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THEMA:   MoMA in Berlin

 14 Antwort(en).

Kuller begann die Diskussion am 22.09.04 (20:19) :

Haben am Samstag die MoMA besucht,zum Glück ohne anzustellen.Die alten Meister waren ja sehenswert, aber was an "moderner Kunst" geboten wurde, spottete meiner Meinung nach jeder Beschreibung. Es ist mir unbegreiflich, wie man stundenlang eine weiße Leinwand anstarren kann, die sich "Roter Vogel" nennt.Vielleicht bin ich zu blöd für echte Kunst?


pilli antwortete am 22.09.04 (21:00):

vielleicht bist du nicht zu "blöd" :-) sondern hast nur den künstler und sein werk nicht verstanden? :-)

ich erinnere mich an eine bildserie weißer leinwände im format 30x40 des verstorbenen malers Martin Kippenberger und einige andere installationen, die provozieren sollten...denn das kann kunst auch! :-)

hat es denn einen unterschied zwischen echter/unechter kunst? :-) entsteht nicht auch "kunst" im auge des betrachters? :-)

...

"Der deutsche Maler und Installationskünstler Martin Kippenberger gehört zum weiteren Kreis der Jungen Wilden. Er realisierte spöttische Bildfindungen und Kombinationen aus Bilder und Texten, mit denen er in Tabuzonen der Kunst vorstößt. Seine ausgewählten Mittel dazu sind beispielsweise Nonsenstexte oder absurde Frechheiten, die bewusst provozieren. Zuvor arbeitete er in Gemeinschaftswerken, an Buchproduktionen und Ausstellungskonzepten..."

...

es hat auf dem kunstmarkt etliche maler, die es lieben hühnerhof und entenidylle zu malen, sollen sich blendend verkaufen...lach. vielleicht besuchst du zukünftig deren vernissagen, damit du verstehen kannst, was da auf der leinwand zu sehen ist?

:-)


Kuller antwortete am 22.09.04 (21:12):

Na gut, pilli,vielleicht fange ich nun auch mal an,künstlerisch zu provozieren.Ach, ich habe ganz vergessen, dass ich keinen bekannten Namen habe, so wird es wohl mit dem Durchbruch nicht klappen.


pilli antwortete am 22.09.04 (21:46):

lach...datt is die janze erklärung...haste juutt verstanden!

auch die "Alten Meister" sollen schon "provoziert" haben und gerne die anregungen der "altvorderen" aufgegriffen und neu bearbeitet haben. :-)

van Goghs verzweiflung, daß seine sicht das "verwöhnte publikum" nicht erreichen könnte, wird in einem brief an seinen bruder Theo geschrieben in

"Arles etwa 28. September/1. Oktober 1888"

deutlich:

"...
Das Nachtcafe, das ich gemalt habe, ist nicht auf dem Bild, es befindet sich links neben dem Restaurant.
Milliet findet das scheußlich. Aber auch wenn er sagt, daß er nicht versteht, wie es einem Vergnügen machen kann, ein so gewöhnliches Lebensmittelgeschäft und so starre und eckige Häuser ohne jede Anmut zu malen, muß ich Dir nicht sagen, daß ich daran denke, daß Zola am Anfang von L`assommoir einen bestimmten Boulevard beschrieben hat und Flaubert am Anfang von Bouvard et Pécuchet eine Ecke des Quai de la Villette im Hochsommer, die ganz bestimmt nicht schlecht sind.
Und es tut mir gut, etwas S c h w i e r i g e s zu machen"

...

du siehst Kuller, es hat zu allen zeiten ein wenig am "verständnis" gefehlt, du befindest dich da in bester gesellschaft.

:-)


Enigma antwortete am 23.09.04 (08:40):

@Pilli
Das ist auch ein Satz, den eine gute Bekannte oder Freundin benutzt, dass "Kunst im Auge des Betrachters liegt...".
Sie malt übrigens selbst. Sicher sprechen auch ihre Bilder nicht jeden an. Das ist nun mal so....
In meiner Stadt hat sich eine Gruppe von Künstlern zusammengetan. Sie zeigen ihre Arbeiten in angemieteten Räumen. Jeder, der mal hier ist, kann sich das ansehen.
Sie heisst übrigens Christa Schanz. Und man kann auch ihre Bilder dort sehen. Ich denke, dass ich jetzt keinen Vertrauensbruch begehe, denn die Künstlergruppe sucht ja die Öffentlichkeit.
Adresse in der URL

Grüsse
Enigma

Internet-Tipp: https://www.galerie-kir.de/index_2.html


pilli antwortete am 23.09.04 (10:32):

Enigma,

ich fand soeben eine interpretation von Alexander Müller zu den "Landschaften von Gerhard Richter", die das "Schöne im Auge des Betrachters" mit Richters aussagen deutlich beschreibt:

...

"Vielleicht sind es diese Raffinessen, die Bätschmann dazu ermuntern, Richters "Lust, etwas Schönes zu malen", mit einer "subversiven Absicht, schöne Bilder zu malen", zu verbinden. Ziel des Künstlers ist es, das Schöne als attraktiv und heuchlerisch zugleich darzustellen: "Meine Landschaften sind ja nicht nur schön oder nostalgisch, romantisch oder klassisch anmutend wie verlorene Paradiese, sondern vor allem ,verlogen' [...], und mit ,verlogen' meine ich die Verklärung, mit der wir die Natur ansehen, die Natur, die in all ihren Formen stets gegen uns ist, weil sie nicht Sinn, noch Gnade, noch Mitgefühl kennt, weil sie nichts kennt, absolut geistlos, das totale Gegenteil von uns ist, absolut unmenschlich ist." Die dabei stets vorhandene Unschärfe belegt, wie Richter meint, das "Anderssein" des Bildes gegenüber der Realität, wie sie sich im Photo nur augenblickshaft fixieren lässt. Das Bild gewinnt dabei an Materialität, die den Betrachter außerdem zur Skepsis gegenüber dem Idyll zwingt. Zugleich werden viele Motive allein schon durch ihre Auswahl hervorgehoben, und mit einer quasi zeitlosen Bedeutung aufgeladen. Die vordergründig verklärte Schönheit der Landschaft fordert so zum genauen Hinsehen auf und verweigert sich doch dem ausgeprägten Scharfsinn."

...

ich hatte meine anregung an Kuller mit einem fragezeichen versehen, damit vielleicht dieser aspekt neue sichtweisen eröffnen könnnte :-)

ich habe von einer jungen lehrerin, für die ich viele jahre tätig sein durfte, bei einer gelegenheit, als ein kunde ein neu erworbenes werk mit der frage an sie:

"Wie hoch würden Sie den Wert des Bildes schätzen?"...

die m.e. sehr weise antwort gehört:

"es ist immer das wert, was es Ihnen wert ist"

:-)

danke für den angegebenen link,

ja das "Ruhrgebiet" brodelt und viele künstler suchen nach neuen wegen, ihre werke ausstellen und bekannt machen zu können, ohne bittgänge zu "Galeristen" mit knebelverträgen bei oft 50% beteiligung am verkaufserlös antreten zu müssen. da scheint mir diese art von projekt eine gelungene initiative zu sein. besonders gefreut habe ich mich über eine virtuelle wiederbegegnung mit Polke :-) danke!

die bilder von Christa Schanz schaue ich mir gleich mit viel ruhe an, mir gefällt die farbigkeit sehr.

vielleicht darf ich dir den "jungen" maler Thomas Koch (geboren und lange wohnhaft in Mülheim a.d. Ruhr) vorstellen, mit dem ich viele jahre zusammen arbeiten durfte; seinerzeit konnte er nicht nur von dem verkauf seiner bilder leben und hat die Materialbestellungen für Gerhard Richter bearbeitet...aber mittlerweile hat er eine beachtenswerte vita anzubieten. :-)

ich habe schon sehr früh einige seiner bilder erworben und mag ihn sehr.

:-)

Internet-Tipp: https://www.fes.de/culture/galery/koch/koch.htm.


Kuller antwortete am 23.09.04 (10:47):

Ich merke schon , pilli, bist ganz schön gebildet.Ich habe mich leider nie so intensiv mit Kunst oder ihrer Interpretation befasst, sicher fehlt mir da einiges an Wissen.Ich kannn also nur von mir bzw. Freunden als Betrachter ausgehen.
Übrigens, Enigma, die Bilder von Ch.Sch.,die mich doch irgendwie ansprechen,kann man nicht vergleichen mit vielem,was in Berlin zu sehen war.


Enigma antwortete am 23.09.04 (11:14):

@Pilli
Danke auch für Deinen Link.
Beim ersten Anklicken ist allerdings eine Fehlermeldung erschienen. Aber ich werde ihn schon finden, den Herrn Koch, der mir bisher unbekannt ist. Umso grösser ist das Interesse ihn kennenzulernen, seine Bilder natürlich :-).
Ja, da hattest Du Glück mit dem frühen Erwerb einiger seiner Bilder. Wenn die Künstler noch nicht den Bekanntheitsgrad haben, den sie später vielleicht erreichen, kann man noch günstig kaufen. Später sind die Werke oft nicht mehr zu bezahlen.
Danke noch einmal und ... bis dann..

@Kuller
Ja, das dachte ich mir, dass die Bilder, die Du sehen konntest, noch etwas anders aussahen als die von Schanz.
Sie malt ja auch noch relativ gegenständlich und - wie Pilli schon sagte - recht farbig.
Sie nennt sie übrigens selbst: "Menschenbilder".

Schöne Grüsse an Euch.
Enigma


pilli antwortete am 23.09.04 (11:17):

nein Kuller :-)

ich habe keine "Bildung" genießen dürfen aber wenn mein interesse "geweckt" wurde, dann bin ich jeweils "eingestiegen" :-)

ein bild anzuschauen und nicht zu erkennen "watt will der künstler mir mitteilen" :-)das hat mich gejuckt und das war oftmals die motivation, vieles anzuschauen, vergleiche zu stellen und vor allem zu lesen. als autodidaktin hatte es vielfältige begegnungen mit "kunst" oder datt watt kunst meint :-)

es galt zu sortieren, wo beginne ich...lach...der berg von informationen schien anfangs nicht zu überwinden zu sein.

ich hörte bei vielen gesprächen zu und erst dann wagte ich das eine oder andere mal, mich mit einer winzigkleinen bemerkung "einzumischen". :-)

es war der zufall, daß meine freiberufliche tätigkeit gekoppelt war mit den material-wünschen vieler bekannter und... noch viel mehr...unbekannter maler; das team der firma gestaltete sich nur aus malern, kunstlehrern oder kunsthistorikern...lach...da konnte ich nix "reißen" :-) und eben das war mein ansporn...irgendwann zu wissen, "watt meinen die eigentlich ???"

Kuller, du hast einen m.e. sehr wichtigen satz geschrieben, der die worte:

" ...die mich irgendwie ansprechen"

enthält! das eben ist der punkt; die verbindung vom werk des künstlers zum betrachter, da schließt sich der kreis...denn...auch ohne die spur einer ahnung zu haben, kann dieser wünschenswerte prozess entstehen. :-)

ein anfang vielleicht?...

willkommen im club!

:-)


Kuller antwortete am 23.09.04 (12:04):

Na ja,pilli,vielleicht steige ich ja noch mal dahinter,im Momennt scheint mir vieles, was sich "Kunst" nennt, doch etwas fragwürdig.Aber Künstler sind sowieso oft�ne besondere Spezies, oder?Trotzdem danke für den Austausch.


iustitia antwortete am 23.09.04 (13:09):

Ja, viel Modernes kan ich auch nicht genießen; besonders wenn Künstler keine Geschichte, keine Herkunft, kein Wissen um und von sich selber haben oder nur die bunten oder infantilen Nachweise ihrer eigenen Neurose bieten (z.B. mit einem bisschen Rudolf-Steiner-Quatsch versoßt) - und wenn sie mit "multiples" und mit den gängigen "modernen" Mitteln schon über ALDI abzocken. (Da bin i selber my artist!)
Bei ALDI ist für die Künstler das Signieren aufwändiger gewesen als die eigentliche Arbeit, der Druck der Bilderchen.)
Die großen nicht-abstrakten Künstler haben sich z. Glück schon durchgesetzt, so dass viel Blabla und Pop-Geschmiere und Maniriertes in die Museumskellern verschwindet.
G. Richter ist so ein Typ, der sich nach vierzig Jahren durchgesetzt hat - und immer modern und aussagekräftig und irritierend und intelligent war und ist. "Nur" ein Geheimtipp hier - und dann kam er aus den US zurück...)
*
In Essen wird dieser Künstler hier geboten, s. URL. (Ich werde davon berichten.)

Internet-Tipp: https://www.welt.de/media/pic/000/177/17731v1.jpg


Enigma antwortete am 23.09.04 (14:02):

Pilli,
entschuldige, aber Du hattest gesprochen von einer virtuellen Wiederbegegnung mit Polke. Kennst Du ihn auch persönlich?

iustitia,
bin gespannt auf den Maler aus Essen.
Apropos Essen: Dort läuft z.Zt. die Cezanne-Ausstellung im Folkwang-Museum. Die werde ich mir mit Sicherheit einmal ansehen.

Bis dann......
Enigma

Internet-Tipp: https://www.wdr.de/themen/kultur/ausstellungen/cezanne_moderne/index.jhtml?rubrikenstyle=kultur


Enigma antwortete am 24.09.04 (08:02):

Zu dem Thema ist mir noch etwas eingefallen.
Im "Netz" gibt es ja fast alles, so auch Internet-Galerien oder Gemäldeverkäufer oder auch Hersteller von Kopien.
Darin stöbere ich oft herum, denn es ist ja nicht möglich, immer Galerien zu besuchen.
Die virtuellen Galerien können aber auch Spass machen, auch wenn sich die Größe und Intensität der Gemälde natürlich nicht mit einem, das man "life" erlebt, vergleichen lassen. Aber so für den Hausgebrauch reicht es mir oft.
Damit es nicht so langweilig wird, suche ich mir manchmal auch mein "Bild des Tages" aus.
Hier ist das von heute. (she URL!)
Man kann übrigens auch noch dabei lernen, weil die Gemälde oft gut beschrieben sind.

Internet-Tipp: https://www.onlinekunst.de/katzen/bildbetrachtung_renoir.html


pilli antwortete am 24.09.04 (08:17):

guten morgen Enigma,

darf ich mich zu deinem gestrigen beitrag bissi später mit einigen "backstage" geschichten melden? :-)

ich erwarte heute gäste und möchte gleich den dörflichen wochenmarkt besuchen.


Enigma antwortete am 24.09.04 (08:55):

Pilli,

auch guten Morgen.
Aber selbstverständlich. Unser Austauschhat doch Zeit.
Erstmal wünsche ich Dir dann einen ganz, ganz schönen Tag mit Freunden.

Grüsse
Enigma