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THEMA:   Ostern

 3 Antwort(en).

Enigma begann die Diskussion am 14.04.06 (07:58) :

Achim von Arnim

Ostern

Vom Erdenstaub zu reinen, blauen Lüften
Dringt weit der Blick in ersten Frühlingstagen,
Und höher steigt der mächt'ge Sonnenwagen,
Die Erde sehnt nach Blättern sich und Düften,
Und heilige Geschichten uns dann sagen
Was sich geahnet in des Herzens Klüften.
Er ist erstanden aus den Todesgrüften,
Und wie vergebens war der Menschen Zagen,
Ja so ersteht die Welt der Himmelsgaben
Mit jedem Jahre neu, die Knospen brechen,
Und nichts ist unsrer Liebe zu erhaben,
Sie giebt uns alles in den Wonnebächen,
Die nach dem Eisgang Flur und Aug' durchgraben,
Das Unsichtbarste will zum Lichte sprechen.


 Enigma antwortete am 14.04.06 (08:00):

Im Licht der Ostersonne bekommen die
Geheimnisse der Erde ein anderes Licht.

Friedrich von Bodelschwingh, (1831 - 1910)


 Enigma antwortete am 14.04.06 (08:04):

Zwieselchen schreibt an den Osterhasen

Das Zwieselchen hatte unter seinen Sachen ein kleines Heft mit sehr schönen Bildern, auf denen lauter feine Damen in Pelzmänteln zu sehen waren. Es war einmal mit der Post gekommen, und die Eltern hatten gesagt, sie bräuchten es nicht, das Zwieselchen könne es haben. Es war auch etwas mit ganz dicken und großen Buchstaben darauf gedruckt, das anfing: "Wir raten Ihnen zur Vorsicht beim Ankauf von Pelzwaren." Dieses Heft fand die Else besonders schön, und darum hatte sie dem Zwieselchen auch oft das Gedruckte vorgelesen. Mit diesem Heft ging das Zwieselchen jetzt zur Else in die Küche und sagte: "Else, bitte, lies es mir noch einmal vor!" "Jetzt habe ich keine Zeit, Zwieselchen", antwortete die Else, "ich muss das Frühstücksgeschirr abwaschen." "Nur den Anfang, Else, das dauert doch nicht lange."
Da las die Else: "Wir raten Ihnen zur Vorsicht beim An ... "
"Nur bis daher, Else!" rief das Zwieselchen. "Jetzt zeige mir bloß noch, wo 'Vorsicht' gedruckt steht."
Die Else zeigte auf die Stelle, und das Zwieselchen machte sich rasch mit dem Fingernagel einen Strich hin.
"Warum musst du denn das wissen ?" fragte die Else. Aber darauf gab das Zwieselchen keine Antwort, es sagte bloß: "Danke schön!" und lief weg.
Aus dem Papierkorb neben Mutters Schreibtisch holte es sich einen Briefbogen, der auf der einen Seite noch leer war, so dass man darauf einen Brief schreiben konnte, einen Brief an den Osterhasen. jetzt schreit ihr alle: "Aber das Zwieselchen kann doch noch gar nicht schreiben!" Da habt ihr freilich recht, aber den Brief an den Osterhasen hat es doch fertiggekriegt, hört nur zu.
Aus einer Zeitung vom Papierkorb schnitt es sich mit der Schere aus Mutters Nähkasten ein Bild vom Osterhasen heraus, klebte es mit Syndetikon auf den Briefbogen. Dann holte es sich sein Struwwelpeterbuch, das leider schon ganz auseinandergefallen und zerrissen war, sooft hatte das Zwieselchen es schon besehen. Dort, wo die Geschichte vom wilden Jäger und dem Hasen war, dort war es besonders zerrissen, darum war es nicht weiter schade, dass das Zwieselchen ein Bild vom Jägersmann herausschnitt, und das wurde neben das Hasenbild geklebt. Dann schnitt das Zwieselchen die ersten Worte aus dem Pelzheft heraus, bis zu dem Strich mit dem Fingernagel, und klebte sie darunter, und nun war der Brief fertig. Rundherum sah man die Kleckse von dem Syndetikon, und das Zwieselchen konnte kaum die Finger von dem Papier losmachen, so klebrig waren sie geworden. Da war also erstens ein Osterhasenbild und zweitens ein Jägerbild, und darunter stand "Wir raten Ihnen zur Vorsicht". Gewiss würde der Osterhase verstehen, was das bedeutete: nämlich, dass er sich vor dem Jäger in acht nehmen sollte.

Fortsetzung!


 Enigma antwortete am 14.04.06 (08:05):

Fortsetzung!

Das Zwieselchen ging zum Vater und bat um einen Briefumschlag.
"Wozu denn?" fragte der Vater. Das Zwieselchen wurde rot und sagte: "Das ist ein Ostergeheimnis", und da lachte der Vater und gab ihm einen Briefumschlag. In den Umschlag kam der Brief, und auf den Umschlag malte das Zwieselchen drei Kreuze, damit der Osterhase den Brief auch recht schnell bekommen sollte.
Aber in den Briefkasten wollte es den Brief nicht stecken, denn es war ja Sonntag, da wurde der Kasten nur einmal geleert, dann kamen die Briefe noch auf die Post, da konnte es wer weiß wie lange dauern. Nein, der Brief musste zum Hasennest gebracht werden, aber das Zwieselchen wusste nicht, wie es hinkommen sollte, denn allein durfte es nicht so weit fort in den Wald, und im Kindergarten waren Ferien, und die Eltern und die Else konnte es nicht bitten, mit ihm. hinzugeben, weil es doch ein Geheimnis bleiben sollte, und außerdem hatten die keine Zeit, denn der Vater saß in seinem Schreibzimmer, und die Mutter wirtschaftete mit der Else in der Küche umher.
Aber da sah das Zwieselchen eben aus dem Fenster,
und wen sah es ?
Den Onkel Sebastian, der gerade von der Straße aus die Gartentür aufklinkte!
Das Zwieselchen brüllte: "Hurra!" und rannte ihm entgegen und schrie: "Onkel Sebastian! Onkel Sebastian! Ach bitte, bitte, du musst gleich ein bisschen mit mir spazieren gehen! "
"Donnerwetter 1 " sagte der Onkel Sebastian lachend. "Das ist ja eine sonderbare Begrüßung, wenn man sich ein halbes Jahr nicht gesehen hat! Darf ich nicht wenigstens erst ins Haus und deinen Eltern guten Tag sagen?" "Ach, der Vater schreibt, und die Mutter ist in der Küche, und wir sind ja auch sehr schnell wieder zurück, ach, bitte, bitte, Onkel Sebastian!" Der Onkel wunderte sich allerdings sehr, aber er war ein herzensguter Mann, und darum werdet ihr euch nicht wundern, dass er mit dem Zwieselchen spazieren ging. Das Zwieselchen war nur rasch ins Haus gelaufen und hatte den Brief geholt.
"Aber nicht fragen, Onkel Sebastian, was ich mit dem Brief will, das ist nämlich ein Ostergeheimnis "
Also fragte der Onkel Sebastian nicht, und als sie bei den Eichen im Walde waren, da musste er einen Augenblick warten, das Zwieselchen rannte mit seinem Brief weg und kam ohne den Brief wieder.
Der Osterhase war gerade nicht zu Hause gewesen, und Eier waren in dem Nest auch nicht gelegen, aber nun lag der Brief darin, und wenn der Hase zurückkam, dann musste er ihn finden und würde sich vor dem Jäger in acht nehmen.

Autor: Werner Bergengruen (1892-1964)