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THEMA:   Ethnische Witze

 1 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 23.09.04 (12:57) :

Zum sozial-politischen, zum ethnischen Witz Beispiele aus den USA, und zwar zum Typ des antiquierten, aber auch ironischen �Negerwitzes�:

Ein Sheriff inspiziert einen ertrunkenen Neger. Er teilt den Umstehenden mit: Seht euch mal diesen gottverdammten Nigger an! Erst stiehlt er beim Eisenwarenhändler die vielen Ketten, will die um den Hals gebunden vorschaffen. Und versucht dann auch noch, damit über den Fluss zu kommen.�
Hier ist der direkte rassistische Hintergrund mitgegeben. Ein Sheriff ignoriert die völlig klaren Indizien, um die Wahrheit zu manipulieren, um seinem Vorurteil � wissentlich oder in beruflicher Verdrehungsmanier � Ausdruck zu geben, dass dieser geflohene Farbige, ein Unterprivilegierter oder noch ein Sklave, nur ein Dieb sein könne. Ob der Farbige nur so �ausgerüstet� wurde, um einen simplen Mord zu vertuschen, wird nicht geklärt.
Wenn dieser Witz von der Gegenseite, einem emanzipierten Sklaven z.B. oder einem Bürgerrechtsvertreter erzählt wurde, wurde die Taktik des Sheriffs natürlich entlarvt und kritisiert.
*
Aber auch emanzipierte Sklaven wurden als hilflose, unmündige Kinder dargestellt, die mit ihrer Freiheit nichts anzufangen wüssten.
Dafür dieses Beispiel:
Der weiße Plantagenbesitzer nach dem Bürgerkrieg: �Sambo, ich schenke dir die Freiheit.�
Sambo (stockend): �Die - was, Mister?�
Der Weiße: �Die Freiheit schenke ich dir!�
Sambo: �Ach, so, ich dachte, ihr schenkt mir euern alten Jagdhund."
*
Wer darüber "pur" lacht, zeigt, dass er es für politischen Unsinn hält, dass die Menschenrechte durchgesetzt werden sollten. Nachträglich rechtfertigt er die Sklaverei und charakterisiert den Abhängigen so, als könne er sich aus eigener Kraft keine ehrliche Existenz aufbauen, unfähig zur Daseinsfürsorge für seine Familie.
Wer aus der Geschichte der Südstaaten noch weiß, dass besonders �witzige� Sklavenhalter zynisch z.B. einen scharfen Hund �Liberty� ode "Lincoln" riefen, kann der Erniedrigung besser nachspüren, die in solchen Witzen weitergeliefert wird; besonders über �African-Americans� in den USA steckt immer noch viel von dem Vorurteil über das Schwarze und Dunkle, wie es seit biblischen Zeiten mit dem Bösen assoziiert wird.
*
In diesen Witz kann man noch die alten Stereotypen erkennen; teilweise wird aber auch mit ihnen gespielt, um über soziale Bedingungen lachen zu können:

Auf einer Farm. Tagelange Arbeitsunterbrechung wegen schlechten Wetters. Ein paar farbige Arbeiter liegen in der Scheune auf dem Strohboden.
�Regnet�s draußen noch?� fragt einer.
�Weiß nicht!�
�Ach, steh selber auf, Tom!�
�Ach, ne! Pfeif den Hund rein und fühl, ob er nasses Fell hat.�
*
Wenn man diesen Witz von der ethnografischen �Umkleidung� löst, ist er zwar �politisch korrekt�, aber auch nicht mehr ssozial �coloriert�.
*
Auf Kinder könnte man ihn so ummünzen:
�Hej, Brüderchen! Können wir wieder nach draußen��
�Was?�
�Spielen � du Idi!�
�Weiß nicht.�
�Na, regnet�s denn noch?�
�Weiß nicht.�
�Kuck mal raus.�
�Selber. Du bist näher am Fenster.�
�Beweg dich! Kuck mal raus.�
�Pöh!�
�Lass doch deinen Wellensittich �
�Was - was soll mein Sitty?�
�Lass ihn mal zum Fenster rausfliegen.�
�Boah! Du Doppel-Idi! Was willst du mit meinem Sitty -!�


iustitia antwortete am 24.09.04 (23:28):

Noch ein Beitrag zu dem Thema soziale - psychische - kulturelle Faktoren oder Vektoren im jüdischen oder multi-ethnischen Witz:

Cheretz Perlmutter ist aus Krakau nach New York ausgewandert und hat es im Laufe von zehn Jahren zu etwas gebracht. Jetzt will er seinen hart erarbeiteten Wohlstand auch genießen und eröffnet einem Freund, er wolle sich um die Mitgliedschaft in dem besonders vornehmen Golfklub �Liberty of Gulfcuclture� bewerben.
�Das ist aussichtslos�, erklärt ihm sein Freund.
�Die nehmen keine Juden.�
�Das muß doch niemand wissen�, meint Perlmutter. �Schaut man mir denn in die Hose?� �Nimm' es mir nicht übel�, erwidert der Freund. �Ich will dir gewiß nicht zu nahe treten, aber so wie du aussiehst ... mit deiner Nos�n ... Außerdem trägst du einen jüdischen Namen, wohnst in einem jüdischen Stadtviertel, und von Beruf bist du Makler. Noch jüdischer geht es nicht. Die sagen dir einfach, sie hätten keinen Platz für ein neues Mitglied. Schlag dir das aus dem Kopf. Du kannst ja einem jüdischen oder einem gemischten Klub beitreten.�
Das aber will Perlmutter nicht. Für sein Geld will er nur das Vornehmste.
Zunächst läßt er sich taufen. Dann geht er zu einem Schönheitschirurgen und läßt sich seinen �Gesichtserker� zu einer Stubsnase, umbauen. Schließlich ändert er seinen Namen, bezieht eine neue Wohnung in Manhattan und erwirbt eine mittelgroße Fabrik.
Als all das getan ist, meldet er sich im �Golfklub� an und wird dort vom Sekretär empfangen, einem kleinen, hageren Mann mit den Manieren eines englischen Adligen.
�Ich möchte diesem Klub beitreten ...�, beginnt Perlmutter.
�Im Prinzip gern, Mister�, erwidert der Sekretär mit einem prüfenden Blick auf Perlmutters eleganten Maßanzug. �Die Eintrittsgebühr beträgt zehntausend Dollar.�
�Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen gleich einen Scheck ausstellen. Darf ich noch zehntausend zusätzlich spenden für die Nachwuchsschulung?�, fragt Perlmutter generös.
�Das wäre wünschenswert. Darf ich dann gleich Ihre Personalien aufnehmen? Ihr Name bitte!� �McPherson, Vorname Bruce. Nickname John IV.�
�Ah, ein alter schottischer Name. Daher sprechen Sie auch das R so hart aus, Mister McPherson. Schön: Ihre Anschrift, bitte?� �1145 Park Avenue.�
Mit zufriedenem Nicken notiert der Sekretär die Adresse.
�Und Ihr Beruf, mein Herr, bitte.�
�Fabrikant. Mir gehört die �St. Christopher Textile Company��
�Ausgezeichnet. Und welcher Konfession, gehören Sie an?�
�Ich bin Goj�, erklärt Perlmutter stolz.
*
Wer das nur als Spaß aufnehmen will, okay.
Sonst auch diese Hinweise, wenn jemand fragt nach den nicht beliebigen, eben typischen Mechanismen des jüdischen Aufnehmens und ironischen Übersteigerns sozial verhandelter Bedingungnen. Hier sind fast alle Merkmale, die aus dem antisemitischen Lager des Schmähens und der Ausgrenzung stammten und im Witz persifliert werden, vertreten und intelligent variiert: Schmähung wegen besonderer Namensgebung oder wegen äußerer Eigenheiten, Wunsch nach neuer Identität und Eingliederung, affirmatives bis unterwürfiges Verhalten. Selbstkritik bis zur Verleugnung, isolierte Situation von Einwanderern. Freudscher Versprecher als Pointe durch missglückte Selbstüberlistung.
Bei Salcia Landmann findet man zu all diesen Bereichen Beispiele, besonders zu Reinlichkeits- und Kleidungsfragen; ebenso in religiösen Verpflichtungen und Riten.
I c h weiß gern, worüber ich lachen kann. Oder kann das so heißen: Ich möchte, wenn man mich (oder sonst wen; oder eine Gruppe, der ich angehöre) verspottet oder lächerlich macht, den lustigen oder düpierenden Trick erkennen und mit einer Retourkutsche mich verabschieden.
Ich möchte auch Spaß, aber nicht auf Kosten anderer machen, sondern als komm. Ablauf der durchschaubar ist. Und den nächsten Witz befördert � als Spiel eben.
*
URL - das Schandbild der Nazipropaganda

Internet-Tipp: https://www.boothbaywildcats.org/~ericcham/prop/the%20Jew.jpg