Pflegekurse für pflegende Angehörige

Wer einen Angehörigen pflegt, benötigt das entsprechende praktische Fachwissen – denn die Pflege eines hilfsbedürftigen Menschen ist komplex. Das richtige Pflegewissen ist deshalb zwingend erforderlich, um Pflegebedürftige zu Hause optimal zu versorgen. Um sich sorgfältig auf die Pflegerolle vorbereiten zu können, ist der Besuch eines Pflegekurses empfehlenswert.

Pflegekurse erleichtern pflegenden Angehörigen die Versorgung von Pflegebedürftigen.
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1. Für wen ist ein Pflegekurs geeignet?

2. Was kosten Pflegekurse für pflegende Angehörige?

3. Details zur Teilnahme an Pflegekursen oder Pflegeschulungen

3.1. Öffentliche Pflegekurse & Pflegekurse in der Gruppe

3.2. Individuelle Pflegeschulungen im häuslichen Umfeld

3.3. Online-Pflegekurse

4. Warum sind Pflegekurse und Pflegeschulungen für Angehörige sinnvoll?

5. Welche Informationen werden in Pflegekursen für Angehörige vermittelt?

5.1. Praktische Pflege

5.2. Möglichkeiten der Selbstpflege

5.3. Rechtliches und Soziales

5.4. Hygienische Aspekte

5.5. Spezialkurse

6. Wie lange dauert ein Pflegekurs für pflegende Angehörige?

7. Sind Pflegekurse für pflegende Angehörige verpflichtend?


Gemäß § 11 SGB XI haben pflegende Angehörige die Möglichkeit, sich theoretisches Fachwissen für die häusliche Pflege kostenfrei anzueignen, um die Pflegerolle partiell oder gar komplett übernehmen zu können.

1. Für wen ist ein Pflegekurs geeignet?

In erster Linie sind Pflegekurse für Personen geeignet, die sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern. Zudem stehen die Kurse und Schulungen für all die Personen offen, die ehrenamtlich in der Pflege tätig werden möchten.

2. Was kosten Pflegekurse für pflegende Angehörige?

Gemäß § 45 SGB XI müssen Angehörige von pflegebedürftigen Personen die Möglichkeit erhalten, Pflegekurse und Pflegeschulungen kostenfrei zu besuchen. Für pflegende Angehörige entstehen keine Kosten, wenn sie an einem Pflegekurs teilnehmen möchten.

3. Details zur Teilnahme an Pflegekursen und Pflegeschulungen

Die Teilnahme an einem Pflegekurs ist empfehlenswert für alle Personen, die vor der Herausforderung stehen, einen Angehörigen im häuslichen Umfeld zu pflegen oder zu betreuen. Im Rahmen des Kurses lernen sie grundlegende Informationen über die Pflege und Betreuung einer pflegebedürftigen Person. Zusätzlich ergibt sich in einem Pflegekurs die wertvolle Gelegenheit, sich mit anderen Menschen auszutauschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Das durch den Kurs erlangte Wissen ist hilfreich, um die häusliche Pflege zu optimieren. Pflegende Angehörige lernen außerdem verschiedene Entlastungsmöglichkeiten kennen, um sich selbst vor einer physischen wie auch psychischen Überforderung zu schützen.

Pflegekurse und Pflegeschulungen stehen in drei verschiedenen Varianten zur Wahl.

3.1. Öffentliche Pflegekurse und Pflegekurse in der Gruppe

Öffentliche Pflegekurse werden im Regelfall durch Pflegekassen oder soziale Institutionen wie Volkshochschulen oder Sozialstationen organisiert. Vor einer Anmeldung sollten sich Interessierte darüber informieren, wann die nächsten Pflegekurse in der Umgebung stattfinden. Die richtigen Ansprechpartner sind Pflegekassen, Wohlfahrtsverbände und Volkshochschulen. Zugleich bietet der Pflegekurs allen pflegenden Angehörigen und Ehrenamtlichen die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Der Austausch hilft vielen Pflegenden dabei, neue Perspektiven kennenzulernen und Lösungsansätze zu erarbeiten, mit den Herausforderungen des Pflegealltags umzugehen.

3.2. Individuelle Schulungen im häuslichen Umfeld

Auf Wunsch können die Pflegeschulungen und Pflegekurse im eigenen Zuhause stattfinden. Diese Option ist für all die Personen geeignet, die wegen einer hohen räumlichen Distanz oder unflexibler Zeiten nicht an einer Schulung vor Ort teilnehmen können. Im vertrauten Umfeld lernen Pflegende und Pflegebedürftige, wie spezielle Hilfsmittel im Pflegealltag angewendet werden sollten. Die richtigen Ansprechpartner für die Organisation und Planung einer individuellen Pflegeschulung sind Krankenkassen.

3.3. Online-Pflegekurse für Angehörige

Der Alltag in der Pflege ist oftmals unberechenbar. Online-Pflegekurse sind deshalb für alle Angehörigen eine interessante Alternative, wenn die Teilnahme an einem Pflegekurs vor Ort aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist. Im Rahmen eines Online-Pflegekurses haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer jederzeit die Möglichkeit, sich die Inhalte anzusehen. Für Online-Pflegekurse stehen verschiedene seriöse, zertifizierte Anbieter zur Wahl.

4. Warum sind Pflegekurse und Pflegeschulungen für Angehörige sinnvoll?

Die Teilnahme an einem Pflegekurs ist für pflegende Angehörige kostenfrei. Ein weiterer Vorteil besteht für alle Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer darin, dass sie ihre pflegerische Expertise unmittelbar von Profis erlernen und dadurch die Pflege und Betreuung eines pflegebedürftigen Angehörigen verbessern. Ein wichtiger Bestandteil der Pflegekurse und Pflegeschulungen sind Beratungen zu möglichen Hilfsmitteln und Reha-Maßnahmen. Zudem erhalten Angehörige wertvolle Informationen rund um die Leistungen der Pflegeversicherung. Vielen Pflegebedürftigen ist beispielsweise nicht bewusst, dass sie bereits ab Pflegegrad 1 Anspruch auf kostenfreie Pflegehilfsmittel zum Verbrauch im Wert von 40 Euro pro Monat haben. Darüber hinaus geben die Kurse darüber Aufschluss, wie Angehörige besser mit der seelischen und körperlichen Belastung in der häuslichen Pflege umgehen können.

5. Welche Informationen werden in Pflegekursen für Angehörige vermittelt?

Im Vorfeld informiert die zuständige Pflegekasse über die jeweiligen Inhalte eines Pflegekurses. So zielen beispielsweise einige Kurse darauf ab, alle wichtigen Informationen rund um die Pflege zu Hause zu vermitteln. Diese Schulungen bereiten Teilnehmerinnen und Teilnehmer recht allgemein auf die Pflege eines Angehörigen vor.

Daneben gibt es Kurse, die über bestimmte Erkrankungen und die damit verbundenen Herausforderungen bei der Pflege informieren. Diese Kurse und Schulungen legen den Fokus beispielsweise auf den Umgang und die Pflege von Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind.

5.1. Praktische Pflege

Für die Pflege zu Hause sind sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Fähigkeiten erforderlich. Pflegekurse und Pflegeschulungen bereiten Angehörige darauf vor, das erlernte Wissen praktisch anzuwenden und den Alltag mit einer pflegebedürftigen Person so gut wie möglich zu meistern.

Ein großer Teil der Schulungen bezieht sich beispielsweise auf verschiedene Lagerungstechniken, um Pflegebedürftige optimal zu positionieren. Denn bei der häuslichen Pflege ist es wichtig, Pflegebedürftige regelmäßig in eine neue Position zu bringen. Dieser Wechsel ist nicht nur erforderlich, um einer Bildung von Druckgeschwüren vorzubeugen. Der Positionswechsel ist auch bei der Verabreichung von Nahrung oder Medikamenten wichtig.

5.2. Selbstpflege für Betroffene

Im Mittelpunkt eines Pflegekurses steht die optimale Versorgung einer pflegebedürftigen Person. Weil die Pflege zu Hause auch an den körperlichen Kräften des Pflegenden zehrt, erlernen die Kursteilnehmerinnen und -Teilnehmer bewährte Techniken zur Schonung und Stärkung des eigenen Rückens. Daneben gehen die Pflegekurse auf die Frage ein, wie es Angehörigen gelingt, sich trotz der erhöhten Belastung persönliche Freiräume zu schaffen.

5.3. Rechtliches und Soziales

Pflegekurse und Pflegeschulungen beinhalten ebenfalls sozial- und pflegeversicherungsrechtliche Aspekte.

Beispielsweise lernen Angehörige, wie Anträge auf Pflegeleistungen gestellt werden. Außerdem erfahren sie, welche finanziellen oder rechtlichen Hilfen den Pflegebedürftigen zustehen und wer die jeweiligen Ansprechpartner sind.

5.4. Hygienische Aspekte

Hygiene ist ein zentraler Bestandteil der häuslichen Pflege. Im Rahmen eines Pflegekurses erfahren pflegende Angehörige, wie Infektionen effektiv verhindert werden können und welche Reinigungsmaßnahmen von großer Bedeutung sind.

5.5. Spezialkurse

Wer für die häusliche Pflege intensives Wissen über ausgewählte Themen benötigt, hat die Möglichkeit, einen Spezialkurs zu besuchen. Diese Kurse eignen sich in erster Linie für Pflegende, deren Angehörige an bestimmten Erkrankungen leiden und deshalb auf einen besonderen Umgang angewiesen sind. Dazu zählen beispielsweise Personen mit Demenz, Multipler Sklerose oder Parkinson.

6. Wie lange dauert ein Pflegekurs für pflegende Angehörige?

Die Dauer eines Pflegekurses für pflegende Angehörige variiert je nach Anbieter, dem Format (Online- oder Präsenzkurs) und dem Umfang des Kurses. So können Pflegekurse von wenigen Stunden (z.B. im Rahmen eines eintägiges Workshops) bis hin zu mehreren Wochen reichen. 

Grundlegende Kurse, die eine Einführung in die Pflege bieten, könnten innerhalb eines Tages oder an zwei Tagen am Wochenende abgeschlossen werden. Wie bereits beschrieben, lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dort grundlegendes Wissen und Fähigkeiten für die häusliche Pflege.

Umfassendere Kurse, die tiefergehendes Wissen vermitteln, wie beispielsweise spezielle Pflegetechniken für bestimmte Erkrankungen (z.B. Demenz, Parkinson), können über mehrere Wochen laufen, wobei die Teilnehmenden einmal pro Woche oder in mehreren Modulen geschult werden.

Online-Kurse ermöglichen es den Teilnehmenden, in ihrem eigenen Tempo zu lernen. Diese können von kurzen, selbstgesteuerten Modulen bis zu strukturierten Kursen mit festgelegtem Zeitplan reichen.

7. Sind Pflegekurse für pflegende Angehörige verpflichtend?

Pflegekurse sind ein Angebot der Pflegekassen, welches Angehörige freiwillig wahrnehmen können. Sie sind nicht dazu verpflichtet, einen Pflegekurs zu besuchen. Um sich optimal auf die Pflege zu Hause vorzubereiten oder bereits bestehende Routinen zu optimieren, kann der Besuch eines Pflegekurses aber durchaus sinnvoll und empfehlenswert sein.

Es  gibt jedoch bestimmte Umstände, unter denen von den Pflegekassen stärker zur Teilnahme geraten wird. Zum Beispiel, wenn es um den Einsatz von Pflegehilfsmitteln oder spezielle Pflegetechniken geht, kann es sein, dass die Pflegekassen eine Schulung für die Angehörigen nahelegen, um sicherzustellen, dass die Pflege zu Hause sicher und effektiv durchgeführt wird.

 

HINWEIS DER REDAKTION:

Neben den freiwilligen Pflegekursen zielt der sogenannte Beratungseinsatz in der Pflege nach § 37 Absatz 3 des Elften Buches Sozialgesetzbuch (SGB XI) darauf ab, die Qualität der häuslichen Pflege sicherzustellen und pflegenden Angehörigen sowie anderen Pflegepersonen Unterstützung anzubieten. Tatsächlich ist der Beratungseinsatz nach § 37.3 SGB XI eine gesetzliche Regelung in Deutschland, die Pflegebedürftige ab Pflegegrad 2 dazu verpflichtet, regelmäßige Beratungsbesuche wahrzunehmen. Wer den obligatorischen Beratungseinsatz nicht wahrnimmt, riskiert eine Kürzung der Pflegeleistungen. 

 

zuletzt aktualisiert: 02/2024


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Quelle: Redaktion seniorenportal.de

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