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THEMA:   Alternative Energieen

 50 Antwort(en).

Manfred Franz begann die Diskussion am 05.01.02 (19:47) mit folgendem Beitrag:

Da wir uns im Thema über Ursachen, Gefahren oder Nutzen einer Klimaerwärmung nicht ganz, aber wenigstens soweit einigen konnten, dass sparsamster Umgang mit Energieträgern, deren Voräte endlich sind, geeinigt haben, ein weiterführender Disputvorschlag dazu. Vielleicht hilft er uns, reale Möglichkeiten von reinen, oder auch nur vermeintlichen, Träumereien zu trennen. Neue Denk- und Lösungsvorschläge, ihre unterschiedliche Bewertung, -natürlich nur nach dem derzeitigem Kenntnis- und Erkenntnisstand möglich und sinnvoll-, dürften interessanten Gesprächsstoff liefern.


Barbara antwortete am 06.01.02 (10:30):

Hallo Manfred,

ich begrüße Dein Thema sehr!

So wie ich es sehe, wird man in Zukunft nicht mehr zentral ganze Städte mit Energie versorgen, sondern auf kleinere Einheiten umsteigen:

z.B. Blockheizkraftwerke, Solarenergieanlagen, Windenergie

Diese dezentrale Energieversorgung bietet eine große Chance, denn sie schafft viele neue Arbeitsplätze.

Ob sich das immer "rechnen" wird, muss die Zukunft zeigen. Nur kann man das nicht ausschließlich aus monetärer Sicht betrachten, denn wir sind nur relativ kurze Zeit Gast auf diesem Planeten und haben m.M.n. nicht das Recht, unseren Kindern eine vergiftete Umwelt zu hinterlassen.

Zu den "Träumereien" möchte ich an die Anfänge der Fliegerei erinnern. Wie viele, damals als Spinner angesehene, kreative Menschen haben sich - mit Flügeln bewaffnet - von Berghängen gestürzt, bis unsere Wunderwerke von Düsenjets daraus wurden?

Ich freue mich auf interessante Beiträge und wünsche allen einen schönen Sonntag
Gruß Barbara


Wolfgang antwortete am 06.01.02 (12:48):

Man müsste auch blind sein, nicht zu sehen, dass endliche Energieträger (Öl, Gas, Kohle, Uran) in relativ kurzer Zeit - z. B., was das Uran betrifft, schlappe 36 Jahre - aufgebraucht sind. Selbstverständlich müssen wir träumen und Utopien entwickeln. Denn die vorherrschende natur- und menschenzerstörende raubbautreibende Wirtschaftsordnung auf hauptsächlich fossiler Energiebasis ist am Ende.

An Strom zum Beispiel muss nicht gespart werden, vorausgesetzt, er wird per Solarmodulen erzeugt. Auch mit Wasserstoff - ein anderes Beispiel - darf verschwenderisch umgegangen werden, wieder vorausgesetzt, dass er per Solar-Strom erzeugt wurde. Wir sehen: Eine alternative - nach menschlichen Maßstäben unerschöpfliche - Energiebasis, die Sonne, ist da. Eine solare Weltwirtschaft muss also her. Technisch ist das kein Problem und der Umbau wohl im Zeitraum einer Generation zu schaffen.

Widerstand gegen diese vernünftigste aller Lösungen des Problems leisten die Profiteure des alten Systems. So menschen- und naturzerstörend diese Art des Produzierens und Konsumierens auch ist, einen entscheidenden Vorteil hat die herrschende Raubbauwirtschaft: Sie privatisiert hohe Profite und sozialisiert in gleichem Masse die dabei entstehenden Kosten. Ein Wahnsinn? Aus der Sicht der Profiteure nicht. Die leben nach dem Motto: Nach uns die Sintflut...

P.S.: Mittlerweile kann Wasserstoff direkt aus Sonnenlicht gewonnen werden, d. h. ohne den Zwischenschritt der Stromgewinnung. Das geht mit halbleitenden Metalloxiden als Katalysatoren, die bei Lichteinstrahlung Wasser direkt (!) spalten können. :-)

(Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de)


Wolfgang antwortete am 06.01.02 (23:37):

Das soll doch auch mal lobend erwähnt werden: Eine kleine Gemeinde - Geesow in Brandenburg - hat ihre Hausaufgaben gemacht und ist Meister geworden in der "Solarbundesliga der Kommunen". 1,4 Kilowatt Strom pro Kopf erzeugen sie auf ihren Dächern mit Photovoltaikmodulen (das ist das 1000-fache des Bundesdurchschnitts). Die Haushalte in Geesow decken so ihren Strombedarf komplett durch die Energie der Sonne.

Die 212-Einwohner-Gemeinde beweist: Es geht, technisch und wirtschaftlich, wenn man es will!

Solarbundesliga der Solarthemen und der Deutschen Umwelthilfe e. V.
https://www.solarbundesliga.de/

(Internet-Tipp: https://www.solarbundesliga.de/)


Günter Peltz antwortete am 07.01.02 (18:03):

Liebe Technik- und Umweltfreaks,
Neue Energien? Warum nicht alte nutzen? Photovoltaik mit einem Wirkungsgrad von 12% kann man im großtechnischen Rahmen vergessen. Bei einer Lebensdauer einer Anlage von 10-15 J. sind die Erstellungskosten meist höher als der Gewinn an Energie!
Neue Energielieferanten setzen sich nur durch, wenn sie auch ökonomisch Sinn bringen! Aber auch nur dann, wenn die Großkopferten mitspielen, was leider, wie bereits gesagt, nicht immer der Fall ist! Der schnelle Euro oder Dollar ist wichtiger!
Eine wirtschaftliche Energiequelle wäre z. B. das Aufwindkraftwerkj v. Herrn Schlaich. Erprobt in der Extremadura (?) in Spanien. Ein Großkraftwerk nach diesem Prinzip soll in Indien gebaut werden, wenn die mächtigen Energiekonzerne nicht querschießen.
gruß günter
https://www.wind-energie.de/zeitschrift/neue-energie/jahr-2000/inhalte/ne0001/januar3.htm

(Internet-Tipp: https://www.wind-energie.de/zeitschrift/neue-energie/jahr-2000/inhalte/ne0001/januar3.htm)


RolfB antwortete am 07.01.02 (19:54):

1. Laut Handelsblatt vom 4.1. reichen die Energievoräte der Erde als Öl bei heutigem Verbrauch für die nächsten 5000 Jahre. Einbezogen sind dabei nichkonventionelle Lagerstätten (Ölkalk und Teersande), deren Ausbeutung bei höheren Kosten heute noch nicht gegen andere alternative Energien konkurrieren können. Die Angst vor einem baldigen Versiegen der Ölquellen ist danach unbegründet.

2. Energiegewinnung mittels Photovoltaikanlagen in unseren Breiten ist eigentlich ein Schildbürgerstreich: Die Herstellung solcher Anlagen erfordert soviel Energie, wie sie in etwa 10 - 15 Jahren Laufzeit liefern können, also in ihrer gesamten Lebenszeit. Das Ganze bringt also gar nichts und das Bejubeln als alternative, umweltschonende Energie ist nur ein fataler Irrtum. Daß heute solche Anlagen rentabel betrieben werden können, ist nur möglich, weil sie mit Geldern aus der konventionellen Energiewirtschaft in ungeheurem Umfang subventioniert werden.

3. Eines Tages wird auch eine sinnvolle Nutzung der Sonnenenergie möglich sein, wenn entweder die Kosten konventioneller Energie entsprechend angestiegen sind oder die technologische Entwicklung bekannter oder neuer Prinzipien schafft konkurrenzfähige Quellen. Aber das ist Zukunftmusik und noch keine Realität.
Heute zu sagen, die Technik der solaren Energiegewinnung sei kein Problem, ist phantasievolles Wunschdenken. Und daß nur die Profiteure des 'alten Systems' die technologische Weiterentwicklung verhindern ist genau solches Wunschdenken; denn die Profiteure sind wir, jeder einzelne von uns - mancher mehr, mancher weniger - mit unserem Verhalten in der Massengesellschaft.
Daß Einzelfälle anders aussehen (s. Geesow, wie von Wolfgang erwähnt), ändert nichts am Gesamtbild, das letztlich global gesehen werden muß (der derzeitige Umgang Amerikas mit Energie kann nicht mit einer Anlage in Geesow kompensiert werden).

4. Im Forum Klimaerwärmung - Vor-/Nachteile? ist zuletzt auf einen Viktor Schauberger und seine 'Forschungen' zum Thema Energie hingewiesen worden. Ich hoffe, daß sich alle von solchen schwachsinnigen Phantastereien nicht verführen lassen; denn sie sind nichts als dumme Schwätzereien, verpackt in 'wissenschaftlich' verbrämten Text.
Gruß
Rolf


Wolfgang antwortete am 09.01.02 (13:08):

Die Energietechniken dürften nicht von endlichen Ressourcen abhängig sein, denn früher oder später sind diese aufgebraucht und stehen späteren Generationen nicht mehr zur Verfügung. Nur von den Erträgen zu leben, heißt, streng genommen, im Bereich der Energiewirtschaft nur die Energie zu nutzen, die im gleichen Zeitraum "erzeugt" wurde. Wir verbrauchen aber in ganz kurzer Zeit die in Jahrmillionen gespeicherte Energie. Zwangsläufige Folge: Die fossile Energiebasis und unsere darauf aufbauende Raubbauwirtschaft werden das 21. Jahrhundert nicht überleben.

Legt man die Messlatte der Nachhaltigkeit (sustainibility) an die heute vorherrschenden Energieumwandlungstechiken an, so sind die fossilen und nuklearen Nutzungen aus vielerlei Gründen nicht zukunftsfähig. Nur die erneuerbaren Energietechniken erfüllen das Kriterium Nachhaltigkeit. Die Solarwirtschaft ist ein Ausweg aus der Energiekrise (die so viele andere Krisen zur Zeit nach sich zieht). Die Solarwirtschaft ist technisch möglich und wirtschaftlich nötig. :-)

(Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de)


Wolfgang antwortete am 09.01.02 (14:12):

Rolf, Du meinst, dass Photovoltaikanlagen während ihrer Nutzungszeit nicht so viel Energie lieferten, wie zu ihrer Herstellung aufgewendet wurde. Dieses Gerücht kursiert seit vielen Jahren und wird gebetsmühlenartig wiederholt. Aber es ist und bleibt nur ein Gerücht. PV-Anlagen "erwirtschaften" ein Vielfaches ihrer Herstellungsenergie. Auf einer Seite des Instituts für elektrische Energietechnik der Technischen Universität Berlin bekommst Du detaillierte Informationen:

Energetische Amortisation und Erntefaktoren regenerativer Energien
https://emsolar.ee.tu-berlin.de/allgemein/enamort.html

Nur so viel vorneweg... Photovoltaikanlagen amortisieren sich energetisch in bis zu 75 Monaten (Abhängig von Typ und Ausgestaltung). Der Erntefaktor - also der Faktor, der angibt, wie oft das System die zu seiner Herstellung benötige Energie während seiner Lebensdauer wieder hereinspielt - liegt bei ca. 5 bis 21. Energetisch gesehen lohnt es sich also durchaus, in Photovoltaikanlagen zu investieren. :-)

P.S.: Die Nutzungsdauer von PV-Anlagen wird übrigens üblicherweise mit 30 Jahren angesetzt. Selbst, wenn Du 15 Jahre zugrundelegst, würde die Bilanz positiv bleiben.

(Internet-Tipp: https://emsolar.ee.tu-berlin.de/allgemein/enamort.html)


Manfred Franz antwortete am 09.01.02 (19:50):

Jeder hat ein wenig Recht. Sicher auch Günter Peltz, wenn er meint, dass nur ökonomische Zwänge, nämlich die, dass die herkömmliche Energieerzeugung aus der Nutzung fossiler,endlicher, Vorräte eines Tages so teuer wird, dass es sich einfach nicht mehr rechnet. Leider siegt(e) noch immer der Mammon, nicht die Vernunft, und schon garnicht der Genius!
Übrigens scheint mir eines der größten Probleme alternativer Energieerzeugung das unkontinuierliche Aufkommen und damit das Problem der Speicherung zu sein. Hilfreich wären dann wieder große, ausgleichende Netze, die Koppelung verschiedener Erzeugungsmethoden (Wind+Wasser+Solar u.a.) oder verbesserte, gar neue, Speichermedieen und -methoden.
Es gibt viel zu tun und zu erfinden- ........ :=))
Z.B. Talsperren mit schwankendem Volumen-, um damit die dreifache Energieumwandlung der Pumpspeicherwerke zu umgehen...


RolfB antwortete am 11.01.02 (12:34):

Um nicht als unbelehrbar zu gelten: zunächst vielen Dank an Wolfgang für den Hinweis auf die TU Berlin und Erntefaktor; PV scheint sich unter ernergetischen Gesichtspunkten also zu lohnen. Ich habe mich offenbar zu weit aus dem Fenster gelehnt - tut mir leid - und hätte mich selber informieren sollen. Das habe ich inzwischen getan und verschiedene Quellen gefunden, die einen Erntefaktor von deutlich über 1 angeben. Also wird es schon so sein; aber noch bin ich etwas skeptisch, weil ich noch keine genaueren Angaben gefunden habe, wie man rechnet, d.h. was alles berücksichtigt wird.
Auf jeden Fall ist aber jede Art von Solarenergie heutzutage nur eine alternative Energie für Nischen in unserer Wirtschaft und kommt über einen kleinen %-Anteil nicht hinaus, der sich langsam erhöhen wird, aber das dauert.
Die Aussicht, daß Öl theoretisch noch für Tausende von Jahren reichen wird, finde ich insofern beruhigend, als damit ausreichend Zeit ist, damit sich andere Technologien entwickeln können oder neue Entdeckungen gemacht werden, die eine Ablösung des Ölzeitalters bewirken, genau wie die Steinzeit nicht aus Mangel an Steinen beendet wurde.
Mit Gruß Rolf


Wolfgang antwortete am 12.01.02 (13:47):

Hallo, Rolf, im Interesse der Sache muss ich Dir auch in diesem Fall widersprechen... Es ist zwar so, dass die Solarenergie ein Schattendasein fristet. Das aber kann nicht begründet werden aus der Natur dieser Energiequelle heraus oder wegen mangelhafter technischer Mittel, Sonnenenergie umzuwandeln und zu speichern. Der Grund, warum die Solarenergie bisher nur einen kleinen Anteil am gesamten Energiemix hat, ist ein anderer: Das prinzipiell dezentrale "Sonnenangebot" und eine darauf aufbauende Solarwirtschaft gefährden die herrschenden Energie-, das heisst, Machtstrukturen und die Privilegien der 1. Welt.

Im Mittel beträgt die auf der Erde eintreffende Strahlungsenergie der Sonne etwa 1 kW/m2. Grossen Gebiete der Erde, dort, wo die meisten Menschen leben, steht eine Strahlungsenergie von bis zu 3 kW/m2 zur Verfügung. Das ist genug, um alle Menschen mit Energie zu versorgen, ohne (!) dass sie sparen müssten oder auf Annehmlickeiten, wie zum Beispiel auf Heizung oder Licht oder Mobilität, verzichten müssten. Vorausgesetzt, es ist möglich Sonnenenergie mit einem Umwandlungswirkungsgrad von etwa 20% in eine speicher- und transportierbare Form zu bringen (z. B. mittels Wasserstoff). 10 bis 15 % Umwandlungswirkungsgrad haben wir jetzt schon erreicht. Ich bin optimistisch, innerhalb der nächsten 10 Jahre, wie bisher, deutliche Wirkungsgradsteigerungen zu schaffen.

Ohne eine globale Solarwirtschaft wird es nicht gehen. Eine globale Solarwirtschaft ist technisch kein Problem. Die folgende Seite der Universität Augsburg ist ganz interessant:

https://www.physik.uni-augsburg.de/chemie/Forschungsaktivit%E4ten%20Energie%20Chemische%20Speicherung%20Sonnenenergie.html

(Internet-Tipp: https://www.physik.uni-augsburg.de/chemie/Forschungsaktivit%E4ten.html)


Wolfgang antwortete am 13.01.02 (22:03):

Was alles schon erreicht wurde: Knapp über 10.000 Windmühlen stehen zur Zeit in Deutschland. Die erzeugen 7.500 Megawatt (MW) Strom (das ist bereits mehr als 1/3 der Leistung aller deutschen Atomkraftwerke). Dieses Jahr wird eine Leistung von etwa 2.000 MW dazukommen (fast 1/2 der Leistung aller deutschen Atomkraftwerke wird also 2002 erreicht werden).

Strom aus Wind macht keinen Dreck. Die Technik der Windmühlen ist ausgereift, einfach und fehlertolerant. Rechnen tut sich das Ganze auch. Die Politik - in diesem Fall die Rot-Grüne-Regierung - hat mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die dafür nötigen Rahmenbedingungen geschaffen. - Das Wichtigste: Nach zuverlässigen Prognosen soll der Wind noch ein Weilchen wehen; Engpässe seien nicht zu befürchten. :-)))

(Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de/)


Barbara antwortete am 13.01.02 (23:29):

Hallo Wolfgang,

". . . der Wind noch ein Weilchen wehen"

Hoffentlich wird dem nicht am 22.09.2002 ein Ende bereitet!
Es lohnt sich also, zur Wahl zu gehen.

Gruß Barbara


Wolfgang antwortete am 14.01.02 (01:05):

Es wurde gesagt, "... daß Öl theoretisch noch für Tausende von Jahren reichen wird." Diese Aussage ist nicht falsch, aber irreführend. Denn wir müssen unterscheiden zwischen EnergieRESERVEN und EnergieRESSOURCEN.

Energiereserven sind die in der Erde lagernden Vorräte an fossilen Brennstoffen, die nachgewiesen (!), sicher (!) verfügbar und mit heutiger Technik wirtschaftlich (!) gewinnbar sind. Gleichbleibenden Energiebedarf und gleichbleibende Nutzung unterstellt, reichen die derzeit bekannten Welt-Energiereserven an Erdöl und Erdgas 43 bzw. 66 Jahre und bei Kohle circa 170 Jahre (Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie).

Neben den Energiereserven gibt es nachgewiesene oder auch nur vermutete Vorräte von Energieträgern - das sind die so genannten Energieressourcen. Derzeit sind diese aus technischen und/oder wirtschaftlichen Gründen nicht gewinnbar. Ölhaltige Sande gehören zum Beispiel dazu. Daraus Öl zu gewinnen würde den Menschen keine grosse Freude bringen; es ist einfach viel zu teuer.

Unser leicht verdienter Wohlstand gründet sich fast ausschliesslich auf billige Öl- und Gasreserven, die, wie gesagt, noch 1-2 Generationen vorhalten. Wenn bis dahin nicht vollständig und global auf relativ preiswerte erneuerbare Energien umgestellt ist, ist schluss mit lustig. Die Zeit läuft uns davon mit Riesenschritten...

(Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de/)


RolfB antwortete am 14.01.02 (01:13):

Hallo Wolfgang,
die Angaben über die Leistung der Windmühlen mögen korrekt sein, aber im Zusammenhang einer Diskussion über Energien sind sie doch von untergeordneter Bedeutung. Was interessiert, ist doch die Energieerzeugung und nicht die maximale Leistungsfähigkeit der Anlagen, d.h. wie hoch ist der Anteil des von Windanlagen erzeugten Stromes. Und da sieht es anders aus: 2% kommt aus Windanlagen, ca 30 % aus Atomanlagen und über 60% stammt aus Kohle, Öl, Gas.
Der Wind säuselt also ganz bescheiden.
Die Daten stammen vom Statischen Bundesamt, sie können auch eingesehen werden beim Internationalen Wirtschaftforum Regenerative Energien (www.iwr.de).
Gruß Rolf

(Internet-Tipp: https://www.iwr.de)


Wolfgang antwortete am 14.01.02 (01:51):

Rolf, da widerspricht Dir doch keiner. Du beschreibst den status quo. Worauf es aber ankommt: Das derzeitige Energiemix muss zugunsten erneuerbarer Energien umgestaltet werden.

Da ist es schon wichtig zu wissen, dass wir zum Beispiel nicht angewiesen sind auf Atomstrom, da wir diesen Stromanteil vollständig und ohne grösseren Aufwand mit bewährter und sicherer Technik und wirtschaftlich rentabel auch per Windmühlen erzeugen können. Das geht innerhalb weniger Jahre, wenn man es will!

(Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de/)


schorsch antwortete am 14.01.02 (09:56):

Man könnte sämtliche Atom- (Kern-)Kraftwerke Deutschlands abstellen und hätte noch immer genug Strom für Alle - man müsste halt dann den Strom aus Frankreich, der Schweiz, Polen, Ungarn usw. beziehen.
Dumm wäre dann nur, wenn alle Länder gleichzeitig die Kernkraftwerke abstellen würden.
Dass dies eines Tages so weit sein wird, bestreitet wohl niemand. Aber da wir alle ja unseren Täglichen Strom wollen, wird dies erst dann sein, wenn genügend Alternativen vorhanden sind. Eine solche wäre z.B. der Wasserstoff. Aber um diesen abzuspalten benötigen wir was? Antwort: Elektrischen Strom!

Schorsch


Wolfgang antwortete am 14.01.02 (10:22):

Genau, Schorsch, dazu man braucht elektrischen Strom, aber bitte aus erneuerbaren Energien, sonst hat es ja keinen Sinn.

Mittlerweile gibt es auch schon Techniken, um aus Wasser den Wasserstoff direkt abzuspalten, also OHNE den Umweg über die Stromerzeugung zu gehen. Das macht man mit Hilfe von metallischen Katalysatoren; bekannt ist z. B. der Zn-ZnO - Redoxkreislauf. Die Wirkungsgrade sind noch recht niedrig. Aber man arbeitet daran... :-)

(Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de/)


RolfB antwortete am 17.01.02 (01:18):

Wolfgangs erneuerbare-Energie-Euphorie ist schon beachtlich, aber noch bin ich nicht angesteckt worden.
Seine Vision "da wir diesen Stromanteil (Atomstrom)vollständig und ohne grösseren Aufwand mit bewährter und sicherer Technik und wirtschaftlich rentabel auch per Windmühlen erzeugen können" kann ich nur als fernen Wunschtraum interpretieren. Was machen wir eigentlich bei Windstille, kommt ja gelegentlich vor?
Und warum produzieren denn die jetzt schon existierenden Anlagen nicht mehr Strom, können oder wollen sie nicht? Am Wollen kann es eigentlich nicht liegen, denn Sinn der Betreiber ist schließlich, Profit zu machen, also schaffen sie - die Anlagen - nicht mehr. Woraus zu schließen wäre, daß 15 mal mehr als die heute schon bestehenden Windanlagen gebaut werden müßten, um den Atomstrom zu ersetzen. Das ist nun Gottseidank nicht zu befürchten, denn sonst bestünde unser ganzes Land nur aus drehenden Windflügeln und vor allem, Strom wäre ein Gut nur noch für Besserverdienende bei Preisen von 1�/kWh (so von mir geschätzt).
Da würde ich mir überlegen, ein Tretmobil anzuschaffen und meinen Strom selbst zu erzeugen, der jetzt mit dem Ergometer sinnlos verheizt wird. 150 Watt schaffe ich noch, aber nicht den ganzen Tag und umweltfreundlich ist es auch nicht, schließlich atme ich das Klimakillergas CO2 dabei aus. Aber Luft anhalten ist nicht zumutbar. Also bin ich heute noch nicht für zu große Windmühlenwälder.
Gruß Rolf


Manfred Franz antwortete am 17.01.02 (07:03):

Ja, RolfB, es geht wohl alles auf einen Energiemix und auf eine Vernetzung hinaus. Die Unkontinuität der Darbietung (außer bei der Wasserkraft) und die noch unterentwickelte Energie-Speichertechnik im großtechnischem Rahmen erfordern beides. Der Traum von autarken Kleinnetzen auf alternativer Basis ist derzeit nur in Ausnahmefällen realisierbar. Mache ich z.B. Aber eben nur im Sommer und nur in einem Gartenhaus!
Die Hoffnung sollte man trotzdem nicht aufgeben. Besonders im technischem Bereich haben sich schon so viele "Niemals" überholt.....


Barbara antwortete am 17.01.02 (10:32):

Ein weiteres Beispiel aus meiner näheren Umgebung:

Das Lessing-Gymnasium in Norderstedt erzeugt inzwischen mittels einer Solaranlage auf dem Dach der Schule seinen gesamten Energiebedarf selbst. Außerdem werden sogar Überkapazitäten ins Netz gespeist.

Ursprünglich wollte man in einer Projektarbeit den Kindern umweltfreundliche Energiegewinnung näher bringen. Inzwischen hat die Schule mehrere Preise erhalten und gilt als Beispiel für andere Schulen und öffentliche Einrichtungen.

Gruß Barbara


Wolfgang antwortete am 17.01.02 (12:14):

Euphorisch bin ich nicht gerade, nur optimistisch, weil den meisten Menschen mittlerweile aufgegangen ist, dass die bisherige Art der Energieumwandlung - also hauptsächlich die Verbrennung von Erdöl und Erdgas - nicht nachhaltig ist, Quellen versiegen lässt und Senken zumüllt, und schon die nächste, spätestens die übernächste Generation grosse Probleme bekommen wird. Wenn Menschen ihre Lage aber erst einmal erkannt haben, bemühen sie sich um Lösungen.

Zur Windenergie, ein Teil des erneuerbaren Energiemix... Vielleicht ist das noch nicht so bekannt: In den nächsten Jahren sollen Tausende Windmühlen off-shore - also ausserhalb des 12-sm-Bereiches, auf hoher See - den Anteil an Strom "erzeugen", der bisher von Atomkraftwerken "erzeugt" wurde. 2.000 Windmühlen in 13 Windparks (9 für die Nord- und 4 für die Ostsee) sind schon beantragt und in Planung. Die bringen eine Gesamtleistung von etwa 9.000 Megawatt (das ist der Strom von 4 grossen Atomkraftwerken). Diese Windmühlen sollen in den nächsten fünf bis zehn Jahren ans Netz gehen. Und das ist erst der Anfang. :-)

(Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de/)


Barbara antwortete am 17.01.02 (13:29):

Hoffentlich Wolfgang,

es sei denn, Herr Stoiber gewinnt am 22.09.2002. Er hat ja schon veröffentlicht, dass er den Atomausstieg rückgängig machen wird.

Gruß Barbara


Günter Peltz antwortete am 18.01.02 (13:51):

Liebe Jünger/Innen alter naiver Energien,
ich habe mir mal die Mühe gemacht, mein Hirn und das Netz nach Gewinnungsmöglichkeiten von Energie unter Ausklammerung fossiler Brennstoffe zu durchforsten. Vorhandene:
1. WASSERKRAFTWERKE
Bereits weitgehend genutzt. Allerdings meist in großtechnischem Maßstab, meist mittels Talsperren. Über die daraus folgende Landschaftsveränderung sind die Berufsfortschrittsgegner (Bfg.) auch nicht erfreut.
Sogenannte Fließwasser-, bzw. Strömungskraftwerke brauchen keine Talsperre (Tavernenkraftwerk am Hochrhein, vorm Bodensee), Nachteil: diskontinuierliche Stromabgabe, Zusammenarbeit mit Pumpspeicherkraftwerk, z. B. Schluchsee im Schwarzwald, erforderlich.
Die sogenannten �Schiffswassermühlen� aus vergangenen Zeiten waren Vorläufer dieser Technik.
Das neue Energieeinspeisegesetz ermöglicht auch Betreiber von Kleinstwasserkraftwerken (Ehem. Wassermühlen, mit Turbine und Generator ausgerüstet ) eine für sie ökonomische Einspeisung ins Stromnetz.
1.1 GEZEITENKRFTWERKE
Ist seit Jahrzehnten eines in St. Malo in Betrieb. Ist sich besonders guter Standpunkt, Tidenhöhe bis 14 m !! Soche Standorte muß man natürlich suchen, aber immerhin. Auch hier, keine kontinuierliche Stromlieferung.
1.2 WELLENKRAFTWERKE
Das z. Z. größte ist ist auf der Insel Islay (Eine schottische Dependance) in Betrieb. Es soll den Strombedarf der Bevölkerung und der Wiskybrennerei liefern, und den Überschuß über das vorhandene Kabel nach Schottland abgeben. Das schottische Stromnetz dient als Puffer. Wieweit dieses Projekt gediehen ist, keine Ahnung.
Sogenannte Fachleute behaupten, daß die Ostsee für Wellenkraftwerke besser als die Nordsee geeignet ist
2. WINDKRAFT
Die Windkraft wird, wie die Wasserkraft, seit Jahrtausenden energetisch genutzt, wenn auch meist mit einem eher bescheidenen Wirkungsgrad..
Sogenannte �Windparks� schießen z. Z. in ganz Europa aus dem Boden. Feine Sache, nur Anwohner werden vo dem �hui hui� und dem Schattenflattern gestört. Mitkontinuierlicher Stromlieferung ist auch nix. Ausweg:
2.1 OFF-SHORE-WINDMÜHLEN
Auf See weht ein kostanterer Wind. Betr. Sturmfestigkeit kann man auf die Offshoreölbohrererfahrung zurückgreifen. Dänemark ist in der Nutzung dieser Energiequelle führend. Klaro, sie haben keine Kohle, kein Öl, keine nutzbaren Flüsse!

Evtl. Möglichkeiten?:
3. AUFWINDKRAFTWERK
Nach Jörg Schlaich, Prof. an der Uni Stuttgart. Hat u. A. das Dach des Olypiastadions in München konstruiert. Ein Billigmodell bei Manzanares lieferte 50 kW, bis es bei Sturm kaputtet wurde. In Indien soll eine Großanlage mit 1000 m hohen Betontürmen errichtet werden
4. KOMBI, Wind, Wellen und Strömung
Offshore-Öltürme sind sehr stabil. Die Entsorgung, nach �Entölung� des Grundes, ist problematisch, vor allem, wenn von keiner Sachkenntnis getrübte Leute medienwirksam zwischenfunken, evtl. mit gefälschten Daten!
Zweitnutzen ist gefragt!
Auf Grund der Stabilität von Offshore-Ölplattformen wurde folgendes vorgeschlagen:
Ganz oben Windräder, an der Wassergrenze ein Wellen- bzw Gezeitenkraftwerk. In der Tiefe, wenn genügend Strömung vorhanden, eine oder mehrere Strömungsturbinen.
4.1 Großschaufelige Strömungsturbinen zur Nutzung von Meeresströmungen in der Meerestiefe, z. B. in der Meerenge von Gibraltar, den Dardanellen usw.
5. Bessere Nutzung der Erdwärme. Wird bereits gemacht, in Neapel, Reykjavik und Neuseeland. Das sind die mir bekannten Orte.
6. Nutzung neuer, fossiler Energiequellen. Ich denke da besonders an Methanhydrat, in dem mehr Energie steckt, als in allen Öl- und Kohlelagerstätten je war. Das Problem der Förderung aus ca 800 m Meerestiefe wird sicher in 20-50 Jahren gelöst.
Unter den Stichworten der Absätze 1. ... 6. Finden sich bei GOOGLE oder anderen Suchmaschinen jede Menge Infos. Selber suchen, habe keine Lust, hier zig Adressen aufzulisten.

7.. Bessere Nutzung vorhandener Ressourcen im Kfz.-Bereich.
Bereits vor Jahrzehnten las ich von �verwässertem� Dieselkraftstoff, der höhere Leistung und weniger Schadstoffe bei gleichem Verbrauch produzierte. Also, sone Art Dampfmaschine mit innerer Verbrennung des Kraftstoffes. Da gibt es zwei Moglichkeiten:
A : Diesel + Wasser gleichzeitig einspritzen. Oder
B : Diesel und Wasser vorher mischen. Nur mit Emulgator möglich. Das Problem ist, die Mischung muß langzeitstabil sein! Wer mal mit spanabhebenden Maschinen gearbeitet hat, weiß, daß die Kühlflüssigkeit, Öl + Wasser, sich trotz Emulgator, nach spätesten 24 h anfing, sich zu entmischen, kräftiges umrühren war dann vonnöten.

Ich erinnere mich, vor 15-20 J. gelesen zu haben, daß in (Dallas????) in USA 8 Omnibusse in 1-jährigen Versuch diesen Wasserdiesel erfolgreich getestet haben.
Über Wasserdiesel in neuerer Zeit folgende Links:
https://www.energetik-leipzig.de/kraftst.htm wasser in diesel
https://www.verbrauchernews.de/umwelt/tests/0000001343.html wasser in diesel bei elf

In �Bild der Wissenschaft � online� fand ich dieser Tage eine Meldung, bei der anscheinend Hühnerscheiße als Emulgator dient! Ich war so �beeindruckt� :-)), daß ich hier nicht den link, sondern die komplette Meldung über �Hühnerdiesel� anführe:


Verkehr
18.12.2001

Bio-Treibstoff aus Hühnerdung hergestellt

Wissenschaftler scheinen einen Weg gefunden zu haben, mit Hühnerdung einen umweltfreundlichen Treibstoff herzustellen. Die Diesel-Hühnermist-Mischung ist nach Angaben des US-Forschers Al Stiller in der Leistungsfähigkeit durchaus mit reinem Diesel vergleichbar. Weiterer Vorteil des Bio-Treibstoffes sei es, dass er gleichzeitig das Entsorgungsproblem von Hühnerfarmern lösen könnte und die Verschmutzung von Gewässern durch den Mist reduziert werde, heißt es in einem Bericht der Washington Post

Stiller geht davon aus, dass eine Mischung aus 65 Prozent Diesel und 35 Prozent flüssigem Hühnerdung die ideale Kombination ist. Dafür wird dieser Hühnermist unter hohem Druck erhitzt und dabei sterilisiert. Wie die "tierische Treibstoffmischung" genau funktioniert weiß er allerdings nicht. "Aber sie wirkt", so der Chemie-Ingenieur von der Universität von West Virginia.

Umweltschützer kritisieren Hühnerfarmen in mehreren US-Bundesstaaten wie West Virginia , Maryland und Virginia. Ihnen wird die Verschmutzung von Gewässern um die Zuchtanlagen vorgeworfen. Flüsse würden mit hohen Nitratkonzentrationen belastet.

In der Zwischenzeit hat sich Stiller durch die Kooperation mit der Northco Corp. , die Forschungsfinanzierung gesichert. Nun will er klären, ob sich auch Pferde- und Kuhmist in einer Dieselmischung bewähren. Stiller konzentrierte sich hauptsächlich auf Hühnerdung, da dessen Entsorgung für Hühnerfarmer politisch wohl das wichtigste Problem darstellte.





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So, das wars für heute. Wer kommentieren möchte, möge die Absatz-Nr angeben.
Viele Grüße Günter


schorsch antwortete am 19.01.02 (12:22):

In einigen Jahrzehnten wird es keine zentralen Stromlieferanten mehr geben. Jede Wohneinheit wird ihr eigenes Kraftwerk haben. Und diese Strommacher werden zu über 90 % den Strom aus erneuerbaren Energien herstellen und fossile Brennstoffe nur noch für den Notfall einsetzen dürfen und können.

schorsch


Wolfgang antwortete am 19.01.02 (18:27):

Ich bin auch der Meinung, dass dezentrale Blockheizkraftwerke (BHKW) einen grossen Anteil am Gesamtenergiemix übernehmen werden. Ein kleines BHKW ist z. B. ein handelsüblicher PKW-Motor, der nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung sowohl elektrischen Strom (etwa 1/3) als auch Wärme (etwa 2/3) produziert. Grössere BHKW werden mit LKW- oder Schiffsmotoren - auch mit mehreren gleichzeitig - betrieben. BHKW können je nach Grösse einzelne Gebäude, aber auch ganze Fabrikanlagen oder Wohnsiedlungen mit Strom und Wärme versorgen.

Betreibt man nun diese Verbrennungsmotoren mit Brennstoffen aus Biomasse - z. B. mit Biodiesel -, wird auch kein zusätzliches CO2 in die Luft geblasen.

BHKW erreichen einen hohen Gesamtwirkungsgrad von 80 - 90 % des eingesetzten Brennstoffes.

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR):
LEITFADEN BIOENERGIE
Planung, Betrieb und Wirtschaftlichkeit von Bioenergieanlagen
https://www.fnr.de/de/Leitfaden/index.html

(Internet-Tipp: https://www.fnr.de/de/Leitfaden/index.html)


Petrone antwortete am 21.01.02 (09:27):

Eine höchst interessante Diskussion hier. Weiter so. Hier kann und will ich noch viel lernen.

Herzlichst Petrone


[email protected] antwortete am 24.01.02 (00:40):

Zur Erinnerung: Der gesamte Primärenergieverbrauch in Deutschland ist etwa 3 Mal größer als die Stromerzeugung. Die bisherige Diskussion hat sich aber fast nur mit ihr beschäftigt, weil sich in diesem Bereich am ehesten regenerative Energiequellen einsetzen lassen. Ihre Bedeutung ist heute aber ernüchternd gering, insgesamt beträgt ihr Anteil an der Gesamtversorgung ca 2%, wenn alle regenerativer Energeiarten zusammengerechnet werden. Für den von Wolfgang so optimistisch zukunftträchtig eingeschätzte Anteil der Windräder bleiben nur ein paar zehntel Prozent übrig, Wasser (schon seit vielen Jahrzehnten genutzt) und Wind werden zusammen mit 0,7% ausgewiesen.
Ich will mich gern als Pessimisten einstufen lassen, wenn ich nicht daran glaube, daß ihr Anteil sich mehrhundertfach - in nächster Zukunft - steigern läßt.
Wir nutzen heute ca 85% der Energie aus fossilen Brennstoffen (und 13% aus Kernenergie) und die zu substituieren erfordert es andere Kaliber als Wind.
Die Zahlen gelten zwar nur für Deutschland, ich gehe aber davon aus, daß für die Industrieländer, die schließlich das meiste verbrauchen, ein vergleichbarer Mix gilt.
Leider ist mir der naive Kinderglauben verloren gegangen, daß man alles ändern kann, wenn man es nur will und deshalb glaube ich nicht daran, daß an obigem Energiemix entscheidende Veränderungen (etwa Reduzieren der fossilen Brennstoffen auf die Hälfte) innerhalb der nächsten Generation eintreten; ausgenommen ganz unerwartete Entwicklungen, wie etwa die Hühnermist-Energievermehrung (aber dafür gibt es dann nicht genügend Hühner und wer würde die womit füttern?).
Aber nicht verzagen, Kleinvieh macht auch Mist, deshalb können viele Aktionen - die Ökosteuer, Solaranlagen, Wärmedämmung der Häuser, 3-Liter-Autos usw. - trotzdem sinnvoll sein und sie dienen auch der Förderung eines guten Gefühls, was nach (?) auch ein Erfolg ist.
Gruß Rolf


Manfred Franz antwortete am 24.01.02 (06:56):

Sicher hast Du Recht, RBrossmann: Die Elektroenergie macht nur etwa ein Drittel der gesamten Energiemenge aus. Und in DEM Feld nimmt sich die alternative Energieerzeugung tatsächlich (noch) etwas mickrig aus. Wirklich klotzen statt kleckern lässt sich auf den beiden anderen Feldern. Bei der Heizungsenergie (Solaranlagen für Warmwasser, Kraft-Wärmekopplung in Heizkraftwerken, Brennwertkessel, Holzfeuerungen) und im Verkehrswesen. (Bahn statt Straße, öffentliches Verkehrswesen statt leerfahrender Privatwagen (sind im Mittel nur zu 1/3 besetzt), Luftfahrt nur, wo es nicht anders geht, also nicht zu Prestigezwecken, Ausbau der Binnenschifffahrt im Frachtverkehr).
Ich gehe keinesfalls mit denen mit, die da sagen: "Es ist schon alles erfunden, alle Möglichkeiten sind ausgereizt".
Gerade wir Älteren haben doch erlebt, wie positiv sich der Energiesektor sowohl auf der Erzeugerseite (Wind- und Solaranlagen, Großkraftwerke für Gezeiten und Erdwärme, Kernenergie) und der Verbrauchs-(Einspar-)Seite (HKW, Brenn


Manfred Franz antwortete am 24.01.02 (07:06):

Da hatte mein Dampfcompu wieder einmal vorzeitig Schluss gemacht. Also weiter:
...Brennwertkessel, Energiesparlampen, Wirkungsgrad der Maschinen und Geräte überhaupt)
Und das alles in nur 50-60 Jahren!
Das lässt doch hoffen, dass die Menschheit auch diese Herausforderung annehmen und bestehen wird!
Vielleicht wird auch für die Kernenergie eine weniger gefährliche Lösung der Erzeugung und vor allem bei der Endlagerung gefunden.
Man sollte, gerade was technische Entwicklungen und Möglichkeiten betrifft, niemals "Niemals" sagen, wenn sie denn den allgemeinen Naturgesetzen nicht widersprechen. (Etwa wie das perpetum mobile).


Wolfgang antwortete am 24.01.02 (11:25):

Der Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergiemix ist gering, viel zu gering, momentan erst knapp 2 Prozent. Und weil das so ist, werden die Potentiale erneuerbarer Energien kleingeredet. Die Potentiale sind aber nicht gering. Zu diesem Schluss kommen viele Untersuchungen. Ich will auf eine davon hinweisen...

In einer Studie für das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) haben mehrere wissenschaftliche Institute das technische Potenzial erneuerbarer Energiequellen abgeschätzt. Damit könnten bis zum Jahr 2050 um die 50 (sic!) Prozent des heutigen Primärenergieaufkommens für die Strom- und Wärmeproduktion erreicht werden. Die Studie gibt es auf der Seite des BMU:

"Klimaschutz durch Nutzung erneuerbarer Energien"
https://www.bmu.de/download/b_nutzungerneuerbar.htm

(Internet-Tipp: https://www.bmu.de/download/b_nutzungerneuerbar.htm)


Walter antwortete am 26.01.02 (03:04):

Ich bin weder ein Fachmann noch ein Wissenschaftler. Aber gerade dieser Sachverhalt läßt vielleicht einen ganz anderen Gedankengang zu.
Die Natur hat Jahrmillionen gebraucht, um diese Erde bewohnbar zu machen. Sie hat mit Hilfe von Sonnenenergie und Chlorophyl grosse Mengen lebensfeindlicher Stoffe in Form von z.B. Gas, Öl, Kohle, Braunkohle tief in der Erde gebunkert. Sie tut es heute noch, wenn auch unter immer schwieriger werden Bedingungen (z.B. Vernichtung der Tropenwälder, Vergiftung der Meere). Und wir Menschen, die angeblich höchste und intelligente Lebensform, machen diesen Vorgang innerhalb kurzer Zeit rückgängig. Wir holen alles zurück an die Oberfläche, verbrennen es, erzeugen immer mehr giftige und lebensbedrohende Stoffe, und es ist eigentlich ganz logisch, dass wir auf längere Sicht gesehen die Erde damit natürlich wieder unbewohnbar machen.
Es ist einfach nicht zu verstehen, dass gewisse Kreise in Jubel ausbrechen, wenn immer wieder neue fossile Brennstofflager entdeckt werden, deren Nutzung genauso gefährlich für die Menschheit ist wie die Atomenergie, wenn nicht sogar gefährlicher.
Nun werden immer wieder die Termini wie "erneuerbare Energie oder Wiederverwertung" in den hochinteressanten Beiträgen verwendet. Aber in keinem Fall in folgendem Zusammenhang:
Warum ist es der Wissenschaft bisher offenbar nicht gelungen, die bei der Verbrennung fossiler Stoffe entstehen Oxyde in einen Kreislauf von Verbrennung und Rückgewinnung zu zwingen?
Wird daran überhaupt geforscht und liegen Ergebnisse vor? Oder werden Untersuchungen dieser Art wider alle Vernunft auch durch gewisse Wirtschaftsinteressen be- oder gar verhindert? Der erwartete Einwand, das würde sich wegen hohen Energieaufwandes nicht rechnen, kann keinen Bestand haben: Die Natur hat es auch mit Hilfe der kostenlos Energie liefernden Sonne geschafft. Und gibt es neben der offenbar nicht beherrschbaren Kernfusion eigentlich etwas, was wir der Natur noch nicht nachgemacht haben - wenn wir es wollten oder aber mussten? Und wir müssen doch wohl!
Gibt es Erkenntnisse, die auf eine Rückgewinnung z.B.verbrannter Kohlenstoffe hoffen lassen könnten. Ich bin sehr gespannt.


Walter antwortete am 26.01.02 (03:06):

Hier wurden einige falsche Angaben bezüglich der Reichweiten der Hauptenergieträger gemacht, daher hier eine Analyse vom Infokreis-Kernenergie:

Die statische Reichweite dieser Uranvorräte wird auf etwa 80 bis 100 Jahre geschätzt. Verglichen mit der mittleren statischen Reichweiten von Mineralöl (50 Jahre) und Erdgas (65 Jahre) weist die hohe Reichweite Uran damit als einen der großen Energieträger aus. Durch Neufunde und neue Förderungstechniken läßt sich die Reichweite aller Energieträger verlängern, so die des Urans durch konsequente Rezyklierung, also durch Wiederaufarbeitung, und damit Nutzung des Plutoniums (gemeinsam mit dem Uran in Form von MOX-Elementen) auf ca. 140 Jahre. Bei Einsatz von Schnellen Brütern erreicht die Kernenergie eine Verfügbarkeit für mehrere tausend Jahre, da in diesem Fall größere Mengen Plutonium zusätzlich gewonnen werden. Außerdem gestattet es die Brütertechnik, abgereichertes Uran und Uran aus schwachhaltigen Vorkommen zu nutzen. In jedem Fall stellt die Brütertechnik, die noch der technischen Vervollkommnung bedarf, eine unverzichtbare Option für die Zukunft dar, insbesondere in einer Zeit, da fossile Energieträger zur Neige gehen und solange nicht neue Energietechniken, wie etwa die kontrollierte Kernfusion verfügbar sind.

https://www.infokreis-kernenergie.org/d/faq_thema04.cfm#4u8


Wolfgang antwortete am 26.01.02 (14:50):

Das sind die in der wissenschaftlichen Diskussion anerkannten Zahlen... Auf etwa 2,31 Mio. t Uran (Gewinnungskosten bis 80 $/kgU, dem 4-fachen des aktuellen Preises) belaufen sich die Weltreserven. Verbraucht werden derzeit weltweit jährlich etwa 63.000 tU (Verbrauch 1997). Folge: Bei gleichbleibendem (!) Verbrauch sind die Uran-Weltreserven in knapp über 36 Jahren aufgezehrt, bei einer Steigerung des Verbrauchs entsprechend früher.

Die Quelle dieser Zahlen: Die Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) - Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen 1998

Es sollte noch erwähnt werden, dass der genannte "Informationskreis Kernenergie" eine Veranstaltung der Atomindustrie ist... Mitglieder des Vereins sind die Grossen im Atomgeschäft, unter anderem die ABB Reaktor GmbH, Bayernwerk AG, Siemens AG/KWU usw. Deren Zahlen traue ich nicht. ;-)

Lexikon der Atomwirtschaft
https://www.anti-atom.de/

(Internet-Tipp: https://www.anti-atom.de/)


Manfred Franz antwortete am 26.01.02 (19:45):

Und woher nimmst Du, Wolfgang, die Gewissheit, dass die Zahlen der Bundesanstalt für Geowissenschaften richtig sind?. Stehen dort nicht auch ganz spezielle Interessen dahinter? Z.B. die der derzeitigen Bundesregierung, die für ihre Politik ein wissenschaftliches Mäntelchen gebrauchen könnte? Ich glaube, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte und wird sich vor allem an der wirtschaftlichen Seite der Lagerstättenausbeutung messen. Und die wird ganz bestimmt teuerer, während die Nutzung alternativer Energieen sicher wohlfeiler wird. Zu Walter: Mir ist derzeit nur die Trennung der Oxide mithilfe des Sonnenlichtes oder von Elektrizität, also unter ENERGIEEINSATZ, als große Lösung bekannt. Ohne Energieeinsatz wäre es das schon erwähnte perpetum mobile.


Walter antwortete am 27.01.02 (02:29):

Manfred, ich glaube wir sind uns einig, dass es kein perpetuum mobile gibt Aber meine Frage bleibt bestehen: Warum ist es menschlicher Forschung bisher nicht gelungen, die Verbrennung in grossem Maß und ständig rückgängig und die verbrannten Kohlenstoffe wiederverwertbar zu machen. Wird zur Entlastung unserer überstrapazierten Atmosphäre wenigstens auch auf diese Möglichkeit gesetzt? Der geregelte Katalysator kann doch wohl nicht das Ende sein, nicht wahr? Allenfalls ein ganz schwacher Anfang!
Ich will im Zusammenhang mit unseren Klimaveränderungen auf ein weiteres Problem hinweisen, das bei der Bewertung von Gegenmaßnahmen und ihrer Dringlichkeit ganz offensichtlich nicht ausreichend gewürdigt wird:
Die zunehmend bedrohlichen Verhältnisse unserer Umwelt haben nicht nur Erwärmung, Ozonlöcher, ansteigende Meerersspiegel, Luftverschmutzung,jetzt noch nicht vorstellbare Turbulenzen in der Atmosphäre und auf den Ozeanen zur Folge. Auch unter Wasser droht Gefahr. Das Ansteigen der Meere wird hauptsächlich durch die Zuführung von Süßwasser verursacht, das z.B. durch die Abschmelzung der Eiskappen, Schneemassen und Gletscher entsteht. Wenn ich es richtig verstanden habe, verändern sich durch den Eintrag von riesigen Süßwassermengen in die Salzmeere Strömungen, die global wirkasam sind. Europa wäre davon betroffen. Man hat festgestellt, dass schon in der Vergangenheit - und in viel kürzeren Zeitabständen als bisher vermutet - der für unser Leben hier unverzichtbare Golfstrom seine Richtung ändert, verschwindet und für lange Zeit unserem Lebensraum verloren geht. Wir würden eine Eiszeit bekommen, die über Jahrtausende wieder Süßwasser binden muss, um Meeresbewegungen wie den Golfstrom wieder entstehen zu lassen.
Bitte, ich bin ziemlicher Laie und versuche nur rüberzubringen, was ich an Forschungsberichten mitbekommen habe. Ich gehe davon aus, dass kenntnisreichere und kompetentere Teilnehmer an diesem Forum mehr und besser informieren können. Manchmal genügt ja ein Anstoß. Eines aber steht fest: Die Menschheit insgesamt ist gefragt. Und wir sollten nicht so sehr nach den fossilen Brennstoffen trachten, um sie zu verbrennen, sondern sie künstlich verknappen und letztlich nur für die Verarbeitung in Kunststoffe nutzen, z.B. um unsere Wälder zu schonen. Im Gegenzug wären neben den vielen anderen auch einmal ernsthafte Überlegungen angebracht, wie man endlich die riesigen solaren Energievorräte der Wüsten einsetzen könnte. Teuer? Geld ist doch genug in der Welt, wenn es nicht z.B. für Kriege und Waffen verschleudert werden
würde. Daraus folgt, dass wahrscheinlich nur weltweiter Frieden, weltweites Zusammengehen und weltweite soziale Gerechtigkeit einen wirklich wirksamen Kampf zur Rettung unseres Planeten möglich macht. Na?


Manfred Franz antwortete am 27.01.02 (06:17):

Wenn Du das Schreckensszenario weglässt, das m.M. nach von gewissen Instituten aus nicht ganz uneigennützigen Gründen verbreitet und von bestimmten politischen Gruppierungen zur Durchsetzung ihrer Ziele verwendet wird, -und ausschließlich dazu(!)-, sind wir uns einig:
Es ist schade um die Rohstoffe, die verbrannt werden. Sie sollten als Werkstoffe, auch für die nach uns Kommenden, aufbewahrt werden. Zumal der darin enthaltene Kohlenstoff ohnehin nicht DER Energieträger ist. Wasserstoff ist bei seiner Oxidation bei weitem ergiebiger und unbegrenzt vorhanden. Schon wasserstoffreichere Kohlenwasserstoffe (Erdgas etwa, im Ggs zu Steinkohle oder Erdöl) sind günstiger.
Recht hast Du: Friede ist für die Nutzung der Sonnenschein-Gebiete der Erde ebenso notwendig wie überhaupt für jeden Fortschritt.
Und Geld wäre auch genug da. Hätte z.B. Bin Laden seine Erdölmilliarden zur Bekämpfung des Elends in der Welt eingesetzt.......
Aber das ist ja schon wieder Politik.


Wolfgang antwortete am 27.01.02 (10:43):

"Und woher nimmst Du, Wolfgang, die Gewissheit, dass die Zahlen der Bundesanstalt für Geowissenschaften richtig sind? Stehen dort nicht auch ganz spezielle Interessen dahinter? Z.B. die der derzeitigen Bundesregierung, die für ihre Politik ein wissenschaftliches Mäntelchen gebrauchen könnte?" - Manfred, achte bitte auf das Erscheinungsdatum der derzeit immer noch aktuellsten Studie: 1998. In Auftrag gegeben und erstellt wurde sie im Jahr 1997, damals war eine andere Regierung dran. ;-)

In den wissenschaftlichen Communities geht sehr viel über Konventionen. Das heisst, man einigt sich auf einen gewissen Datenbestand oder auf die Gültigkeit bestimmter Randbedingungen oder Vorgehensweisen. Sonst könnte man nicht mehr wissenschaftlich zusammenarbeiten. Was haben die Verfasser der Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) also gemacht? Sie haben damals alle frei zugänglichen Datenbanken und Untersuchungen - hauptsächlich amerikanische Quellen - zum Thema durchforstet und den Stand der Erkenntnisse zusammengetragen und komprimiert. Wie gesagt: Die Communities trauen diesen Zahlen und die Studie "Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen" wird in der einschlägigen Literatur sehr oft zitiert. Auch die grossen Energiekonzerne verwenden diese Zahlen (nur nicht so gerne gegenüber der Laienöffentlichkeit) und stellen sich gerade ein auf die nach-fossile und nach-atomare Ära. ;-)

(Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de/)


Walter aus München antwortete am 27.01.02 (12:12):

@Barbara
Danke für den Hinweis des Lessing-Gymnasiums in Norderstedt. Ich habe sie mir gleich "angeschaut". Diese Anlage hat 400.000 DM gekostet und dürfte im Schulbereich Maßstäbe setzen. Die Schule brachte den Mut auf, den Löwenanteil über Kredit der KFW zu finanzieren. Dies verdient immensen Respekt. Bei einer Jahreserzeugung von 24.000 KWH und 99Pf/KWH Erlösen beträgt die Rendite 6% und deckt gerade so die Kreditkosten

Meines Erachtens müsste die Solartechnik nebst Energiespartechniken an Wohngebäuden viel massiver gefördert werden, damit endlich die Komponenten durch Rationalisierungseffekte und verbreitertes Angebot billiger werden. Wenn ich Kanzlerkandidat wäre, würde ich ein nationales Förderungsprogramm starten mit dem Ziel, mindestens 300.000 dauerhafte Arbeitsplätze in diesem Bereich zu schaffen.

Bei geschätzen 5 Mio Einfamilienhäusern in Deutschland und 100.000 DM Investitionssumme pro Einheit entsteht ein Markt von 500 Milliarden DM.

Nicht zu vergessen: Solarenergie ist eine "friedliche" Energieform. Ölabhängigkeit führt unweigerlich zu Krieg, Atomabhängigkeit führt zu unabsehbaren Risiken mit dem Maximalrisiko, daß das Land für immer unbewohnbar wird.

Daher bin ich unumschränkt für die Öko-Steuer. Es wäre ein Segen für Deutschland, weil es endlich wirtschaftlicher würde, die richtigen Prioritäten zu setzen.


Barbara antwortete am 27.01.02 (14:25):

Ich sehe es genau wie "Walter aus München". Allein die vielen neuen Arbeitsplätze, die ein Förderprogramm für Solartechnik schaffen würde, führten ja auch zu Einsparungen bei Sozialausgaben und zu Steuereinnahmen. Insofern müßte man bei dem Totschlagargument "Alternative Energie ist zu teuer" doch bitte einmal etwas weiter denken. Als ganz besonders wichtig sehe ich jedoch folgenden Satz von Walter an:

"Atomabhängigkeit führt zu unabsehbaren Risiken mit dem Maximalrisiko, daß das Land für immer unbewohnbar wird"

Ein Wissenschaftler führte einmal aus, dass es im Endeffekt einerlei ist, ob ein Risiko 1 : 500 oder 1 : 5000 oder 1 : 500000 sei, wenn man zum Zeitpunkt der 1 lebt! Das Risiko grauenhaften Leids bleibt, ganz gleich wie hoch die mathematische Wahrscheinlichkeit ist.

Wer maßt sich an, dieses Risiko für sich und seine Mitmenschen tragen zu können?

Wie kann man mit diesem Wissen argumentieren: Alternative Energie ist zu teuer?

Barbara


RolfB antwortete am 28.01.02 (01:34):

Zu Walters Frage, weshalb es bisher nicht gelang, einen Kreislauf von Verbrennung und Rückgewinnung zu entwickeln: Verbrennung ist nicht Selbstzweck, sondern nur eine bequeme Form der Energiegewinnung, die Brennstoffe sind Energiespeicher und nur Mittel zum Zweck. Einen Kreislauf aufzubauen durch Re-Oxidierung würde nur bedeuten, die gleiche � genauer: wegen des schlechten Wirkungsgrades noch wesentlich mehr � Energie in den Prozeß wieder hineinzustecken, also ein sinnloses Unterfangen. Besser wäre dann, gar nichts zu verbrennen, aber woher die Energie holen in einer vergleichbar wohlfeilen, mit vorhandener Technik stets und in erforderlichem Umfang verfügbaren Form?

Ich entsinne mich, daß schon vor 40 Jahren darüber nachgedacht wurde, wie mittels Wasserstoff, der durch Elektrolyse in Photovoltaikanlagen z.B. in der Sahara in großem Umfang gewonnen wird und dann durch Transport des Wasserstoffs (als gespeicherte Energie) an den Ort des Bedarfs dort Energie bereitgestellt wird, durch Verbrennen mit einer vergleichbaren Technologie, wie sie von Kohle und Öl bekannt ist. Der große Vorteil wäre die saubere Verbrennung, bei der nur Wasser entsteht. Die entscheidenden Nachteile sind der schwierige Umgang und Transport von Wasserstoff und der Standort weit vom Bedarf und in politisch instabilen Regionen.
Aber technisch zu realisieren wäre ein solches Projekt sicherlich � auch im großtechnischen Umfang zum Abdecken des Primärenergiebedarfs, besser als alle derzeit gehandelten regenerativen Energiearten, wenn wirklich Bedarf bestünde und der richtet sich wohl vor allem nach Verfügbarkeit und den Kosten der konventionellen Brennstoffe; noch ist die Zeit dafür nicht reif.
Gruß Rolf


Hans-Jürgen antwortete am 28.01.02 (16:11):

Liebe Diskussionsrunde!

Vielleicht habe ich bei den vielen vorstehenden Zahlenangaben etwas übersehen; dann bitte ich die folgende Korrektur zu entschuldigen.

Wolfgang schrieb am 12.1.02, daß großen Gebieten der Erde, wo die meisten Menschen wohnen, eine Sonnenstrahlungsleistung von bis zu 3 kW/m2 zur Verfügung stehe. Dies ist zu hoch gegriffen. Maßgebend hierfür ist die sog. Solarkonstante, die bei Wissen.de so erklärt wird:

"...der Betrag der Strahlungsenergie der Sonne, die (außerhalb der Atmosphäre) auf eine Fächeneinheit (m2) in mittlerer Sonnenentfernung pro Zeiteinheit (s) senkrecht eingestrahlt wird. Die Solarkonstante beträgt im langjährigen zeitlichen Mittel 1,368 kW/m2."

Die in Klammern stehende Einschränkung und der Hinweis auf den *senkrechten* Einfall sind wichtig. In praxi wird es eher auf den von Wolfgang ebenfalls genannten Wert von 1 kW/m2 hinauslaufen oder leicht darunter. Dies nur zur Richtigstellung bei aller Vorliebe meinerseits für die Sonnenenergie. (Wer sich schon selber einmal einen Hohlspiegel von ca. 1 m Durchmesser gebaut und ihn an einem sonnigen Sommertag ausprobiert hat, wird nicht vergessen, daß man bereits damit eine kleine Menge Wasser in ein paar Minuten zum Kochen bringen kann!)

MfG Hans-Jürgen


Wolfgang antwortete am 28.01.02 (23:24):

Die Zahlen sind schon in Ordnung, Hans-Jürgen, und widersprechen sich ja auch nicht. Ich möchte noch eine Zahl erwähnen: Von der Sonne trifft im Jahr eine Energiemenge von 3,9 x 10(24) J = 1,08 x 10(18) kWh auf der Erdoberfläche ein. Das entspricht etwa dem 10.000-fachen des derzeitigen Weltprimärenergiebedarfs. (Quelle: V. Quaschning, Regenerative Energiesysteme, München Wien 1999, S. 24)

Mit anderen Worten: Wenn es uns nur gelingen würde, auch nur ein Zehntausendstel der auf die Erde eintreffende Sonnenenergie in irgend einer Art und Weise für uns sinnvoll zu nutzen, könnte der gesamte Energiebedarf der Menschheit (bei jetzigem Stand) alleine durch die Sonne gedeckt werden.

Technisch und wirtschaftlich ist das innerhalb einer oder zweier Generation(en) zu schaffen. Es sind die herrschenden Machtstrukturen und die politischen Einflussmöglichkeiten ihrer Nutzniesser, die sichere, naturschonende, dezentrale, preiswerte, arbeitschaffende und praktisch unerschöpfliche Energieträger nicht oder nicht schnell genug zum Zug kommen lassen. Die jetzt noch Profitierenden wissen: Ihre Machtstellung steht und fällt mit der fossilen-atomaren Energiebasis.

(Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de/)


Wolfgang antwortete am 28.01.02 (23:51):

Vielleicht sollte ich doch nicht den Stab über alle Multis gleichermassen brechen. :-))) - Eben gerade gefunden, ein Artikel in der taz:

Solarer Anschluss für Sri Lanka
Der Ölkonzern Shell setzt auf infrastrukturell unterentwickelte Gebiete, um mit alternativen Energien zu punkten. Unterstützung dazu gibts von der Weltbank
https://www.taz.de/pt/2002/01/29/a0088.nf/text

(Internet-Tipp: https://www.taz.de/pt/2002/01/29/a0088.nf/text)


Walter antwortete am 29.01.02 (02:01):

Hallo, RolfB und allen anderen TeilnehmernInnen! Fossile Stoffe sind mit Blick auf die Entwicklung der Erde zu einer bewohnbaren Welt eigentlich eben nicht Energiespeicher, sondern genau genommen Abfallprodukte der Natur in diesem Prozess, die mit Hilfe der kostenlosen Sonnenenergie entstanden sind. Die Verbrennung dieser Abfallprodukte bedeutet unbestreitbar Rückkehr in eine Welt, die wieder so lebensfeindlich sein wird wie sie einst war - wenn wir nicht gegensteuern. Und die Zeit drängt. Schon jetzt sind die ersten Anzeichen der zukünftigen Horrorszenarien ja wohl unübersehbar.
Angesichts dieser eindeutigen Hinweise auf künftige Schrecken, müsste tatsächlich fast jede Art von Verbrennung unterbunden und auf das unabdingbare Maß zurückgeführt, d.h. der verbliebenen Assimilationsfähigkeit der Natur angepasst werden. Aber sie ist - wie Du völlig richtig sagst - die bequemste Art der Energiegewinnung -, trotz der bereits erkennbaren, tödlichen Folgen für unseren Planeten. Man darf sicher sein, dass alle dafür Verantwortung tragenden Menschen dieses wie wir auch genau wissen!
Und ich kann deshalb einfach nicht glauben, dass in Forschung und Industrie nicht schon alles getan wird - oder getan worden ist, um für die nachfossile Zeit gerüstet zu sein und zwar mit investitionsintensiver (Arbeitsplätze) aber kostenloser Sonnenenergie.
Jede Entdeckung neuer Lagerstätten - gingen sie doch endlich und wirklich dem Ende entgegen! - verringert den Druck darauf, etwas wirklich Entscheidendes in der Energiepolitik zu ändern. Wind, Wasser, Atomspaltung, Photovoltaik - möglicherweise alles nur kleine Schritte als Alibis dafür, bereits wirkliche, revolutionäre Entdeckungen möglichst lange zurückhalten zu können? Macht man weiter mit riskanter aber lukrativer Verbrennung und Atomspaltung, um Geld zu machen? Oder gibt es politische Gründe, um die bestehenden Wirtschaftsstrukturen nicht zu gefährden?
Ich will es einfach nicht glauben, dass z.B. die Photosynthese der Natur noch nicht abgeschaut worden ist und in großem Maße nachvollzogen werden könnte. Liegt da vielleicht schon etwas in den Tresoren der Forschungsindustrie, das gegen Bares zurückgehalten wird?
Niemand wird mit Überzeugung sagen können: Das tun Menschen nicht, nein - niemals! Oder: Das ist Thema für einen Agententhriller!
Die 30 Silberlinge von einst könnten mit entsprechend neuzeitlicher Vernullung sicherlich Chefetagen und Politik in Gewissensnot bringen. Meint Ihr nicht auch?
Eine Vision: Die mönströsen Abdampfanlagen aller Atommeiler der Welt werden zu Luftansaugern umgerüstet; und hinten kommen reine Luft, schwefelfreies Öl und Stärke �raus....





Hans-Jürgen antwortete am 30.01.02 (17:29):

Lieber Wolfgang,

Deine Antwort vom 28.1. (23:24) bezüglich der zur Verfügung stehenden Sonnenleistung pro Quadratmeter leuchtet mir nicht ein. Du schreibst: "Die Zahlen sind schon in Ordnung und widersprechen sich ja auch nicht." Ich verstehe nicht, wie in den heißen Ländern bis zu 3 kW/m2 zustandekommen sollen, wenn die Sonne außerhalb der Erdatmosphäre und bei senkrechtem Einfall, d. h. unter unter Idealbedingungen, nur knapp die Hälfte dieses Wertes liefert. Im Internet fand ich, vgl. den unten angegebenen Link, noch den Hinweis auf die "terrestrische" Solarkonstante, deren Wert 1 kW/m2 beträgt und die sich auf die Verhältnisse am Boden bezieht. Bei ihr wird wolkenloser Himmel und ebenfalls senkrechter Einfall der Sonnenstrahlung vorausgesetzt.

In dem erwähnten Artikel wird unter anderem zum Vergleich eine kleine Kochplatte, 1000 Watt, 18 cm Durchmesser, betrachtet. Aus der betreffenden Rechnung läßt sich weiter folgern, daß man bei 1 kW/m2 vierzig(!) Quadratmeter Fläche benötigen würde, um mit Sonnenenergie genauso kochen zu können wie mit der Platte. Diese Fläche müßte mit Hohlspiegeln oder anderen Apparaten ausgestattet werden, die die aufgefangene, gleichmäßig verteilte Strahlungsenergie auf die Kochstelle konzentrieren, ein beträchtlicher Aufwand, wie mir scheint.

Mit freundlichem Gruß, Hans-Jürgen.

(Internet-Tipp: https://www.energieinfo.de/eglossar/node162.html)


Wolfgang antwortete am 30.01.02 (18:09):

Ich möchte mich entschuldigen für meine schlampigen und deshalb falschen Zahlenangaben... Ich meinte nämlich nicht die Solarkonstante, deren Wert, der Name sagt es schon, konstant ist. Die Solarkonstante gibt an (in kW/m2), wie viel (Strahlungs-)Energie die Sonne pro Sekunde (!) auf einen Quadratmeter Rezeptorfläche auf der Erde emittiert (Strahlungsstrom). Es ging mir vielmehr um die Energiemenge der Sonnenstrahlung, die im Verlauf eines Jahres (!) die Erdoberfläche erreicht (in kWh/m2). Die ist abhängig von der Region (in südlichen Gefilden ist sie höher als im Norden). Jetzt also noch einmal ganz korrekt:

In Wüstengebieten finden wir eine jährliche Sonnen-Strahlungsenergie von bis zu 3 x 10(3) kWh/m2; hier bei uns in Europa sind es bis zu 2 x 10(3) kWh/m2 (im südlichsten Europa), in Deutschland so um die 1 x 10(3) kWh/m2 herum (was etwa auch dem Erdmittel entspricht).

Trotzdem bleibt es natürlich bei der Aussage, dass genügend Energie bereitsteht: Von der Sonne trifft im Jahr eine Energiemenge von 3,9 x 10(24) J = 1,08 x 10(18) kWh auf der Erdoberfläche ein. Das entspricht etwa dem 10.000-fachen des derzeitigen Weltprimärenergiebedarfs.

(Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de)


Günter Peltz antwortete am 04.02.02 (10:56):

Es gibt einen neuen Wandler Wärme in Elektrizität, ähnlich dem seit Jahrzehnten bekannten Ionenwandler, der aber erst mit t-diff. von über 1000 Grad C arbeitet. Für den neuen auf Halbleiterbasis reichen bereits 100 Grad. Derz. Wirkungsgrad 17-20 %, theoretisch sollen 50 % möglich sein.
Weitere Infos siehe Internet-Tipp

(Internet-Tipp: https://www.wissenschaft.de/sixcms/detail.php?id=115565)


Barbara antwortete am 04.02.02 (11:46):

Im Spiegel on-line ist ein interessanter Artikel über Auswindkraftwerke zu lesen.

Link siehe unten

Gruß Barbara

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/wissenschaft/0,1518,180040,00.html)


Barbara antwortete am 04.02.02 (20:54):

Ach, Du Schreck, da ist mir ja ein Tippfehler passiert!
Richtig heißt es: Aufwindkraftwerk! Der Artikel ist immer noch interessant!


Wolfgang antwortete am 05.02.02 (13:01):

Wer sich für die Physik der Sonne interessiert, dem empfehle ich die Website von solarcontact.de:

Information - Wissenswertes zur Technik, zur Energiequelle Sonne und zum Solarzeitalter
https://www.solarcontact.de/content/info/info.php4

(Internet-Tipp: https://www.solarcontact.de/content/info/info.php4)