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THEMA:   "Die Majorin" von Ernst Wiechert

 3 Antwort(en).

Anna8 begann die Diskussion am 02.11.04 (13:07) :

Hallo, kennt jemand dieses Buch und kann mir ggfs. inhaltliche Fragen erklären?


iustitia antwortete am 03.11.04 (06:40):

Also, E.W.:
Im Netz hast Du sicherlich schon gesucht. Es ist nicht viel substantielles dort zu finden. Im ST ist Wiechert mehrmals erwähnt, mit Gedichten z.B.
*
Der Text des Romans ist im Netz als pdf-Datei:
https://home.t-online.de/home/Bogdan.Dumala/wiechert/majorin.htm
*
Hier ein literarhistorischer Artikel
(aus �Kindlers Literatur-Lexikon�. Bd. VII. 1970. S. 5934f.) Ich gebe auch die Literaturangaben hinzu.
*
DIE MAJORIN. Roman von Ernst WIECHERT (1887 1950), erschienen 1933/34 in der Zeitschrift >Westermanns Monatshefte.
Diese Heimkehrergeschichte spielt wie die meisten Werke Wiecherts in Ostpreußen, der Heimat des Dichters. Der längst für tot erklärte Michael Fahrenholz kehrt nach zwanzig Jahren Krieg und Gefangenschaft aus dem Ersten Weltkrieg zurück. Die Majorin, Herrin des großen Waldes, nimmt den Unbekannten bei sich auf, bis der alte Jonas, ihr Reitknecht, in ihm den Sohn des benachbarten Waldbauern erkennt. Heimlich hat Michael inzwischen seinen Narnen am Gefallenendenkmal des Dorfes getilgt. Sein alter, trübsinniger Vater aber kann sich aus seiner Wahnwelt nicht mehr befreien: Er erblickt in dem Heimkehrer den Geist des Toten. Die Majorin, die das Leid des Krieges an sich selbst erfahren hat, weist dem Verbitterten eine Behausung an und beschäftigt ihn als Jäger. Michael aber, durch den Krieg tief verstört, wehrt sich mit Trotz und Empörung gegen die Bemühungen der mitfühlenden Frau, ihn zu einem seßhaften Leben zurückzuführen. Erst nach mancherlei Verfehlungen gelingt es ihm, mit einer guten Tat �reinen Herzens� wieder ein vollwertiges Mitglied der Lebensgemeinschaft zu werden. Eine innere Wandlung geht auch in der Seele seiner Wohltäterin vor, die ihre unausgesprochene, mit Grauen vermischte Liebe zu dem Gestrandeten überwindet und in Demut zu ihrer mütterlichen Aufgabe zurückfindet, die sie nun - zum Ersatz für den eigenen mißratenen Sohn diesem Fremden zuwendet. Sie lernt, �fortzugehen aus einem Land, in dem zu nehmen erlaubt ist, in ein Land, in dem nur zu geben erlaubt ist, wie es sich für eine Mutter gehört�.
Arm an äußerem Geschehen, führt Wiecherts Majorin fast ausschließlich seelische Vorgänge vor. Eine elegisch �einfache�, unwirkliche und weithin gleichförmige Sprache zeichnet den langsamen Reifungsprozeß der beiden Hauptgestalten nach. Leitmotivisch verwendete Symbolreihen und -bezüge sollen die Entwicklungslinien in konventionell-romantischer Weise �dichterisch� vertiefen; mit der Wandlung der seelischen Haltung der Personen umrankt sich der ehemals �graue Zaun� mit blühenden Weidenrosen, und wenn zunächst Holzsarg, Regen und Eule eine heillose Leere symbolisieren, bringen später die Bilder des Brots, der reifenden Früchte, der Ernte eine neugewonnene Ordnung des Natürlichen zum Ausdruck. Obwohl Wiechert persönlich im Gegensatz zum Nationalsozialismus stand, mußte die Verherrlichung ostpreußisch-bäuerlichen Lebens und seiner heilenden Kräfte der unheilvollen Blut und Boden-Ideologie der Zeit ungewollt Auftrieb verleihen. Die im ganzen versöhnliche Tendenz des Romans schafft zuletzt, da sie politisch gesellschaftliche Sachverhalte unberücksichtigt läßt um einer �zeitlosen Gültigkeit� willen, eine Art künstlicher, betulich zelebrierter Harmonie. (Redaktion: KLL)

Internet-Tipp: https://www.dumala.de/wiechert/bilder/tafel.jpg


iustitia antwortete am 03.11.04 (06:42):

2. Teil zu E. Wiechert (zum KLL-Artikel):

AUSGABEN:

Braunschweig 1933/34 (in WM, 78, H. 928 930). Mchn. 1934.
Wien/Mchn./Basel 1957 (in SW, 10 Bde., im 4. Bd.).
Ffm. 1960; ern. Darmstadt 1967.
*
LITERATUR:

K. Blanck, Rez. (in: Weltstimmen, 8, 1934, S. 492 497). - W. Heybey, Versuch einer kritischen Deutung von W .s Erzählung �Die Majorin� (in Zs. für Deutschkunde, 50, 1936, S. 239 243). - E. L. Kerkhoff, Die Darstellung seelischer Vorgänge in E. W.s �Majorin�, eine stilkritische Untersuchung (in Neoph, 29, 1944, S. 172 180). - H. Ebeling, E. W. Das Werk des Dichters, Wiesbaden 1947. - C. Pernold, Die Frauengestalten im dichterischen Werk E. W.s, Diss. Wien 1947. - J. Lehmann, E. W.s Erzählkunst. Eine stilkritische Untersuchung seines epischen Werkes, Diss. Erlangen 1949. - F. Bruns, E. W. Das Werk (in E. W. Der Mensch u. sein Werk, Hg. K. Desch, Mchn. 1951, S. 97 165). - M. R. Jetter, The �Island Motif� in the Prose Works of E. W., Vancouver 1957. - B. Albrecht, Landschaft u. Naturgefühl bei E. W., Diss. Wien 1959. - S. Kirshner, A Bibliography of Critical Writing about E. W. (in Librarium, 7, 1964, S. 59 67).
*
Eine Verfilmung de Romans gibt es nicht.
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URL - die Gedenktafel am Vaterhaus Wiecherts, in Kleinort, in der Nähe von Peitschendorf/Pieki (PL).

https://www.dumala.de/wiechert/bilder/tafel.jpg


Anna8 antwortete am 07.11.04 (12:34):

1000 Dank für die tolle und schnelle Antwort. Jetzt sehe ich klarer.