Sicherheit und Komfort durch das Smart Home

Ein Assistenz-System, Smart Home genannt, kann älteren Menschen den Alltag erheblich erleichtern, weil alltägliche Tätigkeiten ganz automatisch übernommen werden. Derzeit haben sich solche Systeme zwar noch nicht durchgesetzt. Dies könnte sich in Zukunft aber ändern, denn Smart Homes ermöglichen Senioren, lange in ihren eigenen vier Wänden zu wohnen.

Assistenzsysteme ermöglichen Senioren, sicher und komfortabel in ihrem Smart Home zu wohnen ©alexadre zweiger | Fotolia.com


1. Was ist ein Smart Home?

2. Was bedeutet Ambient Assisted Living (AAL)?

3. Möglichkeiten einer Musterwohnung: Was kann das Smart Home?

3.1. Flur und Küche

3.2. Wohn-, Schlafzimer und Bad

3.3. Beleuchtung, Heizung und Alarmanlage

4. Wie funktioniert die Notruf- und Erinnerungsfunktion?

5. Was kostet ein Smart Home und wie kann es finanziert werden?

6. Welche Vorteile bietet das Smart Home für Senioren?


Viele Menschen möchten so lange wie möglich im eigenen Zuhause leben. Doch mit zunehmendem Alter fällt es häufig schwer, den Alltag zu bewältigen. Hier kann das Smart Home als Erweiterung des sogenannten „Ambient Assisted Living" (AAL) eine sinnvolle Alternative zum Umzug ins Pflegeheim sein. Ob in der Küche, im Schlafzimmer oder im Bad – Assistenzsysteme passen sich den Gewohnheiten der Bewohner an und hilft bei alltäglichen Abfolgen im Haus. Im Notfall kann der Bewohner ganz leicht den Notruf betätigen. Viele Systeme setzen den Notruf automatisch ab, wenn sie merken, dass es dem Bewohner schlecht geht. Sie reagieren auf Bewegungen der Bewohner – und merken sofort, wenn sich jemand nicht mehr regt. Angehörige werden im Notfall direkt übers Smartphone informiert.

1. Was ist ein Smart Home?

Unter "Smart Home" versteht man ein Zuhause, das mit Informations- und Sensortechnik ausgestattet ist. Es soll die Lebens- und Wohnqualität der Bewohner verbessern, aber auch Sicherheit und effiziente Energienutzung bieten. Das „Smart Home" vernetzt sich innerhalb der Räume und nach außen, zum Beispiel mit Smartphones von Angehörigen. In einem so vernetzten Zuhause funktionieren Heizungen, Türen, Fenster, Beleuchtungen, Betten, Jalousien und Hilfsgeräte im Bad automatisch und können auch manuell, zum Beispiel über Smartphones, bedient werden. Ebenfalls in Gebrauch neben dem „Smart Home" sind die Begriffe "Smart Living" und "Intelligent Home". Sie bedeuten auf Deutsch in etwa dasselbe, nämlich „intelligentes Wohnen" oder „intelligentes Zuhause".

2. Was bedeutet Ambient Assisted Living (AAL)?

Für ältere Menschen ist insbesondere das sogenannte „Ambient Assisted Living" von Bedeutung. Die Abkürzung AAL steht im Deutschen für „Altersgerechte Assistenzsysteme für ein gesundes und unabhängiges Leben". Darunter verstecken sich Konzepte, Produkte und Dienstleistungen, die durch Technik die Lebensqualität für Menschen in allen Lebensphasen, vor allem im Alter, erhöhen sollen. Das „Smart Home" mit speziellen Assistenz-Systemen für Menschen fortgeschrittenen Alters ist eine Erweiterung bzw. Umsetzung des AAL. Bisher haben sich solche ganzheitlichen Assistenzsysteme noch nicht durchgesetzt, weil unter anderem die Themen Überwachung, Datenschutz und Verlust zwischenmenschlicher Beziehungen Bedenken auslösen. Das könnte sich aber im Hinblick auf den demographischen Wandel und dem Wunsch vieler, im Alter zuhause wohnen zu können, ändern. Heute schon erfolgreich ist der Hausnotruf, den bereits viele Seniorinnen und Senioren nutzen, um sich daheim sicherer zu fühlen.

3. Möglichkeiten einer Musterwohnung: Was kann das Smart Home?

Die Möglichkeiten zur Nutzung des Smart Homes sind vielfältig. In jedem Raum lassen sich technische Hilfsmittel einsetzen, die über das System gesteuert werden können und sich gegebenenfalls selbst steuern –zum Beispiel über Bewegungsmelder. 2011 wurde in Wolfsburg eine „Smart-Home"- Musterwohnung eingerichtet, in der heute bereits fast 60 Unternehmen ihre Technologien präsentieren. Die komfortable und barrierefreie Wohnung dient als Beratungs- und Schulungsort für interessierte Verbraucher, Handwerker, Pflegekräfte usw.

3.1. Flur und Küche

Mit einer Chipkarte oder einem Türcode öffnet und schließt sich die Eingangstüre dieser Musterwohnung automatisch. Anschließend wird der Bewohner per Lautsprecherdurchsage begrüßt. In der Küche sind die Küchenschränke höhenverstellbar und ermöglichen so ein bequemes Verstauen der Einkäufe. Auch die Arbeitsplatte mit Herd und Spüle kann heruntergefahren werden. Auf diese Weise können Rollstuhlfahrer selbstständig Essen zubereiten. Ein Bewegungsmelder schaltet den Herd ab, wenn sich zehn Minuten lang niemand in der Küche aufhält. So können Brände vermieden werden.

3.2. Wohn-, Schlafzimmer und Bad

Gardinen sind mit einem Lift versehen, so können sie zum Waschen ganz einfach heruntergefahren werden. Sämtliche Jalousien funktionieren elektrisch. Vor dem höhenverstellbaren seniorengerechten Bett liegt eine Sensormatte. Tritt man nachts darauf, geht automatisch ein gedämpftes Licht an. In diesem Moment stellt sich die Toilette im Bad auf die zuvor einprogrammierte Sitzhöhe des Benutzers ein – dank der Matte. Das Schlafverhalten des Bewohners wird von einigen Systemen wird von einigen Systemen aufgezeichnet. Auf Wunsch können Informationen wie nächtliche Unruhe – ein mögliches Symptom bei Demenzkranken – direkt an Smartphones Angehöriger oder an Pflegedienste und Ärzte gesendet werden. Das Bad verfügt über eine ebenerdige Dusche mit einklappbarer Sitzvorrichtung, die automatisch ausfährt, wenn jemand die Dusche betritt. Auch der Waschtisch ist höhenverstellbar.

3.3. Beleuchtung, Heizung und Alarmanlage

Verlässt man das Haus, kann die Beleuchtung mit einem einzigen Schalter ausgeschaltet werden – mit Ausnahme von Telefon, Kühlschrank und Waschmaschine. Sind beim Verlassen noch Fenster geöffnet, erinnert eine Durchsage daran, sie zu schließen. Heizung und Alarmanlage können ebenfalls per System gesteuert werden. Bei manchen Systemen können die Angehörigen auf bestimmte Funktionen, zum Beispiel auf die Steuerung der Heizung, zugreifen.

4. Wie funktioniert die Notruf- und Erinnerungsfunktion?

Ältere Menschen bekommen häufig Angst, wenn sie sich unwohl fühlen und dabei alleine zuhause sind. Zu den wichtigsten Aufgaben des Smart Homes gehören daher, Senioren Sicherheit in gefährlichen Situationen zu geben und die Gesundheit im Blick zu behalten. Neben der automatischen Notfallerkennung erinnert das System darum den Bewohner, eigenständig gesundheitliche Werte wie Blutzucker, Bluthochdruck und Gewicht und zu messen und Medikamente einzunehmen. Sind die Werte bedenklich, gibt das System dem Bewohner darüber Auskunft. Die gespeicherten Werte können auf Wunsch an einen Arzt oder Pflegedienst weitergeleitet werden. Können der Arzt oder die Pflegekraft in solchen Situationen nicht persönlich erscheinen, kann der Bewohner über ein Videotelefonat Kontakt mit ihnen aufnehmen. Mit einer Sprachsteuerung am Telefon kann der Senior Angehörige anrufen, ohne Telefonnummern eingeben zu müssen.

TIPP DER REDAKTION:

Eine Notruf-Armbanduhr kann außerhalb des Zuhauses den Hausnotruf sinnvoll ergänzen. Bei Betätigung des Knopfes an der Uhr wird eine Vertrauensperson benachrichtigt, die anschließend den Notruf absetzen oder einen Arzt bzw. Pflegedienst kontaktieren kann.

5. Was kostet ein Smart Home und wie kann es finanziert werden?

Der Preis für ein ganzheitliches Assistenz-System in einem Neubau ist durchaus hoch. Alleine die Basis-Versionen der meisten Anbieter kosten etwa 10.000 Euro. Allerdings können die Kosten bei Bestandswohnungen deutlich niedriger gehalten werden, weil lediglich Umbaumaßnahmen nötig sind. Die Ausgaben hierfür belaufen sich auf rund 2.500 bis 5.000 Euro. Leider ist eine Finanzierung über die Pflegekasse oft schwierig. Zwar bezuschussen Pflegekassen sogenannte wohnumfeldverbessernde Maßnahmen mit bis zu 4.000 Euro, haben aber oft Schwierigkeiten, die neuen Technologien als solche Maßnahmen anzuerkennen. Als relativ neuer Trend ist das Smart Home bei der Leistungspraxis der Pflegekassen noch von geringer Bedeutung.

HINWEIS DER REDAKTION:

Wenn ein persönliches Gespräch mit der Pflegekasse nicht erfolgreich ist, kann die KfW-Bank mit dem Kreditprogramm „Altersgerecht Umbauen" eine alternative Finanzierung bieten. Innerhalb dieses Programms bezuschusst die KfW-Bank zudem Maßnahmen zum Einbruchsschutz mit bis zu 1.600€. Darunter fallen zum Beispiel Personenerkennung an Haus- und Wohnungstüren, intelligente Türschlösser sowie baugebundene Assistenzsysteme wie (Bild-)Gegensprechanlagen, Bewegungsmelder, Beleuchtung und baugebundene Not- und Rufsysteme.

6. Welche Vorteile bietet das Smart Home für Senioren?

Gegenüber elektronischen Assistenz-Systemen besteht noch einige Skepsis. Häufige Argumente sind, dass zwischenmenschlicher Kontakt verloren geht und Senioren von Angehörigen, Pflegekräften und Ärzten „überwacht" werden. Dabei geht es beim „Ambient Assisted Living" nicht um Kontrolle durch vollkommene Technisierung des Alltags, sondern um eine Kombination von Technik und Dienstleistung. Meistens sind nicht alle der vorgestellten Spezialgeräte notwendig, sondern können nach Bedarf mit dem System kombiniert werden.

Natürlich ersetzt ein Smart-Home-System weder persönliche Zuwendung noch notwendige Arztbesuche oder professionelle Pflegekräfte, kann sie aber ergänzen. Angehörige können sich über Aufenthaltsort und Wohlbefinden ihres Mitmenschen informieren und bei Gefahrensituationen gegebenenfalls sofort eingreifen. Die Daten sind dabei gesichert – möglich ist eine anonymisierte Datenübertragung ebenso wie eine Verschlüsselung medizinisch sensibler Informationen. Auf Wunsch können auch alle Informationen im Haus bleiben.

Das Smart Home kann zur Entlastung der Angehörigen beitragen, denn sie wissen ihren Mitmenschen stets gut betreut und versorgt. Auch Pflegekräften wird das Helfen deutlich erleichtert, denn sie können von den vielfältigen Funktionen, zum Beispiel der höhenverstellbaren Toilette, profitieren. In erster Linie aber kann eine smarte Wohnung oder ein smartes Haus einem Menschen ermöglichen, bis ins hohe Alter im eigenen Zuhause zu leben – und damit zur Zufriedenheit und Wohlbefinden des Bewohners beitragen.

 

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