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THEMA:   Dramatische Aenderungen der Bevoelkerungsstruktur - Welche Loesung soll fuer die Aufgabe gefunden werden ?

 49 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 13.10.03 (09:03) mit folgendem Beitrag:

Sinkende Geburtenrate, abnehmende Bevoelkerungszahl, steigende Lebenserwartung und alternde Bevoelkerung - auf diese Ursachen kann die Folge - eine sich grundlegend aendernde Bevoelkerungsstruktur in Deutschland - zurueckgefuehrt werden. Unsere staatlichen Versicherungssysteme (erfunden anno Tobak, Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts) sind fuer solch ein Szenario nicht gemacht... Es knirscht hoerbar im morschen Gebaelk von Kranken-, Renten- und Pflegeversicherungen.

Die Parteien reagieren... Unlaengst die CDU, die dafuer eintritt "[...] das heutige System der gesetzlichen Krankenversicherung in ein kapitalgedecktes, einkommensunabhaengiges und erheblich demographiefesteres System zu ueberfuehren." So steht es in einem Papier der sogenannten "Herzog-Kommission", das den Titel traegt "Deutschland fair aendern. Ein neuer Generationenvertrag fuer unser Land."

Eine Praemie in Hoehe von 264 Euro pro Monat soll jede(r) Versicherte als Krankenversicherungspraemie bezahlen... Wohlgemerkt, jede(r) Volljaehrige soll das bezahlen - unabhaengig davon, ob er/sie verheiratet ist oder nicht, ob er/sie erwerbstaetig ist oder nicht und auch unabhaengig davon, welches Einkommen oder Vermoegen er/sie hat.

Einen sozialen Ausgleich soll es nur noch ausserhalb der Versicherungssysteme geben.

Ich finde: Der Vorschlag ist gut.

Internet-Tipp: https://www.cdu.de/politik-a-z/herzogkommission/inhalt.htm


rolf antwortete am 13.10.03 (09:20):

Wie bezahlt das eine Rentnerin mit weniger als 200 ä Rente?


hl antwortete am 13.10.03 (09:32):

Wie Wolfgang oben geschrieben hat: "Einen sozialen Ausgleich soll es nur noch ausserhalb der Versicherungssysteme geben."

Das heisst (wenn ich es richtig verstanden habe), wer die nötigen Mittel nicht hat, muss sie über die Sozialhilfe beantragen. Somit werden die Krankenkassen nicht belastet, weil das Geld aus einem anderen Topf kommt.


Wolfgang antwortete am 13.10.03 (10:19):

Fuer RentnerInnen gibt es uebrigens jetzt schon unter bestimmten Voraussetzungen eine sogenannte 'Grundsicherung' (nach dem Grundsicherungsgesetz (GSiG)). Bezahlt wird diese Leistung durch die Grundsicherungsaemter der Kreise und kreisfreien Staedte.

Auf der Website der Bundesversicherungsanstalt fuer Angestellte (BfA) ist eine Beispielrechnung fuer eine Rentnerin mit 200 Euro Rente zu lesen (vgl. Link)... Nach dieser Rechnung erhaelt die fiktive Rentnerin jetzt zusaetzlich 440,40 EUR. Dort, wo jetzt unter dem Posten "Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrag" das Wort "entfaellt" steht, wuerde dann "264 Euro" stehen. Der zusaetzlich ausgezahlte Betrag wuerde sich entsprechend erhoehen.

https://www.bfa.de/ger/ger_rente.4/ger_grundsicherung.47/ger_47_grundsicherung.html

Internet-Tipp: https://www.bfa.de/ger/ger_rente.4/ger_grundsicherung.47/ger_47_grundsicherung.html


schorsch antwortete am 13.10.03 (10:35):

@ hl

Ob du dich da nicht irrst mit "dem anderen Topf"? Gleichgültig, aus welchem Topf man das Geld nämlich nimmt, es wird immer von den gleichen Menschen in den Topf geworfen. Es wäre also praktischer, nur noch einen einzigen Topf zu haben, aus dem ALLE Not-Ansprüche gedeckt würden. Jeder "Topf" kostet nämlich Personal und Umtriebe, die wiederum die Masse des Volkes aufbringen muss!


Medea. antwortete am 13.10.03 (10:58):

Zur Grundsicherungsrente:

Bestimmt für viele eine Möglichkeit, einen Zuschuß zur Rente zu bekommen ....
Bei meiner Mutter fehlten genau 6,50 Euro dazu .... :-((
Die Sachbearbeiterin versuchte zu trösten: Vor ein paar Tagen hatte ich hier eine alte Dame sitzen, die hatte nur 90 Cent zuviel - da mußte auch abgelehnt werden ....


rolf antwortete am 13.10.03 (11:15):

Die Sozialhilfe, und ich glaube auch die Grundsicherung, berücksichtigt aber das Einkommen von Familienangehörigen, evtl. Vermögen etc.
Also ist es doch wieder so, diejenigen, die Kinder haben werden benachteiligt. Die Singles, die vorher gut gelebt haben, brauchen auf niemanden Rücksicht zu nehmen.


Wolfgang antwortete am 13.10.03 (11:15):

Das ist so nicht richtig, Schorsch... Anhand meines Themas kannst Du sehen, dass eben NICHT alles aus einem Topf kommt, sondern aus verschiedenen Toepfen, und dass nicht alle gleichmaessig Geld in diese Toepfe werfen... Im ersten Fall (dem in Deutschland bestehenden Zustand) wird der soziale Ausgleich vor allem von den Versicherten der staatlichen Versicherungssysteme bezahlt, im zweiten Fall (dem angestrebten Zustand) werden fuer diesen Zweck ALLE SteuerzahlerInnen zur Kasse gebeten.

So wurden zum Beispiel die Kosten der sogenannten "deutschen Einheit" zum groessten Teil auf die Versicherten (und damit auf den Faktor "Arbeit" und die "kleinen Leute") gepackt... Die Vermoegensmillionaere und -milliardaere bezahlten so gut wie nichts dafuer. Gerechter ist es aber m. E., staatliche Aufgaben (z. B. sozialer Ausgleich) aus dem Steueraufkommen zu bezahlen, und damit ALLE entsprechend ihrer Wirtschaftskraft zu belasten.


seewolf antwortete am 13.10.03 (12:02):

Es wird kaum etwas anderes übrig bleiben, als die profanen individuellen Lebensrisiken wie Krankheit, Erwerbslosigkeit, Unfall usw. einkommensunabhängig und mit einheitlichen auskömmlichen aber nicht luxuriösen Standards abzusichern. Dies ist Aufgabe des sozialen Rechtsstaates. Diese Aufgabe (zugunsten ALLER) kann nur aus den Staatseinnahmen (von ALLEN) finanziert werden. Deswegen wird es auf eine im wesentlichen steuerfinanzierte Grundsicherung herauslaufen. Der Faktor "Arbeit" hat nicht mehr die Versorungsfunktion wie in früheren Zeiten, weil die menschliche Arbeitskraft für den Wirtschaftsprozess zunehmend entbehrlich ist.


BarbaraH antwortete am 13.10.03 (14:11):

Dieses Modell hieße praktisch, dass so gut wie jede Frau im Rentenalter gezwungen wäre, Sozialhilfe zu beantragen. Die Durchschnittsrente der Frauen betrug im Jahr 2001 in den alten Bundesländern 593 Euro und in den neuen 706 Euro. Wie sollten von diesen Renten noch gut 300 Euro an Kranken- und Pflegeversicherung gezahlt werden? Hat schon einmal einer der BefürworterInnen selbst Sozialhilfe beantragen müssen? Ein ganzes Leben lang gearbeitet... ob nun beruflich oder in der Familie... und dann im Alter laufend Anträge auf Almosen stellen. Das ist demütigend. Aber Frauen sind ja leidensfähig....

Die z.Zt. diskutierten Modelle sind weit entfernt von einer Solidarität mit den Schwächeren unserer Gesellschaft. Der Chefarzt würde in Zukunft den gleichen Beitrag zur Krankenversicherung zahlen wie die Verkäuferin. Das wäre ein weiterer Schritt in eine Gesellschaft voller Egoisten: was interessiert mich mein Nachbar? Soll er doch sehen, wie er klar kommt.... schließlich kann er ja im Notfall Sozialhilfe beantragen.

Nein, meine Vorstellung vom einem verantwortungsvollen gesellschaftlichen Miteinander ist das nicht. Dabei zahlt ja heute schon der Chefarzt prozentual längst nicht so viel wie die Krankenschwester, denn er hat sich aufgrund der Beitragsbemessungsgrenze längst aus dem System ausgeklinkt und sich privat versichert. Soviel ich weiß, gibt es in der Schweiz diese Bemessungsgrenze nicht, so dass sich dort wirklich jeder nach seiner Leistungskraft am Gemeinwohl beteiligt. Das fände ich gerecht.

Außerdem verstehe ich nicht, warum ein kapitalgedecktes Sozialsystem krisenfester sein sollte als ein umlagefinanziertes. Das kapitalgedeckte ist vom Geldmarkt abhängig und das umlagefinanzierte von der Anzahl der Arbeitnehmer. Wenn wir auf die Börsen-Crashs der letzten Jahre blicken, weiß ich nicht, was die Befürworter so sicher macht. Eine kapitalgedeckte Rente ist nur dann sicher, wenn das Kapital sicher und gewinnbringend investiert wurde. Und eine bombensichere Möglichkeit der Investition gibt es nicht.

Heiner Geißler und Norbert Blüm haben in den letzten Wochen ihr Entsetzen über die vorgeschlagenen "Reformen" ihrer Parteispitze geäußert. Beide möchten das C von christlich aus dem Namen ihrer Partei streichen lassen, da die unteren 80% sämtliche Lasten tragen sollen, die unsere alternde Gesellschaft mit sich bringt, während die oberen 20% vollkommen ungeschoren wegkommen. Sie halten das für skandalös... ich schließ mich ihrer Meinung an.


mart antwortete am 13.10.03 (14:18):

Kapitalgedeckte Sozialsysteme nützten in erster Linie den Kapitalmärkten.


seewolf antwortete am 13.10.03 (14:46):

... eine vom Staatshaushalt gedeckte Finanzierung muß es sein, die den aktuellen Gegebenheiten demografischer wie anderer Art Rechnung zu tragen hat. Die Einnahmeseite wäre ebenso aktuell anzupassen. Was spricht dagegen, wenn die Risikoprämien oder -beiträge direkt vom Staatshaushalt gezahlt würden und dafür die Besteuerung von Konsum und Einkünften entsprechend gestaltet würde?


dino9 antwortete am 13.10.03 (15:52):

barbara-H,
hat meine volle zustimmung !!!!
leider werden die 20% über uns bestimmen u. somit bleibt
barbaras vorstellung nur ein traum , wenn auch ein schöner u. gerechter traum.


BarbaraH antwortete am 13.10.03 (17:19):

Vielleicht müssten wir uns einfach lautstarker zu Wort melden, damit die Verantwortlichen endlich mitbekommen, wie es "da unten" aussieht. Können sich Regierende, die mit Altersbezügen zwischen 8000 und 12000 Euro monatlich rechnen können, überhaupt vorstellen, welche Sorgen die breite Masse aufgrund ihrer Reformvorhaben umtreibt?

Der Bayer Konzern bemüht sich gerade darum, seinen Mitarbeitern Teilzeitarbeit schmackhaft zu machen. Sollten sich nicht genügend Arbeitnehmer mit weniger Arbeit und damit auch weniger Einkommen begnügen, müssten ein paar tausend Leute entlassen werden. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht irgendein Großunternehmen Massenentlassungen ankündigt. Dadurch werden die Sozialkassen weiter belastet. Warum wendet man das Modell von Bayer, womit seinerzeit auch VW gut gefahren ist, nicht endlich auch für ganz Deutschland an? Die Sozialkassen würden entlastet, viele Menschen hätten wieder eine Lebensperspektive durch Erwerbsarbeit und andere ein wenig mehr Freizeit zum Verschnaufen.

Z.Zt. droht eine massive Verarmung. Aus den USA wissen wir, dass gleichzeitig die Kriminalität wachsen wird, denn Menschen, die nichts zu verlieren haben, sind leichter versucht, anderweitig zu Geld zu kommen. Mehr Kriminalität verursacht weitere Kosten. Außerdem verschlechtert sie allgemein das Lebensgefühl.

Meiner Meinung nach sollte man die Sozialverbände, die Gewerkschaften und attac stärken, damit unsere Gesellschaft wieder sozialer und gerechter werden kann.

Internet-Tipp:
https://www.attac.de/hartz/

Internet-Tipp: https://www.attac.de/hartz/


seewolf antwortete am 13.10.03 (17:47):

BarbaraH -

auch mit Teilzeitarbeit läßt sich kein Vollkaskoleben finanzieren... das ist nur Herumdokterei an Symptomen.

Die Gesellschaft MUSS insgesamt wertemäßig umdenken - weg von der industriellen Produktion als Erwerbsquelle für die Massen... hin zu Dienstleistungen - weg von der zum Scheitern verurteilten am Einkommen aus Arbeit orientierten Sozialversicherung ... hin zur Basisabsicherung für jeden Bürger. Über die Auskömmlichkeitsgrenze (Mindestversorgung) kann man ja streiten - über eine Systemveränderung tut das ernsthaft kaum noch jemand...


BarbaraH antwortete am 13.10.03 (18:15):

Wer hat denn etwas gegen eine Systemveränderung?
Die Frage ist nur: worin besteht die Veränderung?

Wie wäre es denn, wenn ausnahmslos jedes Einkommen... natürlich auch das der Beamten, Selbstständigen, Einkommen durch Zinserträge, Mietüberschüsse etc... mit einer prozentual gleichen Abgabe (ohne Bemessungsgrenzen) für die Sozialsysteme belastet werden würde? Dann würde wirklich jedes Einkommen zur gemeinschaftlichen Gestaltung unserer Gesellschaft beitragen, einer Gesellschaft, zu der jeder nach seiner Leistungskraft beiträgt.... prozentual gerecht. Diese Gesellschaft könnte sich dann wirklich als solidarisch empfinden.... für jeden ein starkes, gutes Gefühl... wie ich meine.


mart antwortete am 13.10.03 (20:26):

Gewerkschaften stärken?

Vertreten diese wirklich heute noch die Interessen des "kleinen" Mannes ?


seewolf antwortete am 13.10.03 (20:47):

Gewerkschaften .....

die schmeißen gerade - wie in der Presse zu lesen - in rüdester Form eigene Leute raus !

Ist allerdings auch nix neues...


Mechtild antwortete am 13.10.03 (20:52):

@mart
wichtig ist doch, dass wir kleinen uns zusammentun und gemeinsam international (global) agieren. Die Gewerkschaft ist die Organisation des kleinen Mannes und wenn die Bosse nicht unsere Interessen vertreten werden sie per Beschluss gezwungen und haben bei den nächsten Wahlen schlechte Karten. Wenn man will findet man an jeder Organisation etwas auszusetzen. Meckern ist recht einfach. Was verändern ist schwierig und es werden auch immer Fehler gemacht und allen recht machen kann man eh nicht.


BarbaraH antwortete am 13.10.03 (21:03):

Im unten angegebenen Link sind einige der Gehälter von Bundesbürgern der oberen 20% nachzulesen. Nun darf gerechnet werden:

Rente mtl. .......600,00 Euro - KV+PfV 320,00 entspricht 53,33% Beitrag
Gehalt mtl. ...2.500,00 Euro - KV+PfV 320,00 entspricht 12,8% Beitrag
Gehalt mtl. ...4.000,00 Euro - KV+PfV 320,00 entspricht .8,0% Beitrag
Eink. mtl. .575.000,00 Euro - KV+PfV 320,00 entspricht .0,06% Beitrag

Anmerkung: das letztgenannte Einkommen ist das von Herrn Josef Ackermann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank.

Internet-Tipp:
https://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,248628,00.html

Jeder trage gemäß der Kraft seiner Schultern...
Und der Herr Herzog, der sich diese Lösung ausdachte, gehörte einmal zu unseren obersten Richtern.
Ein Richter... tätig im Dienste der Gerechtigkeit :-(

Internet-Tipp: https://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,248628,00.html


seewolf antwortete am 13.10.03 (23:18):

... nach den Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland hat jeder - auch jeder Bundesbürger :-) - das Recht, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank AG zu werden.

Also Leute ...

...mal bei der Sache bleiben...


BarbaraH antwortete am 14.10.03 (00:10):

Theoretisch sogar auch jede Bundesbürgerin, seewolf. Wie gesagt: theoretisch.

Nicht theoretisch sondern ganz konkret gebe ich Dir mein Wort:
wäre ich Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank mit dem Einkommen eines Herrn Ackermann würde ich selbstverständlich bereit sein, prozentual den gleichen Anteil in die Sozialkassen zu zahlen, wie ein Normalverdiener. An Kranken- und Pflegeversicherung entspräche das bei einem Prozentsatz von z.B 10% 57.500,00 Euro pro Monat. Mit den mir verbleibenden 517.500,00 Euro käme ich gut zurecht :-)


BarbaraH antwortete am 14.10.03 (01:15):

Folgender Artikel von Rudolf Hickel in der Süddeutschen Zeitung zum 95. Geburtstag von John Kenneth Galbraith, einem der ganz großen Analytiker und Reformer des modernen Kapitalismus, passt m.E. gut zum Thema:

"Privater Reichtum, öffentliche Armut

Der geniale Provokateur aus Harvard hat an Popularität eingebüßt, seine Bedeutung ist ungeschmälert"

Der Artikel endet mit den Worten:

>>In seinem wohl wichtigsten Werk �Gesellschaft im Überfluss� steckte Galbraith 1958 die für die Wirtschaft wesentlichen Staatsaufgaben ab. Ökonomisch bezahlbare Bedürfnisse � so der Nachweis � werden durch die Profitwirtschaft bedient. Während dadurch privater Überfluss wächst, verarmen mangels Einkommen zahlungsunfähige Konsumenten, vor allem aber der öffentliche Sektor. Privater Reichtum innerhalb sich ausbreitender öffentlicher Armut ist die Folge. Galbraith plädiert für den Abbau dieses Ungleichgewichts, für einen �Kampf gegen die Armut�.

Sein Essay �Die solidarische Gesellschaft� von 1998 liest sich wie ein Vermächtnis. Die Ziele seiner �modernen sozialen Marktwirtschaft� sind: Beschäftigung, Aufstiegschancen für alle Menschen, eine gute Bildung, Freiheit von sozialen Unruhen, ein stabiles Netz, Abbau der elenden Bürokratie sowie eine partnerschaftliche und sozial orientierte Außenpolitik. Sein erkenntnisleitendes Interesse formuliert er so: �Die moralische Rechtfertigung für Ökonomen liegt in der Frage, ob sie die Welt verbessern können, in der sie leben.� <<

https://www.sueddeutsche.de/sz/wirtschaft/red-artikel1997/

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/sz/wirtschaft/red-artikel1997/


seewolf antwortete am 14.10.03 (01:30):

Theorie funktioniert immer :-)

BarbaraH: bist halt 'ne ganz liebe...

übrigens: für mich war, ist und bleibt eine Bundesbürgerin Bundesbürger. Ich finde diese überflüssige Tintenspritzerei mit den .../Innen absolut lächerlich. Wer glaubt, eine Bürgerin sei wegen der Endung "in" besonders weiblich oder feminin oder "nicht männlich" oder irgendwas anderes als ein Bürger - der muss auch das Problem des "Hebamme/r" lösen...


mart antwortete am 14.10.03 (08:12):

Hebammer-Problem ist schon gelöst, es gibt sie nicht.


schorsch antwortete am 14.10.03 (09:10):

@Wolfgang

Der Topf, den ich meine, heisst "Wertschöpfung". Man kann es auch "Schaffung von Werten durch Erzeugung von Produkten" nennen. Was das heisst?

Nur wenn Produkte erschaffen werden, die von Kunden gekauft werden, entstehen Werte. Der Überschuss dieser Werte geht als nimmer-stillstehender Strom durch das ganze Land, von Hand zu Hand, von Mensch zu Mensch - auch durch die Hände jener Menschen, die kein Produkt herstellen, sondern in Verwaltungen, Speditionen, Büros etc. den Fluss dieser Produkte überwachen - oder auch nur die Steuern dafür eintreiben.

So gesehen also kommt alle Wertschöpfung, wovon ein Teil in den "Topf" wandert, aus den Händen jener, die an irgendeinem Prdukt arbeiten, das mehr oder weniger sinnvoll unser Leben lebenswert macht.


Wolfgang antwortete am 14.10.03 (10:19):

Selbstverstaendlich muessen Produkte hergestellt werden... Nur: In kapitalistisch verfassten Volkswirtschaften ist das das Mittel und nicht etwa der Zweck der ganzen Veranstaltung. Der Zweck ist: Aus Geld mehr Geld machen. Dieser (in solch einer Volkswirtschaft unaufhebbare) Mechanismus hat nicht nur segensreiche, sondern auch unheilvolle Wirkungen... Tagtaeglich wirkt dieses Mechanismus zugunsten derer, die schon viel haben und zuungunsten derer, die eh' schon wenig haben. Folge: Wenige Reiche werden immer reicher und immer mehr Arme werden immer aermer.

Dieser systemimmanente Mechanismus ist verantwortlich dafuer, dass kapitalitische Volkswirtschaften (wenn nichts dagegen getan wird) eine Tendenz zur Selbstzerstoerung haben.

Ich bin ein grosser Fan von kluegen OekonomenInnen (die es neben den mehr ideologisch ausgerichteteten gelegentlich auch gibt). JOHN KENNETH GALBRAITH ist einer von der klugen Fraktion. "Die wohlhabenden Leute haben die Gewohnheit zu denken, dass die Situation, in der sie leben, ihr eigener Verdienst sei und dass die Mittellosen selbst schauen sollten, wie sie zurechtkommen.", hat er einmal gesagt ("Kaempfer fuer mehr Gerechtigkeit", Brueckenbauer Nr. 10 v. 09.03.1999, vgl. Link). Damit spricht GALBRAITH das eigentliche Problem an:

Reichtum und Armut bedingen einander... Tag fuer Tag wirkt ein ziemlich planloser und den meisten Menschen nicht bewusster Mechanismus zugunsten der Umverteilung von "unten" nach "oben". Dem muss - soll das Gemeinwesen gedeihen - ein planvoller bewusster Mechanismus entgegengesetzt werden - naemlich die regelmaessige Umverteilung von "oben" nach "unten". Das kann nur der Staat tun... Der Markt ist dazu nicht in der Lage, sondern schafft erst die Situation, die staatliches Handeln gebietet.

Um wieder aufs Thema zu kommen: Fuer klug halte ich es, Verteilungsfragen nicht per Kranken- bzw. Pflegeversicherung loesen zu wollen. Fuer klug halte ich, dass diese beiden staatlichen Institutionen sich auf ihre ureigensten Aufgaben beschraenken. Fuer klug halte ich es auch, jeder/jedem Versicherten per Beitragsrechnung Monat fuer Monat klar zu machen, was unsere Krankheitsindustrie tatsaechlich an Kosten pro versicherter Person verursacht. Deshalb begruesse ich die Vorschlaege der "HERZOG-Kommission" (die bekanntlich in der eigenen Partei - in der CDU - umstritten sind und von der Fuehrung der CSU sogar abgelehnt werden).

Aber, keine Frage: Ein Mindesteinkommen (das so hoch ist, dass ein Mensch wuerdig davon leben kann) und ein sozialer Ausgleich muessen sein !

https://www.brueckenbauer.ch/INHALT/9910/10interv.htm

Internet-Tipp: https://www.brueckenbauer.ch/INHALT/9910/10interv.htm


seewolf antwortete am 14.10.03 (11:39):

...d'accord - Wolfgang!


BarbaraH antwortete am 14.10.03 (12:47):

Das Problem der Hebammer ist längst gelöst:
sie heißen Geburtshelfer :-)

Wenn wir dieses schwerwiegende Problem gelöst haben (m.E. musste ein Mann sich das Recht auf diesen Beruf vor dem Gericht erstreiten), werden wir die anderen noch anstehenden auch schon noch hinbekommen :-)

Da fällt mir noch ein Ausspruch irgendeiner Berühmtheit ein:
Was wäre ein Staat ohne Gerechtigkeit anderes als eine große Räuberbande?!

Vielleicht ist das z.Zt. unser Problem. Der kleine Mann und die kleine Frau möchte wenigstens das Gefühl haben, es ginge beim notwendigen Sparen gerecht zu, und das kommt m.E. nicht rüber. Die einen kennen keine Skrupel, selbst Millionen zu kassieren und gleichzeitig Tausende auf die Straße zu setzen und die anderen sollen einsehen, dass ein Einkommen, das gerade noch die Miete und die Grundnahrungsmittel deckt, für sie reichen soll....


Wolfgang antwortete am 15.10.03 (10:17):

Gerecht geht es wahrlich nicht zu, Barbara, und das ist, so sehe ich das auch, ein Mangel, den hauptsaechlich die gerade amtierende SCHROEDER-Administration zu verantworten hat (wofuer sie auch den Preis zahlen wird und m. E. nach diese Legislaturperiode nicht ueberstehen wird).

Die staatliche Kranken- und Pflegeversicherung - das eigentliche Thema hier - ist nicht zukunftsfaehig und wird kollabieren, wenn nichts Grundlegendes geaendert wird. Deshalb plaediere ich fuer eine einheitliche Praemie - unabhaengig von Einkommen oder Vermoegen.

Darueber hinaus plaediere ich auch fuer genau spezifizierte Leistungen - also fuer eine sogenannte Positiv-Liste von Leistungen. Was da nicht drin steht, wird dann nicht mehr von den Kassen bezahlt. So koennte man die Versicherungsleistung aufsplitten in ein Basispaket und - gegen Mehrpreis - in Zusatzpakete (z. B. Viagra included). Eine Zwei- oder Drei-Klassen Medizin, warum um den heissen Brei herumreden... Die ist zwar ungerecht, hat aber den Vorteil, dass sie sich abkoppelt von dem enormen Wachstum der Krankheitsindustrie und damit nachhaltig ist und wenigstens Basisleistungen fuer alle bezahlbar bleiben.


hl antwortete am 15.10.03 (10:36):

Wolfgang schreibt: Deshalb plaediere ich fuer eine einheitliche Praemie - unabhaengig von Einkommen oder Vermoegen.
Darueber hinaus plaediere ich auch fuer genau spezifizierte Leistungen - also fuer eine sogenannte Positiv-Liste von Leistungen. Was da nicht drin steht, wird dann nicht mehr von den Kassen bezahlt.

Bis dahin stimme ich mit dir überein, lieber Wolfgang.

Allerdings bin ich dafür, dass alles was darüber hinaus geht per Privatversicherung abgedeckt wird. Wer es braucht und wer es sich leisten kann, wird sein Viagra dann von dort bezahlt bekommen. ;-)


schorsch antwortete am 15.10.03 (11:43):

Wer so argumentiert, der sollte sich auch nicht wundern, wenn Grossverdiener argumentieren, sie wollen nicht mehr Steuern zahlen als die Kleinverdiener, oder?


Wolfgang antwortete am 15.10.03 (11:54):

Ich wundere mich ja auch nicht darueber, schorsch... Selbstverstaendlich wollen Gross- wie Kleinverdiener so wenig wie moeglich Steuern zahlen. Der Staat aber hat sichernde und ausgleichende Funktionen.

Auf die sozialen Sicherungssysteme bezogen: Die muss der Staat nachhaltig gestalten (und deshalb m. E. nach abkoppeln vom Faktor 'Arbeit') und fuer alle finanzierbar machen.

Auf die Steuern bezogen: Die muss der Staat gerecht erheben... Die mit der hoeheren Wirtschaftskraft muessen staerker belastet werden als die mit der niedrigeren Wirtschaftskraft.


mart antwortete am 18.10.03 (12:25):

Juche, da würden sich die anderen Wirtschaftstandorte aber freuen.

Im Prinzip gebe ich dir aber recht; aber mit deinen Grundsatzfeststellungen wirst du die Probleme nicht lösen können.


tiramisusi antwortete am 18.10.03 (13:10):

wie sagte blüm das gestern so treffend? man träumt immer noch von managergehältern wie in den usa und fertigungskosten wie in bangladesh :-)


Wolfgang antwortete am 18.10.03 (17:08):

Zumindest in der gesetzlichen Krankenversicherung hat man auf die dramatischen Aenderungen der Bevoelkerungsstruktur reagiert... Ab 2004 werden sogenannte Praxisgebuehren faellig - 10 Euro sind es pro Arztbesuch pro Quartal (maximal 30 Euro pro Quartal).

Wer also zum Beispiel eine Grippe auskurieren muss und sich dafuer von seinem Hausarzt ein Medikament verschreiben laesst, muss (zusaetzlich zur Medikamentenzuzahlung) 10 Euro bezahlen... Geht dieser Mensch in diesem Quartal auch noch zum Zahnarzt, sind weitere 10 Euro faellig.

Das bringt Geld in die notorisch klammen Kassen der Krankenversicherer - 2 bis 3 Milliarden Mark sollen das pro Jahr sein... Darueber hinaus erhofft man sich auch eine etwas sparsamere Frequentierung der Aerzte. ;-)


rolf antwortete am 18.10.03 (17:58):

Da werden es sich viele, ich wahrscheinlich auch, überlegen, ob sie sich weiterhin ihre Medikamente verschreiben lassen.
Kommt der nächste Infarkt eben etwas früher, die Rentenversicherung wird es nicht bedauern.


BarbaraH antwortete am 18.10.03 (20:17):

Mancher Rentner und manche Rentnerin wird sich überlegen, ob es da nicht kostengünstiger ist, den Lesezirkel selbst zu abonnieren :-)

Internet-Tipp:
https://members.eunet.at/lesezirkel/angebote/main.htm

Internet-Tipp: https://members.eunet.at/lesezirkel/angebote/main.htm


Mechtild antwortete am 19.10.03 (13:42):

Ich habe heute im Pressespiegel gelesen. Dass nie mehr als etwa ein drittel der Bevölkerung in die Rentenkasse eingezahlt hätten. Heute sind viele der erwerbsfähigen Menschen arbeitslos und zahlen deshalb nicht in die Rentenkasse. Früher haben die Frauen nicht sozialversicherungspflichtig gearbeitet und in Zukunft wird es weniger Menschen im arbeitsfähigen Alter geben und deshalb weniger Arbeitslose. Es wird sich nur etwas dramatisch ändern, wenn weiter Arbeitsplätze abgebaut werden.


Wolfgang antwortete am 19.10.03 (14:32):

Ob es weniger Arbeitslose dadurch geben wird, bezweifele ich, Mechtild... In einer dynamischen entwickelten kapitalistischen Volkswirtschaft, wo seit Jahren das Wachstum der Arbeitsproduktivitaet ums Doppelte hoeher liegt als das wirtschaftliche Wachstum der Volkswirtschaft, werden Arbeitsplaetze in grosser Zahl ueberfluessig - m. E. werden es mehr sein, als Arbeitssuchende weniger werden.

Ich vermute: Die Arbeitslosigkeit wird eher steigen als sinken.

Wenn das so ist, dann wird die zwangslaeufige Folge sein: Unsere staatlichen sozialen Sicherungssysteme (unter voellig anderen Bedingungen Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts kreiert), die an den Faktor 'Arbeit' gekoppelt sind, werden in dieser Form die naechsten Jahre nicht ueberstehen.


schorsch antwortete am 19.10.03 (18:41):

....was wiederum heisst: Sollen ALLE Arbeit haben, muss der Kuchen auf ALLE verteilt werden. Und das heisst: Nicht Verlängerung der Arbeitszeit - weder in Stunden noch in Lebensjahren - sondern Verkürzung!


BarbaraH antwortete am 19.10.03 (18:50):

Wahr ist auch, dass schon immer 1/3 der Bevölkerung (=sämtliche Berufstätigen) das restliche 2/3 ernährt hat. Die Gruppe der 2/3 besteht aus Kindern, Hausfrauen, Studenten, Arbeitslosen und Rentnern. Dieses Verhältnis wird auch in den nächsten Jahrzehnten gleich bleiben. Allein innerhalb der 2/3-Gruppe wird es Verschiebungen geben: weniger Kinder, weniger Hausfrauen, weniger Arbeitslose, mehr Rentner.

Lt. dem Prognos-Institut, das die Rürup-Kommission beraten hat, wird mit einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum in den nächsten dreißig Jahren von 1,5-1,7% gerechnet, das dieses eine Drittel der Bevölkerung erbringen wird. Die Journalistin Ulrike Herrmann (die tageszeitung) riet daher im heutigen Presseclub auf ard sämtlichen KollegInnen und PolitikerInnen von Panikmache ab. Es wäre allein ein technisches Problem, die Geldmengen umzuleiten, jedoch kein Problem der leeren Kassen.

Außerdem wies sie darauf hin, dass die gesetzliche Rentenversicherung mit 1,6% Verwaltungskosten auskäme, während die private 10% benötigt.


Tessy antwortete am 19.10.03 (20:11):

Auch zum Presseclub:

Die Ausführungen der Journalistin U.Herrmann fand ich sehr interessant und logisch. Was mich wunderte war, daß sie mit ihren Argumenten nicht gerade ernst genommen wurde, keiner der übrigen ging darauf wirklich ein.
Warum??

Geldmengen umleiten - wäre das nicht auch eine Möglichkeit mehr junge Leute in Arbeit zu bringen?
Ein älterer Arbeitnehmer der vorzeitig in Rente geht, belastet zwar die Rentenkasse, jedoch nicht so lange wie ein junger Arbeitsloser *der nach langer Arbeitslosigkeit kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat*, Arbeitslosengeld bzw.Sozialhilfe in Anspruch nehmen wuerde.

Wo ist mein Denkfehler.......


BarbaraH antwortete am 19.10.03 (20:42):

Tessy, Frau Herrmann wies auch darauf hin, dass eine Privatisierung der Rentenversicherung alles andere als eine sichere Rente für die Zukunft bedeutet, dass zehn Versicherungen gerade kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stehen, weil sie das Geld ihrer Versicherten an der Börse "verspielt" haben. Frau Herrmann ist gelernte Bankkauffrau. Sie weiß, dass eine kapitalgedeckte Rente dem Geldmarkt ausgeliefert ist. Gerade in den letzten Jahren hat sich gezeigt, wie sicher oder besser unsicher dort das Geld angelegt ist.

An der Angst der Menschen lässt sich gut verdienen. Es geht bei der Rentenversicherung um unvorstellbare Milliardenbeträge. Oberstes Gebot wäre meiner Meinung nach, einen kühlen Kopf zu bewahren.


Wolfgang antwortete am 20.10.03 (13:04):

Ich glaube, Tessy, Dein 'Denkfehler' ist, dass Du davon ausgehst, dass alles aus einem Topf bezahlt wird und es sowas gibt wie ein gesamtwirtschaftlicher Wille oder ein Gemeinwohl.

In unserem Wirtschaftsssystem (das massgeblich alle anderen gesellschaftlichen und privaten Bereiche bestimmt) - also in einem System, das man, wenn man ehrlich ist, Kapitalismus nennt - ist aber so etwas wie 'Gemeinwohl' nicht ueblich, ja geradezu systemfremd. Denn hier sind des Einen Einkommen des Anderen Kosten, oder, was denselben Sachverhalt ausdrueckt, hier ist des Einen Armut des Anderen Reichtum.

Am Beispiel der Arbeitslosigkeit wird das besonders deutlich: Ein Unternehmer tut alles, um seine Kosten, also auch die Arbeitskosten zu senken. Deshalb rationalisiert er fleissig und entlaesst gerne bzw. stellt nach Moeglichkeit erst gar nicht ein. Je erfolgreicher er dabei ist, desto hoeher kann sein Gewinn sein. Ist das Wachstum der Arbeitsproduktivitaet hoeher als das gesamte Wirtschaftswachstum (so, wie seit Jahren), ist Arbeitslosigkeit die Folge. Betriebswirtschaftlich gesehen (die einzige Sichtweise, die vom Markt honoriert wird) ist das vernuenftig.

Umgekehrt stellt sich der gleiche Sachverhalt volkswirtschaftlich dar... Arbeitslosigkeit zerstoert die Staatsfinanzen und die Finanzen der staatlichen Sicherungssysteme und ist aus vielen anderen Gruenden unvernuenftig.


Tessy antwortete am 20.10.03 (13:36):

Danke Wolfgang daß du dir die Mühe gemacht hast!
Die "Geldmengen umleiten" erschien mir im Ansatz richtig und möglich.......

Ich bemühe mich (oft erfolglos) die Thematik zu verstehen und vor allem die Problematik sowohl der jüngeren als auch der älteren Generation zu sehen.


Wolfgang antwortete am 20.10.03 (13:58):

Wenn Du unter 'Geldmengen umleiten' eine Umverteilung verstehst, Tessy, von den Reichen hin zu den Armen, dann sind wir ja gar nicht weit auseiander.

Denn es hat sich viel Geld - zu viel Geld, wie ich meine - bei Wenigen angesammelt (und die dafuer auch kaum noch eine rentierliche Verwendung haben), das vielen fehlt (die es dringend braeuchten und deren Konsum der Wirtschaft Wachstum bringen wuerde).

Dass das nur gegen den Willen der Reichen zu bewerkstelligen ist, duerfte klar sein.


hugo1 antwortete am 20.10.03 (16:48):

@ Wolfgang,,diese "Geldmengenumverteilung",,ist seit Marx -und schon früher- ein heißdiskutiertes Thema. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen wie sowas in einer Demokratie mit BRD Zuschnitt nur annähernd klappen könnte. Wer es irgendwie geschafft hat viel Vermögen anzuhäufen (durch Erbschaft, harte Arbeit, Glück, Geschick,,,)kann und wird sich unter den gegenwärtigen politischen und globalen Möglichkeiten dieser o.g. Umverteilung entziehen. Im Gegenteil wird er unter den jetzigen Bedingungen kein Problem haben diesen Reichtum zu mehren. (die nächste Statistik wird wiederum ausweisen um wieviel % die Milliardäre Geld/Vermögenszuwachs "geschaffen" haben).


BarbaraH antwortete am 20.10.03 (20:49):

Würde Steuerbetrug wirklich geahndet und nicht als Schlitzohrigkeit sogar noch bewundert werden, wäre schon einiges in Richtung Steuergerechtigkeit und Umverteilung getan. Würde man dazu noch all die Steuerschlupflöcher stopfen, würde auch wieder Geld in die Kassen gespült. Vorallem würden sich die Ehrlichen nicht weiter als die eigentlich Dummen vorkommen.


seewolf antwortete am 20.10.03 (23:23):

Bitte : nicht jeder, der Steuern zahlt, tut das weil er ehrlich wäre... da gibt es sehr viele, denen lediglich keine anderen legalen Möglichkeiten bleiben. Hätten sie diese (wie manche sie eben haben), so würden sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch "clever" handeln und keine bzw. weniger Steuern zahlen.

Das ganze Steuerthema leidet unter zweierlei: einmal dem Streben, sich einen Vorteil zu verschaffen, und zum anderen einem total unsinnigen weil restlos zerfransten Steuerrecht.

Letzteres zu verbessern scheitert bislang wiederum an ersterem.