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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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ein paar langgezogene Töne. Alle die gerade im Schloss anwesend waren, versammelten

sich im Schlosshof. Einer der Männer zog eine Schriftrolle aus einem Behälter aus

Baumrinde und verlas eine Proklamation. Es habe sich ein Mann bei der Regierung

eingefunden, der behaupte, damals bei einem Überfall auf der Aare dabei gewesen zu sein.

Er sei als einziger von vier Schiffersleuten mit dem Leben davon gekommen. Allerdings

habe er einen schweren Schädelbruch davon getragen, welcher ihm einige Jahre das

Gedächtnis geraubt habe. Nun aber sei die Erinnerung an das Erlebte wieder in seinen Kopf

zurück gekehrt und er habe sein Gewissen bei der Regierung erleichtern müssen. Dann

habe er akribisch genau die Ereignisse des Überfalles geschildert und die Männer

beschrieben, die damals beteiligt gewesen seien. Dann fragte der Herold, wo denn die

fehlenden Leute seien. Man solle sofort nach ihnen schicken. Verängstigt liefen die Frauen

und Kinder in alle Windrichtungen um ihre Gatten und Väter zu holen, die draussen in den

Feldern arbeiteten. Als alle versammelt waren, zeigte der Anführer der Abgesandten der

Stadt auf ein paar Männer. ,,Der da, und der da und der da, und jener auch. Ihr kommt mit

uns in die Stadt zum Gericht."

Es fehlten nur diejenigen Männer, die entweder gestorben oder aus der Gegend

ausgezogen waren seit dem Überfall. Die bewaffneten Männer legten den bezeichneten

Männern Ketten um. Unter dem Wehklagen der Frauen und Kinder wurden sie aus dem

Schlosshof gezerrt.

Es wurde ein Schauprozess veranstaltet, wie dies zu jener Zeit üblich war. Der

Schiffer, der wieder aufgetaucht war, erkannte unter den Verhafteten mit Sicherheit nur

Jufli und Gerold. Die anderen wurden auf der Stelle frei gelassen. Jufli und Gerold aber

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