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THEMA:   Klugheit

 7 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 07.12.04 (09:04) :

Bernhard Hassenstein:

Klugheit. Bausteine zur Naturgeschichte unserer geistigen Fähigkeiten

In überarbeiteter neuer, dritter Auflage habe ich das 160 Seiten umfassende Büchlein "Klugheit" meines Freiburger Lehrers Prof. Dr. Bernhard Hassenstein erneut gelesen und möchte es hier weiterempfehlen. Wie der Untertitel zeigt, wendet sich Hassenstein vornehmlich an den naturwissenschaftlich interessierten Leser, hierbei bleibt er jedoch durchgängig allgemein verständlich. Es handelt sich nicht um ein naturwissenschaftliches Lehrbuch, sondern um ein in verständlicher Sprache geschriebenes lehrreiches Buch, das anhand von Beipielen die biologischen Grundlagen klugen und intelligenten Handelns erläutert, ohne dabei den Anspruch zu erheben, die Gesamterscheinung von "Klugheit" oder im engeren Sinn von "Intelligenz" umfassend zu beschreiben.

�Die Bewährung im persönlichen Leben und im Beruf hängt fast täglich davon ab, wie klug man sich verhält.�

Damit ist die Bedeutung umrissen, die dem Gegenstand des Buches zukommt. "Der Begriff der Klugheit ist mit dem der Intelligenz nahe verwandt, doch schließt er mehr ein". Auch ein intelligenter Mensch kann unklug handeln. Drei Themenbereichen schenkt Hassenstein besondere Beachtung:

1.) Wie entstehen Assoziationen? Welche Bedeutung haben diese Verknüpfungen zwischen mindestens zwei Wahrnehmungen für unser Denken und unsere Kreativität?

2.) Wie werden Intelligenztests entworfen? Was sollen sie leisten?

3.) Welche logischen und biologischen Beziehungen bestehen zwischen Erbgut, Umwelt und Intelligenzquotienten?

Besonders das dritte Thema sollte Pädagogen interessieren. Die oft zitierte Heritabilität (Erblichkeit) der Intelligenz von etwa 80% wird gemeinhin völlig falsch interpretiert, denn dieses Maß für den erblich verursachten Anteil an der Gesamtvarianz eines Merkmals sagt eben nichts aus, über die Bedeutung der Faktoren "Erbe" und "Umwelt" für die Individualentwicklung. Hier sind diese Faktoren nicht additiv verknüpft wie bei der Varianzanalyse, sondern faktoriell. Der genotypische Varianzanteil an der Gesamtvarianz des durch IQ-Tests ermittelten Intelligenzquotienten sagt nichts (!) darüber aus, wie resistent die individuelle Intelligenzentwicklung gegen pädagogisches Bemühen ist, sondern die fehlenden 20% weisen auf signifikante Umweltdefizite bei der Verwirklichung der Chancengleichheit für alle hin. Erst beim völligen Verschwinden umweltbedingter Varianzbeiträge wäre die Gleichheit der Chancen erreicht und individuelle Unterschiede nur noch auf Unterschiede in den genetischen Anlagen zurückzuführen. Gerade angesichts der aktuellen Pisa Ergebnisse ist dies eine Verpflichtung und gleichzeitig Ermutigung für jeden Pädagogen.

Hassenstein hat ein kluges Buch geschrieben, das ich in Ruhe und mit intellektuellem Genuss gelesen habe. Im Buchhandel oder direkt beim Verlag Bucheinband.de (https://bucheinband.de/verlag.htm) kann es unter der ISBN 3-938293-00-4 bestellt werden (bei Amazon wird es noch nicht gehandelt).

Internet-Tipp: https://bucheinband.de/verlag.htm


 marie2 antwortete am 07.12.04 (09:49):

Danke für den Tipp, Karl. Mein Mann wird es unter dem Weihnachtsbaum finden.

Marie


 Enigma antwortete am 07.12.04 (11:10):

Vielen Dank für den Tipp, Karl,

das Buch von Hassenstein war mir nicht bekannt (kann es ja noch werden!.).

Ich denke, dass der von Dir skizzierte Inhalt viel Ähnlichkeit hat mit dem Begriff der "Emotionalen Intelligenz", über den Daniel Goleman einen Bestseller geschrieben hat.
Es ist ja bekannt, dass Intelligenz-Tests (Intelligenz-Struktur-Tests) keinerlei Aufschlüsse über Verhaltensbereiche bieten, jedoch diese Verhaltensbereiche einen wesentlichen Anteil am Erfolg im späteren Leben haben, sowohl beruflich als auch privat.
"EQ" ist eine zusammenfassende Bezeichnung für verschiedene Verhaltensformen. Ich werde mal sehen, ob ich eine URL finden kann, die da mehr aussagt.
Das Buch werdet Ihr sicher finden, wenn Ihr den Autor (Daniel Goleman) und EQ eingebt.
Zur Auflockerung noch eine kleine Geschichte, im Zusammenhang mit diesem Thema.
Damit es nicht das Limit überschreitet:
she. Fortsetzung! :-)

Internet-Tipp: https://de.wikipedia.org/wiki/EQ


 Enigma antwortete am 07.12.04 (11:21):

Fortsetzung mit der Geschichte:

"Ein Bauer hatte drei Söhne. Der erste war ein schlauer und guter Schüler. Zu diesem sagte er: "Du wirst am besten ein Kaufmann". Der zweite war ein feingeistiger Mensch. Zu diesem sagte er:"Du wirst am besten Pastor." Mit dem dritten war anscheinend nicht viel los. Zu diesem sagte er:"Du wirst am besten Bauer."
Irgendwann starb der Vater und der letzte Wille in seinem Testament war, dass jeder seiner drei Söhne ihm doch 50.000 Mark (damals war ja noch nicht Euro-Zeit) mit auf die letzte Reise in seinen Sarg legen sollte.
Der Kaufmann hatte mittlerweile ordentlich Geld verdient und legte also widerwillig seine 50.000 DM in den Sarg. Dem Pastor fiel es noch viel schwerer, aber aus ethischen Gründen konnte er nicht anders, als auch seine 50.000 DM in den Sarg zu legen.
Der Bauer tat sich da viel leichter, denn er legte einen Scheck von 150.000 DM in den Sarg und nahm sich die 100.000 DM heraus. :-))

(Verfasser ist mir unbekannt)


 carla antwortete am 07.12.04 (12:55):

Selbst wenn ich jetzt klug genug wäre, dieses Buch zu lesen und sogar zu verstehen: was bringt es mir für mein praktisches Leben?
Daß "umweltbedingte Varianzbeiträge" eine große Rolle bei der Entwicklung von Menschen spielen, ist meiner Ansicht nach klar. Daß Menschen abgesehen davon auch Anlagen auf die Welt mitbringen, auch.
Der Hinweis auf das Buch "Emotional Intelligence" in diesem Zusammenhang gefällt mir.


 Karl antwortete am 07.12.04 (18:19):

@ carla,

meine vielleicht verbal ungeschickte Anpreisung des Buchs von Hassenstein sollte dich nicht abschrecken, denn es ist viel besser zu lesen als mein obiger Beitrag. Hassenstein will keine Theorien an den Mann oder die Frau bringen, sondern er erläutert seine Punkte durch anschauliche Beispiele, eher in der Art, der von Enigma erzählten Geschichte (die ich übrigens köstlich finde).

Gerade für Lehrer sind die Einsichten schon sehr Praxis bezogen. Es macht einen großen Unterschied, wenn man weiß, dass die Förderung schwacher Schüler Erfolg haben kann und wenn man sich nicht durch demoralisierende Fehlinterpretationen des Erblichkeitsbegriffes entmutigen lässt.

Internet-Tipp: https://bucheinband.de/verlag.htm


 mart antwortete am 07.12.04 (19:59):

Nun ganz weg von der (nötigen und interessanten) Theorie ein praktisches und hoffnungsvolles Beispiel:

"Von der Katastrophenschule zur Vorzeigeanstalt
Das Wunder von Moabit"

Berliner Schüler haben plötzlich Spaß an der Leistung.
Von Evelyn Roll

https://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/berufstudium/artikel/321/44277/

Internet-Tipp: https://kuerzer.de/EEPkOUwsw


 chris antwortete am 08.12.04 (12:00):

@ Mart,

danke für den Artikel, dass es auch heute noch möglich
ist Schüler zu motivieren, kommt ja mit diesem Artikel
ganz deutlich hervor.

Es wäre zu wünschen, dass ihn möglichst viele
Schuldirektoren lesen und sich Gedanken drüber machen, was
kann ich davon übernehmen und was ist an meiner Schule
noch zu verbessern!