Checkliste: Lebensalltag und Freizeit in Pflegeheimen

Was sollten Bewohner und Angehörige bei der Wahl eines Heimes beachten? Mit der folgenden Checkliste erhalten Sie einen Überblick über Alltag, Service und Freizeit in Pflegeeinrichtungen.

Bei der Wahl des passenden Pflegeheims gibt es verschiedene Aspekte zu beachten.
©jarmoluk | Pixabay.com


1. Lebensalltag und Service

1.1. Ausstattung und Einrichtung

1.2. Umgang mit den Bewohnerinnen und Bewohnern

1.3. Essen und Trinken

1.4. Tagesstruktur

1.5. Medizinische Versorgung

1.6. Fahrdienste

1.7. Cafeteria und Kiosk

1.8. Kleider- und Schuh-Mobil/Friseur

2. Freizeitgestaltung

2.1. Singen und Tanzcafé

2.2. Angebote und Übungen für Demenzkranke

2.3. Gymnastikangebote

2.4. Ehrenamtliches Engagement

2.5. Kindergarten im Heim

2.6. Ausflüge und Seniorenreisen

2.7. Computerspiele im Heim


1. Lebensalltag und Service

Bei der Wahl eines geeigneten Pflegeheimes sollten sich Angehörige und Pflegebedürftige nicht nur umfassend über Ausstattung und Angebot informieren. Der Umgang mit den Bewohnern, der Speiseplan der nächsten Tage sowie die medizinische Versorgung geben ebenfalls wichtige Hinweise auf die Qualität der Einrichtung.

1.1. Ausstattung und Einrichtung

Achten Sie bei der Wahl eines geeigneten Pflegeheimes darauf, wie die Wohn- und Aufenthaltsräume ausgestattet und eingerichtet sind. Welchen Eindruck haben Sie von der Einrichtung? Sind die Räume hell, freundlich und modern eingerichtet oder eher düster, steril oder gar renovierungsbedürftig? Haben Bewohner die Möglichkeit, eigene Möbel mitzubringen, um sich schneller einzugewöhnen? Fällt die Orientierung im Pflegeheim leicht? Gibt es eine eigene Station in der Einrichtung, die sich speziell an die Bedürfnisse von Demenzkranken richtet? Ist ein Bereich vorhanden, in denen sich die Bewohnerinnen und Bewohnern mit ihren Angehörigen und Gästen aufhalten können? Gibt es eine Garten- und Parkanlage, die regelmäßig gepflegt wird? Fühlen Sie sich wohl?

1.2. Umgang mit den Bewohnerinnen und Bewohnern


Bei einem ersten Besuch in einer Pflegeeinrichtung empfiehlt es sich, den Umgang zwischen Pflegekräften und Bewohnern und auch zwischen den Pflegekräften untereinander zu beobachten. Gehen die Pflegekräfte freundlich und kollegial miteinander um? Hören sie den Bewohnern aufmerksam zu, sind sie höflich und verständnisvoll? Oder reagieren gereizt, hektisch und kurz angebunden? Letzteres kann auf Überlastung bzw. einen Mangel an Personal hinweisen. Angehörige können hierbei auf ihr eigenes Empfinden vertrauen. Stellen Sie sich die Frage: Kann ich mir vorstellen, hier zu wohnen?

1.3. Essen und Trinken

Fragen Sie gerne nach, ob Sie gemeinsam mit Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen und den Bewohnern eine Mahlzeit einnehmen können, um sich einen Eindruck über die Versorgung zu verschaffen. Außerdem ist ein Überblick über den Speiseplan hilfreich: Erkennen Sie abwechslungsreiche und ausgewogene Gerichte? Achtet man auf individuelle Ernährungsweisen, zum Beispiel eine vegetarische Ernährung oder auf Unverträglichkeiten? Werden die Speisen frisch in der Einrichtung zubereitet oder geliefert? Wie flexibel sind die Essenszeiten?

1.4. Tagesstruktur

Informieren Sie sich auch über die persönliche Tagesstruktur der Bewohnerinnnen und Bewohner. Geht man auf individuelle Bedürfnisse und Gewohnheiten ein? Gibt es feste strukturgebende Tagespunkte wie Mahlzeiten, Körperpflege oder Toilettengang? Wird auch die Freizeitgestaltung der Bewohner strukturiert und bleibt genügend Raum zur freien Zeiteinteilung? Geht man auf individuelle Vorlieben und Wünsche ein, zum Beispiel die Tasse Kakao vor dem Zubettgehen für Herrn Mayer?

1.5. Medizinische Versorgung

Die medizinische Versorgung ist ein wichtiges Kriterium bei der Wahl eines geeigneten Pflegeheimes. So verfügen einige Pflegeeinrichtungen beispielseise über einen eigenen Heimarzt. Die meisten kooperieren jedoch mit niedergelassenen Hausärzten, die an mehreren Tagen Sprechstunden im Pflegeheim anbieten. Da Ärzte für Heimbewohner nur eine niedrige zusätzliche Pauschale abrechnen dürfen, nehmen viele keine weiteren Bewohner mehr als Patienten auf. Da Pflegeeinrichtungen oft mit mehreren Ärzten zusammenarbeiten, werden Bewohner deshalb häufig von unterschiedlichen Medizinern behandelt. Eine genaue Diagnose der Beschwerden ist in diesem Fall oft schwer, da der behandelnde Arzt die Krankheitsgeschichte des Patienten nicht oder nur unzureichend kennt. 

Bestehen Sie daher bei Ihrem Besuch der Einrichtung auf eine Information über die ärztliche und medizinische Versorgung – vollstationäre Pflegeeinrichtungen sind dazu übrigens gesetzlich verpflichtet.

1.6. Fahrdienste

Pflegeeinrichtungen kooperieren in der Regel mit Fahrdiensten, die die Bewohner zu Fachärzten, Behörden oder auch zu Verwandten bringen und von dort wieder abholen. Bei Bewohnern mit einem anerkannten Pflegegrad rechnen die Einrichtungen solche Dienste meist über die Pflegekasse ab. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Besuch über Umfang und Ausstattung der Fahrservices. Gibt es spezielle Dialysefahrten? Wird der Fahrdienst nur zu festen Uhrzeiten eingesetzt oder können individuelle Fahrten gebucht werden? Kann der Bewohner von einer sogenannten zusätzlichen Betreuungskraft (nach § 43 SGB XI) zu den Terminen begleitet werden?

1.7. Cafeteria und Kiosk

Einige Seniorenheime sind mit einer Cafeteria ausgestattet. Hier können sich Bewohner mit ihrem Besuch aufhalten, Kaffee und Kuchen genießen und sich selbst Zeitschriften, Getränke und Naschereien kaufen. Gegebenenfalls werden hier auch Kuchen und Süßigkeiten für Diabetiker verkauft. Grundsätzlich sollten die Bewohnerinnen und Bewohner frei über ihre Ausgaben entscheiden dürfen. Pflegekräfte sollten jedoch darauf achten, dass sich Bewohner nicht zu häufig mit Süßwaren eindecken.

Sollten Sie bzw. Ihr Angehöriger dazu neigen, besprechen Sie den Umgang am besten mit den Pflegekräften. 

Übrigens: Bewohner, die „Hilfe zur Pflege" beziehen, steht ein „Barbetrag im Heim" von monatlich rund 152,01 Euro zu.

1.8. Kleider- und Schuhmobil

Kleider- und Schuhmobile sind ein Service, den viele Senioreneinrichtungen regelmäßig anbieten. Bewohner ersparen sich dabei mühsame Fahrten in die Innenstadt. Stattdessen werden sie vor Ort beraten, können die Kleidung in der Pflegeeinrichtung anprobieren und kaufen. Oft wird ein solcher Besuch mit einer kleinen Modeschau bei Kaffee und Kuchen verbunden. Friseure, die mit den Einrichtungen zusammenarbeiten, kommen meist einmal pro Woche und bieten den Bewohnern Beratung und Haarschnitt vor Ort.

2. Freizeitgestaltung

Das Freizeitangebot der Pflegeeinrichtung kann sehr unterschiedlich ausfallen. Aktivierungsübungen und kleinere Ausflüge, die auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt sind, sollten jedoch in jedem Fall regelmäßig stattfinden. Bietet ein Heim umfangreiche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, kann dies auch auf ein gut besetztes Personal hindeuten.

2.1. Singen und Tanzcafé

Singen und Tanzen stehen bei den meisten Pflegeeinrichtungen immer wieder auf dem Programm, denn musikalische Aktivitäten wirken stimmungsaufhellend und beugen Langeweile und dem Gefühl von sozialer Isolation vor. Da das Langzeitgedächtnis bei Demenzkranken lange intakt bleibt, können Liedtexte und -melodien aus der Kinder- und Jugendzeit noch lange abgerufen werden. Das gemeinsame Tanzen fördert motorische Fähigkeiten und erinnert die Bewohner an schöne Erlebnisse ihrer Jugend. Bei Tanzcafés mit Kaffee und Kuchen, bei denen häufig Musiker aus der Umgebung auftreten und Hits der vergangenen Jahrzehnte zum Besten geben, können meist auch Ehepartner und Angehörige teilnehmen, die selbst nicht in der Pflegeeinrichtung wohnen.

2.2. Angebote und Übungen für Demenzkranke

Aktivierungs- und Beschäftigungsübungen sind gerade bei demenzkranken Bewohnern fest in die individuellen Tagesstruktur integriert. Optimalerweise übernehmen zusätzliche Betreuungskräfte (nach § 43 SGB XI) solche „zusätzlichen Betreuungs- und Entlastungsleistungen", um Pflegefachkräfte zu unterstützen. Zu den vielfältigen Aktivierungsaktivitäten zählen beispielsweise Malen und Basteln, leichte handwerkliche Tätigkeiten, Kochen und Backen, Übungen der sogenannten „Erinnerungspflege" (zum Beispiel Fotoalben ansehen), Spaziergänge und Ausflüge, Lesen, Musizieren, Singen, Bewegungsübungen und Tanzen. Spezielle Spiele für demente Bewohner, wie zum Beispiel Memory oder Rätsel, sollen nicht nur kognitive und motorische Fähigkeiten fördern und erhalten, sondern auch zum Gespräch über Themen wie Natur, Garten und Haushalt anregen.

2.3. Gymnastikangebote

Mit Gymnastikübungen können Koordination, Konzentration und Elastizität gefördert werden. Je nach Beweglichkeit der Teilnehmer werden die Übungen meist im Sitzen ausgeführt und zielen in erster Linie auf den Erhalt vorhandener Fähigkeiten ab. Hierbei können auch musikalische Elemente integriert werden, zum Beispiel ein Sitztanz. Idealerweise sollten Pflegekräfte immer wieder auf das Befinden der Teilnehmer eingehen und um Rückmeldungen bitten.

Pflegeeinrichtungen der gehobeneren Preisklassen verfügen meist auch über ein Schwimmbad, in dem gelenkschonende Aquagymnastik-Kurse angeboten werden. Nicht selten werden solche Kurse von ausgebildeten Physiotherapeuten geleitet.

2.4. Ehrenamtliches Engagement

Viele Pflegekräfte kommen im Pflegealltag an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Ehrenamtliche Helfer und Vereine, die sich in Pflegeeinrichtungen engagieren, sind daher herzlich willkommen. Sie können sich Zeit nehmen, mit den Bewohnern zu plaudern, mit ihnen zu spielen oder mit ihnen gemeinsam an den Aktivitäten des Heimes teilzunehmen. Damit wirken sie der Vereinsamung aktiv entgegen, bereichern den Alltag der Bewohner und verhelfen ihnen im besten Fall zu neuem Lebensmut.

Erkundigen Sie sich bei Interesse an einem Engagement am besten direkt im Pflegeheim oder bei einem Wohlfahrtsverband, wie Sie sich ehrenamtlich in einer Pflegeeinrichtung miteinbringen können.

2.5. Kindergarten im Heim

Viele Kinder der umliegenden Kindergärten besuchen regelmäßig Pflegeeinrichtungen gemeinsam mit ihren Erzieherinnen und Erziehern. Das Ziel ist, dass Jung und Alt miteinander in Berührung kommen, voneinander lernen und gemeinsam schöne Moment erleben. Im Idealfall werden Kinder und Senioren gemeinsam aktiv, zum Beispiel beim Singen und Musizieren, Kochen und Backen, Malen und Basteln. Ob solche Treffen regelmäßig organisiert werden können, hängt aber vor allem davon ab, ob sich Pflegekräfte und Erzieher Zeit für die Planung nehmen können. Fragen Sie gerne nach, ob solche Aktivitäten im Heim Ihrer Wahl angeboten werden.

2.6. Ausflüge und Seniorenreisen

Die meisten Pflegeheime bieten ihren Bewohnern rund ums Jahr verschiedene Ausflüge an. Idealerweise werden die Bewohner soweit wie möglich in die Planung des Ausfluges miteinbezogen. Dabei kommen vor allem Ziele in Betracht, die barrierefrei bewältigt werden können, zum Beispiel ein Besuch im Zoo- oder Tierpark, eine Schiffsfahrt oder ein Museumsbesuch. Für aktivere Bewohner könnten auch Fahrrad- oder Wandertouren interessant sein.

Einige Pflegeheime ermöglichen ihren Bewohnern zudem eine jährliche betreute Urlaubsreise. Häufig arbeiten die Einrichtungen dabei mit anderen Heimen am Urlaubsort zusammen, die ein kombiniertes Hotel-und-Pflege-Konzept anbieten. Bewohner und Pflegekräfte wohnen dort während der Reise zusammen. Oft können auch Ehepartner der Bewohner, die nicht pflegebedürftig sind, an der Reise teilnehmen. Erkundigen Sie sich gerne bei Ihrem ersten Besuch in der Pflegeeinrichtung über die Möglichkeiten für Ihren Angehörigen.

2.7. Computerspiele im Heim

Aktivierungsübungen sind ein fester Bestandteil im Alltag der Heimbewohner. Bereits heute werden in einigen Pflegeheimen speziell entwickelte Computerspiele eines deutschen IT-Start-Ups eingesetzt, die Beweglichkeit und Gedächtnis der Senioren trainieren und dabei gleichzeitig Pflegekräfte entlasten sollen. Der Vorteil der eigens für Senioren entwickelten Spielekonsole: Anders als bei anderen Konsolen wird hierzu kein Controller benötigt. Die Bewohner steuern die virtuellen Bewegungen mit ihrem Körper. Ob Tanzen, Tischtennis, Motorradfahren oder Kegeln: Eine Studie zur Wirkung der Spiele hat gezeigt, dass die virtuellen Freizeitaktivitäten Stürzen vorbeugen und die Gesundheit fördern können. 

 

zuletzt aktualisiert: 03/2024


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Quelle: Redaktion seniorenportal.de

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