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THEMA:   Filmreif

 6 Antwort(en).

dorant begann die Diskussion am 16.01.06 (18:34) :

In der Bankfiliale war, wie freitags oft, nicht viel los. Die Kassiererin Helga Winter schlug verärgert nach einer Fliege, die sich über den Sommer gerettet hatte.
Am Schreibpult stand Oma Lamm. Jeden Freitag hob sie hundert Euro von ihrem Konto ab. Das Formular hatte sie, Zungenspitze zwischen den Lippen, bereits ausgefüllt. Die Geheimnummer ihrer Plastikkarte sollte für immer geheim bleiben.
Plötzlich glitten die Flügel der Glastüren mit einem Surren auseinander, ein Mann, mit weitem Mantel, langen Haaren und Bart, betrat den Kassenraum. Seine Augen? Kannte sie die?
Beherzt trat sie auf den Langen zu, denn sie konnte es nicht leiden, wenn jemand sich vordrängelte.
Schnell schob der Bärtige einen Zettel über den Tresen.
KEIN ALARM! ICH SCHIESSE SOFORT! GELD IN DIE TASCHE!
Beim Anblick der Pistolenmündung vergaß die Kassiererin den Alarmknopf.
Ihr Herz klopfte so laut, dass sie meinte, der Bankräuber müsse es hören. Und Oma Lamm. Aber die hörte wohl nicht mehr so gut.
Dem Treiben mit den Geldbündeln sah die Oma verständnislos zu. Wozu brauchte dieser Mensch so viel Geld? Konnte er nicht kleine Beträge abheben?
Seinen Befehl, sich auf den Boden zu legen, überhörte sie geflissentlich.
Die Tasche quoll über, ständig fielen Scheine daneben. Die Oma bückte sich und legte sie sorgsam in die Tasche zurück. Das irritierte den Bärtigen so, dass er seine Beute hastig an sich zog.
"Keine Dummheiten!", keuchte er.
Beute in der linken, Pistole in der rechten Hand, taumelte er rückwärts zur Tür.
Da hakte die Oma ihren Krückstock in seine Kniekehlen, so dass der Mensch lang hinschlug, wobei ihm die Pistole entglitt. Das sah so komisch aus, dass Frau Winter lachen musste. Jetzt fand sie auch den Alarmknopf.
Unterdessen hatte die Oma die Pistole aufgehoben und bedrohte nun ihrerseits den Bankräuber. Als ihr Blick auf die Kamera über ihren Köpfen fiel, ging ihr ein Licht auf: Hier wird ein Film gedreht, ein Krimi!
Ganz stolz ließ sie beim Eintreffen der Polizei die Pistole fallen und stupste sie mit dem gesunden Fuss in deren Richtung.
Alles Weitere war Klackssache. Als die Handschellen klickten, hatte ein Polizist plötzlich Perücke und Bart des Unholds in der Hand.
Jetzt wusste Oma Lamm, woher sie diese Augen kannte. Sie hinkte zu dem Bankräuber, strich ihm über sein widerborstiges Haar, was nun wiederum die Polizisten irritierte.
"Warst ganz gut in deiner Rolle, Lars, aber ich auch ..."
Den Polizisten fiel auf, wie rot der Bankräuber plötzlich wurde, als die alte Dame mit hocherhobenem Kopf und klackendem Stock durch die surrrenden Glastüren schritt. Sie scheinen zu sagen: "Danke für Ihren Besuch, beehren Sie uns bald wieder!"

Internet-Tipp: https://www.monika-kunze.de.vu


 Enigma antwortete am 17.01.06 (14:09):

Hallo dorant,

auf den ersten Blick wirkt die kleine Geschichte, die du eingestellt hast, harmlos-nett und witzig.

Aber wenn man bedenkt,dass Oma Lamm (ob der Name mit Bedacht gewählt wurde?) die Situation so gründlich verkannte und an spannende Drehszenen glaubte, stellt sich doch die Frage nach der Beziehung des Bankräubers zu Oma Lamm und vor allem auch nach seinen Motiven.

Hast du das als Kurzgeschichte eingestellt mit offenem Ende, das von jedem Leser ausdeutbar sein soll?
Oder ist die filmreife Episode Auszug aus einem Buch mit einer Aufklärung? :-)
Ich habe noch kein Buch von Monika Kunze gelesen, wohl aber etwas über sie. Und kann mir gut denken, dass sie auch ziemlich hintergründig schreiben kann.

Gruß von Enigma


 dorant antwortete am 17.01.06 (16:45):

Hallo, enigma, nun ja, mit den Geschichten ist das so eine Sache. Ich persönlich mag die ganz abgeschlossenen nicht so sehr (schreiben und lesen). Also: Flug frei für die Fantasie!
Könnte es vielleicht sein, dass der Enkel gar nicht seine eigene, sondern Omas schmale Rentenkasse aufbessern wollte? Vielleicht landet ja diese Geschichte auch mal in einem Buch, wer weiß?
Übrigens: Was hast du wo und wann über Monika Kunze gelesen?
Danke und viele Grüße
dorant

Internet-Tipp: https://www.monika-kunze.de.vu


 Enigma antwortete am 18.01.06 (08:59):

Hallo dorant,

ja, so ein Ende würde zu der Geschichte passen...
Es ist also deine Geschichte?
Schenkst du uns noch eine?

Als Gegenleistung könnte ich mal eine Story über einen Banküberfall heraussuchen, der sich in den siebziger Jahren in den USA tatsächlich ereignet hat. Diese Geschichte ist nicht nur ebenfalls filmreif, sondern auch verfilmt worden, zweimal sogar.Es ist eine seltsame Geschichte, die den Stoff für diese Filme lieferte. Der Banküberfall geschah auch aus Liebe, aber einer ziemlich ungewöhnlichen Liebe. :-))
Daran habe ich sofort gedacht, als ich deinen Eintrag hier las.

Auf Monika Kunze bin ich, wenn ich mich richtig erinnere, über die e-Stories im Internet aufmerksam geworden. Von dort aus gab es dann einen Verweis auf Amazon und ihre Bücher.
Bist du ein Fan von Frau Kunze?

Grüße
von Enigma


 Enigma antwortete am 18.01.06 (09:42):

...
kleine Korrektur: Ich meinte natürlich nicht "deine Geschichte", sondern eine Geschichte, die du wahrscheinlich selbst geschrieben hast.
Aber inzwischen kann ich auch schon den "Stoff, aus dem die zwei Filme sind" eingeben.
Der Bankraub fand statt 1972 durch einen John Wojtowicz, der mit dem Geld, das er bei dem Überfall zu erbeuten hoffte, die Geschlechtsumwandlung seines Liebhabers (genannt "Liz") finanzieren wollte.Der geplante Coup, an dem außer W. noch zwei "Kumpel" teilnahmen, mißlang jedoch von Anfang an gründlich.
Diese Geschichte wurde erstmalig verfilmt von Sidney Lumet mit Al Pacino in der Hauptrolle.
Unter diesem Link kann man etwas über diesen Film nachlesen:
https://www.zeit.de/archiv/1976/12/Zt19760312_040_0083_kri

Später nahm sich der niederländische Filmemacher Stokman noch einmal des Themas an und drehte erneut einen Film, in dem er den �echten� John Wojtowicz zu Wort kommen läßt.
Dieser ist nach Verbüßung seiner Strafe in ein Haus in der Nähe vom Ort seines Überfalls eingezogen.
Und er ist seiner �Liz� nie mehr begegnet, denn die ist an den Folgen von Aids inzwischen gestorben.

Dass das alles tatsächlich geschehen ist, wagt man kaum zu glauben. Ist es aber. - she. Internet-Tipp!

https://www.delicatessen.org/nach-einer-wahren-geschichte.html


 dorant antwortete am 19.01.06 (09:32):

Hallo, enigma,
anscheinend entfachen wir hier einen Dialog?
Auch in Ordnung.
Also: wie ist es mit den Geschichten, die das Leben schreibt? Manchmal sind es doch wirklich die besten. Allerdings keinesfalls immer.
Manchmal sträuben sich auch mir die Haare, wenn jede und jeder glaubt, es der Nachwelt mitteilen zu müssen, dass er in die Schule gekommen sei, wann er zum ersten Mal ohne Windeln ausgekommen ist. Ich glaube, du verstehst, was ich meine.
Solche Geschichten wie die des John Wojtowicz sind wie Perlen ...
Sag mal, dieser John wird doch nicht etwa etwas mit der Schauspielerin Monika Wojtowicz zu tun haben :-)?
Ds mit dem Schenken von weiteren Geschichten wird schwierig, denn die meisten der meinigen enthalten mehr als 500 Wörter.
Liebe Grüße
dorant


 Enigma antwortete am 21.01.06 (08:30):

Guten Morgen,

ich kann einfach nicht widerstehen, noch eine filmisch erzählte Geschichte eines Banküberfalls einzustellen. :-))

Der Film heißt: "Jetzt oder nie - Zeit ist Geld" und hat auch eine etwas verrückte Geschichte von drei alten Damen zum Inhalt, die auf eine Kreuzfahrt gespart haben, die sie noch einmal in ihrem Leben machen wollen. Ihr im Sparclub Angespartes wird ihnen jedoch bei einem Raub entrissen und so beschließen sie ihrerseits dann, einen Bankraub zu planen, um doch noch zu ihrer Reise zu kommen.
Die Zeit drängt allerdings, denn eine aus dem Trio ist schwer krank und hat nicht mehr viel Zeit.....

Doch auch hier klappt der Überfall nicht so, wie er sollte.
Wer weiterlesen möchte..... she. URL!

@dorant
Monika Wojtowicz kenne ich leider überhaupt nicht.
Aber inzwischen mache ich mir schon Gedanken, wer in der Verfilmung der von dir eingestellten Geschichte die Hauptrollen spielen könnte. :-))

Internet-Tipp: https://www.djfl.de/entertainment/djfl/1105/110899.html