Gesundheit & Seniorenfachhandel Enterale Ernährung

Enterale Ernährung: Wissenswertes zur Nährstoffaufnahme per Sonde

Gutes Essen bedeutet für viele Menschen Lebensqualität. Neben dem Genuss von schmackhaften Speisen spielt häufig der soziale Faktor eine wichtige Rolle. Ob beim Abendbrot mit der Familie, dem Brunch mit Freunden oder bei festlichen Anlässen: Das gemeinsame Speisen hat für viele Menschen eine große emotionale Bedeutung. Umso schwieriger ist die Situation für all jene Personen, die ihre Nahrung nicht wie gewöhnlich zu sich nehmen können. In solchen Fällen ist die enterale Ernährung per Sonde häufig eine bewährte Lösung.

Ältere Frau, Küchenzeile im Hintergrund ©Freepik.com


1. Ernährungsdefizite mit Trinknahrung ausgleichen

2. Enterale Ernährung: Indikation und Ziele im Überblick

3. Enterale Ernährung von Senioren: Methoden zur Durchführung

3.1. Nasoenterale Sonden für Senioren

3.2. Perkutane endoskopisch-kontrollierte Gastrostomie

3.3. Feinnadel-Katheter-Jejunostomie

4. Sondennahrung bei enteraler Ernährung

5. Vorteile enteraler Ernährung im Vergleich zu parenteraler Ernährung bei Senioren

6. Enterale Ernährung bei Senioren: Komplikationen und Risiken

6.1. Verdauungsprobleme

6.2. Einschränkung der Selbstbestimmung

6.3. Refeeding-Syndrom


Es gibt zwei Arten von künstlicher Ernährung: die enterale und die parenterale Ernährung. Ihr Ziel ist es, einer Mangelernährung vorzubeugen oder dieser entgegenzuwirken. Können Betroffene keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen, kommt die Ernährung mithilfe von flüssiger Trinknahrung oder per Sonde in Betracht. Demnach ist der Magen-Darm-Trakt involviert und die Nahrung kann normal verdaut werden. Die Parenterale Ernährung hingegen erfolgt über einen Venenzugang. Auf diese Weise gelangen die Nährstoffe direkt in die Blutbahn.

1. Ernährungsdefizite mit Trinknahrung ausgleichen

Können Senioren oder andere Betroffene nicht mehr genügend Nahrung zu sich nehmen, droht eine Mangelernährung. Ist der Mund-Rachen-Raum noch intakt, kann er hochkalorische Zusatznahrung aufnehmen. Weil in Zusatznahrung alle wichtigen Nährstoffe wie Vitamine, Mineralien, Eiweiße, Fette, Kohlenhydrate und Spurenelemente enthalten sind, deckt die Zusatznahrung den individuellen Nährstoffbedarf ab. Die Zusatznahrung steht in Flüssigform als Pulver, Creme oder in Flaschen zur Verfügung.

2. Enterale Ernährung: Indikation und Ziele im Überblick

Eine enterale Ernährung kommt in Betracht, falls Betroffene nicht essen dürfen, können oder wollen. Dieser Fall tritt beispielsweise bei Tumoren, nach HNO- oder Kieferoperationen oder bei neurogenen Schluckstörungen wie Schluckmuskellähmungen ein. Weitere Indikationen einer enteralen Ernährung bei Senioren sind Stoffwechselerkrankungen wie Mukoviszidose, gastroenterologische Beschwerden wie das Kurzdarmsyndrom oder Bewusstseinsstörungen.

Im Falle bestimmter Diagnosen, wie einem akuten Abdomen oder mechanischem Ileus, ist eine enterale Ernährung unmöglich. In einigen Fällen sprechen ethische Gründe gegen eine enterale Ernährung. Mit diesen ethischen Gründen geht oftmals der Wunsch von Patient:innen einher, keine lebensverlängernden Maßnahmen einzuleiten.

3. Enterale Ernährung von Senioren: Methoden zur Durchführung

Für eine enterale Ernährung stehen verschiedene Optionen zur Wahl. Die Entscheidung für eine optimale Sonde hängt zum einen von der der voraussichtlichen Ernährungsdauer ab. Zum anderen spielt Ernährungs- und Gesundheitszustand der jeweiligen Person eine Rolle. Wichtige Aspekte sind unter anderem eine Refluxneigung, die Akzeptanz der Sonde durch Betroffene und anatomische Besonderheiten.

3.1. Nasoenterale Sonden für Senioren

Bei einer nasoenteralen Sonde ist der Magen mit in den Verdauungsprozess integriert. Die Sonden werden durch die Nase gelegt. Erfahrungsgemäß kommt diese Form für eine kurz- bis mittelfristige Ernährung von etwa vier bis sechs Wochen in Betracht.

3.2. Perkutane endoskopisch-kontrollierte Gastrostomie

Die perkutane endoskopisch-kontrollierte Gastrostomie – auch als PEG abgekürzt – ist in erster Linie für eine Langzeiternährung von über vier Wochen geeignet. Diese Form der enteralen Ernährung basiert auf einem dauerhaften Zugang zum Magen mithilfe einer endoskopisch eingeführten Sonde durch die Bauchdecke. Indem die Mund- und Ösophaguspassage durch die Sonne umgangen wird, können Verletzungen oder sogenannte Ösophagusvarizen in dem Körperbereich abheilen.

3.3. Feinnadel-Katheter-Jejunostomie

Die Feinnadel-Katheter-Jejunostomie ist eine bewährte Alternative, falls eine nasoenterale Sonde oder PEG nicht möglich ist. Im Gegensatz zu den bereits vorgestellten Methoden wird die FKJ-Sonde im Rahmen eines bauchchirurgischen Eingriffs angelegt.

4. Sondennahrung bei enteraler Ernährung

Sondennahrung erhalten Patient:innen beispielsweise über eine Bolusapplikation, die durch Spritzen sehr zügig in die Sonden verabreicht wird. Diese Methode ist mit einigen Nachteilen wie häufigen Unverträglichkeiten oder einem erhöhten Risiko für Verunreinigungen verbunden. Bei einer Schwerkraftapplikation erhalten Betroffene die Pumpennahrung durch Überleitsysteme direkt in die Pumpe. Die Handhabung ist bei Schwerkraftapplikation unkompliziert, das Risiko einer Verunreinigung gering. Mithilfe einer pumpengesteuerten Applikation wird die Sondennahrung über eine Ernährungspumpe zugeführt. Die Keimbelastung ist in dem geschlossenen System gering.  Darüber hinaus lässt sich die Flussgeschwindigkeit individuell einstellen.

5. Vorteile enteraler Ernährung im Vergleich zu parenteraler Ernährung

Besteht eine Wahl, ist die enterale Ernährung stets der parenteralen Ernährung vorzuziehen. Enterale Ernährung bietet einen physiologischen Vorteil, da der Magen-Darm-Trakt in diese Ernährungsform mit einbezogen wird. Dadurch bleibt die Funktion des Organsystems bestehen. Der Magen-Darm-Bereich ist mit dem größten Lymphsystem unseres Organismus verbunden. Entstehen in diesem Bereich Schäden, wirken sich diese Einschränkungen auf den kompletten Organismus aus. Der größte Vorteil enteraler Ernährung ist es deshalb, dass der normale Stoffwechsel so gut wie möglich aufrechterhalten wird.

6. Enterale Ernährung bei Senioren: Komplikationen und Risiken

Das Infektionsrisiko ist bei der enteralen Ernährung wesentlich geringer als bei einer parenteralen Ernährung. Allerdings kann auch diese Ernährungsform Komplikationen verursachen. Steht optional eine Ernährung durch Trinknahrung zur Wahl, ziehen Mediziner diese Lösung zumeist vor.

Folgende Komplikationen treten bei einer enteralen Ernährung vergleichsweise häufig auf:

6.1. Verdauungsprobleme

Bei einer enteralen Ernährung treten Verdauungsschwierigkeiten relativ häufig auf. Klassische Verdauungsstörungen sind Übelkeit, Erbrechen, Reflux oder Diarrhoen. Häufige Ursachen für diese Beschwerden sind bakterielle Übersiedlungen des Darms oder bakterielle Verunreinigungen. Infolge der medikamentösen Begleittherapie erhöht sich das Risiko einer drohenden Fettintoleranz. Verdauungsstörungen können entstehen, wenn die Sondennahrung zu schnell verabreicht wird. Der Sondennahrung beigemengte Luft oder zu kalte Nahrung verursachen ebenfalls Verdauungsbeschwerden.

6.2. Einschränkung der Selbstbestimmung

Durch eine enterale Ernährung verändert sich der Lebensalltag betroffener Senioren maßgeblich. Die angepasste Ernährungsform ist ein massiver Eingriff in die Selbstbestimmung, auf den sich Betroffene gut vorbereiten sollten. Deshalb ist es wichtig, dass der Sondenlegung ein ausführliches Aufklärungsgespräch vorangeht. In dieses Gespräch sollten neben der betroffenen Person ebenfalls Angehörige, Pflegepersonal sowie behandelnde Mediziner einbezogen werden. Insbesondere für pflegende Angehörige ist es wichtig, ihre eigenen Sorgen zu äußern und die Ängste der betroffenen Person anhören. Selbstverständlich sollten Betroffene das Gesagte ernst nehmen. Oftmals genügt es Betroffenen bereits zu wissen, dass andere Personen stets ein offenes Ohr für ihre Probleme haben.

6.3. Refeeding-Syndrom

Nach Beginn der enteralen Ernährung tritt bei einigen Patient:innen das sogenannte Refeeding-Syndrom auf. Damit verbundene Beschwerden werden durch eine zu schnelle Zufuhr von normalen Nahrungsmengen nach einem längeren Zeitraum der Unterernährung erzeugt. Das Refeeding-Syndrom geht mit einer massiven Verschiebung des Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalts einher, die wiederum zu Abnormalitäten des Stoffwechsels sowie zu Mikronährstoff-Defiziten führen kann. Werden Betroffene zu schnell ernährt oder nehmen sie zu viel Nahrung zu sich, drohen ernstzunehmende Beschwerden wie Herzrhythmusstörungen oder Atemstillstand.

 


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