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THEMA:   Braucht die moderne (Natur-)Wissenschaft die Religion?

 40 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 04.01.03 (14:32) mit folgendem Beitrag:

Wir wissen: Wissenschaft hat kein "eingebautes" Ziel oder eine "eingebaute" Ethik. Wissenschaft kann zum "Guten" oder zum "Bösen" verwendet werden. Beispiel: In diesen Tagen soll ein weiterer wissenschaftlicher "Erfolg" bem Klonen von Menschen gefeiert werden.

Die Wissenschaft braucht die Religion als Grundlage, ist die Meinung der Politologin GESINE SCHWAN:

"Wissenschaft hat aus sich selbst keinen normativen Wegweiser, keine Orientierung am ganzheitlichen Horizont der Wahrheit. Die Religion gibt einzelnen Wissenschaftlern wie den Institutionen zu bedenken, dass Wissenschaft de facto immer in einem größeren Wirkungszusammenhang geschieht und dass es in unserer unaufgebbaren Verantwortung liegt, diesen Zusammenhang [...] immer erneut analytisch zu durchdringen."

SZ - 04.01.2003
Das zerstörte Tabu
Ohne ein religiöses Fundament und ohne die Sehnsucht nach Wahrheit verrät die Wissenschaft ihre eigenen Ideale und verkommt zum Erfüllungsgehilfen der Wirtschaft / Von GESINE SCHWAN
https://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/getArticleSZ.php?artikel=artikel51.php

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/getArticleSZ.php?artikel=artikel51.php


Angelika antwortete am 04.01.03 (15:26):

hmhmhm - wie stehts bei Darwin:

Naturwissenschaft und Religion widersprechen einander
nicht, sind aber auch nicht in der Lage, einander zu bestätigen. ...


Marianne antwortete am 04.01.03 (15:46):

Die Religion als Denkstruktur, als Lehrgebäude braucht den Glauben des Einzelnen.
Die (Natur)wissenschaften brauchen die Denkfähigleit, den Fleiß und (oft) die Intuition eines Einzelnen.

Mein (hoffentlich kein Trug)schluss:

Der Mensch kommt ohne den Menschen nicht aus.


Wolfgang antwortete am 04.01.03 (22:04):

Es ist noch zu sagen, dass die Religionen 'a priori' natürlich auch nicht ein Bollwerk gegen wissenschaftliche Irrungen sind... Heute habe ich das Transscript eines Gesprächs gelesen in der "Jüdischen Allgemeinen", ein Gespräch mit dem Rabbiner Nathan Peter Levinson - ehemaliger Landesrabbiner von Baden, Berlin, Hamburg und Schleswig-Holstein. Der meint: " [...] Alles ist in Ordnung, wenn es dem Wohl der Menschen dient."

Jüdische Allgemeine - 01.01.2003
"Im Prinzip ist gegen das Klonen nichts zu sagen"
Gespräch mit Rabbiner Nathan Peter Levinson
https://www.juedische-allgemeine.de/index.html

Internet-Tipp: https://www.juedische-allgemeine.de/index.html


seewolf antwortete am 04.01.03 (23:28):

... klingt ganz vernünftig, was der Rabbiner dort sagt.


mechtild antwortete am 04.01.03 (23:55):

�Alles ist in Ordnung, wenn es dem Wohl des Menschen dient.� Diese Aussage ist auch keine Hilfe, denn es ist nicht klar, was dem Wohl des Menschen dient. An dieser Frage ergeben sich sehr viel unterschiedliche Meinungen. Wissenschaft soll forschen und die Ergebnisse präsentieren. Das ist die Aufgabe von Wissenschaft. Mit Menschen zu experimentieren halte ich jedoch für menschenverachtend und sollte deshalb verboten sein. Die Politik hat unter anderem die Aufgabe den Menschen zu schützen. Wenn jedoch erlaubt wird, mit dem Menschen und dem menschlichen Erbgut wissenschaftlich zu experimentieren, wo gibt es für den Menschen noch Schutz. Ich möchte schon weiter die Sicherheit haben, das der Mensch keine Ware ist und Menschen nicht künstlich gezüchtet werden dürfen, auch nicht zum Wohle eines anderen Menschen. Es ist jetzt schon so, das Arme in Dritt-Ländern eine Niere verkaufen und Reiche aus der Ersten-Welt keine Skrupel haben sie zu kaufen.
Wenn Menschen als Ersatzteillager künstlich gezüchtet werden, wo bleibt da die Würde des Menschen? Vielleicht sind jedoch die geklonten Menschen auch besser Menschen. Entsteht da nicht eine neue Form des Rassismus?
Für alle diese Fragen brauchen wir Religionen und andere Gruppen, die sich mit ethischen Fragen beschäftigen.


Barbara antwortete am 05.01.03 (00:27):

Ich denke nicht, dass es eine Frage der Religion ist zu entscheiden, was richtig und was falsch ist. Es sei denn, man würde Religion mit Gewissen gleichsetzen....
Bringe ich meinen Nachbarn nicht um, weil es mir mein Gewissen verbietet oder weil es gegen das fünfte Gebot verstoßen würde?

Jeder Mensch, somit auch jeder Wissenschaftler, ist für sein Tun verantwortlich. Ein Wissenschaftler ist nicht dazu da, alles Machbare zu erforschen und die Ergebnisse zu veröffentlichen; er hat auch sein Gewissen zu befragen, ob es die Verantwortung der Folgen seiner wissenschaftlichen Ergebnisse tragen kann.

Carl Friedrich von Weizsäcker hat sich wiederholt zu diesen Fragen geäußert, u.a.:

>>Verantwortung der Wissenschaftler
In der Frage der Verantwortlichkeit gibt es keine Neutralität

Der Mensch ist für sein Tun, aber auch sein Nichttun verantwortlich. In der Frage der Verantwortlichkeit gibt es keine Neutralität.
Bei der Beurteilung der Verantwortlichkeit kommt es wesentlich auf die Reichweite der Verantwortung an. Die Verantwortung reicht genauso weit wie die Möglichkeit der Ausübung menschlicher Macht bzw., wie wir den Gang der Geschehnisse beeinflussen können. (Picht)
Am Beispiel Albert Einstein ist das Problem der Verantwortlichkeit besonders umstritten, denn sein Motiv, �die Feinde der Menschheit [Nazis] daran zu hindern, ihnen [den USA] zuvorzukommen�, �zwang� den Pazifisten zur Mitarbeit am Bau der Atombombe.<<


Manfred Franz antwortete am 05.01.03 (07:04):

Bleibt immer die Frage: "Verantwortung" vor wem, für was oder wen, nach welchen Regeln? Ob da gerade die Religionen, die letzlich alle mit den Hypothesen der Wissenschaften gemein haben, dass sie das (noch) nicht Erwiesene zu erklären versuchen, das Maß der Dinge sein sollten? Die den Religionen angefügten Verhaltensregeln dienten und dienen doch in erster Linie zur Disziplinierung der (gläubigen) Öffentlichkeit und müssen nicht unbedingt zur Richtschnur und Begrenzung der Forschung genutzt werden. Es gäbe andere, allgemein menschliche Werte. Welche das sind, darüber wird wohl solange gestritten werden, wie es die Menschen überhaupt gibt.
Und es wird immer auf die konkreten Umstände ankommen. Wer totkrank auf ein Spenderorgan angwiesen ist, denkt über derarige "Werte" sicher ganz anders, als ein in voller Gesundheit stehender (meist junger) Mensch.


Manfred Franz antwortete am 05.01.03 (07:26):

Entschuldigt bitte, meine eMail-Adresse war nicht exakt:
>[email protected]<
Meine alte ist aber auch noch aktiv:
>[email protected]<


WANDA antwortete am 05.01.03 (09:05):

sehr interessante Frage - da vieles schon gesagt - frage ich, wodurch entsteht ein Gewissen ?


Marianne antwortete am 05.01.03 (09:38):

@ Manfred Franz

Ich kann mich Deinen Worten nur vollinhaltlich anschließen und habe das, was Du so klar uns kurz sagst, auch mit meiner mehr aphoristischen Bemerkung gemeint.


Simba antwortete am 05.01.03 (11:45):

Ich denke, das Gewissen wird uns anerzogen - von Eltern, Schule, Umwelt und auch Religion.


Wolfgang antwortete am 05.01.03 (12:29):

Das Problem ist nicht gelöst, indem auf das Gewissen EINZELNER verwiesen wird. Der moderne Wissenschaftsbetrieb ist eine KOLLEKTIVE - private und staatliche - Veranstaltung. Die aufgelegten Wissenschaftsprogramme spiegeln in aller Regel gesellschaftliche Machtverhältnisse wider. Besonders deutlich wird das bei den Wissenschaftsprogrammen der GentechnikerInnen.

Auf dem Feld der Gentechniken werden bedeutende wirtschaftliche Vermarktungsmöglichkeiten erwartet. Genau dort - in der Wirtschaft - gibt es aber keine "Moral"... Hier wird nach Profitmöglichkeiten optimiert.

Die Frage stellt sich also immer dringender: Wer steuert nach welchen Regeln den Wissenschaftsbetrieb?


Barbara antwortete am 05.01.03 (13:31):

Ich bleibe dabei, dass jeder einzelne für sein Tun verantwortlich ist und dass ihm diese Verantwortung niemand und nichts abnehmen kann. Darüber hinaus muss die Gesellschaft über ein Kontrollgremium verfügen, das definiert, was für unsere Gesellschaft als unverantwortlich anzusehen ist.

In der Bundesrepublik gibt es dazu den Nationalen Ethikrat. Die Mitglieder kommen aus sämtlichen Interessengruppen unserer Gesellschaft. Ob hier in der Mehrzahl wirtschaftliche Interessen überwiegen, vermag ich nicht zu beurteilen.

Internet-Tipp: https://www.ethikrat.org/ueber_uns/auftrag.html


mechtild antwortete am 05.01.03 (13:42):

Es kann nicht das �Gewissen� jedes Einzelnen entscheiden, was moralisch erlaubt ist und was nicht. Es müssen schon die relevanten gesellschaftlichen Gruppen und dazu zählen die Religionen, sich zusammensetzen und um einen Konsens ringen. Man kann es in einer pluralistischen Gesellschaft nicht einer Gruppe überlassen, was moralisch erlaubt ist und was nicht. Jeder Mensch und auch jede Gruppe hat Eigeninteressen und es wird nicht anders möglich sein, als durch zähes Ringen einen Konsens zu erreichen, mit dem alle leben können. Das ist nicht einfach, aber notwendig. Meine Moral heißt nicht, alles was machbar ist, ist auch erlaubt. Eine intensive Wertediskussion täte unserer Gesellschaft sicher ganz gut. Man würde aufhören zu jammern und wieder bewusst leben. Weniger kann auch mehr sein.


seewolf antwortete am 05.01.03 (14:06):

mechthild -

DONNERNDEN Applaus meinerseits für Dein Statement! Der Individualismus hat in unserer disziplin-feindlichen und egozentrik-orientierten Gesellschaft schon bisweilen skurril anmutende Züge entwickelt.

Schon in der kleinsten denkbaren "Gesellschaft", nämlich einer Partnerschaft zwischen lediglich 2 Individuen, bedarf es eines Konsens' hinsichtlich fundamentaler Einstellungen. Umso mehr gilt dies in einer Stammes-, Volks-, Staaten- oder Weltgemeinschaft...

... und dann gibt es eben zwangsläufig Mehrheitsentscheidungen, die Minderheiten nicht gefallen - siehe Sicherheitsrat der UN :-)


Barbara antwortete am 05.01.03 (16:33):

Noch einmal:

Ich habe nie geschrieben, dass das Gewissen eines Einzelnen entscheiden sollte, was in einer Gesellschaft moralisch erlaubt ist und was nicht. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass sich auch ein Wissenschaftler nicht von den Folgen seiner Forschung freisprechen kann.
Jeder einzelne trägt die Verantwortung für sein Tun!

Beispiel: ein Wissenschaftler entwickelt einen Sprengstoff, mit dem man unsere Welt in Pulver verwandeln könnte. Das wäre eine derart geniale Erfindung, wofür er Ruhm oder gar den Nobelpreis erwarten könnte!?

Darf er diese Forschungsergebnisse veröffentlichen?

Meine Antwort lautet: NEIN!

Für diese Wahnsinnserfindung trägt ER die Verantwortung. ER hat sich die Folgen auszumalen, was z.B. passieren könnte, wenn dieses Pulver in falsche Hände gelänge. Daher muss er seinen Drang nach Ruhm unterdrücken, die Forschungen abbrechen und sämtliche Aufzeichnungen vernichten. Er kann nicht sagen: "Ich bin nur Wissenschaftler. Meine Aufgabe ist es zu forschen. Um die Folgen meiner Erfindungen brauche ich mich nicht zu kümmern!"

Das ist meine Meinung!

Da eine Nation nicht davon ausgehen kann, dass das Gewissen eines Einzelnen in jedem Fall mit dem moralischen Konsenz einer Gesellschaft übereinstimmt, müssen Richtlinien geschaffen werden. Was unter Missbrauch zu verstehen ist, wird jede Gesellschaft für sich anders entscheiden. Ein Gremium, in dem Vertreter als Spiegelbild der Gesellschaft sitzen, sollte dem Gesetzgeber Vorschläge unterbreiten, was diese Gesellschaft moralisch vertreten kann und was nicht. Meiner Meinung nach sollten in diesem Gremium auch Theologen vertreten sein, da sie zu unserer Gesellschaft dazu gehören. Aber auch Gelehrte und Personen aus allen möglichen anderen Bereichen.

Ich meine, dass der Nationale Ethikrat diese Aufgabe in Deutschland übernommen hat.


mechtild antwortete am 05.01.03 (20:18):

@ Barbara
Im Grunde stimme ich Dir zu. Nur ist ein Forschungsergebnis nie das Ergebnis nur eines Wissenschaftlers und Forschung ist an sich erst mal wertfrei. Der Ethikrat hat in Deutschland eine wichtige Aufgabe übernommen. Doch die Diskussion, was ist erlaubt und was nicht, muss auch in der Gesellschaft passieren in den Kindergärten, Schulen, Betrieben, Freizeiteinrichtungen,den Medien usw.
Jeder Mensch muss sich mit diesen Themen auseinandersetzen, weil es jeden betrifft. Es reicht nicht, wenn die Diskussion nur in wissenschaftlichen Räten läuft. Dann wird das Ergebnis nicht von der Gesellschaft mitgetragen. Junge Menschen sehen Fortschritt anders als alte Menschen. Es muss eine Diskussion zwischen den Generationen stattfinden und dem sogenannten Bürger auf der Straße und dem Wissenschaftler.
Demokratische Gesellschaften sind halt anstrengend. Man/frau muss sich halt über alles selbst eine Meinung bilden. Es ist keiner da, der einem sagt, was man zu meinen hat. Mir ist das ganz angenehm. Ich denke gerne selbst und lasse nicht so gerne denken.


Barbara antwortete am 05.01.03 (22:25):

Natürlich muss die Gesellschaft sich den Problemen stellen. Was tun wir hier anderes?

Selbstverständlich diskutiere ich auch mit Freunden, Bekannten und Verwandten. Gerade über die Möglichkeit des Klonens hatte ich in diesen Tagen mit meinen Kindern (drei: alle in den Zwanzigern) eine heiße Diskussion. Meine Söhne meinten total cool, die ganze Aufregung darum sei umsonst. Das Klonen von Menschen käme so oder so; es sei nur eine Frage der Zeit. Die Behinderungen und die kurze Lebenserwartung der geklonten Menschen bekäme man schon noch weg.....

Wir diskutieren Stunden und Tage und sind vielleicht am Ende ein ganz klein wenig schlauer oder auch verwirrter.

Vielleicht wäre es an der Zeit, sich wieder mehr mit Dürrenmatts Theaterstück "Die Physiker" zu beschäftigen. In dem Stück geht es genau um diese Problematik.

Internet-Tipp: https://ethik.magiers.de/physiker.html


Medea antwortete am 06.01.03 (08:40):

Ob die Wissenschaften unbedingt eine Religion brauchen, weiß ich nicht, aber ich glaube schon, daß jeder Mensch eine Religion haben sollte. Sie sollte Leitfaden für das sein, was sich in langen Prozessen in einer Gesellschaft als "gut" oder "böse" herausgebildet hat. Religionen in ihren vielfältigen Formen haben immer die menschliche Geschichte nachhaltig beeinflußt (wird sie pervertiert, dann leider negativ). Gottesfurcht darf m.E. nicht zu Gottesangst werden. Gott durch Gebete und Gottedienste anzurufen und Gottesnähe zu erfahren (wie nicht nur den Mystikern geschehen) hat vielen Menschen in auswegslos erscheinenden Situationen geholfen.
Auch "Nichtglauben" ist ja eine Form von Glauben....
Ich bin weit entfernt davon, Religion als Opium für's Volk zu verstehen.
Da fallen mir gerade die unsäglichen Forschungen an lebenden Tieren, Gottes Geschöpfen, in Namen der Wissenschaft ein. Würden die Wissenschaftler hier von Ethik/Religion geleitet, das Leben des Tieres zu achten, könnten sie doch schwerlich in der Lage sein, es derart zu quälen.

Medea


Wolfgang antwortete am 06.01.03 (10:01):

Es wird ja nicht nur an lebenden Tieren, sondern auch an lebenden Menschen geforscht oder besser gesagt, gebastelt. Alle ForscherInnen, so mein Eindruck, sind mit sich und ihrem Gewissen im Reinen. Mehr noch: Die meisten ForscherInnen werden nicht müde zu betonen, dass alles nur zum Wohle der Menschheit geschehe.

Der Widerstand gegen das Basteln mit und am Menschen wird immer geringer... Jetzt im Januar dürfen in Israel aus menschlichen Embryonen gewonnene Stammzellen nach Deutschland exportiert werden. Darum geht es: "Gewinnung und Transplantation neuraler Vorläuferzellen aus humanen embryonalen Stammzellen" - so die recht vage offizielle Formulierung des Forschungsteams des Bonner Neuropathologen OLIVER BRÜSTLE. Das deutsche Embryonenschutzgesetz verbietet (noch) das Ausschlachten menschlicher Embryonen (deshalb der Umweg über Israel).

Bereits 1999 hatte BRÜSTLE in den angesehenen "Proceedings" der amerikanischen "National Academy of Sciences" eine Arbeit veröffentlicht, in der er zeigen konnte, dass sich sogenannte neuronale Vorläuferzellen, die im "Reagenzglas" aus pluripotenten embryonalen Stammzellen gezüchtet worden waren, im Gehirn von Ratten zu Nervenzellen und zu den das Nervengewebe umgebenden Gliazellen differenzieren können. Damals war noch gezwungen, solche "Forschungen" in den USA zu machen, heute geht das auch in Deutschland.

Die Würde tiefgefrorener menschlicher Embryonen? - Geschenkt... Hier geht es ums big business und so lange es darum geht, wird keine selbstgestrickte "Moral" die forschen ForscherInnen bremsen, sondern eher noch deren Bemühen beschleunigen.

In vitro-generated neural precursors participate in mammalian brain development (by OLIVER BRÜSTLE et al.)
https://www.pnas.org/cgi/content/full/94/26/14809

Internet-Tipp: https://www.pnas.org/cgi/content/full/94/26/14809


schorsch antwortete am 06.01.03 (11:25):

@ Wolfgang: "...Jetzt im Januar dürfen in Israel aus menschlichen Embryonen gewonnene Stammzellen nach Deutschland exportiert werden..."

Und so kommen denn die deutschen Juden, die dem Holocaust entronnen sind, wieder in ihr Heimatland zurück.....


hl antwortete am 06.01.03 (11:34):

Den letzten Satz finde ich nicht witzig und ganz und gar nicht angemessen.


Karl antwortete am 06.01.03 (11:41):

@ schorsch
Nicht alles taugt dazu Witzchen zu machen.


seewolf antwortete am 06.01.03 (14:05):

Eines steht doch wohl fest:

es war nicht der Homo sapiens oder einer seiner Vorfahren, der diese Erde, dieses Sonnensystem, diese oder auch noch andere Galaxien oder gar den Kosmos "erfunden" oder erzeugt hat.

Folglich halte ich es schon für eine Anmaßung, den Menschen als "Krone der Schöpfung" zu betrachten. Noch anmaßender finde ich es, sich der offensichtlichen Erkenntnis zu entziehen, daß wir Menschen NICHT in der Lage sind, das Universum überhaupt zu verstehen - auch wenn Scharen von Wissenschaftlern mit allerlei Technik immer "weiter" in den Kosmos zu "sehen" glauben...

Umso sinnvoller finde ich daher das gedankliche Modell einer "höheren Macht" - nennt sie wie Ihr wollt, die uns Menschen wenigstens insoweit vereinen könnte, als wir eine gemeinsame "Letzte Instanz" respektieren und unsere Sehnsüchte nach Gerechtigkeit und Hoffnungen auf "ein gutes Ende" darauf projizieren - denn nichts ist unerträglicher für den Menschen als bange Ungewißheit: sie macht krank und/oder böse/aggressiv - sie lähmt jeden positiven Gedanken.

Für mich persönlich heißt diese Letzte Instanz nicht Gott oder Allah oder Manitou, sondern "Großer Guter Geist".

Von menschlich geprägten Strukturen wie Kirchenorganisationen oder Sekten und dergl. halte ich gar nichts. Sie sind in der Regel "von allen guten Geistern verlassen".


Medea antwortete am 06.01.03 (14:43):

@ Karl

Ich habe den Satz von Schorsch als Sarkasmus verstanden und überhaupt nicht als Witzchen.


Medea


Medea antwortete am 06.01.03 (14:48):

@ Seewolf

"Großer guter Geist" - ein schöner Gedanke....

wobei wir spätestens jetzt bei den Indianern Nordamerikas
angekommen sind.

Damit könnte ich mich auch noch anfreunden ....


Medea


Felix antwortete am 06.01.03 (14:58):

Ich möchte nochmals auf die Ausgangsfrage eingehen:

So gestellt würde ich sie klar verneinen!

Was sie braucht sind ethische Richtlinien ... aber nicht solche, die aus irgend einer der religiösen Anschauung stammen, solche, die ... wie schon bereits von <mechtild> postuliert ... kollektiv als Konsens errungen wurden und auch den neuen Situationen und Anforderungen angepasst werden müssen.
Religionen sind dazu da .... Fragen zu beantworten, die rational nicht angegangen werden können. Also z.B. Fragen nach der Sinngebung, nach dem Leben nach dem Tod etc.
Die individuelle Gewissensbildung geschieht einerseits durch das soziale Umfeld (Familie, Wohngemeinschaft, Spielgruppe, Kindergarten, Schule etc.) anderseits durch Lebenserfahrung, Lernprozesse und eigene Gedanken dazu.
Wozu indoktrinierte, dogmatische, absolutistische Verhaltensregeln führen können ... brauch ich hier nicht auszuführen.
"Macht euch die Erde untertan!" ... hatte für unsern Lebensraum fatale Folgen!


Felix antwortete am 06.01.03 (15:22):

Ich möchte nochmals auf die Ausgangsfrage eingehen:

So gestellt würde ich sie klar verneinen!

Was sie braucht sind ethische Richtlinien ... aber nicht solche, die aus irgend einer der religiösen Anschauung stammen, solche, die ... wie schon bereits von <mechtild> postuliert ... kollektiv als Konsens errungen wurden und auch den neuen Situationen und Anforderungen angepasst werden müssen.
Religionen sind dazu da .... Fragen zu beantworten, die rational nicht angegangen werden können. Also z.B. Fragen nach der Sinngebung, nach dem Leben nach dem Tod etc.
Die individuelle Gewissensbildung geschieht einerseits durch das soziale Umfeld (Familie, Wohngemeinschaft, Spielgruppe, Kindergarten, Schule etc.) anderseits durch Lebenserfahrung, Lernprozesse und eigene Gedanken dazu.
Wozu indoktrinierte, dogmatische, absolutistische Verhaltensregeln führen können ... brauch ich hier nicht auszuführen.
"Macht euch die Erde untertan!" ... hatte für unsern Lebensraum fatale Folgen!


Felix antwortete am 06.01.03 (15:24):

Die Verdoppelung könnte auf ein "Reload" zurückzuführen sein ... pardon!

Mit der Vorstellung von Seewolf vom "Guten Geist" ... den ich eher als "Mächtigen Urgeist" bezeichnen würde
... kann ich mich recht gut anfreunden.
Dieser Ursprung aller Dinge ist auch geschlechtsneutral und kann alle Glaubenrichtungen einschliessen.
Meine Schwester, die keiner Kirche angehört, wurde oft zum Halten von ökumenischen Andachten
eingeladen. In ihren Predigten brauchte sie konsequent den Ausdruck "Grosser Geist" oder "Geheimnisvoller
Geist". Auch im Gebet wurde dieser angesprochen.
Gerade in ethischen Fragen wäre es angebracht konfessionelle Gebundenheit aufzugeben. Ansonsten werden
Andersdenkende von Anfang an diskriminiert.


Wolfgang antwortete am 06.01.03 (17:07):

Großer Geist

Oh großer Geist, dessen Stimme ich in den Winden vernehme und dessen Atem der ganzen Welt Leben spendet, höre mich. Ich bedarf Deiner Kraft und Weisheit.

Laß mich in Deiner Schönheit wandeln und laß meine Augen immer das Gold und Purpur des Sonnenuntergangs beschauen.

Laß meine Hände die Dinge verehren, die Du gemacht hast, und meine Ohren Deine Stimme hören.

Schenke mir Weisheit, damit ich die Dinge erkennen möge, die Du mein Volk gelehrt hast, und die Lehre, die Du in jedem Blatt und in jedem Felsen verborgen hast.

Nicht um meinen Brüdern überlegen zu sein, suche ich Kraft, sondern um meinen größten Feind bekämpfen zu können - mich selbst.

Mache mich immer bereit, mit reinen Händen und geradem Blick zu Dir zu kommen, damit mein Geist, wenn dereinst mein Leben verblaßt wie die untergehende Sonne, ohne Scham zu Dir kommen möge.

OM - Amen

(Ameriko-indianisches Gebet)


Barbara antwortete am 07.01.03 (14:04):

Ich habe noch einmal den zur Diskussion gestellten Artikel sowie sämtliche Beiträge gelesen. Eigentlich bräuchten wir bzw. die Wissenschaftler wahrscheinlich keine Religion, wohl aber den Glauben an das "Jüngste Gericht".

Seewolf nennt es:
eine gemeinsame "Letzte Instanz"

Im Gebet der Indianer heißt es:
Mache mich immer bereit, mit reinen Händen und geradem Blick zu Dir zu kommen, damit mein Geist, wenn dereinst mein Leben verblaßt wie die untergehende Sonne, ohne Scham zu Dir kommen möge.

Beides gefällt mir sehr gut.

Ganz allgemein fehlt es den Menschen doch offenbar an Verantwortungsbewusstsein. JedeR redet sich heraus:

Der Wissenschaftler:
Ich bin ja nur Teil eines Kollektivs. Wenn ich die Forschung verweigere, wird sie von einem anderen durchgeführt. Wird der Auftrag nicht von uns erledigt, gehen die Gelder für die Forschung ins Ausland. Ich muss schließlich auch meine Familie ernähren und an meine Zukunft denken.....

Der Anlageberater:
Ich muss dem Achzigjährigen den Aktienfond verkaufen, auch wenn er u.U. dreißig Jahre auf Ertrag warten muss, sein Vermögen sich evtl. kurzfristig halbieren wird. Wenn ich die von der Leitung vorgegebenen Zahlen nicht erfülle, wird mein Gehalt gekürzt und ich werde versetzt oder gar entlassen. Andere haben schließlich auch keine Skrupel.

Der Soldat:
Schließlich war ich lange genug arbeitslos. Ich muss meine Familie ernähren. Wenn ich die Bomben nicht abwerfe, macht es ein anderer. Mich wird man entlassen und bestrafen. Ich führe nur aus, was andere anordnen.

Würden sich die genannten Personen ebenso verhalten, wenn sie von der Existenz eines "Jüngsten Gerichts" überzeugt wären? Vielleicht brauchen viele von uns diese Drohung, um ihr Gewissen zu aktivieren und ihr Tun während dieses Lebens mit Blick auf "die Letzte Instanz" hin zu überprüfen?


seewolf antwortete am 07.01.03 (15:02):

Barbara -

ich denke, zuallererst sollten wir uns bewußt werden über die völlige Irrelevanz unseres persönlichen Daseins. Der/die einzelne von uns ist total unerheblich angesichts dessen, was man den Kosmos oder die Schöpfung nennt. Ich sage gelegentlich scherzhaft, unser ganzer Planet ist im Grunde genommen noch weniger als ein "kosmischer Furz". Wir erst recht...

Wenn es gelingt, diese bescheidene Sicht des Menschen anzuwenden, verblassen manche Eitelkeiten. Auch der Ehrgeiz relativiert sich ein wenig :-) ... und damit der "Tanz um das Goldene Kalb".

Bin ich erst einmal dem Zwang entronnen, mir ein Denkmal setzen zu müssen, muß ich den Flecken Erde, auf dem es stehen sollte, niemand anderem mehr streitig machen :-)

Und - wenn es dann noch gelingt, Zufriedenheit zu erlangen mit dem, was ich eigentlich nur brauche, Wohnung, Nahrung, Kleidung, Vergnügen (ohne andere zu quälen!), dann kann ich einigermaßen auf fälschlicherweise als "erstrebenswert" empfundenes verzichten.

Voraussetzung für einen solchen Denkprozeß ist allerdings nicht logisches Denken, sondern Einsicht in die eigene Entbehrlichkeit.


Wolfgang antwortete am 07.01.03 (15:19):

Es ist wohl das gesamte Projekt "Moderne", das sich beisst mit den Prinzipien "Verantwortung" und "Nachhaltigkeit" (was die Tugend "Bescheidenheit" in sich einschliesst).

Ich gebe deshalb diesem Projekt keine allzulange Zukunft.

Der "american way of life" - der sichtbarste und am weitesten fortgeschrittene Ausdruck der (westlichen) Moderne, kaum 200 Jahre alt - kollabiert schon vor unseren Augen.

P.S.: Bevor jetzt wieder ein Neunmalkluger mich des "Kulturpessimismus" zeiht... Ich bin äusserst optimistisch, dass die Menschheit zu einem besseren und vor allem langlebigeren "way of life" finden wird. :-)


seewolf antwortete am 07.01.03 (17:41):

... sicher - Wolfgang -

nur fürchte ich derzeit, daß dies noch eine ganze Weile dauern wird. Dazu gehört nämlich Bildung und Erziehung der jeweils jungen "Wilden"; beides ist offenbar in den Nachkriegsjahren in Europa nicht so ganz gelungen - wie denn auch, wenn die "klügeren Älteren" viel zu bequem und harmoniesüchtig sind und sich lieber mit materiellen Zuwendungen die Jugend vom faltigen Hals schaffen, statt sich permanent mit ihr geistig auseinanderzusetzen.

C'est la vie...


Günter Peltz antwortete am 11.01.03 (10:54):

Praktisch alle Religionen der Welt kenne die "10 Gebote" in der einen oder anderen Form. man kann sie auch als "Urgesetz" betrachten. Diese als Grundlage für Lehre und Forschung halte ich (überzeugter Atheist) für maßgebend. Leider werden diese, vor Allem in der christlichen Welt, praktisch nie befolgt.

Zum Thema: Klonen für Ersatzteillager. Ich erinnere mich, daß ich vor Jahrzehnten gelesen habe, daß in der damaligen UDSSR Ersatzteillager aus hirntoten Menschen existieren, welche zu gegebener Zeit im warsten Sinne des Wortes ausgeschlachtet und ihre Inneren Organe zur Reparatur anderer Menschen genutzt werden! Ich habe selbst einen Spenderausweis, aber das geht nun wohl doch zu weit.
Gruß Günter


schorsch antwortete am 11.01.03 (15:17):

Armer Mensch, dem einmal ein Ersatzteil von mir eingebaut würde (;--))))


Karl antwortete am 11.01.03 (16:15):

Lieber Schorsch,

das Warten auf "Ersatzteile" ist für Betroffene ein riesiges Problem. Beispiel aus dem Umfeld: 1 Jahr lang auf Platz 1 für eine Lebertransplantation. Bisher wurde keine passende gefunden, inzwischen riesige Angst, ob weiterhin der gute Platz auf der Liste erhalten bleibt, denn der Tumor wächst wieder und der Allgemeinzustand verschlechtert sich. Bei schlechtem Allgemeinzustand rutscht man auf der Liste wieder ganz nach hinten.

Organe für Transplantationen sind knapp. Viele mögen vor therapeutischem(!) Klonen ja Ängste haben, aber für viele Menschen wäre das die Überlebenschance, sie fürchten sich vor dem vermeidbaren Tod.

Therapeutisches Klonen bedeutet nicht, dass Menschen gezüchtet werden, als Ersatzteillager. Die Absicht ist es, Muskeln, Knochen, sonstiges Gewebe bei Bedarf wachsen zu lassen. Möglicherweise wird dies ausgehend von adulten Stammzellen möglich sein. Embryonale Stammzellen werden u.U. gar nicht benötigt.


Karl antwortete am 11.01.03 (16:27):

Lieber Wolfgang,


ich möchte Deinen Eingangssatz zumindest hinterfragen: "Wir wissen: Wissenschaft hat kein 'eingebautes' Ziel oder eine 'eingebaute' Ethik."

Die eingebaute Ethik der Naturwissenschaften ist die objektive Überprüfbarkeit ihrer Aussagen. Falsifiziert wird, was nicht reproduzierbar ist.

Nicht die Naturwissenschaft hat das Ethikproblem, sondern Naturwissenschaftler, Militärs, Politiker, Geschäftsleute, Menschen eben, die mit den Erkenntnissen der Wissenschaft etwas anfangen wollen. Da stimme ich Dir zu, sie können diese Erkenntnisse für Menschen oder gegen sie einsetzen. Leider kann man die Religionen auch gegen die Menschen instrumentalisieren, wie wir alle wissen.



Mit freundlichen Grüßen

Karl


Tessy antwortete am 11.01.03 (16:40):

Geht es nicht auch hierbei darum Macht zu erreichen? Und dafür wurde schon vieles "passend" gedreht.
In letzter Zeit beschäftigt mich oft die Frage:
Wer ist wirklich in der Lage mit Macht uneigennützig umzugehen???


Medea antwortete am 11.01.03 (16:56):

@ Schorsch

Schorsch, Du bist zum Küssen...
Selbst beim traurigsten Thema entlockst Du mir noch ein Lächeln ....