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THEMA:   Nachtag zu Hüschs Abschied

 4 Antwort(en).

Literaturfreund begann die Diskussion am 22.12.05 (11:04) :

Hier kein Abschied vom Modell-Niederrheiner...?
Dem Kerl möcht ich aber nachrufen:
trotz Widrigkeiten anständig gelebt,
bestens gedichtet,
gut gestorben -

Weiterleben erworben...

*

Na, dann einige überörtliche Nachrufe:

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/7wRpC6OzZ


 Marina antwortete am 22.12.05 (12:47):

"Weiterleben erworben..." ?
Vielleicht im Himmel? Da kann er mal das langweilige Frohlocken, Hosianna- und Hallelujah durchbrechen mit seinem Spott, und die Engel haben endlich was zu lachen. :-)
Und Ludwig Thoma kann eine neue Geschichte schreiben: "Ein Niederrheiner im Himmel". Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. :-)

Internet-Tipp: https://gutenberg.spiegel.de/thoma/muenchnr/mnch104.htm


 majanna antwortete am 22.12.05 (14:26):

Ich habe Hüsch einmal life in Innsbruck erlebt - es war ein Erlebnis.

auch in Österreich wirder anlässlich seines Todes gewürdigt.

Internet-Tipp: https://derstandard.at/?url=/?id=2266759


 Enigma antwortete am 23.12.05 (08:14):

Es gibt sicher Kabarettisten, mit denen ich noch mehr anfangen kann, aber einige Sachen von Hüsch fand ich schon sehr gut, wie z.B. auch dieses:


"Gott ist aus der Kirche ausgetreten
von Hans Dieter Hüsch

Meine Damen und Herren,

ich weiß ja nicht, ob Sie das damals, wie soll ich sagen, mitgekriegt haben,
es ging alles sehr schnell, und es war auch ein bisschen flüchtig. Und fast hatte ich den Eindruck, dass es Absicht war.
Und zwar als neulich die Nachricht um die Erde ging, Gott sei aus der Kirche ausgetreten, wollten viele das nicht glauben. Verständlich, ist ja logisch.
"Nicht wahr, Propaganda und Legende", sagten sie, bis die Oberen und Mächtigen der Kirche sich das schließlich erklärten und in einem sogenannten 'Hirtenbrief' folgendes erzählten:

Wir, die Kirche, haben Gott, dem Herrn, in aller Freundschaft nahegelegt,
doch das Weite aufzusuchen und aus der Kirche auszutreten und gleich alles mitzunehmen, was die Kirche schon immer gestört:

Nämlich seine wolkenlose Musikalität, seine Leichtigkeit und vor allem: Liebe, Hoffnung und Geduld;
seine uralte Krankheit, alle Menschen gleich zu lieben, seine Nachsicht, seine fassungslose Milde, seine gottverdammte Art und Weise, alles zu verzeihen und zu helfen, sogar denjenigen, die ihn stets verspottet, seine Herrlichkeit, seine Komik, großzügig bis zur Selbstaufgabe, sein utopisches Gehabe, seine Vorliebe für die, die gar nicht an ihn glauben, seine Virtuosität des Geistes überall und allenthalben, auch sein Harmoniekonzept bis zur Meinungslosigkeit, seine unberechenbare Größe und vor allem, seine Anarchie des Herzens undsoweiter undsoweiter.

Darum haben wir, die Kirche, ihn und seine große Güte unter Hausarrest gestellt, äußerst weit entlegen, dass er keinen Unsinn macht.

Viele Menschen, als sie davon hörten, sagten: Ist ja gar nicht möglich, Kirche ist doch Gott, Gott ist doch die Kirche, ist doch eigentlich gar nicht möglich, entschuldige mal, Gott ist doch die Liebe, und die Kirche ist die Macht, und das heißt die Macht der Kirche. - Oder?

Oder geht es nur noch um die Macht?

Andere sprachen: auch nicht schlecht, Kirche ohne Gott, Leute, warum nicht?
Ist ja gar nichts Neues. Gott kann sowieso nichts machen. Heute ist doch wirklich alles anders, nee nee nee, Gott ist out, Gott ist out.

War als Dings, als Werbeträger nicht mehr zu gebrauchen. Und die Kirche hat zur richtigen Zeit das Steuer rumgeworfen: "Kirche ohne Gott"- das ist der neue Slogan.

Doch den größten Teil der Menschen sah man hin und her durch alle Kontinente ziehen. Und sie sagten: Gottseidank, endlich ist er frei.

Kommt, wir suchen ihn!"

Und ganz köstlich finde ich, was er einmal in einem Interview über den niederrheinischen Humor gesagt haben soll:
"Der Niederrheiner weiß nix, kann aber alles beschreiben."
:))


 Literaturfreund antwortete am 16.01.06 (18:42):

Noch ein Nachtrag – ein Jahreskalender:
Monatsbetrachtungen, in der WAZ, die Hüsch für 2006 geschrieben hat:

Hüsch: Ewig und drei Tage -
Januar:

Tach zusammen! Na, wie isset denn? Gut!? Hauptsache!
Diesen Gruß möchte ich allen entbieten, die mich aufgefordert haben, und das sind Sie, Leser und Leserin, über zwölf Monate nachzudenken, die ja zusammen ein Jahr ausmachen, ein Lebensjahr, ein Überlebensjahr und ein Todesjahr. Und immer sind die zwölf Monate dabei, gehen uns voran oder sind uns auf den Fersen, bestimmen oft unser Tempo, liegen uns schwer im Magen oder vergehen wie im Fluge, so wie wir vergehen. Die alten Griechen, die alten Perser, die alten Römer, die alten Ägypter und wer nicht sonst noch alles von den Alten, achso, die alten Germanen natürlich auch noch, die haben alle schon sehr viel über Zeit und Zeitrechnung und wo das alles herkommt und hingeht, nachgedacht und über die Monatsnamen philosophiert. Wo kommt der Name Februar her oder ist der September ein Künstlername? Warum nicht. Ich will mich heute über die Monate persönlich hermachen. Eigentlich ohne Geschichte, ohne Vorgeschichte, mehr sprunghaft, lyrisch, vielleicht auch niederrheinisch-assoziativ, aber nicht über den Bauer, der im Märzen sein Rösslein anspannt, und wenn der Oktober nass ist, dann gibts Nikolaus nur die Rute. So nicht, meine Lieben, sondern mehr so Vermutungen aus dem Stegreif sollen es sein, denen ich ja immer sehr verfalle.
Die Farben sind zum Beispiel für mich bei den Monaten sehr penetrant, drängen sich auf, umkreisen mich. Für den Monat Januar macht schwarz die Musik. Nicht der Ton, sondern die Farbe macht die Musik. Und zwar nicht, weil in dem Namen Januar zweimal das A vorkommt. Nein, es ist, es wird oder es hat der Januar etwas Schwarzes, etwas Schadenfreudiges. Er kommt daher, der Herr Monat Januar, immer kommt er daher, als möchte er uns sagen: " Alles Unsinn, was Ihr Euch da vorgenommen habt. Ihr könnt es doch nicht durchhalten. Auf einmal wollt Ihr bessere Menschen werden. Lächerlich!" Ja, so spricht der Januar zu uns. So ist er. Düster. Schwarz. Er lässt uns wenig Hoffnung. Der erste Monat im sogenannten Neuen Jahr. Ha, ha, ha, hör ich ihn über uns lachen.
*

Internet-Tipp: https://www.waz.de/waz/waz.westen.startseite_100059.php