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THEMA:   "Tischzucht" vor ca. 400 Jahren - Hans Sachs

 6 Antwort(en).

pamina begann die Diskussion am 06.09.04 (18:34) :

Ein Tischzucht

Hör, Mensch! Wenn du zu Tisch willt gahn, Dein Händ sollt du gewaschen han.
Lang Nägel ziemen gar nit wohl, die man heimlich abschneiden soll.
Am Tisch setz dich nit oben an, Der Hausherr wölls dann selber han!
De Benedeiung nit vergiß! In Gottes Nam heb an und iß!
Den Altisten anfahen laß! Nach dem iß züchtiglichermaß!
Nit schnaude oder säuisch schmatz! Nit ungestüm nach dem Brotz platz,
Daß du kein Gschirr umstoßen tust! Das Brot schneid nit an deiner Brust!
Das gschnitten Brot oder Weck mit dein Händen nit verdeck.
Und brock nit mit den Zähnen ein und greif auch für dein Ort allein!

Tu nicht in der Schüssel umstührn! Darüberhaltn will nit gebührn.
Nehm auch den Löffel nit zu voll! Wenn du dich treifst, das steht nit wohl.
Greif auch nach keiner Speise mehr, bis dir dein Mund sei worden leer!
Red nicht mit vollem Mund!Sei mäßig! Sei in der Schüssel nit gefräßig, der allerletzt drin ob dem Tisch!
Zerschneid das Fleisch und brich den Fisch. Und käue mit verschlossem Mund!
Schlag nit die Zung aus gleich eim Hund, zu ekeln! Tu nit geizig schlinken!
Und wisch den Mund, eh du willt trinken, daß du nit schmalzig machst den Wein!
Trink sittlich und nit hust darein!Tu auch nit grölzen oder kreisten!
Schütt dich auch nit, halt dich am weisten!Setz hübschlich ungeschüttet nieder!

Bring keim anderen zu bringen wieder! Füll kein Glas mit dem andern nicht!
Wirf auch auf niemand dein Gesicht, als ob du merkest auf sein Essen!
Wer neben dir zu Tisch ist gsessen, den irre nit mit den Ellenbogen!
Sitz aufgerichtet, fein gschmogen! Ruck nit hin und her auf der Bank, daß du nit machest ein Gestank!

Dein Füß laß unterm Tisch nit gampern, und hüt dich auch vor alle schambern
Worten, Nachredn, Gespött, Tät, Lachen! Sei ehrberlich in allen Sachen!
In Buhlerei laß dich nit merken! Tu auch niemand auf Hader stärken!
Gezänk am Tisch gar übel staht. Ag nichts, darob man Grauen hat,
und tu dich auch am Tisch nit schneuzen,daß ander Leut an dir nit scheuzen!

Geh nit umzausen in der Nasen! Des Zahnstührens sollt du dich maßen!
Im Kopf sollt du dich auch nit krauen! Dergleichen Maid, Jungfrau und Frauen
solln auch keim Floch hinunterfischen.
Ans Tischtuch soll sich niemand wischen. Auch leg den Kopf nit in die Händ!
Leihn dich nit hinten an die Wänd, bis das des Mahls hab sein Ausgang!
Denn sag Gott heimlich Lob und Dank,der dir dein Speis hat beschert, aus väterlicher Hand ernährt!
Nach dem sollt du vom Tisch aufstehn, dein Händ waschen und wieder gehn an dein Gewerb und Arbeit schwer.

So sprichet Hans Sachs
Schuhmacher
(1494-1576)

(Was ist wohl "gampern, schlinken, grölzen, kreisten, schambern, scheuzen"?)


iustitia antwortete am 06.09.04 (23:45):

Da hat jemand eine Schreibtischzucht aufgestellt.

Hans Sachs: Ein Tischzucht

Hören Sie, Menschen! wenn Sie zum Schreibtisch willt gahn,
Ihr Haend sind Sie wusch han.
Langes Nagelnit ziemen vermutlich,
Welches man geheim abschneiden soll.
Am Schreibtisch Sie an eingestellt nit oben,
Die hausherrwoells dann han!
Nit De Benedeiung vergessen!
In der Erhöhung GottNam und essen Sie!
Die oldists anfahen Urlaub!
Nach essen Sie zuechtiglichermass!
Schnaude Nit oder saeuischschmatz!
Nit impetuously nach Brotarbeitsplatz,
Daß Sie Gschirr nicht widerrufen, tun Sie!
Panieren Sie gumptionnit an Ihrem Kasten!
Brot oder Spur Gschnitten
Mit Ihrem Handverdecknit
Und Bruch in nit mit den Zähnen
Und Zugriff auch für Ihren Platz alleine!
Tun Sie nicht im Teller um das Tun von umstuehrn!
Darueberhaltn wünscht nitgebuehrn.
Nehm auch das Löffelnit zu völlig!
Wenn Sie treifst sich, nit vermutlich sind.
Reichweite auch für keine mehr Mahlzeit,
Zu Ihnen ist Ihre Öffnung leer!
Sprechen Sie nicht mit voller Öffnung! Ist gemäßigt!
Ist nitgefraessig im Teller,
Daß alles-letzt innen es ob der Schreibtisch!
Schneiden Sie das Fleisch und brechen Sie die Fische
Und kaeue mit verschlossemöffnung!
Wirken Sie nit das Zung aus direkt eimhund aus,
Ekeln! Tun Sie das stingy nit schlinken!
Und wischen Sie die Öffnung, wie Sie willtgetränk ab,
Daß Sie das Weinnitschmalzig bilden!
Getränk moralisch und nithusten in ihn!
Tun Sie auch nit groelzen oder einkreisten!
Gießen Sie Sie auch nit, stoppen Sie Sie an weisten!
Stellen Sie huebschlichungeschuettet unten ein!
Holen Sie Mikrobe zu anderen, um zurück zu holen!
Füllen Sie kein Glas nicht mit dem anderen!
Werfen Sie auch auf niemand Ihr Gesicht,
Als ob Sie auf seiner Mahlzeit beachten!
Wer neben Ihnen zum Schreibtisch ist, gsessen,
irren sich nit mit den Winkelstücken!
Setzen Sie oben gesetzt, fein geschmogen!
Stoßen Sie nit hin und her in die Bank,
daß Sie nit ein Gestank bilden!
Ihr Urlaubunterm-Schreibtischnit Fuess gampern,
Und Schutz auch vor aller Schande Bern
Wörter, Nachredn, Gespoett, Taet, Gelächter!
Ist ehrberlich in allen Sachen!
Im Erscheinen Buhlerei Sie nit!
Tun Sie auch niemand auf Hader sich verstärken!
Gezaenk am des Schreibtisches staht falsch.
Sagen Sie nichts, darob eins zum Grau, das Eine hat,
Und tun Sie auch am Schreibtischnit schneuzen,
Dieses ander eins Leut an Ihnen nit scheuzen!
Gehen nit umzausen in die Wekzeugspritzen!
Das Zahnstuehrens sind Sie maß!
Im Kopftext krauen sind Sie auch nit!
Solches Mädchen, Jungfrau und Frauen
Untenfische MikrobeFloch auch sein.
Zum Tabelle Tuch soll niemand sich abwischen.
Setzen Sie auch das Kopftextnit in das Haend!
Leihn Sie nit in zurück zu dem Waend,
bis die der Mahlzeit haben Sie seine Ausgabe!
Weil Sagen zum Gott geheim und Dank preisen,
Daß Sie, die Ihre Mahlzeit gab,
Von der väterlichen Hand ernähren!
Nachher sind das Sie des Schreibtischaufstehn,
Ihre Wäsche und wieder gehn Haend
Zu Ihrem Gewerb und zu Arbeit schwer.
So Hans Sachs, sprichet Schumacher.
*
URL: https://fisch.gozmoz.net/fisch.php?ID=37

Internet-Tipp: https://fisch.gozmoz.net/fisch.php?ID=37


pamina antwortete am 07.09.04 (00:06):

Au weia, iustitia, was soll das denn?? Computerübersetzung ins Englische und wieder zurück? Und was soll der Fisch da, wo es sich doch um TISCHzucht handelt.

Gänzlich unverständlich!


iustitia antwortete am 07.09.04 (11:21):

Ja, es geht um Fisch eund um Witziges - bei dem Witzbold üm "babelfish":
Mit dieser URL:
https://babelfish.altavista.com/

*

So viel habe ich an den teils unverständlichen Wörtern rausgesucht:

Gampern: gesteigertes gampen, wie gampeln: sich gaukelnd bewegen, springen

Schlinken: Nebenform zu �schlingen�, schleudern

grölzen: eine Ableitung von grollen, auch rülpsen, grölen

kreisten: kreischen

schambern: von �Scham�, sich schämen; keine Rede führen, für die man sich schämen muss

scheuzen: (gmeint:) dass sie nicht Abscheu empfinden.

*

Internet-Tipp: https://babelfish.altavista.com/


iustitia antwortete am 07.09.04 (11:28):

So hat "babelfish" ein Lieblingsgedicht von mir , äh, von E.M. übersetzt:

It ist's Spring,
lets blue volume be again
to flutter by air;
Sweet, well-known smells strips
notionful the country.
Violets dream already,
wools balde come.

- Horch, from a distance a quiet harp clay/tone!
Spring, you bist's! I heard you.
*
Wär was zu Mörikes Jubiläumstag, morgen!

Internet-Tipp: https://thm-ar1r2.search.vip.scd.yahoo.com/image/398004016


pamina antwortete am 07.09.04 (12:30):

"Frühling lässt sein blaues Band
wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte
streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton.
Frühling, ja, du bist's!
Dich hab ich vernommen!"

Ist ja kaum wiederzuerkennen.

Poor old Edward Mörike, poor old Germany!!!


iustitia antwortete am 07.09.04 (20:35):

Rich young Mörike, if You want to read him...
Im Jahre 1829 hat er das "blaue Band des Frühlins" erfunden, bzw. von der Natur abgekuckt - und am Ende dieses Jahr sich mit seiner Freundin Luise Rau ein "schwarzes Band" mit einem Kreuz daran umgehängt.

Nach dem Gedicht von Kerner...

Justinus Kerner: Liebesklage

Schwarzes Band, o du mein Leben!
Ruh' auf meinem Herzen warm;
Liebe hat dich mir gegeben,
Ohne dich, wie wär' ich arm!

Fragt man mich, warum ich trage
Dieses schwarze schlechte Band,
Kann ich's nicht vor Weinen sagen:
Denn es kommt von Liebeshand.

So ich sollte ruhig schlafen
In dem Bettlein, kann's nicht sein;
Habe stets mit dir zu schaffen,
Schwarzes Band! du liebe Pein!

So ich sollte zu mir nehmen
Etwas Speise oder Trank,
Kann ich nicht vor lauter Grämen
Sagen Dank: denn ich bin krank.

Krank sein, es nicht dürfen klagen,
Ist wohl eine schwere Pein;
Lieben, es nicht dürfen sagen,
Muß ein hartes Lieben sein!

[Kerner: Die lyrischen Gedichte, S. 187 ff. Die digitale Bibliothek der deutschen Lyrik, S. 39952 (vgl. Kerner-Werke Bd. 1, S. 96 ff.)]