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THEMA:   Soll der Sonntag erhalten bleiben?

 18 Antwort(en).

Karl-F Fischbach begann die Diskussion am 26.06.00 (08:00) mit folgendem Beitrag:

Der Mensch hat mehr und mehr Freizeit, da er von den Produktionsprozessen freigestellt wird. Während der Sonntag als Erholungstag für ihn also immer weniger wichtig wird, wächst andererseits der Druck, teure Maschinen 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche laufen zu lassen. Hinzu kommt, dass unsere Gesellschaft immer mehr multikulturell wird und neben dem Sonntag z.B. der Sabbat als religiöser Feiertag an Bedeutung gewinnt.
Neuerdings hat die Börse an Feiertagen geöffnet, dies ist sicherlich nur der erste Schritt. Erklärtes Ziel ist der Dauerhandel rund um den Globus.
Ist der Sonntag eine überholte Institution? Welche Gründe könnten für seinen Erhalt sprechen?


H. Frickel antwortete am 26.06.00 (10:55):

Der Mensch braucht Überschaubarkeit, also ein Ultimo. Das war bisher der Wochen- Monat- und Jahresabschluss gewesen.
Bleibt keine Zeit für Ruhe und Besinnung, ist nur noch die Jagd nach mehr, höher und weiter der Sinn des Lebens - wird es nicht mehr lange dauern, bis jeder seinen Psychiater benötigt wie auch das tägliche Brot.

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/MSP)


Edith v.Bomhard antwortete am 26.06.00 (13:27):

Die Frage von Prof.Fischbach ist - leider - sehr aktuell und wird kontrovers diskutiert. Den Ausführungen von H.Frickel schliesse ich mich voll an und möchte nur noch hinzufügen, dass eine Gesellschaft, die sich in so hohem Masse von religiös geprägten Traditionen abwendet, wie das z.T. in der westlichen Welt geschieht, kulturell verarmt. Irgendwann wird es noch so weit kommen, dass Eltern ihren Kindern nicht mehr die eigentliche Bedeutung der christlichen Feiertage erklären können und diese Feiertage zu reinen Konsum-Feiertagen mutieren.


s.birkenhof antwortete am 28.07.00 (19:09):

die zeit fuer ruhe und besinnung MUSS bleiben und sie wird bleiben-und da,wo
sie abgeschafft wurde,wird sie -
vielleicht in anderer form-wieder eingefuehrt werden. kein arbeitgeber,
auch kein staat,kann auf die dauer auf
ausgeglichene menschen verzichten! nur,
warum sich auf den sonntag festlegen?
sicher,es ist eine christl.tradition,
aber im zeitalter der globalisierung(dies ohne wertung),muessen wir erkennen,dass auch andere religionen,
-nur an anderen tagen-ihren ruhetag haben und selbst staaten ihren feiertag.
nur,haben wir einmal darueber nachgedacht,dass wohl die ueberzahl der
menschen genau an diesen tagen arbeiten
MUSS,nur damit andere ihren freien tag
in ruhe und besinnung(?)verbringen koennen? zb. pfarrer u. bedienungspersonal in gaststaetten,hotel
u.ausflugszielen,dann das grosse heer der helfer in sozialen einrichtungen,
krankenhaeusern,der polizei...,ich koennte die reihe beliebig fortsetzen!
meine erfahrung ist,dass gerade die am
lautesten nach ihrem recht nach einem
freien wochenende schreien,die auch am
lautesten nach der polizei bruellen,wenn
sie an ihrem freien wochenende im stau
stecken oder am sonntag nicht schnell genug der arzt oder sonstiges personal an ihrem bette steht,wenn sie einmal ins krankenhaus muessen.
wir alle muessen also flexibler werden,
schon im eigenen interesse!


Manfred Franz antwortete am 31.07.00 (22:18):

"Wenn der Sonntag abgeschafft wird, gibt es nur noch Werktage!"
Dieser Aufkleber hat soooo recht!
Ich habe wesentliche Teile meines Arbeitslebens im absoluten Schichtdienst bei der Eisenbahn gearbeitet- also rund um die Uhr, die Woche und das Jahr. Und trotzdem sind mir die -wenigen- wirklich freien Sonn- und Feiertage immer etwas "Heiliges" gewesen, obwohl ich eher atheistisch eingestellt bin.
Die Ruhe, Besinnlichkeit und Freiheit dieses besonderen Tages habe ich immer genossen. Und auch heute noch, -als Rentner hat man ja alle Tage frei-, ist der Sonntag für mich herausgehoben, etwa durch besondere Aktivitäten- Museumsbesuche z.B. oder auch durch Besonderheiten des Speiseplanes. (Frühstücksei gibt es bei uns grundsätzlich nur Sonntags, ebenso wie "grüne Klöße").
Es wäre wirklich schade, würde der Sonntag der Arbeitsorganisation geopfert werden. Haben wir das bei dem hohen Stand der Technik nötig? Sind wir so arm geworden? Und müssen unbedingt ALLE Geschäfte auch am Sonntag möglich sein? Genügt

(Internet-Tipp: https://Radefeld.here.de)


Gisbert Pfundt antwortete am 10.08.00 (00:53):

Wie bereits geschrieben, es gibt viele Menschen, die auch jetzt schon Sonntags arbeiten müssen. Diese haben aber im allgemeinen an einem anderen Tag der Woche frei. Was hindert es, dass sie diesen freien Tag zum Sonntag (mit Frühstücksei) machen? Und das würde auch gelten, wenn wir nur noch "Werktage" hätten. Es sollte aber gesetzlich festgelegt sein, dass es wirklich mindestens 2 zusammenhängende freie Tage in der Woche (eben "Wochenende", gleich wie die Tage heißen) für jeden geben muß.


Christine Thiessen antwortete am 11.08.00 (14:35):

ich möchte Ihnen an dieser Stelle eine kleine Anekdote erzählen:
Lange Jahre arbeitete ich als Krankenschwester im Schichtdienst und natürlich auch Sonn- und Feiertage. Als mein Sohn vier Jahre alt war, kam er in den Kindergarten. Natürlich erzählte er von unseren geplanten Ausflügen. Eines Tage wurde ich deshalb von einer Erzieherin gefragt:" Sagen Sie , Frau Thiessen, haben Sie einen achten Wochentag?" Sehr verwundert schaute ich die junge Frau an. Sie erklärte lachend:" Wenn Christoph gefragt wird, wann der Ausflug statfindet, antwortete er nur immer am "freien Tag"!!" Seit dem gibt es in unserer Familie acht Wochentage. Liebe Grüße Christine Thiessen


Almex antwortete am 12.08.00 (13:39):

Schon seit es die Dikussionen in Deutschland gibt, bin ich ein Verfechter der totalen Abschaffung des Ladenschlußgesetzes.
Gründe: ganz einfach: ein "geheiligter" Sonntag, unabhängig davon, ob es religiöse Gründe gibt, würde doch wirklich die Welt zum Stillstand bringen.
In verschiedenen Beiträgen wurde es schon angedeutet: was wollten wir machen, wenn Polizei, Bahn, Krankenhäuser, Fernsehanstalten, Elektrizitätswerke, Tankstellen, Kinos und schließlich auch das Internet am Sonntag sagen würden: "heute geschlossen"? Warum sollen gewisse Berufsgruppen sonntags arbeiten müssen, und andere werder unter die Käseglocke gestellt ? Ich weiß, ich weiß . . . es hätte sich ja keiner so einen Beruf auswählen müssen.
Was aber mein Hauptanliegen ist: jeder der w i l l soll doch auch
d ü r f e n !!!
Ich weiß, ich weiß . . . jetzt kommen die Argumente, daß ein Arbeitgeber den -nehmer zwingen würde, sonntags zu arbeiten.
Darum nochmals, wer seinen Laden sonntags aufmachen will, soll es auch dürfen !


isel - Ilse Fahl antwortete am 28.08.00 (21:02):

Ich bin schon der Meinung, daß ein allgemeiner Ruhetag erstens dahinführen könnte, daß einige Leute etwas Gemeinsames planen,und das ist doch für ein gesundes Leben der Menschen immer wichtig! Auch um den Kindern etwas anzubieten, womit sie vielleicht gern ihre Freizeit ausfüllen könnten! Das fehlt heute doch leider zu sehr! - Dennoch bin ich ganz Deiner Meinung, Almex , Es ist m.E. gar nicht einzusehen, warum müssen wir Deutschen für alles ein Gesetz haben? Wenn einer gern seinen Laden länger aufhalten möchte, warum muß er dafür ein Gesetz haben! Wenn er Leute dazu überzeugen kann, mit ihm gemeinsam zu arbeiten, dann ist das m.E. eine gute Voraussetzung für eine gute und befriedigende Zusammenarbeit! Ich kann das nicht verstehen, warum müssen wir alles so massiv und großartig in Gesetzen festlegen! Dennoch sollte, der, der den Sonntag mit seiner Familie verleben kann, auch die Möglichkeit haben!


Ilse Fahl - isel antwortete am 28.08.00 (21:19):

Hier ist etwas Dummes passiert! Weg war mein Beitrag! Ich werde ihn noch einmal schreiben! Mache nur darauf aufmerksam: es kann also dahinführen, daß er nun zweimal erscheint?
Also: ich bin sehr dafür, daß er Sonntag erhalten bleibt,ich bin der Meinung, daß es eine gute Chance ist, für Familien aber auch für andere Leute gezielte Pläne zu gestalten, die es ermöglichen, daß Kinder zu persönlichen Interessen geführt werden, an denen sie durch ihr Leben viel Freude haben entwickeln können oder gesellige Kontakte könnten ausgebaut werden, die ja für ein menchliches und fröhliches Miteinander führen können, nur durch die Möglichkeit, daß alle Menschen gleichzeitig einen freien Tag haben . Andererseits, Almex, bin ich mit Dir einer Meinung, auch ich kann es nicht verstehen, warum wir Deutschen alles in Gesetze fassen müssen!? Warum sollte ein Ladenbesitzer nicht seinen Kunden seine Waren anbieten, wenn es ihm Spaß macht! Und wenn er dann noch Leute findet,die ihm dabei behilflich sein wollen, warum sollten sie nicht? Die aus derartigen Entscheidungen entstehende Zusammenarbeit wird mit Sicherheit besser sein, als wenn sie durch Gesetze geregelt wird!?


Peter Glinka antwortete am 30.08.00 (09:37):

Wir müssen den Egoismus überwinden und zu neuen Formen der Gesellschaft finden, den Ladenschluss frei geben und auf die natürlichen Veränderungen warten.
Dann wird auch wieder jeder seine Ruhezeiten finden, ob allerdings alle gemeinsam am Sonntag, das bleibt offen.


Ilse Fahl antwortete am 04.09.00 (20:55):

Peter, als ehemalige Lehrerin bin ich sehr daran interessiert, daß Eltern auch mal mit ihren Kindern Spiele spielen, Gewinnen - Verlieren lernen, daß sie Gelegenheit haben,mit der ganzen Familie und eventuell noch Freunden zu wandern, zu musizieren,lustig zu sein! Immer nur Sport ist sicherlich - wie wir ja erleben - für manche schön, aber es muß etwas bewegt werden, daß Kinder auch an anderen herrlichen Möglichkeiten des Lebens Freude gewinnen können und Spaß empfinden, mehr und mehr darüber zu wissen! Es ist einfach dann - wenn jeder frei hat - auch sehr bald ein Bedürfnis, gemeinsam mit anderen etwas zu planen!So denke ich!? Ich habe sehr viel Interessen durch meine Eltern kennen gelernt, mit denen ich heute mein Alter würzen kann! Das wünsche ich auch anderen! - Vielleicht ist das altmodisch? Aber ich genieße es unsäglich, daß ich nun reichlich Zeit habe, den von meinen Eltern und Lehrern geweckten Interessen nachgehen zu können! Es erfüllt mein Leben! Ich finde darum die allgemeinen Feiertage sehr, sehr wichtig!


Peter Glinka antwortete am 05.09.00 (14:33):

Ja Ilse, Du hast mit allem (auch) recht, was Du sagst. Ich bzw. wir haben 3 Söhne erzogen und auch wir haben die gemeinsamen Wochenden genossen. Es ist auch uns viel hängen geblieben aus dieser Zeit.
Aber es gibt Entwicklungen, denen wir uns kaum entgegen stellen können. Da ist es besser, sie geschehen zu lassen und das Beste daraus zu machen. wer nicht mit der Zeit geht, muß mit der Zeit gehen!


Ilse Fahl - antwortete am 05.09.00 (16:14):

Ja, Peter, ich denke, wir sind uns total einig! Man kann und soll nichts erzwingen ! Aber ein Angebot - und wird es kaum angenommen, auf keinen Fall deutlich erwidert,- aber ich denke, wenn es irgendwo mal erfahren ist, dann liegt es - wenn auch versteckt - um gegebenenfalles erneut aufgerufen und weitererarbeitet werden! Was ich aber nie erfahren habe, da komme ich nicht drauf, da etwas zu suchen! Klar müssen und sollen wir niemanden quälen(?) Wer ließe sich das gefallen? von meinen drei Söhnen jedenfalls keiner! Selbst wenn sie heute alle ganz andere Wege gehen, aber in ihrer Jugend haben sie so manches wahrgenommen, letztlich ist das doch in ihnen!? Und in Deinen Söhnen sicher auch!
Übrigens kann ich Dir auch sagen, daß ich in meiner Jugend oft entgegen meinen elterlichen Anregungen glaubte zu empfinden! Irgendwann aber später dann wußte ich, was für mich interessant ist! Und darauf hoffe ich bei meinen Söhnen auch! Und wenn nicht - nun, dann haben sie eben etwas für sie Besseres gefunden! Auch das ist doch gut!


Ilse Fahl antwortete am 05.09.00 (17:23):

Hallo, Peter, mir fällt gerade noch ein Satz von meinem Sohn ein, den er mir sagte, nachdem er seinen Zivildienst in der Kinder-und Jugendpsychiatrie hinter sich hatte, wo er schwierigen Kindern wieder " auf die Beine helfen" mußte:
"Es ist einfach wichtig, sich klar gegenüber den Kindern auch mit seinen Interessen darzustellen, wenn sie etwas richtig dargestellt erlebt haben , dann können sie sich später daran orientieren
vor eindeutigen Ergebnissen kann man sich selber später klar entscheiden,man findet sich dann leichter selber!


Peter Glinka antwortete am 06.09.00 (10:14):

Mit anderen Worten. ilse, man muß immer versuchen, seinen Kindern - oder überhaupt allen Kindern - ein gutes Lebensbeispiel zu sein?
Genau das habe ich immer versucht, speziell damals vor 25 Jahren als die Jungs noch klein waren, 11, 8, 6.
Ich verunfallte damals und erlitt eine Querschnittlähmung. Ich habe ihnen gezeigt, dass man nie aufgeben darf. Habe mich im Rahmen meiner Möglichkeiten für sie eingesetzt, habe ihnen aber auch di Möglichkeit gegeben sich für mich einzusetzen. Das ging bis zu Behördengängen, die sie für mich selbstständig erledigen. Was sie nicht gern taten, mußten sie eben ungern tun. Sie haben früh gelernt, sich durchzusetzen und das, so glaube, war für sie richtungsweisend


Johannes Michalowsky antwortete am 07.09.00 (13:13):

Liebe Ilse,

noch zu Deinem Eintrag vom 28.8.:

Ich war im August 10 Tage in Spanien: Jedwede Einkaufsmöglichkeit selbstverständlich - einschl. Sonntag (!) - bis 22 Uhr, Verkaufspersonal wie immer, teilweise ausgesprochen freundlich und sicher dankbar für die Arbeitsmöglichkeit.

Spanien steht nicht im Verdacht, ein atheistisches Land zu sein, und Familiensinn und Familienleben werden dort groß geschrieben und praktiziert.

Am Sonntag, den 3.9. habe ich in Divonne, Frankreich, auf dem Markt eingekauft - sämtliche Läden drumherum waren ebenfalls geöffnet. Es herrschte ein frohes Treiben, das durchaus sonntägliches Flair hat, weil solches sich an Werktagen als Familienerlebnis nicht entfalten kann. Daß in Frankreich ein Familienleben durch den Markttag am Sonntag gefährdet werden könnte, ist undenkbar.

Weißt Du noch, daß Gewerkschaftler bei uns bei der verlängerten �ffnungszeit nur am Donnerstag - ein zaghaftes "Experiment" - allen Ernstes mit einer Zunahme der Rate von Ehescheidungen gedroht haben? Bedauerlicherweise hatten die damals nicht gesagt, welche Auswirkungen Männe's Skatabend oder Gang zum Fußballplatz oder was der maskulinen Freizeitgestaltung sonst noch alles dient, auf das Familienleben hat.

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/)


Camilla Stein antwortete am 11.09.00 (00:41):






Ich habe alle Beiträge gelesen und über alle Gründe pro und kontra nachgedacht. Ich kann nur den Leuten zustimmen, die sich für die Freiheit einsetzen. Ediths Bedenken kann ich überhaup nicht verstehen,. Eltern, denen eine christliche Tradition wichtig ist, werden diese an ihre Kinder weitergeben. Freiheit heißt doch auch überhapt nicht, das alle Menschen an allen Wochenenden arbeiten müssen! Es wäre durchaus möglich, daß einige immer am Wochenende frei nehmen. Da müßte halt ein Dienstplan her, der frühzeitig, sagen wir mal 4Wochen im voraus festgeschrieben ist. Natürlich ist es möglich, eigene Termine zu berücksichtigen,Kindergeburtstag,Familienfeiern oder ähnliches.Dann wäre auch endlich mal Vater und Mutter an diesen Tagen bei den Partys dabei! Das ist doch auch ein Vorteil und alles planbar! Man muß doch nicht so auf den Sonntag festgelegt sein! Ich war wegen des freien Wochenendes am letzten Samstag bei der Expo! Es war eine Katastrophe! Warteschlangen von 1 12 Std waren möglich! Ich konnte in keinem Pavillion mich in das Thema hineindenken, ich mußte im Strom langsam mitgehen! Das lag nur daran, weil es diese freien Wochenenden gibt, sonst hatte sich das anders verteilt.


Camilla Stein antwortete am 11.09.00 (00:46):

In meinem Betrag habe ich einen Fehler übersehen, ich bitte um Entschuldigung.Es muß heißen 1/2 bis eine Stunde Wartezeit !!!!