Literatur Schändung Adler Olsen
In diesem in einer deutschen Übersetzung 2013 veröffentlichten Thriller schildert Adler-Olsen die langwierige Aufklärung einer z. T. 20 Jahre zurückliegenden Serie von Gewalt und Morden durch den Sonderermittler Carl Moerck und seine Helfer, die eigenwillige und intelligente Sekretärin Rose und seinen mysteriösen und pfiffigen Assistenten Assad. Es wird bald klar, dass eine kriminelle Bande von ehemaligen Schülern eines Internats für Kinder von sehr reichen Bürgern Dänemarks die Hauptverantwortung trägt. Einer der 5 Täter, der einen Doppelmord gestanden hat, verbüßt als vermeintlich Alleinschuldiger eine langjährige Gefängnisstrafe, streicht aber trotz seiner Inhaftierung enorme Aktiengewinne ein. Diese Tatsache und weitere Ungereimtheiten veranlassen Moerck und seine Helfer zu weiteren zähen Ermit-tlungen. Dabei wird deutlich, dass die verdächtigten ehemaligen Internatsschüler nicht nur brutale Gewalt-täter sind, sondern auch emotional schon in ihrer Kindheit und Jugend von ihren Eltern vernachlässigt und massiv in ihrer Persönlichkeitsentwicklung geschädigt worden sind. Die psychisch belastete Haupt-täterin, die sich für Gewalttaten ihrer Mittäter an ihr selbst rächen will und ansatzweise Reuegefühle für ihre Gewalttaten empfindet, realisiert schließlich ihre Form von Selbstjustiz und trägt dazu bei, dass Moerck und Assad sich aus einer scheinbar ausweglosen Situation befreien können. Das Buch ist spannend und beschreibt brutale Gewalttaten, über deren so breite Darstellung man sich streiten kann. Ich persönlich finde diese Darstellung von Gewalt zu exzessiv. Dennoch ist es auch ein gesellschaftskritischer Roman, der trotz einer spektakulären Überspitzung die Frage nach den moralischen Grundlagen einer vermögenden scheinbaren Elite stellt. Trotz aller Brutalität enthält dieser Roman aber auch viele komische Elemente und erfasst auch Themen wie Liebe, Partnerschaft, Krankheit und körper-liche Behinderung, Korruption bzw. Vetternwirtschaft, Fehler und Spannungen in der Polizeiarbeit sowie die Rolle von betreuenden Psychologen.
Insgesamt ist dieser Roman ein lesenswerter Kriminalroman, den ich trotz einiger Bedenken empfehlen kann.