Besser oder billiger?


Besser oder billiger?

 

In der letzten Zeit hat sich in der IT-Branche unheimlich viel getan. Wenn ich da an die Zeit vor dreißig Jahren denke, läuft mir heute noch der Schweiß die Stirn herunter. Da lag das Modem auf dem Schreibtisch, der Telefonhörer okkupierte die halbe Zeit die Leitung - und das alles kostete einen Haufen Geld, alles lief ja über die Telefonrechnung. Dann kamen die Pauschalangebote - und, und, und …
       Schnee von gestern, heute lacht man darüber. Die Problematik ist eine andere geworden. Dabei habe ich heute überlegt, warum eigentlich alle Menschen die Künstliche Intelligenz(?) wollen.
       Gut, viel Geld kostet es immer noch,(oder schon wieder?) Doch ich denke, es liegt daran, dass die Resultate durch die K.I. spottbillig werden!
       Werbeagenturen lassen Bilder von KI-Algorithmen generieren, Tesla trainiert damit seine selbstfahrenden Autos, das niedersächsische Justizministerium will KI einsetzen, um massenhaft Gerichtsverfahren zu bearbeiten, und Spieleentwickler nutzen diese Technik, um Spielewelten mit Inhalten zu befüllen.
       Warum also? Weil KI seinen Job besser macht als Menschen? Märchenerzählungen feiern fröhliche Auferstehung. Nicht einmal der fanatischste KI-Fan, mit dem man über dieses Thema spricht, wird dies behaupten. Jeder sagt dabei meist, dass die KI schneller und effizienter ist als Menschen. Was genau heißt das denn genau?
        Effizienter und schneller, aber nicht besser? Das bedeutet schlicht und einfach, die KI ist billiger. Das folgt einem Trend, den man in der Digitalbranche seit Jahren beobachten kann. Produkte werden nicht besser, sie werden billiger produziert.
       Innovation beschränkt sich mittlerweile für die meisten Unternehmen darauf, beim Verkauf eines Produkts mehr zu verdienen und mehr Kunden einzureden, dass sie das Produkt haben wollen – völlig unabhängig davon, ob es in der Realität ein gutes Produkt ist. Und - in diesen Plan passt KI genau.
       Wir brauchen also mehr Ergebnisse, aber bitte: Hauptsache billig! Wie gut das alles wirklich ist, interessiert doch niemanden.
 
       Was mir dabei als Nebenprodukt schwer zu schaffen macht: Im literarischen Bereich wird unsere schöne deutsche Sprache, seit Jahrhunderte gewachsen, durch die KI so zu einem Sprach-Konglomerat verunstaltet, dass jedem Leser grausen müsste.
       Ein Beispiel. Kürzlich versuchte ich einen Roman zu lesen, der in der Presse angekündigt wurde. (Ich möchte den Namen hier nicht erwähnen.) Nach 15 Seiten war das Wort »Grinsen« schon neun Mal erschienen! Jegliche Synonyme für das das Wort »lächeln, lachen oder ähnliche« waren hier von KI auf ein Wort reduziert worden! Das war kein Einzelfall. Zum Glück stand der Papierkorb sehr nahe meines Platzes …

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Kommentare (1)

KnudButtnase

Oder,
noch ein Beispiel.

Wenn ich das Wort MEGA höre oder lese, könnte ich aus der Hose springen.
Alles ist MEGA.
Toll!!

Es muss doch möglich sein, und es ist möglich, Dinge viel differenzierter zu artikulieren oder zu beschreiben.


Nur mal so...

Knud


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