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THEMA:   Heine lebt

 83 Antwort(en).

Literaturfreund begann die Diskussion am 29.05.06 (06:55) :

Pepe Handke, der nie mehr einen deutschen Literaturpreis annehmen wollte, wie Frau "Suhrkamp" sich 2005 beehrte anzuziegen… (Die Ver-Legerin und Unseld-Wutwe, wolle ihn allein an ihrer Schauspielerin-Brust stillen…)

Doch jetzt hat der Düsseldoofer Stadtrat im Juni noch die Chance, Heine zu rebbabilieren. Er könnte die Vergabbe des Heine-Preises an den Murkelerzähler und Diktatoren-Hofnarren P.H. toppen, äh, stoppen.

Vorgeschichte:
Ein Besucher zu H.s Lebens- oder Sterbezeiten: "Heine, bei dem ich auch erst einmal war, ist äußerst herunter. Sein Geist aber so hell und scharf wie je, nur etwas gegen die Welt verbittert, wie es mir schien. Er freute sich sehr, mich zu sehen und rief nach der erste Begrüßung gleich aus (auf seinen Schwanz weisend): " Sehen Sie, welcher Undank!! Diese Partie, für die ich so viel getan habe, hat mich so weit gebracht. Sein Anblick ist allerdings wirklich schreckenserregend. Dich, Karl, hält er in sehr freundlichem Angedenken!" (So Lasalle an Karl Marx. Dieser Verweis aufs eigene Gemächt belegt Heines Selbstdiagnose, es handele sich bei seinem Leiden um die Auswirkungen der Syphilis, nicht des Nachruhms.)

Eine Germanistik-Studentin zu solchen Forschungen in Paris, beichtete mir:
Heine soll sie melancholisch-starr angegrinst haben, so etwa: „Na du kassandrische Bescheidbringerin! Tu was, was dir und mir zur Ehre, zur virtus, gereicht, nicht zum dolus!“
Daraufhin simste die Wackere von Père la Käse aus:
BEVOR DIE DÜSSELDOOFER WIEDER EINMAL HEINES GEDÄCHTNIS FÜR MEHR ALS ZWÖLF JAHRE SCHÄDIGEN, TEILTE ER MIR AUF MEINE FRUGEN MIT: „WO BLEIBT HEINES EHRE 2007?“ „HIER IN PARIS!“ antiwortete er mir.
Die Folge, gar nicht unheinelich: Der einzige kongeniale Heine-Mann in der Düsseldorfer Jury, Christoph Stölzl, Berliner Senator, trat als Handke-Rufmörder auf: Er deckte die Machtverhältnisse bei der Stimmenabgabe auf – und wusch seine Hände in Ohnschuld.

Imponierend weiblich wutig (laut SZ v. 29.05.): „Die Kölner Journalistin Alice Schwarzer ergriff für den 63 Jahre alten Schriftsteller Partei. Handkes Mut hätte Heine vermutlich imponiert: üüIn einer Zeit der allgemeinen Verteufelung von Serbien hat er gewagt, sich gegen die einseitige Schuldzuweisung zu stellen."
Typisch rheinisch: So wagen Kölner (geschlechtsunspezifisch) Düsseldorfer Belange zu sabotieren.
*
Dankschreiben an H.H. - oder Stölzl: Abgeordnetenhaus von Berlin, Niederkirchnerstr. 5, 10117 Berlin

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/sJqdcY20i


 Enigma antwortete am 29.05.06 (09:20):

Die Verleihung des Preises an Handke wird nicht nur in deutschen Medien, sondern auch im Ausland zum großen Teil heftig kritisiert, besonders wegen seiner Parteinahme für Milosevic.
She. auch Artikel des SF von heute im Internet-Tipp!

Internet-Tipp: https://tagesschau.sf.tv/nachrichten/archiv/2006/05/25/kultur/32222


 Literaturfreund antwortete am 29.05.06 (11:43):

Hier eine Stimme aus der wichtigen Diskussion, ob ein schwärmerischer Poet, ein politischer Dummkopf, der nicht mehr der einfachsten Diskussion in der Gegenwart fähig ist, mit dem Namen, dem Geiste und dem Geld des Heines-Heine-Preises geehrt werden darf...:

Ulrich Reiz: Über eine Düsseldorfer Entgleisung: Handke und Heine. (WAZ, 29.05.06; www.waz.de)

(...)Was Handke tat, hat Heine verabscheut; für diesen deutschen Dichter war Freiheit unteilbar. Handke also mit dem Namen Heine zu adeln, wirkt wie blanker Hohn. Es ist entschieden zu viel der Ehre.

(Heine:)
"Franzosen und Briten sind von Natur
Ganz ohne Gemüt; Gemüt hat nur
Der Deutsche, er wird gemütlich bleiben
Sogar im terroristischen Treiben.
Der Deutsche wird die Majestät
Behandeln stets mit Pietät.
In einer sechsspännigen Hofkarosse,
Schwarz panaschiert und beflort die Rosse,
Hoch auf dem Bock mit der Trauerpeitsche
Der weinende Kutscher - so wird der deutsche
Monarch einst nach dem Richtplatz kutschiert
Und untertänigst guillotiniert."
Quelle für die Heine-Zitate: Die Worte und die Küsse sind wunderbar vermischt, Ein Heine-Lesebuch. Herausgegeben von Bernd Kortländer, Reclam 2005
*
In der Schule habe ich Handke einfach ignoriert; er ist in kaum einem Lesebuch vertreten. Und wenn, mit ganz frühen Texten (Z.B. der überflüssigen "Aufstellung einer Fußballmannschaft"; oder mit dem Stück "Kaspar" (1967).
Sein einziger, mich damals und heute interessierender Titel ist der Bericht über den Suizid seiner Mutter: "Wunschloses Unglück" (1972); den er fortzusetzen versprach (im letzten Satz); was er aber nie leistete.
Er hat sich aus der Wirklichkeit fortbegeben und sich Themen gesucht, die er in einzigartiger Langweiligkeit beatmete. Auch poetologische Einsichten gerieten zu Geschwätzigkeit.
Über seine Theaterei (inszeniert von Peymann in Wien und Berlin) ist er am Leben erhalten worden, als willkürlicher Märchenkönig.
Manchmal wird er noch von verehrungswilligen Rezensenten heimgesucht worden. Kritische Literaturwissenschaftler haben keinen Zugang mehr zu ihm.
Ich betrachte es als Befreiung, dass das Kapitel Handke für die Literatur erledigt ist. Aus der „Postmoderne“ ist längst die Genussepoche von vielen Künstlern geworden (ob im Fressifrassi, im Suff, im Kokainrausch oder im psychosexuellen Exhibitionismus).
Ausnahmen wir Günter Grass sind selten, obwohl wir sie, gerade vor dem nächsten Terror, den der Krieger Bush initiieren will, brauchen.
URL. auch zu seinem privat-mythologischen Serbien-Feldzug:

Internet-Tipp: https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Handke


 Marina antwortete am 29.05.06 (13:04):

Hier ein Interview mit Hellmut Karasek gestern im �Express�, den ich mir extra gekauft habe, um es genüsslich lesen zu können:

K.: �Ich finde es erschreckend und peinlich, dass ausgerechnet Heines Geburtsstadt, die sich schon so schwer mit der Benennung ihrer Universität getan hat, jetzt auch noch den Namen ihres großen Dichters durch diese Preisverleihung in Misskredit bringt.
Express: Aber zwei Drittel der Jury standen dahinter . . .
K.: Ich habe es im EXPRESS gelesen. Um so erschreckender, dass augenscheinlich niemand in der Jury den Vorschlag von Frau Löffler offen zurückgewiesen hat. Ich hätte dies zumindest vom Rektor der Heine-Universität erwartet.
Express: Aber warum ist Handke denn so falsch?
K.: Er hat mit Heine und seinem Geist wenig zu tun. Und es gibt bei Handke nachweislich antisemitische Textpassagen, so in seiner Novelle �Die Lehre der St.-Victoire�.
Express: Also zwei Fehler � Löffler und Handke?
K.: Frau Löffler ist ja für ihre Vorliebe für Handke bekannt. Und das stört mich fast noch mehr: Hier hat man mit der Berufung von Löffler in die Jury sozusagen den Bock zum Gärtner gemacht, auch wenn dieses Bild nicht ganz stimmt. Es ist geradezu beklagenswert, dass eine Jury durch sie jemanden geehrt hat, der im Verdacht antisemitischer Ausfälle gegen Reich-Ranicki steht.
Express: Und die offizielle Begründung für den Preis?
K.: Nichts als Phrasengemenge. Was soll das denn heißen: Handke verfolgt seinen Weg zu einer offenen Wahrheit? Peinlich auch: Erst erklärt Handke, er nehme keinen Preis mehr an, aber diesen sogar mit Freuden.
Express: OB Erwin erklärte jetzt, er erwarte durch die Preisverleihung eine Debatte über die Rolle des Handke-Freundes Milosevic.
K.: Nun ja, der Mann versucht sich irgendwie vor die Jury zu stellen, obwohl er ja einen anderen Vorschlag hatte. Ich halte das eher für eine Verlegenheitserklärung.�

Quelle: EXPRESS 27.05.2006 (Ich habe es nicht im Netz gefunden und mir extra für Euch die Mühe gemacht, es abzuschreiben, das bitte ich entsprechend zu würdigen. ;-))

Und Cohn-Bendit sagte: � Genauso gut hätte der Preis an Irans Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad gehen können� und rechnet nun damit, dass Wolf Biermann den Heine-Preis von 1993 zurückgeben wird. Na, ob die Rechnung mal aufgeht? :-)

Es ist aber noch nicht klar, dass er den Preis wirklich kriegt, s. Link:

Internet-Tipp: https://www.wz-newsline.de/sro.php?redid=117333


 Literaturfreund antwortete am 29.05.06 (13:49):

Ja, danke, MarinA, auch für die Mühe!

Auch in der ZEIT und in der Süddeutschen waren diese Meldungen und Meinungen: Kritik an Unzumutbarem.

Aus Heines "Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland", dem bedeutendsten Werk (außerhalb seiner Poesien...):

Ende des ersten Buches:

"Der allgemeine Charakter der modernen Literatur besteht darin, daß jetzt die Individualität und die Skepsis vorherrschen. Die Autoritäten sind niedergebrochen; nur die Vernunft ist jetzt des Menschen einzige Lampe, und sein Gewissen ist sein einziger Stab, in den dunkeln Irrgängen dieses Lebens. Der Mensch steht jetzt allein seinem Schöpfer gegenüber, und singt ihm sein Lied. Daher beginnt diese Literatur mit geistlichen Gesängen. Aber auch später, wo sie weltlich wird, herrscht darin das innigste Selbstbewußtsein, das Gefühl der Persönlichkeit. Die Poesie ist jetzt nicht mehr objektiv, episch und naiv, sondern subjektiv, lyrisch und reflektierend."

Wenn Handke das für sich beanspruchen wollte....?
*
Also: die "Lampe der Vernunft" - da könnte man auch noch über Mörikes "schöne Lampe" nachdenken:
"Was aber schön ist, selig scheint es in sich selbst". (Obwohl Heine den guten Eduard geschmäht hat; aber er kannte dessen Werk gar nicht, nur einige Gedichte.)

Handke hat auch, jedenfalls wüsste ich es nicht, sich nie mit Heine und/oder anderer engagierter Menschenrechtsliteratur auseinandergesetzt.

Was er in einer Dankrede wohl gesagt hätte? Außer: danke fürs Geld, euch Edelingen!
Jedenfalls glaube ich nicht mehr, das in D-dorf der Rat eine solche Jury-Entscheidung absegnet.


 schorsch antwortete am 29.05.06 (17:27):

Ich brauche weder Handke noch Heine;
komm nämlich mit mir selbst ins Reine.....


 pilli antwortete am 29.05.06 (18:00):

hihi...deine texte zeigen es deutlich!

:-)


 Marina antwortete am 29.05.06 (18:41):

Schorsch, ich werde Dich für den Heinepreis vorschlagen. Aber nein, ich hatte Dich ja schon für den Nobelpreis vorgesehen, der Heinepreis ist viel zu wenig für einen so genialen und zudem geistreichen Kopf, wie Du es bist.
Genies wie Du brauchen wirklich keinen Handke oder Heine, sie können sich und andere immer mit ihrer eigenen Genialität (sprich: Ignoranz) beglücken. :-)


 Enigma antwortete am 30.05.06 (07:43):

:-))
"Man täuscht sich nirgends leichter als in dem, was die gute Meinung von sich selbst begünstigt."
Immanuel Kant, (1724 - 1804), deutscher Philosoph


 wanda antwortete am 30.05.06 (07:44):

ich hoffe und glaube, dass der Preis in diesem Jahr nicht vergeben wird - ganz unmöglich und geschmacklos fände ich es, wenn man ihn nun, nach dem ganzen Debakel einem anderen anbieten würde.


 Marina antwortete am 30.05.06 (09:30):

Es soll übrigens ein Seniorenforum geben, in dem ein Herr Milosevic mit Klauen und Zähnen verteidigt wird. :-) Seine Opfer waren und sind immer noch für viele ewig gestrige Anbeter einer roten Diktatur und eines roten Faschismus bedauerliche Kollateralschäden, die man ihn Kauf nehmen muss. Realitätsverblendete gab es eben schon immer und in allen Bevölkerungsschichten. Dass auch Intellektuelle davon nicht ausgenommen sind, denen man eigentlich kraft ihres Geistes mehr Durchblick zutraut, haben wir auch in Deutschland leider in unserer jüngsten Vergangenheit in großem Maße mit verheerenden Auswirkungen erlebt. Zuerst im III. Reich und dann in der linksfaschistischen DDR, die auch hier von vielen wieder reingewaschen, beschönigt und verherrlicht wird. Traurig ist das.
Hoffentlich wird diesem verblendeten Dichter der Preis nicht zuerkannt, das wäre wirklich eine Blamage für Düsseldorf und die Heine-Gesellschaft, leider auch für Sigrid Löffler, der ich so ein Fehlurteil nicht zugetraut hätte. Denn abgesehen von Handkes verquerer Einstellung zu Milosevic und Serbien: Was hat er eigentlich mit Heine gemeinsam? Der Dichter der Innerlichkeit, der sich meines Wissens bis auf diesen Konflikt sonst politisch nie zu Wort gemeldet und immer seine ganz persönlichen Befindlichkeiten gepflegt hat.


 schorsch antwortete am 30.05.06 (11:40):

marina, mit diesen beissenden Worten (29.05.06, 18:41): qualifizierst du dich selber....

Sag mal, was habe ich eigentlich dir persönlich zuleide getan?


 Literaturfreund antwortete am 30.05.06 (13:37):

Schorsch -

du glaubst, dass du darauf verzichten kannst, Heine oder Handke oder Poet-wen-auch-immer zu lesen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen...?
Darauf reagierte Marina mit dem Vorwurf. Und "Ignoranz" heißt Nicht-Wissen oder Nicht-Wissen-Wollen.

Ein Mensch, der sich so oft anbietet, mit seine Gedichten, Sprüchskes, mit seinen Büchern, die er auf eigene Kosten hat drucken lassen, die man kaufen soll - der könnte auch was für seine Bildung tun: Literatur in Geschichte, in Tradition, auch in heutiger Auseinandersetzung.
Und da kann und müsste man schon Stellung beziehen - statt anzugeben: "interessiert mich nicht", ich brauch' weder H.H. noch P.H.!
Wir hier leben zum Glück nicht in Serbien, dem alten Jugoslawien; sonst wäre es vielen von uns (die in der Minderheit sind: durch politische Auffassung, Religion, Ethnie, ob in dem Landstrich oder dem, zufällig...) an den Kragen gegangen, per Gewalt, Vergewaltigung, Missbrauch und Folter und Mord.
Es waren fast immer Dichter, die v o r den Philosophen und Politikern für Menschenrechtsvorstellungen gesorgt, gestritten, von ihnen gesungen haben.
Da lohnt es sich schon, Flagge zu zeigen.
*
Ja, bei Loriot, daran erinnere ich mich wohl, weißt du, dass es poetische und satirische Unterschiede gibt.
Ja, und solche Wertungen muss man anderen auch beibringen oder "zumuten". Mankann sie ja analytisch erklären.
*

Beispiel:
Von wem ist dieser Singsang, der trivial ist, basta -
aber von einem großen Menschenrechtskämpfer geschrieben:

Ich sehe Berge ragen
Dort an der Steppe Rand.
Es soll mein Fuß mich tragen
Hinauf ins bess're Land.
Dort ladet, wie ich glaube,
Zur Ruhe man mich ein
Und von dem Wanderstaube
Werd ich gereinigt sein.
*
(Ist natürlich im Internet zu finden...)


 Marina antwortete am 30.05.06 (13:57):

Danke, besser hätte ich es nicht erklären können. Von mir aus braucht keiner Handke oder Heine zu kennen oder gar zu lesen, aber was mich wirklich nervt, ist, wenn man sich auch noch damit brüstet nach dem Motto: Ich hab sowas nicht nötig, bin selber so ein toller Schreiberling, das hast Du genau richtig erklärt, Literaturfreund. Also Schorsch, vertragen wir uns wieder, wenn Du versprichst, den Mund nicht mehr ganz so voll zu nehmen. :-)

Das Gedicht? Ich gebe zu, habe es ergoogelt, und was ich besonders witzig fand an dem Artikel, in dem ich es gefunden habe, war die Überschrift:
�Als lyrischen Dichter müssen wir uns Herrn May verbitten�. :-)


 Literaturfreund antwortete am 30.05.06 (14:32):

Ja, genau - wegen dieser Überschrift hatte ich von dieser web-Seite den Karl May-Text genommen! (... als fuchsiger Pädagoge...!)


 kropka antwortete am 30.05.06 (14:58):

�Ah, die alte Frau dort, meine Leserin, / die einzige, die mich noch grüßt? / Und wenn sie mich nicht grüßt? /
Was für ein Abenteuer! / Und sie grüßte. / Und ein zweiter grüßte, ein Unbekannter. / Und ein Dritter dann�
(Gedicht für H. H., am 27. Mai 2006).

Peter Handke

Was ich nicht sagte
Von Peter Handke
29. Mai 2006


https://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/
Doc~EB46CE7B1046740BD8FE28099542D7443~ATpl~Ecommon~Scontent.html

und:

Eklat in Düsseldorf
Kein Heine-Preis für Handke
30. Mai 2006


https://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/
Doc~E14A443714C17475389C0A33227B4D68E~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Internet-Tipp: https://www.faz.net/s/homepage.html


 Literaturfreund antwortete am 30.05.06 (17:03):

... nur drei gezählt, nur drei gesehen...?

Ein poeta steht am Zeitenrand ...
Da versenkt er seinen Unverstand
suchelnd im Vergessensmeere.

Das Geld, das rührt ihn sehre...

(Gedicht für P.H., später, am 27. Mai 2006).

Internet-Tipp: https://www.zuhause3.de/_leben/2003-04/028_handke1.jpg


 schorsch antwortete am 30.05.06 (17:32):

Versprechen kann ich nichts, liebe marina. Es sei denn, dass ich nicht sein will, was ich nicht bin.....


 Enigma antwortete am 30.05.06 (17:33):

... Was ist denn hier los?
Kommt man nichtsahnend nach Hause, zeugen Berge von E-Mails vom ST von derart kreativen Aktionen, wie wir sie ja lange hier nicht erlebt haben... :-)))
Und wo ist schorsch? Bei all`den Versöhnungsangeboten hier und in Kapitel 38 immer noch verschollen?
Aber er kommt schon noch, da bin ich mir fast sicher!
Und vielleicht ist er dann der Dritte in dem neuen Kreativ-Duo, dann aber -Trio.
@kropka und Literaturfreund:
Bitte noch mehr Gedichte für HH und PH!:-))
Diese Schaffensphase müßt Ihr doch unbedingt ausnutzen.
Grüße von Enigma


 Enigma antwortete am 30.05.06 (17:34):

...ah, da ist er ja, der schorsch!
Wie ist es mit dem Dritten im Bunde?
Fragt Enigma


 Marina antwortete am 30.05.06 (22:50):

Enigma, Deiner Bitte kann ich nicht widerstehen. Hier noch ein Gedicht. Aber wehe, ihr meckert wieder. Dann kriegt ihr nie wieder was von mir. :-) :

Dunkel raunt�s bei Peter Handke,
da er die Legenden rankte
um Milosevic den Helden,
wie es einstmals zu vermelden,
als er seine Reisen tat,
wandelnd auf dem schmalen Grat
zwischen Frankreich und auch Serbien,
um gleichwohl nicht dort zu sterbien.
Nein, die Botschaft ließ er kunden,
dass sein Held wohl lässt gesunden
Land und Volk der großen Serben,
doch der Feind der will verderben
diesen Eindruck; falsch und nichtig
dessen Häme, denn nur richtig
weiß die Wahrheit unser Dichter,
fühlt berufen sich, die Lichter
der Erkenntnis in die Lande
weit zu tragen - mit Verstande?

Viele große Rätsel bleiben,
und die Journalisten schreiben
sich die Finger krumm und wund
über Handke jetzt zur Stund,
denn sie können nicht verzeihen,
dass den Heine-Preis verleihen
will man diesem Finsterling.
Das ist echt ein starkes Ding.
Auch der Foren flei�ge Schreiber
lassen ab viel bösen Seiber,
wissen wieder alles besser,
wetzen gegen ihn die Messer.
Und Marina, diese Hexe,
treibt zu weit es mit der Hetze.
Deshalb ist sie jetzt ganz stille
und legt weg die Lesebrille.
Meinen Segen soll er haben,
das muss ich zum Schluss noch sagen,
denn man weiß, ein ruhig Gewissen
ist ein gutes Ruhekissen.

Gute Nacht! :-)


 schorsch antwortete am 31.05.06 (09:16):

So schlaf denn wohl und lass es ruhen;
nimm viel Träum aus deinen Truhen;
verleih den Träumen weite Flügel;
lass gleiten Pegasus` lange Zügel.
Und bist du morgens wieder wach,
machs wie Eva: Weib sei schwach...


 Enigma antwortete am 31.05.06 (09:50):

Erstmal zur Sache:
Nach den heutigen Presse-Meldungen bleibt zu hoffen, dass der Preis in diesem Jahr nicht verliehen wird.

@Marina
Ich meckere nicht. Du darfst gerne weiter reimen. :-)

@schorsch
Von mir aus gesehen darfst Du auch gerne weiterreimen, immer vorausgesetzt, Du verlangst nicht, dass wir - wie Eva - �schwach sein sollen�.
Ich fühle mich zwar manchmal auch "schwach", aber wahrscheinlich nicht mehr oder weniger als ein Mann!
Und der Preis dafür, "als schwache Eva beschützt" zu werden, ist mir zu hoch. Ich löse lieber meine Probleme selber und habe vielleicht dadurch eine Chance, ernst genommen zu werden.:-))


 pilli antwortete am 31.05.06 (10:31):

"Ich fühle mich zwar manchmal auch "schwach", aber wahrscheinlich nicht mehr oder weniger als ein Mann!
Und der Preis dafür, "als schwache Eva beschützt" zu werden, ist mir zu hoch. Ich löse lieber meine Probleme selber und habe vielleicht dadurch eine Chance, ernst genommen zu werden.:-))"

so is et!

:-)


 Marina antwortete am 31.05.06 (10:57):

Hat eine/r von euch eben die Diskussion im WDR 5 mit dem Lit.-Kritiker Hubert Winkels darüber gehört? Das war hoch interessant.


 schorsch antwortete am 31.05.06 (19:12):

Die schönsten Momente in meinem Leben waren immer dann, wenn eine Frau schwach wurde (;-)


 kropka antwortete am 01.06.06 (07:25):

Am Ende ist fast nichts mehr zu verstehen

Peter Handke
Die Debatte um den Heinrich-Heine-Preis:

Eine Stellungnahme von Peter Handke zu den Vorwürfen gegen seine proserbischen Positionen.

31.05.2006

https://www.sueddeutsche.de/,tt4m3/kultur/artikel/99/77022/

https://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,419106,00.html


und
lesen lesen lesen... :-)

Botho Strauß
Was bleibt von Handke?

31. Mai 2006
Was bleibt von dem Gefangenen im Pisaner Käfig, dem gegen Roosevelt eifernden Faschisten?
Es bleibt der überragende Rhapsode und Poet, der Matador der Moderne, der reiche Anreger
und Talenteförderer Ezra Pound.


Was bleibt von dem angeblichen Sänger des großserbischen Reichs, Peter Handke?
Der Dichter Botho Strauß schreibt über seinen umstrittenen Kollegen, deutschen Geist
und Schuld und Irrtum.


https://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/
Doc~E920B982940FD43F88F34E383349EEA21~ATpl~Ecommon~Scontent.html

https://www.faz.net/s/homepage.html

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/,tt4m3/kultur/artikel/99/77022/


 Literaturfreund antwortete am 01.06.06 (08:51):

Huhu - ihr Starken aller Welt, die ihr eure Gefühle als Wahrheit aus der Schwäche anderer herleiten möchtet; ihr werdet betrogen, von euren eigenen Schwarz-Weiß-Begriffen und von willfährigen Dienerinnen.
(S. auch Handke...)

*

Bei Handke ist das Sichvergewissern jetzt partiell von Erfolg gekrönt:
Dass er sich - wo es um 50.000 € geht - mit der Realität auseinandersetzen muss, aber nicht in einem Wort mit Heine.

Nachdem er sechs jahre nur Kritiker verdammt, nicht mit ihnen geredet hat, aber Geld von Lesern und Zuhörern verdienen wollte (derweil aber blöden Quatsch über Serben, denen es schlimmer ergangen sei als Juden (jaja: was er berichtigen wollte; aber entschuldigt hat er sich bis heute nicht dafür; das können isolierte Geisteskranke nicht; sie müssen sich konkurrenzlos behaupten und höchstens mal Kompromisse schließen.)

URL.: Ein quasi-akademischer Versuch, sich durchzukämmern durchs Handkes Traum-Welt und sich selbst ein Urteil zu bilden:

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/roi42clQF


 Enigma antwortete am 01.06.06 (08:51):

Guten Morgen!
@Marina
Nein, leider nicht gehört, die Diskussion in WDR 5. Möchtest Du kurz davon berichten?
@schorsch
Das kann ich mir vorstellen....
@kropka
Danke für die neuen Hinweise!
Ich kann es einfach nicht glauben, dass er sich so vertan haben soll in der Wortwahl bei den auf Französisch geführten "Statements" vor laufender Kamera.
Ob es ihm nicht eher opportun erschien, diese Äußerungen, nachdem er durch die deutschen Medien darauf angesprochen wurde, zu korrigieren?
Aber letzten Endes wird er es nur selbst wissen, was da passiert ist, unabhängig von den späteren Rechtfertigungen, die auch jetzt nach dem Sturm über die Preisverleihung von ihm selbst kommen.
Übrigens habe ich jetzt das von Dir eingestellte Gedicht "Was ich nicht sagte
Von Peter Handke" gefunden. :-), nicht jedoch das von Literaturfreund. Was das wohl heißen mag? :-))


 Marina antwortete am 01.06.06 (09:48):

Hallo alle,
ich muss gleich weg, vielen Dank für die interessanten Hinweise und den "akadememischen Versuch" von Lit.-Freund,den ich eben noch schnell gelesen habe und der mich aufs Neue darin bestärkt hat, dass Handke mit Heine keine Gemeinsamkeiten hat, im Gegenteil: mystisch verquastes Pathos hat nichts, aber auch gar nichts mit dem zu tun, was die Dichter des Vormärz und "Jungen Deutschland" wollten.
Und mit Menschenrechten, für den der Preis gedacht war, hat Handke bestimmt nicht viel am Hut.
Auch die Artikel von Kropka interessieren mich sehr, lese ich später.

Enigma, ich hatte gestern einen ca. 1-seitigen Bericht über die Sendung im WDR geschrieben, der mir abhanden kam durch eine Computer-Störung. Danach hatte ich dann keine Lust mehr. Mal sehen, ob ich mich heute nachmittag dazu aufraffe, es neu zu versuchen. :-)

Bis später!


 Marina antwortete am 01.06.06 (15:45):

Hier bin ich wieder. Die Selbstrechtfertigung von Handke in der SZ hat mich überhaupt nicht überzeugt, vor allem die Erklärungen, mit denen er seinen Satz �die Serben sind noch größere Opfer als die Juden� quasi versucht zu �entschuldigen� finde ich regelrecht kläglich.
Eine interessante Stellungnahme dazu habe ich eben im Weblog vom �Tagesspiegel� gefunden, s. Link unten. Da kann man auch die historischen Richtigstellungen zu seinen Verlautbarungen nachlesen.

Jetzt noch kurz zu der Diskussion gestern im �Tagesgespräch� mit dem Lit.-Kritiker Hubert Winkels. Das ist ja so eine Sendung, wo Hörer anrufen können, und Winkels hat die Fragen beantwortet und dazu Stellung genommen. Ich fasse mal kurz zusammen, was ich im Wesentlichen von seinen Aussagen behalten habe:
Zuerst einmal: Er ist auch der Meinung, dass man Handke diesen Preis nicht geben darf. Hier kurz seine wichtigsten Begründungen:
Vor allem natürlich Handkes unselige Stellungnahmen zu den Massakern in Srebrenica und seiner Haltung Milosevic gegenüber. Winkels, der Handkes Bücher gut kennt und sogar �seine früheren Bücher sehr schätzt� meinte, es sei durchaus legitim, beide Seiten darstellen zu wollen und gegen die Einseitigkeit der Schilderungen vorzugehen, aber Handke habe die Verbrechen der Serben unerträglich verharmlost und relativiert, dagegen die der Bosnier hochgespielt, also eine andere Einseitigkeit zu Tage gefördert. Ich finde, das merkt man auch bei seiner Rechtfertigung in der SZ jetzt wieder. Er stellt die serbischen �Kriegsverbrechen� immer als Reaktionen auf bosnische �Massaker� dar. Dann hat Winkels u.a. aus dem Bericht einer Begegnung zwischen Handke und Milosevic zitiert, in dem Handke den Diktator als sensiblen Kinderfreund darstellt, der �dem Kind nicht in der bei Politikern sonst üblichen Weise übers Haar fuhr�, so ähnlich, den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr. Winkels drückte sich so aus, dass Handke eine Poetisierungin diese Darstellung gebracht habe, die er in ihrer Verlogenheit regelrecht �perfide� fand, diesen Ausdruck hat er wörtlich gebraucht. .
Interessant auch zu erfahren, dass ein großer Teil der Jury des Heine-Preises keine Literaturkenner, sondern Politiker sind. Literaturwissenschaftler in der Jury sind nur Sigrid Löffler und Gabriele von Arnim, die anderen sind neben dem Historiker Julius Schoeps vorwiegend Vertreter der Stadt und der Rektor der Uni Düsseldorf , der übrigens lt. Winkels jetzt vollkommen abgetaucht und nicht zu sprechen ist, weil ihm das Ganze jetzt peinlich zu sein scheint. Man versprach sich von der Stadt aus eine gute Marketingstrategie mit dem Namen Handke, der OB Erwin ist ja bekannt dafür, dass er alles tut, um Düsseldorf in die Schlagzeilen zu bringen zwecks Aufwertung der Stadt. Aufgrund dieses Eklats soll jetzt auch die Zusammensetzung der Jury neu verhandelt werden, vielleicht ein guter Nebeneffekt dieser Geschichte.


 Marina antwortete am 01.06.06 (15:46):

Fortsetzung

Insgesamt finde ich das Ganze immer mehr eine Farce, vor allem weil der Oberbürgermeister Handke schon angerufen und von dem Vorhaben, ihm den Preis zu verleihen, erzählt hat. Da hätte man vielleicht vorher mal besser nachdenken sollen, jetzt sind alle Beteiligten ganz schön blamiert, und für die Stadt ist das alles furchtbar peinlich. Genauso peinlich finde ich aber auch, dass Handke erst tönt, er wolle keinen Preis mehr annehmen und jetzt Rechtfertigungen und mühsam zusammengestoppelte Erklärungen über seine verdrehten Äußerungen zum besten gibt, weil er den Preis eben doch gerne gehabt hätte. Ob es ihm nur ums Geld geht, das, Literaturfreund, glaube ich nicht einmal (du hebst ja öfters auf diesen Aspekt ab). Es geht doch bei solchen Leuten auch immer um �Ruhm und Ehre�.

Ich hoffe, ich habe jetzt nichts Wichtiges aus der Diskussion vergessen, gestern war mir das alles noch präsenter, aber dann ist mein Compi abgestürzt und weg war es. Sollte mir noch was einfallen, kann ich es ja �nachreichen�. Auf jeden Fall habe ich mich bemüht, die letzten Reste aus meinem Gehirn rauszukratzen, ich fand das alles sehr spannend, obwohl der Weltenlauf weiß Gott nicht von Handke und dem Heine-Preis abhängt. Aber endlich gibt es mal wieder so einen richtig schönen Eklat, das hat doch was für uns Sensationslüsterne. :-)

Internet-Tipp: https://blog.tagesspiegel.de/justworld/eintrag.php?id=132


 kropka antwortete am 01.06.06 (19:02):

Liebe Marina, Enigma,
Literaturfreund,
und alle anderen hier:
D a n k e für Eure Mühe!
Ich lese Euch immer sehr gerne!

mfg kropka


 Literaturfreund antwortete am 01.06.06 (19:12):

Botho Strauß, auch ein stilbegabter Sound-Künstler, hängt in der FAZ sich, auf philososphisch-politischem Umweg (übe Pound und Heidegger et incetera...) ein, ohne zum Kern des Problems Stellung zu nehmen.
Alles nur für P.H., dem "sprachgeladensten Dichter seiner Generation", was das auch für ein besonders sprachgewaltiger Gewehrsmann (poeto-gunman) sein soll...
Ich zitiere sonst nichts von ihm, sondern gebe nur die URL an.
Geschrieben habe ich zur FAZ, die das wohl nicht veröffentlichen wollen:
"Und was wird bleiben nach Strauß? Bothismus, i. e. stilistisch aufwändig verbrämte Psycho-Schadronage, poetischer Bothulismus. Siehe Ernst Jünger; s. Adof."

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/rj44ZyQjx


 Marina antwortete am 01.06.06 (19:51):

Danke Kropka, tut gut, so "gewürdigt" zu werden. *grins*.

Lest mal die Leserbriefe zu Botho Strauß, dem ähnlich Verquasten, der seinen "anschwellenden Bocksgesang" erhebt(Link wie oben.
Hier einer davon:

"Während sich der dumme deutsche Michel mit den kleinlichen Niederungen der Wirklichkeit abplagt und im �Richtigen� der Lea Rosh- Kultur herumkriecht, haben wir Sie Gott sei Dank noch unter uns: die wirklichen Deutschen Dichter, die Handkes und Botho Strauss, die sich in der Höhe des Genies härter ausbilden, um trotz Schuld und Irrtum das Gute unter die Menschen zu bringen- für uns und die Wahrheit tragen sie ihre Stigmata mit Würde. So sind wir alle dankbar, dass jemand Schuld und Irrtum für uns alle auf sich nimmt: Danke, danke danke! Das ist wahrhaft preiswürdig!"

Auch die anderen sind ganz interessant.


 Enigma antwortete am 02.06.06 (08:34):

Danke für die neuen Informationen.
Ich werde mich noch ausführlich damit befassen, bin aber im Moment etwas in Zeitdruck.
Bis bald!


 Roby antwortete am 02.06.06 (08:51):

�Auf jeden Fall habe ich mich bemüht, die letzten Reste aus meinem Gehirn rauszukratzen....�

hm?...

Da hätte ich mir eigentlich den rasenden Reporter Hurtig sparen können, wenn ich das vorher gesehen hätte...

:-))))


 Marina antwortete am 02.06.06 (12:42):

Antworte dem Toren nicht nach seiner Torheit, daß du ihm nicht gleich werdest.

Die Bibel: Sprüche Salomos


 Literaturfreund antwortete am 02.06.06 (15:47):

Für mich ist der Artikel der Radish in der ZEIT Gold wert und Ende der Diskussion: Sie erinnert sich an den Handke-Kleinkrieg gegen Kritiker und Journalisten, gegen die Wahrheit, gegen unsere demokratische Kultur; sie zeigt seine Ignoranz und das, was Heine unter Lebensgefahr erstritt - über faschistoide Künsteleien (ob von Ezra Pound, Strauß, Adof oder Handke oder Streeruwitzchen - die, wenn sie im selben Verlag überleben wollen, nix Kritisches schreiben dürfen...) und etliche Arten von Betäubungskunst durch Kokain, Saufen, Kochen, Schöntun, Verdrängen in unserer Genussepoche, ob in Stil oder Dummheit...

(Überleben wollen diese Menschlein von Steuergeldern dann aber doch!)

https://www.zeit.de/2006/23/L-Glosse-23_xml

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2006/23/L-Glosse-23_xml


 Marina antwortete am 02.06.06 (17:59):

�. . . der bewundernswerte Sänger der Karstwinde, der dichtende Pilzkoch und sprachgewaltige Hüter der Linkshändigkeit.� Sehr witzig, die Iris Radisch. :-)

Sigrid Löffler und Jean-Pierre Lefèbvre (den ich oben in meiner Aufzählung der Lit.-Wissenschaftler vergessen hatte) sind jetzt aus der Jury ausgetreten, nachzulesen im Artikel der SZ (s. Link-Tipp unten). Ich kann einige Argumente sehr gut verstehen, es ist im Grunde unmöglich gelaufen, und die Stadt-Funktionäre sind sicher keine Literaturkenner. Die Jury hätte sich vorher besser überlegen müssen, was sie tut, eine hinterher einmal getroffene Entscheidung wieder zurückzunehmen ist nur peinlich.
Über welchen Satz ich gestolpert bin, ist folgender: �In seinen Balkan-Texten prallt dieser Anspruch des Andersdenkens und Andersschreibens seit jeher auf den formierten journalistischen Konsens darüber, wie die jugoslawischen Sezessionskriege zu sehen und zu beurteilen seien. Entgegen diesem Konsens hält Handke daran fest, dass die Auflösung Jugoslawiens nicht die Lösung des Problems ist, dass darin vielmehr ein Verlust liegt, der auch benannt werden darf.�
Also ob es darum ginge. Als ob die Auflösung Jugoslawiens und den NATO-Krieg nicht auch viele andere kritisiert hätten, auch unter den Journalisten, das ist doch gar nicht der Stein des Anstoßes, diese Kritik nimmt Handke keiner übel, damit stimmen viele (ich auch) überein. Es geht doch um ganz andere Äußerungen: Beschönigungen, Fakten-Verdrehungen, Relativierungen, die Verharmlosungen eines Kriegsverbrechers etc. Indem man Handkes Kritik auf einen Teil seiner Meinung reduziert, der in keiner Weise anstößig ist, den sogar viele teilen, und seine merkwürdigen Verlautbarungen mit Entgleisungen und Fehlurteilen weglässt, verharmlost man seine Verharmlosungen. Ist das ansteckend? Das Verharmlosen meine ich. :-)

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/199/77122/


 Literaturfreund antwortete am 04.06.06 (09:59):

Letzte Worte des Sprach-Architekten Peter Handke nach dem nicht prophezeiten Heine-Erdbeben:

"Ich habe mein Sprachhaus entworfen! Wir und die MEINEN haben nichts zu befürchten von angeblich seismischen Schrecken! Meine Kritiker müssen alle bei mir Unterflucht suchen."
[Anweisungen für die Lek-Toten und Korrek-Toren: „Unterflucht“ ist richtig. Wer „Zuflucht“ schreibt, kriegt in der WELT, in der SZ und in der taz keine Zeile mehr gedruckt.]

Aus der Serie: „Zukünftig LETZTE WORTE unserer Ästheten“.

Bild: Handke, im sicheren Geleit, zurück auf den Berg Saint Victmoi:

Internet-Tipp: https://www.mgb-home.net/LetzteWorteMose.jpg


 kropka antwortete am 04.06.06 (11:11):

Kein "Ende der Diskussion"?...
Dann hier der Anfang :-)

Der Heinrich-Heine-Preis wurde verliehen für
"a) lyrische Werke und b) Werke der literarischen Publizistik".

Die Höhe des Preises - jährlich eine Auszeichnung für lyrische Werke
und eine für Werke der literarischen Publizistik - betrug 12.500 M.
(beim "googeln" gefunden)
https://www.ddr-im-www.de/Themen/Auszeichnungen.htm#Heinepreis

Preisträger DDR
1953 Stefan Heym
1957 Herbert Nachbar
1959 Heiner Müller, Wieland Herzfelde
1960 Gerd Semmer
1961 Armin Müller
1962 Hermann Kant
1963 Heinz Kahlau
1964 Christa Wolf, Hugo Huppert
1965 Heinz Knobloch
1970 Rolf Recknagel
1971 Volker Braun
1972 Stephan Hermlin, Hans Kaufmann
1973 Sarah Kirsch, Ulrich Plenzdorf
1974 Kito Lorenc
1975 Irmtraud Morgner, Eva Strittmatter
1976 Dieter Süverkrüp
1977 Heinz Czechowski
1978 Egon Richter
1979 Jürgen Rennert
1984 Bernt Engelmann (?), John Erpenbeck
1985 Peter Gosse
1987 Luise Rinser
1988 Peter Rühmkorf
1990 Hans-Eckardt Wenzel

Preisträger Bundesrepublik Deutschland
1972 Carl Zuckmayer
1975 Pierre Bertaux
1978 Sebastian Haffner
1981 Walter Jens
1983 Carl Friedrich von Weizsäcker
1985 Günter Kunert
1987 Marion Gräfin Dönhoff
1989 Max Frisch
1991 Richard von Weizsäcker
1993 Wolf Biermann
1996 W�adys�aw Bartoszewski
1998 Hans Magnus Enzensberger
2000 Winfried G. Sebald
2002 Elfriede Jelinek
2004 Robert Gernhardt

und jetzt bitte nicht nur lesen & schreiben
aber auch überlegen, nachdenken :-))
und SCHÖNE PFINGSTEN!


 Literaturfreund antwortete am 05.06.06 (11:18):

Auf der DDR-Liste fehlte wohl nur Honecker.

Dass aber Heym so früh daran war - ist ja wunderschön. Später hätten sie ihn nicht mehr geehrt.
Und dass Plenzdorf noch mit dabei war, ist das schönste Glück für ihn gewesen. (Sein "neuer Werther" war gerade erst erschienen; und Honecker warf dem Dichter etwas zu spät vor, seine "eigenen Leiden der Gesellschaft aufzuoktroyieren". Ja, in so schön falschem Deutsch.)

*

Dass im Westen beim Heine-Preis die Statuten vorschreiben, Dichter/innen auzuwählen für die Ehrung, die "den sozialen und politischen Fortschritt gefördert" oder "der Völkerverständigung gedient" haben, hat jetzt die Frau Löffler herausstellen wollen - um zu verkünden, dass nach diesen Maßstäben auch die früheren Preisträger Biermann, Enzensberger oder Kundert diesen Preis nicht verdient hätten. (SZ. 02.06.06. S. 11)
Wollen sie jetzt die Statuten ändern in Dumm-dorf?

Toll, dass wir - samt WELT und SZ - Kultur haben - und so eine Löffler-Frau nicht verbrannt wird für ihre begriffliche Hexenkultur.
Ihre Zeitschrift "Literaturen" kaufe ich seit zwei Jahren schon nicht mehr. Sie steht unter hohem Werbedruck; und die Löffler-Tante akzeptiert, dass ein Suhrkamp-Autor einen anderen Suhrkamp-Autoren nicht kritisch rezensieren darf.
So entwickelt sich auch Handke-Kultur.

*

Finis:
Finde ich toll, wofür der Heine wohl als Popanz, also als Vorwand, herhalten muss, damit eingebildete Manner/Frauen Geld unters Volk der Dichterlinge verteilen können, ungestraft und ohne Regressforderung, die sonst, nachdem sie sich so in poetische Onanie verquält haben, bald Hungers sterben müssten. (Aber da gibt es immer Regie-Meister, die fürs öffentlich finanzierte Theater diese Stücke aufkaufen.

Es gab früher freiheitlich-demokratische Zeiten, als einzelne Buchhandlungen zum Boykott aufriefen, um dreiste, geistig und politisch verirrte Autoren abzumahnen. (Z.B. gegen Ernst Jünger oder Hans Habe oder Götter-Dänicken...)
Das ist bei dem Bücherramsch, der heute über den Ladentisch gehen muss, wohl nicht mehr zu erwarten.




:
"..


 kropka antwortete am 06.06.06 (09:39):

Er fehlt, wenn Du meinst,
und Peter Handke und mir jetzt die W o r t e...
Weil Deine so achtungslos aggressiv beleidigend
gehässig intolerant negativ verbittert...?
Du nennst dich �Literaturfreund�...
so so...
Ich bin weg.
M f G kropka

Und Heine lebt!

..."
Heinrich Heine ist ein künftiger deutscher Dichter.
"Glück ist eine leichte Dirne", schrieb der Melancholiker,
der gerne spottete und doch so verletzlich blieb.
Er litt oft an seinem deutschen Herz und rettete sich
in seine französische Seele. Dann schrie er hinaus:
"Ich bin ein Wolf geblieben."
Ein Wolf, der in der Wunde der Mitwölfe wühlt, bis heute.
..."
Heinrich Heine - ein künftiger deutscher Dichter
Von SAID
� 2006 Deutschlandradio
https://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/467961/

Leben Sie wohl und hole Sie der Teufel - Heinrich Heines
Biographie in Briefen
https://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/452495/

Zeitlos und zugänglich
Von Enno Stahl
https://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/470793/

Internet-Tipp: https://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/467961/


 Literaturfreund antwortete am 06.06.06 (09:49):

Du klein-komischer Held.
Du kannst kein einziges Arguemnt, kein einziges Zitat widerlegen - musst aber diffamieren - das ist der Kitsch der Kleinbürger, als vermeintliche Kunst.
Was ich hier - zugegeben - zum ersten Mal in einenm negativen Urteil dir Falschspieler gegenüber mir (auch mal) leiste!

Ja, dass du "Heine leben" lassen willst - in diesem Beitrag, den ich angestoßen und bisher verfolgt habe, auch weil ich den Sprachwichser Handke kenne.
Und du musst hier den feisten Morallehrer geben; da kuck ich mir deine anderen Minderleistungen in Poesie nimmer an...

Ich antworte hier auch nimmer. (Äh, nur, wenn du irgendwoher ein, meinewegegen gefälschtes Zitat brächtest, in dem Handke sprachlich oder inhaltich irgendwie sich mit Heine vergleichen könnte.)
(Gehörst du vermeintlich auf diese "Ost-Liste", unter Pseudonym? Die UZ betreibt ja noch immer das Geschäft; von welchem Geld nur...?)


 Marina antwortete am 06.06.06 (21:43):

�Minderleistungen in Poesie�? Werden wir hier nach Leistungen eingestuft? Ich dachte, die Schulzeit hätten wir hinter uns, Schüler wie (hoffentlich auch) Lehrer. :-)

Ein Zitat zum Vergleich mit Heine? Bitte sehr, aber ob es dazu geeignet ist, Handke sprachlich oder inhaltlich irgendwie mit Heine vergleichen zu können, die Beurteilung überlasse ich dem geneigten Leser/der geneigten Leserin:
�Manchmal fühle ich eine tiefe, perverse Sympathie für die faschistische Gewalt, die aus der Verzweiflung kommt, aber nicht für die linke Gewalt, die sich rechtfertigt mit Marxismus oder sonst einer Ideologie. . .
Dem Hitler als Mensch, dem fühle ich mich manchmal sehr nahe, aber ich möchte keine Geschichten über ihn hören, keinen Joachim Fest oder so was, das finde ich verwerflich.�
Aus: André Müller im Gespräch mit Peter Handke. 1993.
Ich denke, das ist ganz aufschlussreich. Ich habe es heute gefunden, als ich den ganzen Nachmittag in der Uni-Bibliothek zugebracht habe, um Handke zu studieren.
Ob ein solches Zitat einen Heine-Preisträger schmücken würde???

Kleiner Dialog in der Uni-Buchhandlung, wo ich auch nach Handke auf die Suche ging:
Ich: Haben Sie das Handke-Buch über seine Reise in Serbien?
Buchhändlerin: Ich glaube nicht, wie hieß das denn noch gleich?
Ich: Im Moment weiß ich nicht mehr genau den Titel, irgend etwas mit �Gerechtigkeit für Serbien�.
Buchh. Guckt nach, findet nicht. �Das gibt es wohl nicht mehr�.
Ich: Aber im Moment ist das doch sicher sehr gefragt.
Buchh.: Nein, der ist sehr umstritten.
Ich: Aber gerade deshalb muss man ihn doch jetzt lesen. Aus einem aktuellen Grund. Damit man sich mal ein Bild machen kann.
Buchh.: Von dem werden aber auch nie Seminare angeboten. Wir haben gar nichts von ihm. Der wird nie gefragt.

In der Uni-Buchhandl. in Düsseldorf wohlgemerkt, wo der Rektor der Uni (ein Mediziner) in der Jury saß und für Handke gestimmt hat.

Ich denke, auch diese Aussagen sind ganz aufschlussreich. Ich selber habe auch noch nie erlebt, dass über Handke an der Uni irgend etwas angeboten wurde an Vorlesungen oder Seminaren oder dass er überhaupt mal erwähnt worden wäre. Das heißt für mich: etwas haben Heine und Handke doch gemeinsam: die mangelnde Anerkennung in der Rezeption. Obwohl man sagen muss, die hat es für Handke mal gegeben. Ist nun leider seit einigen Jahren völlig vorbei.
Und gerade eben lese ich, dass der frühere Rektor der Uni, Gert Kaiser, sich mit dem Dekan der Philosophischen Fakultät, Bernd Witte, beide Heine-Experten, zusammengetan hat in seiner Ablehnung Handkes für den Heine-Preis, ganz schön peinlich für den amtierenden Nachfolger, der, wie erwähnt, in der Jury für Handke gestimmt hat.

Hier ein Link zum Nachlesen von der �Uni-Intrige�:

Internet-Tipp: https://www.wz-newsline.de/sro.php?redid=117888


 Marina antwortete am 06.06.06 (22:03):


Hier noch ein sehr interessanter Spiegel-Artikel:
�Jenseits der Frage, ob Peter Handke den Heine-Preis in diesem Jahr nun noch erhält, ob es Politikern zusteht, sich einer Auszeichnung entgegenzustellen, die eine Jury aus Kultur- und Literaturkritikern zu vergeben hatte, hat sich im Streit um die Verleihung des Heine-Preises klammheimlich auch ein Revisionismus in Sachen Jugoslawien etabliert, der atemberaubend ist: da werden Positionen salonfähig gemacht, weil sie angeblich unkonventionell, unjournalistisch, feinsinnig seien - und dabei wird nichts weiter als ein moralischer Relativismus gepredigt, der sich Kriegsverbrechern anbiedert.�

Weiter lesen!

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,419661,00.html


 Literaturfreund antwortete am 06.06.06 (22:14):

MarinA - Dank für die viele Recherche!
*

Hier Suhrkamp himself:
Suhrkamp über Großsprachhändler Handke: Verweise auf Seiten, wo Handke kritisch behandelt wird, findet dort auf der Verlagsseite dort nicht.
Es nur zwei Zeitungen, die als Link angelegt sind: WELT und FAZ – da hat man die kleine Auswahl derer, die angeblich als Garanten für „offene Wahrheit“ firmieren... - kümmelich und gerecht!

- Früher fand man als Suhrkamp-Freunde und -Förderer alle deutschen Zeitungen und Zeitschriften und wichtige Intellektuellen; heute nur noch Springer-Schrott.

S. URL.:

*

Schon der verstorbene Verlagsleiter Siegfried Unseld hatte sich distanziert von Handke, indem er etwa so formulierte: Er wolle Autoren nicht politisch zensieren.

Internet-Tipp: https://www.suhrkamp.de


 Marina antwortete am 08.06.06 (21:03):

"Sein einziger, mich damals und heute interessierender Titel ist der Bericht über den Suizid seiner Mutter: "Wunschloses Unglück" (1972); den er fortzusetzen versprach (im letzten Satz); was er aber nie leistete.
Er hat sich aus der Wirklichkeit fortbegeben und sich Themen gesucht, die er in einzigartiger Langweiligkeit beatmete. Auch poetologische Einsichten gerieten zu Geschwätzigkeit."
Das hast du geschrieben, Literaturfreund, und ich fand/finde es gerade voll bestätigt. :-)
Ich habe jetzt "Wunschloses Unglück" gelesen und bin fast begeistert, war schon beinah bereit, meine harte Kritik wieder etwas zurückzunehmen, weil ich es schon sehr beeindruckend finde, wie er das Leben seiner Mutter beschreibt, nicht nur beschreibt, sondern versucht, sich in sie hineinzuversetzen, was ihm, glaube ich, auch gelungen ist. Das ist meiner Meinung nach ein kleines Meisterwerk. Ich hatte es schonmal in den 70er Jahren gelesen, aber längst vergessen.
Nun habe ich ein anderes Buch von ihm, "Langsame Heimkehr", angefangen, d. h. eigentlich quer gelesen (vollständig lesen kann ich es beim besten Willen nicht) und verstehe jetzt erst richtig, was Iris Radisch mit "der bewundernswerte Sänger der Karstwinde" (s.o.) meinte. Da werden sie beschrieben, die Karstwinde, und nicht zu knapp. :-) Das Buch ist wirklich unerträglich mystizistisch, aufgeblassen, aufgequollen-verquast,voller Pathos und insgesamt schrecklich langweilig; ach wäre er doch bei seiner einfachen Sprache und Darstellung von "Wunschloses Unglück" geblieben, dann wäre er ein wirklich guter Schriftsteller. :-(
Vielleicht nehme ich mir trotzdem noch etwas anderes von ihm vor, ich möchte doch jetzt einen besseren Überblick über seine Schreibe haben. Vielleicht findet sich ja doch noch ein anderes Kleinod wie "Wunschloses Unglück"? Man soll die Hoffnung nie aufgeben. :-)


 Marina antwortete am 08.06.06 (21:23):

Handke verzichtet auf den Heine-Preis. Gerade gelesen. Ich habe mir genau das gedacht. Dass er, selbst wenn er ihn doch noch bekommen würde, darauf verzichtet nach allem, was passiert ist. Nun hat er es vorher getan, das enthebt den Stadtrat weiterer Peinlichkeiten.
Hier der Bericht mit dem Wortlaut seines Briefes an den Oberbürgermeister

Internet-Tipp: https://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=k&ressort=k&id=563961


 Literaturfreund antwortete am 08.06.06 (21:25):

Wer in der Diskussion noch weiter am handkischen "un-runden" Ball bleiben will, vgl. Greiners Aufsatz, heute in der ZEIT: s. URL.
*

Ich werde hier in einigen Beiträgen in Erinnerung rufen, was Dichter über Heine geschrieben haben:

Georg Herwegh: Heinrich Heine

Deine Schuhe drücken dich,
Und du schaust nachhöheren Sternen,
Schauest höher noch, als ich,
in die nebelgrausten Fernen.

Und du sprichst: �Mein Auge hingt
Nicht mehr an der Erde Brüsten,
Höher als die Milchstraß' drängt
Mich ein heimatlich Gelüsten.

Von dem Meere stammt sie her,
Und das Meer hat viele Klippen;
Bitter, bitter wie das Meer
Schmecken Aphrodites Lippen.

Hab' die Erdenschönheit satt.
Auch die Frau im Marmelsteine,
Ach! die keine Arme hat,
Mir zu helfen!� - Lieber Heine,

Sing und stirb! Unsterblich wacht
Doch die arme Dichterseele;
Mitten durch die Todesnacht
Schluchzt ihr Lied die Philomele,

Sing und stirb! und fluche nicht
Dieser Erde Rosenlauben!
Teurer Dichter, suche nicht
Trost in einem Seehundsglauben!

Sing und stirb! Wir sorgen schon.
Daß kein Atta Troll dir schade;
Schwebe hin, Anakreon,
Zu der Seligen Gestade!

Rasch vorbei am Höllensumpf!
Hör' nicht das Koax! und trage
Deine Lieder im Triumph
In des Pluto Dichterwage!

Grüß' den Aristophanes
Dort auf Asphodeloswiesen;
Ich hier oben will indes
Deinen Lorbeer fromm begießen.
*
"Asphodelos":
Blumenpracht der Unterwelt; schon bei Homer, auch in Goethes "Faust". Blume der Totengötter, im Mittelmeerraum wachsend.
*

Ein Prachtblüte:
https://free.pages.at/subrosa/asphodelus2.jpg

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2006/24/Handke_Grn__xml


 Literaturfreund antwortete am 08.06.06 (21:31):

Wie und warum Heine lebt, davon schreiben viele Autoren:

PETER HÄRTLING
Heine

1
Diese gestochenen Metren,
die herb
werden durch Einbrüche
von Sarkasmus
und Hohn,
den jene fürchteten,
die sich eingerichtet hatten
in einer Wirklichkeit,
die er
bestritt.

2
Marx,
den er nicht ohne
Einwürfe schätzte,
hatte die Entfernung
nicht begreifen können,
der Hochmut, der ihn
sagen ließ,
diesen
Heine,
es sei ein Irrtum, man
könne sich nicht mit dem
gemeinen Volk gemein machen.
Denn man spreche dessen
Sprache nicht und dessen
Gestank sei unerträglich.
Also müsse man versuchen, es
zu bilden, aber -

3
Nachdem er
Weitling in einer
Hamburger Buchhandlung
getroffen hatte,
den Revolutionär,
den Schneider, der
schrieb Das Evangelium des armen Sünders,
berichtete er in den Geständnissen,
mokiert über den mangelnden Anstand
des Gesellen,
daß er sich lümmelte,
daß er die Knöchel sich
ständig rieb, ungeniert.
Befragt, weshalb er
sich derart benehme,
antwortete Weitling,
dort hätten ihn im
Kerker die Ketten gedrückt -
�Ja, ich gestehe,
ich wich
einige Schritte zurück,
als der Schneider solchermaßen
mit seiner widerwärtigen
Familiarität
von den Ketten sprach�,
denn es war,
was ihn bestürzte,
nicht mehr die Rede
von metaphorischen Ketten.
So wehrte er sich
gegen die Realitäten,
die er beschrieb.

4
Die Wirkungen - anders
als er sie erwartet hätte:
noch trivialer, erbärmlicher.
Ein Jud und
zu gescheit, gescheiter als
selbst ein Jud sein dürft.
Doch ein paar Lieder,
Musik für Intellektuelle
(mit Gefühl),
das Wintermärchen,
die Harzreise
und vieles aus der
Prosa, trockener denn je.

5.
Sie sagen, er
habe sich fein gemacht
für eine Nachwelt, die
nicht mehr liest.
Was sie als Dünkel
verstehn, ist das genau
geschriebene Wissen,
seine melancholische
Erfahrung, daß
Rebellionen vergessen,
was geschrieben wurde.

6
Vorläufig zurückgewiesen
wegen Beleidigung
des Vaterlands.

Ein Intellektueller.
Ein Verräter.
Ein Französling.
Ein Weiberheld.
Ein Kommunist.
Ein Journalist!.
Ein Jud obendrein.

Und welche Wahrheiten
sind gut
fürs Vaterland?
*

URL.: Heines Grab in Paris:

Internet-Tipp: https://techunix.technion.ac.il/~davb/images/Travel/France/ParisHeinesGrave.jpg


 Literaturfreund antwortete am 08.06.06 (21:33):

PETER RÜHMKORF
Heinrich Heine-Gedenklied

Ting-tang-Tellerlein,
durch Schaden wird man schlau;
ich bin der Sohn des Huckebein
und Leda, seiner Frau.

Ich bin der Kohl- und bin der Kolk-,
der Rabe, schwarz wie Priem:
Ich liebe das gemeine Volk
und halte mich fern von ihm.

Hier hat der Himmel keine Freud,
die Freude hat kein Licht,
das Licht ist dreimal durchgeseiht,
eh man's veröffentlicht.

Was schafft ein einziges Vaterland
nur soviel Dunkelheit?!
Ich hüt mein' Kopf mit Denkproviant
für noch viel schlimmere Zeit.

Und geb mich wie ihr alle glaubt
auf dem Papier -:
als trüg ein aufgeklärtes
Haupt sich leichter hier.
*
Heines Totenmaske:
https://libweb.princeton.edu/libraries/firestone/rbsc/aids/C0770/ex4372.jpg


Ein letztes (?) Beispiel für Heine-Verehrungs-Poesie:

PETER HACKS
Der Heine auf dem Weinbergsweg

Der Heine auf dem Weinbergsweg
Hat einen goldnen Zeh
Und einen goldnen Daumen.
Der Zeh tut ihm nicht weh.

Die Kinder, wenn sie steigen
Aufs Knie dem Dichtersmann,
Fassen sie erst die Zehe
Und dann den Daumen an.

O deutsches Volk, erobere
Dir deiner Meister Knie.
Dann wetzt du ab die Patina
Vom Gold der Poesie.

**
Ich kenne keinen Autoren, der solche Gedichte auf Handke schreibt. (- Und Schnorrer-Poesie sammle ich nicht.)


 Marina antwortete am 08.06.06 (21:39):

Danke für die Gedichte, bin begeistert. Ich mag Heine sowieso immer mehr. Und dann auch noch Rühmkorf und Hacks. Super! :-)


 Literaturfreund antwortete am 08.06.06 (22:24):

Etwas gedämpfter, etwas idealistischer als andere Heine-Verehrer...:

HUGO VON HOFMANNSTHAL:

Zu Heinrich Heines Gedächtnis

Zerrissnen Tones, überlauter Rede
Verfänglich Blendwerk muß vergessen sein:
Allein den bunten schmerzverzognen Lippen
Entrollte, unverweslicher als Perlen
Und leuchtender, zuweilen ein Gebild:
Das traget am lebendigen Leib,
und nie verliert es seinen innern feuchtem Glanz.

(H. v.H.: Gedichte und lyrische Dramen. 1946)
*

Der junge Heine, aber übersetzen kann ich den Text nicht..:
URl.:

Internet-Tipp: https://members.screenz.com/bennypostcards/heine.jpg


 Enigma antwortete am 09.06.06 (11:03):

Und ob Heine lebt!
Mir raucht schon der Kopf vom Lesen hier und Spurensuche andernorts. Aber noch raucht er gerne, der Kopf....:-)

@Literaturfreund
Vielen Dank fürdie schönen poetischen Würdigungen des Dichters Heine durch einige Dichterkollegen.

@Marina
�Danke für die Gedichte, bin begeistert. Ich mag Heine sowieso immer mehr. Und dann auch noch Rühmkorf und Hacks. Super! �

Deiner Begeisterung kann ich mich vorbehaltlos anschließen.

Ich mochte HH zwar immer schon, aber die Wertschätzung wächst, um so mehr ich von ihm erfahre.
Besonders beeindruckt mich, wie er mit den langen Jahren seiner Krankheit umgegangen ist. Neben dem - allzu verständlichen - Unglücklichsein, der Rebellion, der Trauer kommt da oft auch wieder seine bekannte Spottsucht zum Vorschein, die Ironie, die zur Selbstironie wird. Er verspottet sich selbst auch, nicht nur andere, wie Gedichte aus seiner �Matrazengruft� (wie er ebenfalls ironisch sein Krankenlager nannte) zeigen.
Eines sei hier beispielhaft eingestellt:

Die Söhne des Glückes beneid ich nicht
Text by Heinrich Heine (1797-1856)

Die Söhne des Glückes beneid ich nicht
Ob ihrem Leben, beneiden
Will ich sie nur ob ihrem Tod,
Dem schmerzlos raschen Verscheiden.
Im Prachtgewand, das Haupt bekränzt,
Und Lachen auf der Lippe,
Sitzen sie froh beim Lebensbankett -
Da trifft sie jählings die Hippe.
Im Festkleid und mit Rosen geschmückt,
Die noch wie lebend blühten,
Gelangen in das Schattenreich
Fortunas Favoriten.
Nie hatte Siechtum sie entstellt,
Sind Tote von guter Miene,
Und huldreich empfängt sie an ihrem Hof
Zarewna Proserpine.
Wie sehr muß ich beneiden ihr Los!
Schon sieben Jahre mit herben,
Qualvollen Gebresten wälz ich mich
Am Boden, und kann nicht sterben!
O Gott, verkürze meine Qual,
Damit man mich bald begrabe;
Du weißt ja, daß ich kein Talent
Zum Martyrtume habe.
Ob deiner Inkonsequenz, o Herr,
Erlaube, daß ich staune:
Du schufest den fröhlichsten Dichter, und raubst
Ihm jetzt seine gute Laune.
Der Schmerz verdampft den heitern Sinn
Und macht mich melancholisch;
Nimmt nicht der traurige Spaß ein End',
So werd ich am Ende katholisch.
Ich heule dir dann die Ohren voll,
Wie andre gute Christen -
O Miserere! Verloren geht
Der beste der Humoristen!

Andere kann man lesen unter: she. Internet-Tipp!
Fortsetzung !

Internet-Tipp: https://www.heinrich-heine.net/haupt.htm


 Enigma antwortete am 09.06.06 (11:51):

Fortsetzung!

Eine weitere Würdigung hat Heinrich Heine erfahren durch Robert Gernhardt. Es gibt einige Parallelen zwischen den beiden �Spöttern�, abgesehen davon, dass sie beide offenbar am 13. Dezember geboren sind.

Gernhardt hat 2004 den Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf erhalten.

Außerdem lehrte er an der Heinrich-Heine-Universität als Gastprofessor.

Weiterhin hat er einen Band zu Heinrich Heine herausgegeben (obwohl er sich offenbar erst zu einem späteren Zeitpunkt in seinem Leben besonders intensiv mit Heine befasst hat).
Und Gedichte zu Heine gibt es auch von ihm, z.B. dies:


"Vorsatz"
Gen Italien will ich reisen,
um im Schatten der Zypressen
deutscher Nebel deutscher Händel
deutscher Knödel zu vergessen.
In dem Herzen der Toskana
will vom Deutschtum ich genesen
und um meinen Sinn zu festgen
werde ich Heinrich Heine lesen.

Ein Interwiev mit ihm ist m..E. auch lesenswert:

https://www.wdr.de/themen/kultur/literatur/heine_heinrich/gernhardt_interview.jhtml

Und auch Gernhardt hat während einer Krankheit (Herzinfarkt) nicht aufgehört, sich weiter literarisch zu betätigen und vielleicht gerade dadurch diese Krankheit bewältigt?



Sein Buch heißt:
Robert Gernhardt entdeckt Heinrich Heine
Lyrik im Europa Verlag
Verlag she. Internet-Tipp!


Internet-Tipp: https://www.europaverlag.de/index.php?id=103&tt_products=2877


 Enigma antwortete am 09.06.06 (12:40):

Jetzt habe ich noch einen Link gesucht zu einer Sendung im hrfernsehen:
Zum 150. Todestag von Heinrich Heine

Gedichte von und über den Dichter gelesen von Marcel Reich-Ranicki und Robert Gernhardt

......
Robert Gernhardt trägt ein Gedicht vor:

�Sag uns was zu Reich-Ranitzki,
Zum Biermann, zum Raddatz-Fritz,
Zum Rühmkorf. Zum Schreiber der Zeilen,
Zu allen, die deinen Witz

Aus sicherer Entfernung verehren �
Tritt ihnen nur einmal zu nah:
Und statt des heiligen Heine
Wär wieder der höllische da.�
........

Der Internet-Tipp ist so lang, dass ich einen kurzlink produzieren muss. Na, wenn das mal klappt! :-))

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/tykfvyHy1


 Marina antwortete am 09.06.06 (21:25):

Ihr seid aber fleißig, weiter so! :-)
Ja der Gernhardt, der war ein würdiger Heine-Preisträger. Er verfügt gleichermaßen über "Scherz, Satire und Ironie" wie Heine, und dabei fällt mir ein, wer ebenso darüber verfügt, und ich wundere mich, warum er noch nicht dafür vorgeschlagen wurde: Peter Rühmkorf (s.o.). Wie konnte man den eigentlich bisher übersehen? Er wäre wirklich der ideale Kandidat nach Gernhardt, und ich könnte mir vorstellen, dass es nicht allzu viele Proteste gegen ihn geben würde. Warum fragt uns eigentlich keiner? Wir würden denen schon auf die Spünge helfen. :-)
Na ja, wer weiß, ob es überhaupt nochmal einen solchen Preis gibt nach dem Debakel. Und der OB Erwin schleimt sich jetzt bei Handke mit einem Brief ein, dass man sich nur wundern muss, denn ich bin mir sicher, dass es ihm nur um die PR-Vermarktung des Namens ging. Wenn das der Handke wüsste. Dann würde er bestimmt nicht so außerordentlich liebenswürdig und geschmeichelt-höflich antworten. :-) Beide Briefe s. unten.
Entschuldige Enigma, ich weiß, dass Du nur deshalb wieder in diesen thread zurückgefunden hast, weil das Lästern etwas nachließ. Das musste aber gerade noch sein, dann bin ich wieder ganz lieb. :-) Obwohl ich es nicht ein für allemal versprechen will, würe mir auf Dauer vielleicht doch zu langweilig. :-)

Internet-Tipp: https://www.duesseldorf.de/top/thema010/kultur/beitraege/heinepreis/briefwechsel.pdf


 Literaturfreund antwortete am 09.06.06 (21:53):

Nicht ganz unpassend zu dem Handke-Brief für den Nimmerleinstag habe ich diese Vorlage gegooglet.
Meister Erwins Antwort ist dabei aber noch nicht erfasst.

S. URl.:

*
Aber meine nächsten Texte sollen sich nur noch auf Heine beziehen.

Internet-Tipp: https://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/314079


 Literaturfreund antwortete am 09.06.06 (22:19):

Heine-Widmungsgedichte, von bekannten Parodisten:

FRIEDRICH TORBERG
Heine

Das war eine große Verwirrung,
Das war des Neuen zu viel:
Satire, Chansons, Polemik,
Und heimliche Tränen und Stil...

Heut weiß man, daß! du der Dichter
Des �Buchs der Lieder� bist.
Im Zweifelsfalle entscheiden
Die Deutschen sich stets für den Mist.

Aus Torbergs Sammlung: P.P.P: - Pamphlete, Parodien, Post Scripta. 1964.
*
Torberg braucht man zwar nicht vorzustellen, aber es sei verweisen auf diese URL.:

Internet-Tipp: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Torberg#Werke


 Literaturfreund antwortete am 09.06.06 (22:20):

HANNS VON GTUMPPENBERG: Ballade

Das ist der alte, traurige Traum,
Wir sitzen unten der Linde,
Dein kahles Köpfchen faßt es kaum,
Daß ich so hold! dich finde.

Und leise seufzt dein wurmiger Mund:
Ich bin doch schon angemodert -
O sage mir, warum jetzund
Dein krankes Herz noch lodert?

Es haben vom meinen Wangen bereits
Zwei hungrige Ratten gefressen:
Und du, du willst mich deinerseits
Noch immer nicht vergessen?

O sag mir, bleicher Heinerich,
Ich bin doch im Grab gelegen,
Und doch noch immer liebst du mich –
Ich frage dich: weswegen?

Und ich entgegne dir gequält:
Mir fehlen zum Buch der Lieder
Noch sieben Nummern wohlgezählt –
Drum lieb ich dich schon wieder.

Von Gumppenberg ist nicht mehr so bekannt wie zu seiner Lebenszeit (1866 – 1928)
Näheres:

Internet-Tipp: https://www.litlinks.it/g/gumppenberg.htm


 Literaturfreund antwortete am 09.06.06 (22:27):

W. F. RÜBBELKEN:
Schönschwatzer


Die Mitternacht zog näher schon.
Die Gattin war zur Kur davon.

Die Freundin, üppig, wohlgebaut,
Liegt nun im Ehbett, unvertraut.

Sie locket leis mit sündigem Mund
Und tut ihm alle Reize kund.

Des Mannes Wangen schwitzten Glut.
Mein Gott, das Weib da macht ihm Mut!

Und geitlings reißt der Mut ihm fort,
Und er lästert die Gattin mit treulosem Wort.

Wirbelt die Lenden und lüstert geil.
Es wird ihm so manches Küßchen zuteil.

Er reißt sie an sich im selben Moment:
�Mit Worten bin ich noch immer potent.

Die Gattin nenn ich ein dummes Huhn.
Ich bin der Hahn, und so ward ich tun!�

Nach diesem Wort voll praller Kraft,
Fühlt er sich merklich abgeschafft.

Die Hände der Freundin irren umher:
�Ach Heinrich, wo bist du, ich find dich nicht mehr!�

Und sieh und sieh die Lichter- entbrannt,
Die Gattin da, sie lacht sich zuschand.

�O liebste Freundin, wie hab ich verrucht
Es wirklich mit allen Mitteln versucht.

Doch Heinrich hat seit urlanger Nacht
Kein einziges Mal es fertiggebracht.�

(Gut, die Originalballade kann man erkennen... - Es ist aber keine ganz stilsichere Parodie… - Aus: W.F.R.: Nörgeleien eines westfälischen Querulanten. 1985.

Hinter diesem Pseudonym steckt der Lehrer und Literatur-Professor Winfried Freund.)

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/n37UNTiiV


 Enigma antwortete am 10.06.06 (08:02):

Hallo Marina,
Lästern alleine vertreibt mich nicht! Es kommt immer darauf an, wie das �Lästern� ausfällt.:-))
Das von Heine hätte mich damals köstlich amüsiert und tut es auch noch heute.
Aber wenn �das Thema an sich� interessant ist und etwas hergibt, wird es mir auch ohne Lästern oft nicht langweilig!

@Literaturfreund
Ja, Torberg und Gumppenberg sind auch mir bekannte Namen.
Aber W.F. Rübbelken (alias Winfried Freund)war mir völlig unbekannt. Da haben die persönlichen Daten über ihn und die (aus Deiner Sicht nicht ganz stilsichere) Parodie den weißen Fleck bei mir schon etwas ausgefüllt.
Und Stephania Sana und ihr Handke-Briefchen habe ich auch gestern erst kennengelernt.;-))

Aber jetzt ein kleiner Beitrag von mir, wie Nietzsche über Heine gedacht hat:

Friedrich Nietzsche

�Über Heinrich Heine

Den höchsten Begriff vom Lyriker hat mir Heinrich Heine gegeben. Ich suche umsonst in allen Reichen der Jahrtausende nach einer gleich süssen und leidenschaftlichen Musik. Er besass jene göttliche Bosheit, ohne die ich mir das Vollkommene nicht zu denken vermag, � ich schätze den Werth von Menschen, von Rassen, darnach ab, wie nothwendig sie den Gott nicht abgetrennt vom Satyr verstehen wissen. � Und wie er das Deutsche handhabt!�
Ecce Homo, 1888

PS
Vielleicht meinen wir ja auch nicht das Lästern, sondern diese göttliche Bosheit? Was meinst Du, Marina?

Ich bin sehr gespannt, was wir noch alles über Heine erfahren werden....
Ich bin noch jedenfalls noch einer Sache aus seinem Leben auf der Spur, die mich interessiert....

Internet-Tipp: https://www.fh-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/19Jh/Heine/hei_niet.html


 Literaturfreund antwortete am 10.06.06 (18:18):

H.H. - als Freimaurer.

Wer das zu was wissen will, URL.:

Internet-Tipp: https://www.heinrich-heine-denkmal.de/heine-forum.shtml


 Marina antwortete am 11.06.06 (10:46):

Ihr habt wirklich sehr interessante Sachen eingestellt, vielen Dank. Auch das mit Heine als Freimaurer wusste ich nicht, die Seite muss ich mir sowieso mal genauer ansehen. Und "göttliche Bosheit" finde ich wunderbar. Wenn man nur immer so genau wüsste, wann es sich um göttliche und wann um teufliche Bosheit handelt. Da muss wohl die Intuition her, und bei Heine sagt mir diese, dass Nietzsche Recht hat. :-) Ob es bei uns auch immer so ist, wage ich zu bezweifeln.:-)

Dämmernd liegt der Sommerabend
Über Wald und grünen Wiesen;
Goldner Mond im blauen Himmel
Strahlt herunter, duftig labend.

An dem Bache zirpt die Grille,
Und es regt sich in dem Wasser,
Und der Wandrer hört ein Plätschern
Und ein Atmen in der Stille.

Dorten, an dem Bach alleine,
Badet sich die schöne Elfe;
Arm und Nacken, weiß und lieblich,
Schimmern in dem Mondenscheine.

Aus: Heinrich Heine, Buch der Lieder


 Enigma antwortete am 11.06.06 (13:53):

...zweifle nicht, Marina, sondern (ver-)traue Deiner Intuition, die Dir sagen wird, dass auch unsere Bosheit, wenn überhaupt vorhanden, sicher nicht die des Teufels ist.:-))

Aber erzählen* wollte ich noch von Heines letzter Liebe, zu der �Mouche�, wie er sie nannte. Diese eigenartige, aber sehr intensive Beziehung dauerte die letzten Monate seines Lebens bis zu seinem Ende.

Die Frau, der er so kurz vor seinem Tode begegnete, hieß Elise Krinitz und war als Pianistin bereits öffentlich aufgetreten, erstaunlicherweise, denn sie selbst hat sich offenbar als unmusikalisch bezeichnet.
Ihre Zielvorstellung war jedoch auch eine anderen Karriere. Sie wollte in Paris als Publizistin arbeiten, intellektuell anerkannt sein, etwas gelten.
Nach einer Bekanntschaft mit dem deutschen Publizisten Alfred Meißner (1847), die allerdings an dessen mangelndem Interesse an einer weitergehenden Beziehung scheiterte, lernte sie 1855 Heinrich Heine kennen.
Das war der Beginn dieser irgendwie symbiotischen Beziehung.

Während für Heine die Erotik bei dieser Begegnung eine große Rolle spielte und ihn eine letzte, intensive Beziehung erleben ließ mit der �letzten Blume meines larmoyanten Herbstes�, wollte sie wohl eher das Bild einer geistigen Verbundenheit zwischen zwei Seelenverwandten vermitteln.
Unbestritten ist wohl, dass sich eine intensive emotionale Beziehung entwickelte.
Vor allem Heine, durch seine fortgeschrittene Krankheit ans Bett gefesselt, forcierte die Besuche der fast 30 Jahre jüngeren Frau sofort nach dem Kennenlernen und schrieb ihr Briefchen:

�Sehr liebenswürdige und charmante Person!
Ich bedauere es sehr, daß ich Sie letzthin nur wenige Augenblicke sehen konnte. Sie haben einen äußerst vortheilhaften Eindruck hinterlassen und ich sehne mich nach dem Vergnügen, Sie recht bald wiederzusehen.-
(...) Ich weiß nicht, warum Ihre liebenswürdige Theilnahme mir so wohl thut, und ich abergläubischer Mensch mir einbilden will, eine gute Fee besuche mich in trüber Stunde. Sie war die rechte Stunde. - Oder sind Sie eine böse Fee? Ich muß das bald wissen.
Ihr
Heinrich Heine�

Beklagt wurde von Heine, dass er körperlich diese Liebe nicht ausleben konnte. Doch das erlaubte sein Gesundheitszustand nicht mehr, wie auch dieses Gedicht zeigt:

Wahrhaftig, wir beide bilden
Ein kurioses Paar,
Die Liebste ist schwach auf den Beinen,
Der Liebhaber lahm sogar.

Sie ist ein leidendes Kätzchen,
Und er ist krank wie ein Hund,
Ich glaube, im Kopfe sind beide
nicht sonderlich gesund.

Vertraut sind ihre Seelen,
Doch jedem von beiden bleibt fremd
Was bei dem andern befindlich
Wohl zwischen Seel und Hemd.

Sie sei eine Lotosblume,
Bildet die Liebste sich ein;
Doch er, der blasse Geselle.
Vermeint der Mond zu sein.

Die Lotosblume erschließet
Ihr Kelchlein im Mondenlicht,
Doch statt des befruchteten Lebens


Empfängt sie nur ein Gedicht.
Heinrich Heine

Und da ist sie auch wieder, die Selbstironie, auch in hoffnungsloser Situation!

Das alles liest sich spannend wie ein Roman und überhaupt nicht �verstaubt�.
Es hat mir Lust gemacht, den ganzen Briefwechsel kennenzulernen.

Elise Krinitz starb übrigens 40 Jahre nach Heines Tod im Alter von 71 Jahren.

She. Internet-Tipp! *die Informationen sind weitgehend dieser Literaturkritik entnommen.

PS
Das alles habe ich eben auf dem Balkon gelesen, wohin ich bei dem schönen Wetter nun zurückkehre. :-)

Internet-Tipp: https://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=9127&ausgabe=200602


 Marina antwortete am 12.06.06 (18:57):

Enigma, das ist alles furchtbar interessant, danke. Ich habe aber keine Zeit mehr, schreibe morgen wieder etwas. :-)


 Enigma antwortete am 13.06.06 (08:33):

... ja, gerne Marina.

Noch zum Thema: "Heine und seine Frauen":

Eine Verehrerin soll - in großer Bewunderung für Heine - folgendes für ihn gedichtet haben:

"Es schluchzt meine Seele, sie jauchzt und sie weint,
Sie war heute nacht mit der Deinen vereint;
Sie hielt Dich umschlungen so innig und fest,
Du hast sie an Deine mit Inbrunst gepresst.
Du hast sie befruchtet, Du hast sie beglückt,
Sie schauert und bebt noch, doch ist sie erquickt.
O könnten nach Monden aus ihr noch erblüh'n
so wonnige Lieder, wie Dir einst gedieh'n!-
Wie würde sie hegen, die Du ihr geschenkt,
Die Kinder, die Du, Deine Seele getränkt."

Wer sie war?
Sicher wißt Ihr es schon...
Jedenfalls eine gesellschaftlich außerordentlich hochstehende und blaublütige Dame - she. Internet-Tipp!



Internet-Tipp: https://www.sisi-net.de/bio/vita_11.htm


 Enigma antwortete am 13.06.06 (08:52):

kleine Korrektur:

...zum Thema: "Heine und DIE Frauen" (nicht: "seine")... :-)


 Marina antwortete am 13.06.06 (18:23):

Oh welch liebreizende Worte. Welch wonniglich triefender Kitsch! :-)

Jetzt kommt das Kontrastprogramm (ob die Dame Heine wohl verstanden hat?). Ich finde nämlich, dass es an der Zeit ist, endlich einen von Heines satirischen Texten vorzustellen. Schließlich hat er damit seinen Ruhm als Zeitkritiker begründet: mit den "Reisebildern", die zu seiner Zeit ein �Knüller� waren. Im ersten Teil dieser fragmentarischen Reisebeschreibungen, der �Harzreise� (1926) nimmt er die Stadt Göttingen aufs Korn und liefert damit eine wunderbare gesellschaftskritische Satire ab, in der u. a. die Philister, die Selbstgefälligkeit der Professorenzunft und die damalige Systematisierungswut des Wissenschaftsbetriebs aufs Korn genommen werden.

Hier ein Auszug, der mir großen Spaß macht, ich hoffe, euch auch:

Die Stadt Göttingen, berühmt durch ihre Würste und Universität gehört dem Könige von Hannover und enthält 999 Feuerstellen, diverse Kirchen, eine Entbindungsanstalt, eine Sternwarte, einen Karzer, eine Bibliothek und einen Ratskeller, wo das Bier sehr gut ist. Dervorbeifließende Bach heißt �die Leine� und dient des Sommers zum Baden; das Wasser ist sehr kalt und an einigen Orten so breit, daß Lüder wirklich einen großen Anlauf nehmen mußte, als er hinübersprang. Die Stadt selbst ist schön und gefällt einem am besten, wenn man sie mit dem Rücken ansieht. Sie muß schon sehr lange stehen; denn ich erinnere mich,als ich vor fünf Jahren dort immatrikuliert und bald darauf konsiliiert wurde, hatte sie schon dasselbe graue, altkluge Ansehen und war schon vollständig eingerichtet mit Schnurren, Pu-deln, Dissertationen, Teedansants, Wäscherinnen, Kompendien, Taubenbraten, Guelfenorden, Promotionskutschen, Pfeifenköpfen, Hofräten, Justizräten, Relegationsräten, Profaxen und anderen Faxen. Einige behaupten sogar, die Stadt sei zur Zeit der Völkerwanderung erbaut worden, jeder deutsche Stamm habe damals ein ungebundenes Exemplar seiner Mitglieder darin zurückgelassen, und davon stammten all die Vandalen, Friesen, Schwaben, Teutonen, Sachsen, Thüringer usw., die noch heutzutage in Göttingen, hordenweis und geschieden durch Farben der Mützen und der Pfeifenquäste, über die Weenderstraße einherziehen, auf den blutigen Walstätten der Rasenmühle, des Ritschenkrugs und Bovdens sich ewig untereinan-der herumschlagen, in Sitten und Gebräuchen noch immer wie zur Zeit der Völkerwanderung dahinleben und teils durch ihre Duces, welche Haupthähne heißen, teils durch ihr uraltes Gesetzbuch, welches Komment heißt und in den legibus barbarorum eine Stelle verdient, regiert werden.
Im allgemeinen werden die Bewohner Göttingens eingeteilt in Studenten, Professoren, Philister und Vieh, welche vier Stände doch nichts weniger als streng geschieden sind. Der Viehstand ist der bedeutendste. Die Namen aller Studenten und aller ordentlichen und unordentlichen Professoren hier herzuzählen, wäre zu weitläuftig; auch sind mir in diesem Augenblick nicht alle Studentennamen im Gedächtnisse, und unter den Professoren sind manche, die noch gar keinen Namen haben. Die Zahl der Göttinger Philister muß sehr groß sein, wie Sand, oder besser gesagt, wie Kot am Meer; wahrlich, wenn ich sie des Morgens, mit ihren schmutzigen Gesichtern und weißen Rechnungen, vor den Pforten des akademischen Gerichtes aufgepflanzt sah, so mochte ich kaum begreifen, wie Gott nur soviel Lumpenpack erschaffen konnte.


 Marina antwortete am 13.06.06 (18:24):

Fortsetzung

Ausführlicheres über die Stadt Göttingen läßt sich sehr bequem nachlesen in der Topographie derselben von K. F. H. Marx. Obzwar ich gegen den Verfasser, der mein Arzt war und mir viel Liebes erzeigte, die heiligsten Verpflichtungen hege, so kann ich doch sein Werk nicht unbedingt empfehlen, und ich muß tadeln, daß er jener falschen Meinung, als hätten die Göttingerinnen allzu große Füße, nicht streng genug widerspricht. Ja, ich habe mich sogar seit Jahr und Tag mit einer ernsten Widerlegung dieser Meinung beschäftigt, ich habe deshalb vergleichende Anatomie gehört, die seltensten Werke auf der Bibliothek exzerpiert, auf der Weenderstraße stundenlang die Füße der vorübergehenden Damen studiert, und in der grundgelehrten Abhandlung, so die Resultate dieser Studien enthalten wird, spreche ich 1. von den Füßen überhaupt, 2. von den Füßen bei den Alten, 3. von den Füßen der Elefanten, 4. von den Füßen der Göttingerinnen, 5. stelle ich alles zusammen, was über diese Füße auf Ullrichs Garten schon gesagt worden, 6. betrachte ich diese Füße in ihrem Zusammenhang und verbreite mich bei dieser Gelegenheit auch über Waden, Knie usw., und endlich 7., wenn ich nur so großes Papier auftreiben kann, füge ich noch hinzu einige Kupfertafeln mit dem Faksimile göttingischer Damenfüße.


 Marina antwortete am 13.06.06 (18:50):

Die Jahreszahl oben sollte natürlich 1826, nicht 1926 sein, Entschuldigung. :-)


 Literaturfreund antwortete am 13.06.06 (19:01):

Robert Gernhardt hat viel Auskunft über Heine - oder Biermann - oder Reich-Ranicki odr Raddatz gegeben; alle seien Heine-Fans, sich untereinander aber wahrlich nicht grün.

Handke hatte er damals, am 11. Februar 2006, natürlich nicht auf der Rechnung - und dass der den Heine-Preis hätte kriegen können - da hätte Gernhardt wohl die Ehrung zurückgeben, wenn er sich das hononormäßig leisten könnte.
Aber von den früheren Heine-Preisträgern hat wohl keiner protestiert....?

Das überlassen sie da doch H. H. selbst...?

... Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
dass Handke ihn noch verschlingt.
Er sei doch der Stein der Weisen,
der petrinisch die Lore in Dummdorf besingt.

[Okay, müsste jetzt im Konjunktiv so lauten: "... besänge... - gereimt auf "... verschlänge".)

Internet-Tipp: https://www.welt.de/data/2006/02/11/843850.html


 Literaturfreund antwortete am 13.06.06 (19:04):

Dank für die vielen Anregungen, beosnder das Sissi-Gedicht!!
*
Hier aber eine wirkliche Suchaufgabe.
(Hat mir ein Kollege zugesteckt...!)
Von wem ist diese Scherzerinnerung...?
Bei Gernhardt hab ich's nicht gefunden. - Hat jemand eine bessere Sammlung?
*

Zögern
Oder:
Schlechte Erinnerungen an Schulzeiten

Ich weiß nicht, was soll das bedeuten,
Daß ich so unschlüssig bin.
Ein Urteil aus Urschülerzeiten,
Das will mir nicht aus dem Sinn.

�Der Heine? Ein Blender, kein Dichter.
Ein Journalist, kein Poet.
Nie schluchzt er, nie singt er, stets spricht er.
Ein Feuerwerk. Kein Komet.�

Der Heine scheint's nicht zu bringen,
Hat sich da der Schüler gesagt.
Das hat mit seinem Singen
Der Studienrat Kraus gemacht.


 Literaturfreund antwortete am 13.06.06 (19:25):

Das aber ist ein Original-Gernhardt:

Robert Gernhardt:
Er beginnt die Lektüre

Ein Buch zu öffnen, meint auch zu verreisen.
Heißt mehr noch: sich auf Neuland vorzuwagen.
Ob seine Worte brechen oder tragen,
Muß sich beim Lesen Satz für Satz erweisen.

Der Heine trug sogleich. Wie man das Eisen
Durch kunstvolle Chemie in Stahl verwandelt,
Hat er das Wort gestählt, das, so behandelt,
Imstand ist, jeden Diensts sich zu befleißen,

Den ihm der Dichter abverlangt. Und Heine
Verlangte viel. Der Kranz seiner Sonette;
Dem er den Titel �Fresko� gab, alleine

Würd', wenn er andres nicht geschrieben hätte,
Genügen, seinen Namen zu bewahren:
So jung und schon so leid- und kunsterfahren!

(Aus: Lichte Gedichte.)


 Enigma antwortete am 14.06.06 (07:56):

Hallo Marina,

ja, für unseren Zeitgeschmack (heute äußern wir persönliche Gefühle ja eher unter- als übertrieben) klingt das sicher kitschig oder schwülstig, was �Sisi� da geschrieben hat.
Es hat vielleicht aber auch mit ihrem persönlichen Schicksal und damit zu tun, dass sie in der �kaiserlichen Rolle� eigentlich keine Identität fand und sich umso mehr der Poesie zuwandte. Und ihre Verehrung für Heine soll ja wirklich sehr groß gewesen sein....

Über Heine und sein Verhältnis zu Frauen hier ein Auszug aus einer Buchbesprechung von Sabine Dultz zum Buch:
Der Dichter der Frauen.
Buch über Heinrich Heine (2005, Artemis & Winkler, Hrsg. von Edda Ziegler).
(....)
�Wenngleich im politischen und sozialen Bereich ein Mann der Gegenwart, ist Heine doch, was Frauen betrifft, in der Tradition des Machotums verhaftet. Das erklärt seine Reserviertheit gegenüber den sehr in Mode geratenen, zeitgenössischen Schriftstellerinnen und anderen weiblichen Intellektuellen, die er entweder als Konkurrentinnen empfindet - wie George Sand - oder als mütterliche Gönnerin - wie Rahel Varnhagen. "Ich bin freylich nicht einverstanden mit dem Weiber-Emanzipations-Enthusiasmus." Und: "Im Allgemeinen ist Denken nicht der Frauen Sache."

Dabei ist Heinrich Heine zumindest von einer "denkenden" Frau geprägt und sein Leben lang abhängig: von seiner Mutter. Aus der tiefen Bindung zu ihr erklärt Heine-Forscherin Edda Ziegler die problematischen Beziehungen des Dichters zu Frauen, sein Hin- und Hergerissensein zwischen hehrer Liebessehnsucht und ernüchternder Liebesrealität. Die Liebe bezeichnet Heinrich Heine als "die Pocken des Herzens". Als eine Seuche also, von der er sich nie befreien kann. Aus ihr allerdings speist sich seine dichterische Kreativität. �(....)

Im Hinblick auf Emanzipation war "man"damals eben noch nicht so weit wie heute, noch nicht einmal HH. :-))

Wen die Besprechung interessiert - she. Internet-Tipp!

Internet-Tipp: https://www.lyrikwelt.de/rezensionen/heinederdichter-r.htm


 Enigma antwortete am 14.06.06 (08:39):


Sollte Heine etwa seine �Mathilde� mit dem folgenden Gedicht in der Phase der Ernüchterung der Gefühle und seiner Abhängigkeit durch die Krankheit gemeint haben? :-))

Glaube nicht, daß ich aus Dummheit
Gedicht von Heinrich Heine

Glaube nicht, daß ich aus Dummheit
Dulde deine Teufeleien;
Glaub auch nicht, ich sei ein Herrgott,
Der gewohnt ist zu verzeihen.

Deine Nücken, deine Tücken
Hab ich freilich still ertragen.
Andre Leut an meinem Platze
Hätten längst dich tot geschlagen.

Schweres Kreuz! Gleichviel, ich schlepp es!
Wirst mich stets geduldig finden -
Wisse, Weib, daß ich dich liebe,
Um zu büßen meine Sünden.

Ja, du bist mein Fegefeuer,
Doch aus deinen schlimmen Armen
Wird geläutert mich erlösen
Gottes Gnade und Erbarmen.
Heinrich Heine



Und noch einmal Gernhardt und Heine:

Das Treffen
Frau Sorge traf am Krankenbett
des Gernhardt den Herrn Kummer.
"Herr Kummer, das ist aber nett!
Wir wolln den Gernhardt-Schlummer
nicht störn, doch wenn er mal erwacht,
läuft die bewährte Nummer:
Sie kümmern sich, daß er sich sorgt,
ich sorge für den Kummer."
Robert Gernhardt

Ist das das ganze Gedicht von Gernhardt über �Frau Sorge�?
Weiß das jemand?
She. Internet-Tipp!

Internet-Tipp: https://www.swr.de/swr2/programm/2006/02/17/beitrag1.html


 Marina antwortete am 16.06.06 (16:41):

�Aber von den früheren Heine-Preisträgern hat wohl keiner protestiert....?�
Doch, Günter Kunert. Nicht mitgekriegt, Literaturfreund?

Auszug: �Aufgrund dieser Kontroverse denkt der Schriftsteller Günter Kunert darüber nach, seinen Heine-Preis zurückzugeben, sollte der Preis an Handke verliehen werden. Er begreife nicht, wie Menschen nach der deutschen Geschichte mit Handke "den Barden eines Diktators preisen" könnten, sagte Kunert, der die Auszeichnung 1985 erhalten hatte, im Deutschlandradio Kultur. Die Ehrung Handkes sei eine Groteske.� (s.u.)

Ansonsten meine ich, man sollte Handke endlich in Frieden ruhen lassen, ich wollte es nur richtigstellen.

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,418724,00.html


 Marina antwortete am 16.06.06 (16:43):

Noch einmal Heine: Auch wenn ich nicht den Eindruck hatte, dass seine Reisebilder euch besonders interessieren, hier noch ein anderer Auszug über die Nordsee, es wäre zu schade, ihn den geneigten Lesern vorzuenthalten, zeigen diese Texte doch Heines große Kunst, im Gegensatz zu uns geistreich zu lästern (die Betonung liegt auf �geistreich�. :-))

Die Nordsee
(Geschrieben auf der Insel Norderney)

. . . Die Eingeborenen sind meistens blutarm und leben vom Fischfang, der erst im nächsten Monat, im Oktober, bei stürmischem Wetter, seinen Anfang nimmt. Viele dieser Insulaner dienen auch als Matrosen auf fremden Kauffahrteischiffen und bleiben jahrelang vom Hause entfernt, ohne ihren Angehörigen irgendeine Nachricht von sich zukommen zu lassen. Nicht selten finden sie den Tod auf dem Wasser. Ich habe einige arme Weiber auf der Insel gefunden, deren ganze männliche Familie solcherweise umgekommen; was sich leicht ereignet, da der Vater mit seinen Söhnen gewöhnlich auf demselben Schiffe zur See fährt.
Das Seefahren hat für diese Menschen einen großen Reiz; und dennoch, glaube ich, daheim ist ihnen allen am wohlsten zumute. Sind sie auch auf ihren Schiffen sogar nach jenen südlichen Ländern gekommen, wo die Sonne blühender und der Mond romantischer leuchtet, so können doch alle Blumen dort nicht den Leck ihres Herzens stopfen, und mitten in der duftigen Heimat des Frühlings sehnen sie sich wieder zurück nach ihrer Sandinsel, nach ihren kleinen Hütten, nach dem flackernden Herde, wo die Ihrigen, wohlverwahrt in wollenen Jacken, herumkauern, und einen Tee trinken, der sich von gekochtem Seewasser nur durch den Namen unterscheidet, und eine Sprache schwatzen, wovon kaum begreiflich scheint, wie es ihnen selber möglich ist, sie zu verstehen.
Was diese Menschen so fest und genügsam zusammenhält, ist nicht so sehr das innig mystische Gefühl der Liebe, als vielmehr die Gewohnheit, das naturgemäße Ineinander-Hinüberleben, die gemeinschaftliche Unmittelbarkeit. Gleiche Geisteshöhe, oder, besser gesagt, Geistesniedrigkeit, daher gleiche Bedürfnisse und gleiches Streben; gleiche Erfahrungen und Gesinnungen, daher leichtes Verständnis untereinander; und sie sitzen verträglich am Feuer in den kleinen Hütten, rücken zusammen, wenn es kalt wird, an den Augen sehen sie sich ab, was sie denken, die Worte lesen sie sich von den Lippen, ehe sie gesprochen worden, alle gemeinsamen Lebensbeziehungen sind ihnen im Gedächtnisse, und durch einen einzigen Laut, eine einzige Miene, eine einzige stumme Bewegung erregen sie untereinander so viel Lachen, oder Weinen, oder Andacht, wie wir bei unseresgleichen erst durch lange Expositionen, Expektorationen und Deklamationen hervorbringen können. Denn wir leben im Grunde geistig einsam, durch eine besondere Erziehungsmethode oder zufällig gewählte, besondere Lektüre hat jeder von uns eine verschiedene Charakterrichtung empfangen, jeder von uns, geistig verlarvt, denkt, fühlt und strebt anders als die andern, und des Mißverständnisses wird so viel, und selbst in weiten Häusern wird das Zusammenleben so schwer, und wir sind überall beengt, überall fremd, und überall in der Fremde. . .


 Enigma antwortete am 17.06.06 (08:36):

Doch, doch, Marina,

ich genieße die Reisebilder schon sehr, besonders auch das letzte über die �Nordsee�. :-)
Danke dafür!

Aber auch von mir aus noch eine - wie ich hoffe - letzte Anmerkung zum Heine-Preis, der ja keine reiner Literaturpreis ist.
Vielmehr sollen die PreisträgerInnen ja auch, wie wir wissen, persönliche Voraussetzungen erfüllen.
Ich fand es ganz interessant, diese Voraussetzungen nachzulesen in einer Pressemitteilung, die die Stadt Düsseldorf selbst herausgegeben hat.
Dort heißt es u.a.:

�Der Heine-Preis wird, wie es in den Bestimmungen heißt, durch den Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf aufgrund der Entscheidung des Preisgerichtes "an Persönlichkeiten verliehen, die durch ihr geistiges Schaffen im Sinne der Grundrechte des Menschen, für die sich Heinrich Heine eingesetzt hat, den sozialen und politischen Fortschritt fördern, der Völkerverständigung dienen oder die Erkenntnis von der Zusammengehörigkeit aller Menschen verbreiten".

Da kann sich jede/r selbst ein Bild machen, ob die Person und das Werk von Handke zu diesen Kriterien passen!
She. auch Internet-Tipp!


Und nachstehend möchte ich noch einmal das Gedicht über �Frau Sorge� von HH einstellen, auf das Robert Gernhardt in dem Interview des SWR2 (Internet-Tipp vom 14.6.2006) angespielt hat:

Frau Sorge

In meines Glückes Sonnenglanz,
Da gaukelte fröhlich der Mückentanz.
Die lieben Freunde liebten mich
Und teilten mit mir brüderlich
Wohl meinen besten Braten
Und meinen letzten Dukaten.
Das Glück ist fort, der Beutel leer,
Und hab auch keine Freunde mehr;
Erloschen ist der Sonnenglanz,
Zerstoben ist der Mückentanz,
Die Freunde, so wie die Mücke,
Verschwinden mit dem Glücke.
An meinem Bett in der Winternacht
Als Wärterin die Sorge wacht.
Sie trägt eine weiße Unterjack,
Ein schwarzes Mützchen, und schnupft Tabak.
Die Dose knarrt so gräßlich,
Die Alte nickt so häßlich.
Mir träumt manchmal, gekommen sei
Zurück das Glück und der junge Mai
Und die Freundschaft und der Mückenschwarm -
Da knarrt die Dose - daß Gott erbarm,
Es platzt die Seifenblase -
Die Alte schneuzt die Nase.

Heinrich Heine

Internet-Tipp: https://www.duesseldorf.de/presse/pld/d2006/d2006_05/d2006_05_23/p20190.shtml


 Marina antwortete am 19.06.06 (22:21):

Der Fall Handke entwickelt sich zur unendlichen Geschichte. Nix mit �in Frieden ruhen lassen�. :-)

Jetzt kommt die nächste Runde. Handke Kapitel 2:

�Handke nun doch geehrt?
Geht doch
Es fehlen nur noch die Mittel: Peter Handke soll einen Berliner Heinrich-Heine-Preis erhalten.

Eine Gruppe von Schauspielern und Publizisten hat eine Initiative zur Verleihung eines üüBerliner Heinrich-Heine- Preises für Peter Handke" ins Leben gerufen. Das teilte das von Claus Peymann geleitete Berliner Ensemble am Samstag mit. Einzelheiten sollen am kommenden Donnerstag bekannt gegeben werden. Zu den Initiatoren gehören die Schauspieler Käthe Reichel und Rolf Becker sowie der Journalist Eckart Spoo.�

Weiteres im Link nachlesbar. Ansonsten - danke für die Vervollständigung des Gedichts, Enigma. Ich frage mich bloß, wo du es gefunden hast. Ich dachte, ich hätte einen fast vollständigen Lyrikband von Gernhardt, da oder in anderen Büchern von ihm war es nicht drin. :-)

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/,panm2/kultur/artikel/494/78416/


 Enigma antwortete am 22.09.06 (11:20):

Den nachstehenden Text habe ich der Internet-Dokumentation über die Holocaust-Ausstellung in Berlin entnommen:

(....)Ein Zitat von Heinrich Heine aus seiner Tragödie "Almansur" 1823 bewahrheitete sich in der nationalsozialistischen Regierungszeit auf traurige Weise : "Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen." Heinrich Heines Werke befanden sich ebenfalls auf der "Schwarzen Liste". (...)

Vollständiger Text she. Internet-Tipp!

Internet-Tipp: https://www.dhm.de/ausstellungen/holocaust/r2.htm


 robert34 antwortete am 04.10.06 (23:27):

tagebucheintrag vom 04.03.06

Soll ich oder soll ich nicht?

Samstag morgen, ich in der Arbeit und ich weiß jetzt schon was mich die nächsten Stunden beschäftigt! Soll ich oder soll ich nicht!? Ausgehen? Gemütlich auf dem Sofa vorm Fernseher um 10 p.m. einschlafen? Lesen? Tanzen? Mich betrinken? Im Moment irgendwie auf nichts Lust und somit keinen echten Spaß...

Also da ist es wieder, das Gefühl nicht zu wissen, was ich will! Und sind wir mal ehrlich, es zu wissen ist schon nervig, aber es zu fühlen strengt echt an.

Gott sei Dank, weiß man mit 26 bereits, dass sich das wieder ändert! Puhh...