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THEMA:   Die Macht oder Ohnmacht des Verbrauchers für fairen Handel

 8 Antwort(en).

Barbara begann die Diskussion am 03.01.03 (10:36) mit folgendem Beitrag:

Nach dem Lesen eines Zeit-Artikels mit dem Titel

Im Takt von tausend Nähmaschinen

fühle ich mich noch ohnmächtiger im Bestreben, als Verbraucher einen fairen Handel zu erzwingen. Der Artikel beschreibt das Elend der Frauen, die unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen Textilien für unsere Ladentische herstellen.

Gleichzeitig wird sehr anschaulich geschildert, dass es den Frauen ohne diese gesundheitsschädliche, ausbeuterische Arbeit noch schlechter ginge....

Es gibt zu viele arme Menschen auf unserer Welt, die für wenige Cents bereit sind, ihr Leben für die Ausstattung unseres Wohlstands zu ruinieren. Alternativen fehlen bisher.

Bitte lest den Artikel in der ZEIT und sagt mir, mit welchen Gefühlen ihr das nächste T-Shirt kaufen werdet.

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2003/02/Bangladesh


pilli antwortete am 03.01.03 (11:05):

mit guten!

denn...veränderung kann m.e. nur aus den eigenen reihen entstehen, und dass zeigt "Muni`s" geschichte. die winzigkleinen schritte durch meinen kaufboykott zu zerstören,das steht mir nicht zu.

auf dem "nachtmarkt" von Hongkong beobachtete ich frauen, die vor einem berg von himmelblauen jeans hockten. eine jede hatte ein kiste mit anhänger-schildern. verschiedene markennamen konnte ich feststellen :-) aber auch einige mir bekannte noname schilder. wohlgemerkt, die jeans waren die gleichen! die frauen unterhielten sich, lachten und manche sangen und schienen interessiert an vielem. wenn ich heute eine neue jeans kaufe, erinnere ich mich an das gesehene und habe "ein gutes gefühl".


Marianne antwortete am 03.01.03 (18:35):

Barbara,
erst einmal Danke, dass Du uns auf diesen Artikel, den ich mit Anteilnahme las, aufmerksam gemacht hast.

Aber Du weist ja selbst darauf hin, dass es falsch wäre, mit einem völligen Boykott ( pakistanischer ) Textilien zu antworten, denn das entließe die ausgebeuteten Frauen auch nicht aus ihrer Not.Da bin ich ganz Pillis Meinung, dass das Gefühl immer noch gut sein sollte, wenn man ein T-shirt kauft.

Aber es werden ja im Artikel Wege gezeigt, wie "Muni" sogar zu einem eigenen Bankkonto kommen kann: durch gewerkschaftlichen Zusammenschluss vor Ort und durch ein Verkaufssystem, das mit dem Schlagwort " faire" Preise in den Käuferländern umschrieben wird.
Und da haben die europäischen/ amerikanischen usw Käufer es dann in der Hand, steuernd einzugreifen.

Das ist gut und schön --- für Leute in diesen Ländern, die a) genug Geld zur Verfügung haben und b) auch noch genügend solidarisches Bewusstsein zeigen.
Die Globalisierung ist nicht mehr zu verhindern, sie ist da. Am Beispiel Muni sieht frau das sofort. Auch tritt sie als Schraube auf, wie es im Artikel deutlich wird. Die reichen Länder werden ( hoffentlich nur noch kurze Zeit) immer reicher und die ärmeren ------- und jetzt kommt meine Schlussfolgerung aus dem Zeitartikel ----- werden nur sehr sehr langsam reicher.
Das ist auch für mich ein beschämender Zustand, aber auch unsere Väter im 19. und frühem 20. Jahrhundert mussten diesen bitteren Weg der sozialen Gleichstellung gehen und schafften den Weg aus dem Dreck mit Hilfe christlicher Arbeitervereine, der frühen sozialdemokratischen Parteien und später mit Hilfe der Gewerkschaft.

Also, so denke ich, kaufen wir dort, wo es " faire" Preise
gibt aber auch im normalen Kaufhaus.


Barbara antwortete am 05.01.03 (01:09):

Dank an Euch beide,
pilli und Marianne, für Eure Beiträge.

So ganz locker wie pilli kann ich mich nicht über das Elend in den Fabrikationsländern hinwegsetzen und einfach sagen:
damit habe ich nichts zu tun!

Ich überlege beim Einkauf schon, wieso eine Ladenkette wie hm z.B. aufwändig verarbeitete Kinderkleidung zu Spottspreisen anbieten kann. Es gibt inzwischen immer mehr Kaufhäuser, sie sich für faire Arbeitsbedingungen in den Hersteller-Ländern verbürgen. Zwar kaufe ich nicht ausschließlich in derartigen Geschäften, frage jedoch immer häufiger nach. Das kann man heute auch bequem per E-mail von Zuhause aus erledigen und man gibt den Kaufhäusern zu verstehen, dass einem eine fair erstellte Ware wichtig ist.


pilli antwortete am 05.01.03 (05:16):

@ Barbara

wo und mit welchen worten setze ich mich über elend hinweg?

ich habe eine dem forum gerechte kurze antwort gegeben
und dir mitgeteilt, daß ich ein gutes gefühl beim kauf meiner t-shirts habe,denn...wo ich was und warum kaufe, das habe ich dir bisher nicht mitgeteilt :-) ich überlege auch nicht wie du, warum "spottpreise" entstehen; ich weiß es, denn die einkaufsmöglichkeiten vorallem einiger großen unternehmen sind mir nicht fremd. *g*

außer flirten ist mir auch der begriff des "tittytainment", des bei Laune gehalten werden aus dem buch "Die Globalisierungsfalle" /H.P. Martin u. H. Schumann erschienen bei rororo bekannt, daß ich dir sehr empfehlen darf. ich zitiere weiter eine Tucholsky aussage aus diesem buch:
"Wenn die Unternehmer alles Geld ins Ausland geschafft haben, nennt man das den Ernst der Lage." (1930)

was also glaubst du in diesem forum mit dieser frage zu bewegen? ich antwortete dir so leicht, wie die frage gehalten war :-)

p.s.
ich muß nicht aber ich möchte dir mitteilen, meine kaufentscheidung bzgl. kaffee`fällt, sodenn es meine finanziellen möglicheiten zulassen, für ein geschäft in der kölner innenstadt "käffchen". der faire preis für 250gr. Hawaii kona beträgt ca. 15.-�; gutes gewissen kostet eben!

zufrieden :-)

den link zu "kaeffchen" setze ich in den internet-tipp, es ist auch der versand möglich

ps.ps.
auch das lese ich manchmal neben den "heile glöcklein" und "schneeweißes röcklein" gedichten:
vielleicht gefällt`s?

gerade gelesen und kopiert aus der hp der "Rheinischen Brigade"
Der aktuelle Text
Heinz Ratz
Ausblick 2003

Wir wissen es: das nächste Jahr wird besser!
Die Uhr des Lebens wagt noch ihr Tick-Tack.
Der Mensch ist, Gott sei Dank!, ein Allesfresser
und findet selbst an Kriegen noch Geschmack.

Wir haben uns, ums spannend zu gestalten,
ein wenig nuklear bedroht.
Zum Glück sind unsre Staatsgewalten
sehr friedlich motiviert in all der Not.

New York wurde ein wenig stadtsaniert
und Spanien eingeschmiert mit Ölen.
Auch ihn gibt's noch: den Penner, welcher friert,
während wir andern Weihnachtslieder gröhlen.

In Israel wird Mensch von Mensch zerrissen,
mit umgeschnallten Bomben, handgemacht.
In Palästina, ohne jegliches Gewissen,
werden per Panzer Kinder umgebracht.

Afghanistan? Was solls: wir zögerten nicht lange!
Das mit dem Christsein klappt noch nicht so recht.
Da war doch etwas mit der "andern Wange..."?
Die Welt wird aufgeteilt in "gut" und "schlecht".

Wir hier in Westeuropas goldner Barke
schalten das Elend mit der Fernbedienung aus.
Noch immer nämlich triumphiert der Starke.
Naht auch ein Sturm: er glaubt an sein Zuhaus.

O, eines hätt ich fast vergessen,
bevor wir dann den Sekt genießen.
Der Kabeljau ist weltweit aufgefressen.
Doch darf man wieder Elefanten schießen.

Dem freien Tiger gibt man noch fünf Jahre.
Dem Urwald zehn bis zwanzig höchstenfalls.
Den Rest der Tierwelt finden wir als Ware,
in Plastik und in Dosen, als Schnitzel oder Schmalz.

Stoßen wir an: das nächste Jahr wird besser!
Falls nicht - ist uns das auch egal.
Wir Menschen, wir sind Allesfresser,
mit einer äußerst dehnbaren Moral.

Internet-Tipp: https://www.kaeffchen.de htm


pilli antwortete am 05.01.03 (06:13):

sorry,

falscher eintrag im internet-tipp

Internet-Tipp: https://www.kaeffchen.de/start.html


Manfred Franz antwortete am 05.01.03 (06:37):

Darf ich mich einmischen?
Bei den "fairen" Preisen der Dritte-Welt-Läden beschleicht mich schon manchmal das Gefühl, dass die Preise am allerwenigsten denen nützen, für die sie gemacht sein sollen, sondern, dass sich damit eine Organisation einige, vielleicht sogar "ordentlich bezahlte", Arbeitsplätze sichert.
Sicher habt ihr Recht: es ist schon schlimm, dass aus einer ursprünglich zahlenmäßig kleinen Schicht von Ausbeutern ganze Völker (wir gehören dazu!) dieser Gewinner an anderer Völker Armut geworden sind.
Nur, die Lösung, die manchen Leuten vorschwebt: Den Reichtum und die Reichen abzuschaffen, um alle reich zu machen, die geht nicht auf. Am Ende sind nicht alle reich, sondern alle arm.
Q.e.d. Sagten wir früher am Ende eines Beweises: Siehe das Ende des Weltkommunismus.


Manfred Franz antwortete am 05.01.03 (07:21):

Entschuldigt bitte:
Meine eMail-Adresse war nicht exakt:Ist jetzt
>[email protected]<
Meine alte
>[email protected]<
ist aber auch noch aktiv.


pilli antwortete am 05.01.03 (08:02):

@ Manfred Franz

sicher "misch dich ein" war mal das motto eines ev. kirchentages; hab`ich mir sehr gut gemerkt *g*

nur "käffchen", wenn du weißt, wovon ich schrieb und dem link gefolgt bist, ist beileibe kein "Dritte-Welt-Laden". die meide ich wie die pest! nein, es ist die etwas andere art...bewußt einzukaufen

nix für ungut, aber das design des ladens spricht eine andere sprache...:-)