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THEMA:   Fleischkonsum gefährdet Tropenwald

 38 Antwort(en).

Günther Stephan begann die Diskussion am 17.02.01 (21:43) mit folgendem Beitrag:

Eine WWF-Studie kommt zu folgendem Ergebniss:
Das europaweite Tiermehlverbot wegen der BSE-Krise hat Konsequenzen für Brasilien: Soja ersetzt Tiermehl, seine Anbauflächen verdrängen den Tropenwald. Diese Entwicklung war für den WWF Schweiz Anlass, den Schweizer Fleischkonsum zu untersuchen. Weil die durch das Tiermehlverbot fehlenden Eiweisse durch Soja ersetzt werden, benötigt die Schweiz zusätzlich 16 000 Hektare Sojafelder - dies entspricht einer Grösse von 30 000 Fussballfeldern. Ein Bedarf, der ohne Importe nicht zu decken wäre. Eingeführt wird Soja vor allem aus Brasilien. Der gestiegene Bedarf in Europa geht jedoch auf Kosten wertvoller Landschaften wie der Savanne im zentralbrasilianischen Cerrado-Massiv und bald auch dem Amazonas-Regenwald. Ein Ende der fatalen Entwicklung ist nicht abzusehen. Es ist ökologisch und ethisch mehr als fragwürdig, dass das reiche Europa seine Tiere mit dem Brot der Armen füttert und erst noch wertvolle tropische Lebensräume bedroht. Die Schlussfolgerungen aus diesen Tatsachen und Lösungsansätze möchte ich hier zur Diskussion stellen.

(Internet-Tipp: https://www.wwf.ch)


Wolfgang antwortete am 17.02.01 (23:37):

Eine - nicht die einzige - Lösung wäre, dass nur so viele Tiere gehalten werden, wie auch mit EIGENEN Futterpflanzen und SELBST ernährt werden können. �kologisch und verantwortungsvoll Denkende fordern das seit Jahrzehnten. Subventionen sollte es dann nur noch für diese Art von landwirtschaftlichen Betrieben geben.

Logische Folgen: Die Preise würden wegen der höheren Kosten steigen und Angebot und Nachfrage würden gleichermassen zurückgehen. Und genau damit wäre schon viel gewonnen. Eine marktwirtschaftliche Lösung... Klasse statt Masse. :-)


Manfred Franz antwortete am 18.02.01 (06:50):

Genau so sehe ich das auch. Der Fleischkonsum geht tatsächlich zurück. Denn mehr als alle Apelle zur gesunden Lebensführung hat die Angst um die eigene Gesundheit bewirkt, die die BSE-Krise und der Schweinefleischkandal ausgelöst haben.
Insgesamt bräuchten die Verbraucher trotz steigender Preise für Fleisch auch nicht mehr als bisher auszugeben, wenn sie denn weiter so zurückhaltend im Kaufverhalten bleiben würden. Aber ob das geht?
Und um auf das zweite Problem einzugehen:
Das Tiermehl-Verfütterungsverbot halte ich für absolut richtig. Zumindest bei Pflanzenfressern.
Die Brasilianer sind selbst denkende Menschen. Würde Soja nicht so billig angeboten, würde sich von ganz allein kein Käufer finden, der die Tiere aus dem eigenem Anbau günstiger ernähren könnte. In diesem fall schon wieder ihn edler Selbstanklage die Schuld für das Abholzen der Regenwälder Brasiliens zu übernehmen, halte ich doch für etwas abwegig.


M.Threin antwortete am 18.02.01 (18:23):

Das Tiermehlverbot ist richtig, aber dazu muß eine Reduzierung der Fleischproduktion in Europa kommen. Dies wird jedoch nur geschehen, wenn die Subventionen der EU geändert werden und sich gleichzeitig die Essgewohnheiten der EU-BürgerInnen ändern. Das bedeutet nicht, wir müssen alle Vegetarier werden, sondern nur bewusster essen. Ein kleineres Steak oder Schnitzel und für die Viel-Esser nur ein statt zwei Stücke Fleisch und der Fleischkonsum wäre halbiert. Eine Anhebung der Preise würde zumindest die Essgewohnheiten der BürgerInnen schneller verändern, nur dann trifft es wieder am härteten die Armen.


Friedrich Schmiede antwortete am 19.02.01 (01:16):

Was würde mit den Menschen in den Agrarländern geschehen, wenn jedes europäische Land dazu überginge, nur noch selbstproduziertes Fleisch und selbstproduzierte Futtermittel --und anderes-- zu erlauben ? Vielleicht würde dann bald jemand kommen und berechnen, wieviele Menschen maximal pro Quadratmeter in einem Lande leben dürften ---?


Wolfgang antwortete am 19.02.01 (04:42):

Lieber Friedrich... wieviel Menschen maximal auf einer gegebenen Fläche NACHHALTIG leben können, das wird in der Tat bestimmt von der härtesten "Rechnerin", die man sich vorstellen kann... von der Natur.

Die Zeit läuft ab - in erschreckender Geschwindigkeit -, in der dieser simple Sachverhalt permanent weiter ignoriert werden kann.


Manfred Franz antwortete am 19.02.01 (06:59):

Und was soll mit den "übrigen" Menschen geschehen? Gibt es nicht auch noch den Austausch der Güter? So, dass eben jeder das produziert, was seinen Gegebenheiten, materieller und technischer Natur, am ehesten entspricht. Muss denn jedes Land autark sein? Damit hatten wir doch schon so unsere Negativ-Erfahrungen.
Und schließlich gibt es (noch) eine ständige Weiterentwicklung der Produktion, auch landwirtschaftlicher Produkte. ICH glaube nicht, dass die Menschheit in DER Beziehung schon am Ende ist. Natürlich wäre es nicht schlecht, wenn sich zu dem technisch-wissenschaftlichem Vermögen auch mehr Klugheit gesellen würde. Sonst geht die Menschheit an ihrer Dummheit zu Grunde- und NUR DARAN!


Wolfgang antwortete am 19.02.01 (10:13):

Nach meiner Überzeugung gehört EINE Ideologie zu den massgeblichen Ursachen der entsetzlichen Verwerfungen, die in der Natur und in der Gesellschaft und auch in der Seele der Menschen zu beobachten sind: Es ist die Ideologie des Fortschritts. Niemals hat eine Ideologie die Welt gründlicher und umfassender revolutioniert.

Die Ideologen des ständigen Fortschritts stehen aber jetzt (wo sie doch gerade ihre grössten Triumphe feiern) auch vor einem Scherbenhaufen. Sie wissen zum Beispiel nicht mehr, wie sie die wachsende Weltbevölkerung von zur Zeit mehr als 6 Milliarden Menschen NACHHALTIG auch nur ernähren sollen. Ihre "Antworten" sind so alt, wie ihre Ideologie: Augen zu, weiter so, noch mehr grosse Technik, noch mehr (naturwissenschaftliches) Wissen, noch mehr Markt, noch mehr Wirtschaft, noch mehr Produktion, noch mehr Konsumtion, noch schnelleres Tempo...

Diese Ideologen und ihre Ideologie sind am Ende - oder, sagen wir es genauer: Sie sind kurz vor dem Ende, denn ein paar Jahrzehnte werden sie ihre Spielchen sicher noch spielen... allerdings um den Preis von noch mehr Zerstörung.


Karl antwortete am 19.02.01 (10:42):

Hallo Wolfgang,

ich weiss jetzt, dass Du nicht mehr naturwissenschaftlichen Fortschritt willst, weil Du diesen für unsere Misere verantwortlich machst. Was aber willst Du stattdessen? Wie willst Du die real existierenden Probleme (z.B. Überbevölkerung) lösen? Das interessiert mich wirklich!


Wolfgang antwortete am 19.02.01 (13:16):

Lieber Karl... es ist interessant, dass mittlerweile die härtesten Vertreter der modernen naturwissenschaftlichen Rationalität ihr Scheitern eingestehen und hilflos und händeringend durch die Gegend laufen auf der Suche nach Lösungen, die sie gestern noch verlacht haben. *fg*

1973 erschien ein bekannt gewordenes Buch �Small is beautiful" von E. F. SCHUMACHER mit dem deutschen Untertitel �Die Rückkehr zum menschlichen Maß". Darin wird dargelegt, dass NACHHALTIGKEIT mit den grossindustriell bestimmten High-Tech-Konzepten und -Wissenschaftsprogrammen nicht zu erreichen ist. "Small is beautiful" ist das Schlagwort einer Bewegung (vor allem in der Dritten Welt) geworden, die an die Wurzeln des Übels geht: Bescheidenheit, Kleinheit und Langsamkeit, an Stelle von Hochmut, Grösse und Schnelligkeit... Klasse statt Masse...

Nur ein paar Stichworte dazu (beispielhaft und eng an das Thema angelehnt): Kleinräumigkeit, regionale Erzeugung und Vermarktung, naturnaher Landbau, Verzicht auf gentechnisch manipulierte Pflanzen und Tiere, Revolutionierung der ungleichen sozialen Machtverhältnisse in den sogenannten unterentwickelten Ländern ("Wer das Land bebaut, dem soll es auch gehören"), Einsatz ausschliesslich regenerativer Energien, Dematerialisierung, Energie- und Materialeffizienz UND gleichzeitig Suffizienz (Genügsamkeit)...

Mein Fazit: Wir haben kein technisches, sondern ein philosophisches Problem (vor allem mit unseren naturwissenschaftlich gebildeten Eliten). - Vielleicht dazu noch ein kleiner Vers von Franz GRILLPARZER aus "Der Traum ein Leben"

Und die Grösse ist gefährlich,
Und der Ruhm ein leeres Spiel;
Was er gibt, sind nicht'ge Schatten,
Was er nimmt, es ist soviel!


Wolfgang antwortete am 19.02.01 (13:28):

Ein Webtipp (damit keiner auf das dünne Brett steigt und meint, Leute wie ich wären naturwissenschaftlich ungebildete Laien und Technikfeinde):

Die Gruppe Angepasste Technologie (GrAT) ist ein Verein an der Technischen Universität Wien, der sich aus AkademikerInnen und StudentInnen der verschiedensten Fachrichtungen zusammensetzt. Die verbindende Idee der Gruppe ist das gemeinsame Bewußtsein um die Verantwortung für einen sozial- und umweltverträglichen Umgang mit Technik.

Das Motto: Technologie und Techniken den menschlichen Bedürfnissen und den Ressourcen anpassen - und nicht umgekehrt.

GrAT - Gruppe Angepasste Technologie
https://www.grat.tuwien.ac.at/


Heidi antwortete am 19.02.01 (17:36):

die welt ist klein und weit weg

wir sagen immer die welt ist klein geworden
aber sie ist doch noch groß genug
dass wir sagen können
was interessiert mich der regenwald
irgendwo am anderen ende der welt
erst wenn hier bei uns
die städte überflutet werden
die Felder austrocknen
und die sonne den hautkrebs beschert
erst dann fällt uns ein:
da gab es doch irgendwo den regenwald
WER HAT DEN EIGENTLICH ABGEHOLZT??

hl


Heidi antwortete am 19.02.01 (17:50):

WER HAT DEN EIGENTLICH ABGEHOLZT??

nicht die Fortschrittsdenker, nicht die Naturwissen-schaftler, auch nicht die brasilianischen Bauern oder die "fleischfressenden" Bürger... - die Profitgierigen, die Machthungrigen, die eiskalt Rechnenden und über Leichen Gehenden sind es, die die "Regenwälder" unserer Erde abholzen und wir alle spielen ihr Spiel mit, weil wir uns an die Bequemlichkeit und die "Sicherheit" des Fortschritts gewöhnt haben. GELD regiert die Welt und uns.


Karl antwortete am 19.02.01 (19:07):

Lieber Wolfgang,

klein ist schön, stimmt in vielen Fällen! Wenn ich aber eingestreut in Deine Liste des Wünschenswerten finde: "Verzicht auf gentechnisch manipulierte Pflanzen und Tiere", so kommt mir das doch wieder nur ideologisch daher. Denn Gentechnik ist nun am nächsten an der Nanotechnologie, von der wir beide hier im Forum ja schon einmal beide geschwärmt haben. Die pauschalierende Verurteilung der Gentechnik kann ich nicht nachvollziehen.

(Internet-Tipp: https://www.zum.de/Gentechnik/)


Manfred Franz antwortete am 19.02.01 (19:45):

Nicht so pessimistisch! Weltuntergangs-Theorien und -Befürchtungen sind immer mal wieder aufgetaucht. Oft im (pseudo-)wissenschaftlichem Gewand. Und haben sich bis heute nicht bestätigt. Trotz örtlicher Naturkatastrophen, trotz Erderwärmung. Die war schon -sogar in historischer Zeit- wesentlich größer als die schlimmsten Warnungen der Wissenschaft heute vorhersagen. Und wenn der allgemeine Wohlstand weiter fortschreitet, wird auch die Vermehrungsrate der Menschheit wieder abnehmen, sich sogar umkehren. Dann steht die Wirtschaftswissenschaft vor einem neuem Problem: Wie die zunehmende Alterung zu meistern wäre.
Aber das wird gelöst, wie das Energieproblem auch gelöst werden wird. Davon bin ich überzeugt.


Karl antwortete am 19.02.01 (20:00):

Hallo Manfred F.,

der Wohlstand steigt nicht überall. Gerade dort, wo er zur Geburtenkontrolle benötigt würde, steigt er eher nicht. Es wird sich nicht alles automatisch zum Guten wenden, man muss was dafür tun. Nur was? Die Antworten auf diese Frage sind nicht einfach.


Manfred Franz antwortete am 19.02.01 (21:38):

Sicher hast Du da recht. Nicht überall steigt der Wohlstand, aber sicher in der Summe eben doch. Erinnerst Du Dich? In den achziger Jahren hatte man für die Jahrtausendwende 10 Mrd. Menschen vorhergesagt. Heute sind es gerade mal 60 % von dieser Menge. Und die werden -wieder nur in der Summe, wohlgemerkt- auch einigermaßen ernährt. Dank der Gentechnik. Die ist übrigens nicht neu, sondern seit Beginn von Ackerbau und Viehzucht bewusst angewendet worden, um die Ernährungsgrundlage zu verbessern. Automatisch geht tatsächlich der Weltlauf nicht nur zum Guten. Aber es gibt doch auch vernünftige und einsichtige Menschen auf dieser Erde und nicht NUR Dummköpfe!


Friedrich Schmiede antwortete am 19.02.01 (23:34):

??? Fortschritt ??? WOHIN ??? Wohlstand für alle ??? Die Abholzung fällt jetzt auf, weil die Erde zu klein wird für soviele Menschen. Aber der Mensch ist nicht schuld am Untergang des Planeten ! Mutter Natur hätte die Erde größer machen müssen ! Wenn die EVOLUTION (( = Mutter NATUR )) geordnete und gutorganisierte Lebens-Gemeinschaften gewollt hätte, dann wäre sie vor Tausenden von Jahren bei den Ameisen- und Bienenvölkern stehen geblieben ---- aber nein, SIE (( Mutter NATUR )) wollte etwas anderes ----denn sie ließ den Menschen entstehen. WARUM ??? WOZU ??? Will sie wirklich Fortschritt und Weiterentwicklung des Lebens ??? Oder brauchte sie nur ein geeignetes Tier, welches in der Lage ist, die ganze Elend der Lebewesen auf diesem Planeten wieder auslöschen zu können ---? z.B. mittels Gentechnik, BSE, Robotronik, Atomraketen usw.. Mir scheint, dass nicht irgendeine (unmoralische ?) "Ideologie" seitens der Menschen (( z.B. "Geld regiert die Welt" )) "am Ende" ist, sondern die Schöpfung (( = Evolution )) selber ----. Aber angesichts dieser Naturgewalt nutzen der Menschheit alle wissenschaftlichen Erkenntnisse nichts ---Deshalb : gelobt sei, was Illusionen macht !! und : "freut euch des Lebens.....solange noch Rosen blühn !!" Helau !


Wolfgang antwortete am 21.02.01 (04:23):

Ich habe Diskussionen zu Umweltthemen in den letzten Jahrzehnten die Menge erlebt. In fast jeder Diskussion gab es idealtypische Vertreter zweier Glaubensrichtungen:

Solche, die ein naives und unbegrenztes Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit des derzeit vorherrschenden Modells der westlichen Produktions- und Konsumtionsweise und der ihnen zugrundeliegenden Wissenschaftsprogramme haben. Diese Gläubigen sind für das drohende Scheitern des Modells praktisch nicht ansprechbar. Risiken - falls sie diese überhaupt wahrnehmen - sind in ihren Augen Chancen. Sie haben keine Ahnung von der Dynamik der Probleme und begreifen nicht den Wettlauf gegen die Zeit.

Und solche, die - möglicherweise aus Verzweiflung oder aus Zynismus - Risiken und Gefahren zwar sehen, aber den Kampf um Lösungen aufgegeben haben.

Protagonisten dieser Lager repräsentieren aber das eigentliche Problem. Denn VERNÜNFTIGE Lösungen kann man nur erreichen, wenn man REALISTISCH bleibt. Optimisten und Pessimisten sind geradezu Lösungsverhinderer...

P.S.: Im Moment bin ich etwas verblüfft, dass ich mich - gegen meine Intention - (intellektuell gesehen und in dieser Diskussion) beim Gentechniker am wohlsten fühle. :-)


Friedrich Schmiede antwortete am 21.02.01 (23:55):

Hallo Wolfgang, mit "vernünftig" meinst Du sicher Deinen am 19.2. diskutierten Weg eines entropischen Gesundschrumpfens der Menschheit auf kleinere = dörfliche = genügsame Gemeinschaften im Sinne von " Small is beautiful". Aber in langweiliger Sparsamkeit und Nutzlosigkeit dahinvegetieren, bloß um am Leben zu sein, empfinde ich furchtbar geisttötend
(( vgl. kommunistische Planwirtschaft )). Der Mensch muß SPASS haben, und NEUGIER (( = Gier nach NEUEM !! )) befriedigen können, wenn er nicht wieder ins Affenstadium zurückfallen will.


Wolfgang antwortete am 23.02.01 (03:24):

Ach, Friedrich... es macht einfach keinen Spass mit Dummköpfen versuchen zu diskutieren...


Friedrich antwortete am 24.02.01 (07:39):

Sei nicht verzweifelt. Denn genau dies ist die weltweite Tragödie : "Gegen die Dummheit kämpfen selbst Götter vergeblich !" Jedes menschliche Gehirn wird mit Dummheit geboren und geht mit Demenz wieder ins Grab ----- dazwischen liegen nichts als Versuch und Irrtum.


Wolfgang antwortete am 24.02.01 (09:43):

*lach* - da gabe ich Dir wieder recht, lieber Friedrich... Die Zeitspanne zwischen "Dummheit und Demenz", die sollte man aber so effizient wie möglich nutzen... Vielleicht können die Götter nur nicht richtig kämpfen?


Wolfgang antwortete am 25.02.01 (16:27):

Lieber Karl... "Verzicht auf gentechnisch manipulierte Pflanzen und Tiere" kommt Dir ideologisch daher und Du meinst, dies wäre eine pauschale Verurteilung. Ist es aber nicht... Ein Kritiker der Gentechnik - Jeremy Rifkin - bringt die Sache auf den Punkt:

"Die Frage ist nicht, ob wir ja oder nein sagen zur Genforschung, das stand nie zur Debatte - obwohl Vertreter der Bioindustrie diese Frage gern stellen, um den Eindruck zu erwecken, daß jeder, der ihre technischen und wirtschaftlichen Visionen nicht teilt, ein Wissenschaftsfeind sei. In Wirklichkeit lautet die Frage: Welche Art von Biotechnologie wollen wir in Zukunft?"

Jeremy Rifkin:
Werden wir Gott spielen?
https://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,11516,00.html

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,11516,00.html)


Karl antwortete am 25.02.01 (17:05):

Lieber Wolfgang,

der Artikel von Rifkin im Spiegel liest sich zunächst sehr gemäßigt und ich hatte das Gefühl zustimmen zu können. Dann aber sieht er nur zwei Wege in die Zukunft, den harten Weg, der Gentechnik benutzt, und den zweiten Weg, der auf Gentechnik völlig verzichtet. Er schreibt: "Auf dem anderen Weg, dem 'sanften Pfad', wird dieselbe Genforschung dazu benutzt, eine ganzheitliche und nachhaltige Beziehung zwischen Wirtschaft und Umwelt zu schaffen, ohne zur Genmanipulation zu greifen."
Das ist nur vordergründig keine totale Ablehnung der Genforschung. In Wirklichkeit bedeutet dieser Satz, dass auch der diagnostische Einsatz von Gentechnik abgelehnt wird, denn Gen-Technik ist ohne Genmanipulation nicht denkbar.
Anstatt fundamentalistisch jede Anwendung von Genmanipulationen abzulehnen, stünde es uns gut an, darüber nachzudenken, wo es sinnvoll und wo nicht sein könnte. Ich kann die religiös geführte Diskussion "wir dürfen nicht Gott spielen", "nicht den Schöpfer verbessern" etc. nicht nachvollziehen. Ich bin Biologe und davon überzeugt, dass wir nicht von einer Intelligenz geschaffen wurden, sondern in der Evolution entstanden. Wir leben in keiner perfekten Welt. Provokativ gesagt: Es gibt sehr viel zu tun. Es muss uns jedoch darauf ankommen zu verhindern, dass einzelne entscheiden, was getan wird. Es muss ein gesellschaftlicher Konsens gefunden werden - und dies geht nur über eine bessere Bildung der Bevölkerung.


Friedrich antwortete am 25.02.01 (22:20):

Wolfgang schrieb am 21.2. u.a. : "Denn "vernünftige Lösungen kann man nur erreichen, wenn man realistisch bleibt"-----Und Karl schrieb am 25.2. : "Es muß ein gesellschaftlicher Konsens gefunden werden, und dieses geht nur über eine bessere Bildung der Bevölkerung" --- Hier meine subjektive Meinung zu diesen Ideal-Utopien : "Hoffen und Harren hält jeden zum Narren !" Man muß erst mehrere Ehen "realistisch" erlebt haben, um zu der Erkenntnis kommen zu können, dass RUHE und FRIEDEN nicht durch MORAL und VERNUNFT zu erreichen sind ---- Also wenn schon im Kleinen friedliche Vernunft und Moral "unrealistisch" sind, dann bleibt erstrecht im Großen nur die Diktatur der Gewalt, um Menschenwürde u. Ruhe und Frieden u.dgl. durchzusetzen. An dieser Stelle möchte ich an den Materialisten = Realisten Karl Marx erinnern, welcher vor 100 Jahren formuliert hat : "Das SEIN bestimmt das Bewußtsein ---nicht umgekehrt !!!! Und Bert Brecht konkretisierte diese "realistische" Feststellung noch deutlicher mit den Worten : "Erst kommt das Fressen, dann kommt die MORAL !" Also was wird wohl am Ende der Evolution (( --der Menschheit-- )) erfolgreich = siegreich sein ?? Alle Menschen auf der Welt kennen die 10 Gebote und die Bergpredigt mit dem dringenden Gebot : "Liebet eure Feinde !" ----aber trotz all dieser erzieherischen Thesen = sog. BEWUSSTSEIN (( ! )) --ebenso wie auch Imanuel Kants kathegorischer Imperativ (( "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu !" )) verhält sich die "belesene" Menschheit -real- keinen Deut "gebildeter" = kultivierter = zivilisierter = liebevoller zueinander. Oder etwa nicht ??


Friedrich antwortete am 26.02.01 (11:26):

Der Initiator des THEMAs ""Fleischkonsum gefährdet Tropenwald"" wird sich wundern, wie schnell eine Diskussion vom konkret gefragten Thema ins Prinzipenreiten abirren kann (( ? muß ? )) --- Also dem Tropenwald zuliebe --um den Tropenwald zu retten und ohne Rücksicht auf arme oder reiche Fleisch- und Sojabauern-- müßten die Fleischesser in aller Welt --natürlich zuerst in der "aufgeklärten" westlichen Welt-- weniger Fleisch konsumieren, bzw. kathegorisch total auf schmackhafte Fleischbraten und Wurstwaren verzichten. Anders ausgedrückt, die menschlichen Fleischesser sollten (!) der Tier- u. Pflanzenwelt zuliebe die für den menschlichen Körper notwendigen Proteine in Zukunft nur noch über Proteinkapseln zuführen --- egal, aus welchen sterilisierbaren (( !! )) niederen Urbestandteilen das Protein gewonnen wurde. Ehrliche FRAGE :
WER von UNS würde zustimmen ???


Günther Stephan antwortete am 28.02.01 (23:02):

Mit dem Thema "Fleischkonsum gefährdet Tropenwald" wollte ich zum Nachdenken anregen. Das Konsumverhalten und der Lebensstandart der Industrieländer hat massive Auswirkungen auf die sogenannte dritte Welt. Leider nur negative. Das zu belegen würde hier zu weit führen. Es wäre ein weiteres Diskussionsthema . Beispiel Mobilität: Was muss alles geschehen, damit unser Lieblingsspielzeug Auto das nötige Benzin erhält und wir hemmungslos für ein Woche Badeferien um den halben Globus fliegen können . Da gefährden verrostete Tanker die Natur, da wird Naturvölkern wie den Ogoni in Nigeria der Lebensraum genommen, da werden ganze Völker unterjocht , nur damit der Nachschub an Erdöl gesichert ist. Da gäbe es Beispiele ohne Ende. Das reiche Europa füttert nicht nur seine Tiere mit dem Brot der Armen. Seien wir uns dessen wenigstens bewusst. �ndern werden wir uns doch nicht.


Manfred Franz antwortete am 01.03.01 (06:29):

Deshalb unterstütze ich ja die Entwicklung erneuerbarer Energien ebenso wir die sparsamste Verwendungvon Energie. Das muss ja nicht in Knauserei ausarten, das kann auch intelligent gelöst werden. Solange noch nicht bei allen Anwendungen Wirkungsgrade um 100 % erreicht sind, ist da noch viel drin.
Aber nochmal zum Fleischkonsum: Ebenso wie das Erdöl rauben doch die reichen Länder den Armen nicht die Futtermittel; sie kaufen sie. Von dem Erlös wiederum könnten dann die Armen sich allerhand Lebensnotwendiges kaufen. Z.B. Waffen, um sich gegenseitig umzubringen, ihr Land und ihere mühsam aufgebaute Infrasttruktur zu zerstören.
Schuld sind dann angeblich auch wieder die Reichen?! Weil sie den mündigen, selbstständigen armen Ländern das nicht verbieten?


Friedrich antwortete am 01.03.01 (15:06):

Ja ja, Manfred Franz, Sie äußern richtige Gedanken. Im Tierreich gilt das Naturgesetz : Die Großen fressen den Kleineren. Noch ist nicht der BEWEIS erbracht, dass es bei der Gattung Mensch nicht genauso läuft --- trotz des Vorhandenseins von Aufklärung und Bewußtsein und der Lehre von den Idealen. Und in den letzten Wochen kommt es mir so vor, als ob sich die Natur ausgedacht hat, durch die kleinen Viren und Prionen der Gattung Mensch das Fürchten zu lehren---. Trotzdem glaube ich nicht, dass die Natur die Gattung Mensch vernichten will, sondern dass sie eher die Absicht hat, die Menschen zur Besinnung zu bringen, um mit sich und dem Planten Erde endlich fürsorglicher und vorsorglicher umzugehen. ABER dazu ist ein weltweites Waffenherstellung- und Kriegsverbot nötig, was meiner Befürchtung nach erst durch eine weltweite Notlage einzuführen ist. Deutschland produziert ja bekanntlich Panzer und Minen massenhaft zum Verkaufen in andere Ländern, und niemand hier vermag dies im eigenen Land abzustellen.


Günther Stephan antwortete am 03.03.01 (17:59):

Wo wird denn das produziert was sinnvoll ist? Produziert wird in den verschuldeten , armen Ländern in erster Linie das, was Devisen einbringt. Da diese Länder selten Demokratien sind, bestimmt das dann auch noch irgend eine Militärregierung oder ein Diktator .
Prof. R. Kreibich, Direktor am Institut für Zukunftstudien in Berlin, warnt:
"Die negativen Auswirkungen des technisch-industriellen Fortschritts lassen keinen anderen Schluss zu, als dass wir bei einem Fortschreiten auf dem Pfad der gigantischen Energie-, Rohstoff- und vor allem Schadstoffströme in weniger als 80 Jahren unsere natürlichen Lebens- und Produktionsgrundlagen zerstört haben werde"
So, und jetzt dürft ihr euch alle beruhigt zurücklehnen.
Das betrifft uns ja nicht mehr, höchstens unsere Kinder.....


Wolfgang antwortete am 03.03.01 (18:34):

Die Revolutionierung unserer nicht zukunftsfähigen hoffnungslos veralteten und fühlbar morschen Politik- und Wirtschaftsstrukturen steht auf der Tagesordnung. Das macht vielen Menschen Angst. Sie flüchten sich in "altbewährte" Denkweisen. Diese haben uns aber erst die Probleme geschaffen, die die junge Generation jetzt wird bewältigen müssen. Die scheinbar ewigwährende Butterfahrt - sowieso nur für eine Minderheit der Menschen - geht langsam aber sicher zu Ende. Und das ist gut so... *g*

Hier noch ein (online-)Artikel von Prof. Rolf KREIBICH - Günther hat ihn und seine Funktion schon erwähnt:

12 Thesen zum nachhaltigen Wirtschaften
https://www.future-management.de/m1/artikel/12THESEN.HTM

(Internet-Tipp: https://www.future-management.de/m1/artikel/12THESEN.HTM)


Manfred Franz antwortete am 04.03.01 (06:54):

Optimistisch bleiben! Und trotzdem nicht einfach auf falschem Wege weiter gehen. Friedrich hat leider so recht. Nicht die Vernunft, erst Katastrophen bringen den Zwang zur vernünftigen Umkehr. Sicher auch deshalb, weil gerade die am höchsten dotierten Wissenschaftler sich schon am meisten in ihren Zukunftsvisionen geirrt haben. Der Glaube an wissenschaftliche Prognosen (nicht Tatsachenbefunde!) schwindet. Berechtigt, wie ich meine.
Einen Welt- oder zumindest Zivililisationsuntergang sehe ich noch nicht kommen, da hätten die Menschen früherer Jahrhunderte eher Grund dazu gehabt. Und die Entwicklung ist, trotz Ende des römischen Reiches und seiner Zivilisation, trotz Pest, trotz verheerender Kriege und Revolutionen, immer weiter gegangen. Und -von zeitweiligen Rückschlägen abgesehen- immer in positiver Richtung.


Wolfgang antwortete am 04.03.01 (14:20):

Wissenschaftler denken nicht optimistisch oder pessimistisch, sondern realistisch, d. h. unter Modellannahmen, die der Wirklichkeit nahe kommen... Das Problem - das es in Art und Ausmass bisher noch nie in der Menschheitsgeschichte gab - ist mit Händen zu greifen: Die Bevölkerungsexplosion (in der Dritten Welt) VERBUNDEN mit dem Weg dieser Menschen hin zu einem westlichen Produktions- und Konsumtionsverhalten.

Es gibt Untersuchungen über eine angenommene Verdoppelung des Fleischkonsums in China oder des Milchkonsums in Indien (pro Kopf würden dann lange noch nicht die Mengen erreicht, die wir uns angewöhnt haben zu verzehren). Für beide Länder zusammen wurde (vorsichtig) angenommen, dass dort bis etwa im Jahr 2050 die Bevölkerung um (in der Summe) 3 Milliarden Menschen gewachsen sein wird. Dies entspricht der gesamten Weltbevölkerung der 30er Jahre. Die Folgen für die Natur und für die Menschen (auch für die der Ersten Welt) wären verheerend. Trotz sehr optimistischer Annahmen, was den technischen Fortschritt betrifft, ist das Fazit ernüchternd: Das westliche Produktions- und Konsumtionsmuster ist nicht nachhaltig und kann nicht weltweit durchgehalten werden... noch nicht einmal 50 Jahre lang.

Altes Denken und Rezepte von gestern taugen nicht mehr. Die junge Generation wird gegen das Versagen der alten Generation aufstehen müssen.


Manfred Franz antwortete am 04.03.01 (15:51):

Dann hat die junge Generation wenigstens eine Aufgabe (und einen Gegner). Noch ist es aber so, dass die jungen Leute (meist) selbst am Allerwenigsten bereit sind, weniger Fleisch zu essen oder weniger Energie, vor allem Treibstoffe für ihre Autos, zu verbrauchen. Oder gar "grünen" Strom zu nutzen. Bis zu PERS�NLICHEN Konsequenzen geht es meist nicht. Selbst wenn die "wissenschaftlichen" Modelle zutreffend sein sollten, was ohnehin erst die Zukunft erweisen wird. Es wird ganz massiver Anstöße brauchen, gutes Zureden und Hoffen auf vernünftige Einsicht wird wenig helfen...


Günther Stephan antwortete am 04.03.01 (20:50):

"Ich verstehe gut, warum so viele junge Menschen nach dem Rauschgift greifen. Ich habe volles Verständniss dafür, seien Sie dessen versichert, dass sie den Vorhang zuziehen wollen vor dieser Welt, in der jeden Tag ganze Völkerschaften oder grosse Wälder hingemordet werden und in der die Verfolgungen nicht aus Raserei geschehen, sondern mit kalter Wissenschaftlichkeit. Und tatsächlich, wie kann man auch auf Dauer diese Zivilisation ertragen, in der die Seele eingeschränkt wird, kanalisiert wird, etikettiert wird und beleidigt wird. Wie kann man auch Befriedigung finden an einer Gesellschaft, in der die Phantasie bald nur mehr zur Freizeitgestaltung gut sein wird und in der man immer alles wägen möchte, ja selbst das Glück, so wie man Zement oder Kunstdünger wiegt. Ich verstehe völlig, dass sie nur noch von einem Wunsch beseelt sind, und zwar dem, wegzugehen. Aber wenn sie weggehen, kommen sie auch irgendwo an? Man müsste es ihnen sagen, dass sie nicht ankommen werden!.......

Jacques Lusseyran, Gegen die Verschmutzung des Ich


Manfred Franz antwortete am 05.03.01 (06:38):

Das ist zwar schon (fast) ein anderes Thema, aber sei�s!
Die "armen" Abhängigen. Wenn die Gesellschaft daran überhaupt eine Schuld trifft, dann die, nicht klar gemacht zu haben, dass nicht der Drogenabhängige stark ist, sondern der, der der Versuchung widerstehen kann oder gar sich loszureißen vermag. Ein "starker Raucher", ein "starker Trinker" ist nicht stark, sondern jämmerlich schwach. Sie vermögen nicht einmal, sich selbst Befehle zu geben! Ich betrachte übrigens alle Drogen gleich: Immer sind sie zuerst Genußmittel, zwar nicht gerade gesund, aber positiv für das Befinden. Der Schritt vom Genuss zur Sucht ist sehr klein und wird oft nicht bemerkt. Und den geht jeder für sich allein! Ursprünglich im Vollbesitz seines eigenen Willens. Es ist einfach eine Infamie, ja absolut falsch, dafür Andere oder die Verhältnisse schuldig zu sprechen!


Wolfgang antwortete am 05.03.01 (12:02):

Lieber Günther... das Zitat von Jacques LUSSEYRAN benennt tatsächlich das Problem: Der tagtägliche und normale Angriff auf die Würde der Natur und der Menschen... Eine Wirtschaftsordnung und (durch sie erzeugte) mächtige Menschen, die das Leben erdrücken und jungen Menschen keine nachhaltige Zukunft bieten.

"Man müsste es ihnen sagen..." - Man müsste den jungen Menschen viel sagen... Das setzt aber voraus, dass man die eigene Angst vor der Erkenntnis überwindet. - Gegen den Produktions- und Konsumtionswahninn angehen, den sanften Pfad vorleben, der Phantasie den Weg ebnen, alte und hemmende Strukturen aufbrechen... - Man müsste es versuchen... :-)


Günther Stephan antwortete am 06.03.01 (19:16):

Lieber Wolfgang
Vielen Dank.
Du hast es verstanden.