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THEMA:   Neugier braucht Freiheit. Ein Interview mit Daniel Barenboim

 18 Antwort(en).

Miriam begann die Diskussion am 12.08.04 (22:27) :

Die schweizer Zeitung "Der Bund" (Bern) hat am 9.8.04 ein Gespräch mit dem Dirigenten Daniel Barenboim veröffentlich.
Darin äussert sich Barenboim zu künstlerischen Fragen wie auch zu seiner politischen Einstellung betreffend den Nahen Osten.

Hier ein Auszug.

BUND : Sie haben den Workshop "West-Östlicher Diwan" mitbegründet, in dem junge palästinensische und israelische Talente gemeinsam musizieren. Dafür haben Sie den israelischen Haviva-Reik-Friedenspreis erhalten. Was bedeutet die Auszeichnung für Sie?

Daniel Barenboim : Ich bin sehr bewegt, weil wir in einer Zeit leben, wo sich nicht nur die Politiker mit der Problematik der Zeit beschäftigen sollten, sondern alle Bürger. Bisher gab es nach Kriegen immer eine Versöhnungsmöglichkeit.
Nach dem Ende des Kalten Krieges - nichts. Zum ersten Mal in der Geschichte gibt es keinen machtpolitischen Gegenpol. Deswegen ist die Welt gefährlicher geworden, deswegen haben wir den Terrorismus und alle diese schrecklichen Dinge. Und deswegen engagiere ich mich, um auf meinem Gebiet Wege zu finden, wie Menschen wieder miteinander musizieren und - vielleicht - auch wieder miteinander leben können....

Das ganze Gespräch kann abgerufen werden unter

Internet-Tipp: https://www.bund.ch/artikel_32227.html


jolli antwortete am 13.08.04 (07:39):

Es ist tröstlich zu wissen, dass es neben der Politik "von oben" Menschen und Organisationen gibt, die für Frieden und Verständigung im Nahen Osten arbeiten.
Und gerade Barenboim gehört meine Hochachtung, der seine Popularität einsetzt, um international aufmerksam zu machen, selbst auf die Gefahr hin, in Israel eine "schlechte Presse" zu bekommen.
Über den Weg der Kunst eine Basis zu finden, miteinander zu reden, ist ein guter Weg.

Internet-Tipp: https://www.givat-haviva.net/


ricardo antwortete am 14.08.04 (00:23):

Hat denn Barenboim in Israel eine schlechte Presse?
Nicht daß ich wüßte.
Seine Konzerte sind immer ausverkauft.


jolli antwortete am 14.08.04 (08:05):

@ ricardo
Ich meine mich zu erinnern, dass nach (oder vor?) dem Konzert des palästinensich-israelischen Jugendorchesters unter Barenboims Leitung in Ramallah die israelische Presse nicht sehr enthusiastisch reagierte.


Enigma antwortete am 14.08.04 (09:26):

Schlechte Presse hatte er auch in Israel, als er dort Wagner dirigierte, was ich persönlich verstehen kann, weil ich auch nicht viel mit Wagner anfangen kann, nicht nur als Person, sondern auch mit seiner Musik, die mir zu pathetisch ist.
Aber das ist ja nun mal sehr subjektiv und jedem steht seine Sicht der Dinge zu. :-))

Gruss Enigma

Internet-Tipp: https://www.wsws.org/de/2001/aug2001/wagn-a10_prn.html


ricardo antwortete am 14.08.04 (11:49):

Die Stärke Barenboims ist die Nusik
Seine Schwäche die Politik :-))))


ricardo antwortete am 14.08.04 (11:50):

Muß natürlich Musik heißen pardon


Miriam antwortete am 14.08.04 (12:18):

ricardo, Du Löwenherz!

Habe keine Zeit zu antworten (Haushalt!) - aber bin wiedermal ganz anderer Meinung. Natürlicht nicht was den grossen Musiker Barenboim betrifft. Bis später also.


ricardo antwortete am 15.08.04 (09:31):

Große Ankündigung
Aber dann?
Nix!!!


Miriam antwortete am 15.08.04 (10:11):

Doch, doch, Ricardo!

Aber ich lasse einen weitaus klügeren sprechen, obwohl ich mir nicht sicher bin, wie Du zu ihm stehst. Wir können ja danach noch debattieren, heute ist aber meine Zeit etwas begrenzt - die Familie ist ab mittag dran.

Daniel Barenboim wurde am 3.November 2002 mit dem Toleranz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing ausgezeichnet, "für sein Engagement in der Versöhnung zwischen Israelis und Palästinenser".

Die Laudatio hielt Joschka Fischer. Ich bringe hier einen Ausschnitt aus seiner Rede und die Internetadresse um grosse Teile dieser Rede lesen zu können, bzw. mehr über die Verleihung erfahren zu können.

"Junge Menschen über die Musik zusammenzuführen heißt, ihnen eine gemeinsame Sprache zu geben, die frei ist von politischen Belastungen. Die musikalische Verständigung ist zunächst unpolitischer Natur. Nur so kann sie Unkenntnis vom Anderen und Voreingenommenheit überwinden. Nur so kann sie Respekt und Toleranz einen Weg bahnen. Nur so kann sie das entwickeln was in Politik und Gesellschaft momentan so nötig ist wie nie. Ein Dialog der Kulturen und Zivilisationen.
Daniel Barenboim führt ihn mit Ausdauer und Erfolg..."

Internet-Tipp: https://www.ev-akademie-tutzing.de/doku/aktuell/upload/Toleranzpreis02.htm


pilli antwortete am 15.08.04 (10:37):

"die stärke"

von Daniel Barenboim beweist sich m.e. darin, den dialog zu suchen und excellente ergebnisse seines schaffens geben ein zeugnis davon, daß es möglich sein könnte.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a724.html


Enigma antwortete am 15.08.04 (11:51):

Hallo und guten Morgen,

meines Erachtens ist Daniel Barenboim politisch ungemein wirksam, wenn er auch oft Wert darauf legt zu sagen, dass er keine "politischen Konzerte" gibt. Aber er fängt da an, Bewußtsein zu verändern, wo das Alltagsleben stattfindet, im täglichen Leben der Menschen, wo man sich wirklich näherkommen kann. Ganz konkret und nicht über Gesetze und Vereinbarungen, die der Weg der Politik sind.
Das nenne ich im besten Sinne politisch wirksam sein.
Im übrigen hat er mit dem "westöstlichen Diwan" ja nicht nur in Ramallah musiziert, sondern - ganz offiziell - auch in Marokko.
Wenn er in Israel wegen Wagner eine schlechte Presse hatte, so ganz sicher nur deswegen, weil er mit dem "Tabu Wagner" gebrochen hat. Und ich nehme an, dass er nicht nur Kritik, sondern auch Zustimmung erhalten hat; die äußert sich ja manchmal weniger laut.
Wie meine "Vorschreiberin" Pilli und auch Miriam ausgeführt haben, äußert sich die Stärke von Barenboim in einem ständigen Versuch der Annäherung zwischen Menschen, auch von offiziell verfeindeten Staaten. Und das betreibt er offensichtlich ohne Ermüdungserscheinungen. Und hoffentlich noch lange ...
Gruss Enigma


ricardo antwortete am 15.08.04 (14:09):

Ich kenne Herrn Barenboim nicht und möchte auch nicht zu hart widersprechen.
Allerdings kommen mir Erinnerungen an andere Künstler, die wegen ihrer politischen Ahnungslosigkeit auffielen.
Da ist der Dirigent Wilhelm Furtwängler ein Beispiel, dem man seine Beziehung zum Naziregime nach dem Krieg nicht anrechnen wollte, weil er eben als Künstler nicht die Einsicht in die harte Realität hatte.
Thomas Mann mußte erst von seiner Tochter überzeugt werden, daß seines Bleibens im Lande der Braunen nicht sein konnte. und so fort.

In meiner Schulklasse gab es nur einzelne, mit denen man sich über Musik unterhalten konnte, die HJ-Bonzen hielten nix von Musik.Aber sie bestimmten wo es lag ging.
Die Kluft zwischen den Bereichen ist sehr breit.

Als junger Mensch liebte ich Wagner, nach dem Krieg wurde er mir zum Greuel und ich spürte die Kraft der Verführung in dieser Musik.

Barenboim wollte Wagner in Israel wieder einführen, vergass aber dabei, daß viele älltere Bürger sehr schmerzliche Erinnerungen mit dieser Musik verbanden.
Es ist noch zu früh dafür, wenn es so viele gibt die darunter leiden müssen.

Von Schiller stammt das Wort:
Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Sachen.
Wir möchten alle gerne Idealisten sein, aber wer die Verantwortung trägt, kann sich das meistens nicht leisten.


ricardo antwortete am 16.08.04 (17:29):

Eigentlich hatte ich hier gehofft auf eine Replik von jemand, dem meine Einstellung nicht schmeckt, aber schade, sie lassen den armen Barenboim inne Wüste stehen mit seinem Taktstock! :-((((


Miriam antwortete am 16.08.04 (18:56):

Ricardo,

wenn Barenboim inne Wüste stünde, wäre ich ihm schnell zur Hilfe geeilt!
Weisst Du was er mir gesagt hat?

"Bin ich denn meschugge und geh inne Wüste nur weil einer der Musikanten aus Freiburg, den ich seinerzeit nicht in meinem Diwan aufgenommen hatte, mich nun hinschickt?"

Und unter uns : gelacht hat er dabei!

Die Gepflogenheiten einiger sehr weniger kennend, steht der obige Satz tatsächlich als o.T. Barenboim bald in der Presse!

Dies war noch nicht mein letztes Wort!


ricardo antwortete am 17.08.04 (08:55):

Bin gespannt auf die nächste Entlastungsoffensive :-)))))


ricardo antwortete am 17.08.04 (16:59):

Seit gestern um halb siebem
Und det is nich übertrieben
steht Barenboim inne Wüste
Siehste!


Miriam antwortete am 17.08.04 (21:01):

Das kann nicht sein, das kann nicht sein
Er muss doch jetzt in Luzern sein

Dort gibt er dann Konzerte
Das sind die wahren Werte

Doch wird er sicherlich dann eilen
Um auf dem Diwan zu verweilen


ricardo antwortete am 18.08.04 (11:23):

Vo Luzern uf Weggis zue,
Bruucht mer weder Schtrümpf noch Schuh

Wer aber ins Konzertli chunnt
Ohni Schtrümpf und Schuh
des isch in de Schwiz bekunnt
Der derf it derzu!

Es lebe die Schweiz!