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THEMA:   Schöne neue Neuro-Welt?

 15 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 19.12.04 (21:39) :

Wie aufrüstbar ist der Mensch? Eric Kandel, Medizinnobelpreisträger von 2000, dem ich anläßlich eines Kongresses in Belgien einmal die Hand geschüttelt habe, hat die Firma Memory Pharmaceuticals gegründet. Ziel ist die Entwicklung von Neuropharmaka, die dem altersbedingten Gedächtnisverlust entgegen wirken. Es sollte uns jedoch klar sein, dass die Behandlung von Demenzkranken nur die Spitze des Eisberges darstellen wird. Der große Verdienst lockt bei der Anwendung auf ganz normale "gesunde" Menschen, weil diese den Massenmarkt ausmachen werden. Wer von uns hätte sich denn nicht schon einmal ein besseres Gedächtnis gewünscht. Der Wirkstoff MEM1414 wirkt bereits bei Tieren, noch aber ist die "Gedächtnispille" beim Menschen nicht zugelassen.
Neben dieser theoretisch möglich gewordenen Aufrüstung des Gedächtnisses gibt es inzwischen eine Vielzahl von Psychopharmaka oder Lifestyle-Medikamenten, die die Stimmung und generelle Leistungsbereitschaft fördern, z. B. Ritalin etc.). Selbst fragwürdige "Medikamente", die bisher als Charaktereigenschaften angesehene Persönlichkeitsmerkmale "heilen" wie Schüchternheit oder Geiz sind im Test.
Was wird mit denjenigen sein, die sich nicht aufrüsten lassen und im Wettbewerb um gute Noten und um den Arbeitsplatz nicht mehr mithalten können? Hier wäre Prozac zu empfehlen, das stets für gute Laune und ungebremsten Optimismus sorgt.


 hl antwortete am 19.12.04 (22:06):

Wie entsetzlich wäre unser Leben, wenn man nicht vergessen könnte.
Wie armselig, wenn Höhen und Tiefen unserer Gefühle zu einem Zahnpastalächeln verkommen würden. Wie unvollkommen, wenn man abends nicht mit dem wohligen Gefühl der Müdigkeit in die Federn sinken könnte.

Lifestyle-Pillen? - Nein, danke!


 Karl antwortete am 20.12.04 (07:04):

@ hl,


ich fürchte unsere Einstellung dazu ist inzwischen hoffnungslos veraltet.


 schorsch antwortete am 20.12.04 (09:23):

Nicht mal Viagra hat mich angemacht.....


 mimosa antwortete am 20.12.04 (12:06):

Wie soll ich dann mit meinem " Gegenüber " umgehen,
wenn dessen Gefühle nicht mehr echt sind, sondern
durch Chemie gesylt, aufgerüstet.
Mir graut davor.
Dann unterhalte ich mich lieber gleich mit
meiner Gartenmauer!
Und wo bleiben die Freundlichkeit und Charme, gerade von etwas schüchterne Menschen?
So wenig Chemie wie möglich ist meine Devise.
Gilt auch für Lebensmittel.
Lg mimosa


 carla antwortete am 20.12.04 (12:22):

Ritalin fällt unter das Betäubungsmittelgesetz und muß verschrieben werden. Deshalb mache ich mir - obwohl auch dieses Medikament mißbraucht werden kann - nicht allzu viele Sorgen, daß es als Life-Style-Mittel dienen wird. Das gleiche gilt für mich für Medikamente wie ZOloft und andere Psychopharmaka. Noch müssen sie verschrieben werden und noch kosten sie Geld. Das war immer schon ein recht gutes Regulativ für Mißbrauch, wenn auch kein wirklicher Schutz.

Internet-Tipp: https://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/SUCHT/Ritalin.shtml


 hugo1 antwortete am 20.12.04 (18:57):

zu DDR Zeiten gabs ein Medikament (solls wohl heutzutage auch noch oder wieder geben) Handelsname Faustan im Volksmund LMAA-Tabletten (leck mich am,,,)
damit konnten die übelsten Gemütszustände -von deprimiert, verunsichert, überreagierend, überbegeistert, verwundert, Armutsbetroffenheit, Arbeitsanfälligkeit usw. schnellstens abgemildert werden. *g*
Also, wenn mir alles egal ist, dann können andere wollen wollen was sie mögen mögen, mich würd,s nicht stören.
aber wehe, wenn die Wirkung nachläßt, dann könnt ich stinksauer werden,,aber da helfen dann ja wiedere diese Tabletten s.o. *g*


 pilli antwortete am 20.12.04 (21:46):

hhmm...

ich hab mal bissi gegoogelt und was ich da fand macht mich schon wieder unruhig :-)

ich zitiere aus dem u.a.link:

"Basel, 18. September 2003"

Roche und Memory verstärken strategische Allianz im Bereich Zentralnervensystem

Roche und Memory Pharmaceuticals Corporation haben heute bekannt gegeben, dass sie ihre strategische Allianz ausdehnen wollen, um Präparatekandidaten mit einem neuartigen Wirkmechanismus zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit und von Schizophrenie zu entwickeln. Diese Präparatekandidaten könnten zusätzlich auch für die Anwendung bei anderen Erkrankungen des Zentralnervensystems (ZNS) geprüft werden. Die Vereinbarung verfolgt ein neues Ziel, stützt sich auf die erste Allianz zwischen Roche und Memory aus dem Jahr 2002 und wird das Präparateportfolio von Roche im Bereich ZNS weiter stärken."

...

mit 72.- CHF in 03.2003 und 118.-CHF zum zeitpunkt der ausdehnung der allianz :-)und mit einem Jahreshoch von 196,75/Tief 137,10 sieht dass doch vielversprechend aus, wenn ich mir überlege, was da noch in aussicht stehen könnte.

:-)

Internet-Tipp: https://www.roche.com/de/inv-update-2003-09-18a


 elena antwortete am 21.12.04 (01:09):

Lieber Hugo,

euer Faustan war unser Valium (Diazepam) weiss das von einer befreundten Ärztin aus Tangerhütte.

Grüsse von Elena


 Rosmarie antwortete am 21.12.04 (13:06):

Hallo miteinander,

insgesamt stimme ich euch zu. Auf sorgloses "Lifestylen" unserer Psyche sollten wir verzichten können... :-(

Andererseits gibt es so viele Menschen mit psychischen Problemen, die sehr unter ihren Ängsten, Depressionen, Zwangsgedanken, Süchten, usw. leiden. Im Alter werden diese Beschwerden oft schlimmer und sind nicht mehr mit Psychotherapie zu erreichen. Wenn gegen solche belastenden, krankhaften Zustände neue Medikamente gefunden werden, finde ich dies toll.

Hier gilt für Forschungsergebnisse wohl das, was oft gilt: Es kommt darauf an, in wessen Hände diese Ergebnisse liegen und was daraus gemacht wird. Auch zunächst mal Erschreckendes könnte unter Kontrolle durchaus zum Nutzen für viele eingesetzt werden.


 mart antwortete am 21.12.04 (14:34):

Es wäre ein Segen ein Medikament gegen Alzheimer und ähnlich degenerative Gehirnerkrankungen zu finden.

Auch die "Happy pills" (Wirkstoff: Fluoxetine - Prozac), die in den Serotoninstoffwechsel eingreifen, können in manchen Fällen unerhört segensreich sein - und um viele Stufen besser als Valium.

Ich verstehe nicht, wie man sich darüber lustig machen kann - Die Alternative dafür ist und war jedenfalls um einiges ärger und schlechter.

Das heißt natürlich nicht, daß ich befürworte den Widrigkeiten des Lebens mit Hilfe von Psychopharmaka zu begegnen. Aber es gehört im Normalfall immer noch ein mündiger Mensch dazu, sie zu schlucken.


 schorsch antwortete am 22.12.04 (08:50):

Eines Tages - im Altersheim - werde ich vielleicht froh sein darüber, dass ein kluger Forscher eine Pille erfunden hat, die mich das Leben im Heim etwas rosiger scheinen lässt.....


 mart antwortete am 22.12.04 (09:02):

Vielleicht auch besser als um 1/2 5 mit einer Schlaftablette ruhiggestellt ins Bett gesteckt zu werden.-

(genaue Daten könnten nachgefragt werden)


 Karl antwortete am 22.12.04 (13:41):

@ mart,

ohne Frage kann Chemie ein segen sein. Ich betone das immer, wenn die sogenannte Schulmedizin, der ich mein Leben verdanke, schlecht gemacht werden soll.

trotzdem sehe ich auch Probleme, z. B. erhalten in den USA inzwischen 7% aller Schulkinder Ritalin. Das funktioniert teilweise auf Druck der Lehrer oder Eltern, die mit dem Kind nicht mehr klar kommen.

Wenn Schüchternheit mit Pillen behandelt wird, jede Abweichung vom Mittelwert durch Pillengabe abgeschleift wird, werden wir es bestenfalls mit angepassten, braven Menschen zu tun bekommen - oder aber mit dem Gegenteil, wenn aus was für Gründen auch immer die Chemiegabe einmal abbricht.


 carla antwortete am 22.12.04 (15:19):

WENN die zunehmende Umweltvergiftung einschließlich des Zahnfüllmaterials Amalgam oder auch Palladium tatsächlich an der zunehmenden Anzahl von ADHS-Kindern (Zappelphilippe)beteiligt ist, ist die zusätzliche Gabe von chemischen Medikamenten teilweise eine Katastrophe. Die Leber dieser Vergifteten ist sowieso schon überlastet; Medikamente tun dann ihr übriges.
Heute werden ja schon wesentlich mehr Medikamente für psychische "Probleme" verordnet und auch genommen. Trotzdem gibt es mehr denn je psychische Problematiken aller ARt. Irgendwas stimmt doch da nicht...


 mimosa antwortete am 22.12.04 (18:36):

Bei Krankheit ist Chemie natürlich ein Segen,
eben erst wurde meine kleine Enkelin nach einem Unfall
durch modernste Medizin in den Händen von fähigen Ärzte
gerettet.
Dafür bin ich sehr sehr dankbar.
Aber Medikamente gesunde Menschen anzupreisen,
aus Gewinnsucht, finde ich schon verwerflich.
Ebenso verhält es sich mit unnötige Schönheits-OP's.
Hier ein neues Näschen, dort ein bisschen Silicon.
Mit eine Handvoll Pillchen immer gut drauf.
Da kann der Schuss doch leicht mal nach hinten los gehen.
Ausserdem werden sich wohl nur gutsituierten Menschen
solche Lifestyle-Produkte leisten können.
Gruss
mimosa