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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Somit machte sich Friedel auch heute keine besonderen Gedanken, sondern nahm ganz

selbstverständlich an, er würde Dino im Restaurant finden. Als er aber keuchend dort eintraf, war

kein Dino zu sehen. So ging er halt wieder nach draussen und begann nach ihm zu rufen.

Irgendwoher gab Dino auch Antwort. Und zwar kam das Bellen aus der Richtung der

Seilbahnstation, wie es Friedel schien. "Der wird doch nicht etwa dort sein," dachte er und machte

sich auf den Weg. Als er in die Station trat, deren Eingangstüre sich automatisch öffnete und

schloss, wenn jemand in die Nähe kam bzw. wieder wegging, stockte ihm der Atem. Er sah seinen

Hund gerade noch mit einem Satz in einer Kabine verschwinden, diese sich schliessen und talwärts

fahren.


Geistesgegenwärtig lief er zur Kasse und bat, man möge zur Talstation telefonieren, man solle

seinen Hund ums Himmels willen ja nicht aussteigen lassen. Dann schwang er sich selber in die

nächste Kabine und fuhr hinterher.


Als er in die Nähe der Talstation kam, sah er, dass schon die ganze Mannschaft bereit stand, um

Dino den Austritt zu verwehren. Friedel stieg aus, lief zur vorderen Kabine und nahm seinen Dino

in die Arme. Und er schämte sich nicht zu zeigen, dass ihm die Tränen über die Wangen rollten.


Als er sich einigermassen erholt hatte, wollte er zur Kasse gehen, um den Fahrpreis

nachzubezahlen. Aber die Leute von der Station waren so gerührt, dass sie sich beharrlich

weigerten, auch nur einen Rappen von ihm anzunehmen.

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