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THEMA:   Frühlingsgefühle

 6 Antwort(en).

Friedgard begann die Diskussion am 09.03.01 (12:00) mit folgendem Beitrag:

DER LENZ IST DA !

Jetzt kommt der schöne Frühling wieder
und gießt uns Blei in unsere Glieder,
der Wetterdienst meldet die täglichen Pollen,
junge Mädchen wissen nicht, was sie wollen - -
die Amseln bauen schon ihr Nest
und der Winterspeck sitzt auf den Hüften fest.
Doch dafür bietet die Morgenzeitung
die tägliche Diätbegleitung.
Auf dem Schreibtisch brütet die Steuererklärung,
und der Euro ist keine stabile Währung,
vor dem Fenster blühen die Osterglocken,
da kann man doch nicht in der Stube hocken!
Im Garten will man die Sonne genießen
und sieht rundum schon das Unkraut sprießen...
doch beim ersten, etwas zu eifrigen Bücken
schießt uns die Hexe in den Rücken.
Jedoch: wir packen ihn unverzagt,
den Frühling gewinnt nur der, der wagt!

Friedgard Seiter


Scheira antwortete am 09.03.01 (18:39):

Glücksbote
Heut� in der Früh�,
sang es seine Melodie.
Ein Vöglein im hellen Sonnenschein,
auf dem Balkon bei mir daheim.
Virtuos und wunderbahr,
bot es sein Ständchen dar.
In mir war ein Glücksgefühl
und Freude pur,
über diesen kleinen
Troubatour

Irgendwo in einem Magazin gelesen


Dietlinde antwortete am 21.03.01 (16:35):

Man kann besonders schön seine Frühlingsgefühle im Haiku, einer japanischen lyrischen Versform,darstellen:

Jedes Amsellied
lockt den Frühling Ton um Ton
in uns`re Herzen.

Dietlinde Heider

(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)


Dietlinde antwortete am 09.04.01 (14:55):


Schlüsselblumenland

Ach, die Wiesen! Seht die Wiesen!
Seht, die Wiesen werden wieder grün,
und die gelben Schlüsselblumen blühn!

Der Teich glänzt schwarz und unbewegt
und klar.
Die Wolke steht im Flatterhaar.
Am Himmel segelt, selig leise,
schnelle Reise,
eine weiße Wolkenschar.

Zwischen Knospen, in den Zweigen
des Holunders singt die Meise.
Wandelnd auf den feuchten Steigen
junge Männer mit dem Hute in der Hand,
und durch Mädchenzöpfe flicht sich
manch ein rot und blaues Band.

Wolken gehen, und die Mädchenkleider wehen
schattenwerfend übers Schlüsselblumenland.

Georg Britting

Viel Freude an der nostalgischen Frühlings-Poesie!

(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)


Anni antwortete am 12.04.01 (05:56):

Im Frühling

Hier lieg' ich auf dem Frühlingshügel:
Die Wolke wird mein Flügel,
ein Vogel fliegt mir voraus
auch, sag' mir, alleinzige Liebe,
wo du bleibst, daß ich bei dir bliebe!
Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.

Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen
sehnend,
sich dehnend.
In Liebe und Hoffen.
Frühling was bis du gewillt?
Wann werd ich gestillt?

Die Wolke seh ich wandeln und den Fluß,
es dringt der Sonne goldner Kuß
mir tief bis ins Geblüt hinein;
Die Augen, wunderbar berauschet,
tun, als schliefen sie ein,
nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.
Ich denke dies und denke das,
ich sehne mich, und weiß nicht recht, nach was:
halb ist es Lust, halb ist es Klage;
Mein Herz, o sage,
was webst du für Erinnerung
in golden grüner Zweige Dämmerung?
Alte unnennbare Tage!

(Eduard Mörike)


Rosmarie S antwortete am 12.04.01 (17:57):

Liebe Anni,

dein Mörike-Gedicht spricht mich in ganz besonderer Weise an. Vielleicht versuche ich sogar, es noch zu lernen... "Alte unnennbare Tage"... Das könnte mich geradezu melancholisch machen!
Wie gut, dass es auch in der Gegenwart noch soviel Schönes und Beglückendes gibt!
Friedgard hat oben ja schon eine Menge davon aufgezählt - und die Rückseite der Medaille davon... :-))))
Danke auch für das schöne Britting-Gedicht von Dietlinde!

Herzliche Grüße an alle und einen schönen Frühling!
Rosmarie


Dietlinde antwortete am 12.04.01 (21:19):

Lob des Frühlings

Saatengrün, Veilchenduft,
Lerchenwirbel, Amselschlag,
Sonnenregen, linde Luft!

Wenn ich solche Worte singe,
Braucht es dann noch großer Dinge,
Dich zu preisen, Frühlingstag?

Ludwig Uhland

(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)