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THEMA:   Ohne Heim - ohne Grab Rajko Djuri`c

 61 Antwort(en).

lola begann die Diskussion am 03.03.05 (09:33) :

Ohne Heim ohne Grab



Oh weh mir auf ewig
Oh mein Vater
Du ohne Grab
Wir ohne Haus
Daß wir vom Winde verweht werden
Und der Welt Müll sind

Wo sollen wir hin
Bis wo hin
Oh liebe Mutter
Auf welchen Stein soll ich treten
Woher dich rufen

Verschlossen ist uns der Himmel
Die Erde scheint öde
Ohne eine Menschenseele
Wo sollen wir hin
Wie weit noch

Der eine näher
Der andere ferner
Durch die Weglosigkeit des Daseins



Meine Beschäftigung mit der Geschichte der Sinti und Roma beginnt mit diesem Gedicht! Ich finde, daß es Bände spricht!
Ich bin gespannt und beginne jetzt!


 Enigma antwortete am 04.03.05 (08:29):

Guten Morgen,

hallo lola,

ja, ich finde es auch sehr anrührend, das Gedicht.
Du kannst ja mal erzählen über Deine weiteren Aktivitäten...

Ich lasse aber auch zu dem Thema mal ein Gedicht da:

Nikolaus Lenau
Die drei Zigeuner

Drei Zigeuner fand ich einmal
liegen an einer Weide,
als mein Fuhrwerk mit müder Qual
schlich durch die sandige Heide.

Hielt der eine für sich allein
in den Händen die Fiedel.
Spielte, umglüht vom Abendschein,
sich ein feuriges Liedel.

Hielt der zweite die Pfeif im Mund,
blickte nach seinem Rauche,
froh, als ob er vom Erdenrund
nichts zum Glücke mehr brauche.

Und der dritte behaglich schlief,
und sein Zimbal am Baum hing.
Über die Saiten der Windhauch lief,
über sein Herz ein Traum ging.

An den Kleidern trugen die drei
Löcher und bunte Flicken.
aber sie boten trotzig frei
Spott den Erdengeschicken.

Dreifach haben sie mir gezeigt,
wenn das Leben uns nachtet,
wie mans verraucht, verschläft, vergeigt
und es dreimal verachtet.

Nach den Zigeunern lang noch schaun
mußt`ich im Weiterfahren.
Nach den Gesichtern dunkelbraun,
den schwarzlockigen Haaren.


 lola antwortete am 04.03.05 (09:32):

Hallo, enigma,

Danke Dir für dieses Gedicht, es unterstützt meine derzeitigen Gedanken! Aber ich weiß im Moment auch verdammt wenig! Das Buch beginnt sehr gründlich mit der Entstehung dieser Gruppen, das ist mir zwar sehr wichtig, aber liest sich nicht so leicht wie irgendwelche Erlebnisse, wo man leichter angesprochen ist!

Ich werde berichten! Aber ich bitte um Verständnis: Habe gestern erst einmal zu lesen begonnen und es nur bis Seite 50 durchgehalten! Bitte, hab Geduld, ja???


 tiramisusi antwortete am 04.03.05 (09:46):

enigma: dein zitiertes Gedicht war schon in der Schule und ist fpr mich auch heute noch die beste Bescheibung von Freiheit!

@Lola
Bei Deinem Weg durch die Geschihte der Sinti ud Roma sollte die "Nationalhymne" nicht fehlen - ein wunderschönes Lied mit einer Melodie, die man nie wieder vergisst. Ich habe es zum ersten Mal im tiefen Montenegro vor fast 30 Jahren gehört, dort spiele eine Musikgruppe mit herrlichen Typen jeden Abend für die Gäste einer kleinen Taverne untgehalb von Cetinje...erst später "entdeckte" ich die Geschichte und Bedeutung dieses Liedes ..

Djelem Djelem


1)
Djelem djelem lungone dromesa
Maladilem schukare romenza
djelem djelem lungone dromesa
Maladilem bachtale romenza

Refrain:
Ahai, Romale, ahai Chavalle,
Ahai, Romale, ahai Charalle

2)
sasa vi man bari familia
murdardarla i kali legia
saren chinda vi Romen vi Romnien
maschkalende vi zigne schaworen

Refrain:
Ahai, Romale, ahai Chavalle
Ahai Romale, ahai Chavalle

3)
Putar Devla te bare wudara
Te ka dikav kai si me Manuscha
Upre Roma! Akana si wakti
Uschten sa te sundale Roma

Refrain:
Ahai Romale, ahai Chavalle
Ahai Romale, ahai Chavalle

4)
Palem ka djaw lungone dromesa
Ta ka pirav schukare Romenza
Palem ka djaw lungone dromesa
Ta ka pirav bachtale Romenza

Refrain:
Ahai, Romale, ahai Chavalle
Ahai Romale, ahai Chavalle



Übersetzung:
1)
Auf meinem sehr sehr langen Weg
Traf ich viele schöne Roma
Auf diesem sehr sehr langen Weg
Begegneten mir viele glückliche Roma

Refrain:
Ahai, Roma, ahai Kinder


2)
Auch ich hatte eine große glückliche Familie
Sie wurden von der schwarzgekleideten Legion ermordet
Alle wurden umgebracht Männer,Frauen,
selbst die kleinen Kinder

Refrain:
Ahai, Roma, ahai Kinder


3)
Lieber Gott, öffne deine großen Tore
Damit ich sehe kann ,wo all meine Menschen geblieben sind
Erhebt euch Roma, es wird Zeit
Steht auf ihr müden Roma

Refrain
Ahai Roma, ahai Kinder


4)
Und wieder werde ich diesen langen Weg gehen
Und werde mit schönen Roma zusammen treffen
Und auf diesem langen beschwerlichen Weg
Werde ich mit diesem glücklichen Menschen mitziehen

Refrain
Ahai Roma, ahai Kinder

Den Text und die Übersetzung habe ich der Webseite der Kindertagesstätte Schawolla entnommen.
Ich zitiere aus der Website:
Seit 1996 ist der Förderverein Roma e.V. Träger des Projekts "Schaworalle - Hallo Kinder", das sich, orientiert an der Identität, Kultur, Geschichte und Tradition der Roma, um die pädagogische Unterstützung, die Existenzsicherung und - in Zusammenarbeit mit der Lehrerkooperative Frankfurt - um die Schulvorbereitung und -begleitung von Roma-Kindern bemüht. Das Projekt wird von 40 Kindern besucht. In gemeinsamer qualifizierter Arbeit von Roma und Nicht-Roma werden die Kinder entsprechend ihrer Erfahrungen, Fähigkeiten und Neigungen gefördert.
--//--
Die Kindertagesstätte Schaworalle ist ein bundesweites Pilot- und Modellprojekt.

Internet-Tipp: https://www.schaworalle.de/


 lola antwortete am 04.03.05 (10:24):

Für Karl!

Durch Deinen Beitrag, den Du zu bedenken gibst für die, die sich beteiligen möchten, gebe ich Dir den Klappentext dieses Taschenbuches aus dem "Aufbau Taschenbuch Verlag" hier jetzt bekannt, ich denke, da wirst Du bemerken, daß das eine sachliche Angelegenheit ist!?:


"Rajko Djuric hat nicht nur die Geschichte seines Volkes aufgeschrieben, er hat auch zusammengetragen, was den Charakter des "fahrenden Volkes" bis heute prägt: Er erzählt von der Jahrhunderte währenden ruhelosen Wanderung, von der Kultur und dem Zusammenleben dieser vielerorts mißtrauisch und häufig sogar mit Hass empfangenen Menschen. Dieses Standardwerk umfaßt gleichermaßen die historischen, politischen und kulturellen Aspekte der Geschichte der Sinti und Roma - ein ebenso sachliches wie spannendes Buch."


Ich denke, daß Dich dieser Text nicht nur beruhigt sondern bestens aufklärt!???


 pilli antwortete am 04.03.05 (11:53):

"Mischka an der Marosch" von Lenau:
1

Von der Theiß, der klaren, fischereichen,
Ist der Geiger Mischka hingezogen,
Wo der Marosch barsche Wogen
Brausend durch beschäumte Klippen streichen.

Der Zigeuner wandert, arm und heiter,
In die Ferne, Fremde, fort und weiter;
Wenn er auch am Wohlgeschmack der Erde
Karg und selten nur sich weidet,
Ist ihm jeder Ort doch bald entleidet,
Und was heimisch, wird ihm zur Beschwerde;
Wenig brauchend kommt und geht
Dieser fiedelnde Aszet.

Mischkas Hüttlein mit dem Halmendach
Ragt empor vom Grund nur wenig Spannen,
Und vorüber wild und jach
Stürzt die Marosch durch die Felsen, Tannen.

Horch, wie rauschen Mischkas helle Saiten
Unter diesen Halmen, die vorzeiten
Bei dem Klang der Lerchenlieder
Auf dem Feld sich wiegten hin und wider.

Nicht allein an Schall und süßen Weisen
Ist dies niedre Hüttlein reich zu preisen;
Strahlen hegt es auch in Fülle,
Wie sie aus den schönsten Welten
Uns herüber, flüchtig, selten,
Leuchten durch die Menschenhülle.

Mischkas treues Liebchen ruht im Grabe;
Doch sie ließ zur Abschiedsgabe
Seines Glücks ihm einen teuren Rest,
Daß sein Herz sich minder härme;
Wie die holde Sommerwärme
Sterbend ihre Frucht uns läßt.

Mischka geigt, und seine hellen Töne
Trägt hinaus der Abendwind;
Vor der Hütte steht die wunderschöne
Mira, das Zigeunerkind.

Die vom Abendrot Geküßte
Ist vom leichten West umflogen,
Und es flattert um der Brüste
Melodiegeschwellte Wogen
Ihres Haars gelockte Nacht;
O, wenn diese schöne Brust erwacht!

Dieses Busens keusche Wellen,
Die noch Liebe nie empfanden,
Selig, wem sie einst entgegenschwellen
Und ans Herz im Sturm der Liebe branden!
Selig, wer aus diesen schwarzen Augen
Darf den ersten Blitz der Leidenschaft
Und aus diesem Mund ein Flüstern saugen,
Süß und wonneirr und zauberhaft,
Daß der Cherub beim Gesang der Worte
Sinkt in Schlummer an des Edens Pforte!
Bald doch, bald die Worte unter Küssen
In ein süßres Leben sterben müssen! -
Also glühen die Gedanken
Durch die Brust dem Liebeskranken;
Einsam dort am Waldessaume,
Harrt und lauscht er unterm Baume,
Ob kein Rascheln aus dem Tannengrunde
Ihm ein Wild verrät, zur Abendstunde
Sachte auf den freien Anger schreitend,
Freundlich aus dem Wald den Tag begleitend.

Und er stellt dem Liebesglück ein Zeichen:
Wenn ich heut ein edles Wild noch schieße,
Werd ich meinen heißen Wunsch erreichen,
Daß ich sie in meine Arme schließe.

Sieh dort eine braune Wohlgestalt,
Ruhig kommt ein Hirsch dort aus dem Wald,
Daß der Jäger kann die Enden zählen:
"Sechzehn! - sollens ihre Jahre sein?
Gott der Liebe, laß mich jetzt nicht fehlen!
Ha! er stürzt, halloh! nun ist sie mein!"

2

Mischka spielt zu einem Hochzeitreigen,
Lustgelächter, Sporen, Gläser, Geigen
Brausen wild im Edelhaus zusammen;
Und die Tänzer schießen durcheinander,
Um das Brautpaar, sturmgejagte Brander
Auf dem Meer der Lust in hellen Flammen.

Trauben, die des Sommers Strahl und Glut
Eingesogen in ihr Blut,
Strömen den empfangnen Himmel wieder
Den Magyaren in die Glieder.
Frauen, prangend in der Jugend Glanz,
Schwebend durch den Saal im raschen Tanz,
Und im Fluge heller Liebesblicke
Zünden sich die seligsten Geschicke.


 pilli antwortete am 04.03.05 (11:55):

Ha! Musik! wie waltet Mischkas Bogen!
In den Rausch wird jedes Herz gezogen,
Jeder Tropfen Weines scheint zu klingen,
Jedes schöne Auge laut zu singen.

Ist die Braut auch schon entschleiert,
Noch drei Tage, noch drei Nächte
Wird die Hochzeit fortgefeiert
Von dem freuderüstigen Geschlechte.

3

Während Mischka geigt im Edelhause,
Schleicht ein Mann zur strohgedeckten Klause.
Mira steht allein und sinnend,
Ihrem Vater eine Saite spinnend,
Und sie hört, schon will der Abend dämmern,
An der Tür, erstaunt, ein leises Hämmern.
"Ach, wer pocht?" so ruft die Maid beklommen,
"Räubern kann ihr Frevel hier nichts frommen,
Und der Bettler fürchtet, bei so Armen
Koste ihm ein Scherflein sein Erbarmen!"

Doch sie hört um Einlaß Worte bitten
Von so sicher weichem Klange,
Mit so süßem Schmeichelzwange,
Daß sie öffnen geht mit schnellen Schritten;
Einen schönen Jüngling vor sich stehen
Sieht sie, wie sie keinen noch gesehen.

Und er spricht, ihr huldigend, die Worte:
"Ja, ein Bettler kam an deine Pforte,
Ach, ein Bettler ist es, schmerzlich darbend,
Doch nicht Geld, noch Brot, kein Labekrug,
Du nur, du allein bist ihm genug;
Wund ist mir das Herz und nie vernarbend.

Seit ich dich erblickt, du schönste Maid,
Treibt mich rastlos irr mein Liebesleid.
Wenn ich jage, gleich ich selbst dem Wild,
Überall gejagt von deinem Bild.
Wie das Wild, verfolgt, zum Schatten trachtet,
Wie es blutend nach der Quelle schmachtet,
Zieht es mich zu deinen Füßen nieder,
In den Schatten deiner Augenlider,
Glüht die Seele, vor dir hinzusinken
Und ein holdes Wort von dir zu trinken.
Peinlich scheint mir nun mein wildes Roß
Unter meinen Wünschen hinzuschleichen,
Wenn mein Sporn ihm stachelt in die Weichen,
Daß es hinbraust wie ein Wetterstoß,
Schleudernd blanken Schaum aufs Heidekraut,
Und die Rossehirten jubeln laut.
Wenn die Kerzen der Kapelle brennen
Und der Priester opfert am Altare,
Bete ich von Gott, du Wunderbare,
Namen nur, die deine Reize nennen.
Dein gedenk ich wachend und im Schlafe,
Jeder Traum, von Liebesschmerz gebunden,
Ruft nach dir und klagt dir seine Wunden,
Wie nach seiner Heimat weint der Sklave!"

Mira spricht, indem sie hold errötet:
"Sind, o Jüngling, deine Worte wahr,
Werd ich sein glückselig immerdar;
Täuschen sie, so hast du mich getötet.
Eines edlen Stamms du schöner Sprosse,
Nach der Niedern treibt dich ein Verlangen;
Doch du mußt, hat dich mein Arm umfangen,
Bleiben bis zum Grabe mein Genosse!"

Wie im Land, von wannen Mira stammt,
Dort in Indien heiß die Sonne flammt,
Süße Frucht mit schnellem Strahle reifend,
Also urgewaltig, schnell ergreifend
Ist ins Herz die Liebe ihr gedrungen,
Weinend ist sie ihm ans Herz gesprungen.

Hochzeit jubelt dort im Edelhause,
Offen, mit Gepränge und Gebrause;
Hier im Hüttlein still und schlicht, allein,
Kaum belauscht von einem Dämmerschein,
Welchen durch der Scheiben trübe Blenden
Sterne nach dem Erdenhimmel senden.
Hochzeit feiernd, hat im Haus die Stille
Mit dem Dunkel traulich sich verschwistert,
Nur das Stroh des Lagers, wenn es knistert,
Spielt Musik, und zirpend eine Grille.
Vieles wird mit Worten süß begonnen
Und vollendet in des Kusses Wonnen.
Und vorüber braust an Wort und Kuß
Draußen durch die Nacht der wilde Fluß.
Nur zuweilen ruhn und horchen beide
Nach der Marosch ungestümen Wellen,
Wie einst von der Paradiesesweide
Aufgelauscht das Wild den Tigrisquellen.


 pilli antwortete am 04.03.05 (11:56):


4

Niemand kann verlernen Harrens Schmerzen
Einem sehnsuchtsvollen Frauenherzen
Je vergelten, niemand ihr vergüten,
Was in solchen unermeßnen Stunden
Still der Wurm genagt von ihren Blüten,
Der auch nicht, um den sie es empfunden.
Wenn er dann auch stürzt zu ihren Füßen,
Wenn er unter Tränen, tausend Küssen
Leiden und versäumtes Glück beklagt;
Schmerz hat weh getan, der Wurm genagt.
Aber mancher kehret nie mehr wieder,
Drückt er auch ein Herz zum Grabe nieder.

Mira! herrliches Zigeunerkind!
Schnell hast du geliebt und welkst geschwind.
Er verriet, verließ dich feigen Mutes,
Weil die Liebe, die sein Herz verschönt,
Ward in einer Schilderei verhöhnt
Von den Adeligen seines Blutes.
Eines Morgens kam in goldnem Rahmen
Ihm ein Bild, und das entreißt dir ihn,
Weils dich schmäht; auch hat er schon dahin
Schnellgesprochner Liebe süßes Amen.

Stattlich zeigt das Bild auf breitem Raum
Seinen altberühmten Wappenbaum,
Wie der Stamm sich spreitet, herrlich ragend,
Ruhm und Glanz auf jedem Zweige tragend.
Neben solchem Baume, hehr und stolz,
Steht ein schlechtes, dürres Galgenholz,
Galgen hinter Galgen ist zu schauen,
Nach des Bildes Tiefe immer kleiner,
Gleichsam schindend in der Vorzeit Grauen,
Und an jedem hangend ein Zigeuner;
Und zerstreut im grausen dürren Walde
Sind viel schwarze Raben als Heralde;
Andre, auf dem Stammbaum, breit sich setzend,
An den Wappen sich den Schnabel wetzend.

5

Mira wird mit jedem Tage blasser,
In den tiefsten Wald, auf Wildesbahnen
Flieht sie, wenn der Marosch laute Wasser
Sie zu schmerzlich jener Nacht gemahnen.

Mischka klagt, doch fern, daß er verdamme
Seines Kindes unglückselge Triebe,
Weil bei ihm und seinem wilden Stamme
Frei und heilig gilt des Menschen Liebe.

Weinend sinkt sie oft am stillen Teiche
Vor den Göttern hin um Trost und Hilfe;
Und so fand man sie, das starre, bleiche
Antlitz eingedrückt dem grünen Schilfe.
Und der Jüngling, der ein Herz gebrochen,
Läßt ein andres schon an seinem pochen.

Mischka stiehlt sich in den Stall des Grafen
Mitternachts - die müden Knechte schlafen -,
Leise tastend schleicht der Pferdekenner,
Prüfend Mähn und Schweif, von Roß zu Roß,
Bis sein Griff erkennt den schnellsten Renner,
Drauf der Graf jüngst durch die Heide schoß;
Und er schneidet sacht mit scharfer Schere
Haare aus dem Schweif der edlen Mähre,
Zu behaaren seinen Fiedelbogen,
Denn es kommt die Hochzeit angezogen;
Mischka hat, bevor ers Freie sucht,
Still des Rosses Hufe noch verflucht.


 pilli antwortete am 04.03.05 (11:56):


6

Wieder soll zu einem Hochzeitreigen
Der Zigeuner frische Tänze geigen;
Zimbal, klinge hell vom Hammerschlage!
Klarinette, schmettre ins Gelage!

Im Husarenwams, vielfach geflickt,
Mit verblichnem Golde reich gestickt
Und geziert mit mottenhaftem Brame,
Nähert Mischka sich dem Bräutigame.
Und er spricht mit bückendem Verneigen:
"Möcht es Eurer Herrlichkeit gefallen,
Eh die frischen Tänze hier erschallen,
Mich zu hören erst ein Solo geigen.
Damit möcht ich Eure Gunst erwerben;
Habs zu Eurem Ehrentag erfunden,
Schön ists, Herr, so herzlich tief empfunden,
Daß vor Lust der Hörer möchte sterben."

"Sei gewährt der Bitte", spricht der Graf,
Den das Auge des Zigeuners traf,
Hell, wie eines Seelendolches Blinken,
"Spiele, sollst dafür Tokayer trinken!" -

Stille wird der Saal, wie Miras Gruft;
Alles hat um Mischka sich geschart,
Und er läßt den Bogen, frisch behaart,
Wie versuchend, sausen durch die Luft.
Plötzlich streicht er durch die Saiten alle
Und durch alle Herzen, schnell bemeistert;
Seine Geige in der Freudenhalle
Hat zur Rachegöttin sich begeistert.
Frevler! horch! in diesem süßen Liede
Säuselt und verweht der Unschuld Friede; -
Hörst du, wie der Blitz der Liebe zündet?
Wie ihr ganzes Herz in deines mündet? -
Jener Brautnacht unermeßne Wonnen,
Wie sie in ein Meer von Schmerz zerronnen? -
Stürmen hörst du der Verlaßnen Klagen;
Hörst den Wurm an ihrer Blüte nagen; -
Horch, wie sie, zum Tod schon auf der Flucht,
Weinend dich durch alle Wälder sucht;
Wie sie alle Götter ruft um Hilfe,
Bis sie tot zusammenbricht im Schilfe. -
Furchtbar läßt der Alte deinem Lauschen
Durch die Saiten die Vergeltung rauschen! -
Aus dem Saal ist jede Lust gewichen,
Dunkles Weh durch alle Herzen schlägt;
Und nicht wissend, was sie tief bewegt,
Hat die Braut sich weinend fortgeschlichen.

Von der Macht gejagt des Racheschalls,
Eilt der junge Bräutigam zu Rosse,
Sprengt in finstrer Nacht aus seinem Schlosse,
Stürzt und bricht im Graben sich den Hals.

Die Zigeuner leeren ihre Neige,
"Gute Nacht!" - Früh sieht ein Hirtenknab
Mischka stehn an seines Kindes Grab
Und hinein verscharren seine Geige.
Meisterlos zerstreut sich seine Bande,
Und fortan sah niemand ihn im Lande.


 tiramisusi antwortete am 04.03.05 (12:02):

@pilli: nun kopiet aber nicht noch den unsäglichen trivialromantischverklärten "Zigeunerjungen" von Alexabdra hierher ;-))

@Lola et al : vielleicht ist nachfolgender Link noch nützlich ..

https://www.lpb.bwue.de/publikat/sinti/sinti4.htm


 pilli antwortete am 04.03.05 (13:31):

nööö tiramisusi :-)

aber es hat einen interessanten hinweis im netz auf Nikolaus Lenau und seine 5 den "zigeunern" zugewendeten gedichten:

"Die Werbung"
"Die Heideschenke"
"Mischka an der Theiß"
"Mischka an der Marosch",

und eben das von Enigma genannte Lied. :-)

und datt kopiere ich gerne des besseren verständnisses dazu ein; vielleicht paßt es zum thema von lola, vielleicht auch nicht...

mag sie selbst entscheiden! :-)

...

"Lenau und die Zigeuner"

Germanistische Beiträge bieten Werkstatthilfen für Übersetzer
hb. Hermannstadt - Den "interkulturellen Umweg der Übertragung einiger seiner Texte ins Rumänische" hatten postgraduierte Germanistik-Studenten des Aufbaustudienganges Translationswissenschaften an der Lucian-Blaga-Universität in Hermannstadt/Sibiu gewählt, um sich dem Dichter Nikolaus Lenau im 200. Jahr seit seiner Geburt zu nähern. Das Ergebnis liegt nun unter dem Titel "Lenau und die Zigeuner. Werkstatthilfen für den Übersetzer" vor. Es handelt sich um einen neuen Band der "Germanistischen Beiträge. Monographien", welcher von Prof. Dr. Horst Schuller herausgegeben wurde und im hora-Verlag erschien. Da der Band eine reichhaltige Dokumentation über Lenau und sein Werk sowie einiges über die Roma enthält, ist er nicht nur für (angehende) Übersetzer interessant zu lesen. Geboten werden ein Überblick über Lenaus Biographie und Schaffen, doch auch Beiträge betreffend seine Rezeption in Rumänien sowie in der deutschen und internationalen Literaturszene der Gegenwart. Ein Ziel des Projektes war, "in übersetzungsrelevanten Textinterpretationen die besonderen Herausforderungen der zur Übersetzung ausgewählten fünf Gedichte von Lenau bewusst zu machen", und dem stellten sich die zweisprachigen Teilnehmerinnen dann im Verlauf der konkreten Übersetzungsarbeit. Die "Ergebnisse" der Projektarbeit machen denn auch die Hälfte des 160 Seiten umfassenden Bandes aus: Abgedruckt sind die fünf Lenau-Gedichte in Deutsch sowie die Roh- und Feinfassungen der rumänischen Übersetzungen. Ausgewählt hatte die Projekt-Gruppe jene Lenau-Gedichte, in denen "die Zigeuner explizit als Haupt- oder Nebenfiguren auftauchen", wird in dem von Dr. Horst Schuller verfassten Vorwort gesagt. Es handelt sich um "Die Werbung", "Die Heideschenke", "Mischka an der Theiß", "Mischka an der Marosch" und "Die drei Zigeuner". "Damit wollen wir die rumänischen Übersetzer dazu ermuntern, in Zukunft jene bislang noch vernachlässigten Texte schöpferisch zu rezipieren, in denen eine seit Jahrhunderten an den Rand gedrängte, auch in den rumänischen Ländern vorhandene Minderheit Stoff- und Motivvorgaben zu poetischen Metamorphosen geliefert hat," heißt es im Vorwort weiter. In diesem Kontext werden mehrere Beiträge abgedruckt, die von den Projekt-Teilnehmerinnen selbst geschrieben wurden ("Zigeuner bei Lenau" von Kinga Dora Erzse sowie "Herkunft des poetischen Zigeunerbildes bei Lenau" von Andreea-Valeria Tana) bzw. von anderen Autoren zum Thema verfasst wurden. Herausfinden wollte man im Rahmen des Projektes nämlich desgleichen, "inwieweit sich das auch aus eigener Anschauung gewonnene Zigeunerbild bei Lenau von dem literarisch tradierten tatsächlich unterscheidet."

...

entnommen "Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien"

:-)

Internet-Tipp: https://www.adz.ro/l030927.htm


 tiramisusi antwortete am 05.03.05 (10:16):

ach ja.. der gute Lenau und sein romatisch-verklärtes Bild von der Freiheit... er ist auch so ein tragisches Beispiel von Mensch, der Idealbilder anhimmelte und immer wieder merken musste, dass seine angebeteten Engel auch nur tönernde Füsse hatten. Habe mal eine interessante Arbeit über ihn gelesen, über seine Sehnsucht, den Wunsch nach Freiheit in Amerika zu verwirklichen, seine Überfahrt, sein sechmonatiger Aufenthalt dort und die totale Enttäuschung. Da hat er denn wohl seine verklärten Illusionen von Freiheit und Menschlichkeit komplett veloren und er kam zurück. Ich denke, er hat auch niemals wirkliche Sinti und Roma getroffen - nicht ausserhalb eines Zirkus oder eines "Zigeunerorchesters" - er hätte seine Gedichte sicher umschreiben müssen.

Hier noch ein wirklich interessanter Link zu einer Seite mit sehr viel Hintergrundinformation und geschichtlichen Fakten zu den Roma.

Internet-Tipp: https://www.romahistory.com/1.htm


 pilli antwortete am 05.03.05 (10:31):

tragisch hin und her, :-)

wenn der aber dich tiramisusi dennoch dazu veranlasst hat, datt zu schreiben:

...

"tiramisusi antwortete am 04.03.05 (09:46):"

enigma: dein zitiertes Gedicht war schon in der Schule und ist fpr mich auch heute noch die beste Bescheibung von Freiheit!

...

dann freut`s mich! Karl May hat von den indianern auch nur geträumt und wen hat er nicht alles begeistern können!

:-)))


 tiramisusi antwortete am 05.03.05 (10:41):

es soll ja auch seine Gedichte keineswegs abwerten - und..damals war ich zwölf :-))

Es ist doch meistens so, dass die Dinge; beschrieben und geschildert; in unserer Phantasie viel schöner sind als in der Realität und wenn man real dort ist. Als Beispiel sei die einsame Insel mit dem menschenleeren Strand erwähnt ... sieht im Film und auf Bildern wunderbar aus und so viele sehnen sich danach .. ist man aber erst da, wird man sich wundern.. keine eiskalten Getränke, kein WC am Strand dafür Millionen von Sandflöhen usw usw :-) die Urlauber auf den Malediven waren nach 3 Tagen immer ziemlich desillusioniert, erinnere ich mich und so viel, wie es da zwischen Paaren gekracht hat, hab ich in 20 Jahren Arbeit mit Touristen nicht erlebt :-)


 pilli antwortete am 05.03.05 (11:01):

so ist ett und so wird es sicherlich auch bleiben, realität kann manchen schmerz erzeugen :-)aber schön, dass du dir noch kindhafte begeisterung bis "heute" bewahrt hast :-)

...

"...und ist fpr mich auch heute noch die beste Bescheibung von Freiheit!"

zu den roma und sintis fand ich gute seiten und hab nun, dank lola, auch mal wieder lust, bei "zweitausendeins" nach cd`s zu stöbern.

:-)


 tiramisusi antwortete am 05.03.05 (11:20):

na das Kind in mir wird gehegt und gepflegt :-)

zur Musik - hör unbedingt mal bei "Taraf de Haïdouks" rein -das ist die rumänische Antwort auf Kubas "Social Club" ;-)
Und Bulgarische Hochzeitsmusik (Fanfare Ciocarlia) und das "Istanbul Oriental Ensemble", "The Incredible Istanbul Gipsy Band" und last but not least Django Reinhardt .. :-)

Internet-Tipp: https://leeson.ohje.de/nr8/taraf.htm


 pilli antwortete am 05.03.05 (11:26):

hihi...Django Rheinhardt...

ob ich da wohl hin wollte? aber ob datt uns lola alles noch interessiert?

:-)


 tiramisusi antwortete am 05.03.05 (11:40):

noch mehr musik...

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/QAN3RpZuu


 tiramisusi antwortete am 06.03.05 (10:44):

ähm...wieso ist Django Rheinhardt zum Lachen?

Dieses wäre nicht das erste Thema. das sich hier verselbständigt - und ich denke schon, dass es Lola durchaus intessiert, an Musik und Kultir VON Sinti und Roma zu kommen :-)


 pilli antwortete am 06.03.05 (11:31):

nööö tiramisusui,

Django Rheinhardt galt mein "hihi" nicht; eher dem zeigleichen gedanken an ihn, nun befriedigt? :-)

verselbständigt sich das thema?

ob und wann lola weiteres interesse signalisiert, wird sich zeigen.

:-)


 tiramisusi antwortete am 06.03.05 (16:18):

aber aber, wer lässt sich schon virteull und dann im ST befriedigen, pilli - ich war nur irritiert :-)
Das Thema hat sich nicht verselbständigt, aber vielleicht lola? Vielleicht hat es sich für sie ja auch ganz einfach erledigt :-)
Viel Infos gibts bei zigeuner.de - allen politisch korrekten Empörungen zum Trotz sehen Sinti und Roma das Wort viel weniger anstössig als die ewig Toleranten und Wiedergutmachenden .... und man hat diesen Namen seitens der Gründer seht überlegt gewählt, was man auf der Seite auch begründet. denn man noch "latscho diewes" :-)
Interessant übrigens auch:
https://www.sinti.de/

Internet-Tipp: https://www.zigeuner.de/


 tiramisusi antwortete am 06.03.05 (16:32):

sorry, da war nicht alles reinkopiert:
https://www.gfbv.de/voelker/europa/roma.htm
Sinti und Roma in Deutschland und Europa

https://www.romnews.com/b/xpic.html
Fotojurnalismus von ROMNEWS.com

https://www.mojones.com/photofund/kuznetsova.html
Fotos aus Russland)

https://www.8ung.at/zigeuner
Lustig ist das Zigeunerleben - oder auch nicht


 Medea. antwortete am 06.03.05 (17:19):

Bin froh, tiramisusi, daß Du das anschneidest - ich habe eine sehr befreundete Sinti-Familie, und kenne eine Menge Mitglieder daraus durch drei Generationen.
Im Wohnzimmer steht eine in schönes Hellblau gekleidete Mutter Gottes, die sie verehren und zu der sie beten.

In vielen Gesprächen mit ihnen wurde immer deutlich, daß sie in dem Wort "Zigeuner" nicht die geringste Diffamierung sehen, wir sind Zigeuner sagen sie von sich selbst - und lächeln über die Aufregung und das 'Getue' was die Deutschen wiedermal davon machen.

Zu Django Reinhardt - ich habe ihn und seine unvergleichliche Musik schon als junges Mädchen sehr gemocht, - sein "September song" und sein "I can't give you anything but love" sind mir über all die Jahre unvergessen geblieben - leider starb dieser Meister der Guitarre viel zu früh (1910 bis 1953), wurde also nur 43 Jahre alt.


 tiramisusi antwortete am 06.03.05 (20:45):

@Medea: es ist wohl besonders in Deutschland ein stigmatisiertes Wort, dass von "Nichtzigeunern" schlimmer empfunden wird als von Sinti und Roma - Gitans, Gipsys, Gitanos, Zigani .. Cigan ... in anderen Sprachen ist das Wort keine Diskriminierung ..

Ohja - Django Reinhardt .. wusstest Du, dass sein besonderer Gitarrensound vor allem darauf zurückzuführen war, dass seine linke Hand ausser dem Daumen nur 2 bewegliche Finger hatte? So konnte er bestimmte Akkorde gar nicht spielen und erfand seine ganz eigene Technik.

Aber auch den Schnuckenack, den Vetter, hört man endlich wieder - der sieht ihm zwar nur vage ähnlich (Django der Gable-Typ und Schnuckenack eher der Otti Fischer-Typ mit gemaltem Schnäuzer). Hab jetzt noch mal gesucht, woher denn eigentlich dieser kuriose Name Schnuckenack kommt - "Hübschnase" heisst es :-)

Hier gibt es eine wunderbare "Djangology" ...

Internet-Tipp: https://home.arcor.de/ccyrny/djangology/


 Medea. antwortete am 07.03.05 (08:02):

@ Tiramisusi -
ja ich wußte, daß Djangos linke Hand verkrüppelt war, daher ist es besonders erstaunlich, wie hervorragend er trotzdem spielte. Ich habe mal in meinen alten Platten gegraben, in einem Cover habe ich den "24.12.1958" vermerkt, da erhielt ich sie geschenkt von einem lieben Freund, der mich mit Django Reinhardt und seiner Musik vertraut gemacht hat.
Damals kam eine Plattenserie in Frankreich heraus, sie liefen unter der Bezeichnung Volume 1, M.33.314,
Volume 2, M.33.315,
Volume 3, M.33.316,
Volume 4, M.33.330.
Sein Bruder Joseph Reinhardt spielte die 2. Guitarre, Hubert Rostaing die Klarinette, der Bassist war Emmanuel Soundieux und der Schlagzeuger André Jourdan. Vielleicht sind ja diese Aufnahmen noch irgendwo erhältlich oder die Nachfolgerversion.

Danke für den Link.
Schnuckenack ist mir auch vertraut, ich wußte aber nicht, daß das 'Hübschnase' bedeutet. :-)

Zurück zu 'meiner Zigeunerfamilie' - dort haben die Kinder auch sehr schöne Namen bekommen, eine Schwester heißt "Orchidee", ein Bruder "Rankeli" - und der kleine, braune Mischlingshund, der so gerne mit Jettchen herumtobte, hieß "Gypsi" .... ;-)

Ich hoffe, ich bin jetzt nicht zu sehr vom Thema abgewichen. :-)


 Enigma antwortete am 07.03.05 (08:37):

Guten Morgen alle,

ich kann nicht anders, als mich kurz den "Abweichlern" anzuschliessen. :-)). lola verzeiht uns hoffentlich...

@tiramisusi und Medea
Die von Euch angesprochene Musik bzw. die Interpreten gefallen mir auch sehr.
Sehr, sehr gut, finde ich die von tiramisusi angesprochene Gruppe "Taraf de Haiduks". Von denen habe ich eine CD mit rumänischer Zigeunermusik, etwas eigenartig anmutend, oft fast ein Sprechgesang, aber sehr reizvoll - aus meiner Sicht -.

Und "Django" begleitet mich auch schon viele, viele Jahre.
Ja, es stimmt, er kann einige Finger einer Hand nicht voll gebrauchen und kompensiert das - musikalisch -. Und gerade daher kommt dieser unverwechselbare Sound. So kommt oft aus gewissen Problemen was ganz Gutes.
"Gipsy-Music" habe ich eigentlich weniger von ihm, eher die ganz alten Sachen, wie "Saint Louis-Blues", "Honeysuckle Rose", "It was so beautiful" usw. usw., ganz alte Titel, die von heutigen Interpreten (z.B. Rod Stewart) wieder ganz neu aufgenommen worden sind, vielleicht, weil sie mal so erfolgreich waren, etwas nostalgisch, etwas sentimental sogar, aber auch schön....:-)).


 Medea. antwortete am 07.03.05 (09:31):

Guten morgen Enigma -
ja es stimmt, die Musik und die Titel, die ich von ihm habe, sind eigentlich Jazz-Themen, denen er seinen unverwechselbaren Sound gibt.
U.a. auch "I love you for sentimental reason", "Just of those things" etc.

Aber ich werde mir mal die Gruppe "Taraf de Haiduks"
anhören, die war mir bislang nämlich nicht bekannt.


 tiramisusi antwortete am 07.03.05 (09:56):

Ach ja, was wäre de Jazz ohne Klezmer und ohne "Zigeunermusik" :-)
Taraf de Haidouks sind weltweit berühmt und es gibt sogar jede Menge japanische Fanseiten - schön fand ich beim Stöbern, dass der Vergleich mit dem "Buena Vista Social Club" aus Kuba auch anderen eingefallen ist - und ich hab das wirklich nicht abgeschrieben :-)
(siehe https://www.wdr5.de/funkhauseuropa/interpreten/index_detail.phtml?interpretid=441)

Aber auch in die "Fanfare Ciocarlia" müsst ihr unbedingt hineinhören! Was die aus ihren zum Teil schon schrottreifen Blasinstrumenten herausholen...unfassbar und sie gelten als das schnellste Orchester der Welt :-)

Internet-Tipp: https://www.asphalt-tango.de/welcome-atp.htm


 Enigma antwortete am 07.03.05 (10:21):

Hallo tiramisusi,

Du bringst mich auf Trab. Jetzt habe ich mir eines der Stücke, die ich von Buena Vista Social Club habe, angehört.
Allerdings klingt das für mein Ohr etwas melodischer, gefälliger als "Taraf". Gehört habe ich "Compay Segundo", der ja 95-jährig erst vor einigen Jahren verstorben ist.

Wie wäre es, wenn Du einen Thread über Musik aufmachst,sonst verliert lola vielleicht doch die Geduld mit uns?
Bei einem neuen Thread mache ich bestimmt mit,sofern ich die Musik kenne und was dazu sagen kann, weil Musik mich auch ausserordentlich interessiert.

Beste Grüsse
Enigma


 tiramisusi antwortete am 08.03.05 (08:48):

Hallo Enigma
nun, das mit dem Social Club hatte ich eher von der Optik und dem Ursprung her gemeint - beide sind in ihrem Land , in ihrem Dorf seit langem eine "Institution", in beiden spielen Männer aus 4 Generationen, wobei die Alten das Sagen haben :-)
Fein, machen wir einen Musikthread auf - ich schreib mal ein kleines "Intro", mit dem vielleicht auch andere ein wenig Appetit bekommen :-)


 Enigma antwortete am 09.03.05 (12:07):

Hallo tiramisusi,

das wäre schön.
Aber ich will nicht so tun, als ob ich die Expertin in Sachen Musik wäre.
Aber ich liebe sie schon, die Musik, in vielerlei Variationen...


 lola antwortete am 10.03.05 (16:45):

Nein, keine Sorge: Ich bin weder "abgetaucht" noch an Euren weiteren Gedanken desinteressiert! Ich habe mich lediglich meinem Buch erst einmal wieder zugewandt! Schließlich hatte ich das Ziel, ein klareres Bild von dieser Völkergruppe zu finden, die im Allgemeinen so mit bösen Vorurteilen getroffen wird!
Das Buch ist recht dick aber einfach informativ und ich bin noch lange nicht so weit am Ende, daß ich selber viel sagen könnte!Dennoch kommt hier oder da bei mir schon etwas deutlich an die Oberfläche! Ich teile es Euch mit, wenn ich selber ein wenig Durchblick erringen konnte! Vielleicht kann ich durch Euch dann noch Weiteres erfahren???


 lola antwortete am 14.03.05 (11:41):

Jetzt habe ich einiges erfahren über die Sinti und Roma, Ihre Herkunft und ihr Schicksal. Heute habe ich mir ein Büchlein abholen können:

Roma Lyrik aus Ungarn

Ich möchte Euch ein vielsagendes Gedicht vorstellen:


Wem Soll Ich Danken?


Vor mir flieht alles,
alle spucken mich an.
Doch bin ich ohne Sünde,
ohne Vergehen,
nur mein Name - vielleicht.
Vergebnlich ist das Wort,
das Sehnen,
der Wille - niemand gäbe für mich einen toten Hund.
Nie habe ich recht,
argwöhnisch schaut die Sonne,
auch der krumme Mond
beißt in mein Gesicht.
Alles flieht vor mir,
alle spucken in mein Gesicht:
mein Erbe ist soviel... -
nichts
Sei nicht so empfindlich!
Ich weiß, ich weiß, ich weiß -
aber in der letzten Reihe zu sein
kann ich nur schwer ertragen.
Ich lebe in der aufgebrannten Sünde:
meine vergitterte Welt brennt
mit Wollust
Sterne auf meine Haut,
tobende Hexenfinger zerreißen mein Innerstes
mit glühenden Nägeln,
und die Welt bedeckt mein Gesicht
mit Stacheln
Alles flieht vor mir,
jeder schändet mich ....
Gott, wem soll ich danken,
Vaterland, wem, wem soll ich danken?


Choli Daroczi Jozsef



Ich finde dieses Gedicht spricht Bände! Und in Rumänien war es noch wesentlich schlimmer für die Roma!


 SuhniReinhardt antwortete am 14.03.05 (23:48):

Hallo erst mal, also wie ihr bereits lesen könnt bin ich eine von denen über die ihr hier diskutiert und euch austauscht...

Ich verstehe gar nicht warum das für euch so interessant is was Schnuckenack bedeutet oder latscho dieves (Guten Tag)...! Das muss wohl zur Zeit Mode sein, weil sich so viele mit uns beschäftigen und unserer Geschichte! Wieso ist es für euch so etwas besonders welche von uns zu kennen? Wir sind doch normale menschen, die vielleicht eine andere einstellung haben,Sprache, eine vollkommen andere Kultur und Glauben. Aber das haben doch andere Völker auch?

Erst einmal Schnuckenack bedeutet eigentlich gar nicht "schöne Nase" weil schön heißt bei uns "schucka" und nicht "Schnucke", allerdingt Nack bedeutet Nase...

Ja und das mit dem Django Reinhardt ist wahr, seine linke Hand war leider nicht mehr "normal", das liegt daran weil er darmals- im November 1928 der Wohnwagen von ihm und seiner Mutter (Laurence "Négros" Reinhardt) abbrandte; bei dem Brand erlitt Django so schwere Verbrennungen, dass seine linke Hand verkrüppelt blieb, er den Ringfinger und kleinen Finger nur noch in geringem Umfang bewegen konnte. Infolge dieses Unfalls entwickelte er eine erstaunliche Gitarrentechnik. Schwerpunkt dieser Technik war das Single-Note-Spiel � Akkorde konnte man mit drei Fingern nur schwer greifen.

Was ich noch sagen wollte, wir Sinti haben eigentlich gar nichts zu tun mit den Roma, sie haben einen andern glauben als wir und ihre sprache ist auch vollkommen anders. Eigentlich kann man zwischen uns keinerlei parallelen ziehen, wir sehen sie genauso an als Chale (Fremde), wie alle anderen. Außerdem reisen sie nicht umher wie wir es bis heute tun... das einzigste wäre die Verfolgung aus der Nazizeit aber so ging es allen "NichtDeutschen", die nicht in das Bild Hitlers passten wie die Juden, Polen, Rumänen und so weiter!

Mich würde wirklich sehr euer plötzliches interesse uns gegenüber interessieren und ich bitte um Antwort! Oder würde mich auch über fragen eurer Seits sehr freuen, die nun sicher aufkommen werden ;o)

Kenne leider keine Links die ich euch nennen könnte, was ich weiß wurde mir alles von meinem Papo (Großvater) erzählt!


 tiramisusi antwortete am 15.03.05 (00:11):

Hallo Suhni - nunja, warum interessiert man sich für Menschen anderer Kulturen... wäre es nicht viel schlimmer, wenn man es nicht täte? Ich war immer neugierig auf die Menschen, die z.B. auch hinter einer Art von Musik stehen oder die in einem Land leben, das ich bereise oder in dem ich einige Jahre verbringe. Und wird man von ihnen zu Tisch gebeten und darf mit ihnen feiern, essen und trinken oder auch melancholisch sein, dann geniesst man es und erinnert sich gerne, dass man Gast gewesen sein durfte. anke noch für Deine zusätzlichen Informationen zu Django und meine Frage an Dich wäre natürlich, ob Du auch Musik machst?

Angelika


 lola antwortete am 15.03.05 (09:12):

Hallo, Suhni,
gern will ich Dir antworten! - Weißt Du, ich musste in meiner Kindheit mit einer großen Angst vor "Zigeunern" leben - durch unbewiesene Voruteile! Irgendwie konnte ich mich heute in meiner Zeit der Pensionierung so nicht damit abfinden!

Es interessierte mich einfach, mehr über Euch zu erfahren.

Mein Sohn hat mir das Buch:

ohne Heim -

und ohne Grab

auf meinen Wunsch herausgesucht und gesandt. Seitdem lese ich darinnen! Zunächst habe ich erfahren, woher Eure Stämme kommen und wie sie herumkommen mussten, was sie an Mißachtung etc. etc. durchzustehen hatten - vor allem in Rumänien - aber auch anderswo! Ich bin sehr dankbar, daß ich so langsam über die Realität der Sinti und Roma erfahre!

Du, kannst Du mir vielleicht weiterhelfen?
Ich bin meinem Buchhändler dankbar, daß er mir zu dem neuen Buch über die Lyrik der Roma aus Ungarn verholfen hat! Siehe oben das gestern eingebrachte Gedicht! Wenn da jemand "spricht" der mit diesen Menschen gelebt hat, dann spricht es doch deutlicher! - Eigentlich würde ich gern von Kindern hören, wie sie ihr Leben sahen! Und da wird von einem Buch gesprochen von:
Nedjalko Messetschkow

Das Buch heißt: "Bango" und ist im Kinderbuchverlag in Berlin erschienen. Aber wohin ich mich mit meinem Interesse wende - es führt ins Nichts!
Amazone will meinen Wunsch speichern und wenn ein Buch zurückgegeben wird, dann bekomme ich das! Wann wird das sein? Mein sehr engagierter Buchhändler hat es auch nicht finden können!

KANNST DU MIR WEITERHELFEN?

Ich wäre dankbar und froh!


 Enigma antwortete am 15.03.05 (09:44):

Hallo Suhni,

wenn das nicht zu den überraschenden und schönen Geschehnissen im Leben gehört, dass Du Dich hier meldest?
Wie tiramisusi schon sagte, interessieren auch mich grundsätzlich Menschen aus anderen Ländern.
Kann ich aus Deinem Namen schliessen, dass Du "irgendwie mit Django Reinhardt verwandt bist"??
Das wäre ja unglaublich, wenn es so sein sollte.
Und dann könntest Du doch vielleicht noch mehr erzählen von den Überlieferungen durch Deinen "Papo".
Meine Grossmutter hat mir früher auch immer viel erzählt von den Geschehnissen vor meiner Zeit, und sie konnte viel erzählen, denn sie ist fast 94 Jahre alt geworden.
Aber heute lebt niemand mehr von meinen Vorfahren, der das könnte.....
Aber vielleicht kannst Du mehr erzählen???

Liebe Grüsse
Helga
PS
Und sollte sich hier jemand nur einen Scherz erlaubt haben, werden wir das sicher merken, denn dann erzählst Du uns leider ja nicht weitere Geschichten.
Und das wäre doch schade!


 lola antwortete am 15.03.05 (13:12):

Ich glaube, es ist allgemein bekannt, daß die Sinti und Roma sehr musikalisch sind? Die Muslime suchen sie auf, um sich durch ihre Musik bereichern zu lassen.
Jetzt habe ich ein Roma-Gedicht gefunden, eine Strophe aus
"Die Vergehende Russj" von Sergej Jessenin


"Gitarre, liebste, liebe,
sing die Klage!
Lass du, Zigeunerin, die Lieder reiten,
dass ich vergessen kann das Gift der Tage,
die ruhelos gingen ohne Zärtlichkeiten.


 SuhniReinhardt antwortete am 15.03.05 (21:44):

Wowww sind ja ganz schön viele fragen, hätte ich gar nicht erwartet... *grins*

@tiramisusi (Angelika)
Ja stimmt, eigentlich hast du recht.. aber ich muss zugeben wir sind bis heute noch ziemlich geprägt von unseren Großeltern, wegen der Verfolgung darmals auch wenn es schon sooo lange her ist und weil wir bis heute noch mit starken Vorurteilen konfrontiert werden, sind wir den "Deutschen" gegenüber sehr vorsichtig und eher zurückhaltend. Ich selbst musste schon sehr oft schlechte Erfahrungen machen und das bereits in der Schule (bin noch sehr jung ;o)...) Aus diesem Grund war ich stark verwundert über euer Interesse!
Um auf deine Frage zurück zu kommen, leider spiele ich keine Instrumente, meine einzigste Begabung ist es zu singen und das mache ich nur bei uns in der Gemeinde, ich singe für meinen Herrn Jesus Christus. Das ist so üblich bei uns in der Gemeinde, du wirst das wahrscheinlich nicht kennen, oder?

@Enigma (Helga)
Du hast recht es ist wirklich ein Zufall gewesen dass ausgerechnet ich zu euch und eurer diskusion gefunden habe... Ich kann dich beruhigen es soll kein Scherz sein denn ich bin wirklich eine Sinteza (Zigeunerin). Leider bin ich nicht sehr nah verwandt mit Django Reinhardt, ich weiß nur das sein Großneffe Schnuckenack Reinhardt der Cousin ist von meinem Papo (Großvater). ;o) Das tut mir sehr leid das du keinen mehr hast, sowas wird mir wohl nicht passieren können weil wir eine sehr sehr große Familie sind, um genau zu sein mein Tata (Vater) hat insgesammt 9 Geschwister, also es sind 10 Kinder und meine Mutter außer ihr noch 7 Geschwister. Gerne würde ich mehr erzählen, aber es gibt so viel und ich weiß nicht wo ich anfangen soll... Vielleicht hast du noch andere konkrete Fragen?!

@lola
Zunächst einmal finde ich es schön das du diese Vorurteile nicht ungeklärt stehen lassen wolltest und dich damit auseinandersetzt. Wie du selbst sagst sind es viele Vorurteile und meiner Meinung nach solltest du dich nicht zu viel in den Büchern vergraben und ihnen vollen glauben schenken, schließlich entspricht auch nicht immer alles der vollkommenen Wahrheit. Ich meine um über unsere Wurzeln etwas heruas zu finden ist es sehr brauchbar aber um die Vorurteile zu verlieren müsstest du welche von uns kennen. Und wir sind in jeder stadt zu finden ;o) Ich verstehe nicht ganz wieso man dir als Kind eingeredet hat dass man angst haben sollte vor uns, im gegenteil das wurde uns gesagt bis heute das wir euch meiden sollen, schließlich waren doch wir diejenigen die verfolgt wurden!
Leider muss ich dich entäuschen und kann dir in dem fall auch nicht weiterhelfen, leider sagt mir der Titel des Buches nichts aber ich kann mich gerne mal erkundigen.

Liebe Grüße


 Enigma antwortete am 16.03.05 (08:41):

Hallo Suhni,

schön, dass Du uns geantwortet hast.
Du kannst uns gerne alles von Dir erzählen, was Du in einem öffentlichen Forum preisgeben möchtest über Dich, Dein Alltagsleben, Deine Feiertage und besonders auch Deine Interessen und Aktivitäten.

Kennst Du im übrigen auch Lulo Reinhardt?
Er ist ein sehr guter Gitarrespieler, hat auch eine CD herausgebracht "Project Nr. 1" mit schönem Latin-Jazz.
Und obendrein sieht er auch noch fantastisch aus....:-))

Für alle, die mal reinhören wollen, she. URL!


 Enigma antwortete am 16.03.05 (08:46):

.... oh, da hab`ich wohl was falschgemacht bei dem Kurzlink.
Jetzt versuche ich es nochmal.

Internet-Tipp: https://toca-records.de/cms/main.php/home/product/44/lulo_reinhardt_project_no_1


 lola antwortete am 16.03.05 (09:16):

Hallo, suhni,

Du, es ist sinnlos zu ergründen, was vor so vielen Jahren eine "Angst" vor Euch entstehen ließ! Es war eben so, wir liefen immer weg, wenn wir Sinti und Roma sahen, schlossen alle Türen hinter uns zu!
Und Du, meine jetztige Lektüre ist von Sinti Wissenschaftlern zusammengestellt! Ich habe schon sehr viel erfahren, aber gestern auch die von mir so sehr als interessant angesehenen Bücher bestellen können! Das eine
"Bango" erzählt über die Kinder, und das andere ist von dem angesehendsten Roma-Intellektuellen Ungarns "Menyhert Lakatos" 1975 ins Deutsche übertragen, es heißt "Bitterer Rauch" und berichtet über die Situationen der ungarischen Roma in diesem Jahrhundert! Ich bin sehr gespannt!

Zum Schluß noch Lyrik aus Ungarn:

In den Blättern der Birken
spielt ein Windhauch,
Silbermelodie summend
schlendert langsam die Sonne am Purpurhimmel
und lässt ihre goldene Glut
in die Laichkraut-Haare
des Wassrs fallen.
Der Sommer
lodert auf den Gesicht des grünen Flusses,
Flammenvögel leuchten


 SuhniReinhardt antwortete am 16.03.05 (14:33):

Natürlich antworte ich immer gerne und bedanke mich für eure Antworten...

@Enigma
Lulo Reinhardt war mir nicht direkt unter dem Namen bekannt aber als ich den link von dir angeklickt habe bemerkte ich dass ich die Lieder zum Teil bereits kenne.
Ich muss dir recht geben er macht sehr schöne Musik und über das aussehen kann man auch nichts sagen ;o)
Gerne kann ich mehr über mich erzählen aber nur falls es euch wirklich interessiert... will niemandem mein Leben aufdrängen!

@Lola
Das freut mich sehr das du die Bücher nun doch noch bestellen konntest, du magst wohl recht haben damit dass es wohl sinnlos ist das genau zu hinterfragen wieso, weshalb, warum. Wichtiger ist wohl das diese Vorurteile endgültig aus der Welt geschaffen werden. Wobei das wohl unmöglich ist aber ich hoffe das es sich zumindest bessern wird und mehr menschen eine ähnliche sichtweise entwickeln können wie sie es getan haben.


 lola antwortete am 16.03.05 (15:19):

Nun verstehe ich etwas!!!

Mein Sohn hat zwei Kinder adoptiert: Einen Jungen, dessen Vater aus Mosambique und dessen Mutter aus Ostberlin kommt! Der David - so heißt der Sohn - ist inzwischen 14 Jahre alt und ist froh, daß er in der Familie meines Sohnes leben kann!
Das zweite Kind - Jasper - ist wohl ein Roma, die Mutter hatte das Kind in Berlin zur Welt gebracht und ist danach sofort weggelaufen! So etwas ist einer Mutter schwer verständlich! Nun aber - nach der Lektüre dieses Buches zur Zeit, kann ich verstehen, wie Mütter so handeln können! Jasperle ist ein herrliches Kind und dankbar und begeistert, daß er in dieser Familie geliebt und aufgenommen ist!
Und jetzt kann ich auch verstehen, daß eine Mutter - wenn sie ihr Leben bei den Roma hat leben müssen, daß sie ihrem Kind eine ruhigere Lebenssituation bieten möchte! Jasper ist jetzt 10 Jahre alt und ein wundervolles Kerlchen!
Ja, auf diese Weise sieht man dann plötzlich Zusammenhänge, die mit den spärlichen geäußerten Hintergründen zu einem verständlichen Bild führen!
Ja, Jasper - und auch David - die werden geliebt und nehmen am Leben aktiv teil!


 pilli antwortete am 16.03.05 (23:15):

Zigeuner

Die Sehnsucht glüht in ihrem nächtigen Blick
Nach jener Heimat, die sie niemals finden.
So treibt sie ein unseliges Geschick,
Das nur Melancholie mag ganz ergründen.

Die Wolken wandeln ihren Wegen vor,
Ein Vogelzug mag manchmal sie geleiten,
Bis er am Abend ihre Spur verlor,
Und manchmal trägt der Wind ein Aveläuten

In ihres Lagers Sterneneinsamkeit,
Daß sehnsuchtsvoller ihre Lieder schwellen
Und schluchzen von ererbtem Fluch und Leid,
Das keiner Hoffnung Sterne sanft erhellen.
(Georg Trakl)


 tiramisusi antwortete am 17.03.05 (11:49):

Hallo SuhniReinhardt -
ich selbst bin "den Deutschen" gegenüber auch sehr vorsichtig :-) Wenn man ein bunter Vogel ist "der sich in der Welt herumtreibt und net mal ein eigenes Häusle hat!" (so mal Nacharinnen über mich :-) dann hütet man sich vor - ich sag einfach mal "den Spiessern".

Mein Vater lebte vor Jahren nach seiner Pensionierung und Scheidung von meiner Mutter in einem kleinen Dorf am Ende der Welt im Bayerischen Wald. Ich arbeitete zu der Zeit in Spanien und hatte auch ein Auto mit spanischem Kennzeichen. Er hatte den Leuten im Dorf wohl schon erzählt, dass ich ohn besuchen komme und als die Leute dann mein Auto sahen und mich und meinen Vater, da sprachen sie IHN denn an und fragten, wie er denn mit mir eigentlich redet (in welcher Sprache) und ob ich auch ein bisschen deutsch könne .. .ich war ihnen seeehr unheimlich :-)

Du schreibst: "ich singe für meinen Herrn Jesus Christus. Das ist so üblich bei uns in der Gemeinde, du wirst das wahrscheinlich nicht kennen, oder"

Aber natürlich kenne ich das :-) Ich meine nicht das übliche Absingen von Gesangbuchsliedern sondern die tatsächliche Lobpreisung und Danksagung durch Gesang. Ich selbst hör lieber zu aber ich kenne die zum Teil fast tranceähnlichen Lobpreisungen schon aus meiner Kindheit, die ich in Chile verbrachte. Besonders die Gottesdienste der Mapuche in ihrer eigenen Sprache, gemischt mit Ritualen ihrer Naturreligion haben mich schon immer fasziniert und ich beschäftige mich bis heute damit.
Persönlich singe ich nur im Auto auf der Fahrt, für meine Hunde, und die singen mit :-)


 lola antwortete am 17.03.05 (20:46):

Hier diese Beurteilung der Sinti und Roma spricht, wie sie bei mir in meiner Kindheit noch gewesen ist!
Dieses auf die Frage: "Warum hattet Ihr Angst vor uns???"
Ein Teil aus dem Buch:
"Ohne Heim - und ohne Grab!"



Fast hundert Jahre Später wird über die im Jahre 1417 eingewanderten Roma Gruppen von dem in Ingelheirn geborenen
Theologen, Mathematiker und Geographen Sebastian Münster (1488 bis 1552) berichtet. In seiner 1544 erstmals und
1629 in deutscher Sprache erschienenen �Cosrnographia uniersa� beschreibt er die Zigeuner als:
"schwarz, wüst und unflätig Volk, das sonderlich gern stiehlt, doch allermeist die Weiber, die also ihren Mannen zutragen.
Sie haben unter ihnen einen Grafen und etliche Ritter, die gar wohl bekleidet und werden auch von ihnen geehrt. Sie
tragen bei ihnen etliche Brief und Siegel, vom Kaiser Sigismund und anderen Fürsten gegeben, damit sie ein Geleit und freien Zug haben durch die Länder und Stätt. Sie geben auch für, daß ihnen zur Buße aufgelegt sei, also umherzuziehen, in Pilgerweis', und daß sie zum ersten aus klein Egypten kommen seien. Aber es sind Fabeln. Man hat es wohl erfahren, dass dies elend Volk erboren ist, in seinem Umschweifen ziehen, es hat kein Vaterland, zieht also müßig im Lande umher, ernährt sich mit Stehlen, lebt wie ein Hund, ist keine Religion bei ihnen, ob sie schon ihre Kinder unter den Christen taufen lassen.
Sie leben ohne Sorg, ziehen von einem Land in das andere, kommen aber über etliche Jahre wieder. Doch teilen sie sich in viel Schaaren und verwechseln ihren Zug in die Länder. Sie nehmen auch Mann und Weib in allen Ländern, die sich zu
ihnen begehren zu schlagen. Es ist ein seltsam und wüstes Volk, kann viel Sprache und ist dem Bauernvolk gar beschwerlich.
Wann die armen Dorfleut im Feld sind, durchsuchen sie ihre Häuser und nehmen, was ihnen gefällt. Ihre alten Weiber ernähren sich mit Wahrsagen, und dieweil sie den Fragenden Antwort geben, wieviel Kinder, Männer und Weiber sie werden haben, greifen sie mit wunderbarlicher Behändigkeit ihnen zum Seckel oder zu der Taschen und leeren sie, dass es die Person, derer solches begegnet, nicht gewahr wird.


Dieses ist dem Buch wörtlich entnommen!


 Enigma antwortete am 18.03.05 (15:55):

Hallo Suhni,

bist Du wieder abgetaucht?

Sicher interessiert Dein Leben. Mich jedenfalls. Mir gefallen Lebensläufe (fast) immer.
Also nur zu!
Wenn Du aber lieber zu einem anderen Thema schreibst, ist das auch o.k.

Bis dann?

Grüsse
Enigma


 lola antwortete am 20.03.05 (11:37):

Sagt, hatte ich mich getäuscht???
Ich bilde mir ein, hier hätte jemand von einer "Nationalhymne" der Sinti und Roma geschrieben!?

Da habe ich große Probleme, wie kann die entstehen - gar allgemein angenommen werden?
Nicht, es ist allgemein bekannt, daß die unendlich vielen Romastämme aus unterschiedlichsten Regionen Indiens gekommen sind, sehr unterschiedliche Sprachen sprechen und auch einander selten verstehen!?
Sodann sind sie vollkommen unabhängig von einander durch die Welt gezogen! etc. etc.
Wie ist es möglich, auf diese Weise etwas Gemeinsames entstehen zu lassen, was ja auch etwas Bindendes ist?

Mit erscheint das fast unglaublich, jedenfalls unvorstellbar!
Leider habe ich soeben diesen Eintrag nichtwiedergefunden!?


 tiramisusi antwortete am 20.03.05 (12:05):

Lola - ich schrieb, dass das Lied "Djelem, djelem" ein unter Roma fast eine Art "Nationalhymne" ist - wobei ich Nationalhymne bewusst in "" setzte - willst Du oder kannst Du nicht richtig verstehen???? Hättes Du den Text gelesen, es wär Dir aufgefallen aber leider liest Du ja nicht richtig...

1)
Djelem djelem lungone dromesa
Maladilem schukare romenza
djelem djelem lungone dromesa
Maladilem bachtale romenza

Refrain:
Ahai, Romale, ahai Chavalle,
Ahai, Romale, ahai Charalle

2)
sasa vi man bari familia
murdardarla i kali legia
saren chinda vi Romen vi Romnien
maschkalende vi zigne schaworen

Refrain:
Ahai, Romale, ahai Chavalle
Ahai Romale, ahai Chavalle

3)
Putar Devla te bare wudara
Te ka dikav kai si me Manuscha
Upre Roma! Akana si wakti
Uschten sa te sundale Roma

Refrain:
Ahai Romale, ahai Chavalle
Ahai Romale, ahai Chavalle

4)
Palem ka djaw lungone dromesa
Ta ka pirav schukare Romenza
Palem ka djaw lungone dromesa
Ta ka pirav bachtale Romenza

Refrain:
Ahai, Romale, ahai Chavalle
Ahai Romale, ahai Chavalle

...

na, was steht da???
Ich gehe davon aus das Du weisst, was ROMALE bedeutet :-)


 lola antwortete am 20.03.05 (13:06):

Hallo, tiramisusi,


da sind wir alle froh, daß es noch so kluge Köpfe gibt, wie unsere Tiramisuri!

Ich werde gleich mein Glas auf Dein Wohl erhaben!
Nicht wahr, was wären wir alle hier ohne unsere Tiramisuri!!!????


 tiramisusi antwortete am 20.03.05 (14:01):

Hallo Lora -
du solltest nicht am frühen Mittag schon zum Alkohol greifen, schon gar nicht meinetwegen ...
Wenn Du nur schon versuchen würdest, Fraggen zu beantworten, die man Dir stellt und Texte zu lesen, die man für Dich postet, wäre schon viel gewonnen. Deine Missachtung der Beiträge anderer ist schon fast unerträglich und es scheint, du führst hier einen autistischen Dialog.
Tschüss Lora, Du - und - nicht trinken ...


 lola antwortete am 20.03.05 (16:47):

Weg - macht nichts!


Also: noch einmal!
Tiramisusi, nun sag doch mal, wie die Natiolnalhymne der Romas - wo? - entstanden ist? wie sie von allen Romas übernommen werden konnte, trotzt gegenseitigem Unverständnis der Sprachen und sehr weit auseinander liegenden Lebensbereichen? Wo findet man - ich? - diese Melodie? Und wie und wer konnte es je erreichen, alle Romas damit zu verbinden?

Das alles ist mir unverständlich! Hilfst Du mir bitte?=


 tiramisusi antwortete am 20.03.05 (20:26):

ach, das glaub ich nicht , Lola - Du googlest doch so gerne :-)Mehr als 2x den kompletten Text posten kann ich nun wirklich nicht - oder du rufst mich an und ich sing es dir vor :-)


 lola antwortete am 21.03.05 (16:08):

Auch hier, tiramisusi:

hier gilt Gleiches wie das, was ich bei "Mandel",Dir bereits schrieb:
Du, ich kann mit blöden und nichtssagenden Reden gar nichts anfangen!
Muss ja auch nicht sein!

Vergiß mich - und ich vergesse Dich, ja? Wir haben keinen gemeinsamen "Draht"!


 tiramisusi antwortete am 21.03.05 (20:06):

wie wenig muss dir da dein eigenes Geschwafel sein...


 lola antwortete am 22.03.05 (22:27):

Internet-Tipp: " target="_blank">


 Karl antwortete am 22.03.05 (23:34):

@ lola,

das war fast richtig. Nur muss zwischen ....zigeuner.jpg und border=0 ein Leerzeichen:

(eckige Klammer auf) img src=https://www.seniorenstadt.de/gifs/zigeuner.jpg border=0 (eckige Klammer zu)

Internet-Tipp: " target="_blank">


 lola antwortete am 23.03.05 (06:59):



Danke, Karl,

Hier stelle ich Euch das Bild vom Bango - dem Zigeuerbuch aus dem Kinderbuchverlag vor, aus dem ich von jetzt an versuche mehr über das Leben der Zigeunerkinder und deren Leben in Deutschland beschreiben oder nur berichten werde.


 Enigma antwortete am 23.03.05 (10:07):

Wo ist denn Sunih geblieben??


 tiramisusi antwortete am 23.03.05 (10:19):

...den hat hoffentlich nicht die Zigeunerbeauftragte aus eigenen Gnaden vertrieben...


 Andrew antwortete am 10.04.05 (20:21):

Ich möchte ein paar Zeilen von den großen Dichter und Roma mitteilen:

Rajko Djuric`

Slike merimase

Indjaras e slike merimase
Ande jakha
Duj rote galbene

Galbeno an kalo
Sar chonut an rat

Duj galbene rote
Amaro dikhipe chinen
Po muj e devlesko perel o koripe

BILDER DES TODES

Wir tragen die Bilder des Todes
In den Augen
Zwei gelbe Kreise

Gelb in Schwarz
Wie in der Nacht der Mond

Zwei gelbe Kreise
Schneiden unser Gesicht
Über das Antlitz des Himmels fällt Blindheit