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THEMA:   Gedichte - Kapitel 10

 110 Antwort(en).

Webmaster begann die Diskussion am 09.03.01 (11:34) mit folgendem Beitrag:

Die Kapitel 1-9 sind im Archiv einsehbar.

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/archiv.html)


Herbertkarl Hüther antwortete am 09.03.01 (11:47):


Der Frühling

Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde,
Die Tage kommen blüthenreich und milde,
Der Abend blüht hinzu, und helle Tage gehen
Vom Himmel abwärts, wo die Tag' entstehen.

Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten
Wie eine Pracht, wo Feste sich verbreiten,
Der Menschen Thätigkeit beginnt mit neuem Ziele,
So sind die Zeichen in der Welt, der Wunder viele.

Friedrich Hölderlin

mit Unterthänigkeit
d. 24 April Scardanelli
1839

Hölderlin,
Johann Christian Friedrich, Dichter, *Lauffen
am Neckar 20.3. 1770, �Tübingen 7.6. 1843;
war seit 1788 Student im Tübinger Stift
(Freundschaft mit C.W.F. Hegel und F.W.J.
von Schelling), 1793/94 Hofmeister bei Charlotte
von Kalb, 1796 bei dem Bankier J.F. Gontard
in Frankfurt am Main, dessen Gattin Susette
(*1769, �1802), von ihm als �Diotima� gefeiert,
ihn zu schwärmerischer Liebe begeisterte.
Nachdem es 1798 zum Bruch mit der Familie
Gontard gekommen war, ging Hölderlin für
anderthalb Jahre nach Homburg (heute Bad
Homburg vor der Höhe), wo sein Freund
Isaak von Sinclair im Dienste des Landgrafen
stand. 1802 kehrte er von Bordeaux, wo er
wieder Hofmeister war, mit den ersten
Anzeichen geistiger Erkrankung in die Heimat
zurück; 1806 in eine Heilanstalt gebracht und
1807 als unheilbar entlassen, verbrachte
Hölderlin den Rest seines Lebens in der
Obhut der Tübinger Schreinerfamilie Zimmer,
die ihn in einem am Neckar gelegenen Turm
(heute �Hölderlinturm�) betreute.Hölderlin
war vor allem Lyriker; auch sein Briefroman
�Hyperion� (2Bände, 1797-99) ist getragen
vom Wohllaut einer rhythmisch-musikalischen
Sprache. Das trotz immer neuer Bearbeitung
Bruchstück gebliebene Drama �Der Tod des
Empedokles� (1798 bis 1800, gedruckt 1826)
verwandelt die Sage vom Tod des Philosophen
im �tna in ein religiöses Mysterium. In der
Lyrik gelangte Hölderlin von persönlich-
stimmungshaften Natur- und Liebesgedichten
in Versmaßen der antiken Ode zu den großen
Elegien (�Menons Klagen um Diotima�, �Brot
und Wein�), in denen er in Distichen
abendländische Geschichte und Landschaft
lyrisch erhöht; sie sind Steigerungen des bereits
in �Empedokles� angelegten Bildes von
Erlösung und Versöhnung. Schließlich zu
freien Rhythmen übergehend, ringt Hölderlin
in gedrängter, mythisch-dunkler Bildersprache
um die Bestimmung der Völker und Menschen
und das Wesen der göttlichen Mächte
(�Patmos�). Gleichzeitig entstanden die
eigenwilligen Übersetzungen von Pindar
sowie des ��dipus� und der �Antigone�
des Sophokles.

https://www.uni-tuebingen.de/uni/nds/hoelder/

(c) Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG,
1999


Sieghard antwortete am 09.03.01 (14:49):


IM FRÜHLING

Hier lieg ich auf dem Frühlingshügel:
Die Wolke wird mein Flügel,
Ein Vogel fliegt mir voraus.
Ach, sag mir, all-einzige Liebe,
Wo du bleibst, daß ich bei dir bliebe!

Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen,
Sehnend,
Sich dehnend
In Lieben und Hoffen.
Frühling, was bist du gewillt?
Wann werd ich gestillt?

Die Wolke seh ich wandeln und den Fluß,
Es dringt der Sonne goldner Kuß
Mir tief bis ins Geblüt hinein;
Die Augen, wunderbar berauschet,
Tun, als schliefen sie ein,
Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.
Ich denke dies und denke das,
Ich sehne mich, und weiß nicht recht, nach was:
Halb ist es Lust, halb ist es Klage;
Mein Herz, o sage,
Was webst du für Erinnerung
In golden grüner Zweige Dämmerung?
- Alte unnennbare Tage!

[Eduard Mörike 1804 - 1875]

.


Anni antwortete am 09.03.01 (18:49):

Gang in den Frühling

Dies ist mir alles wie ein Traum,
der Primelweg, der Birkensaum
und der besonnte Hang.

Hier ging ich einmal schon, bevor
der Mensch das Paradies verlor -
wie lange schon, wie lang...

Wie ist das alles wunderbar!
Ich bin uralt, vieltausend Jahr,
und tue den ersten Gang,

und er führt mich an seiner Hand.
Und alles ist mir so verwandt
und von Erinnerung drang:

Die Lerche selbst ist wieder da,
die vormals schon ihr Gloria
in meinen Frieden sang.

(Josef Weinheber l892-l945)


Heidi antwortete am 09.03.01 (18:58):

FRÜHling?

Grau und feucht sind noch die Tage
wolkenverhangen der Blick
Frühling du ferne Sage
wann kehrst du zurück?

Ich träume: Auf grünen Wiesen
mit zarten Gräsern und frischem Moos
sich warme Sonnenstrahlen ergießen
ein Schmetterling fliegt auf meinen Schoß
die kleinen Sänger sind wieder da
und der Gesang der fröhlichen Schar
macht das Herz mir weit und die Seele froh
der Winter verschwindet im Nirgendwo

Frühling du ferne Sage
wann kommst du und bleibst bei uns
so grau und nass sind noch die Tage
komm, schenk uns endlich deine Gunst!

hl


Gisela antwortete am 09.03.01 (22:15):

Frühling auf Vorschuss von Erich Kästner
Im Grünen ist`s noch gar nicht grün,das Gras steht ungekämmt
im Wald als sei es tausend Jahre alt,
Hier, also denkt man, sollen bald die Glockenblumen blüh`n?
Die Blätter sind im Dienst ergraut, sie rascheln dort und rascheln hier, als raschle Butterbrotpapier,
der Wind spielt über`m Wald Klavier, mal leise und mal laut.
Doch wer das Leben kennt, der kennt`s. Und sicher wird`s in diesem Jahr, so wie`s in ander`n Jahren war,
im Walde sitzt ein Ehepaar und wartet auf den Lenz.
Man soll die beiden drum nicht schelten, sie lieben eben die Natur und sitzen gern in Wald und Flur,man kann`s ja gut verstehen, nur, sie werden sich erkälten.


Gisela antwortete am 10.03.01 (14:11):

Frühling
Ganz heimlich wie auf leisen Sohlen,
hat sich der Winter davon gestohlen.
Es eilt herbei ohne Ruh und Rast,
der Frühling unser liebster Gast.
Man spürt und sieht ihn in allen Ecken,
die Luft ist mild, man kann ihn schmecken.
Und wieder ist ein Wunder gescheh`n,
könnt ihr auch den Frühling seh`n?
Überall in den Büschen und Bäumen
hören die Tiere auf zu träumen.
Es liegt ein Singen in der Luft,
man spürt ihn schon den feinen Duft,
von allem was da grühnt und blüht,
von allem was das Auge sieht.
Jung wird so mancher,
er kann es selbst nicht fassen,
würde vieles davon im Winter lassen.
Die Zeit eilt zwar im Sauseschritt
und wer nicht aufpaßt, kommt nicht mit.
Im Frühling sollte man einen Moment verweilen,
sich umsehen, besinnen und mal nicht eilen,
die Augen schließen und genießen.


Anni antwortete am 10.03.01 (21:25):

Alle Frühlingsbläue,
jedes frische Feld,
wenn ich ohne Reue
schwärmend mich erfreue
an der warmen Welt:

wird in deinen lichten
Gliedern höchstes Glück,
und in himmlisch schlichten,
dämmernden Gedichten
bleibt sein Duft zurück!

(Max Herrmann-Neisse l886-l941)


Heidi antwortete am 10.03.01 (21:36):

AN DIOTIMA

Komm und siehe die Freude um uns; in kühlenden Lüften
Fliegen die Zweige des Hains,
Wie die Locken im Tanz; und wie auf tönender Leier
Ein erfreulicher Geist,
Spielt mit Regen und Sonnenschein auf der Erde der Himmel;
Wie in liebendem Streit
Über dem Saitenspiel ein tausendfältig Gewimmel
Flüchtiger Töne sich regt,
Wandelt Schatten und Licht in süßmelodischem Wechsel
Über die Berge dahin.
Leise berührte der Himmel zuvor mit der silbernen Tropfe
Seinen Bruder, den Strom,
Nah ist er nun, nun schüttet er ganz die köstliche Fülle,
Die er am Herzen trug,
Über den Hain und den Strom, und ...
...

Und das Grünen des Hains, und des Himmels Bild in dem Strome
Dämmert und schwindet vor uns
Und des einsamen Berges Haupt mit den Hütten und Felsen,
Die er im Schoße verbirgt,
Und die Hügel, die um ihn her, wie Lämmer, gelagert
Und in blühend Gesträuch
Wie in zarte Wolle gehüllt, sich nähren von klaren
Kühlenden Quellen des Bergs,
Und das dampfende Tal mit seinen Saaten und Blumen,
Und der Garten vor uns,
Nah und Fernes entweicht, verliert sich in froher Verwirrung
Und die Sonne verlischt.
Aber vorübergerauscht sind nun die Fluten des Himmels
Und geläutert, verjüngt
Geht mit den seligen Kindern hervor die Erd aus dem Bade.
Froher lebendiger
Glänzt im Haine das Grün, und goldner funkeln die Blumen,
...
Weiß, wie die Herde, die in den Strom der Schäfer geworfen,

Hölderlin


Heidi antwortete am 10.03.01 (21:48):

DAS ZAUBERNETZ

Fraue, in den blauen Tagen
Hast ein Netz Du ausgehangen,
Zart gewebt aus seidnen Haaren,
Süßen Worten, weißen Armen.

Und die blauen Augen sprachen,
Wie ich Waldwärts wollte jagen,
�Zieh' mir, Schöner, nicht von dannen,
Sterben muß ich sonst im Garten!�

Und in diesem schönen Garten
Bunte Vögel lieblich sangen,
Schimmernd' Bronnen lustig sprangen,
Und ich blieb so gerne hangen. -

Hörst Du nun den Frühling laden,
Waldhorn gehn im grünen Walde,
Lockend grüßen bunte Flaggen,
Nach dem Sänger fragen alle?

Ach, von euch, ihr bunten Flaggen,
Kann ich, wie von Dir, nicht lassen!
Reisen in den blauen Tagen
Muß der Sänger mit dem Klange.

Flügel hat, den Du gefangen,
Alle Schlingen müssen lassen,
Und er wird Dir fortgetragen
Wie die Vöglein wiederkamen. -

Liebst Du, treu dem alten Sange
Wie dem Sänger mich wahrhaftig,
Laß' Dein Schloß, den schönen Garten,
Führ' Dich ein in Waldesprachten!

Ein weiß' Zelter soll Dich tragen,
Um die schönen Glieder schlanke
Seide himmelblau gespannet,
Als ein süß geschmückter Knabe.

Und dem Jäger wird so bange
Und er läßt die Rehe grasen,
Will nun nimmer von uns lassen
Mit dem frischen Hörnerklange.

Wer von uns verführt den andern,
Ob die Augen Dein es taten,
Meine Laut', des Jägers Blasen,
Ach! wir können's nicht erraten;

Aber um uns dreie alle
Wird der Lenz in grünen Walden
Wohl ein Zaubernetze schlagen,
Dem noch keiner je entkame.

Eichendorff


sylvia antwortete am 10.03.01 (23:53):

Wieder die Zeit
da erste Blumen
aus der dunklen Erde brechen
zart die Farben noch
lila und weiss
und allmählich
satteres Grün

Wieder Zeit
da die Schritte
leichter werden
bunte Röcke
um nackte Beine
schwingen
und ein Knopf mehr
am Ausschnitt
offen steht

Wieder die Zeit
da die Wangen
sich röten
und scheue Gefühle
vom Reif befreit
die Seele streifen

svr


sylvia antwortete am 10.03.01 (23:59):

Wenn noch einmal
Schnee fällt
kriecht die Kälte
unter die Haut

Der Wintermantel
ist schon eingemottet
die Heizung abgedreht

Suchen wir
wo es noch warm ist
ganz innen
unter dem Sonnengeflecht

Die Seele brennt

svr


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 11.03.01 (15:06):

Hexenschuss

Friedlich zog ich meine Runde
eines morgens so um Acht,
wie gewohnt so eine Stunde,
wie ich`s jeden Tag gemacht.
Und es zog an seiner Leinen
mit tierisch-sturer Muskelkraft,
mein Kollege auf vier Beinen,
Hund genannt, und voll im Saft.
Hurtig zogen wir von dannen,
Waldesluft war ein Genuss;
doch zwischen Buchen, Birken, Tannen,
erwischte mich ein Hexenschuss.
Bald kroch ich auf allen Vieren;
Hundeaugen fragten stumm:
"Gehörst du nun auch zu uns Tieren?
Warum läufst du denn so krumm?
Sag`, Kamerad, was unterscheidet
dich noch von der Kreatur?
Sie erlöst man, wenn sie leidet;
dich jedoch schickt man zur Kur!"


April 1995,Georg von Signau, alias G. Segessenmann


Eva antwortete am 11.03.01 (16:40):

Wie gerne hätte ich das Mörike-Gedicht :"Hier lieg ich auf
dem Frühlingshügel ..." gebracht - zu spät !! Aber da
alle schon in Frühlingsstimmung schwärmen, hier als
Über-Drüber ein wunderbaren Eichendorff :

Frische Fahrt

Laue Luft kommt blau geflossen,
Frühling, Frühling soll es sein !
Waldwärts Hörnerklang geschossen,
Mutger Augen lichter Schein;
Und das Wirren bunt und bunter
Wird ein magisch wilder Fluß,
In die schöne Welt hinunter
Lockt dich dieses Stromes Gruß.

Und ich mag mich nicht bewahren !
Weit von euch treibt mich der Wind,
Auf dem Strome will ich fahren,
Von dem Glanze selig blind !
Tausend Stimmen lockend schlagen,
Hoch Aurora flammend weht,
Fahre zu ! ich mag nicht fragen,
Wo die Fahrt zu Ende geht !


eva antwortete am 11.03.01 (16:55):

Grad eben ist mir noch ein schönes Frühlingsgedicht von
Heinrich HEINE aufgefallen : ;-)

Wahrhaftig

Wenn der Frühling kommt mit dem Sonnenschein,
Dann knospen und blühen die Blümlein auf;
Wenn der Mond beginnt seinen Strahlenlauf,
Dann schwimmen die Sternlein hinterdrein;
Wenn der Sänger zwei süße Aeuglein sieht,
Dann quellen ihm Lieder aus tiefem Gemüt; -
Doch Lieder und Sterne und Blümelein,
Und Aeuglein und Mondglanz und Sonnenschein,
Wie sehr das Zeug auch gefällt,
So macht�s doch noch lang keine Welt.


Anni antwortete am 11.03.01 (19:19):

Früher Frühling

Zwischen Februar und März
liegt die große Zeitenwende,
und, man spürt es allerwärts,
mit dem Winter geht's zu Ende.
Schon beim ersten Sonnenschimmer
steigt der Lenz ins Wartezimmer.
Keiner weiß, wie es geschah,
und auf einmal ist er da.

Manche Knospe wird verschneit
zwar im frühen Lenz auf Erden.
Alles dauert seine Zeit,
nur Geduld, es wird schon werden.
Folgt auch noch ein rauher Schauer,
lacht der Himmel um so blauer.
Leichter schlägt das Menschenherz
zwischen Februar und März.

(Fred Endrikat)


Gisela antwortete am 11.03.01 (21:14):

Der Lenz
Da kommt der Lenz, der schöne Junge,
den alles lieben muß,
herein mit einem Freudensprunge
und lächelt seinen Gruß;
und schickt sich gleich mit frohem Necken
zu allen Streichen an,
die er auch sonst den alten Recken,
dem Winter angetan.
Er gibt sie frei, die Bächlein alle,
wie auch die Alte schilt,
die der in seiner Eisesfalle
so streng gefangen hielt.
Schon ziehn die Wellen flink von dannen
mit Tänzen und Geschwätz
und spötteln über des Tyrannen
zerronnenes Gesetz.
Den Jüngling freut es,wie die raschen
hinlärmen durchs Gefild,
und wie sie scherzend sich erhaschen
sein aufgeblühtes Bild.
Froh lächelt seine Mutter Erde
nach ihrem langen Harm;
sie schlingt mit jubelnder Gebärde
das Söhnlein in den Arm.


Sieghard antwortete am 11.03.01 (21:44):


Es gibt nur ein Frühlingsgedicht,
das für einen am schönsten ist.
Mörikes Frühlingshügel ist mein
schönstes. Deins auch?

Für Eva:

Der Frühling kommt ganz unverhofft
in unsern kleinen Garten,
hat gar nicht an das Tor geklopft,
weiß, dass wir seiner warten.

.


siegmar antwortete am 12.03.01 (00:28):

ich weiß, es paßt nicht so recht, ich finde es trotzdem wunderbar und auch ein belehrung:
von martin buber
rabbi dow bär von mesritsch

als rabbi bär fünf jahr alt war, brach im haus seines vaters ein brand aus. wie er nun sein mutter jammern hörte, fragte er sie: " Mutter müssen wir uns so grämen, weil wir ein Haus verlieren?" " Nicht ums Haus klage ich" sagte sie" sondern um unseren Stammbaum, der verbrannt ist ". Er fängt ,mit rabbi jochanan dem sandalenmacher an, dem meister
" nun, was macht das!" rief der knabe, " ich will einen neuen Stammbaum schaffen, der mit mir anfängt."


eva antwortete am 12.03.01 (12:23):

Jedes Jahr die gleiche Leier,
jedes Jahr derselbe Schmus :
Sonne, Blümlein, bunte Eier,
Schwalbenflug und Lerchengruss.

Schmetterlinge, Blütenbäume,
alles tausendmal gehabt;
Lieder, Verse, Liebesträume,
mal begabt, mal unbegabt.

Gelber Krokus auf dem Rasen,
blaue Veilchen, Maiengrün,
Schokoladeosterhasen,
und die ersten Störche ziehn.

Und die Röcke werden enger,
heuer kurz bis über�s Knie,
und die kleinen Vogelsänger
üben laut ihr Tirili ...

Doch ich habe mich entschlossen,
diesmal will ich meine Ruh�,
und ich wende tief verdrossen
dieser Welt den Rücken zu.

Aber ach ! - ich kann�s nicht lassen,
- Stare zwitschern auf dem Dach -
und ich kann die Welt nicht hassen
und ich werde wieder schwach -

Frühling, Frühling, sei willkommen,
ja, er soll willkommen sein,
und ich fall�genau genommen
wieder mal auf ihn hinein.

Her nun mit dem alten Plunder,
so wie jedes Jahr im März,
und dem jungen Frühlingswunder
öffne ich mein altes Herz !

eKr


Gisela antwortete am 12.03.01 (18:07):

Pessimist im Lenz
Die Sonne lacht. Ja, ja - sie hat gut lachen,
sie steht am Himmel - frisch, fromm, frei und froh.
Wenn ich die Sonne wär`- ich würd es auch so machen.
Mir geht mit Grundeis der Popo.
Der Flieder blüht. - Ja, ja - der hat gut blühen,
ihn schützt der Zaun und eine Gartentür.
Er ist geschützt vor Ochsen und den Kühen.
Ich stehe außerhalb - und wer schützt mir?
Die Amsel lockt. Ja, ja - die hat gut locken,
sie sitzt im Baum, es jubelt fern und nah.
Es jubeln alle Kirchen-, Kuh- und Käseglocken:
Der Lenz und der Gerichtsvollzieher sind da.
von Endrikat


Heidi antwortete am 12.03.01 (19:49):

Ein etwas anderes Liebesgedicht:

Du kannst nicht sein,
du kannst dich nur verschwenden,
kannst bleiben nicht,
die Erde wandert aller Enden;
du kannst nicht sammeln, jedes Gold wird Blei,
und nichts ergreifen, alles schwirrt vorbei;
du kannst nicht wissen, denn es war schon Trug.
Du kannst nur lieben. Lieben ist genug.

Ernst Bertram


Anni antwortete am 12.03.01 (21:15):



Tu sie fort, tu immer sie fort
zu den Gallenäpfeln unter das welke Laub,
die süße Liebe auf dieser bitteren Erde -

Wie wirst du leben, wie werden wir leben?
Einsam - und bald auch keiner
nach dem andern suchen, mehr sein.

Gehab dich wohl, gehab dich wohl,
und auf dem Steige des Waldes leuchtet noch
dein rotes Tuch -

(Georg von der Vring)


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 12.03.01 (21:56):

Wo die Liebe hinfällt
********************

Ach wie schön kann Liebe sein,
am schönsten, wenn man ist zu zwein.
Ja, so denkt sich so manch einer,
und ist nachher nur noch alleiner.

*********************************

Nicht nur Frauen, auch wir Männer
spüren Frühling, schon ab Jänner.
Doch dann beim Ostereier essen
ist der Frühling meist vergessen!

********************************

Drum liebet, liebe Männer, Frauen,
habt nur Mut und tut euch trauen,
seht zu, dass keiners euch vergällt,
bevor der letzte Vorhang fällt!

März 2001,Georg von Signau, alias G. Segessenmann


:-)) Heidi antwortete am 12.03.01 (22:45):

nachgesetzt:

darum liebt, ihr Menschen, liebt Euch,
Frau den Mann und Mann die Frau
Frau die Frau und Mann den Mann
es liebe jeder wie er kann
liebt die Menschen, liebt das Leben
nach der Liebe lasst uns streben
wo Liebe ist - kann Hass nicht sein
und wer liebt - ist nicht allein

hl


Heidi antwortete am 13.03.01 (07:46):

Nach der Zeitungslektüre:

Neuigkeiten

Es müßte Zeitungen geben,
die immer das mitteilen,
was nicht ist:
Keine Cholera!
Kein Krieg!
Keine Revolution!
Keine Mißernte!

Die tägliche Freude
über die Abwesenheit großer Übel
würde zweifellos
die Menschen fröhlicher machen.

Christian Morgenstern

Allen einen schönen guten Morgen :-)


eva antwortete am 13.03.01 (16:08):

Ach Heidi - die von Morgenstern gewünschte Zeitung würde
niemand kaufen ! Weiser Ausspruch eines Zeitungs-
herausgebers (weiss nicht mehr wer) : Die Schlagzeile:
"Ein Mord im Park!" ist immer besser als die "Kein Mord im
Park !"
Schon Kleist gab eine Literaturzeitung heraus, die nur
ging, solange er sie mit "Insider-News" eines Freundes von
der Polizei aufpeppte, als ihm die Kriminalberichte aus-
gingen, ging auch die Zeitung ein...

Herzlichst Eva :-))


Heidi antwortete am 13.03.01 (20:07):

:-)) Ich weiss, Eva,

aber:

lass mir meine träume
meine bunten träume, die mich
die wirklichkeit vergessen lassen
nur für einen moment
zum ausruhen
um kraft zu schöpfen

lass mir meine träume
meine bunten träume, die mir
die ideale zurück holen
die ich im rauhen alltag
manchmal vergesse

ich weiss: das leben ist nicht so
menschen sind .. menschlich und
realität bleibt bestehen
wenn ich sie träume
- meine bunten träume

hl (1965/2001)


Heidi antwortete am 13.03.01 (22:43):

zur Nacht:

Säusle, liebe Myrte!
Wie still ist's in der Welt,
Der Mond, der Sternenhirte
Auf klarem Himmelsfeld,
Treibt schon die Wolkenschafe
Zum Born des Lichtes hin,
Schlaf, mein Freund, o schlafe,
Bis ich wieder bei dir bin.

Säusle, liebe Myrte!
Und träum im Sternenschein,
Die Turteltaube girrte
Auch ihre Brut schon ein.
Still ziehn die Wolkenschafe
Zum Born des Lichtes hin,
Schlaf, mein Freund, o schlafe,
Bis ich wieder bei dir bin.

Brentano


Herbertkarl Hüther antwortete am 14.03.01 (11:31):


Die Küsse

Ein Küßchen, das ein Kind mir schenket,
Das mit dem Küssen nur noch spielt,
Und bei dem Küssen noch nichts denket,
Das ist ein Kuß, den man nicht fühlt.

Ein Kuß, den mir ein Freund verehret,
Das ist ein Gruß, der eigentlich
Zum wahren Küssen nicht gehöret:
Aus kalter Mode küßt er mich.

Ein Kuß, den mir mein Vater giebet,
Ein wohlgemeinter Segenskuß,
Wenn er sein Söhnchen lobt und liebet,
Ist etwas, das ich ehren muß.

Ein Kuß von meiner Schwester Liebe
Steht mir als Kuß nur so weit an,
Als ich dabei mit heißerm Triebe
An andre Mädchen denken kann.

Ein Kuß, den Lesbia mir reichet,
Den kein Verräter sehen muß,
Und der dem Kuß der Tauben gleichet:
Ja, so ein Kuß, das ist ein Kuß.

Gotthold Ephraim Lessing


Sieghard antwortete am 14.03.01 (15:06):


Die Beiden

Sie trug den Becher in der Hand
- Ihr Kinn und Mund glich seinem Rand -,
So leicht und sicher war ihr Gang,
Kein Tropfen aus dem Becher sprang.

So leicht und fest war seine Hand:
Er ritt auf einem jungen Pferde,
Und mit nachlässiger Gebärde
Erzwang er, dass es zitternd stand.

Jedoch, wenn er aus ihrer Hand
Den leichten Becher nehmen sollte,
So war es beiden allzu schwer:
Denn beide bebten sie so sehr,
Dass keine Hand die andre fand
Und dunkler Wein am Boden rollte.


[Hugo von Hofmannsthal 1874-1929]
.
.


Anni antwortete am 14.03.01 (21:33):

Vorfrühling

Wie die Knospe hütend,
daß sie nicht Blume werde,
liegts so dumpf und brütend
über der drängenden Erde.

Wolkenmassen ballten
sich der Sonne entgegen,
doch durch tausend Spalten
dringt der befruchtende Segen.

Glühende Düfte ringeln
in die Höh sich munter.
Flüchtig grüßend züngeln
streifende Lichter herunter.

Das nun, still erfrischend,
eins zum andern sich finde,
rühren, alles mischend,
sich lebendige Winde.

(Friedrich Hebbel 1813-l863)


:-) Heidi antwortete am 14.03.01 (22:59):

Ich bin der Welt abhanden gekommen

Ich bin der Welt abhanden gekommen,
Mit der ich sonst viele Zeit verdorben,
Sie hat so lange nichts von mir vernommen,
Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben!

Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,
Ob sie mich für gestorben hält,
Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,
Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.

Ich bin gestorben dem Weltgetümmel,
Und ruh' in einem stillen Gebiet!
Ich leb' allein in meinem Himmel,
In meinem Lieben, in meinem Lied!

(Friedrich Rückert)

Gute Nacht an alle!


sylvia antwortete am 15.03.01 (23:39):

Einmal
nicht nur
um Schatten kreisen
einmal
nicht nur
an Schatten denken
einmal
nicht nur
mit Schatten spielen

Einmal
den Vorhang
des Traums
zerreissen
mit dem Traum
stürzen
in die Wirklichkeit

Einmal nur
ein einziges Mal

svr


Sieghard antwortete am 16.03.01 (09:58):

Morgen-Hymnus

Schon zieht herauf des Tages Licht,
wir flehn zu Gott voll Zuversicht:
Bewahre uns an diesem Tag
vor allem, was uns schaden mag.

Bezähme unsrer Zunge Macht,
dass sie nicht Hass und Streit entfacht;
lass unsrer Augen hellen Schein
durch Böses nicht verdunkelt sein.

Rein sei das Herz und unversehrt
und allem Guten zugekehrt.
Und gib uns jeden Tag das Brot
für unsre und der Brüder Not.

[Ambrosius? iam lucis orto sidere]

.


Gisela antwortete am 16.03.01 (18:31):

Das Leben
Solang man jung ist, geht nichts schnell genug,
man kann das �lterwerden kaum erwarten -
und schaut voll Spannung in den Lebensgarten
nichts ahnend von des Lebens Lug und Trug.

Da auf der Mitte möcht man bleiben stehn -
und in Geruhsamkeit nun Ausschau halten,
doch unversehens zählt man zu den Alten -
und : "Vorwärts " heißt es - vorwärts!
Weitergehn! -

Ja, würde nicht das Gehen schon so schwer -
das Treppensteigen und das Bergeklettern - -
wie eine Blume fühlt man sich entblättern
und ach - das viele Sterben um uns her!--

Und endlich ist man müde - es wird kalt..
"Wo blieb die Zeit?" - möcht man die Jüngeren
fragen..
Nur, daß du alt bist - können sie dir sagen
und ahnen nicht, wie bald sie selber alt!--

Ganz in der Ferne klingts wie Harfenspiel...
spricht einer, der dir sanft die Hand will geben:
"Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben -
Ich führe dich bestimmt ans rechte Ziel"! --

Dieses Gedicht schrieb Irma Hartje-Leudesdoff.


Brita antwortete am 17.03.01 (19:31):

In Eugen Roth's "Mensch und Unmensch" blätternd, finde ich dieses herzerfrischende Gedicht....

Das Hilfsbuch

Ein Mensch, nichts wissend von >Mormone<
Schaut deshalb nach im Lexikone
und hätt es dort auch rasch gefunden -
Jedoch er weiss, nach drei, vier Stunden
Von den Mormonen keine Silbe -
Dafür fast alles von der Milbe,
Von Mississippi, Mohr und Maus:
Im ganzen >M< kennt er sich aus.
Auch was ihn sonst gekümmert nie,
Physik zum Beispiel und Chemie,
Liest er jetzt nach, es fesselt ihn:
Was ist das: Monochloramin?
>Such unter Hydrazin<, steht da.
Schon greift der Mensch zum Bande >H<
Und schlägt so eine neue Brücke
Zu ungeahnter Wissenslücke.
Jäh fällt ihm ein bei den Hormonen
Er sucht ja eigentlich: Mormonen!
Er blättert müd und überwacht:
Mann, Morpheus, Mohn und Mitternacht...
Hätt weiter noch geschmökert gern,
Kam bloß noch bis zum Morgenstern
Und da verneigt er sich tief
Noch vor dem Dichter - und - entschlief.



Brita antwortete am 17.03.01 (19:36):

Es tut mir so leid, dass sich ein Fehler eingeschlichen hat. Trotzdem schönen Abend an alle....Brita


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 18.03.01 (09:47):

Zu Eugen Roths "Mormone".

Das Ei


Ein oval Ding, kurz Ei genannt,
war schon Kolumbus wohlbekannt.
Weil`s ihm mal aus den Händen rollte
und`s ihm partout nicht stehen wollte,
nahm rohe Kraft er, statt Verstand,
schlug`s auf den Tisch, worauf es stand.
Als Christoph diesen Trick erfand,
da ging ein Staunen durch das Land,
und einer fragte narrenfrei:
"Was war zuerst, das Huhn? Das Ei?"
Drob ist gar mancher Streit entbrannt
und mancher Forscher schier verbrannt.
Denn all diese grossen Koriphäen
die konnten zwar die Nüstern blähen,
doch auch dem grössten Spezilant
war Rätsels Lösung unbekannt.

Auch wir, im engsten Freundeskreis,
wir stritten uns die Köpfe heiss.
Zwar kamen wir bei unserem Streit
wie die Doktoren, nicht sehr weit.
Doch ihm genüg`s, sprach Nachbars Paul,
wenn er nur riech`, wenn ein`s sei faul!
Was wiederum nur eins besagt:
Wer zuviel denkt, sich selber plagt!

April 1994, Georg von Signau, alias G. Segessenmann

P.S.
Was nützt dem guten Eugen schon
sein grau-verstaubtes Lexikon?
Will ich mal irgendetwas wissen,
möcht ich das Internet nicht missen.


Sieghard antwortete am 18.03.01 (17:09):

Frühling.

Nun ist er endlich kommen doch
in grünem Knospenschuh.
�Er kam, er kam ja immer noch�,
die Bäume nicken sich's zu.

Sie konnten ihn all erwarten kaum,
nun treiben sie Schuß auf Schuß;
im Garten der alte Apfelbaum
er sträubt sich, aber er muß.

Wohl zögert auch das alte Herz
und atmet noch nicht frei,
es bangt und sorgt: �Es ist erst März,
und März ist noch nicht Mai.�

O schüttle ab den schweren Traum
und die lange Winterruh',
es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du!

[Theodor Fontane]
.
.


Gisela antwortete am 18.03.01 (18:27):

Früher Frühling
Zwischen Februar und März
liegt die große Zeitenwende,
und, man spürt es allerwärts,
mit dem Winter geht`s zu Ende.
Schon beim ersten Sonnenschimmer
steigt der Lenz ins Wartezimmer.
Keiner weiß, wie es geschah,
und auf einmal ist er da.

Manche Knospe wird verschneit
zwar im frühen Lenz auf Erden.
Alles dauert seine Zeit,
nur Geduld, es wird schon werden.
Folgt auch noch ein rauher Schauer,
lacht der Himmel um so blauer.
Leichter schlägt das Menschenherz
zwischen Februar und März.


Anni antwortete am 18.03.01 (19:41):

Ein Vorfrühling

Aller Wind ist heimgegangen,
alles Wasser ruht geglättet,
Berg an Berg liegt sanft gekettet,
und der Himmel ist verhangen.

Nur ein Hauch von Silbergrauen
weckt auf Lachen und auf Spritzern
hier und da ein stumpfes Glitzern,
und die blassen Wolken tauen.

Gipfel liegen noch im Weißen,
doch aus unbegrünten Mulden
keimt unendliches Gedulden
und unendliches Verheißen.

Langsam wächst am Himmelsschleier
ein perlmutterfarbner Streifen,
und ein erstes Vogelpfeifen
rühmt den künftigen Befreier.

(Werner Bergengruen)


sylvia antwortete am 18.03.01 (21:14):

Frei nach dem Frühlingslied

1. Nun will der Lenz uns grüßen,
Von Mittag weht es lau,
Aus allen Wiesen sprießen
Die Blumen rot und blau.
Draus wob die braune Heide
Sich ein Gewand gar fein
Und lädt im Festtagskleide
Zum Maientanze ein.

2. Waldvöglein Lieder singen,
Wie ihr sie nur begehrt,
Drum auf zum frohen Springen,
Die Reis' ist Goldes wert!
Hei, unter grünen Linden,
Da leuchten weiße Kleid'!
Heißa, nun hat uns Kinden
Ein End all Wintersleid!

Bremen 1885


Nun will der Lenz uns grüssen,
Ihr Frau'n, seid ihr bereit?
Meister Proper will euch küssen,
denn dies ist seine Zeit.
Mit Putzwut im Gekröse,
mit Superglanz gar fein
mit Rumpeln und Getöse
lädt er zum Tanze ein.

Mit Besen, Tuch und Schürze
macht euch zur Feier fein.
Euer Heim soll doch in Kürze
steril und reinlich sein.
Fliegendreck an allen Scheiben,
an Türen und Plafond!
So darf's nicht länger bleiben!
Hei, so putzt denn comme il faut!

Staubsauger röhrend singen,
dass man es weithin hört.
Staubtücher lustig schwingen,
der Dreck wird weggekehrt.
Gegen Schmutz und Mief im Hause
geh'n alle an mit Macht.
Nach kurzer Kaffeepause
wird noch der Rest vollbracht.

Schüttelt eifrig Decken, Kissen,
das macht sie prall und weich.
Fegt, bohnert zäh, verbissen.
Spiegelglanz belohnt euch reich!
Matrazen klopfen, wenden,
Vorhänge an die Luft.
Aus den Ecken, von den Wänden
steigt lieblicher frischer Duft.

Die Räume glänzen tüchtig,
die Gatten kehr'n nach Haus,
küssen ihre Liebste flüchtig,
breiten ihre Zeitung aus.
Meister Proper zieht von hinnen
im letzten Abendrot,
in reines weisses Linnen
sinkt jede Frau halb tot.

Der Lenz ist nun gegangen
mit seinen Lüften lau,
mit Vögeln, die da sangen,
mit Blumen rot und blau.
Sein Locken war vergeblich,
der Mühe war's nicht wert.
Meister Proper hatte erheblich
mehr Glück, er ward erhört!.....

svr


Gisela antwortete am 19.03.01 (21:45):

Nach den heutigen Schneechaos ein Gedicht von Emanuel Geibel

Hoffnung

Und dräut der Winter noch so sehr mit trotzigen Gebärden
und streut er Eis und Schnee umher, er muß doch Frühling werden!
Und drängen Nebel noch so dicht sich vor den Blick der Sonne,sie wecket doch mit ihrem Licht einmal die Welt zur Wonne.
Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht,
mir kann darob nicht bangen,
auf leisen Sohlen über Nacht kommt doch der Lenz gegangen.
Dann bricht die Erde grünend auf,
weiß nicht, wie ihr geschehen und lacht zum hellen Himmel auf und möcht vor Lust vergehen.
Drum still, und wie`s auch frieren mag,
o Herz gib dich zufrieden,
es ist ein großer Maientag der ganzen Welt beschieden.
Und wenn dir oft auch bangt und graut,
als sei die Höll auf Erden,
nur unverzagt auf Gott vertraut,
es muß doch Frühling werden.


eva antwortete am 20.03.01 (01:48):

Lagebericht März 2001

Um meine Lebensqualität
zu verbessern,
und um den Anforderung der Hygiene
zu genügen,
beschloss ich,
- in einem Anfall akuten Frühlingswahnsinns -
mir eine neue Dusche
einbauen zu lassen.

Nach reiflicher Überlegung
und genauer Planung
erschienen, nach Einholung
eines Kostenvoranschlages,
termingerecht,
die Herren Boris und Pepi;
einig gewillt, meinem Wunsch zu entsprechen,
uneinig in der Ausführung desselben.

Sie schritten zur Tat -
Löcher in den Wänden,
Schutt auf dem Boden,
Dreck überall.
Nach erfolgtem Kurzschluss und
düsteren Prophezeihungen
über nahende Kabelbrände
schien es opportun, auch
diverse elektrische Leitungen
zu erneuern; des weiteren
war es erforderlich,
einen neuen Fussbodenbelag,
Spiegel, Kästchen und andere
Kleinigkeiten - abgesehen von
Malerarbeiten etcetera -
in Auftrag zu geben.

ABER :
in meiner bescheidenen Behausung
erhebt sich jetzt, funkelnd
in Alu, Glas und Emaille,
ein Prachtbau, eine Zelle,
zu schade für jeden profanen Akt.

Ich habe vor,
mich darin niederzulassen;
auf pflaumenfarbenen Seidenkissen,
im Lotussitz meditierend,
die Welt zu vergessen,
die Rechnung, Winterstürme,
Wonnemond, Liebe und Lenz.

eKr - in schlafloser Nacht.


Wolfgang antwortete am 20.03.01 (10:26):

Diesen Text zu seinem Lied hat Wolf BIERMANN 1975 geschrieben in Berlin (Ost), als die Mächtigen ihn noch nicht vertrieben hatten. Sicher hat er dabei vor allem die DDR vor Augen gehabt. Aber ich finde, der Text ist aktueller denn je und gültig auch im wiedervereinigten Deutschland...

Die hab ich satt!

Die kalten Frauen, die mich streicheln
die falschen Freunde, die mir schmeicheln
Die scharf sind auf die scharfen Sachen
Und selber in die Hosen machen
In dieser durchgerissnen Stadt
- die hab ich satt!

Und sagt mir mal: Wozu ist gut
Die ganze Bürokratenbrut?
Sie wälzt mit Eifer und Geschick
Dem Volke über das Genick
Der Weltgeschichte großes Rad
- die hab ich satt!

Was haben wir denn an denen verlorn:
An diesen deutschen Professorn
Die wirklich manches besser wüßten
Wenn sie nicht täglich fressen müßten
Beamte! Feige! Fett und platt!
- die hab ich satt!

Die Lehrer, die Rekrutenschinder
Sie brechen schon das Kreuz der Kinder
Sie pressen unter allen Fahnen
Die idealen Untertanen:
Gehorsam - fleißig - geistig matt
- die hab ich satt!

Der Dichter mit der feuchten Hand
Dichten zugrunde das Vaterland
Das Ungereimte reimen sie
Die Wahrheitssucher leimen sie
Dies Pack ist käuflich und aalglatt
- die hab ich satt!

Der legendäre Kleine Mann
Der immer litt und nie gewann
Der sich gewöhnt an jeden Dreck
Kriegt er nur seinen Schweinespeck
Und träumt im Bett vom Attentat
- die hab ich satt!

[...]

(von Wolf Biermann)


Sieghard antwortete am 21.03.01 (10:10):


Die Nacht
ist vergangen
wir schauen
erwartend den
steigenden
Tag
schon lockt
uns die Taube
wir horchen
verlangend zu
folgen dem
Ruf
die Nebel ent-
weichen im
Glanze der
strahlenden
Klarheit und
Kraft
.
.


:-) Heidi antwortete am 21.03.01 (17:16):

Nach 7 Tagen Seniorentreff-Abstinenz wollte ich ein besonders schönes Gedicht einsetzen - habe aber noch keines gefunden -- außer diesem :

Dreißigwortegedicht


Siebzehn Worte schreibe ich
auf dies leere Blatt,
acht hab' ich bereits vertan,
jetzt schon sechzehn und
es hat alles längst mehr keinen Sinn,
ich schreibe lieber dreißig hin:
dreißig.


Robert Gernhardt

:-)) Gruss aus Bayern


Gisela antwortete am 21.03.01 (17:45):

Für Alle die heute oder in der nächsten Zeit Geburtstag haben

Ich wünsche Dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche Dir nur, was die meisten haben:

Ich wünsche Dir Zeit, Dich zu erfreu`n und zu lachen,
und wenn Du sie nützt, kannst Du etwas draus machen.

Ich wünsche Dir Zeit für Dein Tun und Dein Denken,
nicht nur für Dich selbst, sondern auch zum Verschenken.

Ich wünsche Dir Zeit, nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufriedensein können.

Ich wünsche Dir Zeit, nicht so zum Vertreiben.
Ich wünsche, sie möge dir übrig bleiben
als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertrau`n,
anstatt nach der Zeit, der Uhr nur zu schau`n.

Ich wünsche Dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit, um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.

Ich wünsche Dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.
Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.

Ich wünsche Dir Zeit, zu Dir selber zu finden,
jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.

Ich wünsche Dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche Dir: Zeit zu haben zum Leben.
( Verfasser unbekannt)


Anni antwortete am 21.03.01 (18:26):

Im Frühling

Leise sank von dunklen Schritten der Schnee,
im Schatten des Baums
heben die rosigen Lider Liebende.

Immer folgt den dunklen Rufen der Schiffer
Stern und Nacht;
und die Ruder schlagen leise im Takt.

Balde an verfallener Mauer blühen
die Veilchen,
ergrünt so stille die Schläfe des Einsamen.

(Georg Trakl 1887 - l914)


Gisela antwortete am 22.03.01 (07:22):

Nachtrag zum Gedicht: Ich wünsche Dir..

Es muß heißen:
Ich wünsche Dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche Dir nur, was die meisten nicht haben...

Sorry hatte mich verschrieben.


Wolfgang antwortete am 22.03.01 (09:54):

Frühlingsluft (von wegen, schaut mal aus dem Fenster), dafür Frühlingsgefühle satt (jedenfalls wird viel davon gesprochen)... - Was will man tun? Man(n) macht es schließlich mit... :-)

Der Lenz ist da (von Kurt Tucholsky)

Das Lenzsymptom zeigt sich zuerst beim Hunde,
Dann im Kalender und dann in der Luft,
Und endlich hüllt auch Fräulein Adelgunde
Sich in die frischgewaschene Frühlingsluft.

Ach ja, der Mensch! Was will er nur vom Lenze?
Ist er denn nicht das ganze Jahr in Brunst?
Doch seine Triebe kennen keine Grenze ?
Dies Uhrwerk hat der liebe Gott verhunzt.

Der Vorgang ist in jedem Jahr derselbe:
Man schwelgt, wo man nur züchtig beten sollt,
Und man zerdrückt dem Heiligtum das gelbe
Geblümte Kleid ? ja, hat das Gott gewollt?

Die ganze Fauna treibt es immer wieder:
Da ist ein Spitz und eine Pudelmaid ?
Die feine Dame senkt die Augenlider,
Der Arbeitsmann hingegen scheint voll Neid.

Durch rauh Gebrüll läßt sich das Paar nicht stören,
Ein Fußtritt trifft den armen Romeo ?
Mich deucht, hier sollten zwei sich nicht gehören...
Und das geht alle, alle Jahre so.

Komm, Mutter, reich mir meine Mandoline,
Stell mir den Kaffee auf den Küchentritt. ?
Schon dröhnt mein Baß: Sabine, bine, bine...
Was will man tun? Man macht es schließlich mit.


:-) Heidi antwortete am 22.03.01 (11:38):

gereimte Jahreszeiten

Winter im Märzen
Frühling im Herzen
Sommer in meinen Träumen
will den Herbst nicht versäumen

Die Jahreszeiten der Gefühle
heute Sonnenglut, gestern Winterkühle
Frühlingshoffnung bleibt erhalten
und Herbst lässt die Liebe
nicht erkalten

:-))) hl


maxi antwortete am 22.03.01 (12:59):



Frühling?
Im Kalender haben wir gelesen,
der Frühlingsanfang ist ja schon gewesen,.
doch was ist das?
Schnee liegt auf dem Gras
und kalt ist`s dazu,
kräftig heizen musst du.
Unser Klima spielt verrückt,
ob der Absturz der Mir es wohl bedrückt?
Doch eine Hoffnung, ohne Frage,
gibt es ,denn ich sage:
In zwei Monaten ist Mai,
dann ist es mit dem Winter wohl vorbei.

Schöne Grüße aus Deutschlands verschneiten Norden.


Brita antwortete am 22.03.01 (19:02):

Ein paar Worte, die mir gefallen; von einem Theologen namens Petrus Ceelen

Ein wenig Sonne,
und der Schnee
schmilzt.

Ein wenig Wärme,
und das Eis
bricht.

Ein wenig Güte,
und Menschen
tauen auf.


Rosmarie Vancura antwortete am 22.03.01 (20:49):

AMSELLIED

Die Amsel singt im Abendrot
und trillert Lauf um Lauf.
Ihr Lied beschwört,was längst schon tot,
als Gegenwart herauf.

Die Stadt im fahlen Dämmerschein
wirkt wie ein alter Stich,
so rührend winklig eng und klein
und mittelalterlich.

Die Frühlingsluft ist lau und lind
und voller Zärtlichkeit.
Mir ist, als sei auch ich ein Kind
aus einer fernen Zeit.

War ich ein Fiedler, ein Vagant,
ein fahrendedr Scholar?
Ich bin mit manchem Schelm verwandt,
der einst lebendig war.

Am Hügel, wo der Galgen stand,
steht jetzt ein Betonhaus;
die Stadt nimmt mächtig überhand.
Das Amsellied ist aus.

Der Flötenton, so weich wie Wachs,
lässt dennoch mir nicht Ruh.
Ich wollt', ich wäre ein Hans Sachs
und ein Poet dazu. Fridolin Tschudie (CH)


Heidi antwortete am 22.03.01 (21:14):

Seit langer Zeit noch einmal Baco gelesen:

Ich liebe mein Werk.
doch noch mehr liebe ich den,
dessen Werk ich bin.
Ich liebe den geschmeidigen Schmuck,
der seine Geschenke umsäumt.
Ich bin ein offenes Auge
für Signale höherer Art.
Alle Zentren meiner Bleibe
sind nur dir geweiht.
Ich habe nichts mehr in Reserve versteckt.
Kein Absturz droht im schwerelosen Feld.
Die Richtung wird von den Kräften bestimmt.
Du bist im Einklang,
und nur im Einklang kann man dich finden
und verstehen.
Die vielen Klänge meiner flüchtigen Fahrt
durch die jungen, rosigen Gärten
einer ungeduldigen Sehnsucht
haben meine Seele mit Moos umzittert.
Meine Tore sind offen für den Klang der Zeit.
Am Grund meiner Stimme - ein See.
Die Seele in Ruhe.
Mein Werk ist, zu sein.
Leben allein ist zuwenig: sein.
Das hebt uns Pflanzen und Tiere über den
Menschen hinaus.
Der Seiende ist der Kronzeuge der Schöpfung.
Das Sichgenügen ist sein Kleid, und sein
Gegenwart die Krone.
Wir tun nicht, weil wir müssen. Wir wollen.
Wir haben den Willen befreit
von jeglichem Klebstoff.
Das allzu Demütige und das allzu Stolze
haben lange genug die Werte umwölkt.
Wir bleiben ruchlos
und hinterlassen keinen Dunst.
An meiner Asche soll sich kein Trödler erfreuen;
die Hyänen
haben an meinem Körper genascht.
Meine Gefährten sind weit -
Der Engel des Todes mag tröstlich erscheinen,
ein Bruchstück meiner Vollendung
hält die Brücke im Schweben.

Wir haben geklopft,
nun wird von innen und außen
gemeinsam geöffnet. Die Form ist gesprengt.
Wer fertigt vom Stück meiner Treppe
den fertigen Bau?

Ich habe keine Angst mehr.
Ist der erste Luftballon zerplatzt,
weiß man,
was in allen andren steckt.

Walter Baco (aus "Darf ich dich einladen auf ein - Gefühl)


Anni antwortete am 22.03.01 (22:26):

Eine Teilnehmerin unserer Gedächnistrainings-Gruppe hat ein
schönes Gedicht mitgebracht:

Du bist du....

Vergiß es nie:
Daß du lebst, war keine eigene Idee,
und daß du atmest, kein Entschluß von dir.
Vergiß es nie:
Daß du lebst, war eines anderen Idee,
und daß du atmest, sein Geschenk an dich.

Vergiß es nie:
Niemand denkt und fühlt
und handelt so wie du,
und niemand lächelt so, wie du's gerade tust.
Vergiß es nie:
Niemand sieht den Himmel ganz genau wie du,
und niemand hat je, was du weißt, gewußt.

Vergiß es nie:
Dein Gesicht hat niemand
sonst auf dieser Welt,
und solche Augen hast alleine du.
Vergiß es nie:
Du bist reich, egal, ob mit, ob ohne Geld,
denn du kannst leben! Niemand lebt wie du.

Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls,
keine Laune der Natur,
ganz egal, ob du dein Lebenslied
in Moll singst oder Dur.
Du bist ein Gedanke Gottes,
ein genialer noch dazu. Du bist du.

(Jürgen Werth)


Heligo antwortete am 23.03.01 (04:50):

Ich finde die Gedichteseite,das Poesiealbum u.a.ausgezeichnet.Es zeigt,dass es doch noch Menschen gibt,die der Poesie sehr zugetan sind.Ich moechte hier ein Teilchen mit folgendem Lied eines alten Brauches vom Austreiben des Winters beitragen.Dieser Brauch wurde in den verschiedensten Gegenden Deutschlands gepflegt.An Laetare, dem 3. Sonntag vor Ostern, vertrieb oder verbrannte man den Winter in Gestalt einer Strohpuppe und feierte gleichzeitig den Einzug des Fruehlings.Dabei wurde dieses Lied gesungen.Seine Melodie wurde durch Martin Luthers Parodie " Nun treiben wir den Babst heraus" (Wittenberg 1545) bekannt,waehrend sich der Text erst 1584 in einem Gespraech ueber den Gregorischen Kalender findet:

SO TREIBEN WIR DEN WINTER AUS

So treiben wir den Winter aus,
durch unsre Stadt zum Tor hinaus,
mit sein' Betrug und Listen,
den rechten Antichristen.

Wir stuerzen ihn von Berg zu Tal,
damit er sich zu Tode fall
und uns nicht mehr betruege
durch falsche Lehr und Luege.

Nun hab`n den Winter wir ausgetrieb'n,
so bringen wir den Sommer wieder,
den Sommer und den Maien
mit Bluemlein mancherleien.

(Liedbearbeitung von Norbert Linke)

Falls jemand an den Noten interessiert ist,bin ich bereit,diese zuzuschicken.

(Internet-Tipp: https://home.t-online.de/home/helga.goetze)


Helga antwortete am 23.03.01 (05:08):

Helga

Text zu Heligo's Beitrag:

SO TREIBEWN WIR DEN WINTER AUS

So treiben wir den Winter aus,
durch unsre Stadt zum Tor hinaus,
mit sein' Betrug und Listen,
den rechten Antichristen.

Wir stuerzen ihn von Berg zu Tal,
damit er sich zu Tode fall'
und uns nicht mehr betruege
durch falsche Lehr und Luege.

Nun haben den Winter wir ausgetrieb'n,
so bringen wir den Sommer wieder,
den Sommer und den Maien
mit Bluemlein mancherleien.

(Internet-Tipp: https://home.t-online.de/home/helga.goetze)


Sieghard antwortete am 23.03.01 (08:57):


Almosen

Ich gehe von Haus zu Haus
Bettelmönch
Brotworte sammeln

Goldmünzen
mit stolzen Köpfen
ich grüße sie
bitte um Spende

Sie sehen an mir vorbei und
lächeln

In meine Almosenschale
fällt Schnee


Rose Ausländer [1901-1988]

.
.


Herbertkarl Hüther antwortete am 23.03.01 (13:28):



Ich

Die Ehre hat mich nie gesucht;
sie hätte mich auch nie gefunden.
Wählt man, in zugezählten Stunden,
ein prächtig Feierkleid zur Flucht?
Auch Schätze hab ich nie begehrt.
Was hilft es sie auf kurzen Wegen
für Diebe mehr als sich zu hegen,
wo man das wenigste verzehrt?

Wie lange währt's, so bin ich hin,
und einer Nachwelt untern Füßen?
Was braucht sie wen sie tritt zu wissen?
Weiß ich nur, wer ich bin.

Gotthold Ephraim Lessing

*Kamenz 22.1. 1729, �Braunschweig 15.2. 1781,
(c) Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1999


Rosmarie Vancura antwortete am 23.03.01 (15:44):

DIE BETROGENEN

Dass sogar noch alte Knaben
jugendliche Wünsche haben,
ist normal - und überhaupt;
auch das Spielchen mit dem Feuer
und dem fremden Abenteuer
sei den Herren gern erlaubt.

Doch sie sind als Veteranen
weder Götter noch Titanen,
sondern eher leicht verstaubt;
Eros der gerechte Rächer,
hat sie, stärker oder schwächer,
ihrer Sicherheit beraubt.

Sie entpuppen sich im Alter
zwar als freudentrunkne Falter
und gebärden sich wie toll-
in der Meinung, man verjünge
durch verliebte Seitensprünge
sich zum strahlenden Apoll.

Aber von der Furcht umlauert -
teils belächelt, teils bedauert-,
wie man sich verhalten soll,
lebt und liebt man ( dies in Klammer)
mit latentem Katzenjammer
selten stil- und würdevoll. Fridolin Tschudi


eva antwortete am 23.03.01 (15:54):

Wieder einmal Walther von der VOGELWEIDE - ein Frühlingsgedich t (L39,1). Damals muss die Sehnsucht nach Licht und Wärme ungleich stärker gewesen sein als heute.
(ohne Betonungszeichen)

Uns hat der winter geschadet über al:
heide unde walt sint beide nu val,
da manic stimme viel suoze inne hal.
Saehe ich die megde an der Straze den bal
werfen ! so kaeme uns der vogele schal.

Möhte ich verslafen des winters zit !
Wache ich die wile, so han ich sin nit,
daz sin gewalt ist so breit und so wit.
Weizgot er lat doch dem meien den strit :
so lise ich bluomen da rife nu lit.


Übersetzung Prof. Dr. Reichert :

Uns hat der Winter allgemein geschadet. Heide und Wald sind
jetzt fahl, in denen früher viele liebliche Stimmen
erklangen. Sähe ich die Mädchen auf der Straße den Ball
werfen ! Dann käme uns der Vogelgesang zurück.

Könnte ich doch den Winter verschlafen ! Bleibe ich
währenddessen wach, spüre ich seinen Hass und seine große
Macht. Weißgott, aber er wird doch dem Mai weichen müssen ,
dann pflücke ich Blumen, wo jetzt Reif liegt.

Und einen Auszug aus einem anderen Gedicht (L75,25):

(...)
E danne ich lange lebt also,
dem krebz wolte ich e ezzen ro.
Sumer, mache uns aber fro:
du zierest anger unde lo.
Mit den bluomen spielte ich do,
min herze swebte in sunnen ho:
daz jaget den winter in ein stro.

Ich bin verlegen als ein su,
min sleht har ist mir worden ru.
Süezer sumer, wa bist du ?
ja saehe ich gerner veltgebu !
danne ich lange in solher dru
beklemment ware als ich bin nu,
ich wurde münch ze Toberlu.

Übersetzung :

Bevor ich lange so leben wollte, würde ich lieber rohen
Krebs essen. Sommer, mach uns wieder froh, du zierest Wiese
und Hügel. Dort spielte ich mit den Blumen, mein Herz
stieg empor zur Sonne; das verjagt den Winter auf ein
Strohlager.

Ich bin vergammelt wie eine Sau und mein glattes Haar ist
struppig geworden. Lieber Sommer, wo bist du ? Führwahr,
ich würde lieber Ackerbau sehen. Bevor ich lange in einer
solchen Klemme sitze wie jetzt, würde ich lieber Mönch in
Dobirlugk ( ehemaliges Kloster bei Meissen).


Anni antwortete am 23.03.01 (18:54):

Frühling???? Hier regnet es in Strömen.

Trübes Wetter

Es ist ein stiller Regentag,
so weich, so ernst und doch so klar,
wo durch den Dämmer brechen mag
die Sonne weiß und sonderbar.

Ein wunderliches Zwielicht spielt
beschaulich über Berg und Tal;
Natur, halb warm und halb verkühlt,
sie lächelt noch und weint zumal.

Die Hoffnung, das Verlorensein
sind gleicher Stärke in mir wach;
die Lebenslust, die Todespein,
sie ziehn auf meinem Herzen Schach.

Ich aber, mein bewußtes Ich,
beschau das Spiel in stiller Ruh,
und meine Seele rüstet sich
zum Kampfe mit dem Schicksal zu.

(Gottfried Keller)


Heidi antwortete am 24.03.01 (03:15):

Raimund Bohe - zum Morgen

Maßnahme

Die Augen schließen
um Gewißheit gegen
Wirklichkeit zu halten

Dan steigen von beiden Seiten
Bilder aufeinander zu
ob sie vor dieser Grenze
einander antworten
ein tief vergrabenes
und das sich als Glück ausgibt
ein unbekanntes

Wie anders werden Farben leuchten
die ein Traum bestätigt
und unversehrt
greifen Umrisse ineinander


Heidi antwortete am 24.03.01 (03:19):

Geduld

Geduld
die den Lohn vorwegnimmt
die durch geschlossene Lider sieht

die das Morgenrot verfolgt
und nicht am Sonnenaufgang zweifelt
die den Duft der Rose
auf der Gesichtshaut
spürt eh sie ihn atmet
die den Stein lange umfaßthält
bevor sie die Ströme tastet

Geduld
die zu eigen nimmt
was sie längst besitzt
Geduld für Augenblicke

Raimund Bohe


Heidi antwortete am 24.03.01 (03:22):

Herabhängende Zweige

Den Kopf im Nacken
und ringsum Duft und Schimmer
in nächster Höhe entzieht sich
alle Ahnung von Last

Wie Atem
geht Schatten und Licht
Kaskaden steigen und sinken
und tragen ihr eigenes Bild

Ein Turmbau
aus Blüten und Phantasie
und Phantasie
fängt darin an zu schweben

Raimund Bohe


Dieter Pophusen antwortete am 24.03.01 (10:51):

Er ists

Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
wollen balde kommen.
-Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bists!
Dich hab ich vernommen!
Mörike

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de//hp/stadtmusikant)


Wolfgang antwortete am 24.03.01 (17:35):

Vor 200 Jahren - am 25. März 1801 - starb 28-jährig der Philosoph und Dichter Georg Philipp Friedrich von Hardenberg (besser bekannt unter dem Namen Novalis). Ganz Romantiker, schrieb er folgendes Gedicht... die Kampfansage der Romantik gegen die das Leben erdrückende moderne Welt:

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren...

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
sind Schlüssel aller Kreaturen
wenn die, so singen oder küssen,
mehr als die Tiefgelehrten wissen,
wenn sich die Welt ins freie Leben
und in die Welt wird zurückbegeben,
wenn dann sich wieder Licht und Schatten
zu echter Klarheit werden gatten
und man in Märchen und Gedichten
erkennt die wahren Weltgeschichten,
dann fliegt von einem geheimen Wort
das ganze verkehrte Wesen fort.

(Novalis)

(Internet-Tipp: https://www.uni-leipzig.de/~angl/novalis/novalis/index.htm)


Heidi antwortete am 24.03.01 (19:46):

Geschichte der Poesie

Wie die Erde voller Schönheit blühte,
Sanftumschleiert von dem Rosenglanz
Ihrer Jugend und noch bräutlich glühte
Aus der Weihumarmung, die den Kranz
Ihrer unenthüllten Kindheit raubte,
Jeder Wintersturm die Holde mied,
O! da säuselte durch die belaubte
Myrte Zephir sanft das erste Lied.

Eva lauschte im Gebüsch daneben
Und empfand mit Jugendphantasie
Dieser Töne jugendliches Leben
Und die neugeborne Harmonie,
Süßen Trieb empfand auch Philomele
Leise nachzubilden diesen Klang;
Mühelos entströmet ihrer Kehle
Sanft der göttliche Gesang.

Himmlische Begeistrung floß hernieder
In der Huldin reingestimmte Brust,
Und ihr Mund ergoß in Freudenlieder
Und in Dankgesängen ihre Lust,
Tiere, Vögel, selbst die Palmenäste
Neigten staunender zu ihr sich hin,
Alles schwieg, es buhlten nur die Weste
Froh um ihre Schülerin.

Göttin Dichtkunst kam in Rosenblüte
Hoher Jugend eingehüllt herab
Aus dem �ther, schön wie Aphrodite,
Da ihr Ozean das Dasein gab.
Goldne Wölkchen trugen sie hernieder,
Sie umfloß der reinste Balsamduft,
Kleine Genien ertönten Lieder
In der tränenlosen Luft.

Novalis - Gedichte aus der Schulzeit (1788-1791)

(Internet-Tipp: https://www.textgalerie.de/novalis/index.html)


Anni antwortete am 25.03.01 (06:52):

Ein Frühlingsgedicht
von Neithart v. Reuenthal (um l200-1250)

Auf dem Berge und in dem Tal

Auf dem Berge und in dem Tal
Hebt sich wieder der Vogele Schal,
Heuer wie eh
Grüner Klee.
Räum aus, Winter: du tust weh.

Die Bäume, die da stunden greis,
Die haben alle ihr neues Reis,
Vogele voll.
Das tut wohl.
Da von nimmt der Maie den Zoll.


Sieghard antwortete am 25.03.01 (09:09):



am heutigen 200. Todestages
des Dichters:



Das Bad

Hier badete Amor sich heute
Der Unvorsichtge entschlief
Da kamen die Nymphen voll Freude
Und tauchten die Fackel ihm tief
Ins Quellchen, da mischten sich Wellen
Und Liebe; sie täuschten sich sehr
Die Nymphen, sie tranken mit hellem
Gewässer die Liebe nur mehr.
O! Mädchen, die Liebe nicht scheuen,
Die trinken die liebliche Flut.
Die Liebe, die wird sie erfreuen
Mit sanfter entzückender Glut.
Ich hab mich hier oftmals gebadet
Mit meiner Laura allein,
Und nach dem Bade so ladet
Der Schlummer im Grase uns ein.


[Novalis 1772 - 1801]


.


Heidi antwortete am 25.03.01 (12:55):

Es färbte sich die Wiese grün
Und um die Hecken sah ich blühn,
Tagtäglich sah ich neue Kräuter,
Mild war die Luft, der Himmel heiter.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.
Und immer dunkler ward der Wald
Auch bunter Sänger Aufenthalt,
Es drang mir bald auf allen Wegen
Ihr Klang in süßen Duft entgegen.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Es quoll und trieb nun überall
Mit Leben, Farben, Duft und Schall,
Sie schienen gern sich zu vereinen,
Daß alles möchte lieblich scheinen.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

So dacht ich: ist ein Geist erwacht,
Der alles so lebendig macht
Und der mit tausend schönen Waren
Und Blüten sich will offenbaren?
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Vielleicht beginnt ein neues Reich �
Der lockre Staub wird zum Gesträuch
Der Baum nimmt tierische Gebärden
Das Tier soll gar zum Menschen werden.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Wie ich so stand und bei mir sann,
Ein mächtger Trieb in mir begann.
Ein freundlich Mädchen kam gegangen
Und nahm mir jeden Sinn gefangen.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Sie ging vorbei, ich grüßte sie,
Sie dankte, das vergeß ich nie �
Ich mußte ihre Hand erfassen
Und Sie schien gern sie mir zu lassen.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Uns barg der Wald vor Sonnenschein
Das ist der Frühling fiel mir ein.
Kurzum, ich sah, daß jetzt auf Erden
Die Menschen sollten Götter werden.
Nun wußt ich wohl, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Novalis

Einen wunderschönen Sonntag wünsche ich Allen!


Waltraud antwortete am 25.03.01 (21:24):

Heute fand ich einige Informationen zu diesem romantischen
Genie, Novalis. Das weltverklärende Klischee war von seinen
Freunden Ludwig Tieck und Friedrich Schlegel in die Welt gesetzt um 1802.erst 160 Jahre später begann die Forschung mit der historisch-kritischen Edition des Nachlasses und entdeckte ein Multi-Talent mit enormer poetischer, philosphischer und naturwissenschaftlicher Präzission.

Heute wurde laut Presse in Novalis' Geburtshaus in Schloss
Oberwiederstedt im Mansfelder Land (Sachsen-Anhalt)
eine Novallisstiftung gegründet. In Oberwiederstedt
haben bereits eine Forschungsstätte für Frühromantik, ein Novalis-Museum und die Internationale Novalis-Gesellschaft ihren Sitz.
Daß Novalis in Freiburg bei Dresden studiert hatte,
vorher als Jurist ausgebildet und 1799 als Salinenassessor ernannt worden war, habe ich auch nicht gewußt.

Vielleicht freut sich der eine oder andere über diese Informationen. Viele Grüße


Anni antwortete am 25.03.01 (21:31):

Regentag - wie passend heute -

So ein Tag
wenn sich die Menschen
ins Trockene flüchten
klingt nach Klaviermusik
und riecht nach frischem Tee.
Während draußen
Kälte und Sturm
alles Leben vertreiben
findet drinnen jeder
still und warm
sein eigenes Leben wieder

(Antje Marklewitz)


Heidi antwortete am 26.03.01 (23:18):

Joseph von Eichendorff

Wie schön, hier zu verträumen
Die Nacht im stillen Wald,
Wenn in den dunklen Bäumen
Das alte Märchen hallt.

Die Berg im Mondesschimmes
Wie in Gedanken stehn,
Und durch verworrne Trümmer
Die Quellen klagend gehn.

Denn müd ging auf den Matten
Die Schönheit nun zur Ruh,
Es deckt mit kühlen Schatten
Die Nacht das Liebchen zu.

Das ist das irre Klagen
In stiller Waldespracht,
Die Nachtigallen schlagen
Von ihr die ganze Nacht.

Die Stern gehn auf und nieder -
Wann kommst du, Morgenwind,
Und hebst die Schatten wieder
Von dem verträumten Kind?

Schon rührt sichs in den Bäumen,
Die Lerche weckt sie bald -
So will ich treu verträumen
Die Nacht im stillen Wald.


Heidi antwortete am 27.03.01 (00:46):


Komm, Trost der Welt, du stille Nacht!
Wie steigst du von den Bergen sacht,
Die Lüfte alle schlafen,
Ein Schiffer nur noch, wandermüd',
Singt übers Meer sein Abendlied
Zu Gottes Lob im Hafen.


Die Jahre wie die Wolken gehn
Und lassen mich hier einsam stehn,
Die Welt hat mich vergessen,
Da tratst du wunderbar zu mir,
Wenn ich beim Waldesrauschen hier
Gedankenvoll gesessen.


O Trost der Welt, du stille Nacht!
Der Tag hat mich so müd' gemacht,
Das weite Meer schon dunkelt,
Laß ausruhn mich von Lust und Not,
Bis daß das ew'ge Morgenrot
Den stillen Wald durchfunkelt.

Eichendorff

Gute Nacht an Alle, die noch wach sind


Heidi antwortete am 27.03.01 (10:34):

zuerst
wollte ich das leben erobern
aber
es besiegte mich

dann
versuchte ich
das leben zu ergründen
aber
ich verlor mich in seiner endlosigkeit

schließlich
meinte ich
man müsse das leben sorgfältig einteilen
aber
es entzog sich mir

endlich
zögernd und unbeholfen
versuchte ich das leben zu lieben
da umarmte es mich mit
überwältigender
FREUDE


aus dem Thema: "Sprüche - gescheit, lustig, amüsant"
herüber geholt :-))

Einen schönen Tag wünsche ich Allen!


Heidi antwortete am 27.03.01 (16:45):

Kurzer Hinweis: obiges "Gedicht" ist nicht von mir! :-))


Sieghard antwortete am 27.03.01 (17:25):


Gib die Hand mir, mein Freund!
Lass vom Hügel uns steigen,
Wo die Trauben sich neigen
In das blühende Land!
Die Rebe süß und hold
Ist noch nicht auferblüht.
Doch sieh, der Mandragore Gold erglüht!

Lied der Dienerin (18)
Ren� Morax, Le Roi David 1921
vertont von Arthur Honegger

Geliebter, nimm meine Hand,
lass uns den Hügel hinabsteigen,
und schauen, ob die Rebe
heute morgen erblüht ist.
Die Rebe, o Geliebte,
steht noch nicht in Blüte,
doch nimm wahr, dass der Duft der Alraune,
weniger süß ist als ein Kuss.

.


Brita antwortete am 27.03.01 (22:25):

Die Nachtblume

Nacht ist wie ein stilles Meer,
Lust und Leid und Liebesklagen
Kommen so verworren her
In dem linden Wellenschlagen.

Wünsche wie die Wolken sind,
Schiffen durch die stillen Räume,
Wer erkennt im lauen Wind,
Ob's Gedanken oder Träume? -

Schließ' ich nun auch Herz und Mund,
Die so gern den Sternen klagen:
Leise doch im Herzensgrund
Bleibt das linde Wellenschlagen.

Joseph von Eichendorff


:-)) Heidi antwortete am 28.03.01 (20:05):

Heute nachmittag in der Sonne gelegen und Nana Mouskouri gehört :-))
hier ein Lied daraus (könnte auch von mir sein *g*)

Ich leb' im Traum, singe ein Lied
Der Tag erwacht, das Dunkel flieht
Ja, ich glaub an Wunder - bin noch einmal Kind
Wünsche werden Wahrheit, die vergessen sind

Wie ein Vogel fliegen
Freiheit fühlen, die mein Lied besingt
In der Sonne liegen:
Heimat spüren wo Musik erklingt
durch Zeit und Raum
leb ich im Traum

Ich leb im Traum, singe ein Lied
der Abend kommt, das Licht entflieht
Ja ich glaub an Wunder - noch mit weißem Haar
werden auch die Wünsche niemals wirklich wahr

Wie ein Vogel fliegen
Freiheit fühlen, die mein Lied besingt
In der Sonne liegen
Heimat spüren, wo Musik erklingt
durch Zeit und Raum
leb ich im Traum

Musik/Text:Benny Anderson + Björn Ulvaeus
dtsch.Text: Klaus Däumer


Heidi antwortete am 28.03.01 (22:15):

Mascha Kal�ko

Träumer mittleren Alters

...Wie einen doch der große Weltschmerz quälte,
Als man so etwa zwanzig Jahre zählte!
Nun wird man niemals wieder Zwanzig sein.
Oft ist in mir ein seltsames Bedauern:
Daß ich nicht traurig bin, das macht mich trauern
Und hüllt mich in die alte Wolke ein.

Soll man die Wohlgeratenen beneiden,
Die kühl und praktisch nie an Weltschmerz leiden,
Weil ihre Herzen längst gestorben sind?
Ach, der Gedanke schon läßt mich verzagen...
Mein Schicksal bleibt es, Träumen nachzujagen,
Ein hoffnungslos verlornes großes Kind.


sylvia antwortete am 29.03.01 (00:42):

Traumtänzer tanzt
im Seidengewand
dehnt reckt
die geschmeidigen
Glieder

Sein Wille schläft
seine Sinne sind trunken
er spürt nur sich und den Tanz
folgt dem wechselnden Rhythmus
den die Seele ihm gibt
entbrannt
in wilder Ekstase

Traumtänzer tanzt
auf dem Rand des Vulkans
schwarz vor dem glutroten
Himmel
dreht Pirouetten
anmutig beschwingt
steht
wie ein gespannter Bogen
tanzt weiter
ein Irrlicht im Abendwind
in schaurig schöner
Kulisse

Traumtänzer tanzt

Das Seidengewand
umschwebt ihn
wie purpurner Nebel

Er hört nicht
das Donnern
das unter ihm droht
sieht nicht
die Flammen
die steigen

Traumtänzer hab acht
Dein Seidengewand

Zu spät
denn schon vom Feuer erfasst
tanzt er
eine lebende Fackel

Er hebt die Arme
breitet sie aus
wie ein Feuervogel
die Schwingen
und stürzt
noch eh er wieder
erwacht
hinab
in die brodelnde Tiefe

svr 1985


hl antwortete am 29.03.01 (00:47):

Traumtänzerin

ich balanciere auf meinem Lebensseil
mit dem Blick nach oben
den Abgrund unter mir
die Arme weit offen
bereit zum Sprung
wird es Höhe oder
Tiefe sein?

hl (2000)


Anni antwortete am 29.03.01 (19:30):

Freiheit

Die Freiheit läßt sich nicht gewinnen,
sie wird von außen nicht erstrebt,
wenn nicht zuerst sie selbst tief innen,
im eigenen Busen dich belebt.
Willst du den Kampf, den großen wagen,
so setz zuerst dich selber ein;
Wer fremde Fesseln will zerschlagen,
darf nicht sein eigner Sklave sein.

(Robert Prutz 1816-1872)


Waltraud antwortete am 29.03.01 (22:25):

Im 1. Band der Nationalbibliothek deutschsprachiger Gedichte fand ich dies:

WUNSCHSAAT

An dem Wege zur Seligkeit
steht ein altes Haus.
Ein Laden, voller Freundlichkeit,
schmückt es bescheiden aus.

Als ich letztens ihn betrat,
ein Engel mich begrüßt.
Nach meinen Wünschen er mich fragt.
Güte ihn umfließt.

Ich wünsche keine Kriege mehr,
nur Liebe auf der Welt.
Daß genügend Brot für alle wär
und keinen Streit ums Geld.

Ich wünsche keine Kindertränen,
keine Krankheit, keine Not,
und daß der Menschen höchstes Sehnen
nach Frieden - ein Gebot!

Der Engel lächelte mich an.
Sein Blick wärmte die Seele.
Dann sprach er zu mir: Junger Mann,
Ihre Wünsche ich verfehle.

Ich habe nicht das, was Ihr sucht,
vergebens Sie wohl kamen.
Ich verkaufe nicht die reife Frucht,
ich verkaufe nur den Samen.
Günter P. J. Schliemann

Waltraud


waltraud antwortete am 30.03.01 (01:00):

Mit diesem Schlamasselwetter kann manch einer schon auf solche Gedanken kommen:

Es ist nicht das Allein-Sein,
sondern das Allein-Gelassen-Sein,
das und traurig und zu schaffen macht.

Weißt du wie das ist?
Du sehnst dich nach einem Gespräch
und hast nur dich.

Weißt du wie das ist?
Du fühlst die Liebe für die Deinen,
aber du mußt sie behalten.

Weißt du wie das ist?
Deine Gefühle finden kein Ziel.
Sie begleiten nur dich.

Weißt du wie das ist?
Traurig suchst du den Grund bei dir.
Und deine Zweifel richten sich gegen dich.

Weißt du wie das ist?
Du erkennst:
In deinem Leben gibt es kein Netz,
in das du fällst!

DU, der du das alles weißt,
vielleicht finde ich ja DICH.

wafu36


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 31.03.01 (18:59):

Die Krone der Schöpfung


Schon lange Zeit plagt mich ein Unbehagen,
dass ich zu Gast auf dieser Welt,
und öfters mal platzt mir der Kragen,
dass man mich ungefragt hat aufgestellt.


Die Luft ist dreckig, und auch unsere Wässer
enthalten, statt des Sauerstoffes, Gift,
das ungestraft, verpackt in Fässer,
man tonnenweise in die Meere schifft.


Und diese Gifte knabbern flott an unseren Genen,
das Hirn verändernd, schleichend, unerkannt,
bis man sich selber öffnet seine Venen,
oder man sich eventuell gar selbst entmannt.


So rückentwickelt sich der Mensch zum Affen,
hüpft kreischend und vergnügt von Baum zu Baum.
Ich glaub`, wenn Gott die Welt heut` neu würd` schaffen,
er schüfe einen Menschen kaum!



August 1993,Georg von Signau, alias G. Segessenmann


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 31.03.01 (19:04):

Meistens steht
nach dem Applaus
der Dichter auf
und geht nach Haus.
Drum schont doch
bitte eure Hände
und wartet bis zum
bitteren Ende!

Georg von Signau, alias G. Segessenmann


Sieghard antwortete am 31.03.01 (22:16):


O gäb`s doch Sterne, die nicht bleichen,
Wenn schon der Tag den Ost besäumt;
Von solchen Sternen ohnegleichen
Hat meine Seele oft geträumt.

Von Sternen, die so milde blinken,
Dass dort das Auge landen mag,
Das müde ward vom Sonnentrinken
An einem goldnen Sommertag.

Und schlichen hoch ins Weltgetriebe
Sich wirklich solche Sterne ein,-
Sie müßten der verborgnen Liebe
Und allen Dichtern heilig sein.


RMR

.


Herbertkarl Hüther antwortete am 01.04.01 (11:09):


denk!

sitz' ich
denk' mich

war ein jahr
und auch wahr

kam es an
abgetan

weite welt
himmelszelt

so ein wort
trug mich fort

durch diesen satz
ein ankerplatz

fuer jene gefuehle
aus der knochenmuehle

hkh


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 01.04.01 (13:27):

Verpasstes

Gar manchen Tag steh` ich am Fluss.
Und, weil man sich beschäftigen muss,
hab` eine Fischerrute ich dabei,
die zeigt, dass ich beschäftigt sei.

Doch die Gedanken meistens kreisen
nicht ums Fischen, sondern reisen
zurück in meine frühe Jugend,
als ich noch war voller Tugend.

Da hiess es doch: "Tu das, lass dies!"
Und man fühlte sich schon mies,
wenn man dann gegen Mutters Rat,
halt auch mal etwas anderes tat.

Später dann, so halb erwachsen,
war man meistens auf den Achsen,
vergnügte sich auf vielen Feten
- und Mutter tat zuhause beten!

Ist der Mensch noch jung an Jahren,
ist er meist noch unerfahren.
Doch ums solches zu beheben,
gibt`s nur eines: man muss leben!

Was uns Mutter tat verkünden,
von den Lastern und den Sünden,
war zwar sicher gut beraten,
doch wer lebt von guten Taten?

Und könnte ich nochmals zurück,
gäb`s für mich kein grösseres Glück,
als heimlich-leise und verstohlen,
all das Verpasste nachzuholen!

P.S.
Vor Jahren meinte ich, das Fischen
sei ein Sport, doch nun inzwischen
merkt` ich wohl, das sei daneben,
weil auch die Fische gerne leben!
Ich fische noch, doch hier das Gute:
nur noch mit der kleinen Rute.

März 1993,Georg von Signau, alias G.Segessenmann

Honni soit qui mal y pense


Heidi antwortete am 01.04.01 (23:17):

sprich!

sitz' nicht
denk' nicht

sprich' , was war
und wahr!

was abgetan
kommt nicht an

weiter himmel
kleine welt

nur das wort
ist der hort

kein ankerplatz
ist dein satz

sprich..
deine gefühle

hl


Siegmar antwortete am 02.04.01 (00:06):

heidi, nur kurz

glück(los)

und weil wir unser glück
nicht fassen,
nicht in 4 händen halten können,
spreitzen wir die finger unserer hände
und sehen uns sprachlos zu,

wie das glück vorbei ging. dachten wir, unser herz ist unglaublich , wir können immer noch lieben
dein freund siegmar


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 02.04.01 (09:02):

Weinsprüche von Schorsch

No. 1

Du trinkst ihn schnell, du trinkst ihn leicht.
Manch` Becher wurde dir gereicht.
Doch hast du auch schon mal bedacht,
wer dir wohl diesen Wein gemacht?

No. 2

Ein Stücklein Brot, ein Schlücklein Wein.
Sag`, was könnt` denn besser sein?
Manch einer ist schon krank gewesen
und ist damit ganz schnell genesen.


No. 3

Im Weine - sagt man - liegt die Wahrheit.
Doch herrscht darüber immer Klarheit?
Schon eher glaub` ich meinem Vater,
der sagt: "Mein Jung`, das gibt nen Kater!"


No. 4

Nichts riecht so köstlich, schmeckt so gut,
als so ein Glas voll Rebenblut.
Doch mancher tut es nicht ertragen
und kriegt davon `nen Säufermagen!


No. 5

Was könnte schöner sein im Leben,
als der köstlich` Saft der Reben.
Doch trinkst du ihn nicht mit Verstand,
nimmt dich der Teufel an die Hand.


No. 6

Manchmal geht es halt im Leben
nicht so leicht, wie wir`s erstreben.
Trinkst du dann ein Gläschen Wein,
guckt die Welt viel bunter drein.



August 1992, Georg von Signau


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 02.04.01 (09:18):

Kleine Tiergeschichte
*********************


Versammlung war im Land der Tiere.
Es kamen Pferde, Esel, Stiere.
Und es kamen auch zu Tische
Vögel, Echsen und die Fische.

Sie kamen alleine und in Scharen,
bis sie all` versammelt waren.
Warteten gespannt - nicht wenig -
auf den Löwen, ihren König.

Endlich hörte man ihn brummen
und das niedrig Volk verstummen.
König Leo sass ganz oben.
(Sie begannen ihn zu loben).

Einige krochen in die Ecken.
Andere wollten Speichel lecken.
Und der König auf dem Thron
genoss die Parade voller Hohn.

Die allergrössten Hinternkriecher
benahmen sich - na ja - wie Viecher,
unterdrückten ihren Geist,
warn angesehn und wurden feist.

Und die Moral von der Geschicht?
Sag` Leo ja die Wahrheit nicht.
Denn wer will seine Klugheit zeigen,
der tut am besten dies mit - Schweigen!


1991, Georg von Signau


Sieghard antwortete am 02.04.01 (12:37):


Auf eine Lampe

Noch unverrückt, o schöne Lampe, schmückest du,
An leichten Ketten zierlich aufgehangen hier,
Die Decke des nun fast vergessnen Lustgemachs.
Auf deiner weißen Marmorschale, deren Rand
Der Efeukranz von goldengrünem Erz umflicht,
Schlingt fröhlich eine Kinderschar den Ringelreihn.
Wie reizend alles! lachend, und ein sanfter Geist
Des Ernstes doch ergossen um die ganze Form -
Ein Kunstgebild der echten Art. Wer achtet sein?
Was aber schön ist, selig scheint es in ihm selbst.


[Eduard Mörike]
.
.


Heidi antwortete am 02.04.01 (23:22):

weine nicht

kleine Lampe
sanftes Licht
weiche Schatten
formen Gesicht
rufen Sehnen
sehen Tränen
trocknen wieder
Augenlider
leise Gedanken
ins Dunkel ranken
löschen das Licht
weine nicht..
kleine Lampe
sanftes Licht
hl


sylvia antwortete am 02.04.01 (23:44):

Wenn es hell wird
weiss ich
diese Finsternis
war nicht die letzte

So trink ich denn
das Licht
die Wärme
bis ich überfliesse
damit auch
die nächste Nacht
mich nicht ganz
auszulöschen
vermag

svr


Herbertkarl Hüther antwortete am 03.04.01 (11:46):



Erbsenlimericks I

Man sah einmal in den Karpaten
zwei Männer ein Känguruh braten.
Zwar gibt es das Tier
bis dato nicht hier,
doch sicher ist, daß sie es taten.

Erbse

Ich kenn' einen Kurgast in Nizza,
der ißt für sein Leben gern Pizza.
Drum war ich erschreckt,
als ich ihn mit Sekt
und einer Stange Lakritz sah.

Erbse

Es wollt' eine Nonne aus Mayen
in Mailand dem Heiland sich weihen.
Doch als sie in Monza
im Kino James Bond sah,
begann sie, um diesen zu freien.

Erbse

Es war mal ein Tierarzt aus Warschau,
der sagte auf einer Agrarschau:
"Dies ist meine Welt,
ich verdiehn halt mein Geld,
indem ich der Kuh in den Arsch schau!"

Erbse

Es war mal ein Maurer aus Flims,
dem fiel ein Stück steinernes Sims
eines Hauses in Flums
auf den Kopf. Er sprach: "Bumms!
Gottseidank ist das Sims nur aus Bims."

Erbse

Es war mal ein Mann in Sibirien,
dem wurden so kalt seine Nierien.
Er sprach: "Da hilft nur
ein Glas Whisky pur!"
Doch danach lag er lang in Delirien.

Erbse

Es trank ein Herr Bahr jüngst in Baar
zuviel Schnaps in 'ner Bar. "Ein Barbar",
lallte Bahr, "bin ich zwar.
Doch ich zahl, das ist klar,
als Barbar in der Bar in Baar bar!"

Erbse

Es schenkte ein Jüngling aus Posen
seiner Verehrten blutrote Rosen.
Doch hatt'er kein Glück;
Sie gab die Blumen zurück -
Das ging ja wohl voll in die Hosen!

Erbse

Es lebt eine Jungfrau in Schlüchtern,
die ist von Natur aus sehr schüchtern,
doch voll Alkohol
da wird sie frivol -
und ist ganz entsetzt, wenn wieder nüchtern.

Erbse

Es las ein Opa in der Röhn
ein Buch, das war ziemlich obszön.
Er sprach: "Das ist widerlich,
abscheulich und liederlich,
geil und obszön - aber schön!"

Erbse


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 03.04.01 (15:08):

Da war ein Patriot namens Frater,
auch Persebo, gut dichten tat er.
Dem gehört, sakrament,
ein riesiges Kompliment.
Da staunen selbst Vater und Kater.

Herzlich

Schorsch


Sieghard antwortete am 03.04.01 (16:51):


Der Limerick, der Limerick
ist etwas für den Augenblick
herbertkarls Erbsen und Dorsche
gefallen dem Signau Schrosche
reimen, das ist mein Glück.

.


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 05.04.01 (09:25):

Manch einer tut hier mit Geschick
uns reimen seinen tollsten Limerik.
Tut euch nicht genieren,
es auch mal zu probieren;
Gäbs auch, wie dieser, nur einen Flick!

Schorsch


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 06.04.01 (08:11):

In Memoriam

********

Nur jener Dichter
wird umworben,
der pflegeleicht ist -
weil gestorben!
So wart` ich denn
aus lauter Not
auf Dichters Tod
im Morgenrot,
auch wenn ich weiss,
es gibt ihn nie,
den Dichterruhm
mit Garantie!

********

Georg von Signau, alias G. Segessenmann


Heidi antwortete am 06.04.01 (09:20):

:-)) Das Leben ist viel zu schön, um für "Dichterruhm" zu sterben

Poetins Lohn ist nicht der Ruhm

nein! nicht der ruhm ist der poetin freud'
wenn ich schreib' von des herzens leid,
und meine kinder- und liebesgedichte
geh'n nicht ein in die geschichte
worte in bauch oder herzen
verursachen schmerzen
müssen dort heraus
gedicht ist aus
seele ist frei
leid vorbei
:-))

hl


Herbertkarl Hüther antwortete am 06.04.01 (11:29):


Erbsenlimericks II (((o:

Es kam ein Berliner nach Malta,
der war bald in die Mädchen verknallt da.
Er schrieb seiner Frieda:
"Mir siehste nie wieda;
ick werde Maltesa! Dein Alta."

Erbse

Es hatte ein Bauer aus Heide
über 100 Kühe auf der Weide.
Dann kam das BSE,
der Bauer sagte: "Ade!
Ich schlachte euch, auch wenn ich leide."

Erbse

Es fragte ein Onkel in Liechtenstein:
"Wo sind denn heut bloß die Nichten mein?
Sie werden, ich wette,
wohl wieder im Bette
bei so ein paar bösen Wichten sein!"

Erbse

Eine Privatsekretärin aus Goslar,
die kam so ganz gut mit dem Boß klar.
Doch dann mußte sie gehn,
weil die Chefin gesehn,
daß ihr Busen des öfteren bloß war.

Erbse

Eine Fußballerin aus Indien,
die tat sich am Torwart versünd'gen.
Da wurde er schlapp,
man verlor zwar nur knapp,
doch trotzdem tat man ihm künd'gen.

Erbse

Eine ältere Jungfrau in Danzig,
die angelte schließlich 'nen Mann sich.
Doch nach einigen Wochen
war die Beziehung zerbrochen -
Sein Aftershave, das roch ihr zu ranzig.

Erbse

Ein Skifahrer hockte auf Elba
drei Wochen in einer Hotelbar.
Da sprach der Portier:
"Hier gibt's selten Schnee."
Drauf lallte der: "Det seh ick selba!"

Erbse

Ein Rauchfangkehrer aus Essen
war 1. vergeßlich und 2. verfressen.
Er rief: "Wenn ich's Brot hab vergessen,
dann kehr ich unterdessen
ohne Essen keine Essen in Essen!"

Erbse

Ein Mann aus dem thüringischen Suhl
blieb Frauen gegenüber ganz cool.
Wie sie ihn auch reizten,
die Beine gar spreizten -
er blieb emotionslos, denn er war schwul.

Erbse

Ein kleiner Gauner aus Minden
ließ im Kaufhaus oft was verschwinden
und hat's dann versteckt,
damit's niemand entdeckt -
nur konnte er's selbst nicht mehr finden!

Erbse

Ein junges Mädchen aus Weimar
Liebte einst einen Typ namens Raimar.
Drei Monate gingen ins Land,
als sie ihrer Mutter gestand,
daß in ihrem Bauch von Raimar ein Keim war.

Erbse

Ein Elefantenwärter aus Brüssel
vermißte mal seine Schlüssel.
Und wie er so stand,
kam sein Lieblingselefant
und hatte die Schlüssel im Rüssel.

Erbse


Heidi antwortete am 06.04.01 (19:39):

Gedichte sind gemalte Fensterscheiben

Gedichte sind gemalte Fensterscheiben!
Sieht man vom Markt in die Kirche hinein,
Da ist alles dunkel und düster;
Und so siehts auch der Herr Philister.
Der mag denn wohl verdrießlich sein
Und lebenslang verdrießlich bleiben.

Kommt aber nur einmal herein!
Begrüßt die heilige Kapelle;
Da ists auf einmal farbig helle,
Geschicht und Zierat glänzt in Schnelle,
Bedeutend wirkt ein edler Schein,
Dies wird euch Kindern Gottes taugen,
Erbaut euch und ergetzt die Augen!

Goethe


Heidi antwortete am 06.04.01 (19:57):

Höchste Zeit für Kapitel 11 - ich war so frei :-))


Karl antwortete am 06.04.01 (20:00):

Ich übertrage die E-mail Subskriptionen und stelle Kapitel 10 ins Archiv. MfG Karl