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THEMA:   Daniel Barenboim: Das Wohltemperierte Klavier von Johann Sebastian Bach

 10 Antwort(en).

Miriam begann die Diskussion am 20.10.04 (17:49) :

Auf eine bemerkenswerte CD-Aufnahme möchte ich hier aufmerksam aber auch neugierig machen:
Daniel Barenboim, hat kürzlich das "Wohltemperierte Klavier" von Johann Sebastian Bach aufgenommen.
Dieses Werk, an dem sich nichteinmal alle grossen Klavierspieler dieser Welt heranwagen, ist im Musikzimmer des Meisters aufgenommen worden.

Das "Wohltemperierte Klavier" wurde vom grossen Pianisten und Dirigenten Hans von Bülow, als das Alte Testament der Pianisten betrachtet. Zurecht, denn es ist nicht nur sehr umfangreich und anspruchsvoll, es ist auch eine Komposition, die ein Credo des Interpreten vermitteln kann.
Daniel Barenboim sagte anlässlich dieser Aufnahme:

"Das Gefühl der Religion, das Gefühl von dem, was Gott sein kann, wenn er existiert, das weder christlich, jüdisch, noch muslimisch ist, das ist menschlich."

Es ist eine ganz andere Interpretation des "Wohltemperierten Klaviers" als die -auch legendäre- von Glenn Gould. Dessen Aufnahme ist eine eher technisch perfekte und antiromantische Wiedergabe.
Barenboim aber setzt auf Klang und auf Emotion.

Internet-Tipp: https://www.3sat.de/kulturzeit/tips/71689/index.html


jeanny antwortete am 20.10.04 (22:06):

die aussage von barenboim,über die religion,finde ich intelligent und zutreffend.


jako antwortete am 21.10.04 (00:44):

Als Kind fand ich Gott in der Bach�schen Musik. Er ist und bleibt mein Lieblingskomponist.


eko antwortete am 21.10.04 (21:04):

@ jako:

Da sind wir seelenverwandt !

Hab 34 Jahre im Bach-Chor Karlsruhe mitgesungen, Bach ist für mich das Höchste.


Enigma antwortete am 22.10.04 (07:50):

Guten Morgen und

dank Dir für dieses Thema, liebe Miriam.

Die Aufnahme von Glenn Gould habe ich, ebenso wie eine von seinen "Goldberg-Vatiationen".
Ich schätze Gould sehr, aber das wird mich sicher nicht daran hindern, auch die neue Aufnahme von Barenboim anzuhören und aller Voraussicht nach auch zu geniessen.

Gould galt ja als Sonderling mit oft skurrilen Lebensgewohnheiten. Aber wer will schon urteilen darüber, welchen Schutzraum ein Genie braucht, um stabil zu bleiben und solche Interpretationen hervorzubringen...
Im übrigen ist das in der URL angesprochene "Mitsummen" von Gould auf vielen seiner alten Schallplatten noch zu hören.
Wie anders da Barenboim in seinem Verhaltensmuster als der Weltoffene, Zugewandte, Integrierende....

Liebe Grüsse
Enigma

Internet-Tipp: https://www.beckmesser.de/interpreten/gould.html


Miriam antwortete am 22.10.04 (08:20):

Hallo an alle Musikfreunde und guten Morgen Enigma,

mich freut es, dass Barenboim sich anscheinend mehr dem Klavier widmen wird. Das bedeutet ja nicht, dass wir ihn nichtmehr als Dirigenten sehen und hören werden.
Ich kenne das "Wohltemperierte Klavier" mit Barenboim noch nicht. Aber der Vergleich der beiden Interpretationen macht sehr neugierig und, so wie es in der URL dargestellt wird, sieht man doch auch wie sehr ein Interpret mit seiner ureigenen Natur sich in seiner Musik wiederspiegeln kann.


wanda antwortete am 22.10.04 (09:35):

Miriam, vielen Dank für diesen Link - genauso verstehe ich Religion und so lebe ich sie auch.


Miriam antwortete am 22.10.04 (09:57):

Liebe Wanda,

seit diese unglaublichen Rechthabereien und auch Beleidigungen rund um das grosse Thema Religion oder Glauben im ST laufen, habe ich die Überzeugung gewonnen, dass mancheiner, der sich als nicht gläubig oder als Zweifler betrachtet, dem Glauben näher ist als andere.
Aus den Worten Barenboims entnehme ich, dass er auch ein Zweifler sein könnte:
"...Gott, wenn er existiert...".
Aber seine Worte sind so menschlich und voller Respekt für den Glauben anderer.


carla antwortete am 24.10.04 (14:44):

Genau das ist für mich der Knackpunkt: egal, ob sich jemand als gläubig oder ungläubig bezeichnet: wenn er menschlich ist und voller REspekt für die Ansichten anderer, spielt es für mich keine Rolle, zu welcher Glaubensgruppe er nun gehört.
Fehlt dieser Respekt, kann ich auch an einen christlichen Glauben nicht glauben...


rumpelstilzchen antwortete am 06.11.04 (11:52):

Oh wie schön ist dieses Thema!
Auch für mich ist Bach seit frühesten Kindertagen das Höchste und Größte. Ich habe selber Teile, leichtere, aus dem Wohltemperierten Klavier spielen können.
Aber das ist lange vorbei.
Ich besitze auch die Werke von Glen Gould gespielt, habe mir aber gerade die englischen Suiten für Klavier BWK 806-811, gespielt von Andrasch Schiff, zugelegt. Teile davon habe ich schon gespielt von Ivo Pogorelich. Tatsächlich hat jeder seine eigene Interpretationsweise. So würde mich auch die Aufnahme von Barenboim interessieren. Er ist so ein inniger und sanfter Interpret.

BG
Claudine


ricardo antwortete am 06.11.04 (13:54):

Ich hoffe, daß Barenboim
" Gott, so er existiert"
einen kleinen Raum läßt.
Das wohltemperierte Klavier entstand in einer Zeit, da die Politik von Kriegen beherrscht wurde, niemand, der sie hätte verhindern können.
In der Welt gibt es Gegensätze der Interessen und Verhängnisse von riesigem Ausmaß.
Da ist es kaum möglich der Gewalt mit Hilfe der Kunst Fesseln anzulegen.
Wir können nicht denken, daß wir heute klüger oder besser sind als die Menschen damaliger Epochen,
Oder die Preußen als die Krieger und die Österreicher als die Friedlichen in der Vergangenheit apostrophieren.