er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels annahm und sich in seiner Rede gegen die moralisierende "Instrumentalisierung von Auschwitz" aussprach. Ignaz Bubis, damals Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, nannte Walser einen "geistigen Brandstifter". Anlass zu neuem Aufruhr um Walser war 2002 der Roman "Tod eines Kritikers", der Marcel Reich-Ranicki zur Hauptfigur machte. FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher verweigerte einen Vorabdruck und warf dem Autor Antisemitismus vor. Walser beklagte die "Hinrichtung seines Werkes" noch vor der Veröffentlichung. Anfang 2004 verließ Walser den Suhrkamp-Verlag - begleitet von einem weiteren Unikum: Wie bekannt wurde, hatte Siegfried Unseld ihm 1997 gestattet, bei Ausscheiden aus dem Verlag alle Rechte seiner Werke mitzunehmen. (WELT vom 18. Juli 2004)

Internet-Tipp: https://www.wams.de/data/2004/07/18/306759.html


iustitia antwortete am 21.07.04 (13:46):

Über den neuen "Walser" gibt es im Spiegel (30/2004) eine halbherzig freundliche Rezension zu lesen.

Zitat:
"In seinem neuen Roman erzählt Martin Walser nur scheinbar von der Liebe. De eigentliche Held des Buchs ist ein französischer Philosoph."

Gemeint ist Julien Offray de La Mettrie, Arzt, Forscher, Schriftsteller. ("L'homme machine")

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Indirekt empfiehlt der Redakteur Volker Hage aber einen anderen Roman aus dem Jahre 2003: "Bleibreu" von Martina Zöllner: "Wer aber über den Augenblick der Liebe wirklich etwas erfahren will, der sollte zum Debütroman der Zöllner greifen."
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Kennt den jemand schon?