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THEMA:   Rechtsradikalismus II

 12 Antwort(en).

Heidi Lachnitt begann die Diskussion am 30.12.00 (01:26) mit folgendem Beitrag:

Neuer Eintrag im Diskussionsforum Politik & Gesellschaft

Thema: Rechtsradikalismus

Peter H. ([email protected]) schrieb am 30.12.00 (00:35):

Liebe Heidi, Deine Rechtsextremismus-Hysterie artet allmählich zur Peinlichkeit aus. Was erwartest Du eigentlich von einem achtzig Millionenvolk? Alles grundanständige Leute? Keine Diebe, Mörder und Rassisten? Wir leben doch hier nicht im Paradies. Ich betrachte es als eine Auszeichnung für unser Volk, wenn trotz hoher Ausländerkriminalität, trotz einer linken Regierung mit drei ehemaligen Linksextremisten, trotz einer betont antinationalen Politik quer durch alle Bundestagsparteien, wenn unter diesen Vorgaben dann doch nur ein so geringer Bodensatz rechtsextremistischer Straftaten zustande kommt.
Mir sagte vor einigen Wochen ein Jugendlicher: "Wenn man in diesem Land nicht rechtsradikal wird, dann macht man sich nichts mehr aus Deutschland". Über diesen Satz solltest Du mal nachdenken.
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Heidi Lachnitt anwortet am 30.12.00


Lieber Peter, es ist eine "veraltete" Männermasche, den Frauen "Hysterie" anzudichten, wenn sie unbequem werden!

Was ich von einem ..Volk erwarte? Dass es sich menschlich verhält. Statistik ist keine Entschuldigung für Gewalttaten. Selbst 'eine' Gewalttat wäre eine zuviel.

Ja, ich erwarte, dass wir uns alle "grundanständig" verhalten. Aber ich habe meine Messlatte wohl ein wenig höher gehängt als Du.

"Wenn man in diesem Land nicht rechtsradikal wird, dann macht man sich nichts mehr aus Deutschland". -- über diesen Satz werde ich garantiert nachdenken und vermutlich wird er mir den Schlaf rauben!


Wolfgang Maul antwortete am 30.12.00 (02:06):

Von einem "achtzig Millionen Volk" erwarte ich eigentlich gar nichts. Denn diese Dimensionen sind mir zu gross. Von einem Mann erwarte ich allerdings - zumal gegenüber einer Dame -, dass er sich anständig verhält und in der Wahl seiner Worte vorsichtig ist. Ihnen allerdings unterstelle ich - Peter H. - noch nicht einmal Ihren vollen Namen nennen Sie, - dass Ihnen der "Bodensatz rechtsextremistischer Straftaten" gar nicht hoch genug sein kann. Genau gegen solche Menschen und deren Ideologien richtet sich dieses Forum.


webmaster antwortete am 30.12.00 (08:28):

Rechtsradikalismus I ist mit 140 Antworten im Archiv lesbar:
/seniorentreff/de/diskussion/archiv6/archiv.html

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv6/archiv.html)


Peter Helbig antwortete am 01.01.01 (17:51):

Zunächst wünsche ich allen Besuchern dieses Forums ein gesegnetes, frohes und glückliches neues Jahr-, und daß wir Senioren/Seniorinnen uns noch lange einer guten Gesundheit erfreuen dürfen.
Liebe Heidi, wenn ich Dich der RE-Hysterie bezichtigt habe, so nicht deshalb, weil Du eine Frau bist. Vor mir liegt die Ausgabe des SPIEGEL vom 4.12.2000, Nr.49, und da steht auf dem Titelblatt in großen Lettern im Zusammenhang mit dem RE: "Die hysterische Republik." Der gewiß nicht rechtslastige SPIEGEL bezichtigt also ein ganzes Volk der RE-Hysterie, und wie ich meine, mit Recht.
Auch für mich ist jede Gewalttat eine zu viel. Aber Deine Idealvorstellung, daß wir uns alle "grundanständig" verhalten müßten, ist zwar lobenswert, aber leider völlig unrealistisch. Der Philosoph Karl Popper meinte sogar: "Der Versuch, den Himmel auf Erden einzurichten, produziert stets die Hölle." Und deshalb setze ich in der Tat die moralische Meßlatte gegenüber meinen Mitmenschen etwas tiefer als Du, weil wir nun mal alle unvollkommene Individuen sind-, mit unterschiedlich guten und schlechten Eigenschaften versehen.
Und was den Ausspruch des Jugendlichen betrifft, in diesem Land evtl. ungewollt zum sog.Rechtsradikalen zu mutieren, so wird damit lediglich eine Abwehrhaltung artikuliert, nicht im eigenen Land zum Fremden zu werden, politisch, sprachlich, kulturell fremdbestimmt zu werden, vielleicht auch einem Multikulti-Fanatismus entgegenzuwirken und nicht permanent negativ über das eigene Volk zu reden. Legitime Vorstellungen also, die eigentlich niemanden den Schlaf rauben sollte, in unserem Land aber leider als rechtsradikal diffamiert werden.


Heidi Lachnitt antwortete am 01.01.01 (21:47):

Du schreibst: "Aber Deine Idealvorstellung, daß wir uns alle "grundanständig" verhalten müßten, ist zwar lobenswert, aber leider völlig unrealistisch. "

Ich halte das nicht für lobenswert sondern für völlig normal, lieber Peter, und auch nicht für eine "Idealvorstellung" sondern für einen Maßstab unseres täglichen Lebens bzw. Verhaltens. Soweit es meine Person betrifft, werde ich mich nicht damit abfinden, dass wir alle unzulängliche Lebewesen sind und resignieren, sondern täglich neu versuchen, nach diesem Maßstab leben. Ich werde damit weder Himmel noch Hölle auf Erden einrichten - nur zufriedener leben.

Zur Spiegelausgabe 49 vom 4.12.00- ich habe nicht nur diesen Artikel gelesen, sondern auch einige andere, wie z.B. "Die traurigen Tage von Sebnitz" Ich zitiere den letzten Absatz hieraus "Jeder hat Schaden genommen. Fast jeder. Genutzt hat es nur jenen, die glauben, es sei ein harmloses Fußball-.Liedchen, Mitmenschen ein Messer in den Rücken zu singen."

Ein weiterer Artikel, der mir in dieser Ausgabe auffiel: "Haiders Freunde im Lega-Land" Hier geht es um die "rechtspolulistische Lega Nord" in Treviso (Italien) und den Bürgermeister dieser Stadt - ich zitiere "Sein Traum ist eine Polizeitruppe zur persönlichen Verfügung - mit 30-40 Mann, wirksam bewaffnet..." "Seine Hauptsorge gilt dabei der Kontrolle von Fremden"... "Für illegale Einwanderer, die in Treviso straffällig werden, hat der Bürgermeister noch ein ganz besonderes Rezept: Man möge sie 'in Hasenkostüme stecken, damit die Jäger was zum Üben haben'."..."Nun gibt es Fremdenfeindlichkeit auch anderswo in Europa, und gemordet, wie etwa deutsche Neonazis, haben die LegaFanatiker noch nicht......Die Bossi-Truppe, die sich gern zu Erben keltischer Helden stilisiert, wäre überdies eine deutliche Verstärkung für Europas bisherigen Rechtsaußen, ein natürliche Partner für Jörg Haider und die Freiheitlichen in �sterreich." ... " Die Menschen empfänden die Lega als Notwehr gegen einen zentralistischen Staat, der uns schröpft, aber nicht schützt, erklärt Covre. Was die Nordlichter-Partei verändern werde, wenn sie erst einmal in Rom an der Macht sei? Die Zuwanderung müsse gestoppt, die "soziokulturelle Identität" der Einheimischen bewahrt werden, hofft der Unternehmer. Da sind wir uns mit Haider völlig einig. // Aber nicht nur mit dem. Er habe jetzt das aktuelle Einwanderungspapier der bayerischen CSU gelesen, strahlt Bürgermeister Covre aus Oderzo, das ist exakt unsere Position..." (vollständiger Text s.u.)
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Ist es auch hysterisch, wenn mir bei solchen Texten (ich lese nicht nur den Spiegel) eine Gänsehaut den Rücken hinunter läuft?

Wenn ich dann in deinem eigenen Text Worte wie "fremdbestimmt","Multikulti-Fanatismus", "im eigenen Land zum Fremden werden" lese, "legitime Vorstellungen" für Dich, frage ich mich, welche Stellung Du tatsächlich beziehst?

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de//spiegel/0,1518,106904,00.html)


Manfred Franz antwortete am 02.01.01 (12:32):

Solange linksradikale Autonome ihr Mütchen am Eigentum Anderer kühlen, grundsätzlich gegen Polizei und jede andere staatliche Instituion kämpfen, nicht immer mit gerade sportlich-fairen Methoden, sind für mich Links- oder Rechtsradikale das Gleiche: widerliche pubertäre Imponierer, die von gewissenlosen "Politikern" für ihre Ziele missbraucht werden. Und das Schlimme daran: Die (meist) jugendlichen Randalierer merken das nicht einmal. Da muss man ansetzen. In den Köpfen! Obgleich ich natürlich der Meinung bin, dass die VOLLE strafrechtliche Verantwortung JEDEN, und sei er auch noch "so jung" treffen sollte. Wer weiß, wie man einen Menschen umbringt, der ist auch "reif" genug, das Verwerfliche seiner Tat zu erkennen. Jedenfalls könnten sich dann diese unmündigen Hitzköpfe in ihrer Feigheit nicht mehr nur hinter ihrer gröhlenden Masse, sondern auch nicht mehr hinter falsch verstandenem Jugendschutz verstecken.


Peter Helbig antwortete am 03.01.01 (00:37):

Liebe Heidi, eigentlich hatte ich nicht die Absicht, mich nochmals zu diesem Thema zu äußern, aber aus Deinem letzten Eintrag mußte ich erkennen, daß Du mich in einzelnen Passagen mißverstanden hast. Daß Du selbst "grundanständig" bist und dafür auch nicht gelobt werden willst, das nehme ich Dir ohne weiteres ab. Aber Du kannst nicht erwarten, daß alle Menschen sich einer solchen "Grundanständigkeit" verpflichtet fühlen. Wir benötigten dann keine Polizei, keine Strafrichter, keine Gefängnisse. Deshalb habe ich Deine Forderung als Idealvorstellung bezeichnet, weil sie leider nicht zu realisieren ist.
Ich selbst würde mich als Wertkonservativen bezeichnen, was ja in einem pluralistischen Gemeinwesen nichts schändliches ist. Von daher halte ich auch die ganzen Demonstrationen gegen "Rechts" für eine Farce, wenn nicht gar Volksverhetzung. Wenn einzelne Personen Verbrechen begehen, sind das Kriminelle; sie müssen bestraft werden, egal ob sie politisch links oder rechts stehen. Aber die pauschale Hexenjagd gegen Rechte ist nichts anderes als politische Verfolgung. Statt gegen den tausendfachen Asylmißbrauch, den permanenten Mißbrauch unserer Gastfreundschaft und die Ausbeutung unseres Sozialsystems zu demonstrieren, wird gegen die Menschen demonstriert, die dies anprangern. Das nennt sich dann politisch korrekt. Was für eine verrückte Welt!
PS. Den äußerungen von Manfred Franz kann ich uneingeschränkt zustimmen.


Wolfgang Maul antwortete am 03.01.01 (11:52):

Wegen ein paar rechter Mörder und Totschläger müssten wir uns nicht allzuviele Gedanken machen. Dies wäre ein polizeiliches Problem und ohne weiteres zu lösen. Der Rechtsradikalismus wird aber aus der Mitte der Gesellschaft erzeugt und von dort permanent neu gespeist. Er ist strukturell vorhanden in unserer Gesellschaft und ist eine Gefahr für alle Menschen und für den Bestand des Rechtsstaates.

Fremdenfeindlichkeit hat in Deutschland Tradition. Dieser latente Rassismus wird durch die Politik oft - manchmal gewollt, manchmal auch ohne die Folgen zu bedenken - genutzt und gefördert. Das Boot sei voll und die deutsche "Leitkultur" sei in Gefahr - so wird uns suggeriert. Minderheiten - Ausländer, Asylsuchende, Juden, Muslime und andere - werden zu Sündenböcken gemacht und dann eben zwangsläufig zu Opfern von denen, die sich selbst am Rande des angeblich vollen Bootes wähnen.

Die Zeitschrift PUBLIK-FORUM bietet ein Dossier - �Den braunen Vormarsch stoppen� - online an:

https://www.publik-forum.de/dossiers/gegenrechts/default.htm

(Internet-Tipp: https://www.publik-forum.de/dossiers/gegenrechts/default.htm)


Heidi Lachnitt antwortete am 09.01.01 (07:24):

Notizen!
aus der Westfälischen Rundschau von heute:

Anschlag auf jüdischen Friedhof in Potsdam
Potsdam(AP) Die Serie rechtsextremistischer Zwischenfälle hält Brandenburg weiter in Atem. Unbekannte verübten gestern einen Brandanschlag auf die Totenhalle des Jüdischen Friedhofs in Potsdam. Am Tatort fanden die Ermittler ein Bekennerschreiben der "Nationalen Bewegung". Landesregierung, Stadt und die Jüdische Gemeinde zu Berlin reagierten mit Entsetzen und Bestürzung.

Neonazis wollen erneut durch Dortmund marschieren
Dortmund(dpa) Der Hamburger Neonazi Christian Worch hat erneut in Dortmund einen Aufzug von Rechtsradikalen angemeldet. Am 3. März will Worch zum dritten Male mit Gesinnungsgenossen durch die Revierstadt ziehen.

(Internet-Tipp: https://www.westfaelische-rundschau.de/free/wr.newsflash.set-000.html?news_id=1367284)


Wolfgang antwortete am 01.02.01 (00:43):

Das Thema "Rechtsradikalismus" scheint kaum noch jemanden zu interessieren. Wahrscheinlich, bis wieder was passiert... Dabei sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache (alle Angaben stammen aus einer Antwort auf eine Anfrage an die Bundesregierung):

Die fremdenfeindlichen Straftaten erreichten vergangenes Jahr ein Ausmaß wie noch nie. Insgesamt 2.333 fremdenfeindliche Straftaten verzeichnet die Statistik des Bundeskriminalamtes (BKA) für 2000. Das waren 60 Prozent mehr als 1999. Mindestens 2 Menschen kamen im letzten Jahr durch rechte Gewalttäter ums Leben; insgesamt 396 Migranten wurden im gleichen Zeitraum verletzt, viele davon schwer. Auch die Zahl der durch rechte fremdenfeindliche Gewalttäter Verletzten lag damit im letzten Jahr um ein Viertel höher als noch ein Jahr zuvor.


Ingrid Splinter antwortete am 19.02.01 (00:34):

Die Thesen von Peter Helbig sind nicht "wertkonservativ", sondern reaktionäre Stammtischparolen.Feindbilder nützen uns nichts.Die Tatsachen sind erschreckend genug. Aber mir sagte neulich ein Jugendlicher:"Die Ewig-Gestrigen sind mit Tatsachen und Argumenten nicht zu überzeugen. Sie leben noch in ihrer alten Lagerfeuer-Romantik oder sind einfach nur dumm," "und gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergeblich!"

18.2.01


Heidi antwortete am 19.02.01 (16:55):

Wenn es doch bloß "nur" Dummheit wäre, Ingrid!


Ilse Wedelstaedt antwortete am 19.02.01 (19:41):

Ingrid Splinter,

wenn es nur die "Ewig-Gestrigen" wären! Schlimm ist, daß ihre Ansichten von den Jüngeren unbesehen nachgeplappert werden.

Ilse W.