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THEMA:   Zuckmayer zurück in Deutschland (1948)

 3 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 14.11.04 (09:41) :

Der Kritiker Hellmuth Karasek über das Buch Carl Zuckmayers "Deutschlandbericht für das Kriegsministerium der Vereinigten Staaten von Amerika". Wallenstein Verlag. 28 Euro. (In der WELT 14.11.04):

Am 17. Juni 1948 (es geht um einen späteren Deutschland-Aufenthalt des Ehepaars Zuckmayer) werden der Autor und seine Frau Zeuge einer Demonstration, die an ihrem Münchner Hotel vorbeifährt. Studenten, mit Totenköpfen maskiert, ziehen durch die Straßen und rufen in Sprechchören: "Wir wollen keine Hungerdiktatur!" oder "Wir sind kein Kolonialvolk."

Zuckmayer und seine Frau, die 1933 Demonstrationen in der Hochburg der Nazis erlebten, denen sie nur mit Glück lebend entkommen konnten, haben diesmal alles andere als Angst und begleiten den Zug zum Odeonsplatz und zur Ludwigstraße: "Ja, es klang anders" (als 1933), notiert er: "und sie sehen anders aus."
Die "ganze Demonstration hatte nichts von aufgewiegeltem Fanatismus, gemeinem Haß, gemeiner Gehässigkeit." In ihrer rebellischen Wut offenbare sich "Würde, Ehrlichkeit, Zurückhaltung".
Die Demonstration kommt zum "Haus der Kunst" (der nazistische Bau, vom Volksmund in der Hitler-Diktatur "griechischer Bahnhof" genannt), das damals die Offiziersmesse der US-Besatzung war. Ein Trupp der MP versucht mit aufgepflanzten Bajonetten den Zug kurz zu stoppen und umzuleiten.
Da kommt ein Armeehauptmann aus der Messe vom Lunch, geht geradewegs auf einen der Militärpolizisten zu, stößt sein Bajonett beiseite und ruft: "Geht mit euren Messern weg, das hier ist keine Angelegenheit für Waffen. Das ist eine Sache von Bürgerrecht und Freiheit."
Zuckmayer schließt seine Geschichte, indem er schildert, wie Studenten den Captain auf ihre Schultern heben und als "Botschafter des Friedens und guten Willens" vor der Demonstration vorantragen. Als ein junger Militärpolizist vor Aufregung in Ohnmacht fällt, wird er von der Ambulanz der Studenten versorgt.
*
Der ganze Text unter:
https://www.wams.de/data/2004/11/14/360188.html
*
Auf Zucks Spuren: für den Sommer, in Saas-Fee: s. URL:

Internet-Tipp: https://www.aurin.ch/images/saas-fee_0703/destination/images/carl_zuckmayer_weg_1_3041.jpg


Medea. antwortete am 14.11.04 (11:43):

Auf einer meiner Lieblingsplatten "Weile an dieser Quelle" singt Carl Raddatz Lieder von Carl Michael Bellman unter Verwendung der Nachdichtungen von Carl Zuckmayer aus dem Schauspiel *Ulla Winblad*.

Hier eine Charakterisierung der Gestalt Carl Michael Bellmans
durch Carl Zuckmeyer anläßlich der Uraufführung des Schauspiels 1953 an Heinz Hilperts Deutschem Theater in Göttingen.

"In seinem Aussehen mischt sich auf eine merkwürdige Weise das äußerst Männliche mit dem äußerst Sensiblen, er wirkt kraftvoll, aber nicht robust - je nachdem ebenso unverwüstlich wie anfällig, er ist körperlich und geistig labil, von raschem Temperament, manchmal überwältigend herzlich, manchmal rücksichtslos aggressiv, aber nie ohne Grazie.
Man hat keinen Zweifel darüber, daß er nicht sparen kann, am wenigsten im Genuß und mit der eigenen Substanz, und daß ihm vieles ganz gleichgültig ist, was andere Leute wichtig nehmen, einiges jedoch wichtiger als mit Vernunft zu messen.
Sein Singen ist kein gelernter Kunstgesang, mehr eine gekonnte Improvisation, im Vortrag ganz ohne Eitelkeit."


(Plattenbesprechung durch Werner Burkhardt)


Enigma antwortete am 14.11.04 (20:33):

Ich erinnere mich an eine Zeit - das ist Jahre her -, als ich wirklich einige Zuckmayer-Werke regelrecht "verschlungen" habe, z.B., wie kann es anders sein, den "Hauptmann von Koepenick"- Hier kann man ja auch auf den fabelhaften Film mit Heinz Rühmann verweisen, der so herrlich zeigt, wie man mit entsprechendem Auftreten und "Outfit" offizielle Stellen glauben machen konnte, dass man auch der war, für den man sich ausgab.
Soviel ich weiss, hat Zuckmayer ja einige literarische Vorlagen für Filme geliefert, so auch für "Des Teufels General" oder sogar - zumindest am Drehbuch mitgewirkt - für den Klassiker "Der blaue Engel".
Schön, dass ich wieder einmal an Zuckmayer erinnert wurde.

www.dieterwunderlich.de/Sternberg_blau_engel.htm

Internet-Tipp: https://www.chez.com/johannes/Ruehmann/Ruehmann_DKoepenick.htm


Medea. antwortete am 15.11.04 (06:30):

Zuckmayers Frau war ebenfalls eine gute Schriftstellerin -

mit tiefer Wehmut im Herzen erinnere ich mich an ihren Roman/Erzählung über den Hund ihrer Tante, den sie als einziges aus dem Riesenvermögen erbte und der erblindet war.

"Das Scheusal" wurde nicht im Stich gelassen, sondern auf der gefährlichen und abenteuerlichen Flucht des Ehepaares
bis hin in die neue Wahlheimat Amerika durchgeschmuggelt.

Voller Humor und sehr ergreifend geschrieben.

Wäre eine Buchempfehlung von mir.