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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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wie ein Schlüssel für das Rätsel, das man ihm aufgegeben habe zu lösen. Vorsichtig machte er

einen Schritt in den ersten Pneu und griff sich die Flasche. Sie war gefüllt mit einer dunklen

Flüssigkeit. "Aha, da hat jemand Altöl entsorgt," war Friedels erster Gedanke. Dann zog er den nur

leicht eingesteckten Korken heraus und roch an der Flasche. Ja, das war doch..... Genau so hatte

doch das Getränk gerochen, das ihm Elvira zu trinken gegeben hatte, als er total erschöpft auf

ihrem Lager gelegen hatte. Er hielt einen Finger auf die Öffnung der Flasche, stellte diese auf den

Kopf und benetzte den Finger mit dem Inhalt. Vorsichtig leckte er am Finger. Kein Zweifel, das

war das gleiche Elixier, das ihn in das Land der Träume geschickt hatte. Er drehte die Flasche um

sich selbst und entdeckte eine beschmutzte Etikette mit einer Aufschrift. Friedel hielt die Flasche

dicht an die Augen. Nur ein Satz stand da: "Für Friedel. Auf wiedersehen!"


Das war nun doch die totale Überraschung. Elvira musste genau gewusst oder doch darauf

spekuliert haben, dass er, Friedel, sich nicht einfach mit dem Verschwinden der Wagen zufrieden

geben würde, wenn er von seiner Reise in seine Zukunft zurückkommen werde. Aber wieso nur

hatten die Frauen den Ort so fluchtartig verlassen? Und wie konnten sie dies denn überhaupt, wenn

sie ja gar kein Zugfahrzeug zur Verfügung hatten? Friedel ertappte sich dabei, wie er minutenlang

den Kopf schüttelte und vor sich hin brummelte. Er steckte die Flasche in seine Fischertasche und

machte sich daran, vom Ort der merkwürdigen Handlung zu verschwinden. Dino hatte geduldig

neben ihm gesessen und nur auf diesen Moment gewartet. Freudig sprang er voraus.


Ein Gedanke schoss Friedel durch den Kopf: Nur gut, dachte er, dass er unfruchtbar war. Denn

sonst wären die Folgen der gestrigen Orgie ja nicht auszudenken gewesen. Seine Ehe war ja in die

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