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THEMA:   Eigene Lyrik - Kapitel 2

 125 Antwort(en).

Webmaster begann die Diskussion am 09.06.01 (10:01) mit folgendem Beitrag:

Eigene Lyrik - Kapitel 1 - ist jetzt im Archiv einsehbar:
/seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a76.html
(unten auch direkt anklickbar). Mit 151 Beiträgen war diese Sicherung an der Zeit.
Hier kann es mit Kapitel 2 weitergehen.

MfG

Webmaster Seniorentreff

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a76.html)


Koloman Stumpfögger antwortete am 09.06.01 (10:13):

Trunk

Betört von Nektar
im güldenen Strahlenkranz
verweilt die Biene
begegnet tausend Wonnen
im Korb der Sonnenblume

taucht von Kelch zu Kelch
labt sich in süßer Mitte
güldenhonigsüß

kNs


hl antwortete am 09.06.01 (21:44):

letzter Flug

gekostet
hat die Biene
von der verborgenen Blüte
eines einsamen Löwenzahns
sie fliegt nicht mehr

die herbe Süsse dieses Nektars
hält sie für immer
fest

hl


Koloman Stumpfögger antwortete am 10.06.01 (00:15):

Vergessen

Aber die Elfe
hinter Libellenflügeln
schaut.

Sieht die güldne Blume,
hört die Biene summen,
lauscht der Harfe aus Sonnenstrahlen.

Wer zupft die Melodie?
Das Lied an den Wassern?
Die Insellieder?

Die Musik aber,
die Musik.

kNs


hl antwortete am 10.06.01 (00:54):

Ein neues Lied

sag Elfe, was singst Du für ein Lied?
wer schrieb die Melodie?

ich singe das Lied
von Ebbe und Flut
vom klagenden Wind
vom goldenen Mond
von Sternen
die am Himmel stehn
von Blättern
die im Wind verwehn
ich sing von der Liebe
ich singe vom Leid
ich singe vom Vergang der Zeit


die Melodie
die schreibt das Leben
ein neues Lied
fing an - gerade eben

hl


Koloman Stumpfögger antwortete am 10.06.01 (19:10):

Verregneter Sommer

Aus Regenschnüren
ist der Vorhang gewoben,
er tarnt ein Verlies.

Im düsteren Sommerloch
ging der Himmel verloren.

kNs


Dietlinde antwortete am 10.06.01 (19:21):



Hallo Heidi, hallo Koloman,



Eure Elfengedichte sind bezaubernd!

Danke Koloman, für Dein Tanka, " Verregneter Sommer"!

Ich wünsche Euch einen schönen Sonntagabend und grüße Euch herzlich

Dietlinde


hl antwortete am 10.06.01 (22:28):

Nachtregen im Juni

Aber weißt du nicht
wie sanft die Regentropfen
singen ihr leises Lied?

Die Frühlingsknospen heben
die Köpfe zu den Sternen.

hl


Dietlinde antwortete am 10.06.01 (23:05):



Liebe Heidi,

da muß ich mich unbedingt noch einmal melden. So ein unglaublich schönes Tanka hast Du "verdichtet". So zart und poetisch! So eine Freude dem Tanka zu lauschen und es zu genießen!

Ich wünsche Dir eine gute Nacht!

Dietlinde


sylvia antwortete am 10.06.01 (23:33):

An schroffen Ufern
sah ich ihn warten
noch nicht ganz
zugewandt
die Hand
noch nicht
erhoben

Heute war
der Himmel
verhangen
die Wolken
weinten
mit mir

svr


Koloman Stumpfögger antwortete am 10.06.01 (23:47):

Nieselregen

In später Nacht
lieg ich noch wach
in meiner stillen Kammer.
Nur der Regen rieselt leis.

Ein großer Tropfen
läßt vor beiden Fenstern
am Geländer glockenhell
jetzt hohles Rohr erklingen.

Nebenan im Zimmer
wartest du
bei angelehnter Tür
auf Schlaf vielleicht.

Es tropft jetzt noch einmal.
Ich halte an den Atem.
War es nicht ein stummer Ruf?
Ach � ein Wermutstropfen nur!

Es fröstelt mich.
Hast du es warm
in deinem formumschmeichelnden,
schleierweichen Nachtgewand?

Teilen möchte ich
für den Weg voll Rosenduft
über zarte Haut und sanfte Hügel
die dunkelrote Seide.

Doch die Wand teilt Räume,
die Nacht den Abend vom Morgen.
Wir teilen schlaflose Stunden.
Was teilt leis der Regen mit?

kNs


Rosmarie S antwortete am 11.06.01 (08:43):

> Nieselregen

> In später Nacht
> lieg ich noch wach


Lieber Kolomann,

dieses Gedicht hat mich sehr angerührt... Danke!

Herzlichen Gruß und danke auch für all die anderen emotionalen "Anrührungen" und Gedanken-Anstöße in dieser Runde!

Rosmarie

Der dichterische Tiefsinn
steckt leider nicht in mir drin.
Doch freu ich mich sehr,
schickt ihr mir eure her!


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 11.06.01 (13:19):

Bunte Welt (auch im Seniorentreff)

Warum soll man
sich denn genieren,
es mal gleichzutun
den Tieren?
Da wechselt doch
die Farbe schon
das "Kuscheltier"
Chämeleon.
Doch auch, so meint
der Kritiker,
tut es gar mancher
Politiker.
Drum mein` ich
frisch und munter:
Die Welt ist`
doch viel bunter,
(was man vom TV her
schon weiss)
gibt`s hier nicht nur
schwarz und weiss.

**********

Schorsch


eva antwortete am 13.06.01 (10:38):

Im Moor, die alte Nebelfrau
webt ihren Nebelschleier
aus feinster Seide.
Sie hockt, krumm und grau,
zwischen Thymian und Heide
am dunklen Weiher
unter der knorrigen Weide.
Auf Schilfhalmen ruhen blaugrüne Libellen.
Es quellen
Blasen aus dem zähen Sumpf.
Die goldäugige Natter ringelt sich
um den bemoosten Stumpf.
Um sie her schwanken
Wollgrasgräser im Wind.
Ihre Gedanken
webt sie lind
wie Perlen in den Nebel hinein.
Wenn es regnet, fallen die triefenden Binsenhaare
über ihr Runzelgesicht.
Sie achtet es nicht -
sie zählt nicht die Jahre.
Ihre Hände wirken das zarte Gespinst,
das sie behutsam über die Gräser breitet.
Und unter dem Nebelschleier
ist die Welt so leise.
Wenn morgens die Sonne auf ihrer Reise
den Nebel zerreist,
so gleisst
der Schatz von Perlen,
den sie hineingewoben,
auf Frauenmantel und Sonnentau
und den windverkrümmten Erlen.
Die Nebelfrau
lächelt leise ;
sie webt, uralt und weise
seit Ewigkeit -
sie kennt keine Zeit.

Wenn aber eines Tages
die Agrarbehörde befindet,
das Feuchtbiotop trocken zu legen
(die schlammige Pfütze
ist zu nichts nütze !),
bleibt von der alten Nebelfrau
statt Regenperlen und Glitzertau
nur zartes, verdorrtes Wurzelgeflecht.

Es wäre nicht recht.

eKr


sylvia antwortete am 13.06.01 (17:52):

Formen
aufgelöst
und Farben
lichtlos
dickgraues
Einerlei

Frierende Seelen
irren schleierschleppend
unter der ausgelöschten
Sonne

An verblühten
Rosen
hängen
die Tränen
der Welt

svr


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 13.06.01 (21:42):

Der Schuldner


Ein Mensch geht traurig durch die Gassen,
mit tiefen Trauerfalten im Gesicht.
Ich versuche keck mit ihm zu spassen,
doch dies gelingt mir leider nicht.

Ich frag` den Mensch, an was er leide,
zeig` eifrig ihm mein Mitgefühl.
Er steh` bei vielen in der Kreide
sagt er zu mir, verstimmt und kühl.

Doch dann beginnt der Mensch zu lachen
und gibt mir ein Geheimnis preis:
"Würd` ich nicht laufend Schulden machen,
so hätt` ich keinen Freundeskreis.

Denn alle, die von mir was wollen,
die fragen stets: geht es dir gut?
Tja, so leb` ich immer aus dem Vollen;
was glaubst du denn, wie wohl das tut!"


Juni 1996 Schorsch


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 14.06.01 (09:15):

Nicht ohne Dornen
sind die Rosen;
nicht ohne Schmerzen
das Liebkosen;
was heut sich liebt,
sich morgen neckt,
übermorgen sich
am A..... .....!

Hilfe: Die letzten 2 Worte sind mir abhanden gekommen (;--))))

14.6.01 Schorsch

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/fr-georg.html)


sylvia antwortete am 14.06.01 (13:36):

Na ja, Schorsch, dann lass es doch beim Necken.
So lange Dein Wortschatz keine weiteren Einbussen erfährt, brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen.........
Herzlich Sylvia


Hans-Jürgen antwortete am 16.06.01 (20:33):

Am Rande des Brunnens
unermeß'ner Tiefe
sitz' ich,
Reflexe betrachtend,
Lichtpunkte,
aber auch Dunkles.

Namen steigen empor:
sie künden von Frieden und Sieg
und von der Urmutter.

Was mit *ihnen* verbunden,
lieb' ich am meisten.



Anm.: ich archiviere, sammle.


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 18.06.01 (08:54):

Wildwasser


Ein warmer Regen sachte nieselt
auf nacktes, sprödes Felsgestein,
und emsig, kaum am Boden, rieselt
es still in tausend Ritzen ein.

Es rinnt durch Höhlen und durch Spalten,
es quillt in schwarze Dunkelheit;
doch gar nichts kann das Wasser halten,
denn sein Weg ist ja noch weit.

Dann, in tausend kleinen Quellen
tritt es aus dem Felsengrund;
verweilt in vielen seichten Stellen;
plaudert, wie aus Kindermund.

Weiter muss das Nass nun eilen,
mit dem Bach nun in den Fluss;
will nicht mehr rasten und verweilen,
dieweil`s zu Mutter Mare muss.

Doch unterwegs erquickt`s die Gräser,
Bäume, Menschen und Getier;
es füllt als Wein dem Wirt die Gläser;
es rinnt mal dort, es quillt mal hier.

Doch wehe, wenn das Wasser wütet
und rächend über`s Ufer tritt,
denn was der Mensch noch so behütet,
das reissen gelbe Wogen mit.

Ein Lob dem Mensch, der, wie die Alten,
mit der Natur zu leben weiss,
und klug die Wasserkraft lässt walten,
denn sie erspart ihm Kraft und Schweiss.

Das wildest` Wasser lässt sich bannen,
zu unserem Nutzen, wohlgelenkt,
bevor es friedlich fliesst von dannen,
so lang` der Mensch natürlich denkt.


Schorsch


Hans-Jürgen antwortete am 18.06.01 (09:32):

Nachtrag zu "Am Rande des Brunnens": auf dieses Gedicht erhielt ich ein private, lobende Zuschrift, in der besonders die Verwendung des Begriffs "Urmutter" hervorgehoben wurde, bei dem man sich allerlei denken könne. Dabei hatte ich etwas ganz Einfaches im Sinn, worauf auch der Nachsatz "ich archiviere, sammle" hindeutete. Was es war, mögen die folgenden Zeilen, diesmal wieder gereimt, wenigstens teilweise zum Ausdruck bringen:


Kann sein, ich wurde mißverstanden,
und die geheimnisvoll mich fanden:
sie bitt' ich um Entschuldigung.

Das Ganze war als Huldigung
(versteckt, gewiß) an Drei gedacht,
die oft schon Freude mir gemacht
in unserm "Treff" voll Poesie
(so wie *sie* dichten, könnt' ich's nie).

Die Eine heißt wie Adams Weib.
Bestimmt nicht nur zum Zeitvertreib
schreibt Verse sie, die mich entzücken,
die mich bewegen und beglücken.
Doch hab' es hiermit sein Bewenden -
mehr sag' ich nicht und will nun enden.

Hans-Jürgen


Rosmarie S antwortete am 18.06.01 (18:09):

Nachtrag zu "Am Rande des Brunnens": auf dieses Gedicht erhielt ich ein private, lobende Zuschrift, ... Dabei hatte ich etwas ganz Einfaches im Sinn, worauf auch der Nachsatz "ich archiviere, sammle" hindeutete.

Lieber Hans-Jürgen,

wie nett und diskret du meine Beschränktheit umschreibst! Aber ich stand halt voll auf der Leitung! :-))) Dein Gedicht gefällt mir immer noch, auch wenn es nicht gar so tiefgründig gemeint war, wie ich es verstanden hatte... So entpuppt sich vielleicht manches "geheimnisvoll Künstlerische" im Nachhinein als versteckte Lobes- und Dankeshymne... :-)))) Wie dem auch sei, Denkanstoß ist Denkanstoß! Und dafür: Danke! :-)))
Bei den anderen fleißigen Dichtern bedanke ich mich auch für die Freude und das Stückchen Tiefsinn, das ich jeden Tag durch euch geschenkt bekomme!

Rosmarie


eva antwortete am 20.06.01 (10:03):

... besonders DORA zugeeignet !

Ich hab�im Haus einen kleinen Wicht,
der geistert durch meine Räume;
die Leute glauben mir alle nicht,
sie sagen ich spinne, ich träume ...

Aber wie bitte, lässt sich sonst erklären,
dass meine Flaschen so schnell sich leeren ?!
Z.B. letzthin das Malheur
mit meinem teuren Kirschlikör -
der Pegelstand ist beträchtlich gesunken -
das habe doch alles nicht ICH getrunken !

Überhaupt scheint er mir recht gefrässig :
wo ist denn die Tafel Schokolade
in meiner Nachttischschublade ?
Gestern war sie noch hier,
heute - ein Restchen Silberpapier !
ICH bin doch nicht so unmässig !

Ausserdem ist er wohl recht vergammelt
er sammelt
lauter unnütze Dinge :
vor allem einzelne Ohrringe -
mir bleibt dann die andere Hälfte zurück,
ich habe davon schon sieben Stück !

Mein Schreibtisch ist immer so ordentlich,
ICH bin doch gewiss nicht liederlich.
Aber schau ich ihn mir am Morgen an,
scheint es, als habe ein Orkan
in meinen Sachen gewütet -
dabei habe ich stets gehütet
die Ordnungsliebe als höchstes Gut.
Es ist wirklich nur SEIN Übermut
der alles durcheinanderbringt,
so dass mir kein Gedicht gelingt.

Und das Chaos im Bücherregal !
Das Suchen wird immer mehr zur Qual.
Dabei bin ich wirklich nicht zerstreut.
Und im Hintergrund hat er sich gefreut
und kichert in den Ecken,
in den Verstecken,
und lacht sich krumm,
dass ich so dumm.

Doch wenn er mein Leben auch nicht verschönt,
so habe ich mich doch an ihn gewöhnt.
Es ist mir ja nichts anderes übriggeblieben;
auf wen sollte ich sonst diese Vorfälle schieben ?

Aber manchmal sitzt er mir hinter dem Ohr
und flüstert verbotene Dinge mir vor -
es wäre wohl sein grösstes Vergnügen,
mich zu einer Torheit zu verführen -
aber ich werde das ignorieren,
so kann er nicht über mich verfügen !

Gelassen und stets heiter
führ�ich mein Leben weiter
und achte nur auf mein Seelenheil.

Ihr zweifelt ? Beweist mir das Gegenteil.



Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 23.06.01 (08:18):

Um dir hier das Gegenteil zu beweisen
müsste vorher ich wohl lange rumreisen.
Drum lass doch den Wicht,
und kümmere dich nicht,
vielleicht will den Weg er dir weisen?

Schorsch


sylvia antwortete am 29.06.01 (10:49):

Dies ist der Sommer
dies ist meine Zeit

MORGEN
Tautropfen
hängen Diamanten gleich
an schlanken Gräsern
Mondsichel schwimmt
im Opallicht des Himmels
verblassend

Über den schwarzen
Horizont
fliesst erstes
Sonnengold

Aus den Resten
der Nacht
wachsen die Schatten
des Tages

Die schale Luft
füllt sich
mit Erdgeruch
mit Blumenduft
und Vogelstimmen

Die Starre weicht
von meinen Gliedern
ich werde weit und warm


sylvia antwortete am 29.06.01 (10:51):

MITTAG
Der Himmel
färbt sich
saphirblau

Die Sonne steigt
steht gleissend
im Zenith

Das Leben ruht
erduldet matt
die Mittagshitze
Der Wind bleibt
träge
in den Bäumen hängen

Die Schatten
ziehen sich zurück
und werden blau

Katzen blinzeln faul
aus Bernsteinaugen

Ich atme durch
ich fühl mich trunken
bin vor Wonne
ausser mir

svr


sylvia antwortete am 29.06.01 (10:53):

NACHMITTAG
Gegen Westen wendet sich
die Sonne
die Schatten drehn
und zeigen
wachsend
ostwärts

die Farben leuchten
sind in dunkles Gold
getaucht

Der Wind
löst sich
behutsam
aus den �sten
und atmet
allen Wesen
neues Leben ein

Ich möchte mich
an alle Welt verströmen
wie ein Kristall
der Regenbogen sprüht


svr


sylvia antwortete am 29.06.01 (10:59):

ABEND
Ein letztes Feuerwerk
am Himmel
die Sonne ein Rubin
sinkt hinter
violette Berge

Schwalben
schwirren aus
zum Abendhöhenflug
und künden damit schon
den neuen Sommertag

Dämmerung sinkt
und löscht
die satten Farben aus

Die Nacht
entfaltet ihren
blauen Mantel
mit Sternenstaub
bedeckter
blauer Samt

Noch kann ich
auf der Haut
die Sonne riechen
der Wind spielt sanft
mit meinem Haar

Ich öffne mich
bin ein Gefäss
in dem die Sinne fluten


Dies ist der Sommer
dies ist meine Zeit

svr


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 29.06.01 (11:49):

Liebe Sylvia

Wenn ganz hoch die Schwalben fliegen
und wenn im Nest die Jungen liegen,
dann kribbelt es in meinem Bauch.
Merkst`s, ich spür den Sommer auch (;--))))

Schorsch


Rosmarie S antwortete am 30.06.01 (19:16):

Liebe Heidi,

Mundart geht direkt ins Herz - und dein Gedicht besonders!

Herzlichen Dank!
Rosmarie


Rosmarie S antwortete am 30.06.01 (19:19):

Hallo,
irgendwie habe ich auf der Leitung gesessen. Ich bezog mich auf Heidis Koatzerl-Gedicht, das ich per Mailingliste erhalten habe... Aber wo ist es jetzt?

Lasst euch dafür alle herzlich grüßen
Rosmarie


hl antwortete am 30.06.01 (23:13):

Hier ist Gedicht und das Bild vom "Katzerl"

/seniorentreff/de/hp/lachnitt/mundart.html

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/hp/lachnitt/mundart.html)


Friedgard antwortete am 01.07.01 (20:03):

Abend im Garten

Schmiege dich in den Sommerabend:
lass deine Haut liebkosen
vom kühlenden Abendwind,
lausch dem Gespräch
der lockenden Vögel
und atme
den Duft der Reife.
Lass los
die Versuchung des Tages
und gib deiner Seele
die Stille wieder.

F.S.


Visual Sonic antwortete am 02.07.01 (11:05):

Odyssee
� 01. Februar 2000, Torsten Bartneck

Wie der Liebe Glück an schönen Tagen,
So das Leid, wenn sie vorüber sind.
Tiefe Schmerzen, laute Klagen
In der Nächte wie ein Kind.

In Erinnerung hier ein Bild
Macht sich Wehmut schnell bereit
Gleich auch warnend wie ein Schild
Und doch wars eine gute Zeit.

Schwelg' ich hin an jene Orte
Leise nun vom Wind gesungen
Klingen dort noch ernste Worte
Ich bin still, bis sie verstummen.

Zeit, nun sollt ich weitergehen
Schlummern lassen was geschehen
Nehme mit was mir gelehrt
Will es lassen, was mich verwehrt.

Der Vergangenheit schöner Träume
Ich nicht länger mehr verfallen
Keinen Moment ich nun versäume
Laß die Anmut seicht verhallen.

An der schönen Tage Liebesglück
Nur die Lehre selten blickt zurück
Selbst das Leid mich wieder trifft
Ich will es trinken, das süße Gift.

(Internet-Tipp: https://www.suityou.de)


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 02.07.01 (22:11):

Waffen


Norden, Osten, Westen, Süden;
Frieden? Freiheit? Platitüden!
Norden, Osten, Süden, Westen;
wir müssen doch die Waffen testen!
Süden, Norden, Westen, Osten;
Waffen dürfen alles kosten!
Süden, Westen, Osten, Norden;
wir brauchen sie, um zu morden!
Wer da noch von Frieden spricht,
ist ein dämlich-dummer Wicht!

Schorsch


Hans-Jürgen antwortete am 03.07.01 (15:43):

Der Wald ist der Frieden
und die Freiheit die Luft,
und wenn diese verdirbt,
kann jener nicht leben.

Darum ist es auch falsch,
nur das eine zu wollen
und das andere
aus den Augen zu verlieren.

"Frieden, Frieden" sagen viele,
doch die Voraussetzung dafür
kennen nur wenige.


sylvia antwortete am 03.07.01 (21:49):

Ratlosigkeit
vor dem Manöver
Unternehmen "Paloma"

Die Truppen
sollen
den Ernstfall
Frieden
üben
und keiner weiss
wie das geht

svr


Georg Segessenmann antwortete am 05.07.01 (09:04):

Merke: Frieden kann man nicht kaufen - aber Waffen!

Schorsch


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 07.07.01 (13:33):

Ritter Grimmbart

****************

Ein grimmiger Ritter mit struppigem Bart,
der hat stets an Wasser und Seife gespart.
Stets roch er nach Schnaps und ranzigem Fett
und stieg mit den dreckigen Kleidern ins Bett.
Da traf er im Dorf eine bildhübsche Frau.
Sie sagte zu ihm: "Du bist doch eine Sau!
Dein übler Gestank mein Näschen arg stört.
Nimm endlich ein Bad, wie sich das gehört."
Ritter Grimmbart, entflammt in Liebe zu ihr,
überwand endlich mit Kraft sein inneres Tier.
Er kaufte neue Kleider und stutzte den Bart;
er schruppte seinen Leib und wurde ganz zart.
Nun folgt er dem Weibchen durch Haus und Feld.
So wird aus `nem Grimmbart ein Pantoffelheld!

*****************************

PS. Ich selber konnte einige Hürden auslassen.....

Februar 1996 Schorsch


eva antwortete am 09.07.01 (16:37):

Mein junger Liebster hat sich eine Frau genommen,
und ich blieb nun allein zurück.
Wir beide wussten, dieser Tag wird kommen -
so dankte ich ihm für das kurze Glück.

Es ist schon lang vorbei, getrocknet sind die Tränen,
die unter einem Lächeln ich verbarg.
Die Zeit heilt alle Wunden, auch das Sehnen,
das unerfüllbar ist. Sei still und stark.

Die einst�ge Leidenschaft ist längst vergessen;
man wendete sich andern Dingen zu;
und was das Herz gequält, was es besessen,
fand mit manch anderem schon lange Ruh�.

Warum dann plötzlich nach so vielen Jahren
erschienst du mir im Traume diese Nacht ?
Hast du vielleich das gleiche Leid erfahren
und hast nach langer Zeit an mich gedacht ?

eKr


Hans-Jürgen antwortete am 09.07.01 (18:42):

Ein inhaltlich und formal bewundernswertes Gedicht, mit einer überraschenden Wendung am Schluß. Ich bin sehr froh, es zu lesen. Danke!

Hans-Jürgen


Rosmarie S antwortete am 09.07.01 (20:19):

> Mein junger Liebster...

Liebe Eva,

das ist ein tolles Gedicht!
Ich werde hier zwar immer wieder von Gedichten in besonderer Weise angesprochen, viel, viel öfter, als ich Rückmeldungen geben kann. Aber dieses berührt mich besonders! Danke!

Nun werde ich mutig und setze auch mal eines hier hinein...

Herzliche Grüße und danke an alle Kreativen
Rosmarie


Abendnot

Die Nacht senkt sanft den dunklen Schleier
über meines Blickes Rund.
Vor grauem Himmel zieht ein Reiher.
Verblichen ist der Blumen Bunt.
.
Aus Nebelwiesen steigt die Schwärze
Tannen stehn als schwarze Wand.
Nicht Schläfrigkeit beruhigt mein Herze,
sanften Griff vermisst die Hand.

Und der Reiher zieht von dannen,
unbeirrt zu seinem Hort.
Wie schwarze Mauern stehn die Tannen.
Nimm mein Sehnen, trag es fort!

Trag es fort, ich kann�s nicht brauchen,
stört mir nur die Seelenruh.
Alte Geister in mir fauchen,
Lust, Verlangen, ich und du.

Ach, ihr Geister, ihr vergangnen,
zieht ins Dunkel euch zurück!
Meine Träume, die verhangnen,
suchen nun ein ander Glück.

Morgen früh im Sonnenstrahle
wird die Wiese wieder bunt.
Und die Sehnsucht, diese fahle,
quält nicht mehr mein Herze wund.

Lieb ich doch mein volles Leben!
Wenn mir nun die Lust verlischt,
wird die Welt mir Andres geben.
Noch das Licht die Farben mischt!

So lass ich jetzt dich Reiher ziehen,
schließ fest in mich die Lüste ein.
Wird mit dem Tag die Nacht entfliehen,
so wärmt mein Herz der Sonnenschein.

rsch


Friedgard antwortete am 15.07.01 (20:27):

Liebe Eva, liebe Rosmarie - schön sind Eure Gedichte. Vielleicht mögt Ihr auch dies:

Der Freund

Deine Augen:
Moosachate,
drin sich spiegeln tausend Welten,
Meere, Berge,
Wälder, Menschen.
Deine Augen:
helle Lichter,
voller Lachen,
Funken sprühend -
oder ernste, stille Brunnen,
um der Menschheit Trauer wissend.
Deine Augen:
Moosachate -
hab mich ganz in sie verloren,
doch
als wir dann Abschied nahmen,
gabst du,
mit dem letzten Blicke,
mir mein Spiegelbild zurück.


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 16.07.01 (10:29):

An rsch

Hut ab!!!

Schorsch


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 20.07.01 (10:58):

Zum gegenwärtigen "Sommerwetter":

Beschirmt und behütet
******************

Gut beschirmt und gut behütet
ziehn wir unsres Wegs dahin,
und wenn der Wettergott mal wütet,
sind wir froh um ihn und ihn.
Doch wenig nützen Schirm und Hut,
die man zuhause lassen tut!

Schorsch


Rosmarie S antwortete am 20.07.01 (13:21):

Lieber Schorsch, wie recht du doch hast!

> Doch wenig nützen Schirm und Hut,
> die man zuhause lassen tut!

Denn Schirme, die zu Haus ich lasse,
bescheren Regengüsse, nasse.
Klemm ich ihn aber untern Arm,
dann bleibt das Wetter sonnenwarm.


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 20.07.01 (15:43):

Rosmaries Bauernregel

"...Denn Schirme, die zu Haus ich lasse,
bescheren Regengüsse, nasse.
Klemm ich ihn aber untern Arm,
dann bleibt das Wetter sonnenwarm......"

...ergänze ich:

Und steigt dann an der Wasserpegel,
gibts eine neue Bauernregel:
Die Schirme man zuhause lass,
dort werden sie gewiss nicht nass!

Schorsch


Gila antwortete am 20.07.01 (16:06):

Frei nach Goethes Erlkönig:

Der Chatkönig oder der Liebe Abgesang

Wer surft so spät durch�n SENIORENTREFF?
Es ist der Chatter mit seinem Gekläff.
Er haut in die Tasten, mit wildem Arm,
Umkrampft die Maus, ihm wird ganz warm.

�Mein Lieber, was leuchtet so hell dein Gesicht?� -
�Siehst, Liebste, du den Chatkönig nicht?
Er schreibt doch ein Posting zu XYZett!" -
"Mein Lieb, nun komm schon endlich ins Bett!

Mein liebster Mann, komm her zu mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
Champagner steht an des Bettes Rand,
Sieh her, ich trage ein schwarzes Gewand.�

"O Liebste, o Liebste, und siehst du denn nicht,
Was Chatterkönig mir leise verspricht?" -
"Sei ruhig, bleibe ruhig, du Wirrer!
Im Forenwald säuselt nur ein Irrer." -

'Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Chatter sollen dich warten schön;
Meine Chatter führen den nächtlichen Reihn,
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.'

"O Liebste, o Liebste, und siehst du nicht dort
Chatkönigs Chatter an der Foren Ort?" -
"O Mann, o Mann, ich seh es genau.
Schau mich an, ich bin schließlich deine Frau!"

�Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.'
"O Liebste, o Liebste, jetzt mailt er mich an!
Chatkönig hat mir �ne mail reingetan!" -

Der Liebsten grauset�s, entfernt sich geschwind,
Der Chatter juchzt wie ein kleines Kind.
Der Chatkönig hat IHM eine Mail geschickt;
Seine Frau hat derweil seine Hose geflickt.


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 20.07.01 (16:54):

Für Gila

Geht Chatkönig dir mal auf den Wecker,
zieh meuchlings ihm heraus den Stecker.
Und hat ers dann noch nicht begriffen,
wird halt zu einer List gegriffen:
Nimm seinen PC mit in dein Bett;
wirst sehen, endlich wird er nett!

Schorsch


Gila antwortete am 20.07.01 (19:20):

Klasse, Schorsch!!!

Wie wär's damit?

UND DIE MORAL VON DEM GEDICHT:
<zieh meuchlings ihm heraus den Stecker.
Und hat ers dann noch nicht begriffen,
wird halt zu einer List gegriffen:
Nimm seinen PC mit in dein Bett;
wirst sehen, endlich wird er nett!>>

;-))))) Gila


Gila antwortete am 20.07.01 (19:26):

Ups, eine Zeile ist verloren gegangen.
Richtig:

UND DIE MORAL VON DEM GEDICHT:
<zieh meuchlings ihm heraus den Stecker.
Und hat ers dann noch nicht begriffen,
wird halt zu einer List gegriffen:
Nimm seinen PC mit in dein Bett;
wirst sehen, endlich wird er nett!>>


Rosmarie S antwortete am 20.07.01 (19:50):

Zwei zu eins für dich, lieber Schorsch! :-)))

Herzlich
Rosmarie


Waltraud antwortete am 22.07.01 (10:02):

Ergebnis einer unerfüllten Liebe:

Ich nahm dich mit in meine Träume
und fühlte deinen Mund auf meiner Haut.
Ein Streicheln war's für meine Seele,
gemeinsam haben wir ein Nestchen uns gebaut.

Es war der Seelenstern, auf dem wir angekommen.
Du nahmst mich in den Arm und lachtest laut.
Wir hatten endlich uns gefunden
und wenn und aber - alle Zweifel abgebaut.

Es war die Größe unsrer Liebe,
die Flügel uns verlieh und sacht
sind wir vom Seelenstern zurückgekommen -
und ich bin ohne dich erwacht.

Ich wünsche allen einen schönen Sonntag

(wafu)


Waltraud antwortete am 22.07.01 (17:06):

Heute setze ich Euch allen noch einige Verse
ein, Heidi hat mich dazu ermutigt,
CRONY kennen einige aus der Vorstellung
aus dem ELFENORAKEL, ist ein ALTER FREUND:

Für Crony

Sie wandert schwer beladen ihre Straße
und dürstend sieht sie dich am Wegrand stehn.
Den hilfreich dir greichten Becher,
noch kannst du ihn nicht sehn.
Mußt selbst erst weitergehn.
Nicht stolpernd über Pflastersteine,
gebückt und hoffnungslos.
Geh mutig aufrecht auch in deinen Zwängen!
Die feinen Fäden der gekappten Taue
gewähren doch noch Sicherheit,
bist du bereit und frei von Wut und Bitternis.
Sonst hörst du nicht die liebliche Musik,
ganz leise wird sie dir geschenkt.
Ein kleiner Same, ein Lichtkorn noch,
versteckt in ihrem Herzen.
Verachte und verlache nicht den Keim,
gib Nahrung ihm durch liebevolle Gesten!
Am Morgen einer dunklen Nacht
siehst du das Blütenmeer, ein weites Feld
von leuchtend hellen Sonnenblumen.
Nimm an den Becher und geniese!
Vertraue auf die Macht der Liebe!

Waltraud


Rosmarie S antwortete am 22.07.01 (21:59):

Liebe Waltraud,

dein "Ergebnis einer unerfüllten Liebe" gefällt mir ganz besonders gut!

Das Elfenorakel kenne ich zwar nicht und kann insofern dein zweites Gedicht nur ansatzweise verstehen. Aber seine Botschaft spricht mir aus dem Herzen.

Für dich und alle hier eine gute Woche!
Rosmarie


Waltraud antwortete am 22.07.01 (23:05):

Ich wollte nicht, daß sich meine Gedanken ständig im Kreise drehen,aber sicher kennt Ihr dies auch alle.

Das Gewicht deiner Gedanken-
wie zehn Zentner Stein.
Es mauert die Gefühle ein.

Das Gewicht deiner Gedanken-
wie zehn Zentner Stein.
Es legt in Ketten dein Tun.

Das Gewicht deiner Gedanken-
wie zehn Zentner Stein.
Es dunkelt dir den Sonnenschein.

Das Gewicht deiner Gedanken-
wie zehn Zentner Stein.
Es mottet selbst die Gedanken ein.

Fährt jemand von Euch fort, vielleicht Schorsch?

Ich wünsche allen eine gute Woche, in der es an jedem Tag für jeden eine kleine Freude gibt.

Waltraud


Friedgard antwortete am 23.07.01 (14:24):

All die Steine, die ich bisher fand
trug ich in den Garten, bedeckt sie mit Sand
und lockerer Erde. Ließ den Regen begießen,
und eines Tages begann es zu sprießen:
allerlei Grün von fliegenden Samen,
Gras und Löwenzahnsonnen kamen
und Gänseblümchen und grüner Klee,
jetzt tun mir die Steine nicht mehr weh.

Einer fiel und zerbrach mit leisem Knall,
er barg im Inneren einen schönen Kristall.
Nun verwahre ich ihn an besonderem Platz.
Auch ein Stein birgt manchmal einen Schatz.


Heidi antwortete am 24.07.01 (10:51):

Waldspaziergang

Liebster, lass uns spazieren gehn
in meinem Wald, dort ist es wunderschön
ich zeig dir den Thron der Elfenkönigin
ein junges Reh lief heute auch dort hin

auf grünbraunen Waldboden mit dir gehn
und ab und zu da bleiben wir stehn
uns zu küssen und in die Augen zu sehen
dann gehn wir weiter, Hand in Hand
ich zeige dir mein Wunderland

Schau nur, hier ist allerhand los
eine kleine Welt zwischen Farn und Moos
winzige Sternchen leuchten im Grün,
nein, wir wollen noch nicht nach Hause gehn
die Ameisenburg, ein großes Werk
von kleinen Wesen, ach und dort wohnt ein Zwerg

siehst du den Eingang dort mitten im Weg?
kein Mauseloch, pass auf, wo du gehst
tritt nicht auf die Knochen der Bäume
was ich meine? na, die Wurzeln dort,
was sagst du, ich träume?

hl


eva antwortete am 02.08.01 (17:45):

Sommer der Kindheit

Kindersommer - wie lange währten die Tage !
Aus der Erinnerung strahlen sie golden und blau -
blau war der Himmel und golden die Weizenfelder;
in sie zu treten war Sünde - hier wuchs ja das tägliche
Brot.
Großmuttergärten : es rankt am verwitterten Holzzaun
Kapuzinerkresse und Winde und auf dem Beet
blühn neben Salat und Kohl Rittersporn, Phlox und
tränende Herzen ;
nachts aber verströmen unscheinbare Blüten,
Nelken, Reseda und Nachtviolen, berauschende Düfte -
und nebenan reifen die Beeren am Strauch.
Und auch im Wald finden sich Heidelbeeren,
Walderdbeeren am Wegesrand, sonnendurchglüht;
mit einer Klettentüte voll süßer Früchte
versteckt im duftenden Heu - im Hintergrund raschelt
ein Mäuschen.
Manchmal türmt sich am Horizont Wolkengebirge,
Donnergrollen, es zucken die Blitze,
schwer ergießt sich der Regen, wie ist es da tröstlich,
eng geschmiegt an den zottigen Freund in der Hundehütte
auf die Sonne zu warten - und wie ist die Welt wieder so
neu ! -
Am Teich der Bootssteg, umwachsen von Binsen und
Röhricht;
Libellen wiegen sich schimmernd am schwankenden Rohr,
träge schaukelt ein Falter auf einem Seerosenblatt;
Unermüdlich zirpen die Grillen im Gras, und in den Nächten
hängt zarter Nebelschleier über dem Wiesengrund ...

Barfuß im Sommer - behütet und frei, allein und geborgen;
glückliches Kind, im Einklang mit der Natur -
verweht sind die Spuren, vergangen, doch niemals vergessen,
aus der Erinnerung leuchtet der Sommer golden und blau.

eKr




Friedgard antwortete am 02.08.01 (18:14):

Ein wunderschönes Gedicht, liebe Eva!

Ich habe das Folgende zwar schon mal eingeschickt, aber ich schreib es doch nochmal hin, weil es in dieselbe Stimmungslage paßt:

Ich möchte die Sterne
singen hören
möchte lernen die Lieder
der dörflichen Brunnen
will wissen
das Lachen
des reifen Apfels
eh er den Sprung wagt
herunter vom Baum.
Ich will die Linien sehn,
die die Schwingen der Schwalben
zeichnen
in den weiten Himmel
und dann, Kind,
mach ich ein Lied daraus
ein Buch mit Bildern
und mit Geschichten,
damit du siehst, Kind:
die Welt ist nicht so,
wie man heut sie dir zeigt.
Nicht nur so.
Es gibt da
noch eine andere Welt, Kind -


hedwig schneider antwortete am 05.08.01 (07:43):

UNSERE AUFGABE

Kinder
mit Gummigeschoß
zielen auf Tauben
haben Spaß.

Begreifen
vom Mitgeschöpf
fehlt ihnen
noch.


hl antwortete am 09.08.01 (19:15):

am rande des weges

am rand meines weges dichte hecken
fliegenpilze die sich verstecken
weisse kugeln die laut knallen
unreife früchte die runter fallen

am rand meines weges der dunkle fluss
der immer immer fliessen muss
rosaweisses tränendes herz
roter klatschmohn gegen den schmerz

am rand meines weges grosse bäume
dicke wurzeln wie kinderträume
grüne wiesen mit löwenzahn
dicke köpfe leuchtend warm

am rande des weges leben die träume
grosse sanfte weiche räume
welt ist fern leben ist klein
am rand meines weges geh ich allein

hl


hedwig antwortete am 14.08.01 (07:05):

Ein Mensch

Am Bahnhof oder auch in Parkanlagen
ist er zu sehen, abseits, fest verhüllt;
um ihn Gepäck, verschnürt und gut gebündelt,
all seine Habe, Einziges, ihm blieb.
Spricht man ihn an, schält er sich aus den Lumpen;
schrickt auf, sobald er zuviel Nähe glaubt.

Sperrt`s anfangs sich in mir, ihn anzusehen,
nehm` dann ich wahr: ein MENSCH, mit wachem Blick
ist hier gestrandet, wählte hier die Bleibe
und lebt vom Warten - warten, nur auf was -.

Er läßt sich fragen, ob er Kaffee wünsche
und fordert gleich dazu noch �was zum Kau`n.
Man hört den Dank, wenn Speisen ihm genehm sind,
sonst tönt nur `ja`, doch sollten wir versteh`n:
Er schloß sich zu, vor langer, langer Zeit schoon;
Kultur? - liegt brach - der Mensch hier vegetiert. _

Nicht Umerziehung möcht` ich hier bewirken;
für meinen Frieden bringe hm ich Dank.


Georg Segessenmann antwortete am 15.08.01 (16:42):

�therwellen


Als Bub vertrieb man sich die Zeit
mit Walky-Talky, oft meilenweit.
Das Reiten auf den �therwellen
liess prächtig unsere Kämme schwellen.

Heut` haben wir das Natel-D.
Wir funken damit schon über die See.
Und geht`s uns auch an die Finanzen,
verkürzt`s doch merklich die Distanzen.

Bald trägt schon der kleinste Knilch
so ein Teufelsding in seinem Zwilch.
Meist wohl zu seinem eigenen Gaudium.
Was kümmert ihn denn das Publikum!

***************

Gut ist mir dies Gedicht gelungen,
stolz blähe ich kräftig meine Lungen.
Per Funk nun ab in die Redaktion.
Wo ist denn mein gutes Natel schon?!

Schorsch


KarinD antwortete am 16.08.01 (20:49):

Leben kann so einfach sein

Leben kann so einfach sein
Und schön
Ein wunderbarer Satz
Ist es aber nicht
Für mich
Jedenfalls
Nicht immer.

Einsam
Unzufrieden
Schmerzvoll
Traurig
Sind die Worte
Die sich finden
Für mein Leben.

Gerne möchte ich
Es einfach nennen
Mein Leben
Und schön
Oder wunderbar
Ich tue es
Wenigstens manchmal.
Wenn es so ist.


KarinD antwortete am 17.08.01 (13:21):

Liebe Leute!

Nachdem ich nun diese Seite voll entdeckt habe, möchte ich Euch ein weiteres Gedicht senden. Dieses ist aber von meiner Schwester ELKE.
Wir hatten viele Jahre (warum auch immer!) keinen Kontakt. Seit Anfang d. J. sind wir wieder ganz eng miteinander verbunden, als wenn nie was gewesen wäre. (War eigentlich auch nicht).
Dieses Gedicht - von ihr zu mir - möchte ich daher hier veröffentlichen.

Gruß von KarinD.
---------------------

für karin

du,
du hast mir so viel
gegeben.

hast mir gezeigt,
was ich nicht wußte,
mich getröstet,
als mir nicht wohl war,
mich gelobt
für meine sachen,
mich gewärmt
mit deinen worten,
.
.
.
ich,
ich konnte es
nehmen,
weil es von
dir kam.
aus deinem herzen.
.
.
danke.


KarinD antwortete am 22.08.01 (08:10):

Guten Morgen!

Etwas durcheinander macht mich, daß es hier zwei Rubriken gibt "Eigene Lyrik" (einmal ..ungereimt..).

Gestern hatten bei uns die "I-Dötze" ihren ersten Schultag, zu dem mir folgendes einfiel:


Erster Schultag

Erster Schultag
Ernst des Lebens
Beginnt.

Vergessen
Seit langem
Eigene Schulzeit.

Unterwegs
Erinnerung
Macht lächeln.

Bunte Schultüten
Kinder rausgeputzt
Stolze Eltern und Großeltern.

Neue Tornister
Leicht noch
Spielerisch getragen.

Morgen schon anders
Aufregung vorbei
Schulalltag - immer.

Ernst des Lebens
Ab jetzt -
Bleibt Zeit noch
Auch zum Spielen?


Friedgard antwortete am 22.08.01 (08:51):

Spuren im Sand

Muscheln am Strand,
Spuren im Sand,
Stimmen vom Wasser her,
endloses, weites Meer,
Heimat so fern -

Schiffe vorüberziehn,
Wolken gehn drüberhin,
still steht die Zeit,
lachender Kinder Spiel,
Ball fliegt weit über's Ziel,
Sonne tanzt mit,
Vogelschrei über mir,
Wind auf der Haut ich spür'
Du bist mir nah -

Wo blieb der Sommer, sag?
Jahr um Jahr, Tag um Tag
ging drüber hin,
doch, wie von ferne her
rauscht manchmal leis' das Meer
durch meinen Sinn.

FS


KarinD antwortete am 23.08.01 (17:10):

Aus meinen "losen Blättern":

Gedanken aufschreiben
ist für mich
therapeutische Hilfe
und hat den Vorteil
dass der Therapeut
jederzeit erreichbar ist.

K.


KarinD antwortete am 26.08.01 (11:04):

Manchmal muß frau das, was sie empfindet, einfach aufschreiben:

Sitztanz

Erklingen zum Tanze
die Geigen
dieses schöne
Operettenlied
macht sie
traurig - jedes Mal.

Tanzen ist vorbei
für sie
lange schon
für immer
mit diesen Beinen.

Melodien im Kopf
locken Erinnerungen
an Drehen
zur Musik
... dennoch.

Eine Möglichkeit
ergab sich
Sitz-Tanz las sie
wird angeboten
Hoffnung in ihr.

Zögernd ging sie
dorthin
in den neuen Kreis
wurde
aufgenommen
mit Freundlichkeit

Auch für sie
erklingen
nun wieder

... zum Tanze
die Geigen.


KarinD


Friedgard antwortete am 29.08.01 (17:32):

Wir wollen sein
wie die Inseln im Meer,
die dem müden Seemann
Zuflucht bieten
und Nahrung
und Ruhe.

Wir wollen sein
wie die Lichtung im Wald,
die mit Sonne lockt
nach des Schattens Kühle
und dem Wanderer winkt
mit leuchtenden Blumen.

Wir wollen sein
wie die Oasen:
Quellen der Liebe
und menschlicher Nähe
in der weiten Wüste
der Gleichgültigkeit.

FS.


hl antwortete am 29.08.01 (18:39):

Antwort

ich will sein
eine Insel im Weltmeer
umgeben von den blauen Wasserzungen der Welt
die mich berühren, sanft und zärtlich
die mich überschwemmen, wild und fordernd
die wieder zurückfliessen und
mich zurücklassen - gereinigt und neu
einsame Insel im Weltmeer

ich will sein
eine Lichtung im Wald der Gefühle
kühles grünes Gras und bunte Blumen
frei von Wurzeln und Dickicht
umgeben von Bäumen die in den Himmel wachsen
unbetreten von einer Welt
die mich vor lauter Bäumen nicht sieht
einsame Lichtung im Wald der Gefühle

ich will sein
eine Oase in der Wüste der Vernunft
Fata morgana für den Wanderer
oft gesucht, nie gefunden
zugänglich nur für die
die mit dem Herzen sehen
ein Trugbild für die Welt
einsame Oase in der Wüste der Vernunft

hl


KarinD antwortete am 30.08.01 (15:14):

Liebe Friedgard, liebe Heidi!

Wieder sooo schön, Eure Gedichte. Seufz!

Einen schönen Tag wünscht Euch
Karin.


KarinD antwortete am 31.08.01 (18:07):


Erster Regen

Erster Regen
nach Wochen
größter Hitze
Erholung für die Natur
Aufatmen
für Mensch und Tier.

Die Luft gereinigt
wie frischer Quell
Sonne hinter den Wolken
Erfrischung
selbst der Gedanken
Labsal
für Körper und Seele.

Schon stöhnen
die Menschen
immer nur Regen
ich lächle still
ahne

... die Sonne
kommt wieder.


Rosmarie S antwortete am 01.09.01 (09:40):

Liebe Karin,

dein Septembergedicht, das ich eben unter "ungereimt" las, hat mich sehr angesprochen, und ich habe mal in mich hineingehört, was sich bei mir als Lebensgefühl regt... :-)

Allen einen schönen September!
Rosmarie

Erster Septembermorgen

Zarter Dunst vor Baum und Dach,
Hochhaus ragt in graue Blässe,
September, mach mein Denken wach!
Erfrisch es nun durch deine Nässe.

Die Wärme hat mich stumpf gemacht.
Ließ mich so treiben Stund um Stunde,
versank in Dumpfheit satt und sacht.
Doch jetzt führ ich die Frucht zum Munde!

September lässt die Ernte reifen,
gibt Denken, Laufen, Lust zurück,
lässt nicht nur treiben, sondern greifen.
September, Jahresfülle: Glück!


KarinD antwortete am 01.09.01 (11:21):

Liebe Rosemarie!

Das wiederum kann ich seeehr gut nachempfinden! Wie schön und wahr! (Besonders die zweite Strophe).

Schönen Tag!


Georg Segessenmann antwortete am 01.09.01 (14:45):

Herbstgedanken


Es blättert von den Bäumen
und alte Narren träumen
wie schön es einmal war.
Man hatte Riesenkräfte,
wild flossen alle Säfte
und wild spross auch das Haar.


Heut` hapert`s mit den Zähnen.
statt Küssen bleibt nur Gähnen.
Das Bein schmerzt wie verrückt.
Man ist schon froh, wenn einen
die Sonne tut bescheinen
und noch das "Pipi" glückt.


Das wird sich nimmer wenden,
denn alles muss mal enden,
so will es die Natur.
Drum lass uns weiter träumen,
wenn`s blättert von den Bäumen;
sei weise und nicht stur.


Schorsch alias Georg von Signau


Friedgard antwortete am 01.09.01 (17:45):

Lied des Regens in der Nacht

Sing mir das Lied vom Meer, wo du herkommst, Regen,
sing mir das Lied vom Wind,
sing mir das Lied der wogenden Wellen
und der treibenden Wolken am Himmel.
Sing mir das Lied vom Durst der Erde
und von den Tränen der Menschen,
sing mir das Lied vom Lachen des Bergbachs
und vom Tosen entfesselter Ströme.
Sing mir das Plätschern heimischer Brunnen
und die Stille der ruhenden Seen
und dann, lieber Regen,
sing mir das Lied vom großen Vergessen,
sing mir ein Schlaflied zuletzt.

FS.


KarinD antwortete am 02.09.01 (12:56):

Ja, ja .....

Klein - groß

Das Enkelchen ist zu Besuch
ungewohnte
�ngstlichkeit in mir
pass auf -
das kannst du noch nicht

Kind will etwas holen
ich mach es selbst -
du bist noch zu klein

Kind möchte dieses und jenes
sei vorsichtig -
dass du dich nicht verletzt

wir gehen zum Spielplatz
ein Klettergerüst lockt
und Spielen mit Förmchen im Sand

das kann ich nicht, Kindchen

aber Oma
... du bist doch schon groß.


eva antwortete am 03.09.01 (03:37):

Ja, lieber Schorsch - die schlaflosen Nächte ... aber das
Gedicht vom Sandmann war wirklich Spitze ! - dies hier
um halb vier Uhr früh :


Herbstahnung

Und plötzlich spürst du es - der Sommer geht zu Ende.
Unmerklich fast verändert sich die Welt.
Die Nächte werden länger, und am Morgen
hüllt zarter Nebel das betaute Land.
Noch blüht es bunt und üppig in den Sommergärten,
die Bäume tragen schwer an ihrer Frucht -
doch kahl und abgeerntet sind die Felder,
am Wegrand rötet sich die Hagebutte,
die Vogelbeeren hängen schwer im Grün ;
leer ist der Himmel - wo sind all�die Schwalben ?
Ein Hauch von nahem Abschied macht das Herz mir schwer -
und in der Wiese blüht die erste Herbstzeitlose.

Ach, weile noch ein wenig, lieber Sommer !
Schenk uns noch etwas Sonne, lass�im milden Winde
die Sommerfäden wehn, bevor die Blätter fallen ;
füll unsre Augen, unsre Seelen noch mit Schönheit,
damit den Nebelherbst, den trüben Winter,
voll der Erinnerung und neuer Hoffnung
auf deine Wiederkehr wir leichter tragen.

eKr


KarinD antwortete am 03.09.01 (07:33):

Guten Morgen!

Liebe EVA, ach - wie schön, Dein Herbsgedicht. Leicht melancholisch, wie eben der Herbst. Total nachzuempfinden. Ich habe richtig beim Lesen ein wenig geseufzt und gedacht: Genau, das trifft es.
Das mußte ich Dir sagen.

Wünsche einen schönen Tag.
Karin


Koloman Stumpfögger antwortete am 04.09.01 (10:35):

Silbernetz

Silber, Silber,
Silber weben.
Weben, weben, Faden knüpfen,
zart zum Netz verweben.

Zwischen Himmel und Erde
spinnengeduldig
am Silberfaden hangen:
Harren, warten, harren, warten

vom ersten Sommertag
bis an den Rand des letzten,
ob Fäden sich straffen,
das Netz sich füllt.

Am ersten güldenen Tag,
in Silberfäden perlenbesetzt
ist ein Herzblatt verhangen:
Leuchtet und leuchtet und leuchtet ...

kNs


Dietlinde antwortete am 04.09.01 (12:55):



Lieber Koloman,

möchte Dir schreiben, dass mir Dein Gedicht "Silbernetz" ganz wunderbar gefällt! Es ist so poetisch und es ist Dir wunderbar gelungen!!!!


Hier ein Senryu, zur Jahreszeit passend:


Septemberlicht im
Asternbeet verweilt - als des
Sommers letzter Glanz.


Dietlinde Heider


Koloman Stumpfögger antwortete am 04.09.01 (20:20):

Ehe sie fallen
blühen im Herbst die Blätter
in allen Farben

Haiku
kNs


KarinD antwortete am 06.09.01 (07:12):

Guten Morgen!

Klavierspiel

Im Fernsehen erzählen sie
von Mord und Totschlag
Unfällen auf den Straßen
Kriegen allerorts

dazwischen höre ich
eine leise Melodie
in der Nachbarschaft
spielt jemand Klavier

Nachrichten verblassen
Klavierspiel gewinnt
lässt mich lächeln

ach ...
könnte Musik
doch Kriege verhindern.


Dietlinde antwortete am 06.09.01 (16:33):



Lieber Kolomann,

möchte mich ganz herzlich für Dein wunderschönes Blumen-Gedicht bedanken, das Du mir sandtest, und Dir sagen, wie gut mir Dein Herbst-Haiku gefällt! Blühende Herbstblätter, dieser Gedanke ist so schön!

Liebe korallenrote Hagebutten-Frühherbstgrüsse
von
Dietlinde

(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)


Rosmarie S antwortete am 06.09.01 (17:31):

Manchmal gibt es Tage der Schmerzen.
Aus heiterem Himmel plötzlicher Schlag.
Wie weh klingt jetzt die Stimme im Herzen,
wie hatte begonnen so glücklich der Tag!

Gründe? Wer weiß, ob wirklich berechtigt.
Auslöser kann ein Zufall schnell sein.
Morgen noch kreisen Gedanken durchnächtigt.
Bekomme ich Klarheit? Wie wird es dann sein?


Rosmarie S antwortete am 06.09.01 (17:37):

Hallo, liebe Dichterinnen und Dichter,

merkwürdig, bevor ich meine Zeilen von oben hineinsetzte, hatte ich mich bei euch für all die vielen herrlichen Gedichte seit meinem letzten Lesen bedankt. Dieser Beitrag erscheint aber einfach nicht...:-(
So noch einmal: Eure Gedichte sind ja sowas von bereichernd und interessant! Viele gefallen mir sehr, sehr - ganz besonders auch Friedgards "Lied des Regens in der Nacht".

Mit herzlichen Grüßen
Rosmarie


Georg Segessenmann antwortete am 10.09.01 (10:42):

Ramduckel emcht prastig Ramdickel;
Kanduckel källt kromtig Kandickel;
Wantuckel grisst wachtig Ramuggel;
Staniggel brenst kudlig Schamuggel.

Quatsch?

Weiss ich doch selber!

Schorsch


Rosmarie S antwortete am 10.09.01 (10:50):

Hallo Spaßvögelchen,

dumm geguckt,
Kopf gejuckt,
schau gebannt,
Witz erkannt...

Einen fröhlichen Tag!
Rosmarie


Georg Segessenmann antwortete am 10.09.01 (13:24):

Na dann halt etwas Schlaueres, soeben entstanden:


Herbstgarten
**************

Brach liegen die Beete des Gartens,
vereinzelt nur Unkraut noch spriesst;
nun kommen die Tage des Wartens;
am Morgen der Nebel schon fliesst.

**********

So wird sich mein Herz nun vereinen
mit dem Nebel, den Wolken, dem Wind.
Sei ruhig mein Herz, lass das Weinen;
such doch nach der Sonne geschwind

**********

Und hast du sie endlich gefunden
auf einsamem Berg überm Tal,
dann geniesse die heiteren Stunden;
vergiss all die Sorgen, die Qual.

**********

10. September 2001, Schorsch


eva antwortete am 10.09.01 (18:05):

Herbst - Zeit der Verheissung, Erwartung und der Vollendung ;
Frühlingsversprechen wurde zu reifender Frucht.
Nach Winterstürmen, Regen und sengender Dürre
ruht nun in milder Sonne friedlich das herbstliche Land.
Am Weinberg, unter den roten und goldenen Blättern
schwellen die Trauben am altersverkrümmten Stock.
Einige gläsern-grün, voll der saftigen Frische,
andere samtig-blau, rot oder violett -
warten sie alle auf das Messer des Winzers,
der von der Rebe sie trennt mit seinem scharfen Schnitt.
Vom Korb in die Kelter, gepresst, zerquetscht und zerrissen ;
süß strömt das Rebenblut, um dann im großen Fass
Ruhe zu finden, zu gären und sich zu klären,
bis dunkle Stille zur Vollendung ihn bringt -
edlen Wein, die Herzen der Menschen erfreuend,
allein in besinnlicher Stunde, bei guten Gesprächen zu Zweit ,
bei fröhlichen Festen in heiter beschwingter Runde
- oder im Kelch beim gesegneten Abendmahl.


Herbstzeit des Alters - auch hier Vollendung und Reife.
Nach Stürmen des Lebens, Entbehrung, Kummer und Leid
ruht eine milde Sonne auf dem ergrauenden Scheitel;
heiter-verklärt blickt man lächelnd zurück :
Es war doch nicht alles so schlecht, und Liebe half vieles
ertragen !
Nun trägt Geduld, Verzicht und Verständnis reichliche Frucht.
Aber auch hier die Erwartung des endlichen Schnittes -
in die Kelter der Schmerzen geworfen, hilflos, allein,
schließen zum ewigen Schlaf sich die müden Augen .
Doch auch uns bleibt die Hoffnung auf einen neuen Beginn -
die dunkle Ruhe des Grabes vollendet unsere Verwandlung,
gleich dem gekelterten Wein, in ein edleres Sein.


eKr


G. Segessenmann, alias Georg von Signau antwortete am 12.09.01 (11:13):

Abendrot

********

Oh Alpenfirn, der rötend
sich am Abend zeiget;
oh Morgenrot,
das folget auf die Nacht;
was nützt es euch,
wenn man vor Ehrfurcht schweiget
und still ergötzet
sich an eurer Pracht?
Ihr wart schon ewig
und auch ewig kommt ihr wieder,
wenn längst kein Mensch
mehr ist auf diesem Stern.
Dann singt noch
euer Licht die alten Lieder,
die nie verklungen sind
vor eurem Herrn.

****************

August 1995, Schorsch


G. Segessenmann, alias Georg von Signau antwortete am 12.09.01 (19:37):

Friede auf Erden.....



Millionen Tränen fliessen Tag und Nacht
auf unsere nackte, wundgebrannte Erde.
Und tausend Kriege werden neu entfacht,
von uns, der ignoranten Menschenherde.


Millionen Kinder finden nicht ihr Täglich Brot.
Unschuldig müssen sie für Sünden zahlen.
Ohnmächtig schliessen wir die Augen ob der Not.
Denn keiner will sie sehen, ihre Qualen.


Millionen Frauen werden totgequält,
in gottverdammten Männerkriegen.
Der Teufel hat sich aus dem Ei geschält
und ruft: "Seid Männer, ihr müsst siegen"!


Ich frage euch, wie soll das weitergehn?
Was die hier tun, ist doch der bare Graus.
Warum lässt dies der Alte Gott geschehn?
Wir rotten uns ja selber aus.

März 1993, Schorsch


KarinD antwortete am 12.09.01 (20:38):

Terror

Trauer in Amerika
der ganzen Welt
erschüttert die Menschen
vom Terroranschlag

Bilder des Grauens
in allen Medien
rund um die Uhr
Fassungslosigkeit

kaum jemand begreift
was geschah
Wut und Solidarität überall
spontanes Beten und Blumen

Erwachsene verstehen nicht
Kinder merken
ratlos Veränderung
Traurigkeit allerorts
Unverständnis

ich schalte Fernseher
und Radio ab
vermag nicht auszuhalten
reißerische Berichte

möchte trauern dürfen
und weinen
mit den Betroffenen
sind sie mir auch fremd

bald wird man mehr versteh' n
heißt es
Vergeltung soll es geben
... noch mehr Terror

Menschen in Aufruhr
Tod, Tränen und Schock weltweit
Angst und Schrecken
lange Zeit

der Alltag kommt wieder
bald schon
viele werden schnell vergessen
Amerika ist weit

das Leben geht weiter
werden sie sagen
nicht nachdenken darüber
daß es auch sie treffen kann
... jederzeit.


eva antwortete am 13.09.01 (15:52):

Schlaflose Nacht

Die Nacht geht ruhig ihren Gang,
es tickt die Uhr an der Wand;
wie sind die Stunden doch so lang -
in der Sanduhr rieselt der Sand.

Mondlicht, das mir ins Fenster scheint,
wirft ein Schattenkreuz an die Wand ;
ich höre fern ein Kind, das weint -
in der Sanduhr rieselt der Sand.

Gedanken schweifen müßig einher,
bis an der Erde Rand;
mein Herz ist leicht, mein Herz ist schwer -
in der Sanduhr rieselt der Sand.

Leidenschaft, Liebe, Freude und Müh�,
die mich am Tage gebannt,
in solchen Nächten verblassen sie -
ich höre das Rieseln vom Sand.

Der Morgen dämmert fahl herauf,
trüber Nebel liegt über dem Land,
ein neuer Tag nimmt seinen Lauf -
und weiter rieselt der Sand ...

eKr


Friedgard antwortete am 13.09.01 (17:48):

Das Ereignis in New York hat mich zunächst sprachlos gemacht -
ich kann kein Gedicht hierzu schreiben.

Ich habe Nachholbedarf: bei Rosmarie möchte ich mich bedanken für ihre Anerkennung und möchte mich anschließen an ihr Gedicht vom 6.9., ähnliche Gedanken haben mich auch schon bewegt:

Bedrohung

Wie mancher Tag so leicht und frei beginnt
und reift heran zu reicher Mittagsfülle
und rundet sich und neigt sich weit im Bogen
in einen sanften Abend -

da fährt ein Schwert herab von irgendwo
und schlägt mit einem Hieb
die Harmonie in Stücke.

Erschüttert beugst du zu den Trümmern dich
und sagst: vergib
und weißt doch nicht, wofür -


Und dann hat mich die wunderschöne Herbstmeditation von Eva angerührt - darf ich mich anschließen?

Reifen

Im tief-tiefen Traume
da nahmst du mich
zart bei der Hand
und führtest hinab mich
in die Gewölbe der Nacht.
Siehe, hier ruht
in gewaltigen Fässern
reifend
was einst in der Sonne
- zartsüßes Traubenfleisch -
lockend lachte.
Grausam zermalmte die Kelter die Pracht.

Doch hier nun
- zeigtest du mir -
vollzieht sich die Wandlung
in Geist
und Blume.
Darum
- so sprachst du -
vertraue auch du
den tiefen Kellern des Todes.

F.S.


KarinD antwortete am 15.09.01 (08:46):


Vertrauen

Kein Tag der Freude
heute
trotz strahlender Sonne

auf der Wiese
die Blumen
blühen trotzdem

der Wind streift
durch die Bäume
mit aller Macht

Vögel am Himmel
ziehen vorüber
in Scharen

Erde
warm und feucht

Natur
gegen Traurigkeit

... ihr kann ich vertrauen


eva antwortete am 21.09.01 (15:58):

An der Brahe (1943)

Brauner Strom unter hängenden Weiden,
üppiger Farn am bemoosten Stein ;
ach, die einfachen Kinderfreuden
werden wohl niemals vergessen sein.

Im Wasser spielen die Kinderfüße,
über uns Wolken im Himmelsblau ;
heimliches Ahnen kommender Süße,
du noch nicht Mann, ich noch nicht Frau.

Unsere Jugend - zerbombt und in Scherben,
verloren vertrauter Heimatraum -
zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben -
manchmal sehe ich wie im Traum -

den dunklen Fluß, die hängenden Weiden,
über uns wölbt sich der Himmelsdom ;
vergangen die Schmerzen, vergessen die Leiden,
es rauscht wohl noch immer der alte Strom.

eKr


G. Segessenmann, alias Georg von Signau antwortete am 23.09.01 (10:43):

Je älter der Mensch,
desto älter die Gedanken;
es öffnen sich Türen,
es fallen die Schranken;
es steigen die alten
Bilder und Erinnerungen;
möchten so reden wie
einst, mit Kinderzungen;
Warum müssen wir "Alten"
denn rückwärts schauen?
Erwarten wir von der
Zukunft nur noch Grauen?

Schorsch


G. Segessenmann, alias Georg von Signau antwortete am 24.09.01 (09:35):

Der Alltag

Eingesponnen in die Pflichten
geh`n wir durch den Alltagstrott,
versuchen uns halt einzurichten,
mit Humor, mit Ernst und Spott.

Familiensorgen tun uns plagen.
Auch dem Geschäft man Tribut zollt.
Muckt man auf, heisst`s: "Nicht verzagen,
du hast es schliesslich so gewollt!"

Sind dann die Kinder ausgeflogen
und man schnauft erleichtert auf,
kommt die Enkelschar geflogen;
die haut noch viel fester drauf!

Doch wir wollen ja nicht klagen.
Was immer kommt wir packen`s an.
Hauptsache ist, man wird mal sagen:
"Der Mohr hat seine Pflicht getan!"

Schorsch, 1993


Rawind B. antwortete am 30.09.01 (00:51):

Hallo ihr Reimreiter
ich weis mit mir nicht weiter...
ob ichs euch erzähle,
und mich selber quäle

mein innerstes euch offenbare
das eben ist das wunderbare:
das ihr ein Stück meines eignen Ichs
serviert bekommt auf diesem Tisch

So kommt und lest, erschrecket nicht
Der Dichter dichtet wahrheitlich.



Jenseits der Wut

Ich sterbe.
Kälte durchflutet meinen Körper
Bar jeder Empfindung
Einzig die Einsamkeit bleibt
In mir
Nichts als Leere
Die, wie ein schwarzes Loch,
Alles verschluckt was Menschlichkeit bedeutet.

Ich sterbe.
Nicht ich, sondern der Mensch in mir.
Übrig bleibt der Dämon,
Mein Schatten, der mich schüttelt
Und tötet.

Einsam liege ich
Wie ein Überrest vergangener Zeiten
In einer wüsten Seelenlandschaft.
Nichts als �dnis
Und die Schönheit erwacht erneut.
Die Schönheit des Toten.
Die Schönheit des Todes, die mich zu sich
Herab zieht.

Ich falle
Und bin schon lange zerschollen.
Spüre nichts mehr.
Nur meinen Schatten, der Besitz von mir ergreift
Wie Schwarzer Qualm
Hüllt er mich ein, bis ich darin verschwinde.


KarinD antwortete am 04.10.01 (07:38):

Guten Morgen!
Habe auch mal wieder etwas:

Fantasie

Wunderbare Kinderbücher gibt es
die mir ein Lächeln entlocken
wenn ich diese selber lese
bevor ich sie verschenke

erzähle ich anderen davon
belächeln sie mich ein wenig
diese Menschen bedaure ich
um ihre verloren gegangene Fantasie

würden wir Erwachsenen uns
in manchmal schwerer Zeit
ein wenig an die
Kinderträume erinnern
die auch wir einmal hatten
gäbe es mehr Freude und Lachen

wir könnten Prinzessinnen sein oder Clowns
es gäbe Traumfresserchen und Elfen
den Regenbogen könnten wir erklimmen
uns vom Himmel einen Stern pflücken

die Vorstellung daran
lässt mich schmunzeln -
Kriege würde ich einfach wegzaubern
Hunger der ganzen Welt verhexen
Sonntags hätten Kinder das Sagen

die Welt kann ich nicht ändern
mir aber ein Stückchen Fantasie erhalten
Zauberhaftes und Schönes erkennen
hoffentlich noch
...für den Rest meines Lebens.

Ich wünsche allen von Herzen viel Fantasie,und einen schönen Tag, Karin.


KarinD antwortete am 09.10.01 (13:57):

Zum Thema:

Anschlag auf Afghanistan

Anschlag auf Afghanistan
Kampf dem Terrorismus
Rache der Amerikaner
für den Angriff auf ihr Land

ein Land wird getroffen
mit Bomben und Raketen
das arm ist - ausgehungert
durch jahrelange Kriege

die Mächtigen wollen die
Drahtzieher treffen
getroffen wird aber auch
die Zivilbevölkerung
Unschuldige - auch Kinder

Tausende sind auf der Flucht
in ein Nachbarland
wissen nicht
was sie dort finden
ist es selber doch arm

was soll werden
für all die Menschen
dort in den fremden Ländern
der - den es betrifft
versteckt sich - beschützt
von Helfershelfern

hört es niemals auf
dieses Auge um Auge
Zahn um Zahn
wohin soll es führen
überall auf der Welt

warum kann nicht
Frieden sein
warum lässt ER ihn zu
diesen Hass
unter den Menschen

aber auf Fragen
nach dem Warum
gibt es keine Antwort
- von oben

sondern nur in uns
Menschen selbst.

Finden wir sie endlich!

********************************

Liebe Grüße von Karin.


KarinD antwortete am 11.10.01 (13:25):

Das Thema paßt sicherlich auch hier hinein:

An die Jüngeren

Als (vermeintliche) Kenner
liebt ihr den alten Wein
beim Käse bevorzugt ihr
die alte Sorte

um die alten Meister
der Kunst anzusehen
fahrt ihr bis nach Paris
und für alte Möbel
die ihr Antiquitäten nennt
zahlt ihr gern ein Vermögen

alter Schmuck wird ersteigert
Bücher aus verschiedenen Jahrhunderten
gegessen von altem Porzellan
mit uraltem Silberbesteck

im Urlaub klettert ihr
zwischen uraltem Gemäuer herum
bekommt strahlende Augen
beim Besichtigen alter Kirchen

von Intellektuellen werden bevorzugt
die alten Dichter gelesen
und wer mitreden will
erzählt -
er höre am liebsten alte Musik

all die alten Dinge
bringen ein Leuchten
auf euer Gesicht
alte Menschen aber
passen nicht in euer Konzept

raus aus eurer Gemeinschaft
werden sie gerne abgeschoben
in extra für sie gebaute Alten-Heime
die vornehm
Seniorenhäuser genannt werden

irgendetwas stimmt nicht
denn sicher hätten sie euch
viel mitzuteilen
wolltet ihr nur zuhören

aber eines tröstet mich:
auch ihr werdet alt.
*****************************

Liebe Grüße von Karin.


Rosmarie Vancura antwortete am 11.10.01 (17:34):

Liebe Karin,
Ich bin die Schlamperte.Sehe heute, durch Deinen Hinweis, zum erstenmal die Rubrik "Eigene Lyrik"...so sind sie halt, die Schreiberlinge. Auch ich freue mich an Deinen Gedichten die sehr schön sind und mir so richtig ins Herz fallen.
Liebe Grüsse Rosmarie


KarinD antwortete am 11.10.01 (17:40):

Liebe Rosemarie!

Ach, das geht ja runter wie �l :-))
Na, dann mag ich auch mal wieder eins reinstellen hier. Ich dachte schon, die liest niemand *g*.

Dann werden wir uns hier wiedertreffen, gelle?

Schönen Abend, und lieben Gruß von Karin.


Rosmarie Vancura antwortete am 11.10.01 (17:43):

Erinnerungen an eine Fastenzeit


Fastenzeit I

Ich habe Hunger!
so erkläre ich mir
den ziehenden Schmerz
mit dem der Magen
seine Rechte fordert.

Ich vergleiche den
knurrenden Bauch
der rund und prall ist
mit einem Kinde
welches den Mund
noch voll Schockolade
Eis am Stiel erbettelt.


Fastenzeit II


Ich faste !
eine ganzen Tag,
24 Stunden.
Rund um mich herum
Nahrung im Überfluß.
Brot, Wein, Käse
ich müsste mich nur hinsetzen.

Es gibt welche,
die fasten
ein Leben lang.
24 mal 24 Stunden
und ihre Regale sind leer.

Sie sterben an Hunger
wenn nicht eine Hand
ihnen Nahrung reicht
um ihren leeren Bauch
und nicht um
Schränke und Regale
zu füllen.


Rosmarie Vancura antwortete am 14.10.01 (20:55):



E r w a r t u n g
_________________

Für wp

Ich hörte leichte Tritte
wohl diese ganze Nacht.
Es waren deine Schritte
sie haben dich nicht gebracht.

Bald nahe und bald leise,
bald fern, bald wieder da.
Sie zogen ihre Kreise
bis dass der Morgen nah.

Da flogen bunte Träume,
es tönte Vogelsang.
Und wie ein müder Tropfen
dein letzter Schritt verklang.

RV


KarinD antwortete am 15.10.01 (08:06):

Oktobersonntag

Die Bäume in Wald und Flur
erstrahlen noch einmal
in neuem Glanz
beschienen von
der goldenen Oktobersonne

tiefblauer Himmel verleitet
zu einem kurzen Sonnenbad
Kinder holen ihre Eimerchen hervor
möchten ohne Schuhe gehen
einmal noch durch den Sand

die Menschen unterwegs
herausgelockt durch die
Farben der Natur
genießen die letzten
fantastischen Tage

wissend -
schnell kann er kommen
der herbstliche Nebel
der die Dunkelheit bringt

Erwachsene wie Kinder
gleichermaßen gut gelaunt
strahlen um die Wette
Hunde springen fröhlich nebenher

zwar werden die Tage kürzer
heute aber genießen alle
den langen Sonnenschein
... bis tief in ihre Herzen.

Allen einen wunderschönen Wochenbeginn.
Liebe Grüße von Karin.


Rosmarie Vancura antwortete am 15.10.01 (11:52):

Sehnsucht (für wp)
_________

Sehnsucht,
Aller Dinge Beginn,
Aller Schönheit Quell und Mutter jeglicher Tat,
Seht die zarte Blüte,
den roten Stock der Koralle in Buntheit und Vielgestalt,
Den flackernden Firn.
Im Glanze sterbender Strahlen blüht er weiss und umblaut.


Sehnsucht treibt den kreisenden Tanz der Gestirne,
Sehnsucht ist Liebe,
Sehnsucht ist Mut
Sehnsucht ist Wahrheit,
Sehnsucht, der Gott in des Menschen atmender Brust,
Sehnsucht - ihr Künder der Kunst.-
Nur die Erfüllung ihr Tod.
Ewige Sehnsucht!


Rosmarie Schmitt antwortete am 15.10.01 (20:39):

Taggedanken

Raschelnde Blätter.
Tollender Hund.
Alleinsein im Herzen.
Noch ist die Welt bunt.

Begehrende Stimme,
ich lausche verzückt.
Einsamkeit dennoch
klammernd nachrückt.

Haut, dünn geworden,
nun zärtlich bedacht
erblüht wie in Liebe.
Doch nur in der Nacht.

Weibliche Tage,
was kümmern sie ihn,
wo greifbar sein Traum,
der verloren schon schien?

Noch einmal die Lüste
glutheiß erspürn,
mit zärtlichem Flüstern
zu Träumen verführn.

Doch hungert mein Herze,
wo Haut zart erschwillt,
ersehnt sich Interesse,
das fragend gestillt.

Wünscht Fragen zum Leben,
das täglich ich führ,
ein Ohr für die Freuden,
die sonst ich noch spür.

Draußen die Buche
schaut sanft zu mir her.
Es zwinkern die Blätter:
Leben ist mehr...

Leben ist Störrisch-
Verwurzeltsein,
sich biegen und schmiegen,
tagaus und nachtein,

lächeln im Sturme,
erblühen im Drang �
und sich bescheiden
mit Vogelgesang.


Rosmarie Vancura antwortete am 15.10.01 (22:51):



Es könnte zum letzten mal sein
______________________________

Je älter ich werde
desto mehr schärfen sich meine Sinne.
Meine Sinnlichkeit wächst,
von Tag zu Tag ins Unermessliche
und immer steht hinter diesem Sinnen
das Menetekel....

.....es könnte zum letzten mal sein!

Zum letzten mal vielleicht
entzückt mich die Rose,
erfreut mich ihr Duft...

Zum letzten mal vielleicht
guck ich mir selbst im Spiegel
in die wachen Augen
und lese darin die Fragen:
"War es das? War das alles?
Kommt nun nichts mehr?"

Zum letzten mal vielleicht
höre ich deine Stimme,
sehe dein Lächeln,
lausche dem Ton verborgener Zärtlickeit.

Zum letzten mal vielleicht
rieche ich den leichten Zigarettenduft
deiner Haut,
fühle den kosenden Druck Deiner Lippen.

Zum letzten mal vielleicht
eine Umarmung
in ihrer ganzen Tiefe
und schwindelerregender Wärme.

Und immer schwerer,
immer schöner,
immer stärker und gewaltiger
werden meine Gefühle...

....bis vielleicht zum letzten mal

RV


KarinD antwortete am 20.10.01 (13:54):

Launischer Herbst

Rot bis golden sein Gewand
zeigt sich der Herbst
von seiner schönsten Seite

Launen legt er an den Tag
wie' s ihm beliebt

Nebel am Morgen
dass man gerne liegen bliebe
ändert sich am Mittag
in strahlenden Sonnenschein

die Seele hamstert noch Vorrat
für den Winter

Stürme fegen buntes Laub
durch die Straßen
Kinder sammeln selig Kastanien
Geschenke der herbstlichen Natur

peitschender Regen
vom tiefgrauen Himmel
putzt die letzten Rosen blank
bis wieder die Strahlen der Sonne
vergessene Knospen entdecken

am Himmel erste Vogelscharen
auf ihrer Reise gen Süden
lassen mit Wehmut erkennen
das Nahen des Winters.

Schönen, goldenen Herbsttag wünsche ich Euch allen.
Gruß von Karin.


Rosmarie Vancura antwortete am 21.10.01 (12:19):



T r o s t
__________

für LG

Dein Mund lacht,
deine Augen aber blicken traurig.
Sie erzählen mir eine
ganz andere Geschichte...

Schweige!
Lass deine Augen reden.
Ihre Sprache gibt
meiner gefangenen Zärtlichkeit den Weg frei
um dich zu trösten.

Dann schliesse sie,
deine Augen.
Spüre nur die Wärme
von meiner Hand in der deinen.
Meine Nähe!
Und du wirst wissen
dass ich da bin.

RV


Rosmarie Vancura antwortete am 24.10.01 (12:31):



H e r b s t
___________

Im Herbst des Lebens
tauchen sie auf
die schönen Tage
und es bleibt ohne Frage
die Zeit des Gebens.

Bunt wie das Laub
sind die Träume
strahlendgolden und rot
und wir sind noch da
noch nicht tot
und unser Leben hat noch Räume
drum lebe, liebe und träume.


Schorsch antwortete am 24.10.01 (17:58):

Doch trotz allem Träumen
wollen wir nicht versäumen,
auch noch zu geniessen.
Denn die Blumen spriessen
nicht nur für die Jungen.
Und was uns nicht gelungen
wollen wir nicht beklagen.
Drum lasst uns doch sagen:
Was wir bekamen im Leben
wollen wir weitergeben.

Schorsch


hl antwortete am 25.10.01 (09:33):

Blind?

ich sehe
Mond, Sonne
Wolkenspiele, Sterne,
Himmel in allen Farben
Lieber Gott, bist Du dort?

ich sehe
Wiesen, Wälder
grüne Blätter, bunte Blumen
kahle �ste
Lieber Gott, bist Du dort?

ich sehe
Flüsse, Seen
Kanäle, trübe Tümpel
klare Quellen
Lieber Gott, bist Du dort?

ich sehe
Dörfer, Städte
kleine Häuser, Fabriken
grosse Wohntürme
Lieber Gott, bist Du dort?

ich sehe
Menschen, Völker
alte Gesichter, junge Gesichter
Kinderaugen, hell gross dunkel
Lieber Gott, bist Du dort?

ich sehe
Gleichgültigkeit
Hass, Krieg
Soldaten
Lebende, Tote
tote Kinder!

Lieber Gott, bist Du dort?
oder
bist Du am Ende

..fort?

hl


Koloman Stumpfögger antwortete am 25.10.01 (17:51):

Die Drachen steigen

an ihren Leinen
zerren die Drachen im Wind
vertreiben Schwalben

verschlingen die Wolken
bohren noch ein Sommerloch
vor dem Blättersturm

am Rebstock verschluckt
der graue Reisevogel
die weiße Traube

und die Katze jagt
vor scheelen Drachenaugen
jetzt den letzten Star

in Ketten legt bald
ein Schauer den Drachentanz
in Fessel aus Eis

kNs


hl antwortete am 25.10.01 (18:01):

Herbstmorgen

Die bunt gefärbten Bäume
kuscheln sich tief
in weiche graue Nebelbetten

Die Tränen der Nacht
glänzen wie Silberperlen
auf dem zerissenen Netz
vergangener Träume

Stille herrscht und Ruhe
- sei nur fein leise
weck sie nicht auf

hl


KarinD antwortete am 26.10.01 (11:25):

Freuden des Tages

Grauer Morgen
nach diesen Wochen
voller Farben und Helligkeit
die Sonne hat verschlafen

trotzdem steige ich
fröhlich aus dem Bett
voller Erwartung
was er mir bringen wird
dieser neue Tag

die kleinen Freuden sind es
die mir den Tag verschönen
so habe ich keine Gelegenheit
ihn negativ zu sehen

auf meinem Weg zum Autobus
beobachte ich eine Amsel
bei der Futtersuche
wir sehen uns in die Augen
sie fliegt nicht davon
lächelte sie gar?

im Bus Unterhaltung mit
einer alten Frau
sie wirkt sehr fröhlich
nimmt die Veränderungen
des Alterns gelassen
wir reden über Bücher -
tauschen Empfehlungen aus

eine junge Frau erzählt Ereignisse
von ihrem Baby, und
daß sie glücklich ist
in ihrem neuen Leben
Zufriedenheit rundum

auch ich erzähle von
meiner neuen Liebe -
dem Schreiben
daß meine Tage ausgefüllt sind
ich vieles neu erkenne
das ich vorher nicht mehr sah

dieser Tag
brachte kleine Freuden
fast hatte ich vergessen
daß er grau war
... am Morgen.

Einen wunderschönen Tag wünsche ich Euch, und viele kleine Freuden. Gruß von Karin.


Koloman Stumpfögger antwortete am 26.10.01 (11:47):

Wildgänse

Wo sind sie nur geblieben
Scharen flogen längst nicht mehr
im Kiel unter dem Himmel

nicht im vergessenen Lied
mit schrillem Schrei nach Norden
und nicht seit frühen Jahren

Jäh vernehme ich gebannt
das wohlvertraute Sirren
einer grauen Gänseschar

Unter herbstschweren Wolken
ziehen Wildgänse im Kiel
in ein verzaubertes Land

kNs


hl antwortete am 26.10.01 (12:08):

Herbstzeit/Drachenzeit

Ich möchte so gern
auf einem bunten Drachen fliegen
hoch in den Himmel hinauf
ich seh' dann ganz weit unten liegen
die Menschenhäuser,
nur Kirchturmspitzen ragen heraus

Mein Drachen würde mich tragen
durch Wolkengrau und Nebelwand
zurück bleiben Menschenklagen
warm scheint die Sonne
im Edenland

So möcht ich fliegen
bis ans Ende der Zeit
vielleicht fliegst du
mit mir?
es ist schöner
zu zweit

hl


admin antwortete am 26.10.01 (12:11):

Vorwarnung :-))

Morgen abend wird dieses Kapitel archiviert und Kapitel 3 eröffnet


eva antwortete am 27.10.01 (17:10):

Allerseelen

Nebel über der Stadt. - Die hohen Türme der Kirchen
sind nur zu ahnen in dem verdämmernden Grau.
Gedämpft nur dringt der Ton der mahnenden Glocken
durch dichten Dunst. - Das welkende Laub
löst sich lautlos vom Ast. Schwer fallen die feuchten Blätter
auf die Wege im Friedhof. Ein Rabe
hockt verdrossen und dunkel im entlaubten Geäst.
Allerseelenstimmung liegt über geschmückten Gräbern,
Kerzen flackern trübe im Nieselgrau.
Mensch, gedenke des Todes ! Du weisst nicht den Tag,
nicht die Stunde !
Sorge jetzt, dass man einst auch deiner gedenkt !
In den bitteren Duft gebrochener Chrysanthemen
aber mischt sich nun ein sehr idischer Hauch :
Draussen am Friedhofstor, inmitten der ernsten
Besucher,
verhökert ein Mann Maroni, würzig und heiss !
So eint sich Leben dem Tod ! Ein warmes Behagen
strömt durch die Menge - die Toten, sie schlafen
in Frieden -
Wir aber kehren zurück, ins Leben, in Wärme und Licht.


eKr


Koloman Stumpfögger antwortete am 28.10.01 (09:21):

Herbstgewitter

Berstend zuckt der Blitz
aus schwarzen Wolken
über den Hang
spät im Oktober
grollt ein Gewitter

Die Blätter stieben
der Regen prasselt
es wirbelt der Schnee
alle Fenster erzittern
vom gewaltigen Donnerschlag

Es flattert ein Tuch
es torkelt ein Schirm
es gießt in Strömen
entsetzt flieht der Kater
klitschnass ins Haus

kNs